BAYERN/OBERPFALZ MITTELBAYERISCHE ZEITUNG B3 FREITAG, 27. NOVEMBER 2015 SEITE 11 Rassismus abgestritten GERICHT Angeklagte weisen Vorwürfe nach Attacke auf Asylbewerber zurück. Die Preisträger: Dr. Adalbert Weiß (l.), Ulrike Meier-Quéruel (2.v.l.) und Hazar Haj (4.v.l.) mit Prof. Dr. Udo Hebel (r.) und der Leiterin des International Office, Fotos: altrofoto.de Marianne Sedlmeier. Stellvertretend für die verhinderte Emilia Lindroos nahm Dekan Prof. Dr. Jörg Fritzsche den Preis entgegen. Uni ehrt langjährige Wegbegleiter AUSZEICHNUNG Beim Dies aca- demicus erhielten Dr. Adalbert Weiß und Ulrike Meier-Quéruel die Medaille „Bene Merenti“ der Universität Regensburg. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● VON LOUISA KNOBLOCH, MZ ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Einblicke in die aktuelle medizinische Forschung bekamen die Gäste beim Dies academicus der Universität Regensburg gestern Abend im Audimax. Mit dem Festakt erinnert die Universität an die Aufnahme des Studienbetriebs im Wintersemester 1967/68. Präsident Prof. Dr. Udo Hebel gab zunächst einen Überblick über die Entwicklung der Universität im vergangenen Jahr und stellte die Systemakkreditierung, erfolgreiche Anträge etwa bei der Qualitätsoffensive Lehrerbildung und das gute Abschneiden vor allem der Natur- und Lebenswissenschaften in Rankings heraus. REGENSBURG. Hoffnung auf die Immuntherapie Gut vorangekommen sei man auch bei der Etablierung außeruniversitärer Forschungseinrichtungen am Standort Regensburg, so Hebel. Neben dem Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS) strebt das Regensburger Centrum für Interventionelle Immunologie (RCI) die Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft an. Als neuer RCI-Direktor wurde im März Prof. Dr. Philipp Beckhove aus Heidelberg berufen. In seinem anschaulichen Festvortrag zeigte Beckhove „Erfolge und Perspektiven der Immuntherapie“ in der Behandlung von Krebspatienten auf. So gelinge es mit speziellen Medikamenten, „Stopp-Moleküle“ auf den Tumorzellen auszuschalten, die einen Angriff durch T-Killerzellen verhindern. Bei Patienten, die nicht genug solcher Killerzellen bilden, könnten diese aus dem Tumor isoliert, im Labor vermehrt und dem Patienten anschließend wieder injiziert werden. „Durch die Immuntherapie kann man bei Patienten, bei denen keine konventionelle Therapie mehr wirksam ist, erstaunliche Erfolge erzielen.“ ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Mit dem DAAD-Abschlusspreis für herausragende internationale Studierende wurde die Psychologie-Studentin Hazar Haj aus Israel ausgezeichnet. In ihrer Masterarbeit vergleicht sie verschiedene diagnostische Instrumente, um die effektivste Methode zur Diagnose von psychischen Störungen bei Flüchtlingen zu finden. Zudem betreut Haj eine wöchentliche Sprechstunde für Flüchtlinge mit psychischen Problemen. Den Förderpreis „Sprache und Recht“ erhielt Emilia Lindroos aus Finnland für ihre Doktorarbeit „Im Namen des Gesetzes“. Darin vergleicht sie formelhafte Wendungen in deutschen und finnischen Strafurteilen. Mit der Universitätsmedaille „Bene Merenti“ wurden in diesem Jahr gleich DER NEUE RCI-DIREKTOR ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ➤ Prof. Dr. Philipp Beckhove ist seit dem 1. März 2015 Inhaber des neuen Lehrstuhls für Interventionelle Immunologie an der Universität Regensburg. ➤ Als Nachfolger von Prof. Dr. Reinhard Andreesen ist Beckhove zudem neuer Direktor des Regensburger Centrums für Interventionelle Immunologie (RCI). ➤ Nach