Vorbereitet für das Unplanbare – um jeden Preis!? Safety First! – das ist ein Satz, den wohl jeder Entscheider vor einem Stillstand unterschreiben würde. Doch die Realität sieht oft anders aus. Eine Studie offenbart das Spannungsfeld zwischen Sicherheit, Zeit- und Kostendruck. © Drägerwerk AG & Co. KGaA 1 Vorbereitet für das unplanbare Kein Anlagenstillstand ist wie der andere. Trotzdem lassen sich aus den Erfahrungen vorangegangener Projekte Optimierungsansätze für zukünftige Stilllegungsprojekte ableiten: „Eine bessere Planung der Sicherheitsmaßnahmen“ zum Beispiel – das zumindest hat sich jeder zweite Teilnehmer einer Expertenbefragung von T.A. Cook im Auftrag von Dräger vorgenommen. Ressourcenpuffer zu schaffen, ist den Befragten ebenfalls wichtig: Fast jeder Vierte plant eine Verbesserung der Flexibilität bei Bedarf von zusätzlichem Sicherheitspersonal und -equipment. Beide Ergebnisse verweisen auf eine schlichte Erfahrung, die jeder Branchenkenner bestätigen kann: Jeder Stillstand ist ein Ausnahmezustand, in dem nichts so sicher ist wie das Auftreten unerwarteter Zwischenfälle. Stillstände sind das, was die Wissenschaft als „kritische Situationen“ bezeichnet – Zustände bzw. Prozesse mit einem hohen Anteil nicht vorhersehbarer und berechenbarer Einflussfaktoren. Zu den im Vorfeld bekannten Risiken kommen zahllose unplanbare: überraschend anfallende Arbeiten zum Beispiel, die zusätzliches Material und weitere Manpower erfordern. Nicht nur für das jeweilige Gewerk, sondern auch im Sicherheitsmanagement! Angenommen, ein Tank soll gereinigt werden, und schon beim Einstieg entdeckt der Arbeiter korrosive Stellen an der Bodenplatte. Um möglichst wenig Zeit zu verlieren, soll die Reparatur umgehend ausgeführt werden. Hat man Glück, meldet gerade einer der Schweißer vor Ort freie Kapazitäten und bietet an, den Job zu übernehmen. Sind die Arbeitserlaubnisscheine ausgefüllt, könnte es sofort losgehen – vorausgesetzt, die Persönliche Schutzausrüstung des Schweißers ist komplett, ausreichend Gaswarngeräte stehen bereit und die erforderlichen Sicherungsposten sind verfügbar. Ressourcenplanung: Sparen kann riskant werden Die Expertenbefragung zeigt, dass ein konstant hohes Sicherheitsniveau während des Stillstands höchste Priorität hat und in seiner Bedeutung deutlich höher bewertet wird als beispielsweise die Wirtschaftlichkeit des Sicherheitskonzepts. ›Sicherheitsmanagement im Stillstand‹ ist das Thema einer Expertenbefragung, die T.A. Cook 2012 im Auftrag von Dräger durchführte. UNERWARTETER MEHRBEDARF IST NICHT DIE AUSNAHME, SONDERN DIE REGEL Praxis-Beispiel aus einem Projekt des Dräger Shutdown Managements: An fast der Hälfte der Arbeitstage werden die Planmengen überschritten – in der Spitze um mehr als 160 Prozent. Anzahl des ausgegebenen Materials 160 Atemschutzmasken 120 80 Planmenge 40 0 Lungenautomaten 1 2 3 4 5 6 Projektwoche Quelle: Dräger © Drägerwerk AG & Co. KGaA 2 Vorbereitet für das unplanbare SICHERHEITSFAKTOR QUALITÄT: AUSBILDUNG UND ERFAHRUNG SIND AUSSCHLAGGEBEND Die Expertenbefragung zeigt, dass der Preis nicht an erster Stelle steht. Erfahrung und Ausbildungsstand eingesetzter Mitarbeiter Bereits mit dem Sicherheitsdienstleister zusammen gearbeitet Referenzen im Turnaround-Geschäft Preis Erfahrung im Bereich Sicherheitsausrüstung Verfügbarkeit des Personals Geringe Sub-Kontraktoren-Quote beim eingesetzten Personal 0% 20% 40% 60% 80% Mehrfachantworten möglich Quelle: T.A. Cook / Dräger Zugleich kann wohl jeder Branchenkenner mit Projekterfahrung bestätigen, wie stark sich das Kostenbewusstsein schon in der Planungsphase bei der Einkaufspolitik durchsetzt. Dabei ist gerade unter Wirtschaftlichkeitsaspekten eine frühzeitige solide Ressourcenplanung oberstes Gebot. Denn während des Stillstands verursacht jede Stunde, die benötigt wird, um kurzfristig zusätzliches Equipment oder Personal zu organisieren, enorme Kosten. Trotzdem kommt es in der Praxis vor, dass in der Vorbereitungsphase eines Stillstands eher grobe Bedarfsabschätzungen vorgenommen werden. „Wir erwarten 20 Heißarbeiten und fünf Einstiege gleichzeitig pro Tag, also brauchen wir 25 Sicherungsposten“ heißt es beispielsweise, und manchmal werden aus Kostengründen vorab erst einmal nur 20 angefordert und das Team später nach Bedarf aufgestockt. Auch Sicherheitsausrüstung wird oft zurückhaltend geordert. Es kommt in Einzelfällen vor, dass Unternehmen von ihrer im Regelbetrieb geltenden