GRÜN WIRKT IN FRANKFURT UNSERE BILANZ 2011–2015 1 2 INHALT Editorial................................................................................................................................................................................................................. 5 Grün wirkt: Unsere Dezernentinnen und Dezernenten im O-Ton..................................................................................................... 6 Umwelt | Mehr Grün für Frankfurt .............................................................................................................................................................. 8 Klimaschutz und Energiewende | Hundertprozentig fürs Klima....................................................................................................11 Flughafen | Gegenverkehr für den Menschen.......................................................................................................................................14 Verkehr | Mobilitätskultur: Gut unterwegs..............................................................................................................................................18 Kinderbetreuung | Kindgerecht was draufgesetzt...............................................................................................................................23 Schule | Starke Bildung – starke Zukunft................................................................................................................................................27 Integration | Gute Gesellschaft für MitmacherInnen..........................................................................................................................32 Frauen | Vorweg mit Gleichstellung..........................................................................................................................................................36 Lesben, Schwule und Transgender | Verliebt in Vielfalt.....................................................................................................................40 Sozialpolitik | Teilhabe + Chancen = Gerechtigkeit.............................................................................................................................42 Gesundheit | Gute Gesundheit: Gutes Stadtleben................................................................................................................................46 Kultur | Stadtkulturlandschaft: (Im-)Puls der Zeit................................................................................................................................50 Wohnen | Stadtweit Zuhause schaffen.....................................................................................................................................................54 Bauen und Planen | Wachsende Stadt gestalten..................................................................................................................................58 Wirtschaft | Wirtschaftssinn, der Sinn schafft........................................................................................................................................62 Recht und Sicherheit | Frühzeitwirkung: BürgerInnenaktiv..............................................................................................................65 Sport | Bewegungsfaktor für alle...............................................................................................................................................................67 Die GRÜNEN im Römer kurz vorgestellt..................................................................................................................................................70 Stadtpolitik für die Frankfurterinnen und Frankfurter.......................................................................................................................78 Impressum..........................................................................................................................................................................................................79 GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Inhaltsverzeichnis 3 4 LIEBE FRANKFURTERINNEN UND FRANKFURTER, mit dieser Broschüre ziehen wir Bilanz darüber, wie wir Frankfurt mit unserem Engagement in der Stadtregierung in den vergangenen Jahren aktiv gestaltet und geprägt haben. Frankfurt ist grüner geworden und wir sind stolz auf das Erreichte und das, was wir angestoßen haben. Dennoch konnten wir noch nicht alles umsetzen, was wir uns vorgenommen haben – und wir haben noch viele Ideen für unsere Stadt. Auch deshalb kann und will dies keine abschließende Bilanz grüner Politik für Frankfurt liefern: Vielfältige Projekte und Maßnahmen werden wir auch in den nächsten Monaten anstoßen, angehen oder abschließen. Vielmehr verdeutlichen wir auf den folgenden Seiten, wo wir heute stehen und was wir bis März 2016 und darüber hinaus mit unserem Engagement für Frankfurt erreichen wollen. Frankfurt erlebt derzeit ein enormes Bevölkerungswachstum. Dieses Wachstum ist das Megathema der nächsten Jahre und stellt die Stadt vor große Herausforderungen: sei es bei der Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum, der Versorgung mit guter Kinderbetreuung oder der Frage, wo und wie Frankfurt wachsen darf. Es stoßen verschiedene Interessen aufeinander und das bringt auch Konflikte mit sich. Stadtpolitik muss diese Interessen ausgleichen und gegeneinander abwägen. Wir haben uns dazu entschieden, diese Herausforderungen anzunehmen und Frankfurts Wachstum nachhaltig zu gestalten. Das Wachstum ist gleichzeitig ein Kompliment an die Attraktivität unserer Stadt. Es ist auch eine Bestätigung für unsere grüne Stadtpolitik und unseren Einsatz für Klimaschutz, für Grün in der Stadt, für eine nachhaltige Mobilität, für gute Bildungschancen, für eine lebendige Kultur und für die Teilhabe aller hier lebenden Menschen. Frankfurt verändert sich und wir diskutieren und entwerfen die Zukunft unserer Stadt mit den engagierten Frankfurterinnen und Frankfurtern. Daher haben wir im April 2015 auf unserer großen Veranstaltung „Zukunft findet Stadt. Wohin geht die Reise?“ mit knapp 300 BürgerInnen, ExpertInnen und grünen StadtpolitikerInnen diskutiert und verschiedenste Ideen bereits im Vorfeld in den Stadtteilen gesammelt. Aktuell bewegt uns – wie viele von Ihnen – das Schicksal der Menschen, die alles Vertraute hinter sich lassen und aus ihrer Heimat fliehen. Diejenigen, die oftmals unter entsetzlichen Bedingungen zu uns gelangen, heißen wir willkommen und wir unterstützen sie dabei, neue Lebensperspektiven zu entwickeln. Wir sind stolz darauf, dass diese Haltung von unseren Bürgerinnen und Bürgern mit großer Mehrheit mitgetragen wird. An dieser und anderer Stelle ist auch die Stadtgesellschaft gefordert. Wir ermutigen alle, an der Gestaltung unserer Stadt zu partizipieren. Bürgerbeteiligung wird bei unseren Projekten zusehends zur Selbstverständlichkeit – und der Erfolg gibt uns Recht, wie Sie hier nachlesen können. Wir haben gezeigt, dass wir die Gestaltungs- und Umsetzungskompetenz für zukunftsentscheidende Handlungsfelder in Frankfurt haben. Dass wir einerseits beharrlich unsere grünen Ziele verfolgen, andererseits angesichts der verschiedentlichen Macht des Faktischen an den besten Lösungen für die Bürgerinnen und Bürger arbeiten. Und dass wir den Mut haben, neu und „quer“ für eine noch bessere Zukunft zu denken. Frankfurt soll uns allen ein Zuhause sein. Egal woher wir kommen, egal ob jung oder alt, egal, welchen Geschlechts, egal wie groß der Geldbeutel ist und egal, wen wir lieben. „Grün wirkt in Frankfurt!“ – und wir haben noch viel vor: Begleiten Sie uns dabei. Mit Ihren Ideen, Ihrem Engagement, Ihren Anregungen und Ihrer Kritik. Ihr Manuel Stock Fraktionsvorsitzender und Geschäftsführer Die GRÜNEN im Römer GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Editorial 5 GRÜN WIRKT: UNSERE DEZERNENTINNEN UND DEZERNENTEN IM O-TON Ausgehend von unseren grünen Inhalten gestalten und entwickeln wir unsere Stadt gemeinsam mit unserem Koalitionspartner. Unsere fünf grünen Dezernentinnen und Dezernenten sind dabei für zentrale Handlungsfelder verantwortlich. Im Video-Interview unter www.gruene-frankfurt.de/bilanz ziehen sie ihre persönliche Bilanz für die Jahre 2011–2015. OLAF CUNITZ „Mein Ziel ist, das Wachstum der Stadt sozial ausgewogen und mit einer hohen Lebensqualität zu gestalten. Etwa, indem wir ausreichend Wohnbauland zur Verfügung stellen und bestehende Stadtteile organisch weiterentwickeln. Dabei dürfen wir die Belange von Umwelt und Natur sowie die Anforderungen an den Klimaschutz nie aus den Augen verlieren. Wir haben die Wohnbauförderung ausgeweitet und erarbeiten ein integriertes Stadtentwicklungskonzept, um die Frage zu beantworten, wie wir in Zukunft zusammenleben wollen.“ Bürgermeister Dezernent für Planen und Bauen [email protected] 6 DR. NARGESS ESKANDARI-GRÜNBERG „Frankfurt wird diverser. Bereits 2016 wird jede und jeder Zweite in Frankfurt einen Migrationshintergrund haben. Unsere Aufgabe ist es, unser Zusammenleben und unsere gemeinsame Zukunft demokratisch und chancengerecht zu gestalten. Chancengerechtigkeit heißt für mich, Menschen die Möglichkeit zu geben, an dieser Gesellschaft teilzuhaben. Mit dem, was wir erreicht haben, bin ich sehr zufrieden. Ich weiß aber auch, dass gerechte Integrationspolitik einen langen Atem braucht und wir noch lange nicht am Ziel sind.“ Stadträtin Integrationsdezernentin [email protected] ROSEMARIE HEILIG „Nach den Worten von Barack Obama sind wir die erste Generation, die den Klimawandel erlebt, und die letzte, die etwas dagegen tun kann. In Frankfurt stellen wir uns dieser epochalen Aufgabe mit dem „Masterplan 100 % Klimaschutz“ und einer Anpassungsstrategie. Bis 2050 wird sich die Stadt komplett mit erneuerbaren Energien versorgen. Zugleich verbinden wir den GrünGürtel mit dicht bebauten Innenstadtvierteln, damit Frischluft, Bäume, begrünte Plätze und Gebäude die Sommerhitze abmildern können.“ Stadträtin Dezernentin für Umwelt und Gesundheit [email protected] STEFAN MAJER „Die wachsenden Fahrgastzahlen verbunden mit einer zunehmenden Zufriedenheit mit Bussen und Bahnen, der gestiegene Radverkehrsanteil, der hohe Anteil der FußgängerInnen, die steigende Carsharing-Nutzung: Es sind die BürgerInnen, die in ihrer alltäglichen Mobilität das praktizieren, was wir mit stadtverträglicher Mobilität – Stichwort: „Straßen für alle“ – meinen und bei allen Straßensanierungen und Erneuerungen auf die Straße bringen. Gerade weil Frankfurt wächst, wächst auch die Herausforderung, umweltfreundliche Verkehrsformen weiter zu stärken und stadtverträgliche Mobilitätsangebote weiter auszubauen.“ Stadtrat Verkehrsdezernent [email protected] SARAH SORGE „Mein Ziel ist, die Bildungschancen für alle zu erhöhen und Diskriminierung und Sexismus zu bekämpfen. Wir Grünen stehen für partizipative Demokratie: In dem groß angelegten BürgerInnenbeteiligungsprozess „Frankfurt macht Schule“ haben wir gemeinsam neue Ideen, gute Bildungskonzepte und Best Practice zusammenbracht. Aktuell unterstützen wir LehrerInnen und ErzieherInnen darin, Flüchtlingskindern ein gutes Ankommen zu ermöglichen, und starten Projekte gegen verschiedene Diskriminierungsformen. In der Mädchen- und Frauenpolitik setze ich auf das Entlarven sexistischer Denkmuster in allen Köpfen.“ Stadträtin Dezernentin für Bildung und Frauen [email protected] GRÜNE BILANZ 2011–2015 | O-Ton der DezernentInnen 7 MEHR GRÜN FÜR FRANKFURT Grün ist wichtig für die Lebensqualität in der Stadt. Grün verbessert die Luftqualität und mildert heiße Sommertemperaturen. Eine wachsende Stadt mit zunehmendem Flächenbedarf für Wohnraum und Arbeitsplätze braucht deshalb besondere Ideen für grüne Räume, für Begegnungsorte, Bewegungsorte und Orte zum Entspannen in der Natur. Das liegt uns Grünen traditionell am Herzen und ist Ziel unserer Umweltpolitik: Grüne Flächen, Wiesen und Parks sollen weiter wachsen und auch zusammenwachsen. Außerdem wollen wir Plätze, Fassaden und Straßen begrünen. 8 GRÜNRÄUME VERBINDEN: SPEICHEN UND STRAHLEN Europaviertel der Europagarten. Damit der Verkehr den neuen Grünraum nicht zerschneidet, wird für Autos und Stadtbahn ein Tunnel gebaut. Mit dem neu angelegten Hafenpark haben wir eine Jahrhundertchance genutzt und gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern neuen Raum für Sport und Entspannung im Grünen gestaltet. Am östlichen Mainufer ist eine anspruchsvolle Skateranlage, ein Sportband und ein Wiesenband zum Main hin entstanden. Die bestehende Lücke im GrünGürtel zwischen Ostpark und Hafenpark wird kleiner. Langfristig soll als weitere GrünGürtel-Speiche eine Verbindung vom Ostpark auf einem stillgelegten Bahngleis zum Main hin geschaffen werden. Zwischen Gallus und Rebstock, auf dem ehemaligen Gelände des Güterbahnhofs, entsteht derzeit im Gleich zwei neue Parks eröffneten im Juni 2013 im Europaviertel: Der Taschenpark Nord und der Zeppelinpark. Auch der Taschenpark Süd auf der anderen Seite des Europaparks ist eine neu entstehende Grün- und Sportfläche. Taschenpark Süd, Europagarten und Taschenpark Nord fügen sich mit dem Rebstockpark zu einer großen GrünGürtel-Speiche zusammen. In Zukunft wird sie bis zur Nidda fortgesetzt. 52 % 70 m2 + des Frankfurter Stadtgebietes dienen der Naherholung und dem klimatischen Ausgleich. Grünfläche stehen jeder Frankfurterin und jedem Frankfurter zur Verfügung. 80 % der EinwohnerInnen haben eine Grünfläche im Umkreis von 300 Metern um ihre Wohnung. Der 26 Hektar große Grüneburgpark wird in einer dreijährigen Maßnahme seit April 2014 grundsaniert. Hier werden Wege erneuert, die Eingänge und Spielplätze neu gestaltet, und der Standort des ehemaligen = 2 x Grüneburgpark Zuwachs der städtischen Grünflächen 2011–2015 rund 60 Hektar = gut zweimal die Fläche des Grüneburgparks. Rothschildpalais wird verschönert. Zum Teil werden alte Mauern saniert und Zaunanlagen erneuert. 100 Bäume und Sträucher werden neu gepflanzt und der Bau einer Toilettenanlage ist in Vorbereitung. In die Erneuerung des Höchster Stadtparks fließen bis 2016 rund 3 Millionen Euro und bis 2018 wird auch die Sanierung des Ostparks abgeschlossen sein (Budget: circa 3,7 Millionen Euro). Das Niederräder Mainufer ist seit Sommer 2012 wieder öffentlich zugänglich: Hier ist eine vielfältige und naturnahe Grünanlage entstanden, wie vielerorts in Frankfurt. Am Fechenheimer Leinpfad wurden über 120 Pyramidenpappeln neu gepflanzt, Wegeflächen saniert und verbreitert. Zudem wurden drei markante Aussichtskanzeln, ein Bootsanleger und ein neuer Kleinkinderspielplatz geschaffen und ein Stück Mainufer naturnah gestaltet. Auch der Fechenheimer Mainbogen wird in einigen Jahren wieder zu dem werden, was er einmal war: ein durch Auenwälder und Wiesen mäandrierender Mainarm, in dem sich ein neues Ökosystem entwickeln kann. Das hierfür nötige Flurbereinigungsverfahren hat bereits begonnen. Als erste Maßnahme wurden 2015 drei Teiche ausgehoben, in denen sich Pflanzen und Tiere ansiedeln können. Bürgerengagement sorgt in Frankfurt ebenfalls für immer mehr Grün: Das Urban-Gardening-Projekt „Frankfurter Garten“ auf dem Danziger Platz hat einen – temporären – grünen Treffpunkt geschaffen. Viele weitere Gemeinschaftsgärten sind in den letzten beiden Jahren mit Unterstützung der Stadt im Stadtgebiet entstanden. Sie liegen in Ginnheim, Bockenheim, Rödelheim, Griesheim, im Nordend und in Riederwald. HEIMISCHE ARTEN SCHÜTZEN Jüngstes Beispiel des Artenschutz-Engagements ist der Schutz des Höhlenbaumbestands im gesamten Stadtgebiet – in Parks, auf Friedhöfen, in Stadtteilwäldern, im 19 Fledermausarten kommen in Hessen vor. 15 haben ihren „permanenten Wohnort“ in Frankfurt. Stadtwald und im GrünGürtel. Höhlenbäume sind wertvolle und (über-)lebenswichtige Lebensräume für viele Vögel und Fledermausarten. In Riederwald werden derzeit die Wegeverbindungen neu strukturiert, einerseits, um den Wünschen der Spaziergänger und Spaziergängerinnen nachzukommen, und andererseits, um den Bestand an wertvollen Höhlenbäumen zu erhalten. FSC-SIEGEL, EUROPÄISCHE STADT DER BÄUME Die von uns Grünen schon seit Jahren geforderte Zertifizierung des Frankfurter Stadtwaldes gemäß dem Forest Stewardship Council (FSC) wurde 2014 abgeschlossen. Das bedeutet unter anderem, dass sich 300 Hektar Wald frei entwickeln können. Ebenfalls im Jahr 2014 erhielt Frankfurt den Titel „Europäische Stadt der Bäume“ („European City of the Trees“). Im Februar 2015 folgte dann die Verleihung des Titels „Nachhaltigste Stadt der Die Stadt Frankfurt engagiert sich seit Jahrzehnten für die Biodiversität und den Artenschutz. p BIODIVERSITÄTSSTADT Frankfurt belegte 2011 den dritten Platz im Wettbewerb „Bundeshauptstadt der Biodiversität“. 60 Frankfurter Landwirte haben eine Biodiversitätsklausel unterschrieben. Und fördern die Vielfalt der heimischen Arten. Frankfurter Stadtwald: Grüne Lunge in der nachhaltigen Stadt. © Die GRÜNEN im Römer GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Umwelt 9 Renaturierte Nidda in Höchst lädt zum Verweilen ein. © Annegret Brein 10 Im August 2013 wurde der Umbau des Niddawehrs in Höchst abgeschlossen. Anstelle des ursprünglichen Hochwehres wurden ein niedriges Streichwehr und eine so genannte Umleitungsgerinne gebaut. NiddaFische wie Bachforelle, Barbe oder Barsch können nun auch wieder flussaufwärts schwimmen, sich frei bewegen und fortpflanzen. Die Steine im Fluss erzeugen außerdem Verwirbelungen, die Luft ins Wasser bringen und so die Wasserqualität verbessern. Die neu entstandene Nidda-Insel darf sich natürlich entwickeln. Und in den Überschwemmungsflächen wächst von selbst eine naturnahe Auenlandschaft. Die Nidda, bisher ein Kanal, plätschert wieder wie ein Gebirgsbach. An ihrem Ufer sitzen die Menschen und vergessen die Großstadt. Die Planungen für das Sossenheimer Wehr wurden im Juni 2015 nach einer Planungswerkstatt präsentiert und werden nun umgesetzt. Im Juli 2015 hat der Magistrat außerdem die finanziellen Mittel für das Hausener Wehr bewilligt. Vier Jahre nach der Anbindung des Altarms Bonames an die Nidda hat sich die Natur so gut entwickelt, dass ein Biber eingewandert ist. Störche brüten zwar noch nicht nebenan, aber 2015 wurde ein Pärchen auf dem aufgestellten Nest gesichtet. Wir haben in viele der Parks Bewegung gebracht: Der Heinrich-Kraft-Park hat inklusive Spielgeräte für Kinder mit und ohne Behinderung erhalten, der Niddapark im Stadtteil Ginnheim einen Wasserspielplatz, der bei warmem Wetter vor allem Familien mit Kindern anzieht. Gut angenommen werden außerdem die vielen neuen Fitnessgeräte, die im Niddapark, am Bornheimer Hang, im Martin-Luther-King-Park, im Zeppelinpark, in Harheim, im Elli-Lucht-Park und im Hafenpark aufgestellt wurden. Sie sind eigentlich für Erwachsene und Senioren gedacht, aber auch Kinder haben großen Spaß an ihnen. Der Goetheturm wurde saniert und wieder geöffnet. LÄRMREDUZIERT Zur Steigerung der Aufenthaltsqualität in unserer Stadt reinigt die FES unsere Straßen nun mit deutlich leiseren Kehrmaschinen. Auch der zu Recht beklagte Lärmpegel der Laubbläser ist durch den Kauf neuer Geräte an vielen Stellen eingedämmt. 105 80 Dezibel NATURNAHE NIDDA: BESSERE BEDINGUNGEN FÜR FISCHE, PFLANZEN UND MENSCHEN BEWEGUNG IM GRÜNEN Dezibel Welt“ durch die Firma ARCADIS, die führende globale Planungs- und Beratungsgesellschaft für natürliche Schutzgüter und bauliche Vermögenswerte („Natural and Built Assets“). Die derzeit 43 neuen Laubbläser sind mit max. 80 Dezibel deutlich leiser als benzinbetriebene Laubblasgeräte, die 105 und mehr Dezibel verursachen. HUNDERTPROZENTIG FÜRS KLIMA Die erfolgreiche Umsetzung des im Jahr 2008 erstellten Frankfurter Energie- und Klimaschutzkonzeptes ist für uns Grüne weiterhin eine unserer wichtigsten Aufgaben. Denn: Unser Ziel ist es, bis 2050 die Energieversorgung in Frankfurt zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien abzudecken. Ein weiterer wichtiger Hebel mit enormem Potenzial für den Klimaschutz ist die Steigerung der Energieeffizienz. Mit unserer grünen Umweltpolitik in Frankfurt sind wir seit langem umfassend und in bundesweit vorbildlichen Projekten engagiert. Seit Januar 2013 läuft das vom Bundesumweltministerium geförderte Projekt „Masterplan 100 % Klimaschutz“. Es ist die Fortschreibung des Energie-und Klimaschutzkonzeptes und umfasst vielfältige Einzelmaßnahmen. Das Projekt wird vom städtischen Energiereferat koordiniert. Voraussetzung für seinen Erfolg ist die intensive Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen und Verbänden, der Region und auch des Landes Hessen. MASTERPLAN 100 % KLIMASCHUTZ IST GEMEINSCHAFTSAUFGABE Wir Grüne sehen in der Energieeffizienz den wichtigsten Faktor auf dem Weg in eine nachhaltige Energiezukunft. Der Masterplan 100 % Klimaschutz wurde im September 2015 beschlossen und verfolgt vielfältige Ziele: º Reduzierung des Energiebedarfs gegenüber 2010 um mindestens 50 Prozent º Deckung des Restenergiebedarfs aus lokalen und regionalen erneuerbaren Energien º Verringerung der Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 um mindestens 95 Prozent Die zukünftige Aufgabe wird es nun sein, aus den vielen Maßnahmenvorschlägen konkrete Projekte umzusetzen. DEN MASTERPLAN FINDEN SIE UNTER: www.energiewende-frankfurt.de www.masterplan100.de KLIMASCHUTZ HAUTNAH Erst, wenn man etwas selbst begreifen kann, wird es Teil des alltäglichen Denkens und Handelns. Das verstehen wir auch wortwörtlich. Deshalb halten wir es für sehr wichtig, dass für alle großen und kleinen Frankfurterinnen und Frankfurter erlebbar ist, wie das Klima und sein Schutz „funktionieren“ und wie wichtig der Beitrag einer jeder und eines jeden von uns zum Klimaschutz ist. p AKTIV FÜRS KLIMA Ob Energieeffizienzstadtführer, Klimaschutzspaziergänge („KLIMAtours“), Klimagourmetwochen, Klimasparbuch, zahlreiche Energieberatungsangebote (zum Beispiel „Energiepunkt Frankfurt RheinMain“), Förderprogramme („Frankfurt spart Strom“, „Cariteam-Stromsparcheck“, „Ökoprofit“, „Lokales Energieffizienz Netzwerk LEEN“ etc.), Energieteamprojekte in Kindergärten und Schulen oder die Unterstützung von Sportvereinen: Unser Angebot erreicht die Stadtgesellschaft quer durch alle Altersgruppen und vom privaten bis zum gewerblichen Bereich. GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Klimaschutz und Energiewende 11 2014 wurde der eClub durch das Energiereferat ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um eine moderierte Stromsparplattform im Internet für Frankfurter Haushalte, die ihren Verbrauch aktiv und dauerhaft senken wollen. Insgesamt wurden hier bereits knapp 100 Frankfurter Haushalte beraten, die im Durchschnitt jeweils mindestens 10 Prozent Stromeinsparungen realisierten. Noch in diesem Jahr sollen der eClub und das Projekt „Frankfurt spart Strom“ enger miteinander verzahnt werden. Auch für Frankfurter Kulturbetriebe und Theater gibt es nun ein spezielles Energieberatungsangebot. Es ist exakt auf die besonderen Anforderungen eines Bühnenbetriebs zugeschnitten. Ergänzend wird aktuell ein Förderprogramm für diesen Bereich aufgesetzt. KLIMAANPASSUNGSSTRATEGIE BESCHLOSSEN Neben dem Schutz des Klimas ist die Anpassung an die Folgen des Klimawandels eine kommunale Aufgabe. Denn der Klimawandel ist zwar ein globales Phänomen, seine Auswirkungen aber bekommen wir hier ganz konkret zu spüren. 