ZOFINGER TAGBLATT www.zofingertagblatt.ch SAMSTAG, 6. JUNI 2015 25 REGION Patient gerettet – Sanitäter auch Bezirksgericht Fünf Jahre wegen versuchter vorsätzlicher Tötung Zofingen Der regionale Rettungsdienst führt die erste elektrische Trage im Aargau ein VON MICHAEL FLÜCKIGER «Schluss mit dem Gegendrücken aus der Hüfte und den zahlreichen Hebeln, die ihr gleichzeitig betätigen müsst. Hier erwartet euch eine andere Welt.» Rolf Misteli, Instruktor und technischer Supporter des amerikanischen Medizinalgeräteherstellers Stryker ist begeistert – muss er auch. Allerdings verkauft er keine leere Luft – die steckt höchstens in der Hydraulik der elektrischen Tragebahre Power Pro und der im Auto verschraubten Schiene Power Load. Die zehn Mitarbeitenden des Rettungsdienstes folgen seinen Instruktionen gespannt. Das hat über das Berufliche hinaus auch persönliche Gründe. Denn sie sind nicht alle unversehrt geblieben von der beschwerlichen körperlichen Arbeit, die sie «Die Investitionen liegen zwar vier Mal so hoch wie einem mechanischen Gerät. Aber wir haben weniger Ausfälle.» Bernhard Nastarowitz Leiter Rettungsdienst Zofingen rund um die Uhr in der Grossregion leisten. Gerald Kurtz, stellvertretender Leiter des Rettungsdienstes hat zum Beispiel erst letztes Jahr bei einem Patiententransport eine Schulterverletzung davongetragen. «Spätestens da war mir klar, dass etwas passieren muss», sagt er. Ein weiterer Mitarbeiter trägt den linken Arm in der Schlinge. Rettungsdienstleiter Bernhard Nastarowitz, Instruktor Rolf Misteli und Mitarbeiterin Barbara Frösch machen den Test. MIF Elektronisch - notfalls auch manuell Selbst wenn die Elektronik ausfallen sollte, könnt ihr nahtlos in den manuellen Betrieb umschalten», sagt Misteli, der selber mal im Rettungsdienst tätig war. Zuerst führt er das Gerät im Normalbetrieb vor. Ohne jede Kraftanstrengung fährt er die Trage aus der elektrischen Schiene des Rettungsfahrzeug mit den grellen Farben und der Aufschrift 144 heraus. Jetzt hängt die Bahre hinten aus dem Fahrzeug heraus. Er betätigt den roten Plusknopf und fährt das Gestell herunter. Kaum haben die Rollen auf dem Boden Stand, entkoppelt Misteli die Trage per Knopfdruck und mit leichten Zug von der Ladevorrichtung. Schon da zeigt sich der Unterschied zur manuellen Trage. Diese war nur in Schräglage ausfahrbar. Hier galt es immer zu zweien am Fussende mit der Hüfte Gegendruck zu erzeugen. «Mitsamt Patient ist das bei sechs bis acht Einsätzen pro Tag eine grosse Belastung für die Lendenwirbel», erläutert er. ZAHLEN UND FAKTEN ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● 2350 Einsätze total Der Rettungsdienst Zofingen bedient mit 11 Mitarbeitenden und zwei Auszubildenden die Region mitsamt angrenzenden Luzerner Gemeinden. Zwei Fahrzeuge sind im Einsatz. Das eine mit der elektrischen Trage ist 7 mal 24 Stunden einsatzbereit. Letztes Jahr rückte es 1650 Mal aus. Das zweite verfügt vorerst noch über die mechanische Trage und steht wochentags zwischen 7 und 15.30 Uhr im Einsatz – und das 700 Mal im Jahr. Die Bahre ist jetzt einsatzbereit. Raufund runterfahren lässt sie sich elektronisch. Mit hochgestellter Rückenlehne passt sie sogar in jeden Lift. Aber das hier ist kein Rettungseinsatz. Deshalb zeigt Rolf