Erasmus + Praktikumsbericht

Erasmus + Praktikumsbericht
Studiums bedingt (Englisch Lehramt) musste ich ein Auslandsaufenthalt von
mindestens acht Wochen absolvieren. Da ich aber der Meinung bin, dass acht
Wochen nicht genügen, um richtig in die Kultur des Gastlandes einzutauchen und
meine Englischkenntnisse so weit zu verbessern, dass ich einen guten Wortschatz
und eine gute Aussprache haben um ohne schlechtes Gewissen als Englischlehrer
an einem Gymnasium zu unterrichten, habe ich beschlossen, sechs Monate in
Großbritannien zu verbringen.
Die Praktikumsstelle zu finden fiel mir eher schwer, da ich mir selbst nicht
hundertprozentig sicher war, was ich machen möchte, aber auch, weil ich nicht
wusste, wo man am besten eine Praktikumsstelle findet. Glücklicherweise hat mir
mein Cousin, der selbst in London lebt, den Kontakt zu zwei Sportcharities in London
und zu einem Outdoor-Camp in Wales hergestellt. Nach ein paar Unwegsamkeiten,
wie einer Absage von dem Camp in Wales, die bereits einen Praktikanten hatten und
einem Praktikumsangebot einer der Sportcharities, die mich nicht besonders
angesprochen hat, habe ich schließlich einen Praktikumsstelle bei „London Sports
Trust“ bekommen. Die Kommunikation mit meinem Ansprechpartner in London war
anfangs nicht sehr einfach, da ich teilweise bis zu vier Woche auf eine Antwort auf
meine Email warten musste, und ich bis sechs Wochen vor Beginn meines
Praktikums noch keine schriftliche Bestätigung hatte, sodass ich sicher sein konnte,
dass wirklich alles klappt und ich dort mein Praktikum machen kann. Im Endeffekt hat
sich jedoch alles geklärt und alles bestens funktioniert, und ich habe die notwendigen
Bestätigungen und Formulare zeitgemäß bekommen, vor ich losgeflogen bin.
Auf Grund der mittelmäßigen Kommunikation und der sehr allgemein gehaltenen
Angaben und Aussagen meines Arbeitgebers in London hatte ich keine besonderen
Erwartungen an das Praktikum, außer dass ich natürlich hoffte, dass es Spaß macht
und ich neben meinen Englischkenntnissen vor allem etwas sinnvolles machen kann,
und mir nicht nur langweilige Hilfsarbeiten zugeteilt werden. Abgesehen von diesen
allgemeinen Erwartungen war das einzige, was ich wusste, dass ich Sportstunden
mit Kindern und Jugendlichen machen würde. Nach meinem ersten kurzen
telefonischen Bewerbungsgespräch mit dem Chef meines Praktikums ging ich davon
aus, dass ich in meiner Zeit in London Turnstunden geben würde, was für mich sehr
gut war, da ich hier in München auch Turnstunden geben und selbst aktiv turne.
Abgesehen davon war ich mir jedoch immer noch unsicher, was ich sonst noch
machen muss und was auf mich zukommen wird. Die allgemeinen Erwartungen
bezüglich sinnvollen Aufgaben und Spaß an der Arbeit wurden total erfüllt, da ich
stets sinnvolle Arbeiten machen konnte, die mir Spaß gemacht haben, und wobei ich
gemerkt habe, dass sie wirklich gemacht werden müssen und nicht nur arbeiten sind,
um mich zu beschäftigen. Was die anderen Erwartungen angeht, kann ich sagen,
dass sie teilweise erfüllt wurden. In den ersten sechs Monaten habe ich diverse
Sportstunden gehalten und die Übungsleiter unterstützt, jedoch waren es
größtenteils multi-sport Stunden, was heißt das alle Sportarten von Fußball über
Tischtennis, Tennis und Leichtathletik gemacht werden und nicht Turnstunden, wie
ich es erwartet hatte. Jedoch habe ich nach ungefähr drei Monaten eine Sportstunde
an einer Schule für Kinder mit Lernbehinderung bekommen, wo ich mit den Kindern
turnen konnte und auch den anderen Lehrer die Wichtigkeit des Turnens mit Kindern
näher bringen konnte. Da ich sonst keine wirklichen Erwartungen an das Praktikum
hatte, und dadurch offen für alles war, hatte ich eine sehr schöne Zeit und wurde
nicht negativ überrascht. Deshalb kann ich aus meiner Sicht sagen, dass es
manchmal ganz gut ist, wenn man keine ganz genauen Vorstellungen hat, da man
dadurch weniger leicht enttäuscht wird und man die Chance bekommt, komplett neue
Tätigkeiten auszuführen und dadurch Erfahrungen macht, an die man vorher nicht
gedacht hat.