12 pp KLIMAANPASSUNGSSTRATEGIE Im Jahr 2014 haben wir die Frankfurter Klimaanpassungsstrategie beschlossen. Sie beschreibt die Ausgangslage in den Bereichen Planung, Bauen, Grün, Mobilität, Wasser und Gesundheit, legt Ziele fest und empfiehlt Maßnahmen. So sollen die Kaltluftschneisen zur Belüftung der Innenstadt in Rahmen- und Bebauungsplänen erfasst und gesichert werden. Auch alle laufenden Planungen für Neubaugebiete werden hinsichtlich der Anpassung an den Klimawandel überprüft. Angesichts unserer enorm wachsenden Stadt und den Folgen des Klimawandels ist es besonders wichtig, den ökologischen Zustand des Stadtraumes und seiner öffentlichen Räume nachhaltig aufzuwerten. Hierzu zählt die Erfassung von Kaltluftschneisen für die Belüftung der Innenstadt ebenso wie die Aufgabe, mit zunehmenden Hitzetagen oder auch Starkregenereignissen umzugehen. Neubauplanungen am Riedberg und im Europagarten haben wir anhand mikroklimatischer Gutachten durchgeführt. Die Stadt Frankfurt ist darüber hinaus Anfang 2015 dem EU-Konvent der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister für die Anpassung an den Klimawandel beigetreten. PASSIVHAUSHAUPTSTADT BOOMT Frankfurt genießt seit langem den internationalen Ruf als weltweite Passivhaushauptstadt. Bereits im Jahr 2007 haben wir Grünen den Beschluss herbeigeführt, dass städtische Liegenschaften nur noch im PassivhausStandard errichtet werden dürfen. Die Stadt verfügt heute über zahlreiche Schulen, mehrere Kindergärten, Funktionsgebäude, Jugendhäuser und Schulmensen in Passivhaus-Bauweise. Das deutschlandweit erste Krankenhaus im Passivhaus-Standard entsteht in Höchst. PASSIVHÄUSER IN FRANKFURT 2.600 Wohneinheiten in Passivhäusern. Zum Vergleich: Im Jahre 2010 waren es 900 Wohnungen. x 2,8 30 Kitas und 8 Schulen Zu diesem Boom hat wesentlich die städtische Wohnungsbaugesellschaft ABG beigetragen. Ebenso wie die Stadt Frankfurt errichtet sie neue Gebäude nur noch nach Passivhaus-Kriterien und trägt zusätzlich viel zur energetischen Sanierung bestehender Häuser bei. GREEN CAPITAL AWARD 2014: NOCH MEHR BEWEGUNG Wir Grüne haben die Bewerbung zum Green Capital Award 2014 maßgeblich vorangetrieben. Auch wenn Frankfurt nicht als Sieger hervorging, haben der Einzug ins Finale als einer von drei Favoriten und der Weg dahin stadtweit viel in Bewegung gebracht. Der Green-City-Gedanke ist inzwischen fest in der Stadt verankert – sowohl in ihrem politischen Handeln als auch bei den Bürgerinnen und Bürgern. Frankfurt steht für eine nachhaltige Stadtentwicklung, die Verkehr, Wohnen, Klima, Bildung – um nur einige zentrale Handlungsfelder zu nennen – „zusammendenkt“ und eine ganzheitliche Perspektive für morgen und übermorgen aufzeigt. Damit sich das gemeinsame Engagement weiter fortsetzt und noch transparenter wird, haben wir mit unserem Antrag dafür gesorgt, dass es den Klimaschutzplan im Internet gibt. KLIMASCHUTZSTADTPLAN UND GRÜNER STROM Ziel des Klimaschutzstadtplans ist es, einen Erfahrungsaustausch von BürgerIn zu BürgerIn anzuregen, zu aktivem Handeln und Unterstützung bei der Realisierung neuer Projekte zu motivieren. Ob Solaranlage, Blockheizkraftwerk oder Passivhaus: Auf der Website erhält man einen umfassenden Überblick inklusive Detailinformationen darüber, welche Klimaschutzaktivitäten von Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen, der Stadtverwaltung und anderen Akteuren umgesetzt werden. Der Klimaschutzstadtplan wird in regelmäßigen Abständen aktualisiert. Wer mehr erfahren möchte, ist auch herzlich zu einem Klimaschutzspaziergang eingeladen: pp ORIENTIERUNG UND NETZWERK FÜR ALLE KLIMASCHÜTZERINNEN UND KLIMASCHÜTZER Der Klimaschutzstadtplan enthält unter anderem Informationen zu: ºº 350 BHKWs (Blockheizkraftwerken) ºº 113 Biomasse-Projekten ºº 29 Niedrigenergiehäusern ºº 146 Passivhäusern, diese repräsentieren über 2.500 Wohneinheiten in Passivhausweise ºº 1.051 Photovoltaikanlagen ºº 1.177 Solarthermieprojekten KLIMASCHUTZ ERLEBEN klimaschutzstadtplan-frankfurt.de SCHULJAHR DER NACHHALTIGKEIT Aus dem Green-City-Engagement ist auch das Projekt „Schuljahr der Nachhaltigkeit“ entstanden. Ziel ist es, Bildung für nachhaltige Entwicklung in Grundschulen strukturell zu verankern. Frankfurter Kinder lernen, was nachhaltige Entwicklung bedeutet. In der Schule erproben sie Handlungsoptionen, die sie in ihrem Alltag nutzen können. Das Denken in Zusammenhängen wird gefördert, Empathie und Reflexionsfähigkeit werden gestärkt. Der Verein Umweltlernen geht hierzu eine Bildungspartnerschaft mit den Schulen ein. Diese wählen sechs Module aus den Bereichen Klima, Energie, Recycling, Fairer Handel, Ernährung und Mobilität für die Bearbeitung mit den teilnehmenden SchülerInnen der vierten Jahrgangsstufe aus. Den LehrerInnen stehen Materialien zur Vertiefung der Themen zur Verfügung. Fortbildungen geben Impulse für die Durchführung des Unterrichts im Bereich nachhaltiger Entwicklung. Das Programm wurde im Jahr 2014 als offizielle Maßnahme der UN-Dekade „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (BNE) ausgezeichnet und ist mittlerweile ein hessenweites Modellprojekt. ENERGIESPARFÖRDERPROGRAMM FÜR SPORTVEREINE Das von uns Grünen bereits im Jahre 2008 initiierte „Förderprogramm zur Gewinnung von erneuerbaren Energien und zur Energieeinsparung bei vereinseigenen Sportanlagen in Frankfurt am Main“ hebt sich mit höheren Fördersätzen deutlich von der normalen Sportförderung ab. Es ermöglicht finanziell schlechter gestellten Sportvereinen die notwendigen Investitionen in die energetische Sanierung ihrer Gebäude. ºº 15 Energiekonzepten ºº 43 Ökoprofit-TeilnehmerInnen ºº 2 Wasserkraftprojekten (Stand: Februar 2015) GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Klimaschutz und Energiewende 13 GEGENVERKEHR FÜR DEN MENSCHEN Der Ausbau des Frankfurter Flughafens mit der Nordwest-Landebahn und dem Terminal 3 war, ist und bleibt ein schwerwiegender Fehler, den CDU, SPD und FDP gemeinsam begangen haben. Wir haben immer vor den dramatischen Folgen des Ausbaus gewarnt, bei Wahlen aber niemals eine Mehrheit gegen den Ausbau mobilisieren können. Die Grenzen der Belastung mit Lärm und Schadstoffen auf Kosten von Gesundheit, Umwelt und Lebensqualität sind durch den Bau der Nordwest-Landebahn endgültig überschritten worden. Es muss spürbar leiser werden – diese Maxime hat unser politisches Handeln der vergangenen Jahre geprägt und wir GRÜNE im Römer werden weiter für mehr Lebensqualität und weniger Fluglärm kämpfen. ALS AUSBAU-GEGNERiNNEN LÄRMSCHUTZ SCHRITTWEISE VERBESSERN 14 Der Ausbau des Frankfurter Flughafens wurde gegen die Stimmen der Grünen in Stadt und Land und unseren gemeinsamen Protest mit den Bürgerinitiativen beschlossen und mit dem Bau der Nordwest-Landebahn zementiert (siehe Zeitstrahl). Wir haben uns als heutige Regierungspartei in Stadt und Land zur Aufgabe gemacht, dass es leiser werden muss und die von Fluglärm betroffenen Gebiete wieder mehr Lebensqualität erhalten. Hierzu sind erste Maßnahmen für mehr Lärmschutz umgesetzt und weitere in Arbeit. Wir engagieren uns weiterhin mit Herzblut, denn es geht um unsere Lebensgrundlagen – es geht um die Lebensfähigkeit von Frankfurt und der Rhein-Main-Region. DER FLUGHAFENAUSBAU: 2000 2002 Mediationsgruppe des Landes empfiehlt Neubau Landebahn südlich oder nördlich des Geländes. Ausgleich: striktes Nachtflugverbot 23–5 Uhr sowie Lärmreduzierung 1997 Erste Forderung der Fraport nach neuer Landebahn 2007 Antrag der GRÜNEN im Römer, den Ausbau abzulehnen und konsequentes Nachtflugverbot zu fordern (CDU, SPD und FDP stimmen dagegen) 2002 Regierungspräsidium Darmstadt empfiehlt Neubau der Nordwestbahn Planfeststellungsbeschluss und Baugenehmigung des Hessischen Wirtschaftsministeriums für neue Landebahn plus bis zu 17 nächtliche Starts oder Landungen 2003 Start Planfeststellungsverfahren. Fraport beantragt Neubau von Nordwest-Landebahn und Terminal 3 KLARE GRÜNE HALTUNG: KOALITIONSVERTRAG 2011–2016 In Sachen Flughafen stehen wir zu unserer eindeutigen Haltung – auch und gerade als Teil der Frankfurter Stadtregierung. Für die zweite Auflage der schwarzgrünen Koalition in Frankfurt ab 2011 wurde folgender Passus vereinbart: »Die Koalitionsparteien sind nach wie vor nicht einig in ihrer Haltung zum Ausbau des Frankfurter Flughafens. Wenn über das Abstimmungsverhalten in Beschlussfassungen zu dieser Frage keine Einigkeit erzielt werden kann, enthalten sich beide Fraktionen.« Tatsächlich haben sich die GRÜNEN im Römer seit 2011 bei keinem der parlamentarischen Vorgänge zum Thema Flughafen enthalten. In jedem Fall kam es – nach zum Teil zähen Verhandlungen mit dem Koalitionspartner – zu eindeutigen Voten für oder gegen die Vorlagen. INBETRIEBNAHME NORDWEST-LANDEBAHN: BEGINN NEUER ZEITRECHNUNG Mit der Inbetriebnahme der Nordwest-Landebahn im Oktober 2011 brach über große Teile der Bevölkerung, insbesondere im Frankfurter Süden, eine bis dahin unvorstellbare Lärmbelastung herein. Die vereinbarten Maßnahmen des aktiven und passiven Lärmschutzes waren schlichtweg nicht realisiert worden und viele Bewohnerinnen und Bewohner konnten sich vorher nicht vorstellen, welche hörbaren Folgen der Ausbau haben würde. Für uns Grüne war klar, dass es so nicht bleiben und auf keinen Fall noch schlimmer werden durfte. Wir waren und sind Ausbau-GegnerInnen, doch jetzt galt es, darüber hinaus eine wirksame „Nach-Ausbau-Strategie“ zu entwickeln. Unserer damaligen Umweltdezernentin Dr. Manuela Rottmann gelang es mit Kompetenz und Hartnäckigkeit, den Koalitionspartner zu überzeugen und im Dezember 2011 ein gemeinsames Positionspapier aller durch den Ausbau betroffenen Kommunen auszuhandeln. p SCHUTZ DER LEBENSQUALITÄT UND DER GESUNDHEIT Das vom Stadtparlament beschlossene Positionspapier „Die Region und der Flughafen. Forderungen zum Schutz der Lebensqualität und der Gesundheit im Ballungsraum Rhein-Main“ fordert Landesregierung und Fraport unter anderem auf, die längst zugesagten aktiven und passiven Lärmschutzmaßnahmen schnellstens zu realisieren, die Tagesrandzeiten von Lärm zu entlasten und den Menschen die Sicherheit zu geben, dass es nicht noch schlimmer wird. AKTIVITÄTEN FÜR LÄRMSCHUTZ Mit Anträgen und Anfragen unter anderem zum Nachtflugverbot, zu Schadstoffmessstationen, Planklarstellungsverfahren, Flachstartverfahren und Wirbelschleppen haben wir Grüne in vielen Stadtverordnetenversammlungen die Auswirkungen des Flughafenausbaus zum Thema gemacht, um weitere Belastungen für die WANN UND VON WEM ER ENTSCHIEDEN WURDE 2012 2010 Landesregierung sowie Kläger reichen Revision gegen das Urteil des Vewaltungsgerichtshofs ein 2009 Bestätigung des Ausbaus, aber stärkere Einschränkung von Nachtflügen im gerichtlichen Hauptsacheverfahren Bundesverwaltungsgericht Leipzig entscheidet im April: Planfestgestellter Ausbau des Flughafens ist rechtens, Nachtflüge (23–5 Uhr) sind weiterhin unzulässig 2011 Im Oktober wird der Betrieb der neuen Landebahn aufgenommen 2014 Genehmigung des Bauantrags durch Frankfurter Bauaufsicht im August 2013 Fraport stellt im September Bauantrag für Terminal 3 GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Flughafen 15 Frankfurter Bevölkerung zu verhindern. Unsere Umweltund Gesundheitsdezernentin Rosemarie Heilig macht sich in der Fluglärmkommission für die betroffenen Frankfurterinnen und Frankfurter stark. Mit der kritischen Stellungnahme zum völlig untauglichen sogenannten Lärmaktionsplan der damaligen Landesregierung hatten wir deutlich Position bezogen und die Bürgerinnen und Bürger bei ihren persönlichen Einwendungen unterstützt. Für zusätzlichen Lärmschutz der betroffenen Grundschulen haben wir außerdem eine Million Euro in den Haushalt gestellt und erste Maßnahmen bereits teilweise umgesetzt (siehe Infobox Seite 17). INFORMATIONEN UND DISKUSSION Wir haben uns zum Thema Flughafen immer wieder öffentlich und insbesondere mit Pressemitteilungen zu Wort gemeldet – so häufig, wie zu keinem anderen Thema. Leider haben die Medien dies kaum aufgenommen, so dass eine öffentliche Wahrnehmung und breite Debatte unserer Argumente, elementarer Fragen und der gravierenden Auswirkungen nicht oder oftmals zu spät stattfand. Auch deswegen haben wir nach einer intensiven internen Debatte über unsere Forderungen im Juni 2013 eine Veranstaltung mit Experten organisiert. 16 p WACHSTUM ÜBER ALLES? „Wachstum über alles? Perspektiven für Menschen und Flugverkehr“, so lautete der Titel unserer Veranstaltung im Juni 2013. Das mit Dr. Werner Reh (BUND) Dipl.-Geograph Wulf Hahn sowie Raumplanungsexperte Dr.-Ing. Martin Rumberg exzellent besetzte Podium lieferte eine verheerende Schwachstellenanalyse, aber auch Handlungsansätze. Die Vorträge finden sich zum Nachlesen auf unserer Website. Lärmschutz der kleinen und großen Frankfurterinnen und Frankfurter hat höchste Priorität. © iStock./rami_ba REGIERUNGSBETEILIGUNG AUF LANDESEBENE ERÖFFNET CHANCEN Im September 2013 wurde der Landtag neu gewählt. Wie schon in den Vorjahren zeigte sich, dass der Flughafenausbau, auch im südlichen Wahlkreis, der besonders von Fluglärm betroffen ist, keine wahlentscheidenden Auswirkungen hatte. WÄHLERiNNEN-STIMMEN 80 % Pro-Ausbau 2013 gingen fast 80 % der Stimmen in der hessischen Landtagswahl an Pro-Ausbau-Parteien und deren Kandidatinnen und Kandidaten. Die Ergebnisse der Wahl und Regierungsbildung sind bekannt. Die grüne Regierungsbeteiligung auf Landesebene hat erstmals die Möglichkeit geschaffen, Lärmschutz und eine regionalverträgliche Flughafenentwicklung auf die Regierungs-Agenda zu bringen. Und Grün wirkt! Im Konsortialvertrag zwischen Fraport und dem Land Hessen wurde der Lärmschutz der Bevölkerung erstmals als zusätzliches gemeinsames Ziel vereinbart. Auf Antrag von CDU und GRÜNEN im Römer wurde dieses Ziel auch für die Stadt Frankfurt als Anteilseignerin vertraglich vereinbart und ist damit verpflichtend. TERMINAL 3 – EIN BITTERES KAPITEL Das Terminal 3 war über das Planfeststellungsverfahren juristisch schon nicht mehr angreifbar. Und um weiter Fakten zu schaffen und die politischen Spielräume zunichte zu machen, wurde von Fraport kaltschnäuzig unmittelbar vor der Landtagswahl der Bauantrag bei der Bauaufsicht eingereicht. Politische Einwirkungsmöglichkeiten gab es hier seitens der Stadt Frankfurt leider nicht mehr. Beim Baugenehmigungsverfahren ist nicht die Stadt Frankfurt als Gebietskörperschaft gefragt, sondern lediglich die Bauaufsicht als nachgeordnete Verwaltung zur planfeststellenden Landesbehörde. Und so musste die Genehmigung im August 2014 erteilt werden. Baurecht ist jedoch nicht Baupflicht! Der grüne Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek al-Wazir hat daher eine Untersuchung beauftragt, die unter anderem die Annahmen des Planfeststellungsgutachtens und Alternativen überprüfte. Das Ergebnis zeigte umweltverträglichere Alternativen im Gebäudebestand auf. Durch die Schaffung zusätzlicher Gebäudepositionen an den bestehenden Terminals hätte man kostengünstiger bauen und gleichzeitig den Passagieren mehr Komfort bieten können. Trotzdem beschlossen Vorstand und Aufsichtsrat mit Mehrheit wenig später den Start des Bauvorhabens Terminal 3. Eine ökologisch ebenso wie ökonomisch höchst fragwürdige Maßnahme, die deutlich macht, dass die derzeit Verantwortlichen bei Fraport immer noch nicht gewillt sind, der Regionalverträglichkeit des Unternehmens den erforderlichen Stellenwert zu geben und jegliche Kurskorrektur vorzunehmen. Von der schwarz-roten Bundesregierung sind keine positiven Impulse zu erwarten, vielmehr lehnen Union und SPD generelle Betriebsbeschränkungen mit einem Nachtflugverbot ab. Wir GRÜNEN im Römer werden dennoch weiter zusammen mit den Grünen in der Landesregierung alles daran setzen, die Folgen dieser Fehlentscheidung für die Bevölkerung weiter zu minimieren. Bei Maßnahmen des aktiven Schallschutzes, wie zum Beispiel Anflugverfahren und Lärmpausenregelungen, werden wir für die Frankfurter Bürgerinnen und Bürger eintreten und unsere Meinung deutlich machen – im Römer, in der Fluglärmkommission und in der Öffentlichkeit. pp Die Lärmpausen sind ein echter Fortschritt: Auch wenn nicht alle gleichzeitig und gleichermaßen entlastet werden können, gibt es einen Ausgleich für zeitweilig Mehrbelastete. WEITERE LAUFENDE UND GEPLANTE MASSNAHMEN: ºº Einführung einer Lärmobergrenze (geplant) ºº Neue An- und Abflugverfahren (im Probebetrieb) ºº Fluglärmschutzbeauftragte hat Arbeit aufgenommen ºº NORAH-Studie Modul 3: Maßnahmenpaket beschlossen ºº Neue Lärmentgelte (seit 2015, Überarbeitung in 2016) pp LÄRMSCHUTZ FÜR SCHULEN Der Fluglärm belastet auch die Konzentrationsfähigkeit und Lernfähigkeit unserer Kinder in der Schule – dies bestätigt die Lärmwirkungsstudie NORAH 2014. Da es für Lärmschutz keine weiteren finanziellen Unterstützungen von Fraport geben wird, haben wir Grünen mit einem Antrag 2015 erwirkt, für Schulen im Süden städtische Mittel bereitzustellen. Umso erfreuter sind wir, dass die Landesregierung den fluglärmbelasteten Schulen zudem eine individuelle Beratung, weitere Lärmschutzmaßnahmen und eine zusätzliche Leseförderung anbietet. ZUSÄTZLICHE LÄRMPAUSE ÜBER DAS NACHTFLUGVERBOT HINAUS Seit Ende April 2015 wird das Modellprojekt Lärmpausen im einjährigen Probebetrieb umgesetzt. Ergänzend zum Nachtflugverbot werden Flugbewegungen auf einzelnen Bahnen gebündelt. Durch die abwechselnde Nicht-Nutzung einzelner Bahnen in den Randstunden soll das geltende sechsstündige Nachtflugverbot um sechzig Minuten erweitert werden. Mit dem ausgewählten Modell kann bei Westwind vor allem Frankfurt von einer zusätzlichen Ruhestunde profitieren. Hierfür hatten sich die schwarz-grüne Koalition und unsere grüne Umwelt- und Gesundheitsdezernentin Rosemarie Heilig erfolgreich in der Fluglärmkommission eingesetzt. Die Befürchtung, dass die Lärmpausen in anderen Regionen zu mehr Anflügen und mehr Lärm über Frankfurt führen, konnte durch die ersten Messergebnisse entkräftet werden. GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Flughafen 17 3 pt MOBILITÄTSKULTUR: GUT UNTERWEGS Das zentrale Ziel grüner Verkehrspolitik ist die Förderung einer stadtverträglichen, umweltfreundlichen und sicheren Mobilität, die soziale Teilhabe ermöglicht und ökonomisch vernünftig ist. Im Mittelpunkt stehen daher die stadtverträgliche Gestaltung des Verkehrs, die Stärkung und der Ausbau umweltfreundlicher Verkehrsformen und Mobilitätsangebote. NAHVERKEHR 3, 6 18 6, 0 19 0, 9 19 5, 6 19 8, 3 20 0, 9 20 0, 0 20 3, 0 21 4, 2 250 3, 1 15 2, 4 15 7,6 15 150 18 200 100 50 04 20 05 20 06 20 07 20 08 20 09 20 10 20 11 20 12 20 13 20 14 20 15 Mit den Grünen wurde der Nahverkehr konsequent ausgebaut: es fahren neue Stadtbahnen und Straßenbahnen, das Angebot der Buslinien wurde erweitert, zum Einsatz kommen moderne Fahrzeuge auf Schiene und Straße, der Taktfahrplan und neue Tarifangebote wurden kundenfreundlich gestaltet. Die so deutlich gestiegene Attraktivität des Nahverkehrs wird von den Bürgerinnen und Bürgern angenommen: Jährlich steigt die Gesamtzahl der Fahrten mit dem öffentlichen Personennahverkehr. Gerade der zunehmende Verkauf der Zeitkarten zeigt, dass sich die Menschen langfristig für den öffentlichen Nahverkehr entscheiden. Ebenso liegt die durch ein unabhängiges „ÖPNV-Kundenbarometer“ ermittelte Globalzufriedenheit weit über dem Bundesdurchschnitt. FAHRTEN ÖPNV 2011–2015 JÄHRLICHE FAHRGASTZAHLEN (IN MIO.) 20 18 Wesentlicher Baustein für die umweltverträgliche und bedarfsgerechte Mobilität in Frankfurt ist ein leistungsfähiges Nahverkehrssystem. Wir sind davon überzeugt, dass seine weitere Stärkung für ein nachhaltiges Wachstum der Stadt und Zusammenwachsen der Region unverzichtbar ist. Folglich ist dies einer unserer verkehrspolitischen Schwerpunkte. Die Nutzung der Nahverkehrsangebote steigt in Frankfurt weiter an. © traffiQ Lokale Nahverkehrsgesellschaft Frankfurt am Main NEUE LINIEN, NEUE HALTESTELLEN, GÜNSTIGERE PREISE Wir haben viel für die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs getan, wie aktuelle Beispiele zeigen: º Der Preis der vergünstigten Jahreskarte für Schülerinnen, Schüler und Auszubildende konnte dank eines städtischen Zuschusses zum Schuljahresbeginn 2013/2014 nochmals um 50 Euro gesenkt werden. Dies unterstützt unsere familien- und kinderfreundliche Politik und steigert zugleich die Attraktivität unseres Nahverkehrs º Die neue Straßenbahnlinie 18 verbindet den Frankfurter Bogen in Preungesheim mit der Innenstadt und dem Lokalbahnhof in Sachsenhausen º Die Verlängerung der U5 ins Europaviertel wurde 2013 beschlossen und ist wesentlicher Teil der Erschließung und Entwicklung des Quartiers. Die teilweise unterirdisch geführte Neubaustrecke mit ihren großen technischen Herausforderungen wird voraussichtlich bis zum Jahr 2022 fertig werden º Im Dezember 2014 wurde die Straßenbahnlinie 17 über die Neubaustrecke in der Stresemannallee eröffnet. Damit gibt es jetzt eine Direktverbindung vom Frankfurter Hauptbahnhof nach Neu-Isenburg, gleichzeitig wurde eine wichtige Lücke mit Blick auf eine zukünftige Ringstraßenbahnlinie geschlossen. Zudem wurde die Gelegenheit genutzt, die Stresemannallee neu aufzuteilen und dort allen Verkehren Raum und Sicherheit zu bieten º Ein gelungenes Beispiel für die Haltestellenerneuerung ist die Konstablerwache. Dort wurden bis Mitte 2012 die Bahnsteige wegen der vielen Fahrgäste verbreitert und verlängert sowie barrierefrei ausgebaut º Im Sommer 2015 wurde der Ergebnisbericht zum Lückenschluss der Stadbahn Ginnheim-Bockenheimer Warte vorgelegt. Hierin werden zwei Trassenvarianten („Ginnheimer Kurve“ und „Europaturm/ Neue Rosa-Luxemburg-Straße“) zur planerischen Weiterverfolgung empfohlen, da sie einen hohen verkehrlichen Nutzen aufweisen. Zudem ergeben sich hieraus weitergehende Chancen für die drängende städtebauliche Erweiterung unserer wachsenden Stadt, also für neue Quartiere, die entlang der geplanten Trassen an den öffentlichen Bau der unterirdischen Verlängerung der U5 ins Europaviertel. © Eibe Sönnecken Nahverkehr angebunden sein könnten. Die notwendigen Planungsmittel für den Lückenschluss sollen im nächsten Haushaltsplan berücksichtigt werden S-BAHNAUSBAU IN DER REGION Da nicht nur die Stadt Frankfurt wächst, sondern mit ihr auch die gesamte Metropolregion Rhein-Main, muss auch das S-Bahnnetz „mitwachsen“. Beispiele hierfür: NORDMAINISCHE S-BAHN Auf zwei Gleisen werden S-Bahnen auf ihrem Weg nach Hanau zwischen Konstablerwache über Frankfurt Ost nach Fechenheim verkehren. Damit einhergehend wird die Verkehrsstation Frankfurt Ost barrierefrei aus- und umgebaut und ein direkter Zugang zur U- Bahn geschaffen. Ein barrierefreier Stationsneubau erfolgt in Frankfurt-Fechenheim. Das Planfeststellungsverfahren wurde 2014 eröffnet. REGIONALTANGENTE WEST (RTW) Entlang der 44 Kilometer langen Schienenverbindung von Bad Homburg über Höchst und den Flughafen nach Neu-Isenburg soll die Regionaltangente West entstehen. Sie wird Reisewege und Reisezeiten verkürzen, weil für viele Fahrgäste dann der Umweg über den Frankfurter Hauptbahnhof – und das „Nadelöhr“ S-Bahn-Tunnel – entfällt. Hiervon werden insbesondere die zahlreichen Pendlerinnen und Pendler profitieren. Für die Planungen stellt die Planungsgesellschaft insgesamt 20 Millionen Euro bereit. Im Juli 2015 hat die EU-Kommission GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Verkehr 19 einen Zuschuss zu den Planungskosten in Höhe von 7,65 Millionen Euro zugesagt. Mitte des Jahres 2016 sollen die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren eingereicht werden. pp DIE REGIONALTANGENTE WEST WIRD REGIONALE MOBILITÄT VERÄNDERN ºº Sie verbindet rund 180.000 Arbeitsplätze untereinander und mit den Wohnorten in der Rhein-Main-Region ºº Täglich werden rund 46.000 Menschen die RTW nutzen ºº Etwa 15.000 Fahrgäste sollen täglich auf den öffentlichen Personennahverkehr verlagert und die CO2-Belastung um circa 12.000 Tonnen pro Jahr verringert werden GLEISERWEITERUNG MAIN-WESER-BAHN/S6 20 Mit dem Bau eigener S-Bahngleise werden der Frankfurter Nah- und der weitere Schienenverkehr unabhängiger voneinander. Die Vorteile: Die S6 wird pünktlicher und schneller, und im Regionalverkehr entfallen fahrplanbedingte Wartezeiten. Die Deutsche Bahn wird mit dem Ausbau der Strecke in Frankfurt auch die Haltestellen Berkersheim, Frankfurter Berg und Eschersheim umbauen und barrierefrei gestalten. Für den ersten Bauabschnitt zwischen Frankfurt und Bad Vilbel besteht Baurecht. TEMPOLIMIT/TEMPO 30/LÄRMSCHUTZ Verkehrspolitik ist für uns Grüne auch Lärmschutzpolitik. In einem gemeinsamen Antrag mit der CDU-Fraktion haben wir Tempolimits auf den stadtnahen Abschnitten der Autobahnen A 66, A 661 und A 648 gefordert, um so Anwohnerinnen und Anwohner zu entlasten. Zum anderen untersuchen wir seit Mai 2015 bis Sommer 2016 in einem Modellversuch „Tempo 30 bei Nacht“ auf Hauptverkehrsstraßen (Nibelungenallee, Eschersheimer Landstraße, Lange Straße und Mainkai/Untermainkai/ Schöne Aussicht), ob und welche Lärmminderung das Tempolimit für die Bewohnerinnen und Bewohner stark befahrener Straßen bewirkt. Bis Ende 2015 wird ein Zwischenbericht vorliegen. Lärmschutz bei Tempo 30. © Die GRÜNEN im Römer Auf der Höhenstraße wird „Tempo 30 bei Nacht“ schon seit 2012 wirkungsvoll und mit großer Akzeptanz umgesetzt. Nach rund zweijähriger Umsetzungserfahrung dort stand fest: Tempo 30 wirkt, besonders in den Nachtrandstunden kann die Lärmbelastung deutlich reduziert werden. Um die Anwohnerinnen und Anwohner vor Lärm und Unfallgefahren direkt an der A 66 und B 8 zu schützen, haben wir dafür gesorgt, dass Tempo 30 in der Königsteiner Straße in Unterliederbach zunächst für einen vierjährigen Erprobungszeitraum eingeführt wurde. RADVERKEHR: WEGENETZ AUSBAUEN, KONFLIKTE LÖSEN Immer mehr Frankfurterinnen und Frankfurter entdecken das Fahrrad (wieder): Da die Wege in unserer Stadt kurz sind, ist das Fahrrad auf einer Strecke bis fünf Kilometer das schnellste Verkehrsmittel. Das Frankfurter Radwegenetz wurde ausgebaut und wächst weiter. Denn die Verkehrsinfrastruktur wird permanent angepasst und dabei der Straßenraum dauerhaft fahrradfreundlich umgebaut. Zudem trägt die flächendeckende Öffnung der Einbahnstraßen in Tempo 30-Bereichen der Fahrradfreundlichkeit bei. 2014 wurde die Fortschreibung des gesamtstädtischen Radverkehrsnetzes vorgelegt. Sie wurde vom Radfahrbüro in Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) erarbeitet. Wir wollen den Radverkehrsanteil am gesamtstädtischen Verkehr weiter steigern und uns von der überholten Fokussierung auf isolierte Radrouten zu Gunsten des Netzgedankens verabschieden. Überdies rückt die Schließung der bestehenden Lücken im Radnetz in den Mittelpunkt. 2013 stellten wir einen Etatantrag für Radschnellwege, in dem wir den Magistrat baten, gemeinsam mit dem Regionalverband FrankfurtRheinMain und den zu beteiligenden Städten und Gemeinden zu prüfen, welche verkehrlichen Potenziale durch Radschnellwege erzielt werden können. Anfang 2014 wurde eine Machbarkeitsstudie für einen Radschnellweg zwischen Frankfurt und Darmstadt in Auftrag gegeben. p WAS WIR FÜR RADFAHRENDE IN FRANKFURT ERREICHT HABEN º Ausbau des Radwegenetzes Neuaufteilung im Test: Die Eschersheimer Landstraße Höhe Hügelstraße. º Netzlücken werden geschlossen und Gefahrenstellen entschärft º Öffnung von Einbahnstraßen in Tempo 30-Bereichen für den Radverkehr º Markierung neuer Radfahrstreifen bei Deckenerneuerungen º Radverkehrs-Ampeln oder auch die Anpassung von Signalisierungen für den Radverkehr º Erstes Fahrradparkhaus am neuen Fernbusbahnhof º Fahrradabstellanlagen an Haltestellen des ÖPNV, an Straßenecken und in Einkaufsstraßen º Luftpump-Stationen und Service-Netzwerk º Das Werben für gegenseitige Rücksichtnahme und für das Einhalten der Verkehrsspielregeln Mit dem Rad durch die Stadt geht es oft schneller. © Helmut Seuffert © Die GRÜNEN im Römer „STRASSEN FÜR ALLE“: GLEICHBERECHTIGTE MOBILITÄT „Straßen für alle“ heißt für uns und unseren grünen Verkehrsdezernenten Stefan Majer, dass der Stadtraum gerecht aufgeteilt wird, und nicht wie in früheren Jahrzehnten einzig autogerecht. In einer Stadt für alle Bürgerinnen und Bürger schaffen wir deshalb mehr Raum für Zu-Fuß-Gehende, für Radfahrende und insgesamt mehr Raum für Lebensqualität. Alte Brücke Im Dezember 2014 wurde die Sanierung der Alten Brücke abgeschlossen. Außer der gestalterischen Aufarbeitung sieht die verkehrliche Nutzung nun Schutzstreifen für den Radverkehr auf der Straße sowie Bürgersteige allein für Zu-Fuß-Gehende vor, und der Autoverkehr hat zwei Fahrstreifen in jede Richtung. Deutschherrnufer Dort wird noch bis Ende 2015 gebaut. Mit der Verlängerung des Zweirichtungsradwegs zwischen Alter Brücke und Flößerbrücke schließen wir eine große Lücke im Radwegenetz, verbessern aber auch hier die Verkehrssicherheit für Fußgängerinnen und Fußgänger und bauen die Haltestellen barrierefrei aus. Nördliche Eschersheimer Landstraße Eine Umgestaltung und Neuaufteilung der Fahrspuren wurde im Januar 2015 mit einer Vorplanungsvorlage beschlossen – zunächst in einer dreimonatigen Testphase. Im Abschnitt zwischen dem Weißen Stein und der Hügelstraße sollen mit einen bestandsnahen Umbau parkende Autos und Radfahrende von den Bürgersteigen auf die Straße geholt werden. Querungen sollen verbessert und Bäume für mehr Grün im Straßenraum sorgen. Damit wollen wir die Trennwirkung verringern, die Verkehrssicherheit erhöhen, die Aufenthaltsqualität verbessern und nicht zuletzt auch den Einzelhandel stärken. GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Verkehr 21 NAHMOBILITÄT BARRIEREFREIHEIT Ausgehend von den mit dem Pilotprojekt „Nahmobilität im Nordend“ gemachten Erfahrungen haben wir zur Förderung der „Nahmobilität in den Stadtteilen“ Mittel in den Haushalt eingestellt, um hieraus Verbesserungen der Barrierefreiheit und der Verkehrssicherheit realisieren zu können. Insbesondere werden die Gehwegnasen in Kreuzungsbereichen zur Sicherheit der Fußgänger und Fußgängerinnen bevorzugt realisiert. Die „barrierefreie Stadt“ ist für uns ein zentrales Anliegen. Dabei umfasst barrierefreier Ausbau im öffentlichen Personennahverkehr die Haltestellen, die Busse und Bahnen sowie alle Zugangswege. BAHNHÖFE UND STATIONEN 22 Die Stadt Frankfurt und die Deutsche Bahn AG haben vertraglich vereinbart, Bahnhöfe und Verkehrsstationen zu modernisieren und barrierefrei umzubauen – und zwar folgende Stationen: Regionalhalt Frankfurt-Ostbahnhof, Verkehrsstation Galluswarte, S-Bahnstation Ostendstraße sowie die unterirdischen S-Bahnstationen Hauptbahnhof Tief, Hauptwache, Konstablerwache, Lokalbahnhof, Mühlberg und Flughafen-Regionalbahnhof. Zudem ist geplant, Zugänge und Verkehrswege der Verteiler-Ebene, „B-Ebene“, des Hauptbahnhofs barrierefrei und übersichtlicher zu gestalten. Der Bahnhof in Höchst wird derzeit umgebaut und die Planungen für Griesheim sind abgeschlossen. Bereits saniert ist der Rödelheimer Bahnhof. Hier haben wir sehr gute Fortschritte erreicht. Die „Busflotte“ besteht zu 100 % aus Niederflurbussen, welche abgesenkt werden können, zudem bieten sie ausreichend Sitzplätze für mobilitätseingeschränkte Menschen. Alle Frankfurter Straßenbahnen sind Niederflurbahnen und über ein Drittel der Haltestellen ist aktuell bereits barrierefrei. Um alle Stadtbahnstationen barrierefrei auszubauen, ist die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) dabei, auch das Stadtbahnnetz mit Fahrzeugen auszustatten, in die Fahrgäste an modernisierten Stationen barrierefrei einund aussteigen können. Von 146 neu bestellten Fahrzeugen sind bereits 100 ausgeliefert worden und im Einsatz. ENTWICKLUNG BARRIEREFREIER STATIONEN ÖPNV SEIT 2011 BUS STRASSENBAHN 2013 waren von 644 Bushaltestellen 282 barrierefrei, das entspricht 40 %. Im gleichen Jahr wurde der Ausbau von 50 weiteren Haltestellen beschlossen, so dass in 2014 34 Bushaltestellen barrierefrei ausgebaut wurden. Von den 140 Straßenbahnhaltestellen sind aktuell 64 barrierefrei. 