Springen für Einsteiger

Inga Wolframm
Springen
für Einsteiger
Inhalt
Einleitung
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Der Springsport –
eine spannende Geschichte
1. Das ideale Pferd
Pferd und Reiter –
passt es oder passt es nicht?
Springpferde-Exterieur:
Garantien gibt es keine,
aber jedes bisschen hilft
Gebäude
Rücken
Hals
Hinterhand
Extremitäten
Die inneren Werte zählen
So sieht gutes Springen aus
Ausnahmen bestätigen die Regel
2. Sattel, Trense & Co.
Wie man sattelt, so sitzt man
Die richtige Verbindung
zwischen Pferdemaul und Reiterhand
Englisches Reithalfter
Hannoversches Reithalfter
Martingal
Gebisse
Einfach oder doppelt gebrochen?
Wassertrense und Olivenkopftrense
Pelham
Ungebrochene Mundstücke
(Stangengebisse)
»No foot, no horse«
Und zu guter Letzt …
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3. Eine gute Basis:
Der Sitz und die Hilfen
So stimmt die Basis – der richtige Sitz
Der Dressursitz
Der leichte Sitz
Der Springsitz
Wenn’s mal richtig wackelt
Am allerwichtigsten:
unabhängig sitzen!
Übung: Unabhängig sitzen
Mit dem Sitz die Richtung beeinflussen
Die Hilfen
Takt
Losgelassenheit
Anlehnung
Schwung
Geraderichten
Versammlung
Wie Pferde lernen
4. Stangenarbeit und
Springdressur
Abwechslung ist der
Schlüssel zum Erfolg
Die Grundlage: eine einzelne Stange
Übung: Maß halten
Durchlässigkeit trainieren
Übung: Galoppstange
auf der Geraden
Übung: Traben auf dem Zirkel
Zwischen zwei Stangen:
Dressur zwischen den Sprüngen
Übung: Rhythmus finden
Übung: Vor und zurück
Gute Wendung = guter Sprung
Reiten von gebogenen Linien
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Inhalt
Reiten von Wendungen
Übung: An den Hilfen
durch die Wendung
Übung: Hat es in sich –
Galoppieren auf dem Zirkel
5. Jetzt geht’s richtig los:
Die ersten Sprünge
Wie fliegen, nur schöner
Die ersten kleinen Sprünge:
Haltung bewahren!
1. Das Anreiten
Aus dem Trab
Aus dem Galopp
2. Vor dem Hindernis
3. Der Absprung
4. Die Schwebephase
5. Die Landung
6. Das Wegreiten
Stange und Kreuz geben den Ton an
Übung: Stange und Kreuz
Übung: Stange und Steilsprung
Übung: Eine Stange zum Abfangen
Checkliste: Der perfekte Sprung
6. Und so geht’s weiter:
Reiten von Kombinationen,
Hindernisfolgen und
»das Auge« trainieren
Hindernisse: viel und vielfältig
Was für Hindernisarten gibt
es eigentlich?
Steilsprung
Oxer
Triplebarre
Wassergraben
Kombinationen: 1 + 1 = 2
Hindernisfolgen
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»Passend« reiten – was ist das?
Schwierig, schwierig ...
Für gehobene Ansprüche:
Springtraining für Fortgeschrittene
Übung: Vor und zurück –
aber diesmal mit Hindernissen
Übung: Springen auf dem Zirkel
Übung: Springen in einer Acht
Übung: Gymnastikreihen
Übung: In-Out-Reihen
7. Der erste Parcours:
Präzision und Reitkunst
Abgehen des Parcours
Übungsparcours
Vielfalt im Parcoursbau
8. Das erste Turnier
Formalitäten vorweg
Das »Springalphabet«
Am Turniertag
Nennung
Ankommen
Parcours abgehen
Abreiten
Einreiten und Grüßen
Parcours reiten
Das Pferd
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6. Wenn es mal schief geht
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Übung macht den Meister
Ein Sturz vom Pferd
Verweigerung und Vorbeilaufen
Bocken und Steigen
Noch einmal ganz zum Schluss ...
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Autorenportrait
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1. Das ideale Pferd
Das ideale Pferd
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Springpferde-Exterieur
Rücken
Tipp von Niels Brussen
»Am Ende entscheidet das Exterieur nicht,
ob es ein gutes oder schlechtes Springpferd
ist. Für mich ist allerdings besonders wichtig, dass das Pferd gerade steht. Pferde mit
Fehlstellungen sind stärker gefährdet, was
Abnutzungserscheinungen bzw. Verletzungen angeht.