Misteli jetzt wie sich die Trage wieder einfahren lässt. Auch da ist kaum Krafteinsatz vonnöten. Obwohl die Rettungsdienstsanitäter immer zu zweit arbeiten: Das Aus- und Einladen liesse sich im Notfall allein ausführen. «Peter, neue Ausgangslage. Du hast keinen Unfall, du bist einsatzfähig», scherzt einer der Mitarbeitenden zum Mann mit der Schlinge im Arm. Eine Kollegin wirft ein: «Und wo bleibt jetzt das körperliche Training? Da verliere ich ja Muskeln?» Die Mitarbeitenden des Rettungsdienstes lassen es sich nicht nehmen, das Gerät ausgiebig zu testen. Auch der Belastungstest klappt. Drei Männer drücken zu dritt 250 Kilo auf die Trage, sie fährt trotzdem flott hoch. Ein paar Dinge müssen die Sanitäter noch ler- nen. So etwa die speziellen Griffe, die zu betätigen sind, wenn die Elektronik ausfallen sollte. Eine Hexerei ist auch das nicht. Weniger Unfallabsenzen Bernhard Nastarowitz, Leiter des Rettungsdienstes Zofingen, ist zufrieden. «Das neue Gerät ist ein Riesenbeitrag zur Gesundheitsprävention im Rettungsdienst. Die Investitionen in ein solches Gerät liegen zwar mit rund 50 000 Franken vier Mal so hoch wie bei einer mechanischen Trage. Aber das lohnt sich, weil wir viel weniger gesundheitsbedingte Ausfälle haben. Und Muskelkraft braucht es beim Aufnehmen der Patienten noch genug.» Für die Rettungsdienstmitarbeiter, denen das nicht reicht, hat Rolf Misteli ein Paraderezept bereit. «In Basel haben die Rettungssanitäter ein kleines Fitnesscenter eingerichtet. Wetten, dass sich so Muskeln schonender trainieren lassen?» Unterflursammelstellen bewähren sich Zofingen In der Altstadt gibts beim Pulverturm eine weitere Unterflursammelstelle für Hauskehricht. Mit der bereits vorhandenen wurden gute Erfahrungen gemacht. gut aufgenommen. Die anfängliche Skepsis, es würden hier auch fremde Kehrichtsäcke deponiert, um Gebühren zu umgehen, erwies sich als unbegründet. «Es kommt höchst selten vor, dass einmal ein fremder Sack eingeworfen wird.» Auch trat um die beiden Einfüllstutzen kein Littering auf. Es hat übrigens auch immer wieder Leute ausserhalb der Altstadt, die hier vorbeikommen, um ihren Kehrichtsack einzuwerfen (zum Beispiel im Zusammenhang mit einem Ferienbeginn). VON KURT BLUM Aufgeteilt in drei Zonen werden in Zofingen, eingeschlossen der Ortsteil Mühlethal, der verbrennbare Hauskehricht und das Sperrgut einmal wöchentlich eingesammelt und einer Kehrichtverbrennungsanlage zugeführt (im Normalfall nach Oftringen). Einzig der Weiler Bottenstein wird nur einmal monatlich bedient. Weil es in der Altstadt nur an ganz wenigen Orten möglich ist, Sammelcontainer aufzustellen, das Lagern von Kehrichtsäcken über einige Weitere Standorte denkbar Eine zweite Altstadt-Unterflursammelstelle beim Pulverturm. Tage hinweg jedoch geruchs- und platzmässig oft zu Problemen führt, wurde an der Hinteren Hauptgasse im Bereich Kirchgemeinde-/Lateinschulhaus als Versuch eine unterirdische Sammelstel- KBZ le für Zofinger Kehrichtsäcke installiert. Der Erfolg blieb nicht aus. Gemäss Christoph Wälti, Leiter des Stadtwerkhofs, wurde die Unterflursammelstelle von der Bevölkerung sehr Nachdem die gemachten Erfahrungen nur positiv waren, wurde nunmehr beim Pulverturm eine zweite Sammelstelle eingerichtet. Weitere Standorte