316 16 = 51,6 % barrierefrei ausgebaut weitere folgen = 46 % STADTBAHN/U-BAHN Von den 73 Stationen sind aktuell 32 eingeschränkt und 31 komplett barrierefrei. Seit 2011: barrierefreier Ausbau von 7 Stationen). 2014: Umbau von 2 Stadtbahnhaltestellen. = 86,3 % KINDGERECHT WAS DRAUFGESETZT Frankfurt ist eine Familienstadt und als nachhaltig wachsende Stadt ganz wesentlich eine Stadt der Kinder. Für uns Grüne ist ein zuverlässiges und qualitätsvolles Betreuungs- und Bildungsangebot Voraussetzung für Chancengerechtigkeit und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hierzu trägt der Ausbau bedarfsgerechter und wohnortnaher Kitas und Tagespflegeplätze bei, den wir erfolgreich vorangetrieben haben. Daran anknüpfend zielt unsere integrierte Schulentwicklung auf die Weiterentwicklung der Grundschulen zu Ganztagsschulen, um sowohl die Teilhabe und Bildungschancen der Kinder weiter zu verbessern als auch die Familien zu unterstützen. KINDERBETREUUNG HAT PRIORITÄT Im Gegensatz zum bundesdeutschen Trend steigt in Frankfurt die Bevölkerungszahl stetig und erfreulicherweise auch die Anzahl der Kinder. Das bedeutet, wir müssen die Kinderbetreuung mit Hochdruck ausbauen, sowohl, um die heutige Versorgungsquote überhaupt zu halten, als auch, um für mehr Kinder – insbesondere im Bereich der unter 3-Jährigen – qualitätsvolle Angebote zur Verfügung zu stellen. WACHSENDE STADT, WACHSENDER BETREUUNGSBEDARF Aktuell werden in 750 Einrichtungen 46.802 Kinder (0–10 Jahre) in Frankfurt betreut. p KINDERBETREUUNG HAT PRIORITÄT IM STÄDTISCHEN HAUSHALT º Von 2011 bis Ende 2015 werden wir rund 1,8 Milliarden Euro in den Bau von Kindertagesstätten und deren Betriebskosten investiert haben º Seit 2011 wurden 288 Bauprojekte im Betreuungsbereich umgesetzt. Dazu zählen Neubauten und der Umbau bestehender Liegenschaften º Seit 2011 wurden über 8.171 Betreuungsplätze für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Frankfurt neu geschaffen º Derzeit werden 46.802 Kinder in insgesamt über 750 Kindertageseinrichtungen/Betreuungsangeboten betreut º Von November 2014 bis 2018 werden rund 4.700 zusätzliche Betreuungsplätze für Kinder von 0 bis 10 Jahren entstehen º Auch für Grundschulkinder bauen wir die Betreuung weiter aus (siehe Kapitel Bildung) º Jährlich entstehen 1.000 U3-Plätze GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Kinderbetreuung 23 Hessenweit ist Frankfurt die Stadt mit den besten Versorgungsquoten. Wir sind sicher, dass auch die Familienfreundlichkeit Frankfurts Auslöser für die hohe Geburtenrate und die Zuzüge junger Familien ist. In keiner anderen Stadt finden so viele Eltern für Kinder unter drei Jahren einen Betreuungsplatz. Zwei Handlungslinien sind dabei maßgeblich: Zum einen entstehen Plätze durch Neubauten, zum anderen im Rahmen des sogenannten Sofortprogramms, bei dem Büro- oder Gewerbeflächen sowie Wohnraum durch Sanierung, Modernisierung und Umbauten umgewandelt und für Kinderbetreuung nutzbar gemacht werden. Wir haben uns weitergehende Ziele gesetzt: Der Versorgungsgrad der unter 3-Jährigen soll bis zum Jahr 2016 bei 48 Prozent liegen – trotz der parallel erheblich gestiegenen Kinderzahlen. MEHR GANZTAGSPLÄTZE 2011– 2015 bis 2011 27 % 42 % 45 % Prognose ab 2016 48 % 4.088 U3 Seit 2011 sind unter Dreijährige entstanden. Plätze für VERSORGUNGSGRAD 3–6-JÄHRIGE bis 2011 VERSORGUNGSGRAD UNTER 3-JÄHRIGE 93 % 95 % 99 % 4.314 2011– 2015 © picture alliance/dpa/Patrick Pleul 2015 24 Ganztagsplätze mit längeren Betreuungszeiten werden zunehmend nachgefragt. Dafür müssen Kindergärten auch ausgerüstet sein. Schon seit Jahrzehnten baut Frankfurt massiv Kindergartenplätze in Frankfurt aus. Den eigenständigen Bildungsauftrag von Kindergärten haben wir stetig weiterentwickelt und immer einen hohen qualitativen Anspruch an die pädagogische Arbeit formuliert. Zahlreiche Studien belegen auch: Je länger Kinder gemeinsam in einem Kindergarten spielen und lernen, desto höher entwickelt sich ihre Sprach- und Lesekompetenz. Prognose ab 2016 2011–16 werden gartenplätze geschaffen. Bereits heute beträgt der Anteil der Ganztagsplätze 74 % Kinder- Darüber hinaus fragen Eltern in Frankfurt zunehmend Ganztagsplätze mit längeren Betreuungszeiten nach – und schöpfen diese voll aus. Wir wollen deswegen allen Familien einen geeigneten Platz anbieten können und schaffen in den nächsten Jahren tausende weiterer Betreuungsplätze. QUALITÄT: FRANKFURT ÜBERTRIFFT HESSENS STANDARDS Wir Grüne haben 2006 die heutige Personalausstattung auf den Weg gebracht und stehen für eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung. Der Fachkräfteschlüssel und die Gruppengröße liegen in Frankfurt über dem, was das Hessische Kinderförderungsgesetz fordert. Diese Standards sind für die Einrichtungen in unserer Stadt verbindlich und Garant für gleichbleibende Qualität frühkindlicher Bildung in Frankfurt. p KLEINE GRUPPEN FÜR MEHR QUALITÄT In Hessen gilt das Kinderförderungsgesetz (KiföG): demnach sind für Kinder unter 3 Jahren maximal 12 Plätze pro Gruppe und für die 3–6-Jährigen maximal 25 Plätze pro Gruppe festgeschrieben. In Frankfurt gilt in der Regel für unter 3-Jährige 10 Plätze pro Gruppe (mit Ausnahme von Einrichtungen nach Raumprogramm und Neubau, hier sind maximal 11 Plätze zulässig) und für die 3–6-Jährigen 20 Plätze pro Gruppe (mit Ausnahme von Einrichtungen nach Raumprogramm und Neubau, hier sind 21 Plätze zulässig). Zur Qualität der Kinderbetreuung gehört auch eine deutliche Präsenz von Männern im Erziehungsberuf, denn im frühkindlichen Bereich fehlen häufig moderne männliche Rollenvorbilder und Bezugspersonen. Im Rahmen des bundesweiten Projekts „Mehr Männer in die Kitas“ verbessern wir diese bereits bundesweit führende Quote weiter. BILDUNG VON ANFANG AN: „KIFAZE“ & SPRACHFÖRDERUNG Ein wichtiger Baustein früher Hilfen für Familien und Kinder in schwierigen Lebenslagen und des Ausgleichs MÄNNLICHE PÄDAGOGISCHE FACHKRÄFTE: 3,4 % 12 % bundesdeutscher Durchschnitt Frankfurt (Stand: 2013, Quelle: bmfsfj) von Benachteiligungen sind seit 2006 unsere Kinder- und Familienzentren (KiFaZe). Kitas und Familienbildungsstätten sowie Erziehungsberatungsstellen kooperieren hier verbindlich miteinander und bieten niedrigschwellige und bedarfsgerechte Bildungs- und Förderangebote für Kinder- und Familien. Orientiert an den kulturellen und sprachlichen Bedürfnissen der Familien werden nicht nur die Kinder gestärkt, sondern auch die Eltern als Expertinnen und Experten für ihre Kinder. Besonders die Sprachentwicklung und Sprachförderung ist ein zentrales Thema der Bildung von Anfang an. Programme zur Sprachförderung werden bereits in den Kinder- und Familienzentren angeboten und mit Blick auf den Beginn der Schulzeit kontinuierlich weitergeführt. Kinder mit wenig sprachlicher Anregung in ihrer Familie sind in ihrer Sprachentwicklung häufig benachteiligt und brauchen außerhalb ihrer Familie besonders vielfältige sprachliche Lernanregungen. So können die Bildungschancen aller Kinder erhöht werden. Insgesamt gibt es mittlerweile 14 KiFaZe in Frankfurt. Allein seit 2011 haben wir neun KiFaZe neu eröffnet und sind mit zwei weiteren in 2015 an den Start gegangen – und weitere sollen hinzukommen. KINDERRECHTE STÄRKEN, GEWALT VERHINDERN Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Dies ist gesetzlich sowohl im Bürgerlichen Gesetzbuch als auch in der UN-Kinderrechtskonvention garantiert. Wir Grüne wollen Kinder effektiv vor Gewalt und Vernachlässigung schützen. Das gehört zu unseren wichtigsten Aufgaben. Deshalb unterstützen wir die GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Kinderbetreuung 25 PARTIZIPATION VON KINDERN Wir stehen dafür ein, dass Kinder früh an der Gestaltung ihres Umfelds mitwirken können. So hat die im Juni 2015 vorgestellte vierte Kinderumfrage des Kinderbüros untersucht, wie gut der Kindeswille in der Schule berücksichtigt wird, um im Nachgang passgenaue Maßnahmen zur Verbesserung der Beteiligungsmöglichkeiten von Kindern zu erarbeiten. In 140 städtischen Kinderzentren unterstützen qualifizierte Beraterinnen und Berater des Kinderschutzbundes. © picture alliance/dpa/Patrick Pleul Kooperationsprojekte des Eigenbetriebs Kita Frankfurt, des Frankfurter Kinderbüros und des Deutschen Kinderschutzbundes in Frankfurt, die den Kinderschutz in der Stadt systematisieren und stärken. Kinder jedes Alters sollen in jeder Einrichtung Hilfe beim Schutz ihrer Rechte erhalten können. pp BAUSTEINE ZUM KINDERSCHUTZ UND ZU KINDERRECHTEN 26 ºº KOOPERATION KINDERSCHUTZ: Stadtschulamt, Kinderbüro, Staatliches Schulamt, Jugend- und Sozialamt, Zentrum für Erziehungshilfe und Amt für Gesundheit haben eine Vereinbarung unterzeichnet. Sie benennt die gemeinsamen Ziele und Grundsätze, den zugrundeliegenden Kinderschutzbegriff, Auftrag und Aufgaben der Kooperationspartner sowie Prinzipien und Instrumente der praktischen Umsetzung ºº „Rechte, Schutz und Beteiligung in Frankfurter Kitas“: Broschüre aus der Reihe zum Kinderschutz in Frankfurter Einrichtungen für Kinder und Jugendliche. Träger von Kindertageseinrichtungen und ihre Fachkräfte haben gemeinsam Verfahren und Handlungsabläufe für die Praxis entwickelt und werden sich für deren verbindliche Umsetzung engagieren ºº „Stark durch Erziehung“: Kampagne des Frankfurter Kinderbüros und des Kinderschutzbunds richtet sich an Eltern, pädagogische Fachkräfte und Kinder. Seit 2012 werden unterschiedlichste Aktionen initiiert, um Bewusstsein für Kinderrechte und gewaltfreie Erziehung und ihre praktische Umsetzung nachhaltig zu stärken Beteiligung ist längst kein Thema mehr nur für die großen Frankfurterinnen und Frankfurter. Vor allem in der Schule müssen Kinder erfahren, dass ihre Meinungen wirklich angemessen berücksichtigt werden und dass Beteiligung sinnvoll und wichtig ist. Beteiligung heißt: Selbstwirksamkeit erfahren zu können – und das stärkt alle Menschen. Wir Grüne nehmen die Ergebnisse der Kinderberichte sehr ernst und setzen uns für eine Umsetzung der Handlungsempfehlungen ein. Zudem unterstützen wir die Fort- und Weiterbildung der Pädagoginnen und Pädagogen in den entsprechenden Bereichen. STARKE BILDUNG – STARKE ZUKUNFT Wir Grüne tragen seit über 25 Jahren Verantwortung in der Bildungspolitik und haben seitdem bildungspolitische Pionierarbeit geleistet. Gute Bildung von Anfang an ist unsere Maxime und eine wesentliche Voraussetzung für mehr Chancen- und Teilhabegerechtigkeit. Wir tun viel für die Erhöhung der Bildungschancen, weit über unsere klassischen Aufgaben als kommunaler Schulträger hinaus. Mit gut ausgestatteten und modernen Schulgebäuden, immer mehr Ganztagsangeboten, bezahlbarer Essensversorgung, guten Schulbibliotheken, der Inklusion von Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf, mit Kooperationen im Stadtteil und mit Kultur wollen wir Schule machen. Wir sind stolz auf das Erreichte, wissen aber, dass wir noch immer vor großen Herausforderungen stehen. Insbesondere was die Sanierung von Schulgebäuden, den Bau neuer und die Erweiterung bestehender Schulen aufgrund der steigenden Schülerzahlen sowie den Ausbau von Ganztagsangeboten angeht. HOHE INVESTITIONEN IN BILDUNG, UND ES BLEIBT NOCH VIEL ZU TUN Wir haben in dieser Wahlperiode so viel Geld wie nie zuvor in die Bildung investiert. Aus gutem Grund: Schulen brauchen ein positives, ansprechendes und anregendes Lernumfeld, insbesondere, weil mehr und mehr Schulen zu Ganztagsschulen werden. Frankfurt wächst, die Kinderzahlen steigen und wir müssen diesen Kindern und Jugendlichen eine hochqualitative Schulbildung ermöglichen. INVESTITIONEN IN BILDUNG SEIT 2006 1,3Milliarden für den Bau sowie die Sanierung und Erweiterung von Schulen und Kindertagesstätten. Derzeit 180 Mio. p 27 „AKTIONSPLAN SCHULE“ 2013 ist der „Aktionsplan Schule“ mit zusätzlich 150 Millionen Euro bis 2018 gestartet. Mehr als jede zweite Schule profitiert hiervon. Darüber hinaus haben die Koalitionsfraktionen im Jahr 2013 kurzfristig 40 Millionen Euro für die Sanierung der Elisabethenschule zur Verfügung gestellt. Für die Schulgemeinden bleibt der Prozess transparent durch die im Internet zugänglichen Steckbriefe für die Schulen. Diese Liste wird halbjährlich aktualisiert und auf den neusten Stand gebracht: www.frankfurt.de/schulen.de HOLZMODULBAUWEISE – WEITERER BAUSTEIN FÜR DEN SCHULNEUBAU Ein weiterer Schritt zur schnelleren, bedarfsbezogenen Schulentwicklung in Frankfurt ist das auf Antrag der Koalition auf den Weg gebrachte beschleunigte Verfahren für vier neue Schulen mit dazugehöriger ämterund dezernatsübergreifender Task-Force. Drei Schulen (Gymnasium Nied, temporärer Standort Westhausen für jährlich für Schulbauten. GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Schule ein geplantes Gymnasium im Frankfurter Norden, Kooperative Gesamtschule Niederrad) werden in zeitsparender Holzmodulbauweise errichtet. Preisgekröntes Vorbild für die Bauweise ist der Erweiterungsbau der Europäischen Schule, der den Hessischen Holzbaupreis 2015 erhalten hat. Die neuen Gebäude werden nicht nur in Rekordzeit errichtet, sondern auch von hoher Qualität sein und gute Lernbedingungen bieten. Das vierte Projekt, die Grundschule Europaviertel, wird im beschleunigten Verfahren bis 2017 realisiert. NEUES REINIGUNGSSYSTEM FÜR SAUBERE SCHULTOILETTEN 28 Wir wollen, dass die Frankfurter Schulen sauberer und einladender werden. Mit dem Schuljahr 2013/14 haben wir deshalb an zunächst zwölf Schulen begonnen, ein neues System der Gebäudereinigung, insbesondere für die Schultoiletten, testen zu lassen. Anstelle festgelegter Reinigungszeiten werden die Reinigungskräfte länger vor Ort bleiben und bei Bedarf sauber machen. Das Ziel ist, die Toilettenanlagen den ganzen Tag über in sauberem, nutzungsfähigem Zustand zu halten. Nach Abschluss und Auswertung der sechsmonatigen Pilotphase soll das Modell sukzessive an allen Schulen eingeführt werden. GRUNDSCHULEN ZU GANZTAGSSCHULEN Frankfurt hat die ganztägige Betreuung an den Schulen deutlich ausgebaut und einen Schwerpunkt an den Grundschulen gelegt. Derzeit gibt es für etwa mehr als die Hälfte aller Grundschülerinnen und Grundschüler einen Betreuungsplatz. Das ist im Vergleich mit anderen Kommunen viel, reicht aber bei weitem noch nicht aus. Daher hat der Ausbau der Ganztagsbetreuung an Grundschulen für uns weiterhin Priorität. Die Verzahnung von Kindern wird im „Schmaus-Haus“, einem Kantinen-Container auf dem Pausenhof der Willemerschule, Essen ausgegeben. © picture alliance/dpa/Fredrik von Erichsen Vormittag und Nachmittag ist ein wichtiger Schritt für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Frankfurter Eltern und für die Erhöhung der Bildungschancen der Kinder. Hierzu bauen wir auch die Betreuungsplätze mit der „Erweiterten Schulischen Betreuung“ (ESB) und unserem kommunalen Ganztagsschulprojekt „Offene Frankfurter Ganztagsschule“ direkt an den Schulen aus. Mit dem „Pakt für den Nachmittag“ steigt das Land Hessen ab 2015 nun endlich konsequent und mit LehrerInnenstellen in die Finanzierung für den weiteren Ausbau der Ganztagsbetreuung ein. Er soll zum Zielmodell für unsere ganztägig arbeitenden Schulen weiterentwickelt werden. FRANKFURT MACHT SCHULE: SCHULENTWICKLUNGSPLAN Im Juli 2015 hat das Stadtparlament den von unserer Bildungsdezernentin Sarah Sorge vorgelegten neuen integrierten Schulentwicklungsplan (SEP) verabschiedet, der in einem breiten Beteiligungsprozess erarbeitet wurde. Er gibt die bildungspolitische Richtung für die nächsten Jahre vor und umfasst im Sinne der Umsetzung von Inklusion sowohl die Regel- als auch die Förderschulen. Frankfurt ist aufgrund des Wachstums der Stadt und der steigenden Geburtenzahlen der einzige Schulträger in Hessen mit steigenden Schülerzahlen: jährlich ein Plus von 400 Grundschülerinnen und -schülern. Zusätzlicher Bedarf besteht auch an den weiterführenden Schulen. pp NEUE SCHULEN IM SCHULENTWICKLUNGSPLAN ºº Sechs neue Grundschulen ºº Zwei Integrierte Gesamtschulen (IGS) ºº Eine Kooperative Gesamtschule ºº Eine neue Oberstufe ºº Ein weiteres Gymnasium Der neue SEP für allgemeine und Förderschulen wurde erstmalig in einem sechsmonatigen Beteiligungsverfahren mit über 500 Menschen vorbereitet. Sehr erfolgreich haben die Beteiligten vielfältige Ideen für die quantitative und qualitative Weiterentwicklung unserer Schulen erarbeitet. Ein wesentliches Ergebnis: Es soll keine eigenständige Hauptschulen mehr geben. Diese Schulform soll es vielmehr nur noch im Verbund geben. Das Ziel ist auch, die Passgenauigkeit der Schulwahl zu erhöhen und damit Bildungsabstiege zu vermeiden. Auch im Sinne der Chancengerechtigkeit ist es wichtig, dass wir die Attraktivität des Weges zum Abitur jenseits des Gymnasiums erhöhen. Da die Gymnasien In Frankfurt „boomen“, haben wir bereits vor der Verabschiedung des SEP ein neues Gymnasium in Nied auf den Weg gebracht und bauen die Gymnasialplätze massiv aus. Aktuelle Ausbaupläne: 16 zusätzliche Züge an neuen Gymnasien, eine Kooperative Gesamtschule mit 3 Gymnasialzweigen sowie Ausbau von IGSen und gymnasialen Oberstufen. SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER, DIE AUFS GYMNASIUM GEHEN (5. KLASSE) Schuljahr 11/12 50,1 % Schuljahr 15/16 56 % Für uns zählt bei der Schulwahl der Elternwille und die Eltern wollen wir zukünftig noch besser über die verschiedenen Bildungswege informieren – insbesondere über den „zweiten Weg“ zum Abitur in den Integrierten Gesamtschulen oder über die Realschulen. NEUE GYMNASIALE OBERSTUFEN Um den Weg zum Abitur jenseits des Gymnasiums sicherzustellen, brauchen wir weitere gymnasiale Oberstufen. Eine erste, die Neue Gymnasiale Oberstufe, wurde auf dem Riedberg gegründet; sie wird im Gallus ihren endgültigen Standort finden. Eine weitere Oberstufe ist im SEP vorgesehen, sie soll auf einem Nachbargrundstück der Carlo-Mierendorff-Schule in Preungesheim angesiedelt werden. Die Oberstufen verfolgen das Ziel, Schülerinnen und Schüler unterschiedlichster Voraussetzungen zum Abitur zu begleiten. Deshalb zielt der Unterricht auf Selbstständigkeit, Eigenverantwortlichkeit, Teamfähigkeit, Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit. INKLUSION WIRD BEREITS AN 46 VON UNSEREN 79 GRUNDSCHULEN GELEBT Insgesamt 79 davon 46 inklusive Grundschulen INKLUSION: FRANKFURT IST MODELLREGION In Frankfurt findet an einigen Schulen seit vielen Jahren erfolgreich die Inklusion von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf statt. Wir wollen erreichen, dass gemäß der UN-Behindertenkonvention alle Eltern eine echte Wahlfreiheit haben, ob ihr Kind mit Förderbedarf an einer Regelschule oder einer Förderschule beschult wird. Doch damit Inklusion funktioniert, benötigen die Schulen Beratung, fachliche Unterstützung und die notwendigen Personalstellen. Als eine hessische „Modellregion Inklusion“ ab dem Schuljahr 2015/16 können wir mit der Unterstützung des Landes Hessen in die stadtweite Umsetzung von Inklusion einsteigen. Die Erkenntnisse aus der Modellregion fließen, wie die Erfahrungen der Eltern und Schülerinnen und Schüler, in die Weiterentwicklung der Gesamtkonzeption der Frankfurter Schullandschaft. Dieser Prozess wird auch wissenschaftlich begleitet. JUGENDHILFE IN DER SCHULE Mit dem Ausbau der Schullandschaft geht auch der Ausbau des Programms „Jugendhilfe in der Schule“ voran: Zurzeit sind Sozialpädagoginnen und -pädagogen im Auftrag des Bildungsdezernats an 45 Grundschulen GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Schule 29 und 37 weiterführenden Schulen aktiv. Seit 2012 wurden sechs Realschulen zusätzlich in das Programm aufgenommen. BILDUNGSZUSCHUSS UND UMWELTLERNEN Kulturelle Bildung weckt Kreativität und bringt Kinder auf kluge Ideen. Um allen Kindern den Zugang zur Kultur zu ermöglichen, erhalten alle Grundschulen einen Zuschuss in Höhe von zehn Euro pro Jahr und Kind, um kulturelle Einrichtungen, Museen und Theater zu besuchen. Wir wollen Kindern auch einen verantwortungsbewussten Umgang mit Umwelt und Ressourcen nahebringen. Deshalb unterstützen wir den Verein Umweltlernen, der in Schulen und Kindertagesstätten vielfältige Projekte rund um Nachhaltigkeit, Klimaschutz und erneuerbare Energien durchführt. Bildungsdezernentin Sarah Sorge (Mitte), André Muno vom Klimabündnis und Monika Krocke vom Verein Umweltlernen mit dem CO2-Zertifikat für die Energiesparschulen. © Verein Umweltlernen in Frankfurt e. V. 30 pp ÜBER 100 FRANKFURTER ENERGIESPARSCHULEN ºº Einsparung von insgesamt 10.000 Megawattstunden Strom (entspricht Stromverbrauch von etwa 600 Familien) ºº 3.500 Tonnen Kohlendioxid vermieden ºº Über eine Million Euro eingespart, wovon die Hälfte den Schulen wieder zugutekommt Mit dem Projekt „Grüne Schulhöfe“ sind zahlreiche Frankfurter Schulhöfe in den vergangenen Jahren vielgestaltiger und lebendiger geworden. In gemeinsamen Aktionen von SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern sind die Schulhöfe zu kindgerechten und naturnahen Lernund Lebensräumen umgestaltet worden. Eine Reihe von Schulen ist noch einen Schritt weiter gegangen und hat darüber hinaus die Pflege der Freiflächen in die eigene Hand genommen. BILDUNGSSTÄTTE ANNE FRANK Mitte 2014 hat das Dezernat Bildung und Frauen die Zuständigkeit für die Bildungsstätte Anne Frank übernommen. pp NEUE „AKTIONSWOCHEN GEGEN ANTISEMITISMUS AN FRANKFURTER SCHULEN“ Die Bildungsstätte Anne Frank arbeitete im Schuljahr 2014/15 mit 21 Schulen aus Frankfurt zusammen und führte 50 Workshops für Jugendliche sowie 4 Lehrerfortbildungen durch. Angesichts des ersten Erfolgs und Interesses weiterer Schulen wird das Projekt im Schuljahr 2015/16 fortgesetzt und erweitert. Unter dem Titel „respekt! Frankfurt gegen Diskriminierung“ finden präventive Workshops für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerfortbildungen statt. Gemeinsam mit den Kooperationspartnern bieten wir Schulen somit ein Instrument, um unterschiedliche Formen von Diskriminierung zu thematisieren und diesen wirksam entgegenzutreten. Dies halten wir Grünen – gerade aktuell – für außerordentlich wichtig. In Zusammenarbeit mit dem Beratungsnetzwerk Hessen baut die Bildungsstätte seit Mitte 2015 die Opferberatungsstelle „Opfer rechter Gewalt“ auf. Die Beratungsstelle soll Menschen dabei unterstützen, die Folgen rechtsextremer oder rassistischer Gewalt zu bewältigen und neue Handlungsspielräume zu gewinnen. Unter anderem werden eine Beratung bei juristischen Fragen, eine Begleitung im Kontakt zur Polizei oder zu anderen Behörden und die Organisation von ärztlichem und therapeutischem Fachpersonal angeboten. PUBLIKUMSMAGNET STADTBÜCHEREI WIEDERHOLT PRÄMIERT Die Stadtbücherei Frankfurt leistet vorbildliche Arbeit. Zum Bestand gehören neben der Zentralbibliothek, der zentralen Kinder- und Jugendbibliothek, den Bibliothekszentren und Stadtteilbibliotheken auch die auf jetzt 99 gewachsenen Schulbibliotheken. Im bundesweiten Vergleich ist Frankfurt damit eine der wenigen Städte, die den Ausbau von Schulbibliotheken konsequent und auf hohem Niveau umsetzt. p ENTWICKLUNG IM BEREICH ERWACHSENENBILDUNG Frankfurt wächst und das zeigt sich auch im Bereich der Erwachsenenbildung. Als einer der größten und innovativsten Einrichtungen bundesweit bietet die Volkshochschule Frankfurt (VHS) ein breit gefächertes Angebot. Und gerade ihre Integrations- und Deutsch-als-Fremdsprache-Kurse sind essenzieller Teil der Willkommenskultur der Stadt. ERWACHSENENBILDUNG IN FRANKFURT Insgesamt 2,25 Mio. VHS-Unterrichtsstunden davon 1,3 Mio. ERFOLGSBILANZ DER STADTBÜCHEREI º Leseförderung der Stadtbücherei wurde 2012 zum wiederholten Male prämiert º Mit ihren Veranstaltungen bereichert sie das Angebot in Frankfurt und bringt Kultur in die Stadtteile º Mit jährlich um die 1,5 Millionen Besucherinnen und Besuchern sind unsere Bibliotheken ein Publikumsmagnet º Die Nachfrage nach eMedien ist von 2012 bis heute um 39 % gestiegen. Die neuste Innovation ist #iPäd: ein modernes Format der Leseförderung. Spielerisch werden digitale Medien mit dem klassischen Buch kombiniert. Kinder und Jugendliche werden so angeregt, sich spielerisch, kreativ und kritisch mit dem Gehörten, Gelesenen und Gesehenen auseinanderzusetzen „Deutsch als Fremdsprache“ + 106.000 mehr Stunden als 2012! (Stand 2014) Für das Projekt AMIF (Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds) hat die VHS Mitte 2015 den Zuschlag erhalten und wird zukünftig „Kurse zur Erstorientierung und Deutsch lernen für Asylbewerber“ anbieten. Der Schwerpunkt liegt hier verstärkt auf dem Bereich der Vorintegration, der Teilhabe von Migranten am ökonomischen, sozialen, kulturellen und politischen Leben sowie der Verbesserung des Integrationsmanagements. Die VHS engagiert sich zudem verstärkt in der beruflich orientierten Sprachförderung. Seit 2014 gehört sie zum Trägernetzwerk „Europäischer Sozialfond – Bundesamt für Migration und Flüchtlinge“ und bietet, als akkreditierter Träger und mit großem Erfolg, beispielsweise Maßnahmen zur Qualifizierung von angehenden ErzieherInnen an. Wir setzen bei der VHS Frankfurt auf ein breit gefächertes Bildungsangebot. Zudem intensiviert die VHS derzeit die Zusammenarbeit mit dem Stadtschulamt im Rahmen des „Paktes für den Nachmittag“ und der „Modellregion inklusive Schulbildung“. GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Schule 31 GUTE GESELLSCHAFT FÜR MITMACHERiNNEN Wir sind stolz auf unsere vielfältige und weltoffene Stadt. Vielfalt bereichert Frankfurt. Wir treten entschieden gegen Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Rassismus, Homosexuellenfeindlichkeit, Diskriminierung und Fundamentalismus ein. Bei uns wird eine Willkommenskultur gegenüber allen Menschen gelebt. Dass unsere Haltung von den Frankfurterinnen und Frankfurtern mit großer Mehrheit mitgetragen wird, bestärkt uns hierin. Grüne Integrationspolitik steht für Anerkennung und die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen – sie ist vorausschauend und nachhaltig, denn: Frankfurt wächst und wird noch bunter. Als Vorreiter der Integrations- und Diversitätspolitik in Deutschland arbeiten wir erfolgreich daran, dieses wichtige Querschnittsthema noch konsequenter in allen Lebensbereichen zu verankern. 