LÄGEREPOSCHT

LÄGEREPOSCHT
Zeitschrift der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft Lägern
Ausgabe 44 | Mai 2015
EDITORIAL
Das Gewinnerprojekt überzeugt
Erfreuliches gibt es von der Siedlung Klosterbrühl zu berichten.
Nach umfangreichen Vorarbeiten konnte der Architekturwettbe­
werb im März abgeschlossen werden.
In der Lägere Poscht haben wir ausführlich darüber berichtet,
dass die Siedlung nicht mehr den Ansprüchen an zeitgemässem
Wohnen genügt. Wir haben die Aufgabe, langfristig zu planen und
unseren Gesamtbestand an Wohnungen kontinuierlich im
Stand zu halten. Auch in Zukunft soll Lägern Wohnen at­
traktive Wohnungen anbieten können. Weil sich eine Reno­
vation der Gebäude aus vielen Gründen als nicht sinnvoll
erwies, haben wir uns für eine komplette Erneuerung des
Klosterbrühls entschieden.
Die Vorgaben an die Teilnehmer des nun abgeschlosse­
nen Wettbewerbs ergaben sich aus einer vorgängigen
Testplanung und den mit den Bewohnerinnen und Be­
wohnern des Klosterbrühls durchgeführten Gesprächen.
Von den 36 an der Präqualifikationsrunde teilnehmenden Teams
wurden schliesslich diejenigen zwölf Teams für den Architektur­
wettbewerb zugelassen, welche ein vielfältiges Spektrum an un­
terschiedlichen Lösungen erwarten liessen. Die Resultate zeigen,
dass das Vorgehen richtig war: Das prominent besetzte Beurtei­
lungsgremium wählte unter ausnahmslos interessanten Vorschlä­
gen das Gewinnerprojekt. Es überzeugt in jeder Hinsicht und
erfüllt alle Versprechen, die wir uns selbst und unseren Genos­
senschafterinnen und Genossenschaftern gegeben haben. Mehr
dazu erfahren Sie im Beitrag «Ein Projekt, das zu uns passt». Alle
Wettbewerbsbeiträge können Sie übrigens vom 13. bis 19. Mai
2015 an der Ausstellung in Wettingen sehen.
EIN PROJEKT, DAS
ZUR GENOSSENSCHAFT PASST
Der Architekturwettbewerb Klosterbrühl ist entschieden. Die Qualitäten des Siegerprojekts decken sich mit den genossenschaftlichen Idealen
von Lägern Wohnen.
Das Projekt «Gartengeschichten» der Zürcher Arbeitsge­
meinschaft Galli Rudolf Architekten und Wülser Bechtel
Architekten hat das Rennen um die Erneuerung unserer
Siedlung Klosterbrühl in Wettingen gemacht. Das Preisge­
richt war von den zwölf unterschiedlichen Wettbewerbs­
projekten und deren ausgereifter Konzipierung beein­
François Chapuis, Portfoliomanagement
Fortsetzung
LIEGENSCHAFTEN
Die städtebaulich gelungene
Stellung der Gebäude
definiert attraktive Gartenhöfe und erlaubt zugleich
eine Bebauung in Etappen.
Wohnzimmer des
Siegerprojekts.
druckt. Entscheidend für den ersten Preis war
die Tatsache, dass sich die städtebaulichen
und architektonischen Qualitäten des Beitrags
«Gartengeschichten» vollkommen mit den ge­
nossenschaftlichen Idealen decken. Mehrere
untereinander vernetzte Gartenhöfe schaffen
ideale Aussenräume für das Zusammenleben.
Die hohe Zahl von insgesamt 227 Wohnungen
gewährleistet preisgünstige Mieten. Ein brei­
ter Mix an Wohnungen für Familien jeglicher
Grösse erlaubt – entsprechend den Lebens­
abschnitten der Bewohnerinnen und Bewoh­
ner – Veränderungen innerhalb der Siedlung.
