Uhr kann mehr als nur Stunden zählen – dank Wettinger Produkt

WETTINGEN
Uhr kann mehr als nur Stunden zählen
– dank Wettinger Produkt
von Dieter Minder — az Aargauer Zeitung. Zuletzt aktualisiert am 18.2.2016 um 11:51 Uhr
Der grösste industrielle Arbeitgeber in Wettingen, Iftest,
produziert Elektronikbauteile für eine Smartwatch, die auf die
Gesundheit achtet. Ein Besuch bei der Firma.
Wie viele Schritte sind Sie heute gegangen? Welche Distanz haben Sie heute
zurückgelegt? Wie viele Kalorien haben Sie heute verbrannt? Sind Sie ge stern
Abend gut eingeschlafen?
Die Antworten auf all diese Fragen geben Ihnen Ihr Handy und Ihre Smartwatch.
Damit die Smartwatch dies kann, braucht es in ihrem Innern mehr als ein
Uhrwerk; es braucht eine ausgefeilte Elektronik, und die kommt aus Wettingen.
Die Leiterplatte, auf der die elektronischen Bauteile befestigt sind, wird bei der
Iftest hergestellt. Seit zwei Wochen trägt deren CEO Christian Kupper eine solche
Smartwatch am Handgelenk. «Inzwischen verhalte ich mich viel bewusster», sagt
er.
Konkret heisst dies unter anderem: «Wenn ich tagsüber zu wenig Bewegung
hatte, mache ich einen Abendspaziergang.»
Die Smartwatch, sie sieht aus wie eine klassische Uhr mit Zifferblatt, sammelt
tagsüber mit Sensoren seine Bewegungsdaten. Nach Bedarf kann er sie, dank
einer App, auf sein Handy übertragen.
Dort werden die Daten aufgeschlüsselt und teilweise in Grafiken dargestellt.
Zusätzlich gibt das Handy Tipps, wie man seine Gesundheit verbessern kann.
Doch alle die Daten können nur dank der Fachkompetenz der Ingenieure und
Mitarbeiter des Wettinger Unternehmens nutzergerecht aufbereitet werden.
Eine Maschine mit hoher Kadenz
Im vergangenen Jahr haben mehrere Anbieter Smartwatches lanciert. Der Markt
dieser multifunktionellen Armbanduhren ist in Bewegung geraten.
Die zur Festina-Gruppe gehörende Soprod in Sion entschied sich für das
Wettinger Unternehmen als Produktionspartner. Für Soprod hat Iftest neben der
hohen Qualität noch einen weiteren unverzichtbaren Vorteil: «Soprod legt Wert
auf ‹Swiss Made› und verlangt, dass die Komponenten in der Schweiz hergestellt
werden», sagt Elektroningenieur Werner Kunz.
Er ist Mitglied der Geschäftsleitung und für Verkauf sowie Marketing zuständig.
«Wir hatten für die Erstmusterfertigung lediglich eine Woche Zeit», sagt Kunz.
In enger Zusammenarbeit mit den Leuten der Soprod wurde die Platine designt,
getestet, zur Serienreife gebracht und schliesslich die Produktion aufgenommen.
Die Platine besteht aus einer 0,35 Millimeter dicken Scheibe aus
Glasfaserkunststoff mit einem Durchmesser von 40 Millimetern. «Das ist sehr
dünn, üblicherweise sind die Leiterplatten 1,6 Millimeter dick und somit
wesentlich stabiler», sagt Kunz.
Auf der Platine sind die Elektronikbauteile, Sensoren und die Anschlüsse der
Zeiger-Schrittmotoren aufgebracht. Keine einfache Aufgabe, denn im
Uhrengehäuse ist wenig Platz. «Die Toleranzen liegen bei hundertstel
Millimeter», sagt Kunz.
Auf der vollautomatischen Bestückungsmaschine, sie ist sozusagen das Herz der
Iftest-Produktionsanlage, werden die nur wenige Millimeter grossen
elektronischen Komponenten vollautomatisch auf die Platine gelegt. Bis zu
50 000 Komponenten schafft sie pro Stunde.
In einem weiteren Schritt werden die Komponenten verlötet. Es folgt, was bei
Iftest unverzichtbar ist, eine umfangreiche Qualitätskontrolle und schliesslich
werden die Teile zum Versand ins Wallis verpackt. Dort werden sie in das
Gehäuse der Uhren eingebaut, um kurz darauf in den Läden angeboten zu
werden.
Die 1982 gegründete Iftest ist in den Bereichen «Industrie-Elektronik» und
«Medizin-Elektronik» tätig.
In Wettingen bietet das Unternehmen das ganze Leistungsspektrum an, von der
Entwicklung über das Leiterplatten-Design, den Prototypenbau bis hin zur
Serienproduktion von elektronischen Baugruppen und Geräten.
Rund 3200 Aufträge werden pro Jahr ausgeführt. Dabei werden etwa 1,1
Millionen Leiterplatten mit gegen 160 Millionen Komponenten bestückt, unt er
diesen sind auch diejenigen für die Smartwatch. «Die Iftest ist der grösste
industrielle Arbeitgeber in Wettingen», sagt Kupper.
An der Schwimmbadstrasse in Wettingen sind 160 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter tätig. Dazu kommen weitere 60 Mitarbeiter im Produktionswerk in
der Slowakei. Gemeinsam erwirtschaften sie einen Jahresumsatz von rund 40
Millionen Franken.