www.biblische-lehre-wm.de Version 1. September 2015 Frage 12 Ich habe mal gehört und es ist auch in Auslegungen zu lesen, dass der Fluch Noahs die Unterdrückung und Versklavung der „schwarzen Völker“ prophezeit. Aber es ist doch auffällig, dass Noah nicht Ham, sondern Kanaan verflucht und damit ja gerade nicht alle Nachkommen Hams (einschließlich der schwarzen Völker), sondern nur Kanaan und seine Nachkommen. Wäre es daher nicht richtiger, den Fluch auch nur auf Kanaan und seine Nachkommen zu beschränken? Könntest du mir bitte einmal erklären, was genau unter diesem Fluch zu verstehen ist und wen das nun betrifft? Außerdem würde ich gerne wissen, warum Noah eigentlich Kanaan und nicht Ham verflucht, obwohl Ham diese Sünde begangen hat. T. T. Antwort Du hast recht, dass nicht Ham verflucht wird, sondern Kanaan. Warum ist das geschehen? Manche haben das so erklärt: Es war für Noah eine Schande, dass sein Sohn Ham sich an seiner Sünde weidete. Das war für Noah sehr schmerzlich. Noah verfluchte deshalb Kanaan, damit Ham erlebte, was es bedeutete, einen fluchwürdigen Sohn zu haben. Dennoch scheinen nicht nur die Kanaaniter unter den Fluch gekommen zu sein, sondern auch die Hamiten im allgemeinen, und somit standen auch Länder in Afrika, die ja Nachkommen Hams sind. Die Folgen mussten also nicht nur die Kanaaniter www.biblische-lehre-wm.de Version 1. September 2015 tragen, sondern auch die farbigen Völker, und das bis heute. Die Geschichte bestätigt diese Auslegung. Worin bestand nun der Fluch? Die Nachkommen Hams würden von den Nachkommen Sems geknechtet werden. Der Ausspruch Noahs hat den Charakter einer Prophezeiung. Das bedeutet aber nicht, dass die Nachkommen Hams sich zwangsläufig so entwickeln mussten. Gott hat jedem Nachkommen Hams persönlich dieselben Voraussetzungen gegeben, sich zu Ihm wenden und sich bekehren zu können, wie alle anderen Menschen. Ich glaube, dass es unter den Farbigen, die viel Leid erlebt haben, sehr viele wiedergeborene Menschen gibt. Wir werden uns möglicherweise wundern, wie viele Farbige einmal im Himmel sein werden. Ich füge nun noch einen Auszug aus einem Bibelkommentar zu diesem Abschnitt aus der Reihe Keil-Delitzsch über das Alte Testament bei: Um den Spruch Noahs über seine Söhne v. 25–27 zu verstehen, muss man erwägen, einerseits dass, weil vermöge der Zeugung die geistig sittliche Natur des Stammvaters auf seine Nachkommen sich vererbt, in dem verschiedenen Charakter der Söhne Noahs die Verschiedenheit der sittlichen Anlage der von ihnen abstammenden Völker vorgebildet erscheint, andrerseits dass Noah auf dem Grunde ihrer ethisch verschieden gearteten Natur vermöge des Geistes und der Kraft des Gottes, mit dem er wandelte, schon in den keimartigen Anfängen die künftige Entwickelung ihrer Nachkommen erschaut und Worte des Segens und des Fluchs über seine Söhne ausspricht, welche den von ihnen abstammenden Geschlechtern ihre Geschichte prophetisch vorzeichneten. In der Sünde Harns „liegt der Schandfleck dos ganzen künftigen hamitischen Geschlechts, dessen Hauptcharakter die geschlechtliche Sünde ist“ (Ziegt.), und der Fluch, den Noah über diese Sünde ausgesprochen, lastet noch auf den hamitischen Völkern. Aber Noah verfluchte nicht Ham, sondern seinen Sohn Kanaan. Dadurch wird Ham an seinem Sohne gestraft, wie er gegen seinen Vater gesündigt hatte (Hystb. Chri-stol. 1 S. 28). Warum aber nicht seine Söhne ins- www.biblische-lehre-wm.de Version 1. September 2015 gesamt, sondern nur den einen Kanaan der Fluch trifft, davon lässt sich der Grund nicht mit Hofm. darin suchen, dass Kanaan der jüngste Sohn Harns war, wie Ham der jüngste Sohn Noahs. Denn das leztere ist nicht begründet; auch konnte unmöglich der ganz äußerliche Umstand, dass Canaan das Unglück hatte, der jüngste Sohn zu sein, einen gerechten Grund zu seiner Verfluchung abgeben. Der eigentliche Grund kann nur entweder darin liegen, dass Canaan bereits entschieden in die Fußstapfen der Impietät und Bosheit seines Vaters getreten war (Hgstb.), oder in dem Namen gesucht werden, den Noah als bedeutungsvolles Omen prophetisch ausdeutete, wofür die Analogie des Segensspruches über Japhet, der auch vom Namen ausgeht, entschieden spricht. Der Name ... bed. nicht Niederland, und ist nicht wie vielfach behauptet worden vom Lande ausgegangen und auf seine Bewohner übertragen, sondern umgekehrt zuerst Name des Stammvaters, dann seiner Nachkommen, endlich von diesen auf das Land, welches sie einnahmen, übergegangen. lebe bed. der Unterwürfige von ... sich beugen, unterwerfen, hiph. beugen, unterwerfen Deut. 9,3. Richt. 4, 23 u. ö. „Ham gab seinem Sohne vom Gehorsam den Namen, den er verlangte und selbst nicht leistete. Der Sohn sollte des Vaters Knecht sein (denn auf knechtischen Gehorsam führt der Name), der ebenso herrisch nach unten als störrig nach oben war. Der Vater, da er ihm den Namen beilegte, dachte nur an die Unterwürfigkeit unter seine Befehle. Gottes geheime Vorsehung aber, die in allen solchen Dingen waltet, hatte eine andere Unterwürfigkeit im Auge“ (Hgstb. S. 28). „Knecht der Knechte (d. i. der niedrigste Sklave, s. Ew. §. 313c) werde er seinen Brüdern“. Obgleich dieser Fluch ausdrücklich nur über Kanaan ausgesprochen wird, so nötigt doch schon der Umstand, dass Ham weder für sich noch für seine andern Söhne Anteil an dem Segen Noahs erhält, anzunehmen, dass in Kanaan implicite Hams ganzes Geschlecht von dem Fluche mitgetroffen wird, wenn derselbe auch vorzugsweise auf Kanaan lasten soll. Dies bestätigt auch die Geschichte. Die Kanaaniter werden schon unter Josua von dem zum Geschlechte Sems gehörenden Israel teils ausgerottet teils zum niedrigsten Sklavenlose verurteilt (Jos. 9,21ff. vgl. Richt. 1, 28.30.33.35) und ihr Rest wird von Salomo dem gleichen Geschicke unterworfen (1 Kön. 9,20f.). Die zu Kanaan gehörenden Phönizier nebst den Puniern und die Ägypter werden von den japhetischen Persern, Mazedoniern und Römern unterjocht, und die übrigen hamitischen Völkerstämme teilten entweder das gleiche Los oder seufzen noch jetzt, wie z. B. die Neger sind andere afrikanische Stämme, mit der Sünde ihres Stammvaters unter dem Joche der drückenden Sklaverei. Werner Mücher
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