Die modernen Wohnungsgrundrisse sind indivi­
duell und gut möblierbar, alle Wohnungen sind
hervorragend belichtet, verfügen über grosse
Balkone und sind selbstverständlich – dank
Aufzügen und schwellenlosen Durchgängen
– behindertengerecht. Kompakte Bauvolumen
erfüllen weitgehend die Erfordernisse der öko­
logischen Nachhaltigkeit. Das Projekt lässt sich
auch, wie vorgegeben, problemlos in Etappen
realisieren. Somit wird ein Teil der Bewohner­
schaft auch während der Erneuerung weiterhin
im Klosterbrühl bleiben können. Dies war ein
wichtiges Anliegen und der Vorstand freut sich,
auch dieses Versprechen halten zu können.
Für das erfreuliche Ergebnis ist auch das
Architektinnen-Duo Kiss Rutz mitverantwort­
lich, das den Wettbewerb vorbereitet und be­
gleitet hat. Noch hat das Projekt aber einige
Hürden zu nehmen. Im Mai werden die Ge­
nossenschafterinnen und Genossenschafter
an der Generalversammlung über den Projek­
tierungskredit befinden. Als Nächstes wird
dann der Gestaltungsplan erarbeitet, der nach
Bewilligung durch den Aargauer Regierungs­
rat die rechtliche Grundlage für die Bebauung
schafft. Schliesslich muss die Genossenschaft
nach erfolgter Projektplanung und Baubewilli­
gung über den Baukredit abstimmen. Ob dies
bereits an der Generalversammlung 2016 ge­
schehen kann oder erst 2017, ist zurzeit noch
offen. Baubeginn wäre im besten Fall Ende
Sommer 2017.
Besuchen Sie die Ausstellung der Beiträge zum Architekturwettbewerb:
Mittwoch, 13. bis Sonntag, 17. Mai 2015
jeweils von 14.00 bis 18.00 Uhr sowie
Montag, 18. und Dienstag, 19. Mai 2015
jeweils von 17.00 bis 20.00 Uhr im
Lägernsaal des Sportzentrums Tägerhard,
Tägerhardstrasse 122, Wettingen.
2
MIETER
EIN JUWEL IM GARTEN
Seit über zwei Jahrzehnten ist Hanna Murbach Hauswartin im
Rösslimatt. In die Ausgestaltung des Gartens haben sie und ihr
Mann viel Energie investiert.
DIE ARBEITER IM
HINTERGRUND
Unkraut würde in den Him­
mel schiessen, Zugänge
würden im Winter ungesal­
zen bleiben, Treppenhäuser
verstauben. Ohne die vielen
Arbeiterinnen und Arbeiter
im Hintergrund, die Haus­
warte und Hauswartinnen
sowie Helferinnen und
Helfer der Siedlungen von
Lägern Wohnen, könnte
die Genossenschaft nicht
das sein, was sie ist. Aus
diesem Grund widmet die
Lägere Poscht den stillen
Schaffern und fleissigen
Bienchen im Hintergrund
eine Artikelserie.
Der Garten der Liegenschaft im Rösslimatt 2
und 4 in Wohlenschwil präsentiert sich als klei­
ne Idylle. Unter einem Nussbaum bietet eine
Pergola einen schattigen Erholungsraum. Ein
Cheminée stellt eine Grillmöglichkeit bereit und
Festbänke garantieren Platz für kleine Feiern
jeglicher Art. Diese haben denn auch schon
ausgiebig stattgefunden, als Erstes stand die
Einweihung der sogenannten «Ramazzotti Lau­
be» an, benannt nach dem Getränk, das im
Garten oftmals konsumiert worden ist. Die Lau­
be war seit ihrer Errichtung vor über zehn Jah­
ren Standort von Geburtstagspartys, Brunchs,
Jubiläen und zahlreichen gelegentlichen Zu­
sammentreffen der Nachbarschaft.
Die kleine Oase verdankt ihre Existenz neben
zahlreichen Helfern Hanna und Arthur Mur­
bach. Die beiden wohnen seit 1988 im Röss­
limatt. Seit 1993 arbeitet Hanna Murbach als
nebenamtliche Hauswartin. In den zwei De­
kaden habe sich die Arbeit des Hauswartens
nicht wesentlich verändert. Es seien die übli­
chen Arbeiten, die eben anfallen: Reinigen der
Treppenhäuser und der Kellerräume, Rasen­
mähen, Schneeschaufeln im Winter. Zuweilen
seien die Schneeberge derart gross gewesen,
dass sich die Frage gestellt habe, wohin damit.
