01/16 D AS MAG AZ I N V O N S P ITEX BAS E L UND S P ITEX R IEH EN - BET T I NGE N «Feuer – ein wichtiger Schritt zur Menschwerdung» Eines der vier Elemente, aus denen unser Sein besteht EINSICHT Ich spiele nie mit dem Feuer Seite 2 REINIGUNG Wie Phönix aus der Asche Seite 10 FEUERBRAUCHTUM Feuerbräuche unter dem Mikroskop Seite 4 Seite 12 E IN S I C H T «Ich spiele nie mit dem Feuer» Roger Willen (47), seit Mai 2014 Kommandant der Berufsfeuerwehr Basel. Welche weiteren Anforderungen braucht es noch, um bei der Berufsfeuerwehr dabei zu sein? Roger Willen: Körperliche und geistige Fitness sind wesentliche Grundvoraussetzungen für diesen Beruf. Sie werden später im Berufsleben auch regelmässig kontrolliert. Feuerwehrleuten wird – scherzhaft – nachgesagt, dass sie zur Pyromanie neigen ... Roger Willen: Die Bereitschaft, sich einem kalkulierten Risiko auszusetzen, ist ein wesentlicher Bestandteil dieses Berufes. Die Pyromanie hingegen ist in meinem Verständnis eine krankhafte seelische Störung, die im Alltag der Berufsfeuerwehr nichts verloren hat. Spielen Sie selbst gerne mit dem Feuer (wörtlich und metaphorisch)? Roger Willen: Nein. Leichtsinnig die Gefahr des Feuers herausfordern oder ein riskantes und gefährliches Unterfangen einzugehen, sind keine persönlichen Eigenschaften im Umgang mit meinem beruflichen sowie meinem privaten Umfeld. Was fällt Ihnen als Feuerwehrkommandant eigentlich als Erstes ein, wenn Sie das Wort Feuer hören? Roger Willen: Feuer war das erste Element, das sich unsere Vorfahren positiv zunutze machten. Feuer bedeutete jedoch auch Gefahr, zum Beispiel verheerende Verwüstungen durch Grossbrände. Feuer hat für mich aber auch mit romantischen Assoziationen zu tun, wenn ich an ein Kaminfeuer oder an ein Lagerfeuer denke. Gib es noch weitere Assoziationen, die Sie mit dem Wort Feuer in Verbindung bringen? Roger Willen: Ja. Elementare Grundsätze wie Energie und Selbstvertrauen, Beweglichkeit und Eigenständigkeit. Das sind unter anderem einige der notwendigen Eigenschaften, die auch unsere Berufsfeuerwehrmänner auszeichnen. Aus dem Mittelalter stammt das Gebet: «Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zündʼ andere an.» Wie kommt dieser Wunsch bei Ihnen an? Roger Willen: Der tiefere Gedanke dieses «Gebets» ist ja ein egoistischer. Im übertragenen Sinn steht die Sankt-Florians-Politik für eine bestimmte Verhaltensweise. Bedrohungen sollen nicht selbst gelöst, sondern auf andere verschoben werden. Das ist eine Einstellung, die ich nicht teile und die mit meiner Vorstellung vom Leben miteinander wenig zu tun hat. Meines Erachtens steht dieser Spruch auch diametral zum Grundsatz einer Organisation, die sich verpflichtet, für die Gemeinschaft Leben zu retten und zu schützen. Wann haben Sie sich das erste Mal die Finger verbrannt? Roger Willen: Genau weiss ich das nicht mehr. Ich war ungefähr fünf Jahre alt, als ich mir an der Herdplatte meiner Grossmutter die Finger verbrannt habe. Ellen Brugger E D ITO R I A L Die Basis unserer Zivilisation Es gibt viele Menschen, die sich mit dem Winter, der Kälte und der Dunkelheit schwertun und sich energielos fühlen. Dieser Zustand verbessert sich aber schnell, wenn ein Feuer Licht und Wärme verbreitet. Feuer ist aber nicht nur wegen des Lichts und der Gemütlichkeit wichtig für uns Menschen, sondern auch dank den Möglichkeiten, die es uns bietet: Ohne Feuer könnten keine Werkzeuge geschmiedet und keine Nahrungsmittel gekocht werden. Das Feuer ist also eminent wichtig für unsere Zivilisation, und weil wir es nicht nur brauchen, sondern sein Licht und seine Wärme auch geniessen, widmen wir diese Ausgabe dem Feuer. Die Menschen kennen die Kunst des Feuermachens seit der Frühsteinzeit, das heisst seit rund 400 000 Jahren. Wegen seiner Wichtigkeit und Bedeutung entstanden viele Sagen um Feuergötter, wie zum Beispiel Zeus, sowie viele Riten und Gebräuche rund um das Feuer. Das Feuer hat jedoch nicht nur positive Aspekte, es kann ausser Kontrolle geraten und viel Schaden anrichten. Die entfesselte Seite dieses Elementes kennen der Kommandant der Berufsfeuerwehr und sein Team bestens. IN H A LT 2 E I N S I C H T 3 E D I T O R I A L 4 S C H W E R P U N K T Ein wichtiger Schritt zur Menschwerdung 8 V E R E I N E 9 B E H A G L I C H K E I T 10 R E I N I G U N G Wie Phönix aus der Asche 11KOCHEN 12 B R A U C H Mit diesem Schwerpunktthema versuchen wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein wenig Wärme und Licht in die kalte Jahreszeit zu bringen. Dazu passt ein alter irischer Volkswunsch: «Möge das Feuer, das du in deinem Herd schürst, nie erlöschen. Möge aber auch die Wärme nie erkalten, die du einem Freund schenkst.» Dorothea Zeltner Kamber Geschäftsführerin Spitex Basel I M PR ESSUM Ausgabe 01/16, Februar 2016, Nächste Ausgabe: Mai 2016 | Redaktionskommission: Jeannette Brêchet (Redaktion), Ursula Lehmann (Stiftungsratspräsidentin), Dorothea Zeltner Kamber (Geschäftsführerin), Ortrud Biersack (Leiterin Zentralsekretariat und Fachentwicklung), Beatriz Greuter (Förderverein Grossbasel West), Christine Avoledo (Verein Spitex