32 FRANKFURT WÄCHST UND WIRD VIELFÄLTIGER ZUKUNFTSFÄHIGE INTEGRATIONSPOLITIK IST GRÜN Zwei Drittel der Neuzugewanderten kommen aus dem Ausland.1 2016 wird das Verhältnis von MigrantInnen und Nicht-MigrantInnen 50 : 50 sein. Bereits jetzt haben zwei Drittel der Kinder eine internationale Familiengeschichte. Mittel- und langfristig wird Frankfurt noch vielfältiger. Diese Vielfalt wird nicht nur durch kulturelle Dynamiken geprägt, sondern auch durch unterschiedliche Erfahrungen, Lebensstile, Überzeugungen und Wünsche. Das muss nicht immer konfliktfrei sein, aber alle Zahlen und Erfahrungen zeigen: Es klappt gut in Frankfurt. Integrationspolitik wird in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen. Gerade weil es dabei um die gesamte Stadtgesellschaft geht. Wir haben dies frühzeitig erkannt. Wir wissen, gerechte Integrationspolitik braucht eine Veränderung der Strukturen. Sie Das ist vor allem ein Ergebnis langjähriger grüner Politik. Wir haben vor 25 Jahren das „Amt für Multikulturelle Angelegenheiten“ (AmkA) gegründet, 2003 eine Antidiskriminierungsrichtlinie verabschiedet und 2010 ein wegweisendes Integrationskonzept entwickelt, das greift – und Impulse für andere Kommunen gibt. Dass Frankfurt ein eigenes Integrationsdezernat hat, spiegelt den Stellenwert in unserer Stadt. In Frankfurt leben Menschen aus 180 Nationen. Quellen: Frankfurter Integrations- und Diversitätsbericht 2011–2014, Seite 21; Frankfurt Statistik Aktuell, Ausgabe 08/2015 1 180 47 % der Frankfurterinnen und Frankfurter und 68 % der Kinder haben aktuell einen migrantischen Hintergrund. muss intelligent, nachhaltig und werteorientiert sein – und eine zukunftsfähige Integrationspolitik braucht Verbindlichkeit. Das Frankfurter Integrations- und Diversitätskonzept unserer Integrationsdezernentin Dr. Nargess EskandariGrünberg fordert diese Verbindlichkeit ein. Es stellt einen Meilenstein in der deutschen Integrationspolitik dar. Sein Ziel ist es, Vielfalt in einer wachsenden Stadt gerecht zu gestalten. Und dies systematisch sowie faktenorientiert. Daher folgte dem Konzept im August 2012 ein Integrations- und Diversitätsmonitoring. Dieses erfasste Fortschritte in Bereichen wie Bildung, Arbeit und Einkommen, zeigte aber zugleich: Die Ziele gleicher Teilhabe und Chancengerechtigkeit sind in Frankfurt noch lange nicht verwirklicht. Hierzu bedarf es einer umfassenden Antidiskriminierungspolitik, wie sie im Integrations- und Diversitätskonzept festgeschrieben ist. Über den aktuellen Sachstand, zahlreiche Maßnahmen und Zukunftsaufgaben für die weitere Umsetzung informiert der 2015 erschiene Integrations- und Diversitätsbericht. p FRANKFURTER INTEGRATIONS- UND DIVERSITÄTSBERICHT 2015 Der erste umfassende und systematische Integrations- und Diversitätsbericht für Frankfurt berichtet über die Fortschritte der interkulturellen Öffnung in den städtischen Ämtern und Betrieben sowie über die Erfolge in den einzelnen Handlungsfeldern wie Bildung und Schule, Wirtschaft und Arbeit, Gesundheit, Kultur, Freizeit und Sport. Rund 200 Maßnahmen veranschaulichen, was in Frankfurt bereits auf den Weg gebracht worden ist. Zugleich formuliert er Handlungsempfehlungen an die Politik zur weiteren Umsetzung des Konzepts. DEN BERICHT UND WEITERE INFORMATIONEN FINDEN SIE UNTER: www.vielfalt-bewegt-frankfurt.de Vielfalt und Chancengerechtigkeit leben in Frankfurt. © picture alliance/Westend61/Gemma Ferrando FÜR SEXUELLE VIELFALT Ein großer politischer Erfolg grüner Antidiskriminierungsarbeit ist die Schaffung einer Koordinierungsstelle für Lesben, Schwule und Transgender im AmkA. Sie arbeitet mit zahlreichen bestehenden Einrichtungen und Initiativen zusammen. Damit kommen wir dem Ziel eines gleichberechtigten Miteinanders einen wichtigen Schritt näher. Die Koordinierungsstelle wird aktiv in Beratung und Öffentlichkeitsarbeit sein. Und sie rückt die bislang wenig beachteten Belange von Lesben, Schwulen und Transgendern mit Migrationshintergrund stärker in das Bewusstsein (siehe auch Seite 41). FÜR FREIHEITLICHE WERTE – GEGEN EXTREMISMUS Menschenverachtende Ideologien dürfen in Europa nie wieder Fuß fassen. Deswegen stehen wir immer wieder öffentlich auf gegen Rassismus, Antisemitismus, Islamophobie, Homosexuellenfeindlichkeit und Extremismus. Und wir setzen dem nachdrücklich Sachargumente und differenzierte Antworten entgegen. Das AmkA hat in diesem Bereich eine große Expertise. Bereits 2012 hat das Amt mit mehreren Kooperationspartnern die Fortbildungsreihe „Radikalisierung und Extremismus in der Einwanderungsgesellschaft“ gestartet. Mit der Vermittlung entsprechender Handlungskompetenzen wendet sich die Fortbildung insbesondere an LehrerInnen, ErzieherInnen, SozialarbeiterInnen sowie MitarbeiterInnen in Sportvereinen, religiösen Gemeinschaften und Kulturvereinen. Vernetzung ist ein wichtiger Erfolgsfaktor, um die vielgestaltige Expertise bestmöglich für die Menschen zu nutzen. Hierzu haben wir Grüne eine GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Integration 33 HIPPY-Feier am 18. Juni 2013 im Titusforum in der Nordweststadt. © Amt für Multikulturelle Angelegenheiten Frankfurt am Main 34 Antiradikalisierungsstelle beim AmkA geschaffen und uns für ein Ämternetzwerk unter der Federführung des AmkA eingesetzt. TEILHABE, CHANCENGERECHTIGKEIT UND ANERKENNUNG Wenn zwei Drittel der Frankfurter Kinder bereits jetzt eine internationale Familiengeschichte haben, dann erwächst für uns hieraus eine besondere Verantwortung. Wir dürfen unsere Kinder und Jugendlichen nicht alleine lassen, sondern müssen ihr Potenzial anerkennen und für Chancengerechtigkeit sorgen. Hierfür müssen wir aber auch die Eltern als Partner gewinnen und sie befähigen, ihre Kinder und deren Teilhabe- und Bildungschancen zu unterstützen. Elterninformationen zu Schule und Erziehung sind wichtige Faktoren, die für uns selbstverständliche Förderung von Mehrsprachigkeit ist ein weiterer. pp INTERKULTURELLE PROJEKTE UND ANGEBOTE FÜR ELTERN UND KINDER ºº Das Lern- und Spielprogamm HIPPY für Vorschulkinder und ihre Eltern mit Migrationshintergrund ºº Das familY-Programm hilft Eltern dabei, Bildungspartner ihrer Kinder zu werden, wenn sie am für ihre Bildungskarriere so wichtigen Schulanfang stehen ºº Pilotprojekt „Eltern in die Schule“: Das AmkA kooperiert mit 16 Schulen aller Schulformen in 14 Stadtteilen. Ziel ist, die Beteiligung der Eltern mit migrantischem Hintergrund in den Schulen zu fördern ºº Programm „Mama lernt Deutsch“ mit jährlich über 500 TeilnehmerInnen aus über 60 Ländern ºº „Sprachbildung im interkulturellen Alltag“ (SiA), ein gemeinsames Pilotprojekt mit der Kita Frankfurt zur Förderung von Mehrsprachigkeit ºº Interkulturelles Familiencoaching ºº Interkulturelle Elterninformationen DIVERSE BERATUNGSANGEBOTE 2014 hat das AmkA über 2.500 Eltern beraten. 2.500 GESUNDHEIT IN DER VIELFÄLTIGEN STADT In einer diversen und älter werdenden Stadtgesellschaft ist es eine Herausforderung, Zugänge zur Gesundheitsversorgung für alle Bürgerinnen und Bürger sicherzustellen. Wir engagieren uns im Sinne eines ganzheitlichen Gesundheitsbegriffs dafür, die gesundheitliche und soziale Absicherung von Menschen mit migrantischem Hintergrund gezielt in den Blick zu nehmen und neue Methoden und Angebote zu entwickeln. Die GesundheitslotsInnen, die interkulturelle Öffnung der Altenhilfe und die Sensibilisierung von Selbsthilfegruppen für einen niedrigschwelligen Zugang und die humanitäre Sprechstunde sind einige erfolgreiche Beispiele, die den Weg in eine diversitätsgerechte Gesundheitspolitik für Frankfurt markieren. TRANSPARENZ, TEILHABE, VIELFALT UND MODERNITÄT Mit der Website www.vielfalt-bewegt-frankfurt.de hat das Integrationsdezernat 2013 eine Plattform geschaffen, die allen Bürgerinnen und Bürgern auf eine völlig neue Weise Informationen, Kontakte und Beteiligungsmöglichkeiten bietet. Auch mit Flyern und Informationsbroschüren informiert das Integrationsdezernat und sensibilisiert für gesellschaftlich wichtige Themen. Jüngste Beispiele hierfür sind: der Leitfaden „Religiöse Bauten“ und Flyer zu „Islamische Bestattung“, „Gesundheit, Gender und Migration“, „Umgang mit radikalisierten Jugendlichen“. INTERKULTURELLE ÖFFNUNG DER VERWALTUNG Zu einer Integrationspolitik der Antidiskriminierung gehört die interkulturelle Öffnung. Ziel ist eine Stadtverwaltung, die die Vielfalt der städtischen Gesellschaft widerspiegelt. pp VIELFALT IN DER STADTVERWALTUNG ºº 2013 hat das AmkA mit dem Personal- und Organisationsamt eine Projektgruppe gebildet ºº 2014 kooperierte das AmkA bereits mit über 400 städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ºº Für über 11.000 städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gelten die neuen Beurteilungsrichtlinien zum Umgang mit Vielfalt ºº Ausbildungsmöglichkeiten kommuniziert die Stadt nun aktiv an Menschen mit Migrationshintergrund Als Querschnittsaufgabe muss Integrationspolitik überall dort ansetzen, wo Menschen miteinander in Kontakt kommen. So führte das AmkA in Kooperation mit dem Ordnungsamt Schulungen für die Stadtpolizei durch und mit der Verkehrsgesellschaft Frankfurt Schulungen für FahrkartenkontrolleurInnen. Auch im Kulturbereich, bei der Bauaufsicht oder bei der Stadtkämmerei und dem Kassen- und Steueramt ist die Expertise des AmkA gefragt. Antidiskriminierung heißt aber nicht nur Öffnung und Sensibilisierung der Verwaltung, sondern auch Ansprechpartner bei Diskriminierung zu sein. Die seit 2003 beim AmkA angesiedelte Ombudsstelle steht auch den seit 2014 vermehrt nach Frankfurt kommenden Flüchtlingen als Ansprechpartnerin bei Diskriminierung zur Verfügung. GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Integration 35 VORWEG MIT HALL O F FE MMES GLEICHSTELLUNG Die Geschlechterdemokratie ist eines der wesentlichen gesellschaftspolitischen Ziele, für die wir uns nachdrücklich einsetzen. Die Stadt Frankfurt hat mit dem Frauendezernat frühzeitig und bundesweit führend begonnen, mit Angeboten, Maßnahmen, Veröffentlichungen und Infrastrukturen zur Verbesserung von Chancengerechtigkeit für Frauen in Frankfurt beizutragen. Doch unsere frauenpolitischen Ziele sind bei weitem noch nicht erreicht. Wir wollen, dass Frauen diskriminierungs- und gewaltfrei ihre Lebensmodelle und Potenziale frei entfalten können. 36 ERSTER AKTIONSPLAN: UMSETZUNG EU-GLEICHSTELLUNGSCHARTA Im März 2012 unterzeichnete die Stadt Frankfurt auf unsere Initiative hin die EU-Gleichstellungscharta. Damit verpflichtet sich die Stadt, jährliche Gleichstellungsziele zu setzen, hierzu konkrete Aktionspläne zu entwickeln, umzusetzen und die Ergebnisse zu dokumentieren sowie darüber zu berichten. Für die wirkungsvolle Charta-Umsetzung haben wir Grüne gesorgt, indem auch bei schwieriger Haushaltslage entsprechende personelle und finanzielle Mittel GLEICHBERECHTIGUNG: UNGENÜGEND 73 Prozent der Frauen und 54 Prozent der Männer sind unzufrieden mit der Gleichberechtigung.* 73 % 54 % bereitgestellt wurden. Die Gleichstellung von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland ist mangelhaft und deshalb Schwerpunkt des ersten Aktionsplans. Zu seiner Ausgestaltung wurde vom Frauendezernat im Mai 2014 ein professionell unterstützter, partizipativer Prozess mit fast 120 Akteurinnen und Akteuren aus Wirtschaft, Verwaltung, Stadtgesellschaft, Wissenschaft und Politik gestartet. p AKTIONSPLAN GLEICHSTELLUNG In drei Workshops und vier Themenforen („Informierte Berufswahl“, „Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit“, „Arbeit und Leben“ und „Frauen in Führung“) wurden 2014 mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Ideen und anschließend konkrete Maßnahmen entwickelt, die nun gemeinsam umgesetzt werden. Dieser Prozess wurde vom Rat der Gemeinden und Regionen Europas als „Good Practice“ bezeichnet. AKTIONSPLAN GLEICHSTELLUNG mit den jeweiligen Ausgangslagen und den zugehörigen Maßnahmen finden Sie unter: * Laut: Europäische Kommission bei der Vorbereitung der Wachstumsstrategie „Europa 2020“, Europäische Kommission: COM(2015) 85 final, Länderbericht Deutschland 2015, Seite 71 ff.; online unter http://gruenlink.de/10ng (9. März 2015) www.frankfurt.de/eu-gleichstellungscharta PIONIERIN DANK FRAUENDEZERNAT Frankfurt ist durch das langjährige frauenpolitische Wirken des Frauendezernats bundesweit Vorreiterin. Dennoch bleibt viel zu tun, auch um Rückschritte zu verhindern. Im Koalitionsvertrag haben wir deshalb entsprechende frauenpolitische Ziele verankert und die finanziellen und personellen Ressourcen dafür verlässlich abgesichert. Um die zahlreichen Frauennetzwerke zu beraten, zu unterstützen und die Akteurinnen zusammenzubringen, hat das Frauenreferat in den Jahren 2015/2016 Fördermittel in Höhe von je 1.427.000 Euro zur Verfügung. p INFOS UND RATGEBER AUCH ZUM DOWNLOAD º Frauen-Guide mit rund 300 Angeboten und Aktivitäten von Beratungsstellen, Vereinen und Verbänden etc. º Ratgeber „Alleinerziehend in Frankfurt“ (2. Auflage August 2013) hat beachtliche Nachfrage FORTLAUFEND AKTUALISIERTE „ONLINE-WEGWEISER“ www.frankfurt.de/frauen-guide www.alleinerziehende.frankfurt.de JAHRESTHEMEN DES FRANKFURTER FRAUENDEZERNATS Damit bei den zahlreichen Themen Wirkungen nicht verpuffen, setzt das Frauendezernat unter Sarah Sorge seit 2014 auf jährliche Schwerpunkte. Vermeidung von Frauenarmut war 2014 das Thema der Kampagne „armut-ist-eine-frau.de“. Das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität wurde mit einer Studie beauftragt, um Handlungsfelder zur Vermeidung von Frauenarmut im Bereich Arbeitsmarkt aufzuzeigen. Obwohl Frankfurterinnen bereits von einer vielfältigen Unterstützungsstruktur profitieren, zeigen die vorliegenden Ergebnisse, dass sie der Gleichberechtigung auf dem Arbeitsmarkt zwar näher, aber noch nicht am Ziel angekommen sind. Benachteiligungen zeigen sich sowohl zwischen den Geschlechtern als auch bedingt durch die Herkunft. Dies ist für uns ein Ansporn, weiter an der Verwirklichung eines unserer Hauptziele zu arbeiten: der eigenständigen Existenzsicherung für alle Frankfurterinnen. Der frauenpolitische Schwerpunkt 2015 lautet: „Respekt. Stoppt Sexismus“. Alltäglicher Sexismus soll entlarvt, sichtbar gemacht und den Betroffenen Handlungsoptionen und Unterstützung gegeben werden. Zielgruppe sind in besonderem Maße Mädchen und junge Frauen. In Kooperation mit FeM Mädchenhaus wurde eine Online-Beratungsplattform entwickelt, die Mädchen einen niedrigschwelligen Beratungszugang mit der Option einer persönlichen Beratung ermöglicht. ONLINEBERATUNG RUND UM DAS THEMA SEXISMUS FÜR MÄDCHEN UND JUNGE FRAUEN: www.fem-onlineberatung.de AKTIV GEGEN GEWALT AN FRAUEN Die im August 2013 veröffentlichte Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verdeutlicht die drastische Situation weltweit: Jede dritte Frau wird Opfer sexualisierter und körperlicher Gewalt. Die WHO bezeichnet Gewalt gegen Frauen als ein „globales Gesundheitsproblem von epidemischem Ausmaß“. Auch in Frankfurt sind Frauen und Mädchen von Gewalt bedroht. Wir unterstützen als freiwillige Leistung schon seit langem Frauenhäuser, Beratungsstellen und auch TäterSelbsthilfegruppen. Aber auch Vergewaltigung ist ein Thema in Frankfurt. Auf unsere Initiative konnte das Modellverfahren zur Akutversorgung nach Vergewaltigung, das der Frankfurter Frauennotruf 2010 zusammen mit dem rechtsmedizinischen Institut der Universitätsklinik und weiteren Partnern entwickelt hatte, flächendeckend in Frankfurt eingeführt werden. Die Akutversorgung stellt die dringend notwendige medizinische Versorgung sicher, weist den Weg zu psychologischer Beratung und ermöglicht es, Befunde als Beweise sichern zu lassen, ohne sich sofort für oder gegen eine Anzeige entscheiden zu müssen. Eine multimediale öffentliche Kampagne lief 2013 mit Mitteln aus Frauen-, GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Frauen 37 Sozial- und Gesundheitsdezernat wahrnehmungsstark an und zeigt nachweisbare Erfolge durch steigende Inanspruchnahme. Mittlerweile übernehmen andere hessische Kommunen dieses Frankfurter Modell. SOFORTHILFE NACH VERGEWALTIGUNG Mehr zum Projekt des Frankfurter Modells: www.soforthilfe-nach-vergewaltigung.de www.frauennotruf-frankfurt.de/VideoSoforthilfe.181.0.html KEIN RAUM FÜR GEWALTSEMINARE IN FRANKFURT 38 Frankfurt ist eine tolerante und weltoffene KongressStadt. Für Veranstaltungen, in denen in menschenverachtender Weise sexuelle Gewalt, Übergriffe und Nötigung gegenüber Frauen propagiert und im öffentlichen Raum trainiert werden, wie die sogenannten Aufreißseminare eines US-Unternehmens, auch „Bootcamps“ genannt, ist in Frankfurt kein Raum. Wir sagen ganz klar Nein zu frauenfeindlichen und gewaltverherrlichenden Seminaren, keine „Rape Culture“ in Frankfurt. Weder Veranstaltungsräume noch der öffentliche Raum dürfen zur ‚freien Wildbahn‘ werden, in der ahnungslose Frankfurterinnen diesen zutiefst frauenfeindlichen Angriffen ausgesetzt sind. Mit dem gemeinsamen Antrag im März 2015 wurde der Magistrat aufgefordert, rechtliche Schritte zur Untersagung in Frankfurt zu prüfen und Nein zu frauenfeindlichen Anmach-Praktiken. © iStock./45563440/Laura Cruise gegebenenfalls umzusetzen. So konnte sichergestellt werden, dass derartige Veranstaltungen in Räumen der Stadt und Gesellschaften mit städtischer Beteiligung nicht stattfinden. Auch gegenüber den Hoteliers und der DEHOGA wurde die Position der Stadt deutlich gemacht und für eine Absage an diese Veranstalter geworben. Ein runder Tisch wurde einberufen und wir sind in gutem Kontakt zum Polizeipräsidium und Organisationen, wie Terres des Femmes und anderen, die die sogenannte Pick-Up-Szene beobachten. Nach allem, was wir wissen, konnten die Seminare bislang verhindert werden. VON KONZERN BIS VERWALTUNG: FRANKFURT MUSS VORBILD FÜR FÜHRENDE FRAUEN SEIN In kaum einem anderen Land finden sich so wenige Frauen in Spitzen-Führungspositionen wie in Deutschland. Frankfurt als Sitz zahlreicher Konzernzentralen kann und muss deshalb einen guten Beitrag dazu leisten, diese Lücke zu schließen. In einem firmenübergreifenden Mentoring-Programm, auf der Konferenz „FrauenMachtKarriere“ in Kooperation mit der IHK und beim „Womens‘ Business Day“ werden erfolgversprechende Strategien vorgestellt und weitergetragen. In der Frankfurter Stadtverwaltung sind Frauen bereits auf führenden Posten vertreten; in Gesellschaften mit städtischer Beteiligung jedoch noch nicht adäquat. Wir konnten einen Beschluss herbeiführen, demzufolge der Frauenanteil bei Neueinstellungen und -ernennungen auch hier auf mindestens 30 Prozent steigen muss. Erste Berichte zeigten jedoch noch nicht die gewünschten Veränderungen. Deswegen machen wir uns stark dafür, dass durch Aufsichtsratsbeschlüsse und Zielvereinbarungen in allen städtischen Gesellschaften, ihren Tochtergesellschaften und in Eigenbetrieben der Frauenanteil in Führungspositionen künftig deutlich gesteigert wird. Erfahrene Beratungsunternehmen sollen dabei helfen, weibliche Führungskräfte zu gewinnen. Dies ist unabdingbar, da faktisch in der Regel Männer in Führungspositionen über die Besetzung und – auch unwillentlich – nicht nur sachorientiert und zu Lasten der Frauen entscheiden. NATIONALITÄT: FRANKFURTERIN – UNSERE FRAUENPOLITISCHE GESPRÄCHSREIHE ENGAGIERT VOR ORT Studie des Bundesministeriums für Familie, Frauen, Senioren und Jugend aus dem Jahr 2011: Politik nimmt Einfluss auf Lebensplanung und Lebensentwürfe und wirkt mitten in der Familie. Haben Frauen genügend Einfluss in der und auf Politik? Welche Sicht haben Frauen auf Ereignisse und Entwicklungen? Wie sieht es in unserer Stadt aus? Was ist gut? Was fehlt? Wie muss Politik beschaffen sein, damit mehr Frauen mitreden und gestalten? „Nationalität: Frankfurterin“ ist eine Einladung zum frauenpolitischen Diskurs über Themen, die für die Frankfurterinnen relevant sind. Kurze Impulsbeiträge durch spannende und kompetente Referentinnen und eine ungezwungene Gesprächsatmosphäre kennzeichnen das Veranstaltungsformat. http://gruenlink.de/10nh 71 % 64 % der Kommunalpolitikerinnen sind erwerbstätig, jedoch die Hälfte in Teilzeit (der größere Teil mit weniger als 20 Wochenstunden). 7% STILL CRAZY?! der befragten Stadt- und Gemeinderätinnen sind Mütter. der Frauen versorgen Kinder unter fünf Jahren. FRANKFURTER FEMINISTINNEN DER 1. GENERATION – WAS NOCH ZU TUN BLEIBT 39 FRAUENPOLITISCHE GESPRÄCHSREIHE NATIONALITÄT: FRANKFURTERIN zwei Dritteln Bei sind die Kinder bereits älter als 16 Jahre. / 1 5 hat Kinder im Nur knapp Haushalt und geht gleichzeitig einer Vollzeiterwerbstätigkeit nach. SONNTAG, 5. JULI 2015, 11:30 UHR AUSSTELLUNGSHALLE SCHULSTRASSE 1A, SACHSENHAUSEN BÜRGERMEISTERIN A. D. MODERATION: URSULA AUF DER HEIDE FRAUENPOLITISCHE SPRECHERIN Über IMPULS: JUTTA EBELING KINDERBETREUUNG AUF VORANMELDUNG MÖGLICH. WEITERE INFOS ZU DIESER VERANSTALTUNG FINDEN SIE UNTER: Gestaltung: mediatis AG WWW.GRUENE-FRAKTION-FRANKFURT.DE Veranstaltungsplakat zu einem Thema der frauenpolitischen Gesprächsreihe 2015. © Die GRÜNEN im Römer 80 % der Kommunalpolitikerinnen wollen etwas für andere und für sich selbst tun und schätzen daher an ihrem Ehrenamt, dass sie politisch Einfluss im Sinne von allgemeiner Mitgestaltung nehmen können. Sie schätzen insbesondere die Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern. GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Frauen VERLIEBT IN VIELFALT Frankfurt ist eine Stadt für alle, eine Stadt verschiedener sexueller Identitäten. Wir wollen, dass hier jede und jeder gut leben kann und nicht aufgrund ihrer oder seiner sexuellen Identität diskriminiert wird. Wir machen uns daher stark für die Belange von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und transidenten Menschen. Auch in der aktuellen Wahlperiode haben wir uns intensiv für Akzeptanz und die Wertschätzung von Vielfalt engagiert und insbesondere auch dafür, dass Diskriminierung nicht geduldet wird. Wir fördern Frankfurts regenbogenbunte Realitäten in unserer diversen Stadtgesellschaft und haben bereits viel erreicht. Aber es bleibt noch einiges zu tun, damit Frankfurt auch wirklich eine Stadt für alle ist. KUSS41 FÜR ALLE JUGENDLICHEN 40 Die Arbeit des von uns initiierten runden Tischs zur Situation von Lesben und Schwulen hat seit 2002 maßgeblich dazu beigetragen, dass Frankfurt lesben- und schwulenfreundlicher geworden ist. Sichtbarster Erfolg ist das queere Jugendzentrum KUSS41, das zu seinem fünfjährigen Jubiläum 2015 erweitert wurde. Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 27 Jahren haben den neuen Treffpunkt schnell zu ihrer Institution gemacht. Für seine notwendige Finanzierung haben wir mit unserem Etatantrag gesorgt. Im KUSS41 ist auch das Frankfurter SchLAu-Projekt angesiedelt, das in Workshops mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen wichtige Antidiskriminierungsarbeit zu sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität leistet. Die Zahl der Regenbogenfamilien wächst – eine Entwicklung, die wir ebenso unterstützen wie die vielen Initiativen der Frankfurter Community, mit der wir eng zusammenarbeiten. Wir fördern das Engagement der lesbischen und schwulen Selbsthilfe- und Beratungsstellen. Denn Diskriminierung darf nicht geduldet werden. JÄHRLICHER CSD-EMPFANG IM RÖMER In der aktuellen Wahlperiode konnten wir wiederum wichtige Akzente setzen. Seit 2013 gibt es im Rahmen des Christopher Street Days (CSD) einen Empfang im Kaisersaal des Römers. Das Stadtparlament hatte ihn auf Antrag von Grünen und CDU beschlossen, um den Akteurinnen und Akteuren der Community für ihre Arbeit zu danken – ein weiteres deutliches Bekenntnis zu einer Stadt der Vielfalt. Verkehrsdezernent Stefan Majer hat in diesem Jahr mit der Umstellung von Fußgängerampeln an der Konstablerwache während des CSDs auf lesbische und schwule Ampelpärchen ein unübersehbares Zeichen gegen Homosexuellenfeindlichkeit und für Akzeptanz in unserer Stadt gesetzt. Der Römer heißt CSD-Akteurinnen und -Akteure willkommen. © Jochen König immer an der Tagesordnung – auch in Frankfurt. Die schwarz-grüne Koalition hat daher den Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie am 17. Mai in Frankfurt stärker ins Bewusstsein der Stadtgesellschaft getragen: Jährlich findet am Mahnmal Homosexuellenverfolgung, dem „Frankfurter Engel“ auf dem KlausMann-Platz, eine städtische Kranzniederlegung statt. p AMPELPÄRCHEN „IN LOVE“ ZUM CSD Während des diesjährigen CSD vom 17. bis 19. Juli standen die Fußgängerampeln an der Konstablerwache im Zeichen des Regenbogens: schwule und lesbische Ampelpärchen hießen die CSD-Besucherinnen und -besucher willkommen und warben für die Akzeptanz der sexuellen Vielfalt in unserer Stadt – und zeigten wie sonst auch „grün“ oder „rot“ für alle Fußgängerinnen und Fußgänger; egal, ob homo-, heterosexuell oder transgender. Die händchenhaltenden Ampelpärchen, die in Wien zueinander fanden, sind anschließend wieder den gewohnten Ampelsignalen gewichen. Um die Politik der Vielfalt noch besser in der Stadt zu verankern, wird die Koordinierungsstelle für Lesben, Schwule und Transgender in der Frankfurter Stadtverwaltung in diesem Jahr ihre Arbeit aufnehmen. Zur institutionellen Stärkung, Unterstützung der Antidiskriminierungsarbeit und Vernetzung wird sie in der Antidiskriminierungsstelle im Amt für multikulturelle Angelegenheiten angesiedelt sein. Sie soll auch die wertvolle Arbeit des runden Tisches weiterführen. Den Anstoß für die Koordinierungsstelle haben wir mit einem Antrag im Stadtparlament gegeben. Mit viel Engagement hat Integrationsdezernentin Nargess Eskandari-Grünberg die Initiative aufgegriffen. Lesen Sie hierzu auch Seite 33. Auch Frankfurts lesbisch-schwule Geschichte wollen wir noch stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Wir haben uns dafür eingesetzt, dass Straßen und Plätze nach Personen benannt werden, die eine wichtige Rolle für die Lesben- und Schwulenbewegung gespielt haben. Auf Antrag der Koalitionsfraktionen hin wurde in der Stadtverwaltung an Empfehlungen gearbeitet – und wir sind stolz darauf, dass wir aufgrund eines Beschlusses des Ortsbeirats im Mai 2015 in der Frankfurter Innenstadt den Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz einweihen konnten. Diese – wenngleich späte – Würdigung Ulrichs ist für uns ein erster Schritt und ein wichtiges Zeichen. p KARL-HEINRICH-ULRICHS-PLATZ Vor rund 150 Jahren wurde der Jurist und Journalist Karl Heinrich Ulrichs wegen seines selbstbewussten Eintretens für Homosexualität aus dem Freien Deutschen Hochstift in Frankfurt ausgeschlossen. Den Vorkämpfer, gern als „erster Schwuler der Weltgeschichte“ bezeichnet, hat das Freie Deutsche Hochstift vor 150 Jahren aus seinen Reihen verbannt. Seit 17. Mai trägt ein Platz „um die Ecke“ ebendieser Institution seinen Namen und erinnert an das Engagement eines höchst fortschrittlichen Denkers und Kämpfers vor allem für die Schwulenbewegung. 