«Ich mag die Arbeit im Freien», sagt die erfah­
rene Hauswartin. Seit der Frühpensionierung
geht ihr Mann ihr vermehrt zur Hand. Früher
halfen auch die Kinder mit. «Wir haben immer
miteinander gearbeitet.»
Leben im Provisorium
Als prägendste Zeit ist den beiden wohl jene
des Umbaus in Erinnerung geblieben. Die
Fenster wurden ausgewechselt, die Küche so­
wie Bad, WC und Dusche. Im Freien fungier­
ten zwei Container als Dusche und Toilette. Ein
Ping Pong-Raum wurde kurzerhand zur Küche
umgebaut. «Es war ein Gefühl, als ob wir auf
einem Campingplatz Ferien machen würden»,
erinnern sich die beiden. Jeden Abend hätten
sie die Wohnung mit dem Industriestaubsauger
Resultat zahlreicher helfender Hände: Die Ramazzotti Laube.
3
LÄGERN WOHNEN
Einladung zur ordentlichen
GENERALVERSAMMLUNG
Freitag, 29. Mai 2015, 18.00 Uhr
Trafohalle in Baden
Traktanden
1. Begrüssung und Feststellung der Präsenz
2. Wahl der Stimmenzähler
3. Protokoll der ordentlichen Generalversammlung
vom 16. Mai 2014
4. Jahresbericht
5. Jahresrechnung und Gewinnverteilung/
Bericht der Revisionsstelle
6. Entlastung des Vorstandes und der Verwaltung
7. Wahl eines Vorstands-Mitglieds
8. Kreditvorlagen
8.1 Projektierungskredit Ersatzneubau Klosterbrühl
in Wettingen
8.2 Heizungsersatz Hardstrasse 51, 53, 55 in Wettingen
9. Anträge
9.1 Anträge des Vorstands
9.2 Anträge der Genossenschafter und
Genossenschafterinnen
10. Verschiedenes
Im Anschluss an die Generalversammlung laden wir Sie
gerne zu einem Nachtessen ein.
Anträge von Genossenschafterinnen und Genossenschaf­
ter sind schriftlich bis zum 15. Mai 2015 der Verwaltung
einzureichen. Die Akten im Sinne von Art. 856 OR liegen ab
dem 18. Mai 2015 während der ordentlichen Bürozeit auf
der Verwaltung zur Einsicht auf.
Freundliche Grüsse
Im Namen des Vorstands
Patrick Bürgi, Präsident
NB:
Die Mitgliedskarte gilt als Eintrittskarte und berechtigt
zum Bezug der Stimmkarte bei der Eingangskontrolle.
Genossenschafterinnen und Genossenschafter können sich
durch handlungsfähige Familienangehörige vertreten lassen
(Statuten Art. 23).
4
gereinigt. Denn trotz der Plastikplane sei einiges
an Staub in die Wohnung gedrungen. «Wenn
man sich am Abend ins Bett legte, musste man
mit einer aufgewirbelten Staubwolke rechnen»,
erzählt Arthur Murbach lachend. Obwohl es
eine schöne Zeit gewesen sei, wollten sie nicht
nochmals mit solchen Entbehrungen leben.
«Wenn ich am Abend zum Haus gefahren bin,
sah es aus, als hätte ein Hurrikan gewütet», so
Murbach.
Ort der Erinnerungen
Nach dem Umbau 2001 wurde von den dama­
ligen Mietern die Laube errichtet. Ein Nachbar
habe die Steine gebracht, die Verwaltung habe
Platten und Bänke bereitgestellt und von einem
Kollegen habe man das Holz zu günstigen Kon­
ditionen erhalten. Die Kosten seien unter den
Nachbarn verteilt worden. Mit der Pergola ver­
knüpfen die Murbachs viele schöne Erinnerun­
gen. Die Pergola ist ein Ort der Erinnerungen,
Erinnerungen an die Einweihung, Geburtstage,
Feste. «Die Pergola ist Gold wert, wir haben
die Hälfte unserer Zeit hier verbracht. Den Tag
der Nachbarn brauchen wir deshalb gar nicht.
