Raps: Gute Wurzeln, bestes Wachstum

Ackerbau
Raps: Gute Wurzeln,
bestes Wachstum
Die Bodenbearbeitung prägt das Wurzelbild beim Raps. Der Blick in den
Boden und alarmierende Messwerte helfen, schädliche Verdichtungen frühzeitig
zu erkennen. Neues dazu von Dr. Marco Schneider und Daniel Laufer,
Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Alsfeld.
Wurzelbild 2
Wurzelbild 3
„Pflug“ oder „Strip Till“
„Mulchsaat intensiv“
„Mulchsaat extensiv“
Fotos: Dr. Schneider
Wurzelbild 1
Bodenbearbeitung „Pflug“:
1. Kurzscheibenegge 5 cm
2. Pflug 22 cm
3. Kreiselgrubber/Drille
4. „Strip Till“: absätzig
K
ulturen mit einer ausgeprägten
Pfahlwurzel wie der Raps zeigen
sehr schnell verdichtete Schichten im Boden an. Ist eine verstärkte Seitenwurzelbildung bei einer Rapswurzel
schon kritisch? Ein kritischer Blick in
den Boden wirft immer wieder die
Frage auf: Wie viel Bodenbearbeitung
ist wirklich notwendig? Müssen wir zu
Raps doch wieder mehr pflügen?
Auf diese Fragen geben Experten
meist nur pauschale Antworten. Gibt es
für die Praxis Hilfsmittel, mit denen
sich eine ungünstigere Entwicklung der
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top agrar 9/2013
Bodenbearbeitung:
1. Stroh mulchen
2. Kurzscheibenegge 5 cm
3. Grubber 18 cm
4. Kreiselgrubber/Drille
Bodenbearbeitung:
1. Stroh mulchen
2. Kurzscheibenegge 5 cm
3. Kreiselgrubber/Drille
Rapswurzel nachweisen lässt? Eignen
sich dafür bodenphysikalische Messungen, wie z. B. das Porenvolumen oder die
Lagerungsdichte?
Unterlassene oder falsch durchgeführte
Stoppelbearbeitungsmaßnahmen führen zu einem hohen Druck mit
Ausfallgetreide und Ungräsern. Vor
allem bei pflugloser Bestellung kommt
es zu einem hohen Konkurrenzdruck
für die jungen Rapspflanzen, wenn Sie
Stroh zur Bergung im Schwad ablegen
oder einen Mähdrescher ohne Spreuverteiler einsetzen. Eine ganzflächige und
flache Bearbeitung mit guter Rückverfestigung oder die nachträgliche Zerkleinerung mit dem Strohmuchler bringen hier die höchsten Auflaufraten an
Ansprüche des Rapses:Bei keiner
Kultur ist eine gesicherte Herbstentwicklung so wichtig, wie bei Raps.
Schwache Rapspflanzen haben von vorneherein ein niedrigeres Ertragspotenzial. Außerdem überstehen sie den Winter
schlechter. Eine angepasste Bodenbearbeitung ist der Grundstein für ertragreiche, winterfeste Bestände.
Dieser Raps konnte nach einer Pflugfurche
in einem lockeren Boden seine Pfahlwurzel
ungehindert entfalten.
Ausfallgetreide. Mit tieferen Bodenbearbeitungsmaßnahmen sollten Sie Stroh
einmischen und die Krume ausreichend
lockern. Nur in einer gut durchlüfteten
Krume entwickelt sich der Raps zügig.
Ein hoher Anteil an luftführenden
Poren ist unerlässlich. Diese entstehen
durch eine intensive Regenwurmaktivität oder durch eine intensiv mischende
Bearbeitung auch mit dem Pflug.
Außerdem ist bei Raps die nährstoffmobilisierende Wirkung einer intensiven Bearbeitung wichtig, da bei Raps
bereits im Herbst ein hoher Nährstoffbedarf zu decken ist. Das kleinkörnige
Rapssaatgut benötigt für einen zügigen
Feldaufgang ausreichend Kontakt mit
dem Boden. Daher darf der Saathorizont nicht zu grob strukturiert sein.
Unter trockenen Bedingungen ist es
ratsam, den Boden zu walzen.