Auch die Hinterhand spielt eine wichtige
Rolle. Ein Springpferd sollte in der Hinterhand »Power« haben. Je länger die Muskulatur der Hinterhand, umso mehr Kraft kann
ein Pferd entwickeln. Ein Pferd mit kurzer
Muskulatur in der Hinterhand wird vergleichsweise weniger Kraft entwickeln können und somit oft weniger Vermögen am
Sprung zeigen.«
Die meisten Springpferde stehen eher im rechteckigen Modell. Hans Horn, ehemaliger Nationaltrainer der Niederlande, kommentierte dies
mit den Worten: »Länge hat etwas mit Vermögen
zu tun.« (Elmar Pollmann-Schweckhorst (2002).
Springpferde-Ausbildung heute, Warendorf: FNVerlag). Damit meinte er wohl, dass ein Pferd mit
einem etwas längeren Rücken häufig durchlässiger ist, weil der Rücken leichter mitschwingt. Und
nur ein Pferd, welches mit losgelassenem Rücken
läuft, kann auch den Schwung und die nötige
Balance entwickeln, um sicher und fehlerfrei
durch einen Parcours zu kommen. Allerdings ist
es hier wichtig, dass der Rücken kräftig genug ist
und die Lenden nicht zu schwach ausgebildet
Ein gutes Beispiel eines modernen, gut proportionierten Springpferdes.
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»No foot, no horse«
Pelham benutzen zu müssen, sollte zuallererst an
der Rittigkeit des Pferdes und der eigenen Reitfertigkeit arbeiten.
Ungebrochene Mundstücke
(Stangengebisse)
Die meisten modernen Stangengebisse sind
nicht mehr ganz gerade gefertigt, sondern werden mit einem kleinen Bogen dem Pferdemaul
angepasst. Stangengebisse wirken hauptsächlich auf Zunge und Maulwinkel ein und werden
vor allem bei Pferden benutzt, die schwierig im
Maul und unruhig in der Anlehnung sind.
Allerdings ist diese Art von Gebiss auf längere
Sicht von wenig Vorteil. Da das Mundstück ungebrochen ist, ist eine einseitige Zügelhilfe schwierig, denn sie wirkt sich sowohl auf die jeweilige
Seite des Unterkiefers als auch auf die gegenüberliegende Seite des Oberkiefers aus. Außerdem lernen viele Pferde, sich dem Druck des
Gebisses zu entziehen, indem sie die Zunge im
Maul zurück oder sogar über das Gebiss ziehen.
»No foot, no horse«
Das englische Sprichwort »No foot, no horse«
(Keine Hufe, kein Pferd) lässt sich ebenso auf
Pferdebeine übertragen. Die Verletzungsgefahr
an Sehnen und Bändern ist im Springen relativ
hoch, daher sollte kein Pferd ohne Schutz über
Hindernisse geritten werden. Moderne Springgamaschen (für Vorderbeine) sind anatomisch
der Form des Pferdebeins angepasst und traditionell an der Vorderseite »offen«. Das bedeutet,
dass hauptsächlich Sehnen und Bänder an der
Hinterseite des Pferdebeines geschützt sind,
während der Verschluss an der Vorderseite entlangführt und somit wenig Schutz bietet. Dies
erleichtert einerseits die Kühlung der bean-
Wassertrense – doppelt gebrochen.
Olivenkopftrense – einfach gebrochen.
Pelham.
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4. Stangenarbeit und Springdressur
4. Stangenarbeit und Springdressur
In Kapitel 4 wird der Reiter mit Hilfe von Stangenarbeit an die wichtigsten Elemente des Springens herangeführt. Hierbei steht im Vordergrund, den richtigen Rhythmus, erst im Trab und
später auch in der Galopparbeit, beizubehalten.
Dem Reiter soll besonders die Wichtigkeit eines
durchlässigen, rittigen Pferdes, das sowohl auf
der Geraden als auch in der Wendung an den
Hilfen steht, vermittelt werden. Denn nur wer in
der Basisarbeit gute Grundlagen legt, wird auch
später beim Springen erste Erfolge ernten können.
Abwechslung ist der Schlüssel
zum Erfolg
Genau wie alle anderen Disziplinen im Pferdesport (und eigentlich wie so ziemlich alles im
Leben) will Springen erst einmal gelernt werden.