Riehen-Bettingen), Peter Graditzky (Förderverein Grossbasel West), Alfred Trechslin (Förderverein Kleinbasel) | Herausgeber: Spitex Basel, Stiftung für Hilfe und Pflege zu Hause, die Fördervereine von Spitex Basel und Verein Spitex Riehen-Bettingen | Redaktion: Häusel Kommunikation, Postfach, 4012 Basel, Tel.: 061 385 91 85, Fax: 061 385 91 86, E-Mail: [email protected]/www.hausel.ch | Gestaltung: Multiplikator AG, Basel Fotos: zVg (sofern nicht anders vermerkt) | Druck: bc medien ag, Münchenstein | Auflage: 12 500 Exemplare | Adresse: Geschäftsstelle Spitex Basel, Feierabendstrasse 44, 4051 Basel, Tel.: 061 686 96 00, Fax: 061 686 96 19, E-Mail: [email protected], www.spitexbasel.ch | Adress änderung: für Basel: E-Mail: [email protected], Tel.: 061 686 96 00, für Riehen-Bettingen: E-Mail: [email protected], Tel.: 061 645 95 00 | Nachdruck und Reproduktionen nur mit ausdrücklicher Genehmigung und Quellennachweis erlaubt. Feuerbräuche unter dem Mikroskop 14 P O R T R A I T 15 T I P P S 16 S C H L U S S P U N K T Abonnement «bewegt» Das Abonnement «bewegt» kostet 12 Franken pro Jahr Bestellungen Tel.: 061 686 96 13 E-Mail: [email protected] SC H WERP UNKT Ein wichtiger Schritt zur Menschwerdung Kein Element ist dermassen vielfältig und symbolträchtig wie das Feuer. In ihm wohnen sowohl das Wohltuende wie auch die Katastrophe. Wir verdanken ihm unser Überleben und manchmal bringt es uns auch den Tod. V on allen bekannten Lebewesen ist es nur uns Menschen gelungen, das Feuer zu zähmen und für unsere eigenen vielfältigen Bedürfnisse zu nutzen. Unsere Menschwerdung verläuft letztlich parallel mit dem Zivilisationsprozess, der mit der Beherrschung des Feuers seinen Anfang nahm. Das Feuer begleitet uns ebenso in der Sprache. Wir entflammen, wenn uns etwas begeistert. Wir glühen vor Verlangen. Wir haben zündende Ideen. Und am Ende des Lebens löscht der Tod unser Lebenslicht aus. «Eine Flamme, die Dich wohlig erwärmt. Ein Feuer, das Dich zuweilen zum Glühen bringt. Kein Feuer, das 4 Dich verbrennt. Keine Flamme, die zerstört, möchte ich sein.» So oder ähnlich könnte ein feuriges Liebesgedicht von einem feurigen Liebhaber heissen. «Mehrere Eisen im Feuer haben» Über mehrere gute Alternativen verfügen, die man unter Umständen auch gegeneinander ausspielen kann. Eine Redensart, die vermutlich vom Schmied stammt, der mehrere glühende Werkzeuge zur Arbeit gleichzeitig im Feuer hat. Das Magazin von Spitex Basel und Spitex Riehen-Bettingen Feuer, das hat mit Wärme, mit Helligkeit, auch mit Erotik, aber ebenso mit Zerstörung und Verderben zu tun. Feuer ist unberechenbar, Tiere reagieren mit Panik auf Feuer. Einzig der Mensch lernte das Feuer zu seinem Vorteil zu nutzen. «Wohltätig ist des Feuers Macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht», heisst es in Schillers «Lied von der Glocke». Damit angesprochen wird gerade auch die Ambivalenz des Feuers: Es spendet Wärme und Licht, hat unkontrolliert aber unliebsame Folgen. Beim Erdbeben von 1356 in Basel beispielsweise richtete nicht in erster Linie das Beben, sondern die nachfolgende Feuersbrunst den grössten Schaden an. Foto: iStock Ein offenes Feuer oder Kerzenlicht schafft eine vertraute Atmosphäre. Verhaltensforscher glauben, dass diese positive Einstellung eine sehr lange Vergangenheit hat. Schon zur Steinzeit hätten sich Sippen am Abend um das offene Feuer zum Diskutieren und zur Entspannung versammelt. Die damit verbundenen Instinkte seien über viele Generationen fest in unserem Erbgut verankert. Heute benötigen wir kein offenes Feuer mehr für Beleuchtung, Heizung oder als Schutz vor wilden Tieren. Dennoch fühlen wir uns erst richtig selig vor einem Kamin oder bei Kerzenschein. Das liegt laut Verhaltensforschern daran, dass uns Instinkte beim Zusammensitzen um das Feuer vorgaukeln, es müsse sich hier um vertraute Sippenangehörige handeln. «Kein Rauch ohne Feuer» Hier geht man von der Annahme aus, dass hinter einem Gerücht oder ausgesprochenen Verdächtigungen immer auch ein Körnchen Wahrheit steckt. Streng unter Bewachung kann Feuer jedoch viel Schönes entfachen, im wahrsten Sinne des Wortes. Das erleben Baslerinnen und Basler zum Beispiel alljährlich am 1. August am Rhein oder die Baselbieter am Vorabend des «Morgestraich» im Kantonshauptort Liestal beim «Kienbäse». «Sich die Finger verbrennen» Sich zum Beispiel durch eine unangebrachte Äusserung blamieren oder jemanden verletzen. Manchmal mit Langzeitfolgen. Der Mensch lernte im Laufe der Zeit, wie er das Feuer für seine eigenen Zwecke nutzen kann. Schon früh entdeckten unsere Vorfahren zum Beispiel, dass Speisen manchmal besser schmecken und besser verdaut werden, wenn man sie vorher auf einer Feuerstelle heiss werden lässt. Und ohne die Erfindung des Verbrennungsmotors würde sich unsere Zivilisation heute auch auf einem ganz anderen – weitaus bescheideneren – Niveau bewegen. Einige Kulturen schwören zudem auf die Heilkraft von Feuer. In China werden kranke Menschen teilweise angezündet, damit sie genesen. Ihre Gesundheit zieht die Kräfte des Feuers mit ein und vermittelt mehr