Als Vorbereitung auf das Praktikum habe ich den für Englisch Studenten
verpflichtenden „Pre-departure Workshop“ gemacht, der mich gut darauf vorbereitet
hat, was alles auf mich zukommen könnte und wie man mit negativen oder
unerwarteten Situationen umgehen kann. Des Weiteren wurde auf signifikante
Kulturunterschiede aufmerksam gemacht, sodass man nicht gleich einen schlechten
Eindruck hinterlässt, weil man etwas macht, dass für die Gastkultur ein total no-go
ist. Abgesehen davon habe ich den Onlinekurs „Cultural Studies 2“ im
vorhergehenden Semester belegt, der ebenfalls verpflichtend für alle Englisch
Studenten ist. Dieser Kurs hat mich sehr gut auf den Auslandsaufenthalt vorbereitet,
da auf typische Fettnäpfchen, kulturelle Unterschiede und landestypische
Verhaltensweisen eingegangen wurde. Außerdem wurde die englisch Höflichkeit
genauer betrachtet, und vor allem, was dahinter steckt. Bei allen Themen, die
behandelt wurden gab es immer Abschnitte, bei denen man sich selbst mit dem
Thema auseinander setzen musste, und sich seine eigene Meinung dazu bilden
musste. Diese beiden Kurse haben mir wirklich viel geholfen, mich auf mein
Auslandssemester in London vorzubereiten, da ich auf kulturelle Unterschiede
besser vorbereitet war, und auf typische Fettnäpfchen und no-gos, die mir vorher
nicht so bewusst waren aufmerksam gemacht wurde.
An den ersten Tagen in meinem Praktikum bei „London Sport Trust“ habe ich nach
und nach meine fünf Kollegen kennengelernt, mit denen ich die meiste Zeit verbracht
habe. Sie arbeiten alle größtenteils im Büro und sind dafür verantwortlich, die
Arbeiten im Hintergrund zu erledigen, sodass die Sportstunden alle reibungslos
verlaufen und auch neue Stunden angeboten werden können, was neben den
Sportstunden ein Hauptbereich meiner Arbeit sein sollte. Alle meine Kollegen, mit
denen ich zusammen gearbeitet habe, nicht nur im Büro, sondern auch die
Übungsleiter, waren alle durchwegs sehr nett und äußerst hilfsbereit und haben mich
sehr gut miteinbezogen. Ein anderer positiver Aspekt war, dass das gesamte Team
sehr jung (23-27) ist und es mir dadurch etwas einfacher fiel, mich mit ihnen
anzufreunden und Kontakt aufzubauen. In den ersten zwei Wochen bin ich zu vielen
verschiedenen Sportstunden mitgegangen, um möglichst viele unterschiedliche
Stunden kennenzulernen und danach zu entscheiden, welche Stunden mir liegen,
und welche nicht so sehr. Außerdem war das für mich eine gute Möglichkeit, viele
der Coaches kennenzulernen und deren unterschiedliche Art zu sehen, einen
Sportstunde zu organisieren und den Umgang mit den Kindern und Jugendlichen zu
gestalten. Nach zwei Wochen hatte ich dann meine festen Stunden, zu denen ich
jede Woche gegangen bin, um sowohl ein bisschen Routine für die Kinder, als auch
für mich zu gewährleisten. Neben den fünf Sportstunden, bei denen ich regelmäßig
war, gab es immer wieder Ausnahmefälle, wo ich für andere Coaches eingesprungen
bin, die krank waren, oder aus anderen Gründen ihre Stunde nicht halten konnten.
