CONFISERIE HONOLD 53 Jetons – Taler, die auf der Zunge zergehen Honold gehört zu Zürich wie das Grossmünster und die Limmat und das seit mehr als 100 Jahren. Das Familienunternehmen, von der vierten Generation geführt, ist nicht nur für Klassiker wie die Grand-Marnier-Pralinen bekannt, seit einiger Zeit auch für Jetons und schon immer für hochwertige Schokoladen-Spezialitäten. Text: Denise Sonderegger | Fotos: Adrian Ehrbar Das Traditionsunternehmen ist seit 1905 am Rennweg beheimatet, dazu gibt es in Zürich noch Verkaufsgeschäft an der Glattbachstrasse. Seit rund einem Jahr werden die süssen Köstlichkeiten jedoch in Küsnacht hergestellt. Ein Teil der Produktionsstätte befindet sich links und rechts neben dem Laden. So erhalten interessierte Besucher einen kleinen Einblick in das emsige Wirken in der Schokoladenproduktion. Insgesamt beschäftigt Honold 85 Mitarbeitende, rund die Hälfte arbeitet in Küsnacht. Es gibt feines Apéro-Gebäck und wunderbare Patisserie, aber Honold ist berühmt für seine handgemachten Pralinen, Truffes und weiteren SchokoladenSpezialitäten. Präzision und Perfektion Urgrossvater Friedrich und Grossvater Friedrich, genannt Fritz, wären Cristina de Perregaux, Urenkelin des Firmengründers, im angrenzenden Laden am neuen Standort der Produktion in Küsnacht. www.chocomagazin.ch 54 CONFISERIE honold 1 2 3 4 «Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist» Ivo Jud, Chef Chocolatier bei Honold Zubereitung der Spezialität «Jetons Menthe explosifs» 6 5 stolz auf das, was heute in der Nähe des Zürichsees gezaubert wird. Denn zwei Werte der Urgeneration werden noch heute gepflegt: Perfektion und Präzision. «Allerdings angepasst auf die heutigen Verhältnisse», wie Frau Cristina de Perregaux, Urenkelin des Firmengründers, die das Unternehmen seit 2011 führt, mit einem Augenzwinkern verrät. Früher wurde sehr viel Wert darauf gelegt, Produkte möglichst in einheitlicher Form herzustellen. Heute pflegt das Team um Ivo Jud, Chef Chocolatier bei Honold, eine massvolle Individualität. Es ist diese Individualität, die unterstreicht, dass jede einzelne Praline, jede Tafel Schokolade, jede Spezialität, die den Laden verlässt, einzigartig, unverwechselbar ist, ein Unikat eben. Mit 4/2013 7 viel Liebe und Leidenschaft zur von Hand hergestellten Schokolade. Jetons als Exklusivität Seit rund einem Jahr hat Zürich ein Spielcasino, schon viel länger gibt es die Jetons von Honold. Die Jetons «Grand Cru» und «Lait» wie auch die Jetons «Menthe explosifs» sind das ganze Jahr erhältlich. Saisonal werden sie mit fruchtigen Varianten ergänzt. Luftig und leicht passen sie wunderbar zur warmen Sommerzeit. Es ist eine Freude, Ivo Jud bei der Herstellung dieser Spezialität über die Schultern zu schauen. Spielerisch leicht und mit spürbarer Freude fliegt der Dressiersack in den Händen des gelernten Confiseurs über das Blech. Elegant und routiniert entstehen die Taler. Köst- 1 & 2 Die Zutaten, u.a. weisse Couverture und Pfefferminz-Oel, werden zusammengemischt 3 Bei den Jetons «Menthe explosifs» wird Explosionspulver beigemischt 4 Masse wird in Spritzsack gefüllt 5 Punkte werden dressiert 6 Jetons sofort bezuckern, damit der Zucker an der Oberfläche der Couverture haften bleibt 7 Überschüssigen Zucker abschütteln 8 Je nach Jeton-Sorte: Lebensmittelfarbe vorsichtig aufsprühen. 8 lichkeiten, die auf der Zunge zergehen. Aber Achtung: Die grünen Glückstaler enthalten eine explosive Zusammensetzung. Tradition und Avantgarde Es ist ein anspruchsvoller Spagat ein solch traditionsreiches Unternehmen zu führen. Denn einerseits erwartet die Kundschaft Bewährtes, Bekanntes, wie die Klassiker, die Grand-Marnier Pralinen. Aber, Honold möchte auch neue Kunden ansprechen. Gerade in den letzten Jahren hat sich der Geschmack der Schokoladeliebhaber gewandelt und auch die Erwartungen sind gewachsen. So freuen sich die Kunden von Honold auch über Neukreationen. Gerade Süssigkeiten, die Chef-Chocolatier Ivo Jud in den letzten Jah- ren kreiert hat, kommen gut an. Die Inspiration dazu holt er auf seinen Reisen. So sind die runden Tafelschokoladen ein Souvenir aus Mexiko. Und auch die Praline «Margarita» weckt Erinnerungen an dieses lebensfrohe Land. Dass Ivo Jud sein (Kunst-)Handwerk versteht, zeigt sich spätestens beim Genuss von «Feuilleté», einer Praline mit blättrigem Nougat, Haselnuss und Mandeln, umschlossen von feinster Milchschokolade. «Feuilletés» sind anspruchsvoll in der Herstellung, es braucht schon sehr viel Erfahrung und Schokolade-Know-how, damit sie gelingen. Auch ein kleines Kunstwerk und Feuerwerk für die Sinne: «Lotti’s Best», die neben der Tonka Bohne auch eine Zauberprise Fleur de Sel enthält, umhüllt von Criollo de Venezuela und Milchschokolade. Diese Praline wurde für Lotti Honold kreiert. Lotti Honold war dem Familienbetrieb lange Jahre treu, zuerst als wertvolle Stütze im Hintergrund, dann als Geschäftsführerin, bevor Cristina de Perregaux von ihrer Tante das Unternehmen vor zwei Jahren übernommen hat. Dass Traditionen gepflegt werden, ohne sich dem Neuen zu verschliessen, zeigt auch ein Blick in die Schokoladen-Küche in Küsnacht. Moderne Maschinen unterstützen das Team bei der Herstellung der süssen Köstlichkeiten. Aber auch eine Dreierwalze hat Platz gefunden. Sie hat zwar schon einige Jahre auf dem Buckel. Doch: Keine stellt so gute Mar- zipan- und Pralinenmassen her wie sie. Wie auch eine alte Kaffeeröstmaschine, die für das Rösten von Nüssen zuständig ist, noch regelmässig im Einsatz steht und liebevoll gehegt und gepflegt wird. Dass der Spagat Tradition/Avantgarde gelingt, beweist der Publikumspreis, mit dem Honold am Salon des Chocolatiers in Genf bereits das dritte Mal in Folge ausgezeichnet worden ist. «Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist», antwortet Ivo Jud auf die Frage nach seinem Lebensmotto, gönnt sich ein Whisky Truffe, geniesst und schweigt. Wer sich schon mal dieses Truffes auf der Zunge zergehen lassen hat, versteht warum. www.chocomagazin.ch
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