Lebensenergie. Und im Gegensatz zur klassischen Akupunktur existiert in der chinesischen Medizin auch eine Akupunkturform, die mit Feuer wirkt und Schmerzen lindern soll. «Eine Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer» Rasend schnelle Übermittlung von News. Der Ausdruck ist ein militärischer Begriff. Gemeint ist damit etwa eine brennende Spur aus Schwarzpulver. Feuer hat noch eine ganz andere Bedeutung. Feuer hat auch mit feuern zu tun, mit dem Verschiessen von Munition. So gibt es in Basel bereits seit rund 550 Jahren die Gesellschaft der Feuerschützen. Sie ist noch heute aktiv und pflegt wie alle Zünfte und Vorstadtgesellschaften historische Traditionen. Dieser Gesellschaft gehört das Restaurant Schützenhaus, das weit über die Region hinaus als attraktiver Gastronomiebetrieb geschätzt wird. Gegründet wurde die Gesellschaft der Feuerschützen in Basel zur Stadtbewachung und Verteidigung. Die Gesellschaft soll aktuell noch rund 400 Mitglieder zählen. Neben Wasser, Luft und Erde ist das Feuer eines der vier Elemente, aus dem unser Sein besteht. Der griechische Philosoph Heraklit mass dem Feuer gar eine spezielle Bedeutung zu. Das sich stets wandelnde und verändernde Feuer müsse der Urstoff sein, da sich im Universum alles wandle. «Die Kastanien (oder die Kartoffeln) aus dem Feuer holen» Das Sprichwort leitet sich aus einer literarischen Vorlage her: In der Geschichte «Der Affe und die Katze» von Jean de la Fontaine überredet ein Affe die Katze dazu, leckere Kastanien aus einem Feuer zu stehlen. Die meisten Religionen – frühere ebenso wie die heutigen – benutzen das Feuer als wichtiges Symbol. Oft sind es ausgewählte Götter, die über das Feuer gebieten, die es konstruktiv oder ausnahmsweise auch destruktiv verwenden. Das beginnt schon in der Antike. Das Magazin von Spitex Basel und Spitex Riehen-Bettingen 5 SC H WERP UNKT «Feuer und Flamme für etwas sein» Laut Quellenangaben vermutlich ein sehr altes Sprichwort. Heute ein Ausdruck für Leidenschaftlichkeit und grosse Begeisterung. Foto: Fotolia Noch weitaus bekannter dürfte das bekannteste christliche Feuerszenario sein: Die Hölle. An diesem grausigen Ort sollen schwere Sünder in ewiger Verdammnis schmoren. Generationen von Kirchenmännern und Literaten werden nicht müde, diese feurige Höllenvorstellung immer weiter auszugestalten. Feuer kann auch eine zerstörerische Kraft haben. Allerdings war man sich lange Zeit uneinig, welcher Gott für welches Element in Frage kam. Einige Autoren gehen davon aus, dass das Feuer mit Zeus in Verbindung gebracht wurde. In späteren Zeiten wurden dem Feuer dann auch noch Zielstrebigkeit, Ehrgeiz und Engagement zugeordnet. Nach dem massgeblich durch Paracelsus geprägten mittelalterlichen Volksglauben stehen diesen Elementen jeweils bestimmte Geistwesen vor: Beim Feuer sind es Feuergeister und Salamander. Die Vier-Elemente-Lehre wurde schliesslich auch von der Astrologie übernommen. Die drei Tierkreiszeichen, welche dem Feuer zugeordnet wurden, sind Widder, Löwe und Schütze. «Öl ins Feuer giessen» Schon jedes Kleinkind lernt, dass man das nicht tun soll. Ein explodierendes Fett-Wasser-Gemisch kann schwere Verletzungen zur Folge haben. Auch in der Alchemie des späten Mittelalters und in der Neuzeit spielen die vier Elemente eine zentrale Rolle. 6 Und nicht zuletzt ist das Feuer sowohl im Alten wie auch im Neuen Testament ein machtvolles Symbol, das auf Gott verweist. Selbst dem Moses erscheint Gott in Gestalt eines brennenden Dornbusches. In der Apokalypse, wie die Offenbarung des Johannes sie beschreibt, stürzt zerstörerisches Feuer in unterschiedlichster Form auf die Erde. Das Magazin von Spitex Basel und Spitex Riehen-Bettingen Dem Feuer werden wie erwähnt viele Eigenschaften positiver und negativer Art nachgesagt und viele Geschichten drumherum erzählt: Aber wie entsteht eigentlich ein Feuer? Physikalisch gesehen müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein: Es braucht erstens einen Brennstoff, zum Beispiel Holz, Wachs oder Öl. Erforderlich ist zweitens Sauerstoff, der direkt mit dem Brennstoff in Kontakt kommt. Und drittens ist Wärme nötig, zum Beispiel ein Zündfunken oder ein gebündelter Sonnenstrahl. Nur wenn alle drei Voraussetzungen gegeben sind und auch das richtige Mischverhältnis vorhanden ist, kann ein Feuer entstehen. «Für jemanden seine Hand ins Feuer legen» Das tun heutzutage Leute, die jemandem voll vertrauen. Die Redewendung stammt ursprünglich aus dem finsteren Mittelalter: Wer seine Unschuld beweisen wollte, konnte zuweilen als Gottesurteil seine Hand ins Feuer strecken. Je stärker sie brannte, desto grösser war angeblich die Schuld. Einer Energieumwandlung verdanken wir, dass wir das Feuer in Form einer Leuchterscheinung als Flamme sehen. Physiker erklären das so: «Die einzelnen Atome (Ionen) in einem brennenden Gas erhalten eine Energiezufuhr durch die Foto: Fotolia Hitze des Feuers. Als Folge bewegen sich die Elektronen, die den Atomkern umkreisen, auf ein neues höheres Energieniveau. Nach kurzer Zeit fallen die Elektronen auf ein niedrigeres Niveau zurück und geben