Dadurch, dass ich neben Englisch auch Sport auf Lehramt studiere war das für mich
eine sehr gute Möglichkeit, Ideen für Spiele, Lehrreihen und Aufwärmprogramme
auszuprobieren, die ich in der Uni gelernt habe, aber auch eigene Ideen auf
Tauglichkeit zu überprüfen. Des Weiteren konnte ich sehr viele Erfahrungen
bezüglich unterschiedlichster Führungsstile im Sportunterricht erfahren und meine
eigenen Erfahrungen als Übungsleiter bei Sportarten sammeln, die nicht zu meinen
bevorzugten Sportarten gehören. Die Ideen und Erfahrungen, die ich in den sechs
Monaten in London sammeln konnte, werden mir sehr viel helfen, nicht nur während
meines weiteren Studiums sondern auch in meinem späteren Beruf als Sportlehrer.
Abgesehen von dem sportlichen Aspekt hatte ich Kontakt zu ganz unterschiedlichen
Altersgruppen und sozialen Gruppen, da die „London Sports Trust“ Sportstunden in
Kindergärten und Grundschulen anbietet, aber auch „Community Sessions“ für
Jugendliche und Erwachsene in Sozialwohnungsblöcken, die in totalem Kontrast zu
den Sportstunden in privaten Grundschulen stehen. Neben diesen fünf Sportstunden,
bei denen ich regelmäßig war, habe ich im Büro gearbeitet. Dort habe ich einen
guten Einblick in all die Arbeit bekommen, die hinter den Kulissen abläuft und auch
gesehen, was für ein Arbeitsaufwand hinter Sportstunden steckt. Mir wurden
unterschiedlichste Aufgaben zugeteilt – von Monitoring der Stunden, über das
Designen von Flyern, Poster, Business Karten und Pullis, und der Promotion der
Sportangebote über soziale Netzwerke, Plattformen im Internet und in der
Umgebung, in der die Stunden stattfinden. Neben diesen allgemeinen Tätigkeiten
habe ich auch verschiedenen Projekten mitgearbeitet. Zum Beispiel habe ich
geholfen, neue Sportstunden zu publizieren, habe zwei neue Sportstunden in
Kooperation mit anderen ansässigen Sportzentren ins Leben gerufen und danach
organisiert, dass alles gut läuft und außerdem habe ich bei der Organisation von zwei
Sportevents mitgeholfen. Da ich stets nachgefragt habe, ob es andere Arbeiten gibt,
die ich machen könnte, um meine Kollegen zu entlasten, wenn ich mit den mir
zugeteilten Aufgaben fertig war, war mir nie langweilig und ich war gut ausgelastet.
Durch die Arbeit im Büro hatte ich Kontakt zu neuen PC-Programmen für das
Monitoring von Sportstunden sowie der allgemeinen Verwaltung. Meine Kollegen
haben mir die Vorgehensweise bei mir neuen Programmen immer geduldig erklärt,
und wenn ich bei der tatsächlichen Verwendung Probleme hatte, oder nicht mehr
weitergekommen bin, haben sie meine Fragen beantwortet, sodass ich verstehen
konnte, was ich falsch gemacht habe, oder weshalb ich an einer bestimmten Stelle
gehangen bin. Dadurch habe ich viel Neues gelernt, was ich aus dem Praktikum
mitnehmen kann, was mir später weiterhelfen kann. Das bezieht sich nicht nur auf
die Verwendung von speziellen Computerprogrammen sondern auch auf das
Erstellen von Promotion Material und die Bewältigung von technischen Problemen,
die einem zu Hause nicht passieren.
Final kann ich zu meinem sechsmonatigen Praktikum bei der „London Sports Trust“
sagen, dass es mir wirklich sehr viel Spaß gemacht hat, da die Kollegen sehr nett
und hilfsbereit waren, mir viel zugetraut haben und mir das Vertrauen
entgegengebracht haben, sodass ich viele Möglichkeiten hatte, neue Erfahrungen zu
sammeln und auch manche Projekte eigenständig zu organisieren. Durch die
Mischung von Büroarbeit und fast täglicher praktischer Arbeit in den Sportstunden,
waren die Tage sehr kurzweilig und mir ist nie langweilig geworden.