Den feiern wir hier die ganze Zeit über.» Über­
haupt seien die guten nachbarschaftlichen Be­
ziehungen das grosse Plus an dieser LägernSiedlung. Früher sei die Pergola ein Treffpunkt
gewesen der Mieterinnen und Mieter, zu dem
sich auch weitere Nachbarn eingefunden hät­
ten. In jüngster Zeit habe der Platz durch zahl­
reiche Mieterwechsel etwas an Zulauf verloren,
was sich aber schnell ändern könne. «Es sind
die Sommermonate, die Kontakt stiften», freuen
sich Murbachs.
Hanna und Arthur Murbach am Ort
ihrer Erinnerungen.
MENSCHEN
Stand am Abgrund: Paul Golla.
HOFFNUNG AM ABGRUND
Arbeitslos, krank, obdachlos: Es kann schneller gehen, als man
denkt. Das Team des Sozialwerks Hope setzt sich für in Not geratene
Menschen ein. Eine neue Form der Hilfe ist das sogenannte
Wohnexternat. Lägern Wohnen unterstützt in dieser Sache als
Vermieterin die gemeinnützige Tätigkeit von Hope.
Paul Golla stand vor dem Aus: Zwei Jahre vor
der Pensionierung hat er die Arbeit verloren.
Als Computersupporter war er beruflich in
England und Deutschland unterwegs. Zuletzt
war er für die ABB in Baden tätig. Eine Krank­
heit riss ihn zusätzlich in ein Loch. Schliess­
lich konnte er seine Wohnung nicht mehr be­
zahlen. Er verlor das Dach über dem Kopf. Ein
Grossteil der Möbel musste verbrannt wer­
den, weil er einen Ort zur Aufbewahrung nicht
finanzieren konnte. «Ich habe mich aufgege­
ben und mir selbst die Schuld an der Situati­
on gegeben», sagt der heute 67-jährige Golla.
«Hätte mir jemand zwei Jahre, bevor das alles
geschehen ist, gesagt, dass ich bald auf der
Strasse stehen würde, hätte ich gelacht und
ihm geantwortet: “Du spinnst!“»
Heute lebt Paul Golla in einer Wohngemein­
schaft am Kappelerhof. Betreut wird sie vom
christlichen Sozialwerk Hope. Das betreute
Wohnen in dieser Weise gibt es erst seit letz­
tem Jahr. Paul Golla lebt seit dem Juli im soge­
nannten Wohnexternat. Es besteht aus externen
Wohnungen im Raum Baden, welche von Hope
gemietet werden, wodurch die in Not gerate­
nen Menschen von der vollen Verantwortung
für eine Wohnung entlastet werden. Zusätz­
lich werden sie durch Hope im individuell ge­
forderten Mass betreut, so dass sie langfristig
eigenständig wohnen können. Golla schätzt an
Hope besonders das familiäre Klima: «Ich hatte
nie das Gefühl, als Klient oder Patient wahrge­
nommen zu werden.» Irgendjemand vom Team
habe stets Zeit für die persönlichen Anliegen.
Die Grenzen zwischen Hilfesuchenden und
Mitarbeitern seien durchaus fliessend. Auch
dafür ist Paul Golla mittlerweile ein Beispiel. Je­
den Morgen geht er in das Wohnzentrum und
bereitet das Morgenessen vor, liest auch gerne
etwas vor; am Mittwochabend hilft er dem Ser­
viceteam beim Spaghettiplausch. Sein Engage­
ment als freiwilliger Mitarbeiter hat ihm den Titel
des Wohnzentrum-Opas eingebracht.
Hürden der Bürokratie
Das Sozialwerk Hope wurde 1983 vom ehe­
maligen BBC-Ingenieur Rudolf von Kelaita
gegründet. Es firmierte bis 2008 unter dem
5
MENSCHEN
Robert Peter, Daniela Fleischmann und Paul Golla (v.l.n.r.)
sind dankbar für die Unterstützung von Lägern Wohnen.