die zugeführte Energie wieder ab, aber nun nicht als Wärme, sondern als Licht.» «Ein gebranntes Kind scheut das Feuer» Wer mit einer Aktion unliebsame Erfahrungen gemacht hat, wird es nicht so schnell wieder versuchen respektive besonders vorsichtig sein. Wann eine Menschenhand zum ersten Mal Feuer entfachte, bleibt in Fachkreisen bis heute übrigens umstritten. Vieles deutet darauf hin, dass die Herrschaft über das Feuer von Menschen viel später als bislang gedacht übernommen wurde. Das im Vergleich zu Afrika kalte Europa ist nach Einschätzung von Forschern noch ohne diese Schlüsseltechnologie besetzt worden. Erst so vor rund 400 000 Jahren sollen Neandertaler das Feuer systematisch genutzt haben. Alle älteren Funde würden keinerlei Hinweise auf ein gezielt eingesetztes Feuer zeigen. Bei allem Zweifel, sicher ist eines: Ohne die Beherrschung des Feuers wäre der Mensch nicht geworden, was er ist. Die Kunst, Feuer zu entfachen, bildete einen wichtigen Schritt zur Menschwerdung. Was für die Fische das Wasser und für die Vögel die Luft ist, ist für uns Menschen das Feuer. Das Feuer ist unser Element. Markus Sutter Das Magazin von Spitex Basel und Spitex Riehen-Bettingen 7 V E R EINE Riehen-Bettingen Kleinbasel Nach 20-jähriger Tätigkeit als Betriebsleiterin von Spitex iehen-Bettingen wechselte Ingrid Zimmer am 31. Dezember R 2015 in den wohlverdienten Ruhestand. Am Mittwoch, 28. Oktober 2015 lud der Spitex-Förderverein Kleinbasel seine Mitglieder zu einem gemütlichen Herbstnachmittag ein. An dem wunderbaren Herbsttag fanden so viele Mitglieder wie noch nie den Weg zum Wettsteinhof. Wie immer spielte «the moody tunes» auf. Getränke und Verpflegung wurde von den Verantwortlichen der Spitex und vom Vorstand serviert. Im Vordergrund standen aber die Begegnungen und Gespräche unter einander. Zufrieden nach dem gelungenen Nachmittag zogen die Mitglieder mit ihrem Bhaltis wieder nach Hause. Seit dem 1. Januar 2016 bilden Katja Doepgen und Sabine Suter zusammen die Geschäftsleitung von Spitex Riehen-Bettingen. Katja Doepgen Sabine Suter Katja Doepgen leitet den Bereich Pflege und Hauswirtschaft. Sie ist Pflegefachfrau mit kaufmännischer Ausbildung und einer Weiterbildung in Qualitätsmanagement. Früher hatte sie in einer privaten Spitex sowie in der Leitung einer Senioreninstitution in Deutschland gearbeitet. Sabine Suter, Bereichsleiterin Finanzen und Administration von Spitex Riehen-Bettingen, erfüllt diese Aufgabe bereits seit zwei Jahren. Bis Ende 2015 war sie stellvertretende Betriebsleiterin. Stefanie Germann und Christine Avoledo PI NNWAND Auszeichnung für Spitexpress Grosse Ehre für Spitex Basel: Die Organisation wurde für ihre innovative Idee – den 24-Stunden-Spitexpress für pflegerische Notfälle – mit dem Swiss Logistics Public Award ausgezeichnet. Geschäftsführerin Dr. Dorothea Zeltner Kamber (r.) durfte kürzlich an einer Medienorientierung den Wanderpokal von Isabel Küffer, Mitglied der Geschäftsleitung von Spitex Schweiz, entgegennehmen. Mit dem Award werden besondere Leistungen in der Logistik und in der Organisation von Unternehmen prämiert. Es war ein kalter Abend als am Donnerstag, 3. Dezember 2015, Mitarbeitende und leitende Angestellte ins Restaurant Lange Erlen pilgerten. Der Förderverein der Spitex Kleinbasel hatte zum Adventessen eingeladen. Nach einem kurzen Apéro kam die Vorspeise. Brigitte Garessus erinnerte in ihrer Ansprache an den Wechsel im vergangenen Jahr und dankte ihren Mitarbeitenden für den grossen persönlichen Einsatz. Paul Schmocker als Präsident des Fördervereins stellte das «Vertrauen» ins Zentrum seiner kurzen Worte. Vertrauen welches von allen Beteiligten geteilt und getragen werden muss. Zum Wohl der Betagten, Mitarbeitenden und Verantwortlichen. Er bedankte sich für die geleisteten Dienste, welche oft über das übliche Mass hinaus gehen. Nach einem kräftigenden Hauptgang und einem süssen Dessert zogen in kleinen Gruppen die Gemeinschaft wieder hinaus in die kalte Adventsnacht, hinaus zu neuen Herausforderungen. Alfred Trechslin Verantwortlich für die Redaktion dieser Rubrik sind die Fördervereine. 8 Das Magazin von Spitex Basel und Spitex Riehen-Bettingen Foto: Fotolia BEH AGLICHKEIT Winter mit und ohne Feuer Kerzen und der lodernde Kamin gehören zur kalten Jahreszeit wie die knirschenden Schritte im Schnee. H eute findet der winterliche Alltag für viele Baslerinnen und Basler ohne Feuer statt. Eine Familie sitzt im Wohnzimmer. Der Vater surft auf seinem Laptop im Internet, die Mutter sieht sich «Bauer, ledig, sucht» im Fernsehen an. Die beiden Töchter spielen währenddessen mit dem iPad. Das ältere Ehepaar von nebenan sitzt auf dem Sofa und schaut wortlos einen Krimi. Sie schlafen wohl noch vor der Auflösung ein. Gegenüber, im ersten Stock eines Mehrfamilienhauses, trägt der Student das Abendessen ins Wohnzimmer. Er stellt es auf dem Couchtisch ab und schaltet den Fernseher ein. Seine Freundin ist in ihr Handy vertieft. Kalte Szenen in der kalten Jahreszeit. Die Smartphones und Flachbildschirme, die iPads und Laptops spenden heutzutage an dunklen