41 Einweihung des Karl-Heinrich-Ulrichs-Platzes. © Bernd Kammerer FÜR MEHR AKZEPTANZ: IDAHOT Gewalt gegen Lesben, Schwule und transidente Menschen ist trotz aller gesellschaftlicher Fortschritte noch GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Lesben, Schwule und Transgender TEILHABE + CHANCEN = GERECHTIGKEIT Wie wollen wir leben in Frankfurt, was hält unsere Stadtgesellschaft zusammen? Wir sind davon überzeugt, dass der soziale Frieden die Grundlage für das Zusammenleben in unserer Stadt bilden muss. Grüne Sozialpolitik setzt sich aus diesem Grund nachdrücklich dafür ein, dass wir ausgeprägte soziale Strukturen haben – mit unterstützenden Maßnahmen, die auch Schwächeren gleichberechtigte Chancen zur Teilhabe eröffnen. In unserer Stadt sollen die Menschen solidarisch ihre individuellen Lebensentwürfe umsetzen können. FRANKFURT-PASS GESTÄRKT Zu den jüngeren und aus unserer Sicht wesentlichen Erfolgen unserer Sozialpolitik gehört der FrankfurtPass: als zentrales Instrument der direkten Förderung von Bürgerinnen und Bürger in Frankfurt haben wir ihn 2015 weiter gestärkt. Durch die Anhebung der Einkommensgrenzen erreichen wir, dass mehr Menschen den Frankfurt-Pass erhalten – und tatsächlich dort Hilfe ankommt, wo sie dringend erforderlich ist. BUDGET FÜR DEN FRANKFURT-PASS bisher 5,3 Mio. € +1 Mio. € 2015/16 42 Trotz enger finanzieller Spielräume ist es uns in den letzten Jahren gelungen, die Rahmenbedingungen für das Leben in unserer sozialen Stadt in vielen Bereichen positiv weiterzuentwickeln. Nach dem Frankfurter Sozialbericht von 2014 sind 35% der Frankfurterinnen und Frankfurter armutsgefährdet. Je nach Definition sind dies Personen mit einem monatlichen Realeinkommen von aktuell 940 beziehungsweise 1.000 Euro monatlich. Genau sie profitieren von den Leistungen des Frankfurt-Passes. Er gilt für vielfältige Leistungen, zum Beispiel ermäßigten Eintritt in städtische Bäder, in den Zoo oder Palmengarten, in Frankfurter Museen, Kultureinrichtungen und für ermäßigte Volkshochschulkurse. Wer ihn nutzen möchte, kann sich an eins der Sozialrathäuser wenden. TEILHABE UND PLANUNGSKONFERENZEN Ungleiche Bildungs- und Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen erschweren die Entfaltungsmöglichkeiten und können ihre Biografien negativ prägen. Daher arbeiten wir für gute Chancen für alle: für gesundheitliche Chancengerechtigkeit, Bildungsgerechtigkeit und berufliche Zukunftsperspektiven für junge Menschen. In der Jugendhilfe haben wir Planungskonferenzen initiiert, mit deren Hilfe die Bedarfe innerhalb der Planungsbezirke ermittelt werden sollen, damit das zur Verfügung stehende Budget sinnvoll eingesetzt wird. Zudem können bestehende Projekte auf ihre Aktualität überprüft werden. p PLANUNGSKONFERENZEN Die ersten Planungskonferenzen für eine neue verbindliche Jugendhilfestruktur vor Ort wurden vom Jugendhilfeausschuss beantragt. Sie haben im Jahr 2014 in den Sozialrathausbezirken Höchst und Bockenheim stattgefunden. Hier erarbeiten Träger, Erzieherinnen und Erzieher, Eltern, Verwaltung, Kinder und Jugendliche die Bedarfe und Wünsche für den Sozialraum im Stadtteil. Wir werden weiter kleinräumig mit allen AkteurInnen an einer Verbesserung arbeiten. In den Stadtteilen Riedberg und Bergen haben wir 2013 zwei neue Jugendhäuser eröffnet, die das bestehende Angebot gut ergänzen. Das Frankfurter Jugendjobcenter hat im Februar 2012 zunächst als Pilotprojekt seine Arbeit aufgenommen. Die Evaluation nach einem Jahr hat die positiven Effekte bestätigt: Die räumliche und fachliche Zusammenarbeit der persönlichen Ansprechpersonen des Jobcenters mit den Fachkräften der Berufsberatung der Arbeitsagentur und der kommunalen Jugendhilfe hat die Bearbeitungszeiten deutlich verkürzt. Positive Effekte sind auch in den Bereichen Qualifizierung und Integration in Ausbildung zu verzeichnen. Das Frankfurter Jugendjobcenter ist somit ein Leuchtturm im Bereich der Arbeit mit jugendlichen Arbeitslosen. ZWEI HÄUSER DES JUGENDRECHTS Das erste Haus des Jugendrechts in Frankfurt am Main eröffnete Anfang 2011 im Stadtteil Höchst. Dort arbeiten Staatsanwaltschaft, Polizei, Jugendgerichtshilfe und Täter-Opfer-Ausgleich gemeinsam Tür an Tür. Dank der kurzen Wege ist es möglich, zeitnah auf Straftaten, die von Jugendlichen und Heranwachsenden begangen wurden, zu reagieren. Die beteiligten Institutionen können vor allem aber auch schnell gemeinsame Lösungen entwickeln, um den im Jugendstrafrecht verankerten Erziehungsgedanken umzusetzen. Damit wird der präventive Gedanke unterstützt, den wir Grüne fördern wollen. Aufgrund vieler positiver Erfahrungen wurde im Jahr 2015 ein zweites Haus des Jugendrechts im Frankfurter Norden eröffnet. Haus der Jugendrechts in Höchst. p © Haus des Jugendrechts Frankfurt am Main-Höchst ZWEITES HAUS DES JUGENDRECHTS Etwa 12.000 Jugendliche und Heranwachsende leben in den 18 nördlichen Stadtteilen. Das im März 2015 eröffnete zweite Haus des Jugendrechts im Mertonviertel ist für sie die Anlaufstelle. Hier sind 17 Beamte, vor allem jüngere PolizistInnen, die Staatsanwaltschaft mit zwei Stellen und die Jugendgerichtshilfe mit sieben Personen im Einsatz. Der Verein Kinder- und Jugendhilfe sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Täter-Opfer-Ausgleichs (Evangelischer Regionalverband) haben hier ebenfalls Büros. FÜR UNSEREN ARBEITSMARKT: FRANKFURTER ARBEITSMARKTPROGRAMM Die kommunale Beschäftigungsförderung ist für uns ein bedeutsames sozialpolitisches Ziel. Deshalb hat die schwarz-grüne Koalition nach Einsparungen des Bundes 2012 entschieden, die Auswirkungen für die Bürgerinnen und Bürger mit einem eigenen Programm abzufedern. Das „Frankfurter Arbeitsmarktprogramm“ ergänzt die Arbeitsmarktförderung im Bereich des Sozialgesetzbuches II und III. GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Sozialpolitik 43 Insbesondere langzeitarbeitslose Menschen mit schwerwiegenden Vermittlungshemmnissen, aber auch Menschen ohne Leistungsansprüche sollen eine berufliche Perspektive erhalten. Bei der Umsetzung des Programms entlastet das Beratungszentrum FRAP Agentur die persönlichen Ansprechperson im Jobcenter. FRANKFURTER ARBEITSMARKTPROGRAMM Über 44 Mit dem ganzheitlichen Konzept wird ein dreifacher Nutzen erzielt: Die Teilnehmenden erhalten Wertschätzung, Sinnstiftung und finanzielle Unabhängigkeit, die Stadtgesellschaft profitiert von deren gemeinwohlorientierten Tätigkeiten und die vermittelten abschlussorientierten Qualifikationen sind nah am Bedarf des Frankfurter Arbeitsmarktes. Durch die Verknüpfung mit dem Programm „Frankfurter Programm – Aktive Nachbarschaft“ wird außerdem zur Stabilisierung der Wohnquartiere beigetragen. 17 Mio. € stehen für das Frankfurter Arbeitsmarktprogramm im Doppelhaushalt 2015/16 bereit. Beratung hinsichtlich beruflicher Perspektiven bei der FRAP Agentur. © FRAP Agentur pp „FRANKFURT HILFT“ GEFLÜCHTETEN In der FRAP Agentur ist auch eine Koordinierungsstelle für interessierte Ehrenamtliche angesiedelt, die sich für Geflüchtete engagiert. Ziele sind zusätzliche soziale Kontakte für die Geflüchteten und die Ermöglichung ihrer sinnvollen Beschäftigung. In der FRAP Agentur sind darüber hinaus etwa 15 Geflüchtete im Rahmen von Arbeitsgelegenheiten direkt beschäftigt. Derzeit werden rechtliche und finanzielle Möglichkeiten für eine leichtere Umsetzung von sozialpädagogisch begleiteten Maßnahmen zur Ausbildungsvorbereitung, wie Lernwerkstätten für junge asylsuchende Menschen, geprüft, um ihnen einen Übergang in eine duale Ausbildung zu ermöglichen. „FRANKFURT HILFT“ ZUM MITMACHEN Seit Ende September können sich alle Bürgerinnen und Bürger, die selbst für Geflüchtete aktiv werden möchten, hier informieren: www.frankfurt-hilft.de Am Jobcenter Frankfurt ist seit 2013 eine ehrenamtliche Schiedsstelle eingerichtet. Betroffene können sich mit Beschwerden oder inhaltlichen Fragen an sie wenden, aber auch, um sich unbürokratisch unabhängigen Rat zu holen. Diese Schiedsstelle wurde schon in vielen Fällen tätig und konnte so zum Beispiel bei Widersprüchen, Klagen und Sanktionen hilfreich beraten. GEFLÜCHTETE Der Umgang mit Geflüchteten muss über das gesetzlich geregelte Minimum hinaus human und mit dem Ziel der Integration gestaltet werden. Die bereits bestehende gute Arbeit im Hinblick auf Unterbringung, Integration und vor allem Bildung und Sprache muss enger verzahnt werden, um den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden. Auf Antrag der Koalition hin wurde eine dezernats- und ämterübergreifende Arbeitsgruppe eingerichtet, um angemessene Rahmenbedingungen für die Unterbringung, Versorgung, Betreuung, Beratung und den Zugang zu Bildungseinrichtungen von Geflüchteten zu erarbeiten. Und das gilt umso mehr für Kinder und Jugendliche, die wir mit ihren oftmals traumatischen Fluchterfahrungen nicht alleine lassen wollen. Sie sollen vielmehr Zukunftsperspektiven erhalten. Überdies unterstützen wir politisch das bürgerschaftliche Engagement: Hier gibt es viele gute Beispiele, wie etwa Patenschaftsprojekte oder die Schulung Freiwilliger. Sie sind ein wertvoller Beitrag, um die Menschen, die zu uns geflüchtet sind, willkommen zu heißen und in ihrem Alltag zu begleiten. SENIORINNEN UND SENIOREN Seniorinnen und Senioren finden in Frankfurt attraktive Bedingungen – und angesichts des demografischen Wandels ist die seniorengerechte Stadt ein relevantes Zukunftsthema, das wir heute vorausschauend gestalten. WOHNRAUMFÖRDERUNG FÜR SENIOREN 5.600 Frankfurt bietet seinen älteren Bürgerinnen und Bürgern bedarfsgerechte und vielfältige Freizeitangebote, wie zum Beispiel Seniorenfitnessanlagen in öffentlichen Parks, oder Angebote der aktiven Mitgestaltung. Sie ermöglichen einen abwechslungsreichen Alltag und unterstützen die individuelle körperliche und geistige Fitness. Programme wie „Würde im Alter“ oder die jährlichen „Aktionswochen Älterwerden“ mit wechselnden Themen und Fachtagungen sind seit Jahren in der Stadt fest verankert. Die Leitstelle „Älterwerden für Senioren“ im Rathaus berät ältere Menschen in allen Lebenslagen. BARRIEREFREIE STADT Auf dem Weg zu einer barrierefreien Stadt für Menschen mit Behinderungen ist in den letzten Jahren vieles vorangegangen – und wir arbeiten weiter beharrlich an dieser Zielsetzung. Die Barrierefreiheit im realen und virtuellen Leben kommt schrittweise voran. Tastbare Bodenleitsysteme im Straßenraum und barrierefreie Haltestellen von Bussen und Bahnen ermöglichen mehr und mehr Selbstständigkeit im Alltag. Lesen Sie auch Seite 22. Auch das städtische Internetangebot wird auf seine Barrierefreiheit überprüft und angepasst. Veranstaltungen, die die Stadt Frankfurt am Main selbst ausrichtet, sollen zukünftig möglichst barrierefrei zugänglich sein und niemanden ausschließen. Ein zusätzliches Schulungsangebot wurde auf Anregung der Grünen in den Fortbildungskatalog der Stadt aufgenommen. Es fördert die Sensibilität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Ämtern, damit Anliegen von Menschen mit Behinderungen möglichst im Vorfeld erkannt werden und Konflikte gar nicht erst entstehen. Auf schwarz-grünen Antrag hin wurde im Sommer 2015 eine Konferenz für „Inklusive Arbeit“ einberufen. Sie dient der Vernetzung aller Institutionen und Personen, die mit der Vermittlung von arbeitslosen Personen mit gravierenden Vermittlungshemmnissen befasst sind, und soll die individuelle Förderung erleichtern. öffentlich geförderte Seniorenwohnungen GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Sozialpolitik 45 GUTE GESUNDHEIT: GUTES STADTLEBEN Gesundheit ist Grundvoraussetzung für ein selbstbestimmtes, aktives und erfülltes Leben. Uns Grünen ist es ein wichtiges Anliegen, die Gesundheit der großen und kleinen Frankfurterinnen und Frankfurter zu unterstützen – und so die Chancen auf soziale Teilhabe und Lebensqualität zu erhöhen. In unserer Gesundheitspolitik für Frankfurt haben wir uns in den letzten Jahren vor allem auf einige Schwerpunkte im Gesundheitsbereich konzentriert, die sich langfristig und vielschichtig auf das Leben der Menschen in der Stadtgesellschaft auswirken. Seit jeher setzen wir uns für eine differenzierte und akzeptierende Drogenpolitik ein. KLINIKUM FRANKFURT HÖCHST 46 Für uns war immer klar: Das Klinikum Höchst bleibt in kommunaler Trägerschaft. Es erhält im neuen gemeinnützigen Klinikverbund und mit einem nachhaltigen neuen Klinikgebäude eine solide medizinische und wirtschaftliche Zukunftsperspektive. Eine wichtige Perspektive für Frankfurt, die unsere grüne Gesundheitsdezernentin Rosemarie Heilig in einem der schwierigsten Projekte der Wahlperiode durchsetzungsstark und mit langem Atem erzielt hat. Im Zusammenschluss mit zwei Kliniken im Main-TaunusKreis entsteht einer der größten Krankenhausbetriebe in der Region; den Patientinnen und Patienten wird ein Leistungsangebot zur Verfügung stehen, das bedarfsorientiert, abgestimmt und qualitativ hochwertig ist. Gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Aufsichtsräten und den politischen Gremien gilt es nun, die Zukunft des Klinikverbundes zu gestalten. Mit dem Neubau entsteht in Höchst bis 2018 die erste Passivhausklinik Deutschlands. Für die Frankfurterinnen und Frankfurter im Westen bringt das die beruhigende Gewissheit, dass ihre medizinische Versorgung auch in Zukunft sichergestellt ist. Der Klinikverbund ist hierfür das Herzstück. Die Maximalversorgung – ein weitreichendes medizinisches Angebot mit vielfältiger medizinisch-technischer Ausstattung auf höchstem Niveau – wird mit dem neuen medizinischen Konzept sichergestellt, wobei Schwerpunkte ausgebaut und Zentren gebildet werden; wie zum Beispiel ein neues Gesundheitszentrum. ERSTE PASSIVHAUSKLINIK HÖCHST IN ZAHLEN Bruttogeschossfläche circa 78.000 m2 Jährliche Versorgung von über 33.500 Patientinnen und Patienten 664 40 stationäre Betten und tagesklinische Plätze 236,7 Millionen Euro Baukosten p HÖCHSTER ZIMMER Zu den Besonderheiten im Neubau des Klinikums gehört das sogenannte Höchster Zimmer. Diese Neugestaltung eines Krankenzimmers ist in Zusammenarbeit mit den Pflegenden entwickelt worden und gilt als Frankfurter Innovation für die Pflegearbeit. Darüber hinaus werden durch ein modernes Raum- und Funktionsprogramm Erleichterungen für das medizinische und pflegerische Personal ermöglicht und die Atmosphäre für PatientInnen und BesucherInnen angenehm gestaltet. FRÜHE HILFEN UND BABYLOTSiNNEN Das Projekt „Frühe Hilfen“ ist seit langem gut etabliert in Frankfurt. Mit der Unterstützung für Schwangere und Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern sollen möglichst schon vor der Geburt Überforderungssituationen vermieden und die Eltern bei der gesundheitlichen Entwicklung der Kinder beraten werden. Außerdem werden stadtteilnahe Angebote vermittelt. Um noch früher und näher an den jungen Familien Hilfe anbieten zu können, haben wir dies 2012 personell weiter ausgebaut und um das Konzept der „Babylotsen“ ergänzt. Sozialpädagoginnen und -pädagogen führen nun auch in den Geburtskliniken Gespräche mit den Müttern oder Eltern von Säuglingen und ermitteln so frühzeitig Risiko- und Schutzfaktoren. AUSBAU DES FRANKFURTER WEGS DER DROGENPOLITIK Im Bereich der Frankfurter Drogenpolitik ist deutlich geworden, wie wichtig es ist, an Bewährtem festzuhalten und gleichzeitig auf neue Herausforderungen wie die Verbreitung synthetischer Drogen flexibel und angemessen regieren zu können. Den bundesweit anerkannten „Frankfurter Weg“ in der Drogenpolitik haben wir konsequent fortgesetzt und weiterentwickelt. Weiterhin haben wir den Dialog zwischen den relevanten Gruppen, Akteurinnen und Akteuren, Anwohnerinnen und Anwohnern aktiv gefördert. Drogenhilfezentrum „Eastside“. p © dpa-Report, Boris Roessler DER FRANKFURTER WEG Wir Grünen haben uns bereits in den 1980er Jahren für eine differenzierte und akzeptierende Drogenpolitik eingesetzt. Die offenkundigen Probleme um den illegalen Drogenkonsum und eine restriktive Drogenpolitik spitzten sich in Frankfurt bis Anfang der 1990er Jahre massiv zu. Zunehmende HIV-Infektionen und Drogentodesfälle ließen immer weniger Zweifel daran, dass gehandelt werden musste. Der damals entwickelte drogenpolitische Ansatz, der „Frankfurter Weg“, ist seit Jahren drogenpolitisches Vorbild für viele Kommunen im In- und Ausland. Er basiert auf vier Säulen und beinhaltet neben Prävention auch Beratung, Therapie und niedrigschwellige Überlebenshilfe. Die vierte Säule ist die Balance von Repression und Hilfe. Das Zusammenwirken von Drogenhilfe und Sicherheitskräften begrenzt die Ausmaße des Drogenhandels und mindert den öffentlichen Konsum. DROGENHILFE GEGEN GESELLSCHAFTLICHEN AUSSCHLUSS Die Frankfurter Drogenhilfe hat auf ständig neue Problemlagen mit neuen Projekten reagiert. So konnten zum Beispiel tagesstrukturierende Angebote für Drogenabhängige ausgebaut sowie ein Schwerpunkt auf Beratungs- und Hilfsangebote für drogenabhängige Frauen gesetzt werden. GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Gesundheit 47 pp DROGENKONSUMRÄUME ºº In Frankfurt gibt es vier Drogenkonsumräume, drei davon im Bahnhofsviertel, die täglich von 6 bis 23 Uhr geöffnet sind ºº Rund 5.000 Menschen pro Jahr nutzen die insgesamt 37 Plätze ºº 2012 haben die Hilfseinrichtungen etwa 220.000 Konsumvorgänge gezählt, etwa 500 bis 600 pro Tag Den bisherigen Schwerpunkt der HIV/HCV-Prävention haben wir beibehalten: Alle Einrichtungen werden angesprochen und erhalten Informationen. Der Betrieb von vier Drogenkonsumräumen sorgt für einen sicheren und hygienischen Konsum, die Betroffenen erhalten dort neue Spritzen und Kondome. Der Drogenkonsum kommt so „von der Straße“ – mit allen Gefährdungen für die Konsumentinnen und Konsumenten und möglichen Konflikten mit Mitbürgerinnen und Mitbürgern. 48 Gefährdeten und kranken Menschen soll in Frankfurt mit Respekt begegnet werden. Für Menschen, die bereits seit langem KlientInnen der Drogenhilfe sind und möglicherweise irreparable gesundheitliche Schäden davongetragen haben, suchen wir weiter nach Wegen gegen gesellschaftlichen Ausschluss und für Teilhabe. Wir unterstützen die medizinische Nutzung von Cannabis und haben eine medizinische und juristische Beratung für Patientinnen und Patienten initiiert. Menschen, die zur Linderung ihres Leids Cannabisprodukte benötigen, sollen nicht kriminalisiert werden. Die Erweiterung der Ombudsstelle zur Beratung über die medizinische Nutzung von Cannabis ist nur ein erster Schritt im innovativen Umgang mit Cannabis. „Cannabis – wir sprechen darüber: miteinander, sachlich, kontrovers, offen“ war der Titel der ersten Frankfurter Fachtagung zu Cannabis, zu der das Gesundheitsdezernat und das Drogenreferat der Stadt Frankfurt am 17. November 2014 eingeladen hatten. Mit circa 250 Gästen aus Politik, Verwaltung, Polizei, Justiz, Drogenund Suchthilfe, Prävention, Medizin, Pharmazie, Wissenschaft und der interessierten Öffentlichkeit wurde ein sehr spannender und konstruktiver Dialog eröffnet. Ziel grüner Drogenpolitik und unserer Gesundheitsdezernentin Rosemarie Heilig ist ein ideologiefreier, rationaler und lösungsorientierter Weg für Frankfurt und weitere Städte als Partner zu gewinnen. Diese Diskussion wird am 5. Oktober 2015 auf der zweiten Fachtagung fortgeführt und das Thema so weiter vorangetrieben. Zudem würden wir ein Modellprojekt zum Gesundheitsschutz in der Drogenszene, das im Koalitionsvertrag des Landes festgeschrieben wurde, in Frankfurt begrüßen. „Drug Checking“ soll insbesondere auf die so genannten „Legal Highs“ zielen, also frei käufliche psychoaktive Substanzen, die zum Beispiel als Kräutermischungen angeboten werden und noch nicht von der Drogengesetzgebung erfasst sind. Mithilfe des Modellprojekts könnten das Präventionsangebot weiter verbessert, das Risiko gesundheitlicher Schäden gemindert und Menschen, die sonst nicht den Weg zur Drogenhilfe finden, erreicht werden. Dies würde aus unserer Sicht einen weiteren Baustein des „Frankfurter Wegs“ bilden und so wegweisend fortsetzen, wofür wir als Vorreiter einer modernen Drogenpolitik stehen. Wir haben den Magistrat gebeten, die Gespräche aufzunehmen, damit Drogen künftig auf Verunreinigungen geprüft und Nutzerinnen und Nutzer besser beraten werden können. Rosemarie Heilig begrüßt die TeilnehmerInnen der ersten Frankfurter Fachtagung zu Cannabis. © gkp/Drogenreferat Am fröhlichsten feiert, wer umsichtig mit Drogen umgeht. © thinkstock/gpointstudio MÜNDIGER UMGANG UND RISIKOARMER KONSUM VON DROGEN Suchtprävention ist ein wesentlicher Pfeiler grüner Drogenpolitik. Wir sprechen auf unterschiedlichen Wegen Kinder, Jugendliche und Eltern an. Die Frankfurter Projekte zur Alkoholprävention haben das Ziel, Jugendliche zu einem mündigen Umgang und risikoarmen Konsum zu motivieren – sei es beim „Vorglühen“ im Park oder nach einer Alkoholvergiftung. Die 2012 gestartete Kampagne „voll nüchtern“ informiert Kioskbetreiberinnen und -betreiber über das Jugendschutzgesetz und hält sie dazu an, Alkohol nur altersgerecht an Jugendliche abzugeben. Die Website „BE.U!“ informiert sowohl Eltern als auch Jugendliche über sämtliche legalen und illegalen Substanzen sowie riskantes Glücksspiel. Sie gibt außerdem Tipps für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Drogen. INFORMATIONEN FÜR JUGENDLICHE UND ELTERN zu legalen und illegalen Drogen und riskantem Freizeitverhalten: www.be-u-ffm.de ALKOHOL- UND CANNABISKONSUM JUGENDLICHE der 15–18-Jährigen haben mindestens einmal im Leben Cannabis konsumiert 2% 4 84 % 15Jahre mindestens einmal im Leben Alkohol ist das Durchschnittsalter für den Cannabis-Erstkonsum 13,7Jahre ist es beim AlkoholErstkonsum 2% 1 8% konsumieren gelegentlich Cannabis haben im vergangenen Monat mindestens 10 Mal Alkohol getrunken © Monitoring-System Drogentrends, Jahresbericht 2013. Drogentrends in Frankfurt am Main, Goethe-Universität Frankfurt am Main, August 2014 GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Gesundheit 49 STADTKULTURLANDSCHAFT: (IM-)PULS DER ZEIT Grüne Kulturpolitik zielt auf ein Kulturangebot für alle Bürgerinnen und Bürger – vielfältig wie unsere Stadt. Die Möglichkeit, Kultur in all ihren Formen zu begegnen, ist gerade in der zunehmend diversen Stadtgesellschaft außerordentlich wichtig. Kultur gibt Impulse, kann ein gesellschaftskritischer Spiegel sein, Vertrautes bestärken oder Fremdes verstehen helfen. Das muss so bleiben und auch weiter gestärkt werden – auch finanziell. Wir haben neue Wege einschlagen, um die lebendige und vielfältige Kulturlandschaft in Frankfurt zeitgemäß weiterzuentwickeln. Es ist ein großer Erfolg für uns Grüne, dass die Kultur-Sparpolitik in Frankfurt endlich beendet wurde. Gemeinsam mit unserem Koalitionspartner konnten wir die Kürzungen im Kulturhaushalt bereits in den letzten Jahren stark in Grenzen halten, bestehende Strukturen erhalten und wirksame Debatten über die Kultur und Mittelverteilung in Frankfurt beginnen. 