Boden- und Witterungsverhältnisse
oder kurze Anbaupausen zwischen der
Ernte der Vorfrucht und der Rapsaussaat verleiten in der Praxis schnell dazu,
auf einzelne Bodenbearbeitungsgänge
zu verzichten. Bei dieser Arbeitsweise
steigen aber die Anforderungen an die
Technik und den Betriebsleiter deutlich
an. Unter diesen Bedingungen werden
dann die meisten Fehler bei der Rapsbestellung gemacht. Dies sind:
• Bearbeitung bei zu nassem Boden,
• zu tiefe Lockerung mit anschließen-
der Rückverfestigung bei feuchten Bodenverhältnissen oder
• ein zu langer Abstand zwischen tiefer
Lockerung und Aussaat in trockenen
Jahren.
Diese Fehler sind immer wieder Auslöser einer schlechten Jugend- und
Wurzelentwicklung des Rapses.
Wertvolle Wurzelbilder:Die wendende
Bearbeitung mit dem Pflug mit angepasster Rückverfestigung ermöglicht es dem
Raps, die Wurzel gleichmäßig auszubilden. Das klassische Wurzelbild des Rapses, das auch an einen Rettich erinnert,
entspricht dem Idealfall. Das viel diskutierte neue Bodenbearbeitungsverfahren
„Streifenlockerung“ (Strip Till) bewirkt
eine mindestens ebenso gut entwickelte
Wurzel (siehe Wurzelbild 1 auf Seite 54).
Mit der pfluglosen Bodenbearbeitung
verändert sich das Wurzelbild. Bei einer
Mulchsaat mit krumentiefer Lockerung
neigt die Rapswurzel zu einer verstärkten Seitenwurzelbildung (siehe Wurzelbild 2). Grundsätzlich gilt folgende Beratungsempfehlung: Wenn die Seitenwurzeln nicht länger sind als die Hauptwurzel, sind keine negativen Auswirkungen zu befürchten.
Aufgrund der verbesserten Regenwurmaktiviät bei langjährig pflugloser
Bestellung ist auf Mulchsaatflächen oft
eine bessere Durchwurzelung im Unterboden nachzuweisen. Mit einer einmaligen Stoppelbearbeitung und dem
Verzicht auf eine tiefere Lockerung entwickelt die Rapswurzel noch mehr horizontal verlaufende Seitenwurzeln.
Eine entsprechende Rapswurzel, die
nach einer einmaligen 5 cm tiefen Bearbeitung mit der Kurzscheibenegge
kaum noch eine Pfahlwurzel erkennen
lässt, zeigt Wurzelbild 3.
„Alarmiernde“ Messwerte:Mit um-
fangreichen Messungen haben wir diese
Wurzelbilder zu Grenzwerten, z. B. bei
der Lagerungsdichte oder der Luftkapazität des Bodens, in Beziehung gesetzt.
Dazu haben wir einen Bodenbearbeitungsversuch auf einem Buntsandstein-Verwitterungsboden untersucht.
Es handelt sich um einen leichten
Standort mit 7 % Ton, 28 % Schluff und
65 % Sand. Folgende 4 Bearbeitungsvarianten haben wir dabei verglichen: Pflug,
Mulchsaat mit intensiver Lockerung auf
18 bis 20 cm, Mulchsaat mit einmaliger
Bearbeitung auf 5 cm, Streifenlockerung (Strip Till).
Bei der Streifenlockerung war die Protop agrar 9/2013
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Übersicht 1: Diese Luftkapazität haben wir bei
unterschiedlicher Bodenbearbeitung gemessen
LK (Vol-%)
Quelle: Dr. Schneider, Laufer, LLH
12
10
8
6
Schadenschwelle
4
2
5 -10 cm
10 -15 cm
15 -20 cm
Bodentiefe
Mulchsaat intensiv 18 cm
Pflug
Gelockerter Streifen (Strip Till)
Festboden
30-35 cm
1)
lehmiger Sand
Mulchsaat extensiv 5 cm
Übergang
In den intensiver gelockerten Bodenbereichen lagen die Messwerte der Luftkapazität
über der Schadensschwelle. Grenzwertig ist die die „extensive Mulchsaat“.
benahme dreigeteilt. Neben einer Beprobung im Lockerungsbereich haben
wir die unmittelbar angrenzende Zone
und den Festbodenbereich zwischen
den Lockerungsreihen untersucht.