Januarabenden das Licht für viele Menschen. Aber das blaue, flackernde Licht schafft keine Behaglichkeit. Es vermittelt Kälte statt Wärme, Distanz statt Nähe – und das in einer Zeit, in der die Menschen beides so dringend brauchen. Nur vereinzelt bewahren die Menschen auch über die Weihnachtszeit hinaus die Behaglichkeit in ihrer Wohnung, während es draussen eisig kalt ist. Das Feuer macht den entscheidenden Unterschied. Die gleiche Familie könnte auch vor ihrem Kamin sitzen, umgeben von Kerzen. Die Eltern, plaudernd mit einem Glas Wein, sehen ihren Kinder zu, die auf dem Boden mit ihren Weihnachtsgeschenken spielen. Die ältere Dame von nebenan sitzt auf ihrem Sessel, dicke Wollsocken an den Füssen, einen Tee neben sich auf dem Tisch. Sie ist vertieft in ihr Buch. Ihr Mann liegt auf dem Sofa neben ihr und hört ihr gespannt beim Vorlesen zu. Vor ihnen auf der Anrichte flackert nicht der Fernseher, sondern die weihnachtlichen Windlichter, die sie einfach noch nicht wegräumen wollten. Der Student und seine Freundin essen nicht auf der Couch. Stattdessen geniessen sie ihr Abendessen bei Kerzenschein, den ihnen der grosse Leuchter spendet. Diese Szenen gibt es natürlich auch heute noch in Basel. Aber sie werden seltener. Nach «Dreikönig» verschwinden Kerzen, Windlichter, Weihnachtsdekoration und oft auch der unter den Stiefeln knirschende Schnee. Mit ihnen verschwindet in vielen Wohnungen auch das Feuer und die Behaglichkeit dieser besonderen Zeit. Feuer wärmt nicht nur, es verbindet und schafft Behaglichkeit. Den Schnee können die Menschen nicht festhalten, aber das Feuer können sie bewahren. Denn ein Winter ohne Feuer ist kalt – drinnen und draussen. Ellen Brugger Das Magazin von Spitex Basel und Spitex Riehen-Bettingen 9 R E I NIGUNG Wie Phönix aus der Asche Feuer zerstört und verwüstet, hat aber auch die Kraft, zu reinigen und Neues zu erschaffen. D as Feuer leistet einen wichtigen Beitrag, damit wir heute unser modernes Leben leben können. Oft steht uns das Feuer zur Verfügung und wir nehmen es nicht einmal bewusst wahr. Einer dieser Bereiche ist der Abfall. Jede Sekunde fallen in der Schweiz 174 Kilogramm Abfall an. Das sind 5,5 Millionen Tonnen pro Jahr. Nur die Hälfte kann wiederverwendet werden. Um die andere Hälfte kümmern sich rund dreissig Kehrichtverbrennungsanlagen. Bei bis zu 1300 Grad Celsius sorgt hier das Feuer dafür, dass die Schweiz nicht im Abfall versinkt. Aber schon lange bevor es diese modernen Anlagen gab, leistete das Feuer einen wichtigen Beitrag zur Hygiene und damit zur menschlichen Entwicklung. Das Verbrennen von Abfall verhinderte schon vor Jahrhunderten, dass sich Schädlinge und mit ihnen Krankheiten ausbreiteten. Das Aufkeimen von Infektionen in Wunden unterbanden Feldscher (Militärärzte) in Kriegszeiten ebenfalls mithilfe des Feuers. Mit einem Glüheisen brannten sie die Wunde aus. Foto: iStock Phönix steht als Sinnbild für einen Neubeginn. Dank dieser Massnahme stoppte die Blutung und Keime starben ab. Auch heute noch schützt das Feuer den Menschen täglich vor gefährlichen Keimen. Salmonellen und andere Erreger befinden sich auf zahlreichen Lebensmitteln und werden erst unschädlich gemacht, wenn die Nahrung auf 70 Grad Celsius erhitzt wird. Auch im praktischeren Sinne kann Feuer die Entstehung neuen Lebens begünstigen. Im Gemüse- und Getreideanbau brennen manchmal die Bauern nach der Ernte ihre Felder ab, obwohl dies mittlerweile verboten ist. Seit jeher schalteten schon deren Väter und Grossväter mit dem Abbrennen der Erde Schädlinge und Krankheiten aus und produzierten durch die zurückbleibende Asche Dünger für die ausgelaugte Erde. Aber nicht nur im wörtlichen Sinne besitzt das Feuer reinigende Kräfte. Seit jeher werden dem Feuer auch läuternde und prüfende Energien zugeschrieben. Daher verwundert es nicht, dass das Feuer viele Menschen auf ihrem letzten Gang begleitet. Fast 75 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer wünschen sich eine Einäscherung. Das ist keine Herabminderung für die ewige Ruhe, denn in vielen Religionen wird durch die Verbrennung des Leichnams die Seele des Verstorbenen gereinigt. Im hinduistischen Glauben wird der Verstorbene damit auf die Wiedergeburt vorbereitet. Dem westlichen Kulturkreis ist die Idee, dass etwas Neues aus Feuer entsteht, nicht unbekannt. Wie Phönix aus der Asche neu zu beginnen, ist nicht nur eine Redensart. Im christlichen Glauben steht Phönix für die Auferstehung und wird gelegentlich gar als Symbol für Christus verwendet. Ellen Brugger 10 Das Magazin von Spitex Basel und Spitex Riehen-Bettingen Foto: iStock KO C H EN Die Faszination ist geblieben Die Möglichkeiten der Nahrungszubereitung haben sich in den 400 000 Jahren seit dem Bau der ersten Herdstellen stark gewandelt. Trotz Moderne zwingen uns unsere Gene jedoch immer wieder zurück zum Feuer. V or ungefähr zwei Millionen Jahren – noch bevor die Menschen selbst Feuer machen konnten – entdeckten sie, dass ihnen Feuer zur Zubereitung von Nahrung diente. Sie nutzten damals übrig gebliebene Naturfeuer aus. Das veränderte das Leben des Homo sapiens