50 KULTURELLES LEBEN ERHALTEN UND AUSBAUEN FREIE DARSTELLENDE KUNST STÄRKEN Frankfurt ist eine Kulturstadt mit langer Tradition. Dass ihre Kulturangebote immer mehr Menschen in Frankfurt und weit darüber hinaus anziehen, zeigt, dass unsere Kulturpolitik erfolgreich ist. Hierzu leisten die großen Häuser und „Schwergewichte“, wie etwa die Städtischen Bühnen oder die Museen, und kleinen Institutionen einen ebenso wichtigen Beitrag wie die freien Theater und Kulturschaffenden. Wir unterstützen deshalb beispielsweise auch Tanzprojekte sowie Atelier- und Ausstellungshäuser für nationale und internationale Nachwuchskünstlerinnen und -künstler. Durch unsere Initiative gelang der Einstieg in eine längst überfällige Reform der Förderstruktur für die freien Theater. Nach jahrelanger Diskussion konnten wir durchsetzen, dass die Förderstrukturen für die freie Theaterszene neu organisiert werden. Der ins Leben gerufene Theaterbeirat hat im Sommer 2015 seine Arbeit aufgenommen. Das Fördermodell ist in einem partizipativen Verfahren gemeinsam mit der freien Theaterszene entstanden und berücksichtigt die fortwährende Veränderung der Theaterlandschaft in den kommenden Jahren. Neues allein aus städtischen Mitteln zu fördern, wird immer schwieriger. Wir haben Bestehendes gestärkt, um zu vermeiden, dass Strukturen oder Institutionen verloren gehen – Beispiel TAT– und eventuell in Zukunft neue aufwendig etabliert werden müssen. Dennoch haben wir mit den Akteurinnen und Akteuren immer auch neue Möglichkeiten ausgelotet. Einige große Investitionen konnten wir in den vergangenen Jahren tätigen, manch anderes Projekt mussten wir vorläufig verschieben. p THEATERBEIRAT Als fünfköpfiges ExpertInnengremium berät der Theaterbeirat die städtischen Gremien bei der Mittelvergabe für freie Projekte und spricht dabei Empfehlungen aus. Eine erste Empfehlungsliste für die Zwei- und Vierjahresförderung wird voraussichtlich Ende 2015 dem Kulturausschuss zur Abstimmung vorgelegt. Das neue Förderkonzept stärkt Transparenz, Flexibilität und Wahrnehmung der vielfältigen kulturellen Arbeiten auf hohem Niveau. Es treibt die Innovationskraft der lebendigen freien Kulturlandschaft voran und schafft Raum für wichtige Experimente. FÖRDERUNG FREIER PROJEKTE Alle Informationen und Unterlagen finden Sie unter www.kultur-frankfurt.de im Bereich „Bühne“ unter dem Punkt „Theaterförderung“. Das ist ein Meilenstein in der Frankfurter Kulturpolitik, denn es markiert einen Paradigmenwechsel, den wir weiter ausgestalten wollen. Es ist an der Zeit, eine Analyse zu machen und die freien, privaten und städtischen Theater in die gemeinsame Diskussion zu bringen. Ergebnis soll ein kommunaler Theaterentwicklungsplan sein, der eine Förderung zu Gunsten eines ebenso qualitätsvollen wie nachgefragten Angebots für breite Schichten der Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern beinhaltet. Dies erfordert einen länger währenden Prozess. Doch der Handlungsbedarf in der freien Theaterszene war dringend, so dass deren Förderetat in einem ersten Schritt zu Beginn der Legislaturperiode leicht erhöht wurde. Vehement setzen wir uns ein für die weitere Erhöhung der Mittel für die freie Szene, die seit langem das kulturelle Angebot bereichert und die Perspektiven auf unsere vielfältige Stadt erweitert – allzu oft unter prekären Bedingungen. Damit muss Schluss sein. Vielmehr wollen wir die Innovationskraft der freien Szene vorantreiben und die Arbeit des Theaterbeirats weitergehend unterstützen. Unsere öffentlichen Veranstaltungen, „Kutur trotz(t) Sparzwang“ 2014 und „Weichen stellen für die Kultur“ 2015 haben eine breite, teils kontrovers geführte Debatte angestoßen. Der Erfolg ist schon jetzt, dass sich die Theater untereinander austauschen und sich jungen Künstlerinnen und Künstlern neuen Kooperationen öffnen. MUSEUMS- UND THEATERLANDSCHAFT ERWEITERN Das Jüdische Museum wird bis 2017 saniert und bekommt einen Erweiterungsbau, ein eigenständiges Gebäude hinter dem derzeitigen Museumsbau. Der Neubau ist zurückhaltend und zeigt Respekt vor dem historischen denkmalgeschützten Rothschild-Palais. Mit der neuen Leiterin wird das so wichtige Jüdische Museum zudem innovativ und mit seiner besucherorientierten Vermittlungsarbeit weiterentwickelt. Beste Voraussetzungen, um seine vielfältig gewachsenen Aufgaben erfüllen zu können. 51 Neubau des Jüdischen Museums in Frankfurt. © Staab Architekten, München GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Kultur Für das mit dem Goethe-Haus und dem Freien Deutschen Hochstift verbundene neue Romantikmuseum ist der Wettbewerb abgeschlossen, so dass im Sommer 2015 mit dem Bau begonnen werden konnte. Mit Mitteln des Bundes, Landes, der Stadt und auch Privaten ist die Realisierung dieses Museums ermöglicht worden. Uns Grünen liegt vor allem am Herzen, dass am dortigen Standort weitergehende Nutzungen möglich sind, die verschiedene Bevölkerungsgruppen ansprechen. p CANTATESAAL MIT „FLIEGENDER VOLKSBÜHNE“ Es ist uns gelungen, den „Cantatesaal“ dauerhaft als Spielstätte zu erhalten: Michael Quasts Fliegende Volksbühne, ein zeitgemäßes Frankfurter Mundarttheater, konnte mit grüner Unterstützung im alten Volkstheater „landen“. Ein eigenständiges Kinder- und Jugendtheater, das auch Tanz und Experimentelles im Programm hat, ist für die kulturelle Bildung und Teilhabe der jüngeren Frankfurterinnen und Frankfurter unserer Überzeugung nach unverzichtbar. Es bleibt weiterhin ganz oben auf unserer kulturpolitischen Agenda. 52 Spielstätte für die Fliegende Volksbühne: Cantatesaal im Alten Volkstheater. © Die GRÜNEN im Römer p BUNDESWEIT ERSTE HOLOCAUSTPROFESSUR IN FRANKFURT An der Goethe-Universität wird die bundesweit erste Professur für die Erforschung des Holocaust entstehen. Der neue Lehrstuhl ist zugleich mit der Leitung des Fritz-Bauer-Institutes verbunden, das interdisziplinär die Geschichte und Wirkung der nationalsozialistischen Massenverbrechen erforscht. Zu verdanken ist dies einer großartigen Initiative der früheren grünen Bürgermeisterin und Stiftungsratsvorsitzenden des Fritz-Bauer-Instituts, Jutta Ebeling. Das Schauspiel und die Oper haben sich künstlerisch herausragend entwickelt. Jetzt gilt es, das von den Intendanten vorgelegte Strukturkonzept konstruktiv zu bewerten. Insbesondere stellt sich die Frage, wie künftige Tariferhöhungen für die über 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trotz notwendiger Einsparungen im siebenstelligen Bereich umgesetzt und der Sanierungsstau im Haus behoben werden kann. MEHR FREIRÄUME FÜR DIE BILDENDE KUNST UND DEN FILM Beharrliches grünes Engagement und das Programm „RADAR – Kreativräume für Frankfurt“, die Arbeit vieler Akteurinnen und Akteure und die gezielte Förderung von Zwischennutzungen sorgten für mehr Stabilität in der Kreativszene. Außerdem konnte das „Frankfurt LAB“ als herausragender Ort für innovative und spartenübergreifende Projekte gemeinsam mit dem Kulturfonds RheinMain zunächst gesichert werden. Um aus dem rigorosen Spardruck herauszukommen, haben wir neue Wege eingeschlagen. Wir setzen uns dafür ein, das Land an der Finanzierung wichtiger kultureller Projekte zu beteiligen. Dies ist uns mit der Städelschule mit ihrer international herausragenden Bedeutung bereits gelungen. Künftig wird sich das Land mit einem substanziellen Betrag an der Finanzierung beteiligen und in eine gemeinsame Trägerschaft einsteigen. Die jetzige Ausrichtung und künstlerische Autonomie der Städelschule wird nicht angetastet werden. Mit der Mittelerhöhung für Frankfurts größtenteils ehrenamtlich durchgeführte Filmfestivals (Nippon Connection, Türkisches Filmfestival) konnte zumindest ein Signal zur Aufwertung der Filmkunst gesetzt werden. NEUE KUNST- UND KULTURRÄUME EROBERN, BESTEHENDE ABSICHERN Erinnerungsstätte zur Juden-Deportation in der EZB. © picture alliance / dpa / Frank Rumpenhorst beauftragt, das Gedenken im öffentlichen Raum sichtbar und erlebbar werden zu lassen: Nicht ein statisches Denkmal, sondern künstlerischer Ausdruck zeigt hier in unterschiedlichen Formen, welchen historischen Stellenwert der Ort der ehemaligen Adlerwerke besitzt. Mit einem Antrag der Koalition haben wir uns für den Erhalt des Studierendenhauses als offenes Haus der Kulturen stark gemacht. Was die Ansiedlung weiterer Kulturinstitutionen auf dem Bockenheimer Campus betrifft, so ist trotz erheblicher Bemühungen der Grünen noch keine Entscheidung gefallen. Hierbei ist auch das Land gefragt, um die ehemals konzipierte Bildung eines „Kultur-Avantgarde-Areals“ aus Tanz, Musik und Ausbildung voranzutreiben und finanziell zu ermöglichen. Wir haben uns dafür eingesetzt, dass Frankfurt „Stadt der Zuflucht“ geblieben ist. Eine Evaluation kam 2015 zum Ergebnis, dass das gemeinsam von der Stadt, der Buchmesse und der litprom e. V. getragene Stipendienprogramm weiter fortgeführt werden kann. Damit wird es den in Krisengebieten verfolgten Schriftstellerinnen und Schriftstellern in Frankfurt weiterhin ermöglicht, mindestens für ein Jahr geschützt und finanziell abgesichert zu leben und zu arbeiten. 53 KONZEPTE FÜR EINE NEUE KULTUR DES ÖFFENTLICHEN GEDENKENS Konzepte für eine neue „Gedenk-Kultur“ sind mit Hilfe grüner Initiativen entstanden. Im November 2012 hat der Magistrat den Bau einer Erinnerungsstätte am Sitz der Europäischen Zentralbank (EZB) beschlossen. Die Gedenkstätte an der Großmarkthalle erinnert an die Deportation von über 10.000 Frankfurter Juden. Sie ist 2014 fertiggestellt und eröffnet worden. Wir konnten erreichen, dass die Rampe und die Katakombe, die sich auf dem heutigen EZB-Gelände befinden, für Besucherinnen und Besucher zugänglich sind. Für das KZ Katzbach wurden vier Frankfurter Künstlerinnen und Künstler Eine Gedenktafel im Römer erinnert auf Anregung von grünen StadträtInnen an den dortigen Beginn des Auschwitz-Prozesses am 20. Dezember 1963. © Die GRÜNEN im Römer GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Kultur STADTWEIT ZUHAUSE SCHAFFEN Ziel unserer Wohnungspolitik ist, allen Bevölkerungsschichten in Frankfurt ausreichenden und bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Gerade in der wachsenden Stadt ist dies eine zentrale Aufgabe. Denn eine ausgewogene Mischung der verschiedenen Bevölkerungsgruppen ist von grundlegender Bedeutung für ein auch weiterhin friedliches Miteinander in unserer Stadt. FÖRDERPROGRAMME FÜR SOZIAL DURCHMISCHTE STADTTEILE 2012 WOHNUNGSBAUFÖRDERMITTEL 2014 54 Trotz angespannter Haushaltslage ist es uns gemeinsam mit dem grünen Planungsdezernenten und Bürgermeister Olaf Cunitz gelungen, den Etat für Wohnungsbauförderungen seit 2012 wesentlich zu erhöhen. 22 Mio. € 45 Mio. € + 104 % Wir haben durchgesetzt, dass bei größeren Neubauprojekten und neuen Bebauungsplänen 30 Prozent der Wohnungen als mietpreisgebundener Wohnungsbau errichtet werden müssen und über städtebauliche Verträge abgesichert werden. Damit ergänzen wir den Markt der freifinanzierten Wohnungen, die sich in Frankfurt nicht jeder leisten kann. Ziel ist es, die Hälfte des geförderten Wohnungsbaus im klassischen ersten Förderweg (sozialer Wohnungsbau) errichten zu lassen und dadurch Menschen mit keinem oder sehr geringem Einkommen zu unterstützen. Hierfür dürfen je Quadratmeter keine Mieten über 5 Euro beziehungsweise 5,50 Euro bei Passivhäusern verlangt werden. Das Frankfurter Programm für familien- und seniorengerechten Mietwohnungsbau richtet sich vor allem an Haushalte mit geringem Einkommen, deren Haushaltseinkommen aber über der Bemessungsgrundlage für den ersten Förderweg (klassische Sozialwohnungen) liegt. Für sie sind die Wohnungen oftmals zu teuer geworden: Wir fordern seit langem von der Bundesregierung, diese Entwicklung – die wir mit unserem Programm kompensieren – durch Anhebung der Bemessungsgrenzen zu beheben. 2012 haben wir ergänzend ein eigenes Förderprogramm aufgelegt, um die Wohnungsnot von Studierenden zu lindern. Auch hier hat die Stadt eine Vorreiterrolle übernommen. Erst 2015 hat das Land nachgezogen, obwohl es seine Aufgabe ist, ausreichend studentischen Wohnraum zu schaffen. ANKAUF VON BELEGRECHTEN Durch den Erwerb von Belegrechten gelingt es, den starken Schwund der Zahl verfügbarer Wohnungen für Sozialberechtigte deutlich abzubremsen. Mit dem weiteren Erwerb von Belegrechten und der gleichzeitigen Förderung des Neubaus von Sozialwohnungen wollen wir den Trend sogar umkehren und für eine Stabilisierung der Zahl verfügbarer Sozialwohnungen in Frankfurt sorgen. 48.975 46.444 44.154 42.787 41.324 39.450 37.336 36.345 34.900 35.709 34.837 34.297 34.167 33.020 32.700 31.344 31.024 30.939 SOZIALWOHNUNGEN INSGESAMT 1. FÖRDERWEG INKL. BELEGRECHTEN 1996–2013 Dank des Erwerbs von Belegrechten konnte der Bestand an Sozialwohnungen stabilisiert werden: In den Jahren 2013 und 2014 waren es unterm Strich im Schnitt lediglich jeweils etwa 160 Wohnungen weniger, die für Sozialwohnungsberechtigte zur Verfügung standen. pp ANKAUF VON BELEGRECHTEN Unser kommunales Förderprogramm zum Erwerb von Belegrechten ist ein bundesweit einmaliger Erfolg, das einen Spitzenplatz unter den Städten mit ähnlichen Instrumenten einnimmt: ºº Seit 2012 konnte das Amt für Wohnungswesen bereits mehr als 1.000 Belegrechte erwerben und damit insgesamt rund 2.700 Menschen vermitteln ºº Von PrivateigentümerInnen kommen etwa 100 Belegrechte ºº Von der Nassauischen Heimstätte 200 ºº Von der ABG Frankfurt Holding mehr als 700 Darüber hinaus wurden Belegrechte für über 2.000 Wohnungen vertraglich gesichert, deren Sozialbindungen in nächster Zeit auslaufen beziehungsweise die bei Freiwerden in eine Sozialbindung aufgenommen werden. NEUER MIETSPIEGEL: NACH WOHNLAGEN DIFFERENZIERT UND MIT ENERGETISCHEN STANDARDS Die Arbeiten an einem neuen qualifizierten Mietspiegel haben wir um ein Jahr vorgezogen, damit insbesondere die Wohnlagen und deren Differenzierung geprüft und auch energetische Standards abgefragt werden. Eine genauere Abgrenzung der Wohnlagen muss das beauftragte Institut Wohnen und Umwelt wissenschaftlich ableiten. Seit 2014 ist dieser Mietspiegel nun in Kraft und wurde im Vergleich zu früheren wesentlich positiver aufgenommen. Trotz weiterhin kritischer Stimmen sprechen wir uns ausdrücklich für die Erstellung eines Mietspiegels aus: Er ist ein wichtiges Instrument, das vor unkontrollierten Mieterhöhungen schützt. Der neue Mietspiegel ist Abbild und nicht Ursache des tatsächlichen Mietniveaus, wie auch der DMB Mieterschutzverein Frankfurt und der Mieterbund Frankfurt betonen. LIEGENSCHAFTSFONDS FÜR GEMEINSCHAFTLICHES WOHNEN GEGRÜNDET Gemeinschaftliche und innovative Wohnprojekte werden immer beliebter. Als Anker und Impulsgeber guter Nachbarschaften im Stadtteil haben sie für uns eine enorme Bedeutung. Die Suche nach geeigneten Grundstücken gestaltet sich aber oft schwierig; ebenso die technische oder finanzielle Umsetzung. Als unterstützende Maßnahme wurde daher 2014 der Liegenschaftsfonds gegründet, den die mehrheitlich städtische Konversions-Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH (KEG) verwaltet. FRANKFURTER LIEGENSCHAFTSFONDS ist mit insgesamt rund 7 Mio. € ausgestattet. Der Liegenschaftsfonds dient zur Aktivierung von Grundstücken für gemeinschaftliches und genossenschaftliches Wohnen in ganz Frankfurt. Dort, wo Wohnen möglich ist und sich zunächst kein privater Bauherr findet, soll die KEG das Objekt bauen oder sanieren helfen, GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Wohnen 55 damit es für gemeinschaftliche Wohnprojekte zur Verfügung steht. Erste Projekte nimmt die KEG in Höchst in Angriff. Weitere Projekte sind in anderen Stadtteilen bereits in Planung. Insbesondere auch schwierige Gebäude und Grundstücke können ein großes Potenzial für gemeinschaftliche Wohnprojekte besitzen. Gerade in den Stadtteilen außerhalb des Alleenrings finden sich in den alten Ortskernen viele Gebäude, die offensichtlich leer stehen und langsam verfallen, oder kaum genutzte Grundstücke. Wenn sie so mit der Unterstützung eine zentralen Ansprechperson wieder nutzbar gemacht werden, tragen sie auch zur Stärkung und Belebung der Stadtteile bei. ABG-INVESTMENT BIS 2019 2 Milliarden Euro 6.181 2.260 37 % neue Wohnungen davon öffentlich – somit sind der neuen ABGWohnungen zukünftig öffentlich gefördert KLEINE MIETEN, GROSSER BEITRAG ZUR ENERGIEWENDE Als größte städtische Wohnungsbaugesellschaft leistet die ABG Frankfurt Holding einen wichtigen Beitrag zur Wohnraumversorgung. Zudem hält sie fast die Hälfte aller Sozialwohnungen in Frankfurt. p 56 LEISTUNGEN DER ABG º Aktuell über 50.000 ABG-Wohnungen º Durchschnittliche Miete im Bestand der freifinanzierten Wohnungen: 7,64 Euro/m² (Durchschnittsmiete in Frankfurt: 10,13 Euro/m2) º Die gesetzliche Kappungsgrenze – maximale Mieterhöhung von 20 Prozent innerhalb von drei Jahren – wird um fünf Prozentpunkte unterschritten. Nach der Absenkung der Kappungsgrenze durch die hessische Landesregierung auf 15 % hat sich die ABG selbst verpflichtet, weiterhin 5 %-Punkte unterhalb des gesetzlich Möglichen zu bleiben º Innerhalb von 3 Jahren wird die Miete um maximal 10 % erhöht º Bei Neuvermietungen im niedrigen und mittleren Preissegment hat sich die ABG verpflichtet, vier Prozent unterhalb des Mietspiegels zu bleiben º Zuschlag „zentrale Lage“ auf 0,49 Euro pro Quadratmeter herabgesetzt (freiwillige Selbstverpflichtung seit 2015), obwohl er nach aktuellem Mietspiegel zukünftig 0,99 Euro beträgt INVESTITIONSPROGRAMM ABG BIS 2019 Mit einem ehrgeizigen Investitionsprogramm bis 2019 trägt die städtische ABG wesentlich dazu bei, dass auch bei dem anhaltenden Bevölkerungswachstum die Wohnraumversorgung ausgebaut wird. Besonders wichtig ist dies bei Wohnungen für Mieterinnen und Mietern mit niedrigen und mittleren Einkommen. In diesem Segment investieren zu wenige private Bauherren, obwohl es ein umfangreiches Portfolio an Förderungen für diesen Bereich gibt. Auch die Nassauische Heimstätte, die mehrheitlich der Stadt Frankfurt und dem Land Hessen gehört, stellt in Frankfurt mit rund 16.000 Wohnungen beträchtlichen Wohnraum bereit. In den nächsten Jahren wird sie hier rund 1.600 neue Wohnungen errichten, darunter geförderte, freifinanzierte sowie Eigentumswohnungen. SEGREGATIONSMONITORING Das Segregationsmonitoring wird im Rahmen der Milieuschutzsatzungen als Stadtteilmonitoring weitergeführt. Um einer Verdrängung der bisherigen Bewohner in einzelnen Frankfurter Stadtteilen entgegenzuwirken, werden alle politischen Instrumente genutzt. Grundlegende Informationen hierfür kann ein Stadtteilmonitoring mit Informationen zur Bevölkerung und gegebenenfalls Veränderungen in der Zusammensetzung liefern. Im Zusammenhang mit der Erarbeitung von Milieuschutzsatzungen wird ein solches Stadtteilmonitoring aufgebaut. Für die bis 2016 in Bearbeitung befindlichen Satzungsgebiete (vornehmlich die Gründerzeitgebiete innerhalb des Alleenrings) dient es als Grundlage. Zukünftig können Verdrängungsprozesse damit frühzeitig erkannt und es kann entsprechend gegengesteuert werden. Siehe auch „Milieuschutzsatzungen“ Seite 60. VORBILDER SANIERUNG IM BESTAND: HEINRICH-LÜBKESIEDLUNG + MAINFELD In den 1970er Jahren wurden einige städtebauliche Entscheidungen getroffen, die man sicherlich heute so nicht mehr treffen würde. Die Siedlung im Mainfeld hatte jahrelang mit einem schlechten Ruf zu kämpfen. In mehreren, mittlerweile sanierungsbedürftigen Hochhäusern in Niederrad waren bisher hauptsächlich kleine Sozialwohnungen konzentriert. Da sich die Bewohnerinnen und Bewohner jedoch stark mit ihrem Quartier identifizieren und auch ökologische Aspekte dafür sprachen, wurde die Entscheidung für eine umfassende Sanierung getroffen. Die städtische Wohnheim GmbH hat nun gezeigt, dass eine solche Sanierung funktionieren und gleichzeitig – durch eine Änderung der Wohnungszuschnitte – eine stärkere soziale Durchmischung geschaffen werden kann. Alle wegfallenden Sozialwohnungen werden in der Umgebung wieder ausgeglichen, daher gibt es keinen Verlust an dem benötigten Sozialwohnungsbestand. Die Sanierung des ersten Hochhauses wurde 2014 abgeschlossen und bereits im August 2014 mit der Sanierung des zweiten Hochhauses begonnen. Neben der Anpassung an moderne energetische Standards wurden auch die Sockelbereiche der Türme als halb-öffentliche Räume aufgewertet: Sie sollen heller und freundlicher gestaltet werden. Hier ist nun ein Jugendtreff mit angrenzender Fahrradwerkstatt untergebracht. pp FEHLBELEGUNGSABGABE Lange von den Grünen gefordert, wird die Fehlbelegungsabgabe 2016 wieder eingeführt, nachdem sie von der schwarz-gelben Landesregierung 2011 abgeschafft wurde. Mit der Fehlbelegungsabgabe ist von Haushalten eine Abgabe zu leisten, die in sozialgebunden Wohnungen leben, obwohl sie keinen Anspruch (mehr) darauf haben. Überschreiten sie die Bemessungsgrenze um 20 %, muss die Abgabe geleistet werden. Die hier eingenommenen Mittel müssen zweckgebunden in die Wohnungsbauförderung investiert werden. Somit hilft auch die Fehlbelegungsabgabe das weitere Abschmelzen des Sozialwohnungsbestandes zu verringern beziehungsweise den Bestand auszubauen. UMWANDLUNG VON BÜRO- IN WOHNRAUM Auch wenn dieses Thema stark von den jeweiligen EigentümerInnen abhängig ist, ist die Umwandlung von Büro- in Wohnraum ein wichtiges Standbein bei der Wohnungsversorgung. Die Zahl der Umwandlungen hat im Jahr 2014 mit 978 Wohneinheiten einen absoluten Spitzenwert erreicht; angesichts begrenzter Neubauflächen in Frankfurt ein bedeutender Pfeiler in der Wohnraumversorgung. Als beispielhaftes Quartier ist hier die Bürostadt Niederrad zu nennen. Das ehemals monofunktionale Quartier wird nach und nach in ein gemischtes und lebendiges Quartier aus Gewerbe und Wohnen überführt. Die entsprechenden Bebauungsplanverfahren laufen, einzelne erste Projekte sind bereits in der Entstehung. WOHNUNGSBAU IN FRANKFURT ANGEKURBELT Im Wohnumfeld werden neu gestaltete Vorplätze, neue Wege, eine Umgestaltung der Grünanlagen und ein neuer Quartiersplatz die Atmosphäre und Lebensqualität im Mainfeld nachhaltig verbessern. In der Heinrich-Lübke-Siedlung in Praunheim wurden bereits 2010 rund 600 Wohnungen saniert. Auch hier wurde das Wohnumfeld neu gestaltet und mittlerweile sichert ein Supermarkt vor Ort wieder die Nahversorgung der Bewohnerinnen und Bewohner. Die Neugestaltung des Quartiersplatzes öffnet sich zum Stadtteil, so konnte die vorher herrschende Trennung von Stadtteil und Siedlung beseitigt werden. 10.000 2013–2014 wurden fast neue Wohnungen genehmigt. GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Wohnen 57 WACHSENDE STADT GESTALTEN Seit 2005 ist unsere Stadt um mehr als 70.000 Menschen auf über 700.000 gewachsen. Bis 2020 sollen es knapp 810.000 Frankfurterinnen und Frankfurter sein. Diese Entwicklung ist erfreulich, zeigt sich hierin doch die Attraktivität vor allem für junge Familien mit Kindern. Das Wachstum stellt eine Stadt, die über begrenzte Flächen verfügt, aber auch vor große Herausforderungen. Grüne Politik setzt auf ganzheitliches Denken und Handeln: Wir schaffen mit dem neuen Wohnraum auch die notwendigen Erholungsflächen, die soziale Infrastruktur und entsprechende Mobilitätsangebote – und behalten dabei die stadtklimatischen Auswirkungen im Auge. 58 BEHUTSAM NACHVERDICHTEN UND ERWEITERN INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT FRANKFURT 2030 Wir stehen für eine integrierte Stadtentwicklung. Wohnblocks auf der grünen Wiese oder dem Acker mit weitreichenden Konsequenzen für die Umwelt, den Verkehr und das soziale Gefüge werden wir Grünen verhindern. Vielmehr treten wir für eine behutsame innerstädtische Nachverdichtung und eine Erweiterung an den Rändern bestehender Stadtteile ein – orientiert an vorhandenen Strecken des ÖPNV, um zusätzlichen Individualverkehr zu vermeiden. Im Vordergrund stehen dabei auch der Ausbau von Grünflächen, begrünte Innenhöfe – wie zum Beispiel das Innenhofbegrünungsprogramm im Bahnhofsviertel – und Fassaden zu Gunsten des Stadtklimas und der Lebensqualität. Gewerbe und Wirtschaft brauchen gleichermaßen ihren Platz in der kompakten Stadt des 21. Jahrhunderts und entsprechend in der Stadtplanung. Mit einem Masterplan Industrie wollen wir zeigen, wie Raum für Arbeiten und Wohnen in einem Quartier miteinander vereinbart werden kann (lesen Sie hierzu auch Seite 62 und folgende). Wo es möglich ist, wandeln wir leer stehenden Büroraum in Wohnraum um. Der Magistrat erstellt in den nächsten Jahren ein integriertes Stadtentwicklungskonzept. Dabei geht es darum, fach- und dezernatsübergreifende Leitvorstellungen für die weitere nachhaltige Entwicklung Frankfurts zu erarbeiten. Thematisch wird unter anderem an den Punkten Wohnen, Umwelt, Wirtschaft, Verkehr/Mobilität und Soziales gearbeitet. Am Ende dieses komplexen Prozesses soll ein „Integriertes Stadtentwicklungskonzept Frankfurt am Main 2030“ einen Orientierungsrahmen für die Stadtentwicklung schaffen. Die Bürgerinnen und Bürger sollen maßgeblich mitreden und ihre Vorstellungen einbringen: Eine erste öffentliche Veranstaltung hat im September 2015 stattgefunden. WOHNBAULANDBEREITSTELLUNG Das Stadtplanungsamt arbeitet vorrangig an über 30 Bebauungsplänen, die das Ziel des Wohnungsbaus beinhalten. Darunter sind Bebauungspläne, die eine ergänzende Wohnbebauung an Ortsrändern (westlich der Nordweststadt, Berkersheim-Ost), die Stärkung des Wohnens in der Innenstadt (Breite Gasse, Allerheiligenviertel) oder die Umwandlung mindergenutzter ge- werblicher Flächen (Hanauer Landstraße – westlich Osthafenplatz/Launhardtstraße, Kleyerstraße/Ackermannstraße) vorsehen. FORTSCHREIBUNG DES WOHNBAULANDENTWICKLUNGSPROGRAMMS + 44 Flächen für Wohnungsbau + 30.000 PLANUNGSWERKSTÄTTEN: BÜRGERiNNEN AN QUARTIERSENTWICKLUNG BETEILIGEN Planungsvorhaben wirken sich direkt auf ihre Umgebung aus. Wir wollen die Bürgerinnen und Bürger deshalb in Planungsprozesse stärker einbinden und gemeinsam die beste Lösung für Quartiere entwickeln. Vielfach ist das bereits gelungen. So haben die Planungswerkstätten zum Mainfeld, den Ortskernen von Praunheim und Alt-Niederursel regen Zuspruch erfahren. Für die Zukunft sehen wir es als unsere Aufgabe, noch weitere gesellschaftliche Gruppen zu erreichen und in die Beteiligungsprozesse einzubeziehen. Wohneinheiten Die Wohnbaulandentwicklung ist ein wichtiges Steuerungsinstrument, um nachfragebedingt steigende Mietpreisniveaus und Verdrängungsprozesse zu vermeiden. ERNST-MAY-VIERTEL Eine der größten städtebaulichen Entwicklungen der nächsten Jahre kann die Einhausung der A 661 und das in diesem Zusammenhang entstehende Ernst-May-Viertel werden. pp GRÜNVERBINDUNG UND LÄRMSCHUTZ Insgesamt könnten auf den angrenzenden Flächen rund 3.500 Wohneinheiten und durch die eigentliche Einhausung eine durchgehende Grünverbindung vom Günthersburgpark in Bornheim nach Seckbach zum Lohrberg und bis in den GrünGürtel entstehen. Durch die Einhausung ergibt sich zusätzlich ein Lärmschutz für die Anwohnerinnen und Anwohner an der A 661. Wir Grünen machen uns dafür stark, dass die Finanzierung des Projektes durch Zusagen des Bundes und des Landes gesichert wird. Die Stadt Frankfurt wird ihren Teil dazu beitragen. ZEIL-NEBENSTRASSEN: MEHR GRÜNFLÄCHEN UND KLEINERE GESCHÄFTE Die Innenstadt soll ein lebendiges und attraktives Zentrum mit mehr Grün, weniger Verkehrsflächen und auch längerfristig mit kleineren, inhaberInnengeführten Geschäften werden. Nachdem die Umgestaltung der Zeil abgeschlossen ist, wurde der Umbau der Seitenstraßen wie der Großen Friedberger Straße, Schäfergasse und Fahrgasse sowie des Platzes an der Staufenmauer angegangen. Neue Bäume werden gepflanzt und die Flächen zu Gunsten der Fußgänger neu aufgeteilt. Das grüne Planungs- und Baudezernat arbeitet zusammen mit dem grünen Verkehrsdezernat gleichzeitig und gleichrangig an weiteren Projekten für die Stadtteile. pp SCHÖNERES FRANKFURT ºº 10 Mio. Euro pro Jahr für die Verbesserung des sozialen, ökologischen und städtebaulichen Umfelds sowie eine Steigerung der Lebensqualität ºº Insgesamt rund 50 Maßnahmen im gesamten Stadtgebiet Neuer Vorplatz des Rödelheimer Bahnhofs mit FahrradAbstellplatz dank „Schöneres Frankfurt“. © DIE GRÜNEN im Römer GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Bauen und Planen 59 stabilisieren. Zusätzliche Wohnfläche wird für gemeinschaftliche und genossenschaftliche Wohnprojekte reserviert. Auf Grund der großen Nachfrage hat die ABG ein Bewerbungs- und Auswahlverfahren für diese Gruppen durchgeführt º Ein Wettbewerb zur Gestaltung des öffentlichen Grünund Freizeitraums, an dem Bürgerinnen und Bürger beteiligt werden, befindet sich in Vorbereitung Der Campus Bockenheim heute. © Die GRÜNEN im Römer KULTURCAMPUS BOCKENHEIM: ÖKOLOGISCH, KULTURELL UND SOZIAL BEISPIELHAFTES WOHNQUARTIER 60 Wir haben verbindliche Leitlinien für den neuen Kulturcampus Bockenheim