Norbert Fuchs: Ich trinke lieber und öfter Kaffee, weil ich ein

Angeregter Tea-Talk mit Nährstoff-Experte Norbert Fuchs im
Wiener Traditionscafé Landtmann: Er trinkt Pfefferminztee.
Sie beschäftigen sich seit Jahrzehnten intensiv mit
der Auswirkung von Ernährung auf unsere Gesundheit. Wie ist es dazu gekommen?
Fuchs: Das war eine sehr persönliche Motivation. Meine
Frau war damals 32 Jahre alt und hatte Brustkrebs. Sie
war ebenfalls Pharmazeutin und wir sind dann von der
70
Rolle der Beratenden in die Rolle der Ratsuchenden geschlüpft. Es war plötzlich ein großes Familienthema. Wir
sind über Bekannte zu deutschen Ärzten gekommen, die
mit Selen und anderen Antioxidantien behandelt haben.
Das war vor 30 Jahren noch unüblich. Und so habe ich
begonnen, mich für Biochemie zu interessieren.
Konnte Ihre Frau geheilt werden?
Fuchs: Meine Frau hatte einen sehr aggressiven Tumor
und eine Lebenserwartung von einem halben Jahr. Sie
hat dann noch 14 Jahre gelebt.
Wie ging es weiter?
Fuchs: Ich war Pharmazeut in der Apotheke, habe mir
lustaufsleben.at
Fotos: Lukas Ilgner (2)
T
ee oder Kaffee?
Norbert Fuchs: Ich trinke lieber und öfter Kaffee,
weil ich ein Gewohnheitstier bin. Und weil wir
in der Firma eine Kaffeemaschine haben; das ist einfach
praktisch. Zwischendurch darf es aber auch Tee sein. So
wie jetzt Pfefferminztee – der ist bekannt für seine positiven Auswirkungen auf den Magen-Darm-Trakt.
WELLNESS
TRAVEL
AUF EINEN TEE
MIT ... Norbert Fuchs
Obst und Gemüse
sind die besten
Light-Produkte“
Interview: Kristin Pelzl-Scheruga
Den Pharmazeuten beschäftigt seit
zwei Jahrzehnten eine zentrale
Frage: Wie wirkt sich Ernährung auf
unsere Gesundheit aus? Wir trafen
Norbert Fuchs zum Gespräch.
* ZUR PERSON
MAG. NORBERT FUCHS, 60.
Der Pharmazeut leitet das von ihm gegründete
Unternehmen Ökopharm im Salzburger Lungau,
das sich seit zwei Jahrzehnten vor allem mit der
Frage beschäftigt, wie sich falsches – beziehungsweise richtiges – Ernährungsverhalten
auf unsere Gesundheit auswirkt. Die Firma hat
sich auf die Herstellungsverfahren pflanzlicher
Mikronährstoffe spezialisiert, die weltweit patentiert und einzigartig sind. Fuchs ist Autor
zahlreicher Bücher und wissenschaftlicher Publikationen. Er ist alleinstehend, hat vier Kinder
und fünf Enkel. www.oekopharm.at
aber immer öfter gedacht: Ernährung hat einen weit größeren Einfluss auf unsere Gesundheit, als wir das in unserer Ausbildung gelernt haben. Und ich habe dann immer schwerer mit diesem klassischen Beruf umgehen
können. Meine Frau hat mich oft gerügt: „Fuchs“, hat sie
gesagt, „wenn du das alles so kritisch siehst, dann solltest
du dein berufliches Leben verändern!“
Was genau haben Sie kritisiert?
Fuchs: Mein kritischer Ansatz war, dass wir im herkömmlichen Gesundheitssystem so sehr auf Reparatur ausgerichtet sind. Wir haben ein Reparatursystem, aber kein
Vorbeugesystem. Und dass nur „Evidence Based Medicine“ akzeptiert wird, also eine auf empirische Belege gestützte Heilkunde, und alternative oder komplementärmedizinische Methoden weniger Beachtung finden. Ich
habe großen Respekt vor der Medizin und der Pharmazie.
Aber ich denke mir, es gibt da sehr viel mehr zwischen
Himmel und Erde als die herkömmlichen Therapien.
Sind Sie spirituell?