grundlegend. Treffpunkte zum Kochen und Essen entstanden. Das soziale Zusammenleben verfeinerte sich zusehends. Das Entdecken des Kochens brachte daneben auch eine grosse Veränderung für den menschlichen Körper mit sich. Schwerverdauliche oder ungeniessbare Tiere und Pflanzen wurden durch das Kochen plötzlich geniessbar. Durch diese entstandene Nahrungsvielfalt verbesserten sich sofort die Fitness und somit die Überlebenschancen unserer Vorfahren. Auch das Aussehen veränderte sich durch die Nahrungsverbesserung: Das Gebiss verkleinerte sich und das Gehirn nahm mehr und mehr Volumen ein. Die Zeit ist nicht stehen geblieben. Die Kochmöglichkeiten wandelten sich lau- fend. Aus dem provisorischen Kochen auf übrig gebliebenen Feuerstellen entwickelten sich im Laufe der Zeit wiederverwendbare Kocheinrichtungen. Vor ungefähr 400 000 Jahren entstanden erste offene Herdstellen im Freien. Auch gab es schon flache Feuergruben in Gebäuden. Später erfanden die Menschen Erdöfen und vor 23 000 bis 34 000 Jahren die ersten Herde aus Ton. Die Menschen garten oder grillierten Fleisch und Wurzeln in heisser Asche, rösteten sie auf erhitzten Steinen oder siedeten sie in heissen Flüssigkeiten. Unsere heutigen Kochtechniken des Siedens, Garens und Schmorens wurden also bereits schon sehr früh verwendet, obwohl die Menschen noch nicht die Möglichkeiten besassen, die Hitze zu kontrollieren. Im Laufe der Zeit nahm der gesellschaftliche Aspekt des gemeinsamen Essens an einem gemeinsamen Ort eine immer wichtigere Rolle ein. Im 18. Jahrhundert kamen die Menschen durch die Erfindung des ersten vollummauerten Kochherds dem Kochen von heute schon viel näher. 1893 entstand bereits der erste Elektroherd. In der heutigen Zeit gehört es in vielen modernen Ländern zum Standard, auf einem Elektro- oder auf einem Gasherd zu kochen. Trotzdem ist die alte Tradition des Kochens über dem Feuer nicht ausgestorben. Mit Begeisterung, wann immer es Zeit und Wetter erlauben, fachen meistens die Männer ein Feuer an. Liebevoll kommt ein deftiges Stück Fleisch auf die Glut, das dann konzentriert und andächtig betrachtet, verschoben und gedreht wird. Obwohl es sehr viele moderne Möglichkeiten gibt, das Essen einfacher zu erhitzen, hat der Mensch den Reiz am Kochen über offenem Feuer bis heute nicht verloren. Der Antrieb dazu sind wohl die Gene, die wir von unseren Vorvorfahren noch in uns mittragen und die uns auch heute noch signalisieren: Der Treffpunkt am Feuer und die Zubereitung über der Glut verheisst nur Gutes. Stephanie Knecht Das Magazin von Spitex Basel und Spitex Riehen-Bettingen 11 B R AU C H Feuerbräuche unter dem Mikroskop Foto: bs.ch/Juri Weiss Kaum jemand bleibt kühl, wenn es um Bräuche mit dem Feuer geht. Eine Ausnahme bilden die Wissenschafter, die systematisch vorgehen und genauer hinschauen als andere. Die kunstvoll gestalteten Laternen bringen Licht in die Dunkelheit. D ominik Wunderlin im Basler Museum der Kulturen ist neben seiner Funktion als stellvertretender Direktor und Kurator vor allem Wissenschaftler und geht Feuer und Licht sowie den Bräuchen, die damit verbunden sind, von einer ganz anderen als von der mystifizierten, romantischen Seite an. Sein Wissen bezieht er aus seiner Erfahrung und viel Lesen. Die Recherchen bestehen darin, dass er Althergebrachtes mit dem Hier und Heute vergleicht und daraus Schlüsse zieht. 12 Das momentan aktuellste Ereignis ist die Basler Fasnacht. Hier spielen Licht und Feuer eine bedeutende Rolle: «Die riesigen, wunderschönen Laternen sind in der Welt einmalig», stellt Dominik Wunderlin fest und erklärt, dass die einmaligen Laternen aus einer Not entstanden sind. Denn früher war es dunkel. Damit die Menschen den Weg durch die Gassen fanden, mussten sie Lichter mit sich herumtragen. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es eine neue Verordnung in der Stadt, welche offenes Licht, also Feuer als Licht, verbot. Aber auf den «Morgestraich» wollten die Basler nicht Das Magazin von Spitex Basel und Spitex Riehen-Bettingen verzichten und bauten deshalb kleine Laternen. Papier eignete sich weniger als Stoff, den man auch bemalen konnte. Aus den Laternen wurden Kunstwerke, die immer grösser und aussagekräftiger wurden, sodass sie heute eine einmalige Attraktion darstellen. Objekte mit Geschichten Wer sich mit Feuer, Licht und Wärme beschäftigt, solle zurückschauen. Licht und Wärme zu erzeugen, war eine anstrengende Angelegenheit. Im Museum der Kulturen sind alle Leuchtkörper – vom Primitivsten bis zum Modernsten – gesammelt und dokumentiert. Spannend dabei sind jedoch die Geschichten, die hinter den Objekten stehen. Solche Geschichten – so Wunderlin – erzählt die aktuelle Ausstellung «Tessel, Topf und Tracht», welche noch bis Mitte 2016 zu sehen ist. Sämtliche Objekte erzählen «wundersame» Geschichten von der Schaffenskraft unserer Ahnen, von der Kultur des Alltags, von Arbeit und Glauben, vom alten Leben und von Stunden der Freude und der Trauer. Solche Geschichten finden sich für den Ethnologen auch in Bräuchen und Tätigkeiten des Alltagslebens, wie zum Beispiel in