beschlossen. Denn die Universität wird das Quartier schrittweise räumen. Auf dem 16,5 Hektar großen Areal zwischen Senckenberganlage und Gräfstraße soll ein ökologisch und sozial beispielhaftes Wohnviertel entstehen, dessen Identität vielfältige kulturelle Projekte prägen. Das heutige Studierendenhaus und das erweiterte Senckenberg Museum werden kulturelle Zentren. Wir befürworten ausdrücklich den Umzug der Hochschule für Musik und darstellende Kunst (HfMdK) nach Bockenheim und hoffen auf eine zügige Veröffentlichung der Pläne des Landes Hessen. Wir unterstützen den Eigentümer, die städtische ABG, nachdrücklich darin, ihr Programm „Wohnen für Alle“ umzusetzen, das weitestgehend ohne Autoverkehr auskommt. p CAMPUS „WOHNEN FÜR ALLE“ AUF DEM º Gute ÖPNV-Anbindung soll mit Carsharing-Angeboten ergänzt, Wohnen und Gewerbe unterschiedlicher Ausprägung gefördert werden º 30 Prozent der entstehenden Wohnungen werden gefördert sein º Gemeinschaftliche Wohngruppen sollen zur lebendigen Nachbarschaft beitragen und das Quartier Das Philosophicum mit seiner prägenden 1950er-JahreArchitektur von Ferdinand Kramer konnte trotz erheblicher Widerstände als Baudenkmal erhalten werden. Auch wenn es der Initiative Philosophicum trotz unserer politischen sowie der fachlichen Unterstützung durch die ABG leider nicht gelang, das Gebäude zu kaufen, verspricht das neue Konzept – ein Studierendenwohnheim mit einem Anteil geförderter Studierendenwohnungen – ebenfalls zu einer guten Durchmischung des Quartiers beizutragen. MILIEUSCHUTZSATZUNGEN Die neuen Milieuschutzsatzungen sollen dazu beitragen, sogenannte Luxussanierungen zu verhindern und somit der Gentrifizierung – der Verdrängung bestimmter Bevölkerungsgruppen aus einem Stadtteil – in den besonders begehrten innenstadtnahen Stadtteilen entgegenzuwirken. Indem bauliche Veränderungen unter Genehmigungsvorbehalt gestellt werden, können unter anderem Änderungen bestehender Wohnungen versagt werden, wenn damit der allgemein übliche Standard von (Miet-)Wohnungen überschritten würde. p KRITERIEN, DIE MÖGLICHER BAULICHER VERÄNDERUNG ENTGEGENSTEHEN º Schaffung einer Wohnung, wenn sie größer als 130 m² ist º Zusammenlegung von Wohnungen zu einer Großwohnung von mehr als 130 m² º Neue Balkone, Dachterrassen und Wintergärten größer als 8 m² º Personenaufzüge, die nur einzelne obere Geschosse erschließen Ausdrücklich nicht ausgeschlossen sind Modernisierungen, die der Barrierefreiheit dienen, Anpassungen an den durchschnittlichen Wohnungsstandard oder energetische Maßnahmen. In Gebieten mit erlassenen Milieuschutzsatzungen kann die Stadt zusätzlich ein Vorkaufsrecht geltend machen oder mit dem oder der zukünftigen EigentümerIn Abwendungsvereinbarungen unterzeichnen, in der sich der oder die EigentümerIn verpflichtet, zum Beispiel eine Luxussanierung zu unterlassen. Die erste der neuen Milieuschutzsatzungen betrifft Bockenheim. In einer aufwendigen Studie wurde zunächst geprüft, ob ein Milieu vorzufinden ist, das es zu schützen gilt, und wie dieses Milieu zu definieren ist. Da sich die Annahme bestätigt hat, trat am 19. Mai 2015 die Milieuschutzsatzung für den Bereich Bockenheim I in Kraft. Da die Gefahr einer Verdrängungsdynamik auch in anderen Stadtgebieten besteht, sind sieben weitere Aufstellungsbeschlüsse für Milieuschutzsatzungen verabschiedet worden. Darunter Teile von Gallus und Gutleutviertel, Bahnhofsviertel, Sachsenhausen-Nord, Alt- und Innenstadt, Ostend, Bornheim, Nordend und das Westend. Bereits durch den Aufstellungsbeschluss können Baugesuche zurückgestellt werden, die voraussichtlich gegen die Ziele der Milieuschutzsatzung verstoßen. Die sieben neuen Milieuschutzsatzungen sollen im Jahr 2016 in Kraft treten. INNENSTADTKONZEPT In einem offenen Planungsprozess mit zahlreichen öffentlichen Informations- und Werkstattveranstaltungen konnten die Bürgerinnen und Bürger seit 2010 ihre Anregungen zur Zukunft der Innenstadt einbringen. Mit dem im September 2014 vom Planungsdezernenten Olaf Cunitz in Zusammenarbeit mit Umwelt- und Gesundheitsdezernentin Rosemarie Heilig und Verkehrsdezernent Stefan Majer vorgelegten Innenstadtkonzept ist es in Frankfurt erstmals gelungen, eine ressortübergreifende Entwicklungsperspektive zu entwerfen. Das gesamtheitliche Konzept berücksichtigt die Anpassungen an den Klimawandel, Grünräume und Verkehrsthemen bei der Stadtentwicklung. Als Rahmenkonzept wird es nun „mit Leben gefüllt“: einen umfassenden Maßnahmenkatalog haben die Stadtverordneten hierzu im Juli dieses Jahres beschlossen. Vitale Quartiere zum Wohnen und Leben für alle erhalten, Beispiel Bockenheim. © Die GRÜNEN im Römer Gezielt weiter gestärkt werden sollen vor allem das Wohn- und Kulturangebot sowie die Aufenthaltsqualität durch mehr Bäume und grüne Räume. DOM-RÖMER: NEUE ALTSTADT An Stelle des ehemaligen Technischen Rathauses entsteht die Frankfurter Altstadt neu. Sie wird kein romantisierendes Museumsstädtchen, sondern ein lebendiges Wohnquartier mit Einzelhandel und Gastronomie in den Erdgeschossen. Zudem wird mit dem Stadthaus ein neuer Veranstaltungsaal inmitten der Stadt geschaffen. Gleichzeitig wird der Archäologische Garten weiterhin frei zugänglich und vor der Witterung geschützt bleiben. NEUE ALTSTADT 35 15 Altstadthäuser davon historisch rekonstruiert GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Bauen und Planen 61 Friseur WIRTSCHAFTSSINN, 3 pt DER SINN SCHAFFT Wir Grünen setzen uns für eine Wirtschaftspolitik in Frankfurt ein, die bei ökonomischen Entscheidungen ökologische und soziale Zielsetzungen gleichermaßen im Blick hat. Ein starker Wirtschaftsstandort ist Garant für Wohlstand und soziale Sicherheit. Denn nur dann ist es möglich, so beträchtlich in unsere Stadt und ihre Weiterentwicklung, in die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger zu investieren, wie wir es in Frankfurt derzeit tun. Daher unterstützen wir die Stärkung von Schlüsselbranchen, unter anderem durch strukturpolitische Projekte, und eine aktive Ansiedlungspolitik. Frankfurt soll aber mindestens ebenso der Standort für eine grüne Industrie, „Social Entrepreneurs“, kreative und andere Existenzgründerinnen und Existenzgründer und für „gutes Wirtschaften“ sowie nachhaltigen Konsum insgesamt sein. 62 NACHHALTIGE GEWERBEGEBIETE UND MASTERPLAN INDUSTRIE Frankfurts Gewerbegebiete verändern sich beständig. Wenn diese Veränderungen Brachen erzeugen, bieten sich Chancen für eine ökologische Neuausrichtung und Reaktivierung des Gebietes. Diese wollen wir nutzen. p ZIELE GRÜNER GEWERBEGEBIETE: º Möglichst keine Eingriffe in die Natur º Verringerung der CO2- und Lärmemissionen, des Energieverbrauchs und des Abfallaufkommens Ein nachhaltiges, ein grünes Gewerbegebiet ist vor allem eines: zukunftsfähig. Es berücksichtigt dabei ökologische, ökonomische und soziale Kriterien, die durch koordinierte Zusammenarbeit mit den Akteurinnen und Akteuren realisiert werden. º Synergieeffekte durch „intelligente“ dezentrale Energiekonzepte Begrünung und neue Wege machen das Gebiet für die Allgemeinheit zugänglich und attraktiv, so dass es sich gut in die Stadtteile integriert. º Ein Mobilitätskonzept, das auch den Lieferantenverkehr „intelligent“ vernetzt º Schonender Flächenverbrauch º Ressourcenschonendes Wassermanagement º Erhöhte Wettbewerbsfähigkeit angesiedelter Unternehmen dank der Standortvorteile º Starke Infrastrukturen und Standorte dank Alleinstellungsmerkmalen und klarem Profil grüner Gewerbegebiete Wir haben den Magistrat 2015 mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Gemäß erster Ergebnisse bieten die in die Jahre gekommenen Gebiete Seckbach und Fechenheim Nord große Potenziale für eine Weiterentwicklung als grüne Gewerbegebiete. Im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Flächenverbrauch würden wir dies sehr begrüßen. Wir gehen davon aus, dass der Startschuss für das erste grüne Gewerbegebiet Frankfurts noch in dieser Legislaturperiode fallen kann. Außerdem wird in Frankfurt zurzeit ein Masterplan Industrie erarbeitet. Er wird zusätzlich Bestand und Entwicklungspotenziale von Industrie- und Gewerbeflächen im Stadtgebiet aufzeigen. Auf unsere Initiative hin werden hierbei auch interkommunale Kooperationsmöglichkeiten geprüft. Frankfurt will für die Industrie weiterhin attraktiv bleiben. Zur deren Stärkung hat auch beigetragen, dass der Osthafen als Gewerbe-Standort langfristig über entsprechende Verträge mit den Gewerbetreibenden gesichert wurde. „DIGITAL HUB“: STANDORTVORTEIL ENERGIEEFFIZIENT AUSBAUEN Bei der Standortentscheidung von Firmen ist immer häufiger ein leistungsfähiges Breitband-Netz wichtiger als der Gewerbesteuersatz. Gut für Frankfurt, denn: Unsere Stadt verfügt über einen der weltweit größten Internetknoten. Rechenzentren verbrauchen jedoch erhebliche Flächen und sehr viel Energie. Das stellt eine große Anforderung an die begrenzten Flächenressourcen dar und gefährdet auch die Klimaziele der Stadt. Aus Kostengründen arbeiten die Unternehmen zwar schon von sich aus an einer Senkung des Energieverbrauchs. Aber die IT-Branche wächst rasant. Wir haben daher den Magistrat gebeten, mithilfe von Wettbewerben und in Zusammenarbeit mit Klimatechnikunternehmen, dem Energiereferat und den Hochschulen die Möglichkeiten für ein energieeffizientes Wachstum aufzuzeigen. Wir brauchen eine Flächenbedarfsanalyse, eine mittelfristige Wachstumsprognose und zusätzliches Know-how. Maßnahmen. Sie vereinfachen den Start und ebnen den Weg in die Selbstständigkeit. Deshalb kämpfen wir jedes Jahr aufs Neue um ihren Bestand. Zusätzliche Mittel von Land, Bund oder der EU würden den städtischen Haushalt langfristig entlasten und die Gründerszene stärken. Dafür müsste jedoch zunächst ein kommunaler Ko-Finanzierungspool eingerichtet werden. Der Magistrat prüft auf unsere Initiative, wie sich eine solche Einrichtung auf die Gewinnung von Fördermitteln auswirken würde. NAHVERSORGUNG SICHERN In vielen Stadtteilen und Quartieren lösen sich die bisherigen Einzelhandels- und Nahversorgungsstrukturen auf. Das Einzelhandels- und Zentrenkonzept entwickeln wir deshalb mit einem Schwerpunkt „Sicherung der Nahversorgung“ weiter, um Lücken im Nahversorgungsnetz festzustellen und zu schließen. Die Stadtverordnetenversammlung hat unseren Antrag hierzu beschlossen und der Magistrat wird das Konzept erneut fortschreiben. Während seiner Erarbeitung durch ein auf Einzelhandel spezialisiertes Gutachterbüro werden – entsprechend den Maßgaben des Beschlusses – StadtteilakteurInnen wie die Ortsbeiräte, Gewerbevereine und der örtliche Einzelhandel sowie die interessierte Öffentlichkeit beteiligt. PLASTIKTÜTENFREIE EINKAUFSSTRASSEN UND EINKAUFSZENTREN Plastiktüten verbrauchen die kostbare Ressource Rohöl, werden nur sehr kurz genutzt, zerfallen erst nach GRÜNDERSZENE STÄRKEN, STÄDTISCHE MITTEL EFFEKTIV NUTZEN Frankfurt ist eine GründerInnen-Stadt. Die Förderung der Gründerszene steht seit Jahren weit oben auf der Agenda grüner Wirtschaftspolitik. Der Frankfurter Gründerpreis, die Gründermesse, die Unterstützung von Einrichtungen wie Jumpp und Kompass oder das Gründerhaus für die Kreativszene sind beispielhafte Vermeiden ist besser als Up-Cycling – Plastiktüten-Kunst beim grünen Stadtteilfest Sachsenhausen am 5. September 2015. © Ursula auf der Heide GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Wirtschaft 63 Jahrzehnten, verschmutzen die Grünflächen der Stadt, zerstören das Ökosystem der Weltmeere und schädigen Tiere und Menschen. Handlungsspielräume für den Bau und Erhalt von preisgünstigem Wohnraum zu stärken. Mehr hierzu finden Sie unter dem Thema Wohnen auf Seite 54 und folgende. Die EU hat sich nicht zu einem klaren Verbot von Plastiktüten durchringen können, so dass für Handel und VerbraucherInnen Anreize fehlen, diesen unverantwortlichen Ressourcenverbrauch zu reduzieren. Die Kommunen müssen selbst tätig werden. Im Zuge der vielfältigen Initiativen als Green City könnte Frankfurt mit einem solchen Projekt auch wieder eine Pionierrolle einnehmen. Trotz jährlich stark schwankender Einnahmeergebnisse der Stadt sind – vielfach rasch – hohe Investitionen in die Infrastruktur unserer rasant wachsenden Stadt unabdingbar. Wachstum versus Haushaltskonsolidierung markiert den maßgeblichen Spagat der Haushauspolitik in der aktuellen Wahlperiode. Auch für die künftigen Generationen sparen wir verantwortungsvoll und investieren weiterhin in gute Bildung und Betreuung, in ein lebendiges Kulturleben, in Zusammenhalt und die Teilhabe aller am städtischen Leben, in den Wohnungsbau, den öffentlichen Nahverkehr und ökologische Zukunftsfähigkeit. Wir Grünen wollen Frankfurts vergleichsweise sehr gute Infrastruktur und Angebotssituation sichern. Frankfurts finanzielle Lage ist heute relativ stabil, dennoch muss noch immer auf die Rücklagen zurückgegriffen werden – wenn auch geringer als noch zu Anfang der Legislaturperiode prognostiziert. Zur Realisierung des Projektes „Plastiktütenfreie Einkaufsstraßen und -zentren“ plant der Magistrat, die Gewerbevereine und lokalen Interessengemeinschaften der Wirtschaft, die ManagerInnen der Einkaufszentren sowie ausgewählte UnternehmensvertreterInnen zu einer Veranstaltung einzuladen. Gemeinsam sollen ausgewählte Konzepte und Initiativen vorgestellt und diskutiert werden. Aus grüner Sicht könnte es ein Alleinstellungsmerkmal schaffen und Frankfurts Bemühungen unterstützen, als Green City einen wirksamen Beitrag zur Lösung globaler Umweltprobleme zu leisten. 64 HAUSHALTEN FÜR DIE ZUKUNFT Die Einnahmen der Stadt Frankfurt hängen maßgeblich von der Gewerbesteuer ab. Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat auch Frankfurt vor große finanzielle Probleme gestellt. Noch verschärft hat sich die Situation, seitdem das Land die Zuweisungen aus der Grunderwerbsteuer, die Stellplatzablöse und die Fehlbelegungsabgabe gestrichen hat: jährliche Einnahmeverluste von 100 Millionen Euro. Die schwarz-grüne Landesregierung hat jetzt die Wiedereinführung der Fehlbelegungsabgabe beschlossen, um den Kommunen die Möglichkeit zu eröffnen, ihre zweckgebundenen finanziellen Zudem wird die Stadt ab 2016 jährlich mit um die 50 Millionen Euro weniger aus dem neuen Kommunalen Finanzausgleich (KFA) auskommen müssen. Das sind nach konstruktiven Verhandlungen mit dem Land immerhin 27 Millionen Euro weniger als zunächst angekündigt. Trotz des Verhandlungserfolgs weist die Neuordnung des KFA in die falsche Richtung und wird den Haushalt massiv belasten. Frankfurts überregionale Funktion, beispielsweise in der Kultur oder der Verkehrsinfrastruktur, und auch das Wachstum der Stadt wurden nicht genügend berücksichtigt. Wir werden nicht müde werden, der Landesregierung gegenüber die besondere Rolle Frankfurts in der Region aufzuzeigen und schließen eine Klage gegen die jetzige Regelung weiterhin nicht aus. Verantwortungsvolles Wirtschaften im Römer für diese und kommende Generationen. © Die GRÜNEN im Römer FRÜHZEITWIRKUNG: BÜRGERiNNENAKTIV Jede und jeder von uns möchte sicher leben. Gleichzeitig aber ist die Freiheit in unserer Gesellschaft einer der höchsten Werte – und gerade wir Grünen sind traditionell kritisch und sensibel, was eine generelle – zunehmend auch digitale – Überwachung und Sanktionierung von Bürgerinnen und Bürgern angeht. In der Sicherheitspolitik für Frankfurt setzen wir Grünen stark auf Prävention und frühzeitiges Einwirken. Ein gelungenes Beispiel hierfür ist das Haus des Jugendrechts an mittlerweile zwei Standorten in Frankfurt. Das Konzept zielt auf kurze Wege sowie rasche gemeinsame Lösungen und unterstützt den präventiven Gedanken, den wir Grünen fördern wollen. Mehr zum Thema lesen Sie auf Seite 43. Weitere erfolgreich verankerte Bausteine der Präventionsarbeit in Frankfurt sind der Präventionsrat, das Sicherheitsmobil, das an unterschiedlichen Orten Station macht, und verschiedene Angebote der Sicherheitsberatung für Seniorinnen und Senioren. Die zunehmenden Konflikte im öffentlichen Raum versuchen wir im Dialog zu lösen: so gibt es zum Beispiel einen runden Tisch mit Anwohnerinnen und Anwohnern des Friedberger Platzes und an der oberen Berger Straße. Wir Grünen treten seit jeher für das Recht auf Demonstration und auf freie Meinungsäußerung ein. Als Stadt der Paulskirche muss Frankfurt es aushalten, dass sehr vielfältige, auch kontroverse Meinungen auch auf der Straße ausgetragen werden – solange dies mit friedlichen Mitteln geschieht. Es ist uns nicht nur wichtig, dass in unserer Stadt friedliche Demonstrationen Raum bekommen, sondern ebenso, sie zu begleiten. Auch indem wir bereits im Vorfeld mit den Veranstalterinnen und Veranstaltern von Demonstrationen, aber auch mit der Polizei sprechen, fördern wir ein offenes Klima in Frankfurt. Und wir zeigen Gesicht – ob als Teilnehmende oder als parlamentarische Demonstrationsbeobachterinnen und -beobachter. Letzteres insbesondere bei den Kundgebungen von Blockupy sowie den Kundgebungen und Gegenkundgebungen rund um Pegida. So haben wir eigene Einschätzungen und Bewertungen des Handelns der Polizeikräfte und der Demonstrantinnen und Demonstranten gewinnen können. FEUERWEHREN STÄRKEN UND REALITÄTSNAH AUSBILDEN Die Frankfurter Feuerwehr genießt deutschlandweit und international einen herausragenden Ruf. Basis für die Weiterentwicklung der Frankfurter Feuerwehr ist das taktische Feuerwehrkonzept 2020. Die Idee: Dezentrale Standorte mit kleinen Einheiten für Feuerwehr und Rettungsdienst, um ihrer gesetzlichen Verpflichtung nachzukommen, innerhalb von zehn Minuten an einem Einsatzort zu sein. Besonders für entlegenere Stadtteile oder neue Siedlungsgebiete bedeuten die neuen Standorte kürzere Anfahrtswegen für die Einsatzkräfte und damit noch schnellere, wirksame Hilfe. Wie in den unterschiedlichste Einsatzssituationen zu handeln ist, können die Frankfurter Feuerwehren und andere im Katastrophenschutz engagierte Hilfsorganisationen seit Juni 2013 auf einem neuen Übungsgelände trainieren. Hier finden sie realistische Bedingungen, GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Recht und Sicherheit 65 BESCHÄFTIGUNGSQUOTE DER STADT VON MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN: 10,95 % in 2014 (gesetzlich vorgeschrieben: 5 %) Wir fördern den Nachwuchs unter anderem mit einer konstant hohen Ausbildungsquote, Fortbildungs- und Traineeprogrammen. Damit ist Frankfurt gut gerüstet für die Herausforderungen der kommenden Jahre: demografischer Wandel und die wachsende Stadt. Übungsgelände der Feuerwehr. © Feuerwehr Frankfurt am Main um Einsätze noch wirklichkeitsnäher zu trainieren und der Bevölkerung in Gefahrensituationen noch professioneller helfen zu können. 66 Wir fördern den Feuerwehr-Nachwuchs in allen Altersgruppen. Ein neues Kommunikationskonzept der Berufsfeuerwehr, erweitert und in mehrere Sprachen übersetzt, soll die Vielfalt stärken. Für schwerhörige, gehörlose und sprachbehinderte Menschen soll es künftig einen SMS-Notruf (zusätzlich zum Notruftelefon 112 und der bisher einzigen Alternative Fax-Notruf) geben. VERWALTUNG FÜR DIE BÜRGERINNEN UND BÜRGER Die Verwaltung soll die Vielfalt der Stadt spiegeln und ein Vorbild für die Unternehmen sein. Mit der Verabschiedung des federführend durch unsere Integrationsdezernentin Dr. Nargess Eskandari-Grünberg erstellten 10-Punkte-Plans im Jahr 2013 sollen die multikulturelle Kompetenz der Stadtverwaltung weiter gestärkt und Fortbildungen und Kompetenzen im interkulturellen Bereich stärker in der Ausbildung und in den Beförderungsrichtlinien berücksichtigt werden. Die Stadt Frankfurt als Arbeitgeberin schafft Bedingungen, die Vielfalt fördern: Der Anteil der Beschäftigten mit einem Migrationshinweis in der Biographie steigt und die Quote der Menschen mit Behinderungen bei den Beschäftigten liegt weiter deutlich oberhalb des gesetzlich Vorgeschriebenen. Gleichermaßen sehr wichtig ist uns die weitergehende Förderung der Familienfreundlichkeit der Stadtverwaltung. So wird weiterhin mit Hochdruck nach einem Standort für eine Betriebskindertagesstätte gesucht. Als Übergangslösung wurden in einer bereits bestehenden Kindertagesstätte mehrere Gruppen als Betriebskindergruppen eröffnet. Wir haben uns dafür engagiert, dass bei Produkten, die von der Stadt eingekauft werden, mehr auf Herkunft, Qualität und Produktionsbedingungen geachtet wird. So setzen Kantinen für SchülerInnen verstärkt auf regionale und saisonale Produkte, und seit Mitte 2011 wird von der Stadt weitgehend Recyclingpapier eingekauft. Zukünftig soll auf unseren Antrag der Einkauf von Produkten aus fairem Handel die Regel sein. Außerdem haben wir im Haushalt 2014 einen Antrag verabschiedet, der die elektronische Beschaffung voranbringen soll. Entscheidende Argumente dafür sind eine wirtschaftlichere Beschaffung, mehr Transparenz und auch hier die Möglichkeit, neue Kriterien, wie zum Beispiel soziale und ökologische Aspekte, einzubringen. Das Ziel einer transparenteren und bürgerfreundlicheren Verwaltung ist mit Hilfe der E-Government-Strategie näher gerückt. Sie soll die elektronische Kommunikation mit der Verwaltung erleichtern und dabei unter anderem Schrifterfordernisse abschaffen, aber auch interne Prozesse vereinfachen. Dabei ist uns wichtig, dass der Datenschutz gewährleistet bleibt und reale und digitale Barrieren abgebaut werden. Die Bestandsaufnahme aller von der Stadt betriebenen Internetseiten hat gezeigt, dass wir bei zukünftigen Relaunches auch hier noch mehr auf Barrierefreiheit achten müssen. Bürgerinnen und Bürger sollen ihre Anliegen jederzeit aktiv einbringen können. Deshalb haben wir die Einführung von „Frankfurt fragt mich“ als dauerhaftes niedrigschwelliges Angebot unterstützt. BEWEGUNGSFAKTOR FÜR ALLE Sport hält Großstädterinnen und Großstädter jeder Altersstufe fit und ausgeglichen. Er fördert – vor allem in den zahlreichen Sportvereinen – das soziale Miteinander und ist ein wichtiger Integrationsfaktor in unserer vielfältigen Stadt. Und immer mehr Menschen werden draußen sportlich aktiv – und genießen beim Sport das Grün in unseren Parks und Grünanlagen. Daher liegt uns Grünen dieses Handlungsfeld am Herzen. Frankfurt ist die Hauptstadt des Sports in Deutschland: Ironman, das internationale Radrennen („Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt“), Frankfurt Marathon und mehr ziehen hunderttausende Besucherinnen und Besucher weit über die Region hinaus an. Aber nicht nur sportlich, sondern auch in puncto Nachhaltigkeit spielt Frankfurt in der Weltspitze. Die Internationale Vereinigung der Marathon- und Straßenläufe (AIMS) hat den Frankfurt Marathon mit dem Green Award ausgezeichnet. Damit sind wir Leuchtturm und Vorbild für alle Sport(groß)veranstaltungen in Deutschland und international. GRÜNES STADION Damit nicht genug: Als erstes Stadion Europas wurde die Commerzbank-Arena mit dem Zertifikat BREEAM DE Bestand ausgezeichnet. Das Label bescheinigt dem 2005 neu errichteten Stadion eine „sehr gute“ Performance sowohl im Hinblick auf den Betrieb als auch die Gebäudequalität. Diese basiert unter anderem auf der CO2-neutralen Energieversorgung der Arena mit Ökostrom und klimaneutralem Erdgas der Mainova AG, der Bewässerung des Spielfeldes sowie der sanitären Anlagen mit Regenwasser und auf den zwei Elektrotankstellen in der Tiefgarage. SPORTSTÄTTEN: NEUBAU UND SANIERUNG In den Erhalt und Neubau von Sportstätten in Frankfurt haben wir in den letzten Jahren kontinuierlich investiert. Mit einem Budget in Höhe von über 10 Millionen Euro (Zuschuss des Landes Hessen: 2 Millionen Euro) war die Modernisierung des Stadions am Brentanobad eines der Großprojekte. Seit Oktober 2014 läuft der Spielbetrieb dort wieder – mit einem Neubau an der Südweststrecke des Hauptspielfelds, einer neuen Flutlichtanlage und nach weiteren Umgestaltungen. Am Bornheimer Hang, im Frankfurter Volksbank Stadion, wurde im April 2013 die neue Haupttribüne eingeweiht. Das neue Stadion wurde unter dem Motto „Stadion für alle“ gebaut und soll entsprechend auch anderen Nutzerinnen und Nutzern offenstehen. Gesamtkosten: 10,5 Millionen Euro. p LANDS SPORTSTADT IM ZENTRUM DEUTSCH- º Mehr als 430 Vereine decken nahezu alle Bereiche des organisierten Sports ab º Rund 180.000 Sportlerinnen und Sportler sind aktuell in Vereinen aktiv GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Sport 67 Viel Bewegung und Grün im Hafenpark am Mainufer. 68 © Die GRÜNEN im Römer Wir unterstützen die Sportvereine – wie zum Beispiel in Preungesheim: Der Spatenstich für den Sportpark Preungesheim fand im September 2014 statt. Die Sportanlage umfasst neben einem Kunst- und Naturrasenplatz und leichtathletischen Einrichtungen auch Bolzplätze sowie eine moderne Dreifeldhalle und ist für große Wettkämpfe ausgelegt. Mit der Fertigstellung der Anlage ist Anfang 2017 zu rechnen. MEHR ALS „NUR“ VEREINSSPORT p Der GrünGürtel-Rundwanderweg wurde 2014 vom Wandermagazin zum besten Metropolen-Wanderweg in Deutschland gekürt. Wer lieber mit dem Fahrrad unterwegs ist: Der GrünGürtel-Radrundweg führt auf 63 Kilometern einmal rund durch den Frankfurter GrünGürtel. FRANKFURTER ERKLÄRUNG GEGEN GEWALT UND DISKRIMINIERUNG IM SPORT Frankfurt ist die vielfältige Stadt, in der Gewalt und Diskriminierung keinen Raum haben – auch beim Sport nicht. Dazu bekennen sich 80 Frankfurter Sportvereine ausdrücklich mit ihrer Unterzeichnung der „Frankfurter Erklärung“. Überdies haben sie ein 10-Punkte-Programm vereinbart, um den Respekt und fairen Umgang auf dem Spielfeld zu stärken. Auch die Frankfurterinnen und Frankfurter, die nicht aktiv im Vereinssport eingebunden sind, haben wir Grüne im Blick. Über attraktive Sportangebote in unseren Parks und im Stadtwald bringen wir viele Menschen in Bewegung und diese sind Magnet für viele Sportbegeisterte aus dem Frankfurter Umland. Im Herbst 2014 haben wir die vierte Senioren-Fitnessanlage in Frankfurt in Betrieb genommen. Diese Anlagen in Harheim, Bornheim, Niederrad und Ostend sind speziell an die Bedürfnisse der älteren Bevölkerung angepasst und erfreuen sich großer Beliebtheit. pp „SCHULKIDS IN BEWEGUNG“ Das Projekt findet seit 2011 in Frankfurter Grundschulen statt und hat mittlerweile Kooperationen mit über 30 Grundschulen mit mehr als 3.400 Kindern. 