sind denkbar. Ausserhalb der Altstadt kann der Hauskehricht auch bei den Grosssammelstellen Forstacker und Untere Promenade deponiert werden. Ein 33-jähriger Mann aus der Region hat im Frühling 2014 den Vorsatz gefasst, seine Ehefrau zu töten. Dafür bat er einen Bekannten um Hilfe. Dieser lehnte ab (wir berichteten). Grund für die Mordgedanken des Mannes war gemäss Staatsanwaltschaft, dass sich seine Ehefrau von ihm scheiden lassen wollte. Denn bereits zuvor war er ihr gegenüber gewalttätig: Im Juli 2013 hat er seine Ehefrau mit beiden Händen derart intensiv gewürgt, dass ihr schwarz vor Augen wurde. Der Mann hörte erst mit dem Würgen auf, als der gemeinsame damals knapp fünfjährige Sohn das Zimmer betrat und seinen Vater anflehte, der Mutter nicht wehzutun. Das Bezirksgericht Zofingen hat den Mann gestern deshalb der versuchten vorsätzlichen Tötung schuldig gesprochen und zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Davon abgezogen wird die bereits abgesessene Haft von 470 Tagen. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Gefängnisstrafe von 7½ Jahren gefordert. Es wurde eine Fernhaltemassnahme angeordnet. Das heisst, der Mann darf für mindestens fünf Jahre keinen Kontakt zur Frau aufnehmen und sich ihr nicht näher als auf 100 Meter annähern. Er muss die Kosten für die Psychotherapie der Frau tragen, ihr 10 000 Franken Genugtuung bezahlen sowie die Verfahrenskosten übernehmen. Ebenfalls schuldig sprach das Gericht den Mann wegen falscher Anschuldigung. Der Mann behauptete, von einem anderen Gefängnisinsassen gewürgt worden zu sein. Das Gutachten zeigte aber, dass sich der Ablauf der vom Mann geschilderten Vorkommnisse nicht so zugetragen haben kann. Und die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sich der Mann die Verletzungen am Hals selber zugefügt hat. Freigesprochen wurde er in den Punkten Gefährdung des Lebens, mehrfache einfache Körperverletzung und versuchte Anstiftung zur vorsätzlichen Tötung. Das Gericht lehnte den Antrag des Verteidigers des Beschuldigten ab, den Zeugen, den der Mann zur vorsätzlichen Tötung angestiftet haben soll, an einer zweiten Hauptverhandlung nochmals zu befragen. Der Mann lebt seit 1990 in der Schweiz. Seine Noch-Ehefrau hat er vor über 25 Jahren im Kosovo kennen gelernt. Die gemeinsamen Kinder sind heute zehn und sieben Jahre alt. (NO) Regionalpolizei Zofingen Kein Handel mit alten Dienstwaffen Gegen Ende letzten Jahres wurden alle Uniformierten der Regionalpolizei Zofingen mit einer neuen Dienstwaffe ausgerüstet. Die neue Sphinx SDP des Schweizer Herstellers SPHINX ersetzte die in die Jahre gekommenen SIG P228 und P229, die zunehmend störungsanfällig geworden waren. Die SIG-Dienstwaffen waren über zehn Jahre alt und wiesen eine sehr hohe Schusszahl auf. Eine Neubewaffnung war aus Sicherheitsgründen notwendig (diese Zeitung berichtete darüber). Wie Adjutant Bernhard Müller, Polizeichef-Stellvertreter, festhält, wurden die alten Waffen vom Lieferanten der neuen an Zahlung genommen. Die Abgabe erfolgte rechtlich absolut korrekt und wurde vertraglich einwandfrei festgehalten. Adjutant Müller: «Die Repol Zofingen macht keinen ‹Waffenhandel› mit ausgedienten Polizeipistolen.» (KBZ)
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