Sicherheitsphilosophie abweichen, um im Stillstand Kosten zu sparen – zum Beispiel, wenn in Engpass-Situationen die permanente Tragepflicht von personenenbezogenen Gaswarngeräten aufgehoben und ein Arbeitertrupp mit nur einem Detektor ausgestattet wird. Hier wird die Sparsamkeit definitiv zum Sicherheitsrisiko. Auch beim Sicherheitspersonal sind die Qualitätsansprüche der Entscheider hoch. Über 70 Prozent der von T.A. Cook befragten Experten nennen Ausbildung und Erfahrung der Mitarbeiter als zentrales Kriterium bei der Auswahl eines Sicherheitsdienstleisters. Wohl jeder Anlagenbetreiber legt Wert darauf, dass die Sicherungsposten, die er während des Stillstands auf seinem Gelände beschäftigt, Branchenerfahrung haben; dass sie wissen, welche Gefahren am jeweiligen Einsatzort drohen können und wie man ihnen begegnet. Auch hier jedoch gilt: Eine rechtzeitige und ausreichende Bedarfskalkulation hilft dem Sicherheitsdienstleister, ein auf die Kundenbedürfnisse zugeschnittenes und entsprechend ausgebildetes Team zusammenzustellen – insbesondere, wenn bestimmte Standards eingehalten werden sollen. © Drägerwerk AG & Co. KGaA 3 Vorbereitet für das unplanbare Langfristige Bindungen erhöhen die Flexibilität „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“: Dieses Prinzip kann im Stillstand leicht an seine Grenzen stoßen. Ziel der Bedarfsplanung muss sein, alle vorhersehbaren Ereignisse zuverlässig abzudecken und auf Unvorhergesehenes angemessen vorbereitet zu sein. Die Basis ist dabei stets ein solide geplanter Grundbedarf und nach Möglichkeit ein zusätzlicher Sicherheitspuffer, der bei Bedarf ungeplante Spitzen abdecken kann. Dräger bietet seinen Kunden beispielsweise an, Materialreserven nach Benutzung abzurechnen. Eine solche Lösung lässt sich beim Faktor Personal nicht ganz so unkompliziert realisieren wie beim Equipment – aus diesem Grund empfiehlt es sich, langfristig mit einem Partner zusammenzuarbeiten, um das anlagenspezifische Know-how zu konzentrieren und zu sichern. Besteht beispielsweise ein Rahmenvertrag, kann der Sicherheitsdienstleister wesentlich schneller auf kurzfristige Anfragen reagieren, weil der Kunde und seine Anforderungen bereits bekannt sind. Nicht nur Material, sondern auch ortskundige Personal- SAFETY FIRST – AUCH UND GERADE IM STILLSTAND Ein konstant hohes Sicherheitsniveau hat für die befragten Experten Priorität. Schichtübergaben des Sicherheitspersonals Partnerschaftliche Zusammenarbeit zw. beteiligten Unternehmen Wirtschaftlichkeit des Sicherheitskonzepts Effiziente Freigabeprozesse für Arbeitsbereiche Sicherheitseinweisungen von Arbeitern und Kontraktoren Kommunikation zw. Betreiber, Kontraktoren, Sicherheitsdienstleister Konstant hohes Sicherheitsniveau während des gesamten Projekts nicht wichtig sehr wichtig Quelle: T.A. Cook / Dräger © Drägerwerk AG & Co. KGaA 4 Vorbereitet für das unplanbare DIE HÄUFIGSTEN UNFALLURSACHEN WÄHREND EINES STILLSTANDES AUS SICHT DER UNTERNEHMEN Häufigkeit der Nennung Persönliches Fehlverhalten Unordentliche Arbeitsumgebung Organisatorische Fehler Fehlerhafte Ausrüstung / Geräte 0% 20% 40% 60% 80% 100% Quelle: T.A. Cook / Dräger ressourcen können so schneller bereitgestellt werden. Zudem sichert sich der Kunde durch den Rahmenvertrag Ressourcen, die sonst bei Engpässen vielleicht schon anderweitig verplant wären. „Es ist noch immer gut gegangen“? Die Studie von T.A. Cook bezeugt hohe Ansprüche: „Safety first“ lautet unisono und überzeugend das Credo der Befragten. Wenn dann jedoch in der Planungsphase Kapazitäten, Ressourcen und Budgets verhandelt werden, muss der HSE-Manager nicht selten seine Anforderungen gegen Zeitdruck- und Kostenargumente verteidigen. Dass zwischen Anspruch und Realisierung einer Sicherheitsstrategie diese Schere entsteht, ist paradoxerweise oft gerade auf ein trügerisches Gefühl von Sicherheit nach dem Motto „Es wird schon nichts passieren“ zurückzuführen. Und manchmal führt erst ein Unglück dazu, dass sie sich wieder schließt. Lassen wir es nicht so weit kommen. Denn Sicherheit und Wirtschaftlichkeit müssen kein Widerspruch sein. IMPRESSUM Jan Hegewald Head of Key Application Field, Shutdown & Rental Management, Dräger Safety AG & Co. KGaA Drägerwerk AG & Co. KGaA Moislinger Allee 53-55 23558 Lübeck Tel.: +49 (0) 451 / 882 - 0 Fax: +49 (0) 451 / 882 - 2080 E-Mail: [email protected] www.draeger.com © Drägerwerk AG & Co. KGaA 5
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