- JT Touristik

Imagine: Sie sind mit 17 Jahren aus dem Iran
gekommen. Welche bleibenden Erinnerungen
haben Sie an Ihre Kindheit und frühe Jugend?
Jasmin Taylor: Bevor ich nach Deutschland als
Kriegsflüchtling kam, war meine Jugend vom Umbruch im Iran geprägt. Zuletzt erinnere ich mich,
wie täglich Bomben fielen. Es war eine schwere
Zeit, und ich hatte grosses Glück, nach Deutschland kommen zu können. Dabei war die Unterstützung meiner Familie enorm wichtig.
D
PINK TOURISMUS
JASMIN TAYLOR
Die Geschichte von Jasmin Taylor ist filmreif. Ihr bisheriger
Lebensweg ist gekennzeichnet von klugen Entscheidungen,
die ihr grossen Mut und enorme Willensstärke abverlangten
und zu bewundernswertem Erfolg führten.
AUTOR Angelika Möller
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ie Iranerin hatte bereits in jungen Jahren den
Traum, eine erfolgreiche Unternehmerin zu
werden, und setzte diesen Traum um. Mit dem
Verlassen der Heimat schuf sie sich die entsprechenden Voraussetzungen: Nach erfolgreichem Studium
von Management und Psychologie in den USA fing sie
in einem kleinen Home Office in Frankfurt mit einem
Online-Reiseshop an. Heute bietet JT Touristik mit
60 Angestellten Reisen zu 150 verschiedenen Zielen
weltweit an. Schwerpunkt sind die Arabischen Emirate.
Das Motto: Pauschalurlaub zu erschwinglichen, tagesaktuellen Preisen. Neben ihrem beruflichen Erfolg in
der deutschen Touristikbranche zeigt Jasmin Taylor ein
hohes soziales Engagement mit ihrem eigenen wohltätigen Projekt SIS, das Flüchtlingsfrauen in Deutschland
hilft und in ihrer Selbstständigkeit unterstützt, wofür
sie erst kürzlich den Hatun-Sürücü-Preis 2015 erhielt.
Im Interview zeigte sich Jasmin Taylor als eine äusserst
lebensbejahende und inspirierende Gesprächspartnerin
mit viel Humor.
Wie war Ihr Werdegang, nachdem Sie in Deutschland ankamen?
Ich brachte mir selbst die Sprache bei und bestand
das Abitur. Anschliessend studierte ich in den USA
Psychologie und Management. Zurück in Deutschland
gründete ich ein Online-Reiseportal und fing ganz
klein an. Irgendwann wollte ich Reisen selbst veranstalten und startete Anfang 2009 mit JT Touristik.
Sie sind zum Shooting-Star in der Touristik-Branche geworden, wie haben Sie das geschafft?
Ein wichtiger Aspekt ist sicherlich das konsequente Branding für unsere Marke. Ob Messeauftritt,
Website oder unsere Unterlangen. JT Touristik wird
ganz stark mit der Farbe Pink verbunden. Das beste
Marketing hilft allerdings nichts ohne entsprechende Leistung. Und die stimmt bei uns einfach. Nicht
zuletzt haben wir uns in den letzten sechs Jahren
mit unserer Expertise für die Vereinigten Arabischen
Emirate profiliert und von Anfang an stark mit dem
stationären Vertrieb zusammengearbeitet, während
Mitbewerber eher von den Reisebüros wegruderten.
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Wie sieht das Programm aus? Und wie finanziert
es sich?
Für ein Jahr erhalten die Frauen zum einen Personal
Coaching, zum anderen bekommen sie ein Sprachtraining. Die Kurse finden Montag bis Freitag für fünf
Stunden statt. Haben die Frauen Kinder, so werden
diese betreut und erhalten darüber hinaus Deutschunterricht. Die Idee ist, dass die Flüchtlingsfrauen
selbst ihr Wissen im Anschluss für ein weiteres Jahr
an andere Frauen weitergeben. Finanziert wird das
Produkt privat.
Sie selbst haben ein Faible für die Arabischen
Emirate, insbesondere Dubai, wo Sie auch eine
Wohnung haben. Wie erklären Sie sich, dass Dubai stark polarisiert?
Mal vorab: Ich denke, «everybody’s darling is
everybody’s Depp». Dubai hat unglaublich viele Facetten, die manche gar nicht sehen wollen. Dubai
ist eine Stadt, die sich in erstaunlich viele Richtungen entwickelt. Aber alles, was sich temporeich
entwickelt, wird gern als kulturlos bezeichnet. Das
mussten sich auch schon die USA gefallen lassen.
Hatten Sie es als Kriegsflüchtling, Iranerin und
Frau besonders schwer, sowohl als Unternehmerin als auch in dieser viel umkämpften Branche Fuss zu fassen?
Es war auf jeden Fall sehr herausfordernd. Als Frau –
und auch als Ausländerin. Unter diesen «Startbedingungen» muss man sich stärker beweisen. Ich denke
aber, das ist mir gelungen.
Was reizt Sie an der Touristik? Was unterscheidet
JT Touristik von anderen Touristikunternehmen?
An der Touristik reizt mich zum einen die schöne
Materie, mit der wir täglich zu tun haben. Zum anderen schätze ich den Austausch mit anderen Kulturen und spannenden Menschen. JT Touristik unterscheidet wie erwähnt ein konsequentes Branding
von den Marktbegleitern. Zudem setzen wir auf ein
gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, hohe Produktkenntnis und einen grossen Service-Faktor.
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Was beinhaltet für Sie Lebensqualität, und was
macht Ihnen richtig Spass?
Selbstbestimmung und beruflicher Erfolg sind für
mich überaus wichtig. Zudem muss das persönliche Umfeld stimmen, denn Familie und Freunde
geben einem auch in schwierigen Zeiten Halt. Nicht
zuletzt liebe ich die schönen Dinge im Leben. Dazu
zählen gutes Essen und guter Wein, Mode und
schon wegen des Berufs selbstverständlich Reisen!
Sie haben SIS (Strong Independent Sisters) ins
Leben gerufen. Eine Organisation, die Flüchtlingsfrauen Unterstützung und Starthilfe bietet.
Was motiviert Sie, sich neben Ihrem arbeitsintensiven Unternehmertum hier zu engagieren?
Ich habe am eigenen Leib erfahren, wie es ist, aus
einem Krisenland nach Deutschland zu kommen.
Nun möchte ich anderen Frauen helfen, ihre Startbedingungen in diesem Land zu optimieren und
durch Bildung die Weichen für Unabhängigkeit und
persönlichen Erfolg zu stellen.
Nach welchen Kriterien suchen Sie aus, und
woher rekrutieren Sie die Flüchtlingsfrauen? Reagieren die Frauen meist aufgeschlossen, eher
zögerlich oder auch teilweise ablehnend auf die
Hilfsangebote?
Bei der Rekrutierung haben wir eng mit AWO (Arbeiterwohlfahrt) zusammengearbeitet. Insgesamt hatten
31 Frauen die Möglichkeit, sich vorzustellen. Daraus
haben wir 15 Frauen aus dem Iran, aus Afghanistan,
Syrien und Eritrea ausgesucht. Die Frauen reagierten zu Beginn teils aufgeschlossen, teils zögerlich.
Mittlerweile sind alle Teilnehmerinnen hoch motiviert und sehen, welch grosse Chance sich für sie
aufgetan hat.
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