Erfinder des Jahres 2015: Howard Mattson und Douglas King

Revolutionäre Software für digitale Modelle
Mit ihrem wesentlichen Beitrag zu
Synchronous Technology haben Howard
Mattson und Douglas King eine völlig
neue Arbeitsumgebung für die digitale
Konstruktion geschaffen
Mit ihren wesentlichen Beiträgen zur Erfindung der Software Synchronous Technology
haben Howard Mattson (50) und Douglas King (40), die in Cambrigde, Großbritannien,
bei der Siemens Division Digital Factory tätig sind, dabei geholfen, die Arbeit an digitalen
Modellen mit Programmen von Siemens PLM drastisch zu vereinfachen. Ingenieure können
ihre Modelle dank dieser Erfindungen bis zu 100 Mal schneller ändern.
Douglas King, Howard Mattson –
Erfinder des Jahres 2015
Softwareexperten bei Digital Factory,
Cambridge, Großbritannien
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modernen Konstruktionsabteilungen unterschiedlichster
Branchen üblich sind, können dank Synchronous Technology
bis zu 100 Mal schneller verändert werden.
Douglas King, Howard Mattson –
Erfinder des Jahres 2015
»Innovative Ideen entstehen nicht nur im Büro,
sondern auch im Park –
oder im Pub.«
Zwei Männer gehen durch den Botanischen Garten der
Universität Cambridge in Großbritannien. Sie sind in ein
Gespräch vertieft. Die beiden sind Softwarespezialisten
und arbeiten im Siemens-PLM-Software-Entwicklungszentrum nebenan. Obwohl es aussieht, als hielten die beiden
einen entspannten Plausch unter Freunden, tüfteln sie
gerade an einem schwierigen Problem. Howard Mattson
(50) und Douglas King (40) waren maßgeblich daran beteiligt, eine neue Software namens Synchronous Technology
zu entwickeln, die das Konstruieren digitaler Modelle drastisch vereinfacht. Seit dem ersten Release 2008 verbessern
sie das Programm kontinuierlich, gemeinsam mit ihrem
Team vor Ort, das zum 40-köpfigen globalen Team gehört.
Softwareentwicklern haftet häufig der Ruf von »Nerds« an,
also Menschen, die wie besessen auf ihre Computertastatur einhacken und sich bei der sozialen Interaktion eher
schwertun. Wie schön, dass Mattson und King nicht nur
diesem Klischee so gar nicht entsprechen. Tatsächlich habe
gerade die kreative Kommunikation zwischen allen
Beteiligten viel mehr zum Erfolg von Synchronous Technology beigetragen als starre Prozesse, sagen sie.
Als sie den Auftrag bekamen, eine ganz neue SoftwareKomponente für das Siemens-PLM-Portfolio zu entwickeln,
war ihnen erst einmal etwas flau im Magen, aber dann
siegte die Begeisterung: »Etwas völlig Neues zu erfinden,
ist eine einmalige Herausforderung im Berufsleben«, erklärt
Mattson. »Es gab nichts, woran wir uns orientieren konnten«,
ergänzt King. Software von Siemens PLM umfasst eine
Reihe von Programmen für 3D-Konstruktion und konstruktionsbegleitendes Datenmanagement. Seit Synchronous
Technology 2008 in die PLM-Produkte NX und Solid Edge –
beides sind Softwaresysteme für die Konstruktion – integriert
wurde, hat sich die digitale Produktentwicklung um ein Vielfaches vereinfacht. Digitale Modelle, wie sie heute in allen
»Die Technologie, die wir entwickelt haben, ermöglicht es
den Konstrukteuren, ihre Werkstücke schnell, reibungslos und intuitiv digital zu modellieren«, erklärt Mattson.
Anstatt erst explizit zu definieren, wie jeder Teil des Modells
verändert werden soll, wählt der Konstrukteur einfach das
Element, um das es ihm geht, und verändert die Werte in
die gewünschte Richtung. Das System ändert dann automatisch auch alle anderen betroffenen Parameter des Modells.
Wer die einfach zu bedienende Software heute benutzt, hat
meist keine Vorstellung davon, wie viel harte Entwicklungsarbeit dahintersteckt. »Wir mussten uns eine völlig neue
Herangehensweise ausdenken«, erzählt King. Das haben sie
geschafft, indem sie in einem ständigen Austausch ihre Ideen
entwickelten und verbesserten. Jeder Ort ist dafür recht: das
Büro, der Botanische Garten, der gleich nebenan liegt, oder
das örtliche Pub. Wie es im britischen Berufsalltag Sitte ist,
trinken sie gelegentlich noch ein Bier mit Kollegen, bevor es
nach Hause geht. »Man muss die richtige Stimmung schaffen, um auf Ideen zu kommen«, ist Mattson überzeugt. Die
Technik der beiden Erfinder: Sie lassen erst einmal alle Ideen
zu und diskutieren darüber, »denn häufig kommen gute
Ideen gleichzeitig mit schlechten«.
Dass sich die Kreativität zweier Kollegen so gut ergänzt, ist ein
Glücksfall. Schließlich mussten sie über Jahre hinweg sehr
intensiv zusammenarbeiten. Mattson und King kommen
aus zwei ganz unterschiedlichen Berufen: Mattson hat an
der Universität von Nottingham Physik und danach Künstliche Intelligenz an der Universität von Edinburgh studiert und
sich früh auf das Gebiet Computer Vision spezialisiert. Bevor
er vor 23 Jahren zu Siemens kam, forschte er an der Universität von Cambridge auf dem Gebiet der experimentellen
Physik. Mattsons Kinder sind bereits junge Erwachsene,
»aber obwohl ich jetzt mehr Zeit hätte, habe ich eigentlich
kein richtiges Hobby«, sagt er. Dann erwähnt er doch eine
Tätigkeit, die ihm Freude bereitet, und nennt sie selbst »very
british«: Er kümmert sich gerne um seinen Garten.
King dagegen hat Maschinenbau an der Oxford Brookes
Universität studiert und sich im Studium vor allem mit
Automatisierung beschäftigt. »Ich wollte nie Software
entwickeln«, sagt er lachend, denn genau in diesem
Gebiet ist er schließlich gelandet. Je länger er sich nämlich
mit Automatisierung beschäftigte, desto größer wurde
sein Interesse an Software für Ingenieure. Nach einer
Zwischenstation bei einer kleinen Softwarefirma fing er
vor 16 Jahren bei Siemens an. Kings drei Söhne sind noch
im Schulalter, »folglich bleibt mir nicht viel Zeit für Hobbys«.
Die beiden haben ihre gemeinsamen Ideen in 22 Erfindungen gemeldet, mit bisher acht Patenten – in 20
Schutzrechtsfamilien. Wie viele Experten prophezeien sie,
dass Software in Zukunft eine noch größere Rolle spielen
wird. »Wir stehen erst am Anfang von neuen Entwicklungen«, sind die beiden Erfinder überzeugt.
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