seinem Medizinstudium spezialisierte sich Beckhove auf den Bereich der Krebsforschung. Zuletzt leitete er kommissarisch die Abteilung für Translationale Immunologie am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Prof. Dr. Philipp Beckhove hielt den Festvortrag. Foto: altrofoto.de zwei Personen gewürdigt, die sich besonders um die Universität Regensburg verdient gemacht haben. Zum einen Ulrike Meier-Quéruel, die 38 Jahre lang bis zu ihrem Ruhestand im Juli dieses Jahres beim Studentenwerk Niederbayern/Oberpfalz für die Sozialberatung von Studierenden, Partnerschaftsbeziehungen zu Studentenwerken im Ausland und vor allem für die Kulturförderung zuständig war. Als sichtbarste Initiative ihrer Arbeit bezeichnete Hebel das Theater an der Universität, das derzeit von 19 universitären Gruppen bespielt wird. Dieser Erfolg sei vor allem Meier-Quéruels liebevoller, geduldiger und fürsorglicher Betreuung zu verdanken. Dank für unermüdlichen Einsatz Die zweite Medaille überreichte Hebel an Ministerialdirigent a.D. Dr. Adalbert Weiß, bis zu seinem Ruhestand im März Amtschef für den Bereich Wissenschaft und Kunst im Bayerischen Kultus- und Wissenschaftsministerium. Neben der Vorbereitung der Hochschulen auf den doppelten Abiturjahrgang und der Weiterentwicklung der Universitätsklinika habe sich Weiß auch dafür eingesetzt, dass die Generalsanierung der Universität Regensburg in Angriff genommen worden sei, betonte Hebel. „Die heutige Leistungsfähigkeit der Universität Regensburg wäre ohne seinen unermüdlichen Einsatz nicht denkbar.“ REGENSBURG. Im Prozess um eine Attacke auf einen 18 Jahre alten Asylbewerber in einem Zug in Niederbayern haben die drei Angeklagten ein rassistisches Motiv bestritten. Bei der Tat hätten die beiden hauptangeklagten Brüder unter Drogeneinfluss gestanden, eine ausländerfeindliche Gesinnung hätten sie nicht, sagten die Verteidiger der 18 und 25 Jahre alten Männer gestern vor dem Landgericht Regensburg. Die Brüder müssen sich mit einem dritten Mann wegen versuchten Totschlags verantworten. Laut Anklage hatte das Trio wenige Tage vor Weihnachten den jungen Mann aus Mali in Niederlindhart (Landkreis Straubing) attackiert, als dieser den Regionalzug verlassen wollte. Die Täter zogen ihm die Jacke über den Kopf und schlugen und traten auf den 18-Jährigen ein. Der jüngste Angeklagte hatte zu Prozessbeginn drei Faustschläge gegen das Opfer eingeräumt. Zudem habe sein älterer Bruder zweimal mit einem Nothammer zugeschlagen. Der dritte Mann habe sich nicht an der Attacke beteiligt. Die Brüder sind wegen Körperverletzung vorbestraft und standen zur Tatzeit noch unter Bewährung. Der Vertreter der Nebenklage ist überzeugt, dass die Angreifer aus rassistischen Motiven gehandelt haben. Vor allem der ältere Bruder habe eine „unerträglich feindliche Gesinnung gegenüber Ausländern“, sagte Rechtsanwalt Nico Werning aus München, der das Opfer vertritt. In E-Mails, Kurznachrichten und Telefonaten, die das Gericht gestern vorgelesen hatte, wurde das Opfer von den Brüdern immer wieder als „Nigger“ beschimpft. Der 18-Jährige aus Mali hatte bei der Attacke eine Gehirnerschütterung sowie zwei Platzwunden und Prellungen am Kopf erlitten. Ursprünglich war für gestern das Urteil geplant. Nachdem die Verteidiger jedoch weitere Beweisanträge gestellt hatten, ist der 14. Dezember für die Schlussvorträge vorgesehen. (dpa) Am Bahnhof Niederlindhart wurde ein afrikanischer Asylbewerber in einem Zug zusammengeschlagen. Foto: dpa
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