Feuerbräuchen. Gut, böse und geheimnisvoll Im 19. Jahrhundert erlebte die mystische Interpretation von Bräuchen eine Renaissance. Der Grund für diese Mystifizierung war die gezielte Entchristlichung der Volksbräuche. Dominik Wunderlin misst der Mystik mit dem Feuer eine grosse Bedeutung zu. Denn das Feuer kommt als Blitz vom Himmel. Gott redete durch einen brennenden Dornbusch zu Moses. Keine Kirche bedient sich des Feuers so häufig wie die römisch-katholische Kirche. Aber alle Religionen benützen Feuer und Kerzen, um in die Herzen ihrer Gläubiger zu gelangen. Denn das Feuer ist in jedem Fall immer gut oder böse, mystisch und auch geheimnisvoll. Zum Feuer gehören in der Regel neben der Behaglichkeit und der Freude auch Angst und Respekt. Feuer als Entsorgung Deshalb waren die Menschen bei entsprechender Propaganda während des Zweiten Weltkriegs schnell bereit, Volksbräuche dem heidnischen, dem alemannischen Ursprung zuzuordnen. Wunderlin weiss es aber genauer und erklärt an einem Beispiel, wie es wirklich ist: Früher betrug die Fastenzeit vierzig Tage. Vierzig Tage Enthaltsamkeit war vielen – vor allem den Geistlichen selbst – zu lange. Deshalb reduzierte das Konzil im 11. Jahrhundert die Fastenzeit um die Sonntage. Der Beginn der Fastenzeit fiel somit auf den Aschermittwoch. Damit wanderten auch die Fasnachtsfeuer weiter in den Frühling hinein. Hier schmunzelt Wunderlin: «Im Frühling putzt man Haus und Stall. Während des Jahres hat sich viel Unrat angesammelt. Wunderbar, wenn man im Frühling, zu Beginn der Fastenzeit, ein grosses Feuer entfacht, in welchem man Matratzen, alte Möbel, verrottete Gegenstände mit einem Schlag los wird.» Im Kanton Basel-Landschaft, betont Wunderlin, sei es mittlerweile verboten, anderes als gut brennbares Holz dem Feuer zu übergeben. Unter dem Mikroskop Das Geheimnis um die Bräuche, um das Feuer und die Wärme ist demnach nur zu lüften, wenn man wie Dominik Wunderlin wissenschaftliche Recherchen betreibt: Diese beginnen mit dem Suchen und Lesen privater Aufzeichnungen und Erinnerungen rund um die Objekte. Hilfe bietet das Auffinden von Familiengeschichten und Chroniken. Daneben orientieren sich die Wissenschaftler mit dem Studium von Dokumentationen und von Themenbüchern. Das Thema wird quasi von allen Seiten unter dem Mikroskop untersucht. Nicht ganz einfach ist es dann, die Erkenntnisse mittels einer Ausstellung dem breiten Publikum vorzustellen. Doch es lohnt sich und ist spannend, beispielsweise das Feuer oder die Bräuche (aktuell: «Eselskarren und Orangen»), an einer Ausstellung im Museum der Kulturen von einer anderen Seite zu betrachten. Jeannette Brêchet Foto: ©thomas-ruf.ch Muttenzer Fackellauf zur Wartenbergruine Das Magazin von Spitex Basel und Spitex Riehen-Bettingen 13 P O RTR A IT Tiefenreinigung mit Feuer und Rauch Zahlreiche rituelle Handlungen verschwanden schon vor Jahren aus dem täglichen Leben. Es gibt sie jedoch immer noch – heute eher leise und unspektakulär. «U Vor Beginn Rosenwasser Das Feuer schafft Platz für Neues Edle Kräuter … … für das Feuer 14 nser bäuerliches Leben war früher begleitet von Traditionen, Riten und Abläufen, welche die Natur vorgab. In der Zeit zwischen den Jahren strichen wir den Stall mit Kalkfarbe und räucherten ihn danach mit Heublumen aus, damit die Kühe auch im neuen Jahr gesund bleiben mögen», erinnert sich Ursula Treier, langjährige Mitarbeiterin von Spitex Basel und die «Spitexpress-Frau» der ersten Stunde. Eine etwas abgeänderte Form einer symbolischen Reinigung mit Feuer pflegt sie zusammen mit Karin Rieger. Je nach Bedarf, sicher aber bei Jahreszeitenwechsel, begeben sie sich, zusammen mit anderen Frauen, in den Wald – beladen mit den für das Ritual notwendigen Utensilien. Das Ziel ist ein ruhiger Feuerplatz in einer kleinen Lichtung. Die grossen Raben äugen neugierig von ihren Bäumen herunter und kommentieren lauthals die Frauen, die da unten trockenes Holz suchen. Nicht nur das Feuer, auch die Himmelsrichtungen tragen zur Symbolik der kommenden Handlung bei: Im Osten beginnt der Tag, das Leben. Er steht deshalb für den Neuanfang. Im Westen geht der Tag zu Ende. Es darf geerntet werden, was gesät wurde. Der Süden bringt die Helligkeit, die Aktivität und die Bewegung. Der Norden wiederum symbolisiert die Ruhe, das In-sich-Gehen. Die Frauen wählen sich die zu ihren Wünschen passende Himmelsrichtung aus und markieren die Stelle mit einer Kerze. Inzwischen lecken Flammen temperamentvoll dem dürren Holz entlang. Jetzt ist der Höhepunkt gekommen. Jede Frau übergibt nacheinander dem Feuer ein Symbol dessen, was sie hinter sich lassen will. Sie erklärt dabei – und auch das Das Magazin von Spitex Basel und Spitex Riehen-Bettingen wirkt reinigend – was jetzt verbrennen soll. Das Feuer frisst mit Energie und Kraft. Lässt nichts mehr übrig. Der Moment ist stark. Und wer bereit ist, spürt die Stärke dieser Handlung beinahe körperlich. Danach kehrt Ruhe ein. Der Ballast ist verbrannt, das Feuer hat seine Arbeit getan. Wieder nacheinander ist jetzt der Moment gekommen, in welchem jede ihre Wünsche für die Zukunft ausspricht. Zuvor