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STANDARDS
Lizenzen
Peter Rattey ist Managing
Director bei Voquz
© Maksim Kabakou / Aapthamithra, Shutterstock.com
Korrekte Lizenzvermessung
ohne Schrecken
Wie lässt sich Lizenzvermessung sauber abwickeln und professionell vorbereiten, ohne Lizenzbedingungen
zu beugen? Wie hoch darf der Tribut an die Grauzone sein? Wie bezahlt man nur das, was genutzt wird?
Von Peter Rattey, Voquz
N
eulich saß ich mit Lizenzmanagern verschiedenster
Unternehmen und Branchen an einem Tisch. Sie diskutierten über die Anforderungen der Lizenzvermessung einer SAP-Landschaft. Fast jeder berichtete von
überraschenden Nachforderungen und hektischen Aktivitäten
vor der Vermessung. Sie erzählten von zahlreichen Softwareversuchen, um diese Herausforderung zu meistern und böse Überraschungen nach der Vermessung zu vermeiden. Dann ergriff ein
älterer IT-Leiter das Wort. Er berichtete völlig gelassen, er habe
das im Griff. Seine 300 SAP-Nutzer kenne er alle persönlich und
wisse, was sie mit der Software machen. Damit habe jeder genau
die benötigte Lizenz und er könne das auch jederzeit transparent SAP gegenüber aufzeigen. Kosten bis auf den Cent genau
kalkulierbar! Kurze Stille am Tisch. Wenn auch eher ein Einzelfall,
erschien den Anwesenden die beschriebene Situation zunächst
beneidenswert. Aber hat nicht auch diese Lösung eine Kehrseite? Was passiert nach der Pensionierung des IT-Leiters, der hier
unglaublich wichtiges Unternehmenswissen konzentriert? Auch
die Frage, ob man gute Prozessunterstützung durch SAP-Komponenten aus lizenztechnischen Kostengründen nicht einführt oder
mit fremden Softwarevarianten füllt, ist nicht klar. Aber wäre es
nicht eine wunderbare Welt, wenn sich diese Situation auf komplexe Systeme übertragen ließe? Und wie könnte das aussehen?
Am Tisch gingen die Diskutanten jedenfalls ohne Einigkeit über
einen Königsweg auseinander.
Ungeahnte Schätze bergen
Als langjähriger SAP-Berater und Softwarestratege kenne ich die
Problematik nur zu gut. Es beginnt mit dem Lizenzkauf. Je größer
das Unternehmen, desto großzügiger müssen Lizenzen gekauft
werden. Die Genauigkeit sinkt proportional mit der genutzten
Menge. Hier liegen ungeahnte Euroschätze vergraben. Kleinere
Unternehmen können noch mit einem oder zwei Systemen über
ein konsequentes Berechtigungskonzept wenigstens annähernd
kostenneutral agieren. Bei größeren SAP-Landschaften mit
komplexer Nutzung wird es fast unmöglich, dem Lizenzkauf eine
genaue Nutzung zugrunde zu legen. Hier helfen nur noch Bera14
tungsprojekte oder Softwareunterstützung. Die Frage ist aber:
Wie muss diese Hilfe aussehen, damit man guten Gewissens
Beratung oder Software einsetzen kann? Ich bin kein Kaufmann,
aber was immer geholfen hat, war, wenn die eingesetzte Investition kleiner ist als die dadurch erreichten Einsparungen.
SAP-Bedingungen im Wandel
Die SAP-Bedingungen sind ein sich laufend wandelndes Gebilde.
Beratungsleistungen für einmalige Bestandsaufnahmen zu
nutzen, ist zumeist teuer, wenig effektiv und nur von begrenzter
Haltbarkeit. Einmalige Korrekturen in der Lizenzvergabe helfen
nur kurzfristig und die übernächste Lizenzvermessung kommt
bestimmt. Dann beginnt das gleiche Spiel von vorn. Verstehen
Sie mich nicht falsch: Aktuelles Know-how für wenige Tage
ins Haus zu holen ist in jedem Fall eine gute Investition in die
Zukunft. Gibt es doch für ein überschaubares kleines Budget den
berühmten Blick über den eigenen Tellerrand. Allerdings sind
Unternehmen gut beraten, sich zusätzlich nach einer dauerhaften Lösung umzusehen. Denn: Eine komplexe SAP-Landschaft
mit steigender Nutzerzahl lässt sich allein durch Manpower nicht
mehr optimiert betreiben. Es bleibt der Einsatz von Software.
Auch hier gilt, dass die Komplexität der SAP-Lizenzbedingungen
die Wahl und natürlich auch den Betrieb einer solchen Software
nicht unbedingt einfacher macht. Aber ich lege mich fest: Ohne
Software wird es in der Zukunft nicht gehen. Vielleicht richtet
SAP ja neben Hana und Cloud irgendwann auch ihr Produktaugenmerk auf diesen Punkt und stellt eine entsprechende transparente Softwarelösung zur Verfügung. Persönlich würde ich so
schnell nicht darauf hoffen. Das ist aber auch nicht so nötig: Der
überschaubare Markt dazu bietet jetzt schon gute Lösungen, die
für jede Unternehmensgröße etwas Passendes bieten. Deshalb
die Empfehlung an alle Lizenzmanagement-Tischrunden: Testet
doch einfach mal die angebotenen Softwareprodukte auf dem
Markt, dann kann die Lizenzvermessung in der Zukunft ihren
Schrecken verlieren.
www.voquz.com
E-3 JULI/AUGUST 2015