6
Namen «Jesus lebt Hilfswerk». Mit der Namens­
änderung im Jahr 2008 wollte die damalige
Vereinsversammlung das Image sanft moder­
nisieren und den irreführenden Verdacht jegli­
chen Sektierertums zerstreuen. Seit 2007 wal­
tet Daniela Fleischmann als Geschäftsführerin
des gemeinnützigen Vereins. Die Aufgaben
des Sozialwerks seien sehr wichtig, beson­
ders in einer Region, die wenige vergleichbare
Institutionen kenne. «Unsere Gesellschaft ist
hochgradig strukturiert und verfügt über eine
ausgeprägte Bürokratie», so Fleischmann, «so­
dass sich für Menschen in Not die Frage stellt,
wo sie Hilfe holen können.» Es seien eher «ein­
fache» Leute, die beim Hope auftauchen: «An
dem Tag, an dem die Polizei zur Wohnungsräu­
mung vor ihrer Tür auftaucht, stehen sie bei uns
auf der Matte.» Es sei eine wichtige Lücke, die
durch ihren Verein abgedeckt werde: «Die So­
zialwerke sind oftmals nicht erreichbar für die
einfachen Leute. Denn wie weiss ein Obdach­
loser, wo er sich die nötigen Papiere besorgen
soll? Wie soll er sie überhaupt ausfüllen?» In
solchen Momenten brauche es Hilfe. Die Men­
schen würden oftmals unverschuldet in Notsitu­
ationen rutschen, erklärt Daniela Fleischmann.
Manchmal treibe sogar die Bürokratie beson­
ders bunte Blüten: «Einmal wurde Paul Golla
fälschlicherweise für tot erklärt, was wir dann
zuerst widerlegen mussten.»
Charakteristischerweise gehen die Notlagen
oftmals einher mit anderen Problemen. Bei der
Suchtproblematik seien es sowohl Alkohol als
auch harte Drogen, die eine Rolle spielten. «In
letzter Zeit musste ich feststellen, dass aber
auch Cannabis vermehrt zum Problem wird, vor
allem wegen der Lethargie, die es verursacht»,
erklärt die Geschäftsführerin des Hilfswerks.
Eine weitere Problematik sind psychische Be­
einträchtigungen, die ein selbständiges Leben
und Wohnen verhindern. Allerdings seien auch
hier dem Sozialwerk Grenzen gesetzt, erklärt
Daniela Fleischmann: «Wer die Regeln nicht
einhält, den können wir nicht auffangen.» Men­
schen aller Altersgruppen finden zu Hope, das
Mindestalter beträgt aber in der Regel 18 Jahre.
Auch betagtere Menschen hätten sie schon be­
herbergt: «Wir hatten auch 80-Jährige bei uns.»
MENSCHEN
Gegenwind bei der Wohnungssuche
Mit dem Wohnexternat füllt das Sozialwerk eine
Lücke, die nicht unterschätzt werden darf. «Es
gibt viele Menschen, die eigentlich selbständig
wohnen können, aber keine Wohnung finden,
etwa, weil sie einmal betrieben worden sind»,
erklärt Daniela Fleischmann. Seit dem Februar
letzten Jahres hat Hope deshalb das Wohn­
externat gegründet, in dem mittlerweile elf Men­
schen beherbergt sind, zum einen an der Brug­
gerstrasse, zum anderen am Siedlungsweg.
Dabei sind auch Wohnungen, die von Lägern
Wohnen vermietet werden. «Wir sind der Ge­
nossenschaft sehr dankbar für diese Chance»,
sagt die Geschäftsführerin des Hope. Dass die
Bereitschaft eines Vermieters keine Selbstver­
ständlichkeit ist, unterstreicht Robert Peter, der
neben seiner Arbeit als Koch im Wohnzentrum
seit letztem August das Wohnexternat leitet:
«Es ist schwierig, Wohnungen für das Wohnex­
ternat zu finden. Es kommt schnell Gegenwind,
wenn es darum geht, einen Sozialhilfebezüger
zu beherbergen.» Diese Reaktion resultiere
leider aus Missverständnissen und falschen
Vorstellungen. «Wir haben kaum Probleme mit
den Leuten, die wir beherbergen», so Peter. Bei
Problemen sei er selbst die Ansprechperson.