Fuchs: Ja, spirituell ist ein guter Ausdruck. Ich bin kein
Esoteriker, aber ich bin sicher ein spiritueller Mensch.
Ich kann der Biochemie ebenso viel abgewinnen wie der
Homöopathie, die häufig missverstanden und auch missinterpretiert wird. Ich glaube nicht, dass die Homöopathie so wirkt, wie man versucht, ihr die Wirkung zuzuschreiben. Aber ich glaube, dass sie wirkt.
Ihr großes Forschungsgebiet sind aber die Mikronährstoffe. Werden Vitamine und Spurenelemente
71
WELLNESS
TRAVEL
Können Sie sich an
Ihre Träume erinnern? Dann ist das
ein gutes Zeichen
dafür, dass Sie mit
B-Vitaminen und
Zink ausreichend
versorgt sind!
* WORD-RAP
LEBENSMOTTO: Leben und leben lassen!
ICH ESSE AM LIEBSTEN: Spinat mit Spiegelei und
Kartoffeln.
LIEBLINGSFILM: „Die schönste Geschichte der Welt“
von Regisseur Claude Lelouch.
DAS HÖRE ICH GERNE: Musik von Pink Floyd. Mein
Lieblingsalbum ist „The Wall“.
WAS MICH NERVT: Bornierte Sturheit.
WAS MICH GLÜCKLICH MACHT: Meine Familie. Ich
habe vier wunderbare Kinder (Julia, 38, Helene, 32,
Sepp, 20, und Sophie, 19), fünf Enkelkinder, auf die
ich sehr stolz bin, und zwei „Schwiegerfreunde“,
die klasse Burschen sind.
nicht überschätzt?
Fuchs: Im Gegenteil. Wir sind wandelnde Nährstoffwesen, die sich mit dem erneuern, das wir von außen zuführen. Zu behaupten, dass Vitamine nichts nutzen, ist ignorant, weil das den biologischen Grundgesetzen widerspricht. Wenn ich ein Stück Zucker esse, kann mein Körper damit nichts anfangen. Wenn ich den Zucker in Form
von Obst esse, bekommt der Körper damit auch jene Regulator-Stoffe zugeführt, die ihm sagen, was er mit dem
Zucker tun soll.
Das Stück Zucker ist also nur leere Energie?
Fuchs: Genau. Und zwar auch dann, wenn der Zucker
braun ist. Wie das Frühstückssemmerl oder Kartoffelfertigpüree. Wir essen so viele leere Kalorienträger, dass
auf Dauer die Bilanz nicht mehr stimmt: Unserem Körper fehlen dann die Mikronährstoffe, die Regulator-Stoffe, die ihn dazu befähigen, die aufgenommenen Kalorien
umzuwandeln. Das bewirkt neben Übergewicht, dass
das Cholesterin steigt, der Zuckerspiegel, die Harnsäure
oder das Homocystein. Auf den Punkt gebracht: Nährstoffarme Ernährung macht krank und dick.
Jeder von uns isst ab und zu ein Croissant oder Fertigprodukte. Kann ich diese „Ernährungssünden“ tatsächlich mit Vitaminpillen ausgleichen?
Fuchs: Natürlich. Dazu sind die Vitaminpillen auch da:
als Nahrungsergänzung – nicht aber als Ersatz für gesunde Ernährung.
NÄHRSTOFFE für jedes Bedürfnis:
„Sunny Soul®“ für die Seele (um
€ 29,90) und „Immun 44®“ – Saft
oder Kapseln (je € 19,90) – für starke
Abwehrkräfte. In der Apotheke.
lustaufsleben.at
72
lustaufsleben.at
PRIVAT. Norbert Fuchs mit
seiner Familie (oben) und als
Musiker mit seiner Band
„Die Moshammers“.
„
Fotos: Lukas Ilgner, Privat (3), Beigestellt (4)
Ob ADHS, Burn-out
oder Demenz: Oft
fehlen bei diesen
Erkrankungen die
richtigen Nährstoffe!“
Sind wir denn mit Vitaminen unterversorgt?
Fuchs: Nicht alle Menschen, aber sehr viele. Was mir auffällt und mich berührt, ist die Zunahme der psychischen
Erkrankungen. Das betrifft ja schon die kleinen Kinder.