Aller Anfang kann schwer sein, muss aber nicht!
Wer sein Pferd gut an den Hilfen hat und sich mit
Hilfe von Stangenarbeit konsequent an die verschiedenen Ansprüche im Springsport herangetastet hat, dem steht eigentlich nichts mehr im
Wege! Aber ganz besonders hier gilt, dass
Abwechslung den Schlüssel zum Erfolg darstellt.
Drillen Sie Ihr Pferd nicht tagein, tagaus mit denselben Übungen. Gehen Sie stattdessen mit
Ihrem Pferd öfter mal ins Gelände – schließlich ist
der Springsport ein Nachkomme des Jagdreitens
in freier Natur. Im Wald, Feld oder Wiese lassen
sich Rittigkeitsübungen genauso gut trainieren
wie in der Reitbahn. Nutzen Sie Pfützen am
Wegesrand und gewöhnen Sie Ihr Pferd von
Anfang an an Wasser. Kurzum, je vielseitiger und
abwechslungsreicher Sie das tägliche Training
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gestalten, umso ausgeglichener und arbeitswilliger wird Ihr Pferd sein.
Die Grundlage: eine einzelne Stange
Der Schein trügt … das ist auch im Reitsport oftmals nicht anders als im normalen Leben. Eine
einzelne Stange am Boden sollte eigentlich für
die meisten Reiter kein großes Problem darstellen. Jedoch ist es häufig schwieriger als gedacht,
so eine einzelne Stange im gleichmäßigen Tempo
und Rhythmus zu überwinden. Unerfahrene
Pferde und Reiter kommen entweder ins Stocken
oder treiben übermäßig bzw. kommen ins
Rennen. Im Trab wird das Pferd häufig eiliger,
indem es die Frequenz der Tritte erhöht, was oft
mit mehr Impuls verwechselt wird. Allerdings
entwickelt das Pferd nicht gleichzeitig mehr
Schub aus der Hinterhand, nur weil es die
Tipp von Niels Brussen
»Springen bedeutet Stangenarbeit. Beginnen Sie mit Stangen- bzw. Cavalettiarbeit
und geben Sie sich und Ihrem Pferd Zeit, sich
an die neue Herausforderung zu gewöhnen.
Je intensiver Sie sich mit der Basisarbeit
beschäftigen und je mehr Ihr Pferd bei der
Arbeit mit Stangen entspannt bleibt und
doch an den Hilfen steht, desto mehr Spaß
und Erfolg werden Sie im Springsport ernten.«
Die Grundlage: eine einzelne Stange
Entspannt und doch aufmerksam in Trab und Galopp über eine Stange.
Frequenz erhöht. Im Gegenteil, häufig fällt das
Pferd auf die Vorhand und entzieht sich somit
den treibenden Hilfen des Reiters. Nach der
Stange fällt es dem Reiter viel schwerer, das Pferd
wieder aufzunehmen. Im Galopp »rettet« sich
das Pferd oft mit einem großen Satz über die
Stange. Auch hier präsentiert sich das soeben
geschilderte Problem: Das Pferd entzieht sich
den treibenden Hilfen des Reiters, fällt auf die
Vorhand und nimmt mit der Hinterhand weniger
Last auf. Doch genau das ist der »springende«
Punkt im Springsport. Um im gleichmäßigen
Tempo zum, über den und weg vom Sprung
galoppieren zu können, muss sich das Pferd tragen können, also Last mit der Hinterhand aufnehmen. Daher ist die Übung mit der Stange elementar.
Wichtig: Im Springsport wird gerne vom richtigen oder »guten« Rhythmus und Tempo gesprochen. Der Rhythmus ist der Takt, in dem das Pferd
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Stange und Kreuz geben den Ton an
Stange und Kreuz geben den Ton an
Fast jede Springstunde, jedes Warmspringen
beginnt für die meisten Reiter auf die gleiche Art
und Weise, nämlich mit einer Vorlegestange und
einem Kreuzsprung. Je nach Ausbildungsstand des
Pferdes werden die ersten Sprünge einer Trainingseinheit im Trab oder aus dem Galopp angeritten. Jedoch ist es eigentlich nie verkehrt, das
Pferd erst einmal aus dem Trab springen zu lassen.