17 Vereine haben sich an dem Konzept beteiligt und Kindern wie Erziehungsberechtigten passende Sport- und Bewegungsangebote vorgestellt. Angesichts des hohen Interesses und der Wirksamkeit wollen wir das Projekt weiter ausbauen. VOM HAFENPARK BIS BÜRGERPARK SÜD In einer Online-Befragung beteiligten sich im Jahr 2009 mehr als 1.300 Frankfurterinnen und Frankfurter an der Planung des neuen Hafenparks. Neben einer Skate- und Bikeanlage im Norden und einem „Sportband“ in der Mitte entstand auch ein „Wiesenband“ im südlichen Teil des Parks. Im Sommer 2015 wurde der rasch sehr beliebte Park offiziell eingeweiht. Und der nächste BürgerInnenpark wird im Frankfurter Süden auf 9,4 Hektar Gestalt annehmen und mit dem Stadtwald eine durchgängige Grünfläche von insgesamt 18 Hektar bilden. Mit dem Bürgerpark Süd wollen wir Grüne erneut unter Beweis stellen, wie gut mit den Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam ein naturnaher und moderner Park für Sport, Geselligkeit und Entspannung entwickelt werden kann. Dafür wird eine über 150-jährige Renngeschichte in Frankfurt zu Ende gehen. ZUKUNFTSPROJEKT: EIN NEUES SCHWIMMBAD IN BORNHEIM Während in ganz Hessen Kommunen aus finanzieller Not Schwimmbäder schließen, haben wir in Frankfurt einen anderen Weg eingeschlagen. Gemeinsam mit den Bäderbetrieben Frankfurt haben wir den Bestand sichergestellt und werden weiter investieren. Bis 2017 wird das in die Jahre gekommene Panoramabad an der Eissporthalle neu gebaut. Mit dem Neubau soll auch ein effizientes Energiekonzept umgesetzt werden, indem die Abwärme aus der Halle das Schwimmbad beheizt und zur Eisbereitung Abwasser aus den Schwimmbecken genutzt wird. Bis dahin bleibt das Familien- und Spaßbad am jetzigen Standort in Betrieb. Auf dem frei werdenden Areal werden auf insgesamt rund 4.000 Quadratmetern Wohnungen entstehen. INVESTITIONEN IN FRANKFURTER BÄDER 30 Millionen € seit 2011 für Bau und Technik der insgesamt 13 städtischen Bäder in Frankfurt. 69 pp MODELLPROJEKT „STADTTEILORIENTIERTE BEWEGUNGSRAUMPLANUNG“ Um konkret planen zu können, wie Sport- und Bewegungsangebote gestaltet werden sollen, wurde in Fechenheim 2014 ein Modellprojekt gestartet. Bürgerinnen und Bürger, Sportvereine, Schulen, Kindereinrichtungen und andere lokale Institutionen erarbeiteten gemeinsam Handlungsempfehlungen und Maßnahmen. Mit dem Ortsbeirat und den beteiligten Ämtern wird die Umsetzung im Dialog mit den Fechenheimern weiter vorangetrieben. GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Sport DIE GRÜNEN IM RÖMER KURZ VORGESTELLT Wir sind mit 24 Stadtverordneten plus dem Mitglied der Piratenpartei, Herbert Förster (der sich uns am 21. Mai 2015 angeschlossen hat), sowie mit acht grünen Magistratsmitgliedern als zweitstärkste Fraktion im Römer vertreten. Die grünen Dezernentinnen und Dezernenten haben wir Ihnen bereits auf den Seiten 6 und 7 vorgestellt. WAS MOTIVIERT DICH, DICH FÜR GRÜNE POLITIK IN FRANKFURT ZU ENGAGIEREN? HILIME ARSLANER „Wir haben den Begriff ‚Nationalität FrankfurterIn‘ geprägt. Nicht wo wir herkommen, sondern wo wir hinwollen, ist entscheidend. Wir Grüne wollen in eine sozialere, gleichberechtigtere und vielfältigere Zukunft. Denn Vielfalt ist in jeder Hinsicht eine Bereicherung – menschlich, aber ebenso ökonomisch: beispielsweise die Investitionen aus dem Ausland und Unternehmensgründungen von Frankfurterinnen und Frankfurtern mit Migrationshintergrund, die zur wirtschaftlichen Vielfalt und zur Internationalisierung Frankfurts beitragen. Und das tut uns allen gut.“ Stellv. Fraktionsvorsitzende, Mitglied des Ausschusses für Bildung und Integration, des Ausschusses für Wirtschaft und Frauen, zuständig für den Ortsbeirat 4 [email protected] 70 URSULA AUF DER HEIDE „Die Welt verbessern mit grüner Kommunalpolitik? Ja, genau das will ich! In Städten können – und müssen – Chancengerechtigkeit, friedliches Miteinander und Klimaschutz gelebt werden. Darum geht es mir, seit ich politisch aktiv bin, und dafür stehen die Grünen. Und für Frankfurt, meine tolle Geburtsstadt, werfe ich mich gern ins Zeug. Wenn es dann noch gelingt, etwas zu bewegen, wie zum Beispiel bei der Akutversorgung nach Vergewaltigung, motiviert das natürlich zum Weitermachen.“ Stellv. Fraktionsvorsitzende, Mitglied des Ältestenausschusses, des Haupt- und Finanzausschusses, des Ausschusses für Planung, Bau und Wohnungsbau, des Ausschusses für Wirtschaft und Frauen, zuständig für ULI BAIER die Ortsbeiräte 5 und 9 [email protected] „Dass die Grünen Bürgerbeteiligung ernster nehmen als andere, trotz und wegen unvermeidlicher Enttäuschungen. Dass neben Solidarität nachhaltige Umweltvorsorge im Mittelpunkt steht. Dass sie sich grundsätzlich als Anwalt der Schwächsten in der Gesellschaft verstehen. Dass sie trotz notwendiger Kompromisse eine klare Haltung haben. Und weil mein persönliches Engagement auch Erfolge bringen kann: Gallus/Europaviertel werden gute Nachbarn; die neue Altstadt DomRömer wird viele begeistern; in Bockenheim wird ein anregender Kulturcampus entstehen.“ Stellv. Stadtverordnetenvorsteher, Mitglied des Ausschusses für Planung, Bau und Wohnungsbau, Vorsitzender des Sonderausschusses Dom-Römer, zuständig für die Ortsbeiräte 1 und 12 [email protected] ODETTE BARBOSA DE LIMA „Laut Asterix hatten die Gallier Angst, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen könnte. Das kann natürlich passieren, aber unsere Handlungsmöglichkeiten sind da eher begrenzt. Nicht jedoch bei dem Klimawandel, den Waffenexporten, der Finanzkrise und deren Folgen oder auch bei der Verwirklichung unserer Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948. JedeR wirkt mit. Deshalb gilt für mich weiterhin: global denken, lokal handeln, auch im kleinen Frankfurter Dorf.“ Mitglied des Ausschusses für Umwelt und Sport, des Verkehrsausschusses, zuständig für den Ortsbeirat 2 [email protected] BEATRIX BAUMANN „Grüne wurde ich zur Bundestagswahl 2009, weil ich mithelfen wollte, eine schwarz-gelbe Koalition unter Merkel/Westerwelle zu verhindern. Das hat nicht geklappt. Stattdessen entdeckte ich bei den Frankfurter Grünen, welch großen Einfluss Kommunalpolitik auf die Lebensverhältnisse der FrankfurterInnen und auf die Zukunftsperspektiven der Stadt hat – und auch auf dieser Politikebene macht Grün den Unterschied. Die Erfolge grüner Kommunalpolitik in Frankfurt sind vielfältig und zahlreich, und es freut mich, dazu etwas beizutragen.“ Mitglied des Ältestenausschusses, des Haupt- und Finanzausschusses, des Ausschusses für Planung, Bau und Wohnungsbau, zuständig für die Ortsbeiräte 7 und 10 71 [email protected] ANNEGRET BREIN „Der Schutz der Umwelt war der Grund, warum ich vor 36 Jahren bei den Grünen aktiv geworden bin – als Gründungsmitglied. Im Umweltausschuss versuchen wir, die grünen Ziele zu verwirklichen. Es ist spannend, sich jeden Monat in neue Themen einzuarbeiten. Mir ist es wichtig, einen eigenen Standpunkt zu erarbeiten, mit der Fachgruppe und dem Umweltdezernat zu diskutieren und sich dann gemeinsam für ein Ziel einzusetzen.“ Mitglied des Ausschusses für Umwelt und Sport, zuständig für den Ortsbeirat 9 [email protected] WENDEL BURKHARDT „Ich will, dass alle Kinder und Jugendlichen an der Gesellschaft teilhaben und ihre Lebenswelt gestalten können. Dazu müssen wir die Vernetzung von Kindertagesstätten, Jugendhilfe und Schule – auch mit den Stadtteilen – weiterentwickeln. Bei aller aktuellen Notwendigkeit, schnell viele neue Kindertagesstätten und Schulen einzurichten, ist uns Grünen die Qualität besonders wichtig. Also gut ausgebildete und bezahlte Erzieherinnen und Erzieher und Räume, in denen Kinder gerne spielen und lernen. Hierfür setze ich mich ein.“ Stellv. Fraktionsvorsitzender, Mitglied des Ausschusses für Bildung und Integration, des Ausschusses für Recht, Verwaltung und Sicherheit, im Ortsbeirat 9, zuständig für die Ortsbeiräte 7 und 9 [email protected] GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Die grünen Stadtverordneten kurz vorgestellt NIMA DIALLO „Frankfurterin zu sein heißt für mich: Großstadtliebe verbunden mit Bewegung, Sport, Schnelligkeit, Geselligkeit, Kommunikation und Freiheit. Mit unserer Politik bringen wir „grünen Wind“ in unsere Stadt, der viel Neues erschafft, und gestalten das gemeinschaftliche Zusammenleben so, wie es auch meiner persönlichen Überzeugung entspricht: Wohnorte und Arbeitsplätze ganz nah beisammen, kooperierende Freizeit- und Sporteinrichtungen, Parks und Flusspromenaden für alle, Kinder haben jede Möglichkeit für ihre Zukunft und jedeR ist in unserer Stadt willkommen.“ Mitglied des Ausschusses für Recht, Verwaltung und Sicherheit, des Ausschusses für Umwelt und Sport, zuständig für die Ortsbeiräte 6 und 11 [email protected] HELGA DÖRHÖFER „Die Herausforderungen: Klimawandel, globale Migration, soziale Segregation. Die Zukunft ist zwar nicht planbar, trotzdem müssen in den Metropolen mutige Entscheidungen getroffen werden – diesen Mut haben die Grünen und die Unabhängigkeit, um visionäre Lösungen zu finden und für sie zu streiten. Mein Engagement richtet sich auf die Stadtplanung und die Frage, was muss beachtet werden, um Kindern und Enkeln die Stadt Frankfurt als Lebens- und Erlebnisraum mit urbaner Vielfalt weiterzugeben?“ Mitglied des Ausschusses für Planung, Bau und Wohnungsbau, des Sonderausschusses Dom-Römer, zuständig für die Ortsbeiräte 8 und 13 [email protected] 72 HERBERT FÖRSTER „Die GRÜNEN im Römer sind aufgrund ihrer Bilanz in dieser Wahlperiode für mich als Pirat der richtige Partner. Die Rückkehr zu dezentralen Standorten der Feuerwehr und des Rettungsdienstes und nächtliches Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen sind zwei der Gründe, warum ich mich dieser Fraktion angeschlossen habe. Durch den Koalitionspartner oft gehemmt, verfolgt die Fraktion für mich die richtigen Ziele. Ich werde ihre Arbeit im Sinne meiner Partei weiter fördern.“ Fraktionsmitglied seit Mai 2015, Mitglied der Piratenpartei, des Ausschusses für Recht, Verwaltung und Sicherheit, des ANGELA HANISCH Verkehrsausschusses, zuständig für den Ortsbeirat 7 [email protected] „In der Frankfurter Kommunalpolitik setze ich mich für Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel ein – Themen, die auch international wichtig sind. Ich freue mich, dass dabei die Parteimitglieder sowie die haupt- und ehrenamtlichen PolitikerInnen der Grünen mitziehen. Wir wollen gemeinsam Energie einsparen, die Energieversorgung auf Erneuerbare umstellen und den Verkehr nachhaltiger gestalten. Nur so konnte Frankfurt Hauptstadt der Kraft-Wärme-Kopplung und der Passivhäuser werden.“ Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt und Sport, Mitglied des Verkehrsausschusses, zuständig für die Ortsbeiräte 6 und 8 [email protected] NATASCHA KAUDER „Durch politisches Engagement kann sich in unserer Stadtgesellschaft etwas positiv verändern. Ich möchte in einer sozialeren Stadt leben, in der die Lebensqualität in allen Stadtteilen gut ist – und niemand ‚abgehängt wird‘. Dazu gehört auch, dass es insbesondere berufliche Chancengerechtigkeit und Bildungsgerechtigkeit für Jugendliche, Langzeitarbeitslose und Geflüchtete gibt. Persönlich bin ich auf einen Erfolg gegen das Vergessen stolz: Wir haben erreicht, dass Gedenktafeln und Straßenbenennungen an verfolgte Homosexuelle in Frankfurt erinnern.“ Mitglied des Ausschusses für Soziales und Gesundheit, des Ausschusses für Wirtschaft und Frauen, im Ortsbeirat 3, zuständig für die Ortsbeiräte 3 und 16 [email protected] BERNHARD MAIER „Ich bin überzeugt von einer besseren Welt auf zwei Rädern, mit künstlerischen Experimenten und einer aktiven Willkommenskultur. Fahrradtangenten und Radschnellwege führen zu mehr CO2-freier Mobilität, neue ÖPNV-Strecken und Carsharing zu viel weniger Autos. Eine deutliche Erhöhung der Förderung der freien Theater und der Kunst auf dem Kulturcampus schafft Räume für Entdeckungen. Und eine schnelle berufliche Förderung für Neu-FrankfurterInnen aus aller Welt sorgt für mehr Zugangsgerechtigkeit. Dafür setze ich mich ein.“ Stellv. Vorsitzender des Verkehrsausschusses, Mitglied des Kultur- und Freizeitausschusses, im Ortsbeirat 3, zuständig für die Ortsbeiräte 3 und 13 [email protected] 73 CLAUS MÖBIUS „Als Repräsentant der Stadt Frankfurt am Main und engagierter Grüner setze ich mich insbesondere für wirtschaftliche Nachhaltigkeit, soziale Intelligenz, kulturelle Vielfalt und Menschlichkeit in der Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main ein. Diese Faktoren sind für mich die wichtigsten Leitmotive und unabdingbar miteinander verbunden. Politisches Denken und Handeln unserer grünen Politik muss sich weiterhin an den Zukunftsvisionen einer humanen Stadtgesellschaft orientieren.“ Stadtrat [email protected] SYLVIA MOMSEN „Politisch tätig sein heißt, mit offenen Sinnen die Menschen dieser Stadt wahrzunehmen und Sprachrohr zur Stadtregierung hin zu sein; und in ständiger Bewegung die sich verändernden Lebensbedingungen unserer Stadt und ihrer Menschen aufzugreifen und vorauszuschauen auf das, was zukünftig ‚werden‘ will. Das erfordert ein kreatives Arbeiten. Für mich persönlich bedeutet es, nie stillzustehen, sondern das, was ich erfahre, im Herzen mitzuempfinden, um das zu tun, was nötig ist.“ Mitglied des Präsidiums der Stadtverordnetenversammlung, des Kulturund Freizeitausschusses, des Ausschusses für Soziales und Gesundheit, zuständig für den Ortsbeirat 9 [email protected] GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Die Stadtverordneten MATTHIAS MÜNZ „Es waren die Bäume, die mich zur Politik brachten. Ich wollte mehr von ihnen im öffentlichen Raum – und konnte mich erfolgreich dafür einsetzen. Da ich mehr Grün bekommen hatte, suchte ich mir für mein weiteres Engagement die passende Partei aus: die Grünen. Die Grünen sind die einzige Partei, die dich mitmachen lassen und deine Meinung schätzen, auch ohne Parteiämter.“ Mitglied des Ausschusses für Recht, Verwaltung und Sicherheit, des Ausschusses für Umwelt und Sport, zuständig für die Ortsbeiräte 14 und 15 UWE PAULSEN [email protected] „Frankfurt war immer eine wirtschaftsstarke und weltoffene Metropole, das muss auch in Zukunft so bleiben. Flüchtlinge und Migranten sollen hier eine neue Heimat finden. Wir Grünen haben uns immer dafür eingesetzt, die Themen Wirtschaft, soziale Gerechtigkeit und ökologische Verantwortung zu verbinden. Dabei bedeutet Chancengerechtigkeit für mich Kampf gegen jede Form der Benachteiligung. Alle sollen die Möglichkeit haben, ihre Talente und Fähigkeiten entwickeln zu können. Dafür engagiere ich mich.“ Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft und Frauen, Mitglied des Ältestenausschusses, des Ausschusses für Bildung und Integration, des Haupt- und Finanzausschusses, zuständig für den Ortsbeirat 3 74 [email protected] CORNELIA-KATRIN VON PLOTTNITZ „Es braucht die Grünen, damit Frankfurt sich auch weiterhin zu einer Stadt entwickelt, die mit politischer Klugheit, Neugier, ökologischer und stadtplanerischer Weitsicht, Sachverstand und Mitmenschlichkeit Zukunft gestaltet und lebbar macht. Ich will, dass sich Frauen noch mehr tatkräftig politisch einmischen und wir Grünen kulturpolitisch rauflustiger werden. Das können wir – und die Stadt kann’s brauchen!“ Stadträtin [email protected] SEBASTIAN POPP „Die Welt – Frankfurt auch – muss anders, muss besser werden. Deshalb mache ich Politik – innerhalb wie außerhalb der Grünen. In Zeiten, wo Kultur wieder als ‚nice to have‘ oder ‚freiwillige Leistung‘ diffamiert wird, möchte ich für eine andere Wahrnehmung streiten. Die Lust an einem phantastischen Museumsbesuch zu wecken, an einer aufregenden Performance, die Erwartungen übertrifft, oder an einem magischen Kinomoment bei einem der Filmfestivals – und hierfür bessere Bedingungen zu schaffen. Darum geht es mir.“ Vorsitzender des Kultur- und Freizeitausschusses, Mitglied des Ältestenausschusses, des Haupt- und Finanzausschusses, zuständig für den Ortsbeirat 1 [email protected] JESSICA PURKHARDT „Grüne Alternativen und Ansätze gibt es für alle politischen Handlungsfelder. Auch abseits der klassischen grünen Themen liegen Aufgabenbereiche und Fragestellungen, die für die Menschen unserer Stadt von Bedeutung sind. Hierfür grüne Positionen zu identifizieren, fachlich zu erarbeiten, zu diskutieren, schließlich verantwortlich zu vertreten und umzusetzen, ist eine spannende Herausforderung und bietet viele Chancen, das Potenzial grüner Politik auch hier zu beweisen.“ Mitglied des Präsidiums der Stadtverordnetenversammlung, des Kulturund Freizeitausschusses, des Ausschusses für Recht, Verwaltung und Sicherheit, im Ortsbeirat 1, zuständig für die Ortsbeiräte 1 und 2 [email protected] BIRGIT ROSS „Grüne Politik verleiht Frankfurt so viel Lebensqualität und besonderen Spirit, dies ist für mich wie Schmetterlinge im Bauch. Die Veränderung Frankfurts durch grüne Politik nehme ich täglich wahr. Die Seele meiner Heimatstadt und das gemeinsame Streben mit meinen Kolleginnen und Kollegen danach, noch mehr grüne Ziele und Projekte Realität werden zu lassen, motivieren mich täglich aufs Neue.“ Mitglied des Ausschusses für Bildung und Integration, des Ausschusses für Soziales und Gesundheit, Stellv. Ortsvorsteherin des Ortsbeirates 5, zuständig für die Ortsbeiräte 5 und 10 [email protected] 75 CHRISTIAN SETZEPFANDT „Frankfurt ist ‚meine‘ Stadt, die ich mir als grüne Stadt in Zukunft so vorstelle: eine lebenswerte Stadt, lebendig, kulturell spannend und vielfältig: Sie erlaubt Rückzug ebenso wie Teilnahme. Menschen mit unterschiedlichen Lebensweisen leben mit all ihren Unterschiedlichkeiten zusammen – und akzeptieren und wertschätzen sich. Frankfurt soll aber auch für Menschen mit Krankheiten eine gerechte Stadt bleiben und für eine Gesellschaft der Älterwerdenden ein Ort sein, an dem diese gut leben können.“ Stadtrat WOLFGANG SIEFERT [email protected] „Warum ich in Frankfurt Politik mache? Ganz einfach – darum: Freiheit, Freizeit, Wohnen, Genossenschaften, Erholung, Grünflächen, GrünGürtel, Hafenpark, Mainufer, Architektur, Aktiv-Stadthaus, Passivhaus, Altstadt, Denkmalschutz, Milieuschutz; ÖPNV, Radverkehr, Lärmschutz; Familien, Kinder, Regenbogen, Verantwortung, Energie, Energischer, Grüner, Schöner, Lebenswerter, Freundlicher, Bunter, Toleranter, Offener; Herzlich, Willkommen, Herausforderung, Gestalten, Bewegen, Bilden, Betreuen, Bleiben, Motivieren, Integrieren, Aufklären, Schützen, Helfen, Fördern, Wirtschaften; Heimat, Umwelt, Bürgerbeteiligung, Ehrenamt, Engagement, Miteinander, Stadt, Frankfurt, Leben.“ Mitglied des Ausschusses für Planung, Bau und Wohnungsbau, des Verkehrsausschusses, des Sonderausschusses Dom-Römer, im Ortsbeirat 4, zuständig für die Ortsbeiräte 4 und 15 [email protected] GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Die Stadtverordneten MANUEL STOCK „Ich will heute das Frankfurt von morgen gestalten – und die Grünen sind die politische Kraft, die klare Visionen von einer nachhaltigen und solidarischen Stadt hat und auch weiß, wie man sie (teils mit langem Atem) Wirklichkeit werden lässt. Unsere wachsende Stadt konsequent als weltoffene Green City mit guten Bildungschancen und Teilhabe für alle weiterzuentwickeln, ist eine spannende Aufgabe, für die es Freude macht zu streiten.“ Fraktionsvorsitzender, Stellv. Vorsitzender des Ausschusses für Bildung und Integration, Mitglied des Ältestenausschusses, des Haupt- und Finanzausschusses, zuständig für die Ortsbeiräte 8 und 12 [email protected] CIHAD TASKIN „Für mich steht die grüne Partei für eine pluralistische, offene Gesellschaft. Als grüner Stadtverordneter in Frankfurt trete ich genau dafür ein: barrierefreie Bildungschancen, gelebte kulturelle Vielfalt und Lebendigkeit, Integration von neuen und alteingesessenen BürgerInnen. Es geht für mich um eine städtische Struktur und Lebenskultur, die alle Generationen und Zugehörigkeiten einbindet und Teilhabe fördert. Für eine starke Stadtgesellschaft braucht es die Wertschätzung des bürgerschaftlichen Engagements, jedoch ohne Überforderung der freiwillig Engagierten.“ Mitglied des Kultur- und Freizeitausschusses, des Ausschusses für Planung, Bau und Wohnungsbau, zuständig für den Ortsbeirat 1 76 [email protected] EVA TRIANTAFILLIDOU „Engagiert habe ich mich schon lange, vor allem für die Themen Jugend und Soziales in der Initiative ‚Kind im Gallus‘. Dass ich dies bei den Grünen machen werde, hätte ich damals selbst nicht gedacht. Sozialpolitik hat bei ihnen eine große Bedeutung, wird aber wenig ideologisch betrieben. Es ist genau diese unideologische und pragmatische Grundeinstellung verbunden mit dem Ziel einer emanzipatorischen gesellschaftlichen Entwicklung, die den Kernpunkt meiner Affinität zu den Grünen ausmacht.“ Mitglied des Ausschusses für Soziales und Gesundheit, Ortsvorsteherin des Ortsbeirates 1, zuständig für die Ortsbeiräte 1 und 14 [email protected] JOCHEN VIELHAUER „Unsere Stadt im Wortsinne grün machen und erhalten, sie in ihrer Vielfalt, Buntheit erhalten, sie durch Reduzierung von Lärm und Autoverkehr wieder lebenswert machen, dafür steht grüne Stadtpolitik, die mich motiviert, sie mitzugestalten.“ Stellv. Fraktionsvorsitzender, Mitglied des Haupt- und Finanzausschusses, des Ausschusses für Umwelt und Sport, des Ausschusses für Wirtschaft und Frauen, im Ortsbeirat 3, zuständig für die Ortsbeiräte 3 und 10 [email protected] ILKA WERNER „Ich bin in die grüne Partei eingetreten, weil mich unter anderem die wirkungsvolle grüne Sozialpolitik überzeugt hat und ich mein Engagement in diesem Bereich mit großer Unterstützung der Partei fortsetzen konnte. Mich bewegt das Schicksal der Menschen. Grüne Sozialpolitik grenzt niemanden aus, sondern schafft Teilhabemöglichkeiten für alle, unabhängig von Alter, Geschlecht, sozialer Herkunft und kulturellem Hintergrund. Grüne Sozialpolitik ist emanzipatorisch, sie unterstützt die Menschen in ihrer Selbstbestimmung, das begeistert mich.“ Mitglied des Ausschusses für Soziales und Gesundheit, im Ortsbeirat 3, zuständig für die Ortsbeiräte 3 und 4 [email protected] GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Die Stadtverordneten 77 STADTPOLITIK FÜR DIE FRANKFURTERINNEN UND FRANKFURTER STADTVERORDNETENVERSAMMLUNG DER MAGISTRAT Das von den Bürgerinnen und Bürgern gewählte Stadtparlament im Römer, die Stadtverordnetenversammlung, besteht aus 93 Mitgliedern. Hier werden vielzählige Entscheidungen über wichtige Angelegenheiten des städtischen Lebens getroffen. Beispielsweise über den Haushalt in Frankfurt, kommunale Steuern und Gebühren, Bebauungspläne und vieles mehr. Der Magistrat ist die Stadtregierung: ihm untersteht die gesamte Stadtverwaltung mit allen Ämtern. Er setzt sich in Frankfurt aktuell aus zehn hauptamtlichen und 14 ehrenamtlichen Mitgliedern zusammen, die von der Stadtverordnetenversammlung gewählt werden. An ihrer Spitze steht der Oberbürgermeister, der das Recht hat, die Geschäftsbereiche (Dezernate) zu verteilen. Diese werden von den Hauptamtlichen sowie aktuell einer Ehrenamtlichen verantwortet. Der Magistrat nimmt auch an der Stadtverordnetenversammlung und an Ausschusssitzungen teil (ohne Stimmrecht). Die Stadtverordnetenversammlung kontrolliert die Führung der Stadtverwaltung und wählt den Magistrat – mit Ausnahme des Oberbürgermeisters, der direkt gewählt wird. In insgesamt 11 Ausschüssen zu einzelnen Arbeitsgebieten wird über die monatlichen Plansitzungen hinaus an den Themen gearbeitet und die Entscheidungsfindung im Plenum vorbereitet. DIE STADTVERORDNETEN 78 Sie sind Mitglieder des Stadtparlaments und müssen bei der Ausübung ihres Mandats Rücksicht auf das Gemeinwohl nehmen. Sie arbeiten ehrenamtlich und sind in ihren Entscheidungen grundsätzlich frei („freies Mandat“). Gleichwohl sind sie als politische Funktionäre den Bürgerinnen und Bürgern sowie ihrer Partei verpflichtet. Außerdem repräsentieren sie die Stadt Frankfurt bei offiziellen Anlässen. DIE ORTSBEIRÄTE Über sie wird direkt in der Kommunalwahl von den Frankfurterinnen und Frankfurtern entschieden: die 16 Ortsbeiräte mit insgesamt 284 Mitgliedern, davon 72 Grüne, sind vor allem Mittler zwischen ihrem Stadtteil und der Stadtverordnetenversammlung. In Fragen bezüglich ihrer Ortsbezirke müssen sie von diesem – ebenso wie vom Magistrat – angehört werden. Die Ortsbeiräte können von der Stadtverordnetenversammlung allgemein oder im Einzelfall Kompetenzen übertragen bekommen, etwa wenn es um Verkehrsmaßnahmen oder Gestaltung des öffentlichen Raums direkt vor Ort geht. Seit 2007 hat jeder Ortsbeirat zudem ein eigenes Budget (je EinwohnerIn), über das er frei verfügen kann. SITZVERTEILUNG IM RÖMER 25,8 Prozent der Wählerinnen und Wähler haben uns bei der Kommunalwahl 2011 ihre Stimme gegeben. Mit diesem großen Vertrauensbeweis und 24 Mandaten konnten wir in der schwarz-grünen Koalition grüne Politik in Frankfurt umsetzen. Seit 21. Mai 2015 sind wir zusätzlich gestärkt, denn das fraktionslose Mitglied der Piratenpartei, Herbert Förster, hat sich uns angeschlossen. Auch das ist eine Frage des Vertrauens – was uns freut und bestärkt. (Stand: August 2015) GRÜNE 25 Mandate SPD 19 Mandate DIE LINKE 7 Mandate FDP 4 Mandate CDU 28 Mandate BFF 4 Mandate ÖKOLINX-ARL 1 Mandat RÖMER 3 Mandate FRAKTIONSLOS 1 Mandat REP 1 Mandat IMPRESSUM FÜR SIE DA SIND Die GRÜNEN im Römer Bethmannstraße 3 60311 Frankfurt am Main 3. Stock, Zimmer 335–343 DAS TEAM DER GESCHÄFTSSTELLE Telefon: +49 (0)69 920 34 78 0 Fax: +49 (0)69 920 34 78 10 E-Mail: [email protected] Web: www.gruene-fraktion-frankfurt.de Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Manuel Stock Konzept und Redaktion: Petra Manahl DIE FRAKTIONSGESCHÄFTSSTELLE Unsere Geschäftsstelle ist Montag bis Donnerstag von 9:30 Uhr bis 16 Uhr und Freitag von 9:30 Uhr bis 14 Uhr für Sie da. BILDNACHWEIS Illustrationen auf den Innenseiten: © mediatis AG KONZEPT, LAYOUT, SATZ UND DRUCK mediatis AG, Frankfurt am Main www.mediatis.de Print Produktion-Service W. Hiese GmbH Tilsiter Weg 9 61273 Wehrheim Auflage: 3.000 Papier: PlanoJet Erscheinungsdatum: 10/2015 Manuel Stock Fraktionsgeschäftsführer [email protected] Michael Köhler Stellv. Fraktionsgeschäftsführer Haupt und Finanzen, Wirtschaft und Frauen, Ortsbeiräte [email protected] Wiebke Kabel Fraktionsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter Umwelt und Sport [email protected] Kerstin Lyrhammer Verkehr [email protected] Petra Manahl Strategische Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit [email protected] Iris Martens Soziales und Gesundheit, Recht, Verwaltung und Sicherheit [email protected] Ursula Teko-Dietz Kultur und Freizeit, Bildung und Integration [email protected] Timo Wagner Planung, Bau und Wohnungsbau, Sonderausschuss Dom-Römer [email protected] Das Material zur Papierproduktion unserer Broschüre stammt aus vorbildlich bewirtschafteten Wäldern. Für den Druck wurden mineralölfreie Farben verwendet. www.fsc-deutschland.de GRÜNE BILANZ 2011–2015 | Stadtpolitik & Impressum 79 80 Die GRÜNEN im Römer | Bethmannstraße 3 | 60311 Frankfurt am Main Tel.: +49 (0)69 920 34 78 0 | Fax: +49 (0)69 920 34 78 10 [email protected] | www.gruene-fraktion-frankfurt.de
© Copyright 2024 ExpyDoc