Stoll Stuhl Museum 1871 1912 1925 Gemeinnützige Stiftung zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung der öffentlichen Gesundheitspflege und der Bildung 2015 Vieles staunen wir an, als Schöpfung menschlichen Scharfsinnes. Doch vergessen ist längst der, der den Scharfsinn besaß. Petrarca Zitiert durch die Firma Sommerfeld, Neuruppin beim Besuch des Stoll Stuhl Museums am 26.07.1997 To Christof and Emma Stoll who put us on the right course. Stoll Stuhl Museum Inhaltsverzeichnis Vorwort 9 Sonderthemen 1930 bis 1995 Schnittmodelle: Mechanik sichtbar machen Die Inhaber der Familiengesellschaft Stoll Albert Stoll I. (1836-1897) 10-11 Albert Stoll II. (1882-1937) 12-13 Christof Stoll (1912-2003) 14-15 Die Gestaltung des Museums 1974 bis 2003 Die Similar-Technik im Reposo Sessel 16 2010 – Die Verlegung des Museums 16 2015 – Die Neuordnung der Exponate 17 Aus dem Regelwerk der Konstruktion 19 Die Epochen 1871 bis 1911 – Bugholzstühle Am Anfang stand das Holz 20-21 1912 bis 1925 – Rekord-Stühle Maschinen bearbeiten das Holz 22-24 1926 bis 1968 – Federdreh-Stuhl Bewegliche Teile aus Stahl 26-28 1964 bis 1974 – Bürodrehstühle Filigrane Stahlbauweise 30-31 1975 bis 1995 – Bürodrehstühle Kunststoffe bringen neue Formen 32-34 1938 bis 1973 – Bürodrehsessel Mit Polster zum Sessel 36-37 1984 bis heute – Bürodrehsessel Neues Design 38-40 46 Fachbegriffe Von A wie Aktilord-Sitz bis W wie Wippmechanik 1987 – Das Geschenk an Christof Stoll 42-44 Impressum 47-53 53 Zitate Zitate aus dem Gästebuch 54 Friedrich Schiller – Zitat aus „Sprüche des Kunfuzius“ 55 Vorwort Durch die Darstellung der Exponate im Stoll Stuhl Museum und den Inhalt dieses Kataloges wird der Versuch unternommen, die gesamte Entwicklung der Stuhlproduktion der Familiengesellschaft Stoll von ihren Anfängen ab 1870 bis heute anhand der wesentlichen technischen Merkmale einzelner Modelle nachzuzeichnen. Die Auswahl und Beschreibung der Modelle dient der Darstellung der Entwicklungsschritte in Entwicklung und Produktion der Stühle in den letzten 140 Jahren. Es wird in den einzelnen Kapiteln Wissen vermittelt, das die Leser, die sich nicht von Berufs wegen mit dem Konstruieren, Produzieren und Verkaufen von Stühlen beschäftigen, zunächst überfordert. Diese Gefahr haben wir in Kauf genommen, um dem Fachmann Informationen über die Stühle der Firma Stoll zu bieten. Dem interessierten Besucher und Leser, der sich nicht für einen Fachmann für Bürostühle hält, soll durch ein Verzeichnis von Fachbegriffen (ab Seite 47) die Lektüre erleichtert werden. Museum und Katalog haben nach unserer Meinung ihre Aufgabe erfüllt, wenn diesen Besuchern als Käufer und Nutzer von Sitzmöbeln bewusst wird, dass für das Sitzen nicht jede Sitzgelegenheit gleichermaßen geeignet ist. Die Auswahl der richtigen Stühle und Sessel für bestimmte private und berufliche Zwecke sollte daher unter Beachtung einer Reihe von Auswahlkriterien vorgenommen werden. Es ist noch möglich alle Mitarbeiter zu nennen, die das Zustandekommen dieses Kataloges wesentlich mit Rat und Tat gefördert haben. Frau Christine Böhling hat die Schreibarbeiten übernommen und die vielen Korrekturen und Ergänzungen eingearbeitet. Herr Andreas Spieß hat einen Großteil der Unterlagen ausgewertet, die alle Themen außer den technischen Beschreibungen der Epochen und Exponate umfassen. Herr Manfred Flum, ehemals Leiter der technischen Organisation in den Jahren von 1968 bis 2010 in der Entwicklungsabteilung der Sedus Stoll AG, hat die Geschichte der Entwicklung der Stühle vom Bugholzstuhl bis zu den heutigen Modellen und die Beschreibung der die Epochen prägenden Modelle erstellt. Ihnen allen gebührt der Dank für das Zustandekommen dieses Kataloges. Sofern die Darstellung noch Unzulänglichkeiten und Fehler enthält, geht dies zu meinen Lasten. Waldshut, im April 2015 Stoll VITA Stiftung Klaus Tillmann Vorwort | 9 Albert Stoll I. Der Sessel aus der Gründer-Generation Der Firmengründer Geboren 1836 in Stuttgart-Bad Cannstatt und gestorben am 30.08.1897 in Basel. Im Jahr 1871 gründet Albert Stoll I. gemeinsam mit Max Klock als zweitem Teilhaber in Waldshut eine Stuhlfabrik „Stoll & Klock“. Nachdem Klock im Jahre 1879 aus der Firma ausscheidet, nennt sich das Unternehmen „Albert Stoll“. Ungefähr zwei bis drei Dutzend Arbeiter stellen in diesem Betrieb Stühle aus gebogenem Holz her. Waldshut bietet gute Produktionsbedingungen. Der wichtigste Rohstoff Buchenholz wächst im Rheintal gerade vor der Haustür. In dieser kaum industrialisierten Gegend findet Albert Stoll I. Arbeitskräfte in ausreichender Zahl. In den umliegenden Dörfern gewinnt er mühelos und für vergleichsweise geringe Entlohnung Heimarbeiterinnen für die Fertigung von Flechtrohrsitzen. Waldshut ist seit 1856 (Basel – Waldshut) und 1859 (Turgi – Waldshut) an die im Aufbau begriffenen Eisenbahnnetze angeschlossen. Dies ist eine Voraussetzung für den Vertrieb der Produkte, solange es noch keinen raschen, leistungsfähigen und kostengünstigen Straßentransport gibt. Das Verfahren, das Stoll und Klock anwenden, um Holz unter Wasserdampf zu biegen, ist zuvor um 1830 von Michael Thonet entwickelt worden. Als der Firmengründer 1897 im Alter von 61 Jahren stirbt, hinterlässt er Ehefrau, drei Töchter und den 15-jährigen Sohn Albert Stoll II. Die Ehefrau des Verstorbenen, Bertha führt den Betrieb als erfolgreiche Geschäftsfrau, was ihr im Volksmund den Namen „die Sesselmacherin“ einträgt. Modell-Nr. 463 Hergestellt um 1890 • Bugholz-Vierfuß • Säulenverstärkte Gewindespindel-Aufnahme aus vier gebogenen Fußabstützungen, gebogener Unterzug mit Holzgleiter, gedrechselte Säule mit Gewindeeinsatz für die Höhen- und Dreh-Verstellung • Die Gewindemutter mit Trapez-InnenGewinde und die Trapez-Gewindespindel werden in Deutschland als Serienware hergestellt. • An der Gewindespindel-Oberseite ist die Platte zur Befestigung des Stuhloberteils. • Die Sitzplatte mit Lederpolster-Einlage wurde später repariert. Christof Stoll verwies damit auf die Sparsamkeit der Vorväter. • Der Sitz hat eine leicht geformte Sitzmulde. • Die Sitzunterseite ist für die zentrale Krafteinleitung sinnvoll verstärkt. • Die Armstütze bildet gleichzeitig die obere Befestigung der ovalen Rückenlehne aus Rohrgeflecht. • Der Armstützenbügel besteht aus einem Stück. Markenzeichen • Der Prägestempel zeigt die Anfangsbuchstaben für: S = Stoll K = Klock W = Waldshut 10 | Albert Stoll I. Albert Stoll I. | 11 Albert Stoll II. Das erfindertypische Benutzermodell Der Erfinder Geboren am 25.06.1882 in Waldshut und gestorben am 16.02.1937 in Glarus (CH). Albert Stoll II. macht in Waldshut das Abitur und studiert in Karlsruhe Maschinenbau. 1910 geht er zu Studienzwecken in die USA. Ab 1912 werden in Waldshut Sprossenstühle produziert. Diese Modelle unterscheiden sich markant von den bisher bekannten Bugholzstühlen und bestehen nur noch aus wenigen gebogenen Teilen. Waagrechte und senkrechte Sprossen geben dem Stuhl, der den Namen „Rekord-Stuhl“ erhält, seine Stabilität und tragen die Rückenlehne. Seine Einzelteile werden auf Spezialmaschinen hergestellt, die Albert Stoll II. in den USA gekauft hat. Hierdurch kann auf viel zeitintensive Handarbeit verzichtet werden. Albert Stoll II. verbessert den amerikanischen Bürostuhl und entwirft einen Drehstuhl den er „Federdreh“ nennt. Auf der Leipziger Messe 1926 bringt er seine Neuentwicklung erstmals an die Öffentlichkeit. Es handelt sich um den weltweit patentierten „Federdreh“, den ersten Drehstuhl mit einer drehbaren Säulenfederung. Mit dem Namen Albert Stoll II. verbindet man die Entwicklung und Herstellung des „Rekord-Stuhles“ und des „Federdrehs“. Albert Stoll II. war aus heutiger Sicht Vorreiter der modernen Bürostuhl-Technik. Modell-Nr. 6610 Hergestellt um 1935 • Massivholz-Vierfuß • Zugriegelmechanik zur Höhenverstellung, und die NEREG-Mechanik zur Verstellung der Sitzneigung sind Erfindungen von Albert Stoll II. • Der Sattelsitz enthält eine ca. 12 mm dicke Filzauflage. • Die Sprossen und die Rückenlehne mit Armauflagen werden im Bugholzverfahren hergestellt. • Dieses Modell trägt auf der Rückseite der Rückenlehne eines der drei Warenzeichen. Albert Stoll II. ist überzeugt: „… dass der Stuhl als Arbeitsgerät immer mehr an Bedeutung gewinnt. Die in den letzten Jahren angestellten Versuche (Marktforschung) haben den Nachweis erbracht, dass das Sitzgerät nicht nur zur Erhaltung des Arbeiters von größter Bedeutung ist, sondern dass auch dessen Leistung durch Benützung eines entsprechenden Stuhles in überraschender Weise gesteigert werden kann.“ (*) Albert Stoll II. stirbt am 16. Februar 1937 im Alter von 54 Jahren unerwartet. Nachrufe würdigen den Verstorbenen, „als eine Persönlichkeit von größter Tatkraft und scharfem Weitblick“ sowie als „vorbildlichen Betriebsführer, dem das Wohl seiner Mitarbeiter stets am Herzen lag“. (*) Von seinen vier Söhnen führen drei Söhne anschließend die Stuhlfabriken weiter. Albert Stoll III. leitet den Koblenzer Betrieb. Christof und Martin Stoll leiten gemeinsam die Waldshuter Firma bis 1958. Markenzeichen • Markenzeichen von Albert Stoll II. eingeführt mit dem Federdreh auf der Rückenlehne ab 1926 • Markenzeichen auf dem Lehnenstab und an der Sitzrückseite, keine Datierung (*) “5mal80 Jahre“, Albert Stoll Giroflex, Koblenz (Schweiz), Seite 33 und 37 12 | Albert Stoll II. • Markenzeichen auf dem Lehnenstab und an der Sitzrückseite, keine Datierung Albert Stoll II. | 13 Christof Stoll Der Bürodrehsessel eines Firmeninhabers Der Begründer der Mitarbeiterbeteiligung und Wegbereiter für den Standort Dogern und für die europaweite Expansion Geboren am 28.06.1912 und gestorben am 07.05.2003 in Waldshut. Christof Stoll führt 1953 die Beteiligung der Mitarbeiter am Betriebsergebnis ein. Christof und Martin Stoll teilen 1958 das Familienunternehmen Albert Stoll OHG in zwei Firmen auf. Sie führen das Unternehmen in der Form von zwei neuen Firmen fort, nämlich als Christof Stoll KG in Waldshut und Martin Stoll, FederdrehStuhlfabrik in Tiengen. In Folge des Unternehmenswachstums wird ab 1969 in den nächsten Jahren die Produktion schrittweise an den neuen Standort nach Dogern verlegt. Christof Stoll richtet 1970 erstmals eine eigene Entwicklungs- und Versuchsabteilung ein. Er engagiert mit Theo Hartmann den ersten Diplom-Designer. Bis 1987 werden insgesamt acht Vertriebsgesellschaften in Europa gegründet. Das Ehepaar Stoll hat sich seit Jahrzehnten in der Firma und auch privat eingesetzt für die Verbreitung gesunder Ernährungsweisen, des Ökologischen Land- und Gartenbaus und der Förderung der Ganzheitsmedizin. Sichtbares Zeichen ist u. a. die Einrichtung einer Betriebskantine, in der – unter Verwendung von biologischen Erzeugnissen – nach den Regeln der VollwertErnährung gekocht wird. Modell-Nr. 4815 L Hergestellt ab 1938 • Der Sessel repräsentiert eine hohe Qualität und Ressourcenschonung. • Massivholz-Vierfuß aus Eiche, vier Einzelausleger, vorn gerundet, kleine ungebremste Sedus-Rolle • Zugriegelmechanik zur Höhenverstellung • Die Säule mit der Federdrehtechnik und NEREG-Mechanik • NEREG 2 = technisch überarbeitete Federeinstellung zur Härteverstellung der Sitzneigung mit Seitenhebel • Sitz und Rückenlehne aus Holz • Stoffpolster aus Poly-Schaumauflage Für diese in früheren Jahren bundesweit einmalige Einrichtung wird Emma Stoll 1976 die Georg-Michael-Pfaff-Gedächtnis-Medaille von der gleichnamigen Stiftung in Kaiserlautern für besondere Verdienste um die Volksgesundheit verliehen. Christof und Emma Stoll gründen am 8. März 1985 die gemeinnützige Stoll VITA Stiftung und übertragen ihr Vermögen, das auch die Mehrheitsbeteiligung an der seit 1995 als Sedus Stoll AG firmenden Familiengesellschaft umfasst, auf diese Stiftung. Im Bereich Büromöbel-Produktion der Firma Stoll werden die neuesten umweltschonenden Produktionsmethoden und Anlagen eingesetzt. Das Produkt „Bürostuhl“ entspricht damit den neuesten arbeitsmedizinischen Erkenntnissen. Aufgrund seiner Verdienste als Unternehmer erhält Christof Stoll 1986 das Bundesverdienstkreuz. Für sein Engagement im betrieblichen Umweltschutz wird Christof Stoll 1993 von der Zeitschrift Capital und der Umweltstiftung WWF Deutschland mit dem Preis „Öko-Manager des Jahres 1993“ ausgezeichnet. Nach dem Willen der Stifter soll die Stiftung als ihr „unsterblicher“ Rechtsnachfolger ihre Gedanken zum richtigen Leben und zur richtigen Unternehmensführung auch in der Zukunft verwirklichen. Ihre Vorstellungen zur Unternehmensführung richten sich auf konkrete Sachverhalte und sind 2000 dokumentiert in den „Grundelementen der Unternehmensverfassung“, um den Fortbestand und die wirtschaftliche Unabhängigkeit des Unternehmens zu sichern. Außerhalb der Firma wollen sie ihre Vorstellungen verwirklichen durch Förderung der Wissenschaft, Gesundheit, Bildung und des Umwelt- und Naturschutzes. 14 | Christof Stoll Markenzeichen • Christof Stoll führt 1958 mit der Aufteilung der Familiengesellschaft in die beiden Firmen Christof Stoll und Martin Stoll zur Unterscheidung seiner Produkte das Markenzeichen Sedus ein. Christof Stoll | 15 Die Gestaltung des Stoll Stuhl-Museums 1987 2015 Zum bevorstehenden 75. Geburtstag des Herrn Christof Stoll am 28. Juni 1987 überlegen seine Mitarbeiter, ob sie ihm ein Geschenk machen könnten, das ihn vielleicht überraschen und erfreuen könnte. Das Präsent soll ein Museum mit ausschließlich eigenen Produkten werden. 2015 werden die 54 Exponate im Interesse einer größeren Klarheit umgruppiert. Ihre technischen Eigenschaften werden herausgestellt und alle Stühle in sieben Generationen („Epochen“) von jeweils vier bis neun Modellen ihrer Generation präsentiert. Die Modelle stammen aus dem eigenen Fundus, den die Mitarbeiter der Entwicklungsabteilung Josef Wassmer und Manfred Flum im Laufe der Jahre gesammelt haben. Die Schautafeln informieren über technische Funktionen. Darstellungen zu Betriebsfeiern aus der Firmengeschichte werfen ein Licht auf die Belegschaft. Das Museum als Geschenk an Herrn Christof Stoll Das Museumsgebäude wird dann unter Leitung von Hanns Ebner, Geschäftsführer Technik (*), über Monate mit Hilfe örtlicher Handwerker um- und ausgebaut. Am Geburtstagstermin gelingt den Akteuren aber nur eine teilweise Überraschung, denn ein Handwerker hatte Christof Stoll auf der Kaiserstraße schon Wochen vorher offenbar unbeabsichtigt „aufgeklärt“ mit der Bemerkung: „Gell, Herr Stoll, nun haben Sie auch ein eigenes Museum!“. Jedenfalls freuen sich Geburtstagskind und Mitarbeiter gemeinsam über das Präsent und ergänzen es später durch weitere Exponante. Neuordnung der Exponate Der Fachbesucher kann jetzt die ausgestellten Modelle besser vergleichen mit anderen ihm bekannten Modellen. Allen übrigen Besuchern sollen durch den Besuch des Stoll Stuhl Museums Kenntnisse vermittelt werden, um die Merkmale eines guten Stuhles und das richtige Sitzen besser kennen zu lernen. 2010 Das Museum wird verlegt in das Haus der Stiftung Im Laufe der Jahre werden im Zuge des Firmenwachstums immer mehr Abteilungen nach Dogern verlagert bis ab 2009 nur noch die Vertriebsabteilung in Waldshut verbleibt. Aus diesem Grund hat die Stoll VITA Stiftung 2008 das Firmengelände von der Sedus Stoll AG erworben und nutzt es seitdem zur Verwirklichung der Stiftungszwecke. Durch die Überlassung von Gebäuden, in denen das Museum untergebracht ist, an die Stadt Waldshut zur Errichtung einer Kindertagesstätte muss das Museum umziehen. Der neue Standort ist ab 2010 im ersten Obergeschoss des ehemaligen Entwicklungsgebäudes. Aus diesem Anlass wird die Ausstellung ergänzt vor allem um eine Darstellung der Firmengeschichte und der Unternehmensziele, die Christof und Emma Stoll im Jahr 2000 als Auftrag an die folgenden Generationen gaben. (*) Michael Kläsener „Das alte und das neue Stoll Stuhl Museum“, Festschrift zum 25-jährigen Stiftungsjubiläum 1985-2010 der Stoll VITA Stiftung, S. 127 ff 16 | Die Gestaltung des Museums Die Gestaltung des Museums | 17 Aus dem Regelwerk der Konstruktion ... Dreifach ist des Raumes Maß. Rastlos fort ohn‘ Unterlaß Strebt die Länge fort in‘s Weite; Endlos gießet sich die Breite; Grundlos senkt die Tiefe sich. Dir ein Bild sind sie gegeben. Rastlos vorwärts mußt du streben, Nie ermüdet stille stehn, Willst du die Vollendung sehn; Mußt in‘s Breite dich entfalten, Soll sich dir die Welt gestalten; In die Tiefe muß du steigen, Soll sich dir das Wesen zeigen. Nur Beharrung führt zum Ziel, Nur die Fülle führt zur Klarheit, Und im Abgrund wohnt die Wahrheit. Friedrich Schiller (1759-1805) (aus Sprüche des Konfuzius) Aus dem Regelwerk der Konstruktion | 19 Am Anfang steht das Holz Modell-Nr. 14 Bugholzstuhl Hergestellt von 1871 bis 1879 lt. Prägung 1871 bis 1911 – Bugholzstühle Bugholz ist Werkholz, welches mittels eines von Michael Thonet um 1830 entwickelten Verfahrens unter Wasserdampf gebogen wird. Bugholz, meist Ahorn- oder Buchenholz, wird insbesondere zu Stühlen verarbeitet. Die Produkte sind bereits in Cafés und Gaststätten bekannt. Das hohe Qualitätsniveau der Stoll-Stühle eröffnet neue Märkte im privaten Wohnbereich und als Bürostühle. Der Preis ist, im Vergleich zu handwerklich gefertigten Stühlen, geringer. Was wird gefertigt? Bugholzstühle mit Vierfuß in allen Ausprägungen, Bänke, Tische, Schaukelstühle, Schneeschuhe, Schlitten, Blumenständer, Schirmständer, Garderobenständer, Dreifußstühle, Barstühle mit Fußring, Kinderstühle, Drehhocker und -stühle mit Gewindespindel und Skier mit Bindungen. Vierfuß-Modelle bestehen aus 2 Vorderbeinen und aus einem Stück gebogenen Hinterbeinen mit geformter Rückenlehne. Die Vierfüße werden mit einem Bugholzring versteift. Die handwerkliche Kunst besteht in der Holzauswahl, dem gleichmäßigen Bedampfen, Biegen und der Nachbearbeitung, damit optisch gleich aussehende Stuhlmodelle entstehen können. Ab 1890 gibt es Modelle mit Gewindespindel-Höhenverstellung und einem dafür gefertigten Bugholz-Vierfuß. Die Sitzplatte aus gepresstem Sperrholz ist gelocht und mit Relief verziert oder besteht aus Rohrgeflecht. Rohrgeflechte aus Rattan werden in Heimarbeit auf dem Lande hergestellt. Die Rückenlehne wird mit einem eingesetzten Bugholzteil versteift. Der gesamte Stuhl besteht lediglich aus 16 Befestigungs- und 6 Holzteilen. 20 | Bugholzstühle • • • • • Vierfuß Bugholzstuhl Fußversteifungsring Sperrholz-Sitzplatte Hinterbeine Bestandteil der Rückenlehne Aus einem Stück gebogen Modell-Nr. 18 Bugholzstuhl (Relief- Nr. 800) Hergestellt nach 1879 • Vierfuß Bugholzstuhl • Sitzplatte mit Reliefplatte • Rückenlehne mit zusätzlicher Verbindung zum Sitzrahmen • Rückenlehnen-Versteifung am Sitzrahmen befestigt • Sehr stabile Ausführung Modell-Nr. 461 Bugholzsessel mit Gewindespindel Baujahr ungefähr 1895 • • • • • Vierfuß aus Bugholzteilen Trapez-Gewindespindel aus Stahl Drehspindel und Höhenverstellung Sitz mit Rohrgeflecht gepolstert Armauflagen in Bugholztechnik Modell-Nr. 350 Bugholz-Schaukelstuhl Hergestellt etwa 1885 • Schaukelstuhl aus Bugholz • Sitz- und Rückenlehne mit Rohrgeflecht • Armauflagen aus Bugholz Bugholzstühle | 21 Maschinen bearbeiten das Holz 1912 bis 1925 – Rekord-Stühle Albert Stoll II. beginnt im Jahr 1912 in Waldshut mit der Produktion von Sprossenstühlen, die unter dem Markennamen „Rekord Stühle“ verkauft werden. Das Angebot umfasst insgesamt: • Sprossenstühle mit Vierfuß in vielfältigen Ausführungen, • Stühle mit Gewindespindel-Höhenverstellung und Drehbewegung, • Sessel in Lizenz-Fertigung mit Metallteilen aus den USA, • Hocker, • Tische. Neue Fertigungstechniken Besonderheiten sind die aus Buche maschinell hergestellten Holz-Rundteile für Stuhlbeine, Stege, Rückenlehnen und Versteifungen. In der Endmontage werden die Teile mit Knochenleim verleimt; es werden fast keine Schrauben verwendet. Die Sprossen werden mit Drechsel-Kopiermaschinen gefertigt. Die Sitzflächenkontur („Sattelsitz“) wird mit Hilfe einer Sitz-Fräs-/Hobelmaschine ausgefräst. Modell-Nr. 9000 Rekord-Hocker Hergestellt ab 1912 • Vierbeingestell mit gedrechselten Beinen • Versteifungen (Stege) gedrechselt • Hockersitz mit Sitzmulde gedrechselt Modell-Nr. 1000 Rekord-Stuhl Hergestellt ab 1912 • Beine gedrechselt, Hinterbeine verlängert und dampfgebogen • Sitzplatte als Sattelsitz gefräst • Sprossen dampfgebogen • Stäbchen gefräst • Rückenlehnenversteifungen aus Bugholz Modell-Nr. 1200 Rekord-Stuhl Hergestellt ab 1919 • wie Modell 1000 • Rückenlehne wird aus 3 Bugholzsprossen gebildet Diese Spezialmaschinen werden von Albert Stoll II. in den USA gekauft und sind noch bis in die 1970ger Jahre im Einsatz. Die maschinell gefertigten Teile können von ungelernten Arbeitern in großen Stückzahlen, treu dem Namen „Rekord“, hergestellt werden. Der große wirtschaftliche Erfolg ermöglicht viele Investitionen im Unternehmen am Standort Waldshut. Markenzeichen Modell-Nr. 2500 Rekord-Stuhl Hergestellt ab 1920 • • • • Füße und Rückenlehne wie Modell 1000 Sitz mit austauschbarer Flechteinlage Sprossen aus Bugholz und kopiergefräst Knauf auf der Rückenlehne gedrechselt • Firmenkennzeichnung am Rekord-Stuhl, Modell-Nr. 1000 Modell-Nr. 4100 Rekord-Drehstuhl Hergestellt ca. 1924 • St W = Stoll Waldshut am Rekord-Stuhl, Modell-Nr. 1200 22 | Rekord-Stühle • • • • Höhenverstellung mit Klappenmechanik der Stuhl dreht auf der Säule Unterteil und Metallteile importiert aus USA Oberteil übernommen von Modell 1000 Rekord-Stühle | 23 Rekord-Stühle Werbung aus dem Jahr 1915, Archiv Stoll Stuhl Museum 24 | Rekord-Stühle Bewegliche Teile aus Stahl 1926 bis 1968 – Federdreh-Stuhl 1926 erfindet Stoll in Waldshut den ersten gefederten und drehbaren Bürodrehstuhl der Welt. Er wird weltweit patentiert. Mit dieser Erfindung wird die Stuhlfabrik Stoll zu einer spezialisierten Produktionsstätte von Bürodrehstühlen. Die neue Beweglichkeit verdanken die Stuhlteile mehreren Stahlteilen am Modell. Hierfür muss die MetallteilFertigung mit Stanzmaschinen, Punktschweißgeräten neu organisiert werden. Das dynamische Sitzen entspricht ergonomischen Erkenntnissen und wird weltweit nachgeahmt. Was wurde neu entwickelt? • Massiver Holzfuß aus vier gleichen Holzteilen • Befestigung der Holzteile mit dem Standrohr • Stahlfuß mit vier gleichen Blechformteilen, durch Punktschweißen am Standrohr befestigt • Zentrale höhenverstellbare Drehsäule mit axialer Federung • Fußriegel-, Bowdenzug- und SchwenkriegelHöhenverstellung • Lehnen-Neigeverstellung mit Federkraftanpassung • NEREG-Mechanik zur Sitz-Neigeverstellung nach vorne, hinten, rechts bzw. links • Massive Sitzplatte mit Sattelfräskontur und gleichzeitig als Mechanikträger ausgelegt • Lehnenstab in Massivholz und als Blechformteil • Höhenverstellbar, Federkraftverstellung für den dynamischen Gebrauch • Rückenlehne aus Bugholz mit separatem Lehnenlager aus Stahl • Erste Federdreh-Stühle mit Armlehnen Was wird hergestellt? • Federdreh-Stühle • Federdreh-Sessel • Rollboy Markenzeichen • „Stoll-Knopf“, eingeführt ab 1926 26 | Federdreh-Stühle Modell-Nr. 1725 Der Federdreh Hergestellt ab 1926. Die Stuhlelemente bewegen sich, im Fuß dreht die Spindel, die Feder dämpft das Absitzen, der Sattelsitz kann in der Höhe verstellt werden, die Rückenlehne neigt sich und kann in der Höhe eingestellt werden. Modell-Nr. 3725 Der Federdreh Hergestellt ab 1927. Fußgestell wie Modell-Nr. 1725, die Rückenlehne kann mit einer Hand in der Höhe verstellt werden, die Rückenlehnen-Neigung kann voreingestellt werden, ebenso der Anlehn-Widerstand. Modell-Nr. 3507 Der Federdreh Hergestellt ab 1929. Fußaufbau mit Einzelausleger aus Stahlblech, mit Punkt-Schweißen am Standrohr befestigt, Bowdenzug Höhenverstellung, mit NEREG-Sitzmechanik, Oberteil von der REKORD-Serie. Modell-Nr. 6535 Der Federdreh Nur 1934 hergestellt. „Ein Damensesselchen“, Unterteil von Modell 1725, kleiner Sattelsitz, Bugholzlehne und RekordSprossen. Modell-Nr. 3115 Bürodrehstuhl mit Armlehnen Hergestellt ab 1932. Unterteil von Modell 3507, Sattelsitz, Bugholz-Rückenlehne, Rückenlehne und Armstützen mit kräftigen Beschlag-Teilen, die Armlehnenhöhe resultierte aus den hohen Schreibmaschinen. Modell-Nr. 3725 Der Federdreh in Eiche Hergestellt ab 1939. Flacher Holz-Vierfuß mit Basic-Rollen, Zugriegelmechanik, Sattelsitz und Bugholzlehne, Lehnenstab aus Holz und mit einer einstellbaren Biegefeder als permanentkontakt Lehne benutzbar. Modell-Nr. 6615 Der Federdreh-Sessel Hergestellt ab 1946 bis 1958. Ein Flach-Vierfuß für den Sesselbereich, mit NEREG-Mechanik, Zugriegel-Höhenverstellung, großer Sattelsitz, Bugholz-Rückenlehne, massive Armlehnen, mit dem Sitz verdübelt, Sprossen-Rückenlehne. Modell-Nr. 11 Der letzte Holz-Federdreh-Stuhl Ende der Bugholzfertigung 1968. Modelle wurden mehrfach neu gestaltet, flacher Holz-Vierfuß mit kleiner Sedus-Rolle, Vertikaler Holzlehnenstab, Gummi-Feder mit Blechgehäuse. Das ist das Ende einer 40-jährigen Modell-Reihe. Modell-Nr. 21 Holzdrehstuhl Hergestellt von 1965 bis 1968. Fuß mit Endstopfen als Gleiter, Austausch gegen Rollen leicht möglich, Zugriegel Höhenverstellung, Sattelsitz, Bugholz-Rückenlehne und Sprossen. Federdreh-Stühle | 27 Federdreh-Mechanik Händlerinformation aus dem Jahr 1958, Archiv Stoll Stuhl Museum 28 | Federdreh-Stühle Filigrane Stahlbauweise Modell-Nr. 1326 Bürodrehstuhl Hergestellt ab 1964 1964 bis 1974 – Bürodrehstühle Etwa ab 1963 wird eine neue Art der Metallbearbeitung mit verbesserten Stahl-Halbzeugen eingeführt. Die Strukturen an Sitz- und Tischmöbeln können viel leichter gebaut werden und werden neu entwickelt. Sitz und Rückenlehne werden mit Stahlrohren und geformtem Blech verbunden. Das Design ändert sich grundlegend in Richtung schlanker, „filigraner“ Modelle. Auch Holzmöbel werden noch gefertigt – letztendlich aber verdrängt. Massivholz wird durch geformtes Sperrholz und später durch Kunststoff ersetzt. Diese neuen Modelle bringen einen großen wirtschaftlichen Aufschwung. • • • • • Modell-Nr. 1526 Bürodrehstuhl Hergestellt ab 1964 Was wurde neu entwickelt? • Pressstahl-Fußgestelle, Druckguss-Aluminium-Füße • Vierkantrohr-Füße mit Endstopfen und integriertem Rollenbolzenlager • Vierfuß-Stahlrohr-Modelle • Sedus-Rollen, gebremst/ungebremst, für weiche und harte Böden • Gleiter für weiche/harte Böden • Säulenverkleidungen aus Kunststoff • Zugriegel- und Raster-Mechanik • Gasfeder und neue Zentrale-Sitzfederung • Säulenführungen aus Kunststoff/Sintermetall • Rund-, Trapez-, Dreiecks- und Träger-Mechanik, Wippmechanik, NEREG • Sitzplatte aus Sperrholz mit funktionaler Ausprägung • Aktilord-Sitz aus Sperrholz • Kantenschutz an Sitz und Lehne aus Kunststoff • Rückenlehne aus Sperrholz oder Kunststoff • Polsterplatte aus Kunststoff • Rückenlehnen-Höhenverstellung • Rückenlehnen-Arretierungen • Rückenlehnen-Neigungs-und PermanentkontaktVerstellung • Dynamische Rückenlehnen zusätzlich gefedert mit Gummilagern • Armlehnenauflage in Holz oder Integralschaum • Fußstützen, Rollboy 30 | Bürodrehstühle Pressstahl-Vierfuß mit kleinen Sedus-Rollen Dreieck-Mechanik mit Zugriegel Sitz aus Sperrholz formgepresst, Lehne aus Sperrholz Einstellbare Rückenlehne, keine Permanentkontakt-Lehne Rückenlehne mit Gummilagerung • • • • • Stahl-Fünffuß (nachgerüstet) aus den 1970er Jahren Rastermechanik Lastabhängig gebremste Rollen Trapez-Teller Sperrholz-Sitz und -Rückenlehne jeweils mit Kantenschutz • Lehnenstab aus Vierkantrohr in Höhe und Neigung verstellbar • Permanentkontakt-Lehnen-Mechanik Modell-Nr. 7326 Schulungsmodell für den Fachhandel Hergestellt ab 1974 • • • • • • Fünffuß mit kleinen Sedus-Rollen aus Vierkantrohr Endstopfen am Auslegerende für die Rollenlager Trägermechanik mit Lehnenverstelloption Sperrholz-Formsitzplatte mit Erläuterung der Sitzzonen Lehnenstab aus Vierkantrohr Lehne und Sitz mit neuen Außenkonturen Modell-Nr. 6569 Bürodrehstuhl Hergestellt ab 1975 bis 1983 • • • • • • Hergestellt nach der Bürodrehstuhl-Norm von 1974 Aluminium-Fünffuß mit lastabhängig gebremsten Rollen Säulenverkleidung mit Faltenbalg Trägermechanik, Permantkontakt-Mechanik Sperrholzsitz mit Kantenrahmen als Kantenschutz Kunststoff-Rückenlehne, Höhenverstellung mit Gewindespindel • Polsterplatte aus Kunststoff, aufgeclipst Bürodrehstühle | 31 Kunststoffe bringen neue Formen 1975 bis 1995 – Bürodrehstühle In dieser Zeit sind die Produktentwicklungen geprägt durch neue europaweite Normen für Büromöbel und Büro-Arbeitsstühle, die ab 1974 in Kraft treten. Die fertigungstechnischen Möglichkeiten der Kunststoff-Verarbeitung entwickeln sich rasant und erlauben die Entwicklung neuer Formen und preisgünstiger Modelle unterschiedlicher Ausführungen. Werkzeugauslegungen werden optimiert, die CNCgesteuerten Werkzeug-Maschinen für alle Stuhlhersteller erschwinglich. Was wird neu hergestellt? 32 | Bürodrehstühle Modell-Nr. C800-C4 London 5 mit Kopfstütze Hergestellt ab 1982 bis 1990 Aluminiumfuß, pulverbeschichtet, lastabhängig gebr. Rollen, Teleskop-Säulenabdeckung, Similarmechanik integriert in die Sitzabdeckung, Sitzplatte aus Kunststoff, Rückenlehne mit Höhenverstellung, Rückenlehnentragplatte aus Sperrholz, Polsterplatte aus Kunststoff, Kopfstütze aufgesetzt, Polsterstoff in der typischen Farbe der 1980er Jahre. Modell-Nr. C911-E9 Paris 14 Hergestellt ab 1988, über Eine Million Mal verkauft Stahlauslegerfuß mit Aluminiumabdeckung, Doppelrolle, Teleskop-Säulenabdeckung, modellspezifische Similarmechanik, Sperrholz-Sitzplatte mit aufgeclipster Polsterplatte, Rückenlehne mit Höhenverstellung, Rückenlehne mit dorsokinetischer Lagerung, Tragplatte aus Sperrholz, Polster aufgeclipst, Armlehnen aus Massiv-Kunststoff. • Fünffuß mit Stahlausleger; Kunststoff- oder Aluminium-Abdeckung • Aluminium-Druckguß-Füße für Stühle und Sesselmodelle • Fünffuß-Gestelle mit lastabhängig gebremsten Rollen für alle Modelle • Modellgebundene Similarmechanik • Sedoliftmechanik für die Höhenverstellung • Sitz und Rückenlehne mit Sperrholzplatte • Rückenlehne mit dorsokinetischer Lagerung • Polsterplatten aus Sperrholz, Kunststoff umschäumt mit PU-Schaum • Armlehnen aus Massiv-Kunststoff und oder Integralschaum • Armauflage in Integralschaum und lederbezogen • Technische Arbeitssitzmöbel Modell-Nr. U250-U2-08 London 1 Kennzeichen/Markenzeichen Modell-Nr. B811-U9 Nova Plus • Das Fertigungsdatum ist an der Modellunterseite zu finden. Alle Kunststoffteile werden mit der verwendeten Kunststoff-Teile-Nummer und dem Herstelldatum gekennzeichnet. Dies dient als Sortierhilfe beim Recycling. • Erstmals wird das Winkel-Logo Sedus Stoll im Kunststoffteil verwendet. Hergestellt ab 1982-1990 Stahl-Auslegerfuß mit Kunststoffabdeckung, lastabhängig gebr. Rollen, Teleskopabdeckung, Sitzplatte aus Sperrholz mit Kantenrahmen (Kantenschutz), Trägermechanik mit Sedolift, Rückenlehne in 7 Stufen einstellbar, höhenverstellbar, Rückenlehnenplatte aus Sperrholz mit Polster, LehnenAbdeckung aufgeclipst. Modell-Nr. WI-100 in hellgrau Wien Hergestellt ab 1996 Stahl-Auslegerfuß mit Kunststoffabdeckung, lastabhängig gebr. Rollen, Teleskopabdeckung, modellspezifische Similarmechanik, Sedolift, Sitzplatte aus Sperrholz mit Polster, Mechanikabdeckung, Polsterplatte aus Kunststoff mit Polster, Rückenlehnenabdeckung mit Fließ aufgeclipst. Erste Modellreihe mit CAD konstruiert. Hergestellt ab 1980 bis 1988 Aluminium-Fünffuß, lastabhängig gebr. Rollen, FaltenbalgSäulenabdeckung, Trägermechanik, RastermechanikHöhenverstellung, Kunststoff-Blasschale mit aufgeclipsten Polster, Armlehnen aus Integralschaum mit Stahleinleger. Design: Theo Hartmann Modell-Nr. B811-U9 Nova Super Plus Hergestellt von 1982 bis 1988 Aluminiumfuß pulverbeschichtet, mit permanent gebr. Rollen, Faltenbalg-Säulenabdeckung, Wippmechanik von Fa. Stantek, Gasfeder-Höhenverstellung, Prebregschale aus Faserverbundwerkstoff, Polster auf Sperrholz eingehängt. Design: Theo Hartmann Bürodrehstühle | 33 Permanent-Contact-Mechanik Imageprospekt aus dem Jahr 1984, Archiv Stoll Stuhl Museum 34 | Drehstuhl London Mit Polster zum Sessel 1938 bis 1973 – Bürodrehsessel Nach dem 2. Weltkrieg erholen sich Wirtschaft und Kaufkraft kontinuierlich in allen Bereichen. Ein großer Nachholbedarf besteht auch bei Sesselmodellen der gehobenen Preisklasse. Die Sesselmodelle werden für Dauersitz-Arbeitsplätze mit hohem Sitzkomfort und in großer Vielfalt entwickelt. Die Sessel können mit den vorhandenen Maschinen rationell gefertigt werden. Die Polstermethoden werden ständig verbessert. Die Modelle werden sehr voluminös gebaut. Das Qualitätskonzept von Stoll und die besondere NEREGWippmechanik werden vom Markt gut aufgenommen. Was wurde entwickelt? • Fußkreuze, vergrößert und den großen Sesseloberteilen angepasst • Aluminiumfüße, Seitenteile, Stoll-Rollen • Edelstahl-Rundfuß (Tulpenfuß) mit Rollen und Kipprand • Stahlrohr-Modelle im Drehstuhlformat • Gasfeder-Höhenverstellung • NEREG-Verstellung • Wippmechanik • Sitz mit Massivholzrahmen und gleichzeitig Sitz mit Federkern-Polsterung/Polyschaum • Rückenlehne mit Massivholzrahmen oder später aus Sperrholz • Armlehnen und Rückenlehnenträger • Armauflage in Holz oder Lederbezogen Modell-Nr. 3318L Federdreh-Sessel Hergestellt ab 1938 bis 1960. Massivholz-Vierfuß, flache Ausführung mit Auslegerschutz aus Stahl, Zugriegelmechanik, Sitz aus Massivholzrahmen mit Federkernpolster, gleichzeitig über die Rohrseitenteile, Rückenlehnenträger, Armauflagen Lederpolster auf Holzträger. Modell-Nr. 90 Schreibtischsessel Hergestellt ab 1964 bis 1968. Massivholz-Vierfuß, ZugriegelRaster-Höhenverstellung mit Blechknopf, Sitz mit Massivholzrahmen, Federkern Polster, Seitenteile aus Massivholz als Rückenlehnenträger und Armstützenträger, Lehne mit PolySchaum-Polster, Armauflagen aus Holz. Modell-Nr. 32 Schreibtischsessel Hergestellt ab 1950 bis 1960. Aluminiumfuß mit (nachgerüsteten) Sedus-Rollen, Zugriegel-Raster-Mechanik, NEREG-Mechanik, Sitz aus Massivholzrahmen mit Federkernpolster, Seitenteile als Rückenlehnenträger aus Aluminium mit lederbezogenen Armauflagen, Rückenlehne mit Poly-Schaum-Polster (Vorläufer von Modell: 32, bis 1973). Modell-Nr. 4358 Federdreh-Sessel von Herrn Christof Stoll Hergestellt ab 1949 bis 1960. Massivholz-Vierfuß mit (nachgerüsteten SECURA-Rollen), Zugriegel-Raster-Höhenverstellung mit NEREG, Massiver Sitz-, Lehen- und Seitenteilrahmen, Federkernsitzpolster, Lederpolster, Armauflagen in Leder. Modell-Nr. 676 Schreibtischsessel (Doppelschale) Hergestellt ab 1962 bis 1968. Massivholzfuß mit Sedus-Rollen, Zugriegelmechanik, NEREG, Sitz und Lehne aus Sperrholz mit angeformter Armauflage, Polyschaum, Sitzpolsterkissen, Beginn der Schalenstühle aus Sperrholz. Design: Prof. Hans-Theo Baumann Modell-Nr. 3466 Bürosessel Hergestellt ab 1962 bis 1978. Stahl-Vierkant-Rohrfuß mit Sedus-Rollen, Endstopfenlager und Raster-Höhenverstellung, PAG-Holzschale (Melaminharz getränktes Furnier) mit aufgeschraubten Polsterplatten, Armstützenträger aus Vierkantrohr, wie Fuß verchromt, Armauflagen aus Massivholz. Design: Paul Klahn Modell-Nr. 3846 Bürosessel mit Rundfuß (Tulpenfuß) Hergestellt ab 1968 bis 1973. Edelstahl-Rundfuß mit Schwenkrollen, Kipprand, Raster-Höhenverstellung, drehbares Oberteil, Sedus-Sperrholzschale, aufgeschraubte Polsterplatten, Armlehnenträger aus Flachovalrohr verchromt, Bakelit-Armauflagen. Design: Maszak, München 36 | Bürodrehsessel Bürodrehsessel | 37 Neues Design Modell-Nr. 32 Sessel Ab 1984 bis heute – Bürodrehstühle und -sessel Das Design und die neuen Werkstoff Technologien erlauben neue Sitz- und Sehgewohnheiten. Auch der einfache Bürodrehstuhl wird noch komfortabler. Die Fertigungstechnik wird umfassender auf die Modellreihen abgestimmt. Die Leitidee des Recyclings wird in allen Fertigungsbereichen konsequent eingeführt. Verbundwerkstoffe bringen Neuerungen bei den Rückenlehnenträgern. Die Lehnenträger und die Lordosenstützen werden in das Stuhl-Design integriert. Die Möglichkeiten, Membranen und Gewirke einzusetzen, werden systematisch genutzt und führen zu preisgünstigen Modellen in neuer Ausformung. Was wurde neu entwickelt? • Fünffuß-Gestelle aus Kunststoff und Aluminium • Lastabhängig gebremste Rollen mit 65 mm Durchmesser • Sedolift-Entwicklung mit Gas- und Öldämpfer, ab 2015 im Programm • Modellspezifische Similarmechaniken in kleinen effizienten Bauweisen führen zu montagefreundlichen Baugruppen • Modellbezogene multifunktionale Sitzverstellungen • Polsterplatten aus Kunststoff, umschäumt mit PU-Schaum und mit Schnittschaum konfektioniert • Sitzpolsterbefestigung ohne das Tackern • Armlehnen aus Massiv-Kunststoff und oder Integralschaum mit Gel-Auflagen • Armlehnen mit 3-dimensionaler Verstellung • Beistellstühle 4-Fuß oder Freischwinger mit Stahlrohrgestelle • Beistellmöbel im passenden Design Markenzeichen 38 | Bürodrehstühle und -sessel • Das Sedus-Fähnchen wird seit 1996 an allen Sitzpolsterkanten eingenäht. Hergestellt ab 1966 bis 1973. Aluminium-Druckgußfuß (Keulenfuß), permanent gebremste Rollen, NEREG 3-Mechanik, Sitz und Lehne vom Vorgängermodell, Sitz- und Lehnenverbindung mit Aluminium-Seitenteilen mit aufgesetzter Armauflage, Armauflage mit Lederpolsterung, Ende der NEREG-Herstellung. Modell-Nr. D415-F4 Locarno Hergestellt ab 1984 bis 1993. Similarmechanik, Schichtholzfuß in Sessel-Ausführung. Die Similarmechanik wurde zur Standardanwendung bei Sedus, Sitztiefenverstellung über die Similarmechanik, Sitz und Rückenlehne mit Stoff/Leder bezogen, Schichtholzkantenschutz, mit CNC-gesteuerten Fräsmaschine gefertigt. Modell-Nr. C101-E2 Chicago Hergestellt ab 1993 bis 1999. Aluminiumfuß, Doppelrolle D = 50 mm, Sedoliftmechanik mit Säulenabdeckung, ChicagoSimilar-Mechanik mit Kurbelgelenk-Rückenlehnenanbindung, Sperrholz-Sitztragplatte mit Polsterauflage; Rückenschild aus Sperrholz mit integrierter Lordosenverstellung, Armlehnen aus Massiv-Kunststoff. Modell-Nr. up-103 open up Hergestellt ab 2000 bis heute. Modellbezogener AluminiumFünffuß mit Doppelrolle, Gasfeder-Höhenverstellung, Similarmechanik, zwei unterschiedliche Sitztiefen ohne Verstellung, Sitzplatte aus Kunststoff, Aluminium-Lehnenträger, Rückenlehne mit Membranbespannung oder mit Flachpolster, Kopfstütze verstellbar. Modell-Nr. mw-100 my way Hergestellt ab 2003. Mit modellgebundener Similarmechanik, prägt und zeigt die technischen Kompetenzen von Sedus; Similarmechanik-Neuentwicklung mit externer Fertigung, dynamisch anwendbare Chefsessel; der jeweilige Modellerfolg hat die Markt-Relevanz bestätigt. Modell-Nr. bd-102 black dot net Hergestellt ab 2010 bis heute. Modellspezifischer Aluminiumfuß, Doppelrolle, Sedolift oder Gasfeder, Similarmechanik mit integriertem Schiebesitz, Aluminium-Sitzplatte, Sitzpolster mit Kederlösung, Polsterbefestigung ohne Tackern, Dorsokinetische Lehnen-Befestigung, 3D-Armlehnen, Kopfstütze nachrüstbar. Bürodrehstühle und -sessel | 39 Produktfamilie Porto Prospekt 1986, Archiv Stoll Stuhl Museum 40 | Drehsessel Porto Schnittmodelle: Mechanik sichtbar machen 1930 bis 1995 – Epochenübergreifend Schnittmodelle sind Anschauungsmodelle, die als Unikate für folgende Zwecke angefertigt werden: • für interne Schulungen mit technischen Erläuterungen • für externe Schulungen von Fachhändlern und Verkäufern, bei denen das „Innenleben“ und die Bedienungsabläufe gezeigt werden können. Was wird dargestellt? • • • • • Gasfederführung • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Aluminium-Fußkreuze Stahlfüße mit Kunststoffabdeckung Zentrale Sitzfederung Sedus-Rollen, gebremst / ungebremst / lastabhängig gebremst Fußriegelmechanik, Rastermechanik, Sedolift ab 1981 bis 2014 Neue Sedolift ab 2015 Gasfeder Similarmechanik (1 bis 10) Sitzplatten aus Sperrholz, als Teil der Stuhlmechanik Sperrholz-Sitze 3-dimensional gepreßt Kunststoff-Sitze mit und ohne Tiefenverstellung Multifunktionale Sitzabdeckung Rückenlehne aus Sperrholz oder Kunststoff Rückenlehnen-Höhenverstellung Rückenlehnen-Neigungsverstellung Rückenlehnen-Arretierung Stahlrohr-Rückenlehnen Träger Rohrrahmen-Rückenlehnen mit Nosag-Federn Aluminium-Rückenlehnenträger Lordosenverstellungen Dorsokinetik Rückenlehnen-Lagerung Membranbespannungen der Rückenlehnen Kunststoff-Rückenlehnenträger Armauflage in Integralschaum / Lederbezogen Schalenstühle aus Sperrholz oder Kunststoff Stahlrohr-Modelle Modell London 6 • • • • • • Similarmechanik mit Sitztiefenverstellung Armlehnenanbindung Lehnen-Federvestellung Bedienelemente Rückentragplatte Ausformungen der Kunststoffteile Modell Porto groß • • • • Porto-Similarmechanik Bedienelemente für Federverstellung, Lordosenhöhe u. -tiefe Rohrtragrahmen mit Nosag-Unterfederung Sperrholz-Tragteile der Rückenlehne Modell Roma • • • • Polster-Teilschnitt ges. in der Transversalen Similar-Ursprungs-Mechanik Federverstellung 3D-Sperrholz-Tragteile Modell London 2 • • • • Lehne und Trägermechanik, Eins. Teil-Geschnitten Sitz- und Lehnenpolster im Teilschnitt Mechanikablauf der Permanentkontakt-Mechanik Rollenaufnahme Modell London 4 • • • • • Mit Plexi-Sitzplatte London-Similarmechanik Teilschnitt der Rückenlehne Lehnenmechanik und Tragplatte, Armlehnenbefestigung Schnitt Rollenaufnahme Similarmechanik • early bird, jeweils mit Rückenlehnenträger und teilweise mit Bedienelementen Mechanik und Feder • • • • 42 | Schnittmodelle Mechanik 1930 Gasfeder rot = zentrale Sitzfeder Raster-Mechanik Schnittmodelle | 43 Technik im Drehstuhl Prospekt 1982, Archiv Stoll Stuhl Museum 44 | Technik im Drehstuhl Die Similar-Technik im Reposo Sessel 1974 bis 2003 Fachbegriffe A bis C Die Chefsessel-Reihe ist eine anspruchsvolle Modellreihe, die in allen Details den jeweils neuesten ergonomischen Erkenntnissen folgt. Sie entspricht den hohen Ansprüchen des Benutzers in Bezug auf Qualität und Sitzkomfort. Der Bezugsstoff ist vorwiegend aus Leder. Allen Ausstellungsbesuchern wird im Flur vor dem Stoll Stuhl Museum mit dem durchsichtigen Seitenteil des Modells „Reposo“ die erste modellgebundene Similar-Mechanik gezeigt. Was wurde neu entwickelt? Modelle REPOSO • • • • • • • • • Die Sesselserie im Techniklook Aluminiumfuß groß Großer Rundfuß mit fünf Rollen, D. = 50 mm Modellbezogene, in die Seitenteile integrierte Similarmechanik Reposo Integrierte Bedienelemente im Seitenteil, wie bei den Sitzen von Flugzeugen oder Zügen Sitz und Rückenlehne mit Nosag-Unter-Federung Sitz- und Rückenpolster mit Polyschaumauflage Polsterteile knopfverziert Vorwiegend in Leder gefertigt A Aktilord-Sitz Diese Sitzform dient der Abstützung und Aufrichtung der Wirbelsäule durch die nach oben gebogene Sitzfläche im hinteren Bereich der Sitzfläche. Armlehne Armlehnen stützen die Unterarme und helfen hierdurch beim ergonomisch richtigen Sitzen. Sie können bis zu vierfach verstellbar sein: in der Höhe, in der Breite, in der Länge und in der Neigung. Asynchronmechanik und Permanentkontaktmechanik Bei der Asynchronmechanik sind Sitzfläche und Rückenlehne einstellbar. Dies ermöglicht eine individuelle Anpassung der Neigungswinkel von Rückenlehne und Sitzfläche. Ist die Rückenlehne entriegelt, so wird sie durch eine Feder permanent in Kontakt mit dem Rücken des Benutzers gehalten. B Basic-Rollen Markenname für Rollen, die in den USA erfunden und z.B. unter Bürodrehstühlen montiert wurden. Bowdenzug- und Zugriegel-Höhenverstellung Durch diese Kraftübertragungselemente wird die Stuhlsäule entriegelt und damit in der Sitzhöhe verstellbar. Bürostuhl Der klassische Bürostuhl wird zur Arbeit an einem Schreibtisch- oder Bildschirm-Arbeitsplatz verwendet. Markenzeichen • Die Stempel an der Modellunterseite, seit ca. 1945, bedeuten: BH – Bernauer Hans-Peter = Stuhlmonteur 8104 – April 1981 Bugholz Bezeichnet Stuhl- oder Möbelteile aus Holz (meist Buchenholz), die nach einer Vorbehandlung mit heißem Wasserdampf gebogen und in Form gebracht werden. Dieses Verfahren, Holz biegsam zu machen, wurde von Thonet um 1830 entwickelt und revolutionierte den Möbelbau weltweit. C Chefsessel Chefsessel sind meist etwas größer als herkömmliche Bürostühle. Die Polsterung ist für Dauerarbeitssitzplätze ausgelegt. Neben Stoff wird häufig auch ein Bezug aus Leder oder Kunstleder angeboten. 46 | Reposo Sessel Fachbegriffe | 47 Fachbegriffe Fachbegriffe D bis G H bis L D H Dorsokinetische Rückenlehnenlagerung Besteht aus einem beweglichen Lagerelement z.B. aus Gummi. Die Rückenlehne folgt in beschränktem Umfang der Benutzerbewegung und bringt mehr Dynamik beim Sitzen. Halbzeuge Sind vorwiegend aus Metall und stehen als „halbfertiges Material“ am Beginn der weiteren maschinellen Verarbeitung. Sie sind ein wichtiges Element einer rationellen und kostengünstigen Fertigung. Dreieck-Mechanik mit Zugriegel Ist ein Blechteil in dreiecksähnlicher Form mit eingeschweißter Spindel oder Rohr. Das Spindelrohr ist Träger der Verstelleinheit z.B. für die Sitzhöhe. Hemdauszieheffekt Wenn man sich beim Sitzen an der Rücklehne zurücklehnt, so zieht eine starre Rückenlehne das Hemd hoch. Dieser „Hemdauszieheffekt“ kann durch konstruktive Maßnahmen im Bereich der Sitzfläche vermieden werden. Druckguss (englisch High Pressure Die Casting (HPDC)) ist ein industrielles Gussverfahren für die Serienproduktion von Konstruktionsteilen. Druckgießteile besitzen glatte, saubere Flächen und Kanten. E Ergonomie, ergonomisch Der Begriff „Ergonomie“ wurde bereits 1857 geprägt für die Wissenschaft von den Gesetzmäßigkeiten menschlicher bzw. automatisierter Arbeit. Ziel der Ergonomie ist es unter anderem, Arbeitsgeräte so zu verbessern und an die körperlichen Gegebenheiten des Menschen anzupassen, dass die arbeitenden Menschen möglichst wenig ermüden oder gar geschädigt werden, auch wenn sie die Arbeit über Jahre hinweg ausüben. F Federdreh Die Bezeichnung für einen Bürodrehstuhl, erstmals 1926 durch die Firma Stoll in Waldshut gebaut. Der Sitz ist gefedert und gleichzeitig drehbar. Folge(-verbund)-Werkzeug Im Folgeverbundwerkzeug wird ein Blechstreifen solange durch das Werkzeug geführt und bearbeitet bis die letzte Station erreicht ist. G Gasfeder Sie ist eine in der Höhe stufenlos verstellbare Stuhlsäule, deren Höhenverstellung und Federung mit Hilfe von Stickstoff-Gas erreicht wird, das in einem Kolben in der Stuhlsäule zusammengepresst wird. I Integralschaum Ist PU-Schaum mit einem höheren Anteil an Treibmittel, womit eine dickere Außenhaut mit Oberflächenstruktur (Narbung) und einem federnden Innenkern erreicht wird. K Kantenschutz Der Kantenschutz am Stuhl ist eine Maßnahme, die verhindert, dass eine Kante (in unserem Falle der Bezugstoff) beschädigt, zu stark abgenutzt wird oder anderen Möbeln oder Personen Schaden zufügt. Kipprand Der Kipprand bei den Rundfüßen soll ein Umkippen des Stuhles verhindern. Klappenmechanik Die Klappenmechanik besteht aus sehr massiven Stahlteilen, welche durch Drücken mit der Fußspitze, das gesperrte Gegenstück der Klappe, Spindel genannt, freigeben. Der Stuhl kann hierdurch in der Höhe verstellt werden. L Lastabhängig gebremste Rollen Im unbelasteten Zustand wird das Rad der Rolle gegen ein Bremselement gedrückt und gebremst. Das Rad hat eine Bremse mit definiertem Widerstand. Bei Belastung des Stuhles wird die Bremse aufgehoben, das Rad läuft frei. Gleiter Ein Bodenaufstandsteil an Stelle der Rollen. 48 | Fachbegriffe Fachbegriffe | 49 Fachbegriffe L bis P Leder Leder ist eine durch Gerbung chemisch haltbar gemachte Tierhaut. Am häufigsten wird Rindsleder, seltener Kalbsleder („Nappaleder“ oder „Ecraséleder“) verwendet. Das Leder besteht aus der Papillarschicht, sie gibt dem Leder seine glatte Oberfläche, und der Retikularschicht, die dem Leder die mechanische Festigkeit gibt. Leder als Bezugsstoff für Sitz und Rückenlehnen hat gegenüber allen anderen Bezugsstoffen den Vorteil, dass man die Sitzposition leichter durch „Rutschen“ verändern kann. Lordose Ist die nach vorne (zur Bauchseite) geneigte Wölbung der menschlichen Wirbelsäule im Bereich der Lende und auf der Höhe des Halses. N NEREG (-Sitzmechanik) Siehe Wippmechanik Netzstoff Bei Sitz und Rückenlehnen kommen in neuerer Zeit Bezüge aus Netzstoffen zum Einsatz. Sie erlauben eine bessere Luftzirkulation und fühlen sich somit frischer an als Stoffbezüge. Nosag-Federn Es handelt sich um eine Firmenbezeichnung für eine spezielle Unterfederung von Sitzmöbeln mit Hilfe von Flachfedern, die vornehmlich in Sitzflächen von Sesseln und Sofas mit hohem Sitzkomfort anzutreffen sind. P PAG-Holzschale Ist Firmenname für eine gepresste Formschale aus in Melaminharz getränkten Furnierteilen. Sie wird vor allem bei Rückenlehnen und -schalen verwendet. Permanentkontakt Die Permanentkontaktmechanik ist eine bewegliche Rückenlehne, die mit dem Rücken des Benutzers in jeder Stellung zwischen aufrechter und zurückgelehnter Haltung in Kontakt bleibt. Siehe auch Asynchronmechanik. Polyschaumauflage / Rückenlehenpolster Es sind Schaumstoffplatten in der jeweiligen Größe des Sitzes oder der Rückenlehne. Sie lassen sich federnd zusammendrücken. 50 | Fachbegriffe Fachbegriffe P bis R Prepreg-Schale Prepreg ist die Kurzform für preimpregnated fibres, zu deutsch „vorimprägnierte Fasern“. Prepregs sind maschinell zu stabilen Formen von hoher Qualität verarbeitbar und werden daher hauptsächlich in automatisierten Prozessen eingesetzt. Pressstahl-Fußgestell Eine Drehstuhlbasis, die aus einzelnen Blechformteilen verpresst und durch Schweißpunkte stabilisiert wird. PU-Schaum Polyurethan-Schaum (treibmittelhaltiger Kunststoff) wird in eine Form gegeben und unter Wärme zum Aufschäumen gebracht. Damit lassen sich beliebige Formteile herstellen wie z.B. Sitz-Formschaumteile. R Rattan Der Begriff Rattan stammt aus dem Malaiischen und bezeichnet ein reißfestes Pflanzenmaterial, das in Südostasien aus dem Spross von Rotang-Palmen gewonnen wird. Aus diesem „Rohr“, auch „Peddigrohr“ genannt werden in aufwändiger Handarbeit Sitzflächen oder Rückenlehnen geflochten. Referenz-Sitzhaltungen Sind mit Schablonen definierte Sitzgrundstellungen, die bei der Entwicklung neuer Stuhlmodelle verwendet werden. Reliefplatte Ist eine mit Ornamenten verzierte Sitzplatte bei Bugholzstühlen. Das in Sperrholz geprägte Bild oder Ornament wird nach dem Beizen erst durch Beischleifen weiß und als Bild erkennbar. Rollboy Der Rollboy ist ein rechteckiger, durch 4 Rollen fahrbarer Behälter. Zwei der Rollen können durch eine Feststellmechanik das Wegrollen verhindern. Der Behälter kann z.B. Akten aufnehmen. Der Rollboy wurde ab 1970 durch Roll-Container mit Schubladen abgelöst. Rollen Sie unterscheiden sich grundsätzlich in Härte der Laufflächen. Es gilt folgendes leicht merkbares Auswahlprinzip: − harte Rolle für weichen Boden (z.B. Teppichboden) − weiche Rolle für harten Boden (z.B. Holzboden). Fachbegriffe | 51 Fachbegriffe S bis T S Schnurzugpolster Bei kostengünstigen Polstermethoden wird ein Schnurzug in den Stoffrand eingenäht und auf der Polster-Gegenseite zusammengezogen und verknotet. Das aufwändigere Tackern entfällt. SECURA-Rollen Sind eine Bauart der lastabhängig gebremsten Rollen, und zwar aus der Sedus Premiumklasse. Sedolift Ist eine patentierte, Sedus spezifische Gas-Raster-Höhenverstellung der Sitzfläche. Siehe Gasfeder. Sitzdauer Bürostühle werden je nach Eignung für die Zeit der täglichen Benutzung in zwei Klassen unterteilt: Jene mit einer empfohlenen Sitzdauer von etwa 4 Stunden am Tag für den privaten Einsatz oder für das Home Office und von etwa 8 Stunden am Tag für den Büroalltag. Fachbegriffe T bis W Transferwerkzeug Im Transferwerkzeug werden zuerst einzelne Blechstücke in der Trennstation abgetrennt und dann mittels Greifern von Arbeitsschritt zu Arbeitsschritt transportiert. Trapez-Innen-Gewinde / Trapez-Gewindespindel Dies sind Teile zur Verstellung der Stuhl-Höhe bzw. zum Drehen der Sitzfläche; sie bestehen aus einem Innen- oder Außengewinde in Trapez-Form. W Wippmechanik Bei einer Wippmechanik sind Sitzfläche und Rückenlehne fest gekoppelt, so dass sich beim Zurücklehnen stets die Sitzfläche und die Rückenlehne im gleichen Winkel und als Ganzes neigen. Sitzpolster mit Kederlösung Ein Keder ist die Randverstärkung eines Tuchs oder einer Polsterkante, die meist aus Kunststoff oder stoffumhülltem Leder besteht. Siehe auch Kantenschutz. Sitztiefenverstellung Horizontale Sitzverstellung von vorne nach hinten zur Verringerung der Sitztiefe oder auch umgekehrt zur Vergrößerung der Sitztiefe. Stoff Stühle mit einem Bezug aus Stoff sind stets gepolstert und bieten ein weiches und wärmeres Sitzempfinden. Synchronmechanik bzw. Similarmechanik Die Synchronmechanik koppelt die Neigung der Rückenlehne mit der Sitzfläche. Beim Zurücklehnen weitet sich der Winkel zwischen Oberkörper und Oberschenkel, so dass die Gelenke bewegt, der Körper gestreckt und auch die Durchblutung erleichtert werden. Der Rücken wird dauerhaft vor Fehlhaltungen geschützt. Die Similarmechanik heutzutage spezifisch für das jeweilige Stuhlmodell separat entwickelt wird. T Teleskopabdeckung Besteht aus Rohren, die durch Ineinanderschieben und Längenänderung das Tragteil, eine innenliegende Säule, abdecken. 52 | Fachbegriffe Impressum Herausgeber: Stoll VITA Stiftung Brückenstraße 15, 79761 Waldshut-Tiengen Telefon 07751 84-220, Fax 07751 84-313 E-Mail [email protected] Text und Redaktion: Stoll VITA Stiftung Fotografie, Gestaltung, Satz: hecht visuell GmbH, 79713 Bad Säckingen Weitere Abbildungen: Archiv Stoll Stuhl Museum Herstellung: druckerei trefzer gmbh, 79804 Dogern Fachbegriffe | 53 Zitate aus dem Gästebuch „Wir sind begeistert von der schönen, umfangreichen SitzmöbelAusstellung und die informativen Ausführungen unseres Museumsführers Manfred Flum.“ 26.04.2007 – Baier, Rieger, Adams, Bächle, Ebner, Steffen, Jehle, Nußbaumer (Mitarbeiter des Werkzeugbaues der Sedus Stoll AG) „Die Firma Sedus Stoll habe ich als ein interessantes und innovatives Unternehmen mit sozialer Kompetenz erleben dürfen, einschließlich dieser eindrucksvollen historischen Schau.“ 26.08.2008 – Dr. Uwe Löser, Universität Leipzig „Traditionen zu pflegen, Gemeinwohl als Lebensziel zu haben und beharrlich einen Ort „reich“ zu machen ist eine höchst beeindruckende Geschichte.“ ohne Datum (etwa im Frühjahr 2009) – Volker Gerstenberger Dreifach ist der Schritt der Zeit: Zögernd kommt die Zukunft hergezogen, Pfeilschnell ist das Jetzt entflogen, Ewig still steht die Vergangenheit. ... Friedrich Schiller (1759-1805) (aus Sprüche des Konfuzius) „Der Stuhl ist ein wichtiges Möbel, wird häufig in seiner Bedeutung unterschätzt. Hut ab vor den hier dokumentierten Entwicklungen.“ 20.09.2014 – Ontras Gastransport GmbH, Leipzig 54 | Zitate aus dem Gästebuch Zitat | 55
© Copyright 2025 ExpyDoc