Auch würde die Verantwortung beim Sozialwerk
liegen. Die Personen, die für das Wohnexternat
in Frage kommen, stammen allesamt aus dem
Wohnzentrum an der Stadtturmstrasse. Es ist
also nicht möglich, sich direkt für ein Wohnex­
ternat zu bewerben. «Wir übernehmen auch die
Verantwortung, wer in welches Wohn­externat
kommt», gibt Daniela Fleischmann zu beden­
ken. Das heisst aber auch, dass nicht jeder vom
Wohnzentrum für ein Wohnexternat in Frage
kommt oder dafür geeignet ist. Durch dieses
Vorgehen kann das Sozialwerk Hope eine ge­
wisse Sicherheit garantieren.
Weg in die Selbständigkeit
Insgesamt gibt es zwei Wohngemeinschaften.
In jeder werde jemandem die Rolle des soge­
nannten Hausvaters zugeteilt, ordnungs- und
organisationshalber. Die Unterstützung, die von
den Menschen im Wohnzentrum oder Wohnex­
ternat beansprucht wird, ist sehr unterschied­
lich. Sie reicht von der blossen Begleitung in
administrativen Fragen bis hin zur konstanten
Begleitung durch den Alltag. Es geht dabei
auch darum, den Menschen eine Tagesstruktur
zu geben und mit der Grundidee der Gemein­
schaft der Vereinsamung vorzubeugen. Das Ziel
des Wohnexternats sei aber die Begleitung der
Menschen in ein selbständiges Leben. «Es geht
darum, jemanden zu unterstützen, ihm wieder
festen Boden unter die Füsse zu geben», so
Peter. Gelinge das, sei das sicherlich ein Hö­
Daniela Fleischmann
Robert Peter
LÖSUNGEN AUFZEIGEN
Robert Peter freut sich, wenn er sehen kann, wie sich jemand im Wohnex­
ternat entwickeln kann. «Die Zusammenarbeit mit Lägern Wohnen ist er­
freulich. Die Verwaltung hat mit ihrer Entscheidung Mut bewiesen.» Für die
Zukunft werden im Sozialwerk Hope zahlreiche Pläne gehegt. «Das Woh­
nexternat wollen wir künftig entsprechend den Bedürfnissen vergrössern»,
sagt Daniela Fleischmann. Weitere Themenschwerpunkte seien das Woh­
nen vor dem Hintergrund einer Suchtproblematik oder die Möglichkeit einer
Notschlafstelle. «Wir werden uns weiterhin engagieren, Lücken im Kanton
Aargau zu schliessen, und wir werden weiterhin versuchen, Lösungen auf­
zuzeigen.»
hepunkt. Ein zentraler Pfeiler dieser Selbstän­
digkeit sei eine geregelte Arbeitstätigkeit, über­
haupt ein geregelter Tagesablauf. Der Übertritt
in die Selbständigkeit verlange viel, die Finan­
zen etwa müssen geregelt sein. Für viele ist die­
ser Punkt keine Selbstverständlichkeit.
Die Übergangsphase vom Externat in ein an­
deres Leben kann unterschiedliche Resultate
zur Folge haben. Stolz erzählt Paul Golla, dass
ein Mitbewohner wahrscheinlich eine Stelle
bekommen habe. Der grösste Erfolg sei denn
auch, stimmt Daniela Fleischmann zu, wenn
ein Mensch vom Externat ganz in die Selbstän­
digkeit finden könne. Als Erfolg sei aber auch
zu werten, wenn Menschen in dieser leichten
Betreuungsform eine Stabilität erreichten. «Wir
hatten allerdings auch schon Fälle, bei denen
sich die Lösung aufdrängte, die Betreuung zu
intensivieren.» Letztlich sei dieser Abschluss
des betreuten Wohnens dennoch nicht als
Misserfolg zu werten, weil eine Einsicht am
Ende dieser Zeit stand.
Von den Bewohnern wird die Arbeit des Sozi­
alwerks sehr geschätzt. «Wir bekamen Hilfe bei
der Beschaffung der Möbel und beim Start ge­
nerell. Wir sind nicht allein», erzählt Golla, der
nun selbst als Hausvater einer Wohngemein­
schaft waltet. Es seien hunderte von Kleinigkei­
ten, an die man stets denken müsse. Die Unter­
stützung ist bei Notfällen ebenso wertvoll: «Als
ich notfallmässig ins Spital eingeliefert wurde,
wurde ich nicht allein gelassen.» Dies zeige den
Charakter der Gemeinschaft und des familiären
Zusammenlebens auf.