Die Luftkapazität beschreibt den Anteil luftführender Grobporen im Boden.
Dies ist gerade bei Raps ein besonders
wichtiges Merkmal, da er hohe Ansprüche an den Gasaustausch stellt. Als kritischer Schwellenwert werden 5 Volumen-% bei der Luftkapazität genannt.
Hier die Ergebnisse:
• In den intensiv gelockerten Bodenbe-
reichen haben wir höhere Luftkapazitäten gemessen, wie Übersicht 1 klar zeigt.
• Bei einer Pflugfurche kommt es sogar
zu einer Überlockerung der Krume.
• Die Mulchsaat mit intensiver Lockerung zeigt nicht nur die stabilsten
Werte in der Krume, sondern ebenso im
Übergang zum Unterboden.
• Als grenzwertig erweist sich die einmalig flach mischende Bearbeitung mit
der Kurzscheibenegge. Hier liegt der
Wert im Bereich der Schadensschwelle.
Übersicht 2: Kein Verfahren erreichte bei der
Lagerungsdichte die Schadensschwelle
1,9
1,8
Lagerungsdichte (g cm -3)
Schnell gelesen
Schadenschwelle
• Eine gute Bodenbearbeitung
ist die Basis für kräftige
Wurzeln.
Quelle: Dr. Schneider, Laufer, LLH
1,7
Grafiken: Rommel
1,6
1,5
1,4
1,3
1,2
Auf dieser flach bearbeiteten Fläche
haben wir auch regelmäßig die schlechtesten Wurzeln ausgegraben.
• Die Messungen auf der Streifenlockerungsfläche (Strip Till) belegen pflugähnliche Verhältnisse direkt im Lockerungsbereich. Eine Bearbeitungssohle
unterhalb des Lockerungszinkens lässt
die Luftkapazität dabei schnell sinken.
Im Festbodenbereich zwischen den gelockerten Reihen kehren sich die Verhältnisse um. Die Luftkapazität ist hier
messbar niedriger.
Auch wenn kein Bearbeitungsverfahren den Grenzwert bei der Lagerungsdichte erreicht (siehe Übersicht 2), stellen sich dennoch systembedingte Unterschiede ein:
• Die höchste Lagerungsdichte haben
wir bei der flachen Bodenbearbeitung
und im Festbodenbereich der Streifenlockerung festgestellt.
• Beim Mulchsaatverfahren mit tieferer
Bearbeitung stellten sich die günstigsten Werte ein: Keine Überlockerung in
Krume und ein nicht so rasanter Anstieg der Lagerungsdichte im krumennahen Unterboden. Beim Vergleich der
Rapswurzeln wird dieses Messergebnis
in einer besseren Wurzelentwicklung
(Wurzelbild 1 und 2, Seite 54) bei intensiverer Lockerung sichtbar.
• Die intensive Lockerung des Pfluges
und die Lockerungszone bei der Streifenbearbeitung bewirken die geringsten
Lagerungsdichten aller Prüfvarianten
im Krumenbereich. Allerdings kommt
es beim Pflugverfahren im Übergang
zum Unterboden zu einem abrupten
Anstieg der Werte. In dieser Bodenschicht erreichen alle Verfahren ähnliche Werte.
5 -10 cm
Gelockerter Streifen
Festboden
10 -15 cm
15 -20 cm
Bodentiefe
Konservierende BB 18 cm
Übergang
30-35 cm
lehmiger Sand
1)
Konservierende BB 5 cm
Pflug
• Aus dem Vergleich von Wur-
zelbildern mit bodenphysikalischen Messungen lässt sich
ableiten, ab wann die Rapswurzel „kritisch“ ist.
• Bei verstärkter Seitenwurzel-
bildung wird es auch bei der
Luftkapazität eng.
• Bodenbearbeitungstechnik,
-tiefe und -termin müssen Sie
bei diesen Alarmzeichen
überdenken.
• In Mulchsaat mit intensiverer
Im Unterboden erreichen fast alle Bodenbearbeitungsverfahren ähnliche Werte. Die
Lagerungsdichte ist dort höher. Beim Pflug bricht sie ab 15 cm abrupt ab.
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Lockerung gelingen gute
Rapsbestände.