zerreiben sie Salz, Rosmarin und weissen Salbei in ihren Händen und übergeben das edle Gemisch zusammen mit dem Wunsch dem Feuer. Nein, es geht bei diesen Wünschen nicht um den BMW X5 4X4, sondern um ein gutes Gelingen bei der Arbeit, um das Wohlbefinden in der Familie, um stabilere Gesundheit. Um dem Feuer, dem Mittelpunkt des reinigenden Rituals, den nötigen Respekt zu zollen, erhält es zum Abschluss noch etwas Weihrauch, Myrrhe und Salbei. Die Raben, hoch oben in den Bäumen, sind still geworden. Vielleicht nicht bewusst, aber vielleicht intuitiv merken sie: Da unten findet eine beeindruckende Handlung statt. Jeannette Brêchet TIPP S Brandschutz am richtigen Ort Es gibt viele Verbrennungsformen mit teilweise verheerenden Auswirkungen. Vorbeugen und richtig löschen ist in so einem Fall die beste Medizin. Rauchmelder Nur wenige Minuten bleiben, um sich aus einem brennenden Haus zu retten – sofern man das Feuer bemerkt. Fast alle Brandtoten wurden Opfer einer Rauchvergiftung. Leben retten können Rauchmelder. Die kleinen Krachmacher schlagen bei einem Brand sofort Alarm. Achtung: Von grosser Bedeutung ist die richtige Installation. Leider sind heutzutage immer noch sehr viele Haushalte nicht oder nur unzureichend mit Rauchmeldern ausgerüstet. Gasgeruch Dank einem beigemischten Duftstoff können auch kleinste Mengen von Erdgas wahrgenommen werden. Schlägt die Nase Alarm, besteht noch kein Grund zur Panik. Gefragt ist jetzt das richtige Verhalten: Gaszufuhr abstellen. Fenster und Türen öffnen, durch Klopfen (nicht klingeln) an der Türe die Nachbarn warnen und so schnell als möglich das Haus verlassen. Offenes Feuer ist tabu, wie auch die Benützung von Feuerzeug und Zigaretten. An e lektrischen Geräten können Funken entstehen. Deshalb müssen auch Lichtund Geräteschalter unberührt bleiben, genauso wie das Telefon, Handy oder der Ventilator. Offene Kamine Herausfallende Funken oder Glutteile sind bei offenen Kaminen gefährlich. Besonders gross ist die Gefahr bei harzreichem Holz. Vor der Feuerstelle dürfen sich keine brennbaren Gegenstände befinden. Spezielle Glasschirme halten herausfallende Glut ab und schützen vor einem Brand. Rauchgasabzüge und das Rauchrohr sind regelmässig und gründlich zu reinigen. Fettbrände Wer kocht, bleibt in der Küche. Das ist die erste Regel. Vor allem heisses Fett kann relativ leicht brennen. Sollte dennoch ein Brand entstehen, dann darf ein Fettbrand nie mit Wasser gelöscht werden! Nach neueren Erkenntnissen sind auch Löschdecken zum Löschen von Fettbränden nur bedingt geeignet. Am ehesten gelingt es, einen Fettbrand zu löschen, wenn man versucht, die Pfanne so abzudecken, dass dem Brand der Sauerstoff entzogen wird. Möglicherweise ist es am besten, wenn die Feuerwehr möglichst schnell anrückt (Tel. 118). Die Redaktion Das Magazin von Spitex Basel und Spitex Riehen-Bettingen Foto: Fotolia Feuerlöscher Feuerlöscher sind eine sinnvolle Investition. Ihre Wirkung ist allerdings begrenzt. Wirksam bekämpfen lassen sich mit Feuerlöschern nur kleine, noch in der Entstehungsphase befindliche Brände. Dank dem rechtzeitigen Einsatz eines Feuerlöschers kann aber oft ein Grossbrand verhindert werden. Damit auch kleine Leute an den Feuerlöscher gelangen, sollte die Oberkante beim Anbringen des Geräts maximal 80 Zentimeter betragen. 15 Vincent van Gogh war einsam Foto: bs.ch/Juri Weiss S C H LU S S PU N K T A D R ES S EN Spitex Basel Geschäftsstelle Feierabendstrasse 44 4051 Basel Telefon 061 686 96 00 Fax 061 686 96 19 [email protected] www.spitexbasel.ch Anmeldung über Telefon 061 686 96 15 Fax 061 686 96 23 [email protected] Onko-Spitex Telefon 061 686 95 85 Kinderspitex Telefon 061 686 96 03 Spitexpress Telefon 061 261 15 15 über Medizinische Notrufzentrale Spätestens seit der weltweit beachteten Ausstellung im Kunstmuseum Basel von April bis September 2009 wissen alle interessierten Baslerinnen und Basler, dass Vincent van Gogh ein sehr einsamer Mann war. Sein trauriges Zitat «Mancher Mensch hat ein grosses Feuer in seiner Seele, und niemand kommt, um sich daran zu wärmen» erstaunt deshalb nicht. Es passt zu einem Menschen, der sich allein und verlassen fühlt. Die Feste und Feiern, die im letzten Halbjahr vom Förderverein Kleinbasel durchgeführt wurden und auf Seite 8 beschrieben sind, sprechen da eine ganz andere Sprache. Sie erzählen von Freude, von Liebe, von Solidarität und von Gemeinsamkeit. Es wäre für Vincent van Gogh und viele, die sich wie er fühlen, doch wunderbar, wenn sie als Mitglieder eines Vereins auch in den Genuss des gemeinsamen Erlebnisses gekommen wären und sich an den inneren Feuer der Seelen gewärmt hätten. Die Redaktion Ich möchte Mitglied eines Fördervereins werden. Der Jahresbeitrag beträgt höchstens 50 Franken. Ich möchte gerne weitere Informationen. Name Vorname Strasse/Nr. PLZ/Ort Telefon Bitte senden Sie den Talon an: Spitex Basel, Feierabendstrasse 44, 4051 Basel. Spitex Riehen-Bettingen Oberdorfstrasse 21 / 113 4125 Riehen Telefon 061 645 95 00 Fax 061 645 95 05 [email protected]
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