7
INTERAKTION
Geschenkgutscheine im Wert von
200 Franken erhält ...
Frau Jeanette Funk. Sie ist gemeinsam mit ih­
rem Mann seit 1966 langjährige Bewohnerin
einer 3 ½-Zimmerwohnung an der Hardstrasse
51 in Wettingen. Ihre freie Zeit verbringt Frau
Funk bei der Frauenriege Satus Wettingen, wo
sie derzeit ihre 50-jährige Mitgliedschaft fei­
ert und als Präsidentin im Amt ist, oder aber
in ihrem Wohnwagen in schöner Umgebung in
Künten-Sulz an der Reuss.
Der genaue Verwendungszweck der gewonne­
nen HGV-Gutscheine ist noch offen. Wir gratu­
lieren ganz herzlich zum Wettbewerbsgewinn!
WETTBEWERB
1. Z u was wurde der Ping Pong-Raum
im Rösslimatt während des Umbaus
umfunktioniert?
2. W
ann wurde das Sozialwerk Hope
gegründet?
TAG DER NACHBARN
FREITAG, 22. MAI 2015
Liebe Lägern Wohnen-Genossenschafterinnen
und -Genossenschafter
Auch in diesem Jahr möchten wir Sie dazu aufrufen, den Tag der Nach­
barn in Ihrer Siedlung zu feiern: Nicht wie üblich am letzten Freitag im
Mai (denn dann findet in diesem Jahr unsere GV statt), sondern am
Freitag, 22. Mai 2015.
Lägern Wohnen freut sich, Ihren Anlass mit maximal CHF 20.00 pro
teilnehmender Wohnung zu unterstützen. Melden Sie sich dazu bei der
Verwaltung der Lägern Wohnen (Lägern Wohnen, Etzelmatt 1, 5430
Wettingen, 056 437 30 80).
Wir wünschen Ihnen fröhliche Feste und gemütliches Beisammensein
in den Siedlungen von Lägern Wohnen!
Unternehmen Sie mit den Gutscheinen ein
Abenteuer, einen Ausflug oder wählen Sie
einfach ein Angebot nach Wahl aus den varian­
tenreichen Freizeitideen von RailAway. Angebote
gibt›s direkt am Bahnschalter oder unter
www.railaway.ch. Wir wünschen allen Teilneh­
merinnen und Teilnehmern viel Glück.
3. W
ie viele Wohnungen sieht
«Gartengeschichten» vor?
IMPRESSUM
«Lägere Poscht»
13. Jahrgang
Nr. 44/Mai 2015
Erscheint als Hauszeitung der
Gemeinnützigen Bau- und
Siedlungsgenossenschaft
Lägern
Etzelmatt 1
5430 Wettingen
T 056 437 30 80
F 056 437 30 85
[email protected]
www.laegern.ch
Verantwortliche Vorstand
Denise von Rohr, Wettingen
Wettbewerbspreis:
2 SBB RailAway-Gutscheine à Fr. 100.–.
Name:
Antwort 1:
Vorname:
Antwort 2:
Strasse:
Antwort 3:
PLZ/Ort:
Redaktion
Redaktor:
Stephan Baumgartner, Zürich
Redaktionsmitglieder:
Denise von Rohr, Wettingen
Gaby Berger, Wettingen
Christoph Bernet, Ehrendingen
Fotografen:
Thomas Werner, Wettingen
Kurt Mathys, Wettingen
Layout
WerbeLaube, Lengnau
Druck
Egloff Druck AG, Wettingen
Talon ausfüllen und spätestens bis 29. Mai 2015 einsenden an: Lägern Wohnen, Redaktion «Lägere Poscht»,
Etzelmatt 1, 5430 Wettingen. Teilnahmeberechtigt sind alle Empfänger der «Lägere Poscht», ausgenommen das
Redaktionsteam, Verwaltung und Vorstand der Lägern Wohnen.