Besonders auf fremden Turnierplätzen hat es im
Trab die Gelegenheit, sich mit der neuen
Umgebung vertraut zu machen. Auf diese Weise
fasst das Pferd auch bei neuen Aufgaben schneller
Vertrauen, sowohl in den Reiter als auch in die
eigenen Fähigkeiten. Nach zwei, drei Sprüngen aus
einem lockeren, entspannten Trab kann dann zur
Arbeit aus dem Galopp übergegangen werden.
Einsteiger in den Springsport sollten sich anfangs auf Sprungübungen konzentrieren, die es
dem Pferd leicht machen, Hindernisse korrekt
und sicher zu überwinden. Die folgenden Übungen sind verschiedene Varianten von einfachen
Sprüngen, wobei eine oder mehrere Vorlegestangen sehr hilfreich sind, um Reiter und Pferd
zu helfen, den korrekten Absprungpunkt zu finden.
Übung: Stange und Kreuz
Im Grunde ist diese erste Übung eine Erweiterung der Stangenübungen aus Kapitel 4. Beginnen Sie aus dem Trab und legen Sie drei oder vier
Trabstangen im Abstand von 1,30 m auf den Boden. Am Ende dieser Stangenreihe bauen Sie im
Abstand von 2,50 m ein kleines Kreuz auf. Die
Trabstangen vor dem Sprung helfen, Rhythmus
und Tempo zu finden und zu halten.
Für Sprünge aus dem Galopp erweitern Sie die Abstände zwischen den Stangen auf 3 m bis 3,50 m,
abhängig von der Galoppade Ihres Pferdes. Der
Abstand der letzten Stange zum Sprung sollte
ebenso zwischen 3 m und 3,50 m betragen. Auch
hier schult das Anreiten über Stangen das Gefühl
für den Rhythmus und das Tempo des Pferdes am
Sprung.
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Springtraining für Fortgeschrittene
Vor und zurück mit Hindernissen.
des Springreitens zu bewältigen. Auch hier gilt
wieder: Lassen Sie es langsam angehen! Es geht
nicht darum, die Höhe eines Hindernisses zu trainieren, sondern die korrekte Hilfengebung, den
Gehorsam des Pferdes und den richtigen
Absprungpunkt.
Übung: Vor und zurück –
aber diesmal mit Hindernissen
In Kapitel 4 haben Sie bereits einiges an Vorarbeit
geleistet. Sämtliche Übungen mit den Stangen
können Sie jetzt selbstverständlich auch mit
niedrigen Hindernissen absolvieren. Bauen Sie
die Übungen langsam auf – es geht vor allem darum, dass Sie die Kontrolle zwischen den Sprüngen behalten und Ihr Pferd an den Hilfen steht.
Übung: Springen auf dem Zirkel
In Kapitel 4 haben Sie bereits geübt, auf dem Zirkel
über Stangen zu traben und zu galoppieren. Der
nächste Schritt ist jetzt, niedrige Sprünge auf der
Zirkellinie aufzubauen. Versuchen Sie, diese Sprünge im gleichbleibenden Tempo zu nehmen. Diese
Übung trainiert ganz besonders gut das Reiten
von Wendungen bzw. gebogenen Linien.
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Übung: Springen in einer Acht
Das Springen in einer Acht verbindet das Üben
von gebogenen Linien und Wendungen mit Richtungswechsel. Achten Sie darauf, dass Ihr Pferd
immer wieder auf dem richtigen Bein landet.
Wenn Sie also z. B. eine Wendung nach rechts reiten wollen, sollte Ihr Pferd bereits auf dem rechten Bein landen.
Übung: Gymnastikreihen
Gymnastikreihen sind drei, vier oder mehr Hindernisse hintereinander, im Abstand von meistens
einem Galoppsprung zwischen den Hindernissen.
Hindernisse regen das Pferd zur vermehrten
Rückentätigkeit an. Gleichzeitig kann sich der Reiter ganz auf das ausbalancierte Reiten konzentrieren, da Abstände schon vorbestimmt sind, das
Pferd also passend von Sprung zu Sprung kommt.
Obwohl zur Gymnastizierung bereits niedrigere
Hindernisse genügen, dürfen die letzen Hindernisse auch etwas erhöht werden. Da dem Pferd der
korrekte Absprungpunkt vorgegeben wird, wird
das Springen erleichtert. Die Zeichnung zeigt, wie
aus verschiedenen Elementen anspruchsvolle
Gymnastikreihen gebaut werden können.