Auf Grund all dieser positiven Erfahrungen, die ich bei der „London Sports Trust“
gemacht habe, kann ich es nur wärmstens an alle weiterempfehlen, die Spaß an
Sport und der Arbeit mit Kindern haben, jedoch auch kein Problem mit Büroarbeit
haben. Die Arbeit macht wirklich sehr großen Spaß und die Kollegen sind einfach
spitze und wirklich sehr nett und offen. „London Sports Trust“ hat regelmäßig
ausländische Praktikanten aus allen möglichen Ländern und wären auch, wenn es
zeitlich passt, gerne bereit, weiter Praktikanten aus Deutschland aufzunehmen.
Außerhalb der Arbeit ist es mir leider etwas schwer gefallen, neuen Leute kennen zu
lernen, da meine Kollegen alle ihre eigenen Freundeskreise außerhalb der Arbeit
haben, und auch am anderen Ende von London gewohnt haben, wie ich. Ein weiterer
Grund war, dass ich bei einem Ehepaar gewohnt habe, dass wirklich sehr nett und
hilfsbereit war, jedoch konnte ich dadurch keine Gleichaltrigen kennen lernen, die
man möglicherweise in einer WG kennen gelernt hätte. Das war jedoch nicht so
schlimm für mich, weil meine „Gasteltern“ mich wirklich immer miteinbezogen haben,
und ich dadurch einen guten Anschluss zu ihren Kindern hatte, die wirklich sehr nett
sind. Außerhalb der Familie habe ich ein paar Mädels im Fitnessstudio
kennengelernt, mit denen ich immer den gleichen Kurs belegt habe, wo wir uns jede
Woche getroffen haben und ein bisschen miteinander geredet haben.
Um auf meine Wohnsituation in London zurück zu kommen muss ich sagen, dass ich
wirklich Glück hatte, da es in London wirklich schwer ist, eine gute Unterkunft zu
finden, die nicht ein Vermögen kostet. Das Ehepaar, bei denen ich gewohnt habe
sind die Eltern von Freunden meines Cousins, welcher auch den Kontakt für mich
hergestellt hat. Ich hatte wirklich äußerst viel Glück, da beide wirklich ehr nett,
aufmerksam und sehr hilfsbereit waren. Außerdem hatte ich ein schönes Zimmer und
mein eigenes Bad. Das Ehepaar, bei denen ich gewohnt habe, würden gerne wieder
neue Studenten bei ihnen aufnehmen. Bei Interesse könnt ihr mir einfach eine Email
schreiben und dann gebe ich den Kontakt gerne weiter.
Der positive Aspekt daran, in einer Gastfamilie zu leben ist, dass ich sehr viel über
die englische Kultur und dass Alltagsleben in London lernen konnte. Außerdem habe
ich meine Englischkenntnisse verbessern können, da mich meine „Gasteltern“ auf
kleine sprachliche Fehler, die ich gemacht habe aufmerksam gemacht haben und
mich verbessert haben. Dadurch, dass ich mit Muttersprachlern nicht nur zusammen
gearbeitet, sondern auch zusammen gelebt habe, habe ich auch viele neue Wörter
und Fachbegriffe gelernt. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, mir selbst einen
britischen Akzent anzueignen, konnte aber auch die unterschiedlichen Akzente die
innerhalb Londons gesprochen werden kennenlernen.
Abschließend kann ich sagen, dass ich nur positives über die Menschen sagen kann,
die in London leben. Auch wenn London eine sehr volle und hektische Stadt ist, sind
alle immer sehr freundlich und hilfsbereit. Außerdem konnte ich einen Einblick in die
Englisch Küche bekommen. Diesbezüglich kann ich auch nur bestes sagen, da alle
Gerichte, die ich probiert habe waren wirklich sehr lecker. Das kann natürlich auch an
in allen Familien unterschiedlich sein, aber in meiner „Gastfamilie“ waren alle
Gerichte wirklich sehr gut. Eine weitere Sache, die mir an London ganz besonders
gut gefallen hat ist, dass es so bunt gemischt ist und dadurch, dass London so groß
ist, hat man so viele verschiedene Möglichkeiten Dinge und Menschen zu erleben.
Zu Beginn habe ich geschrieben, dass ich ein Auslandsaufenthalt machen musste,
jetzt im Nachhinein kann ich nur sagen, dass es wirklich eine einmalige Erfahrung
war und ich bin wirklich sehr froh, dass ich mich dazu entschieden habe, ein halbes
Jahr in London zu verbringen, und nicht nur 8 Wochen, was die Mindestzeit gewesen
wäre.