Da nennt man es ADHS („Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung“). Betrifft es die Eltern, sprechen
wir dann von Depressionen oder Burn-out. Und betrifft
es die Senioren, sagen wir, sie sind dement. Aber im Prinzip haben alle Altersgruppen das gleiche Grundproblem:
Sie können nicht mehr ausreichend Nervenbotenstoffe
ausbilden. Das funktioniert nämlich nur, wenn der Körper die nötigen Vorstufen über die Nahrung bekommt.
Wenn da nur eines dieser „Werkzeuge“ unterrepräsentiert ist, funktioniert die Umwandlung von Aminosäuren
in die entsprechenden Nervenbotenstoffe nicht. Dann ist
der kleine Maxi in der Schule unkonzentriert, die Mama
weinerlich, der Papa ausgebrannt und der Opa vergisst
alles. Und unsere Studien belegen eindeutig, dass wir
diese psychischen und mentalen Leistungsschwächen
durch die gezielte Zufuhr von Nährstoffen oder Mikronährstoffen entscheidend verbessern können.
Da genügt es also nicht mehr, gesund zu essen?
Fuchs: Ist bereits ein Defizit an bestimmten Nährstoffen
wie etwa Riboflavin (Vitamin B2), Niacin oder Pantothensäure (Vitamin B5) vorhanden, kann ich das über die
Ernährung alleine nicht mehr ausgleichen.
Das klingt fast so, als bräuchte jeder Vitaminpillen ...
Fuchs: Sagen wir so: Wenn ich eine Erkrankung habe, die
ich mit meiner Ernährung assoziieren kann, würde ich
zuerst Mikronährstoffe einnehmen und erst im zweiten
Schritt chemische Arzneimittel.
Welche von „Ihren“ Vitaminpräparaten nehmen Sie
selbst ein?
Fuchs: Ich nehme ganzjährig „Immun 44®“, zwei Kapseln
in der Früh. Ab und zu „Baso Vital®“ zum Entsäuern, da
ich sehr konsumierend lebe. Und anlassbezogen „Ökomed® Vitamin B Complex“-Kapseln: Das ist für mich so
etwas wie ein biologisches Push-up. Wenn ich das nehme, bin ich tagsüber wacher, schlafe tiefer und träume intensiver. Wenn sich jemand an seine Träume erinnern
kann, ist das ein gutes Zeichen dafür, dass er ausreichend
mit B-Vitaminen und Zink versorgt ist.
Vitamin B gilt als „Anti-Stress“-Vitamin. Wie beugt
man dem Advent-Stress am besten vor?
Fuchs: Der Stress in der Vorweihnachtszeit müsste gar
nicht sein: Wir feiern jedes Jahr, das ist kein unvorhergesehenes Ereignis. Hilfreich ist, Stressoren zu minimieren: keine unnötigen Events besuchen, die Einkaufswut
hinterfragen, Aktivitäten runterschrauben. Entschleunigen, mehr in sich gehen, weniger arbeiten, mehr schlafen,
Musik hören. Gutes „Nervenfutter“ sind Haferflocken,
Nüsse, Kartoffeln mit Butter, abends vielleicht ein Glas
Rotwein dazu.
Viele Menschen klagen darüber, dass sie im Advent
zunehmen. Haben Sie da auch Tipps?
Fuchs: Mehr Obst und Gemüse essen: Das sind die einzigen gesunden und sinnvollen Light-Produkte. Gemüse
und Früchte bieten eine Fülle an Nährstoffen bei wenig
Kalorien. Gut ist es, wenn man als Vorspeise schon einen
Salat isst, so wie das die Franzosen machen. Das sättigt
und man isst weniger von der Hauptspeise.
Leben Sie selbst gesund?
Fuchs: Definitiv – obwohl ich seit 43 Jahren rauche. Aber
ich ernähre mich einigermaßen gesund und mache
Sport: Ich laufe, spiele Fußball, boxe, fahre Ski und gehe
Skitouren. Ich bin generell optimistisch veranlagt. Ich arbeite mittlerweile nicht mehr so viel wie früher und
möchte die Firma in eine neue Management-Generation
begleiten. Dann habe ich künftig noch mehr Zeit für Sozialprojekte und für Musik. Beides ist gut für die Seele.
73