Stoll Stuhl Museum - Stoll VITA Stiftung

Stoll Stuhl Museum
1871
1912
1925
Gemeinnützige Stiftung zur Förderung
der wissenschaftlichen Forschung
der öffentlichen Gesundheitspflege
und der Bildung
2015
Vieles staunen wir an,
als Schöpfung menschlichen Scharfsinnes.
Doch vergessen ist längst der,
der den Scharfsinn besaß.
Petrarca
Zitiert durch die Firma Sommerfeld, Neuruppin
beim Besuch des Stoll Stuhl Museums am 26.07.1997
To Christof and Emma Stoll
who put us on the right course.
Stoll Stuhl Museum
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
9
Sonderthemen
1930 bis 1995
Schnittmodelle: Mechanik sichtbar machen
Die Inhaber der Familiengesellschaft Stoll
Albert Stoll I. (1836-1897)
10-11
Albert Stoll II. (1882-1937)
12-13
Christof Stoll (1912-2003)
14-15
Die Gestaltung des Museums
1974 bis 2003
Die Similar-Technik im Reposo Sessel
16
2010 – Die Verlegung des Museums
16
2015 – Die Neuordnung der Exponate
17
Aus dem Regelwerk der Konstruktion
19
Die Epochen
1871 bis 1911 – Bugholzstühle
Am Anfang stand das Holz
20-21
1912 bis 1925 – Rekord-Stühle
Maschinen bearbeiten das Holz
22-24
1926 bis 1968 – Federdreh-Stuhl
Bewegliche Teile aus Stahl
26-28
1964 bis 1974 – Bürodrehstühle
Filigrane Stahlbauweise
30-31
1975 bis 1995 – Bürodrehstühle
Kunststoffe bringen neue Formen
32-34
1938 bis 1973 – Bürodrehsessel
Mit Polster zum Sessel
36-37
1984 bis heute – Bürodrehsessel
Neues Design
38-40
46
Fachbegriffe
Von A wie Aktilord-Sitz bis W wie Wippmechanik
1987 – Das Geschenk an Christof Stoll
42-44
Impressum
47-53
53
Zitate
Zitate aus dem Gästebuch
54
Friedrich Schiller – Zitat aus „Sprüche des Kunfuzius“
55
Vorwort
Durch die Darstellung der Exponate im Stoll Stuhl Museum und den Inhalt
dieses Kataloges wird der Versuch unternommen, die gesamte Entwicklung
der Stuhlproduktion der Familiengesellschaft Stoll von ihren Anfängen ab
1870 bis heute anhand der wesentlichen technischen Merkmale einzelner
Modelle nachzuzeichnen. Die Auswahl und Beschreibung der Modelle dient
der Darstellung der Entwicklungsschritte in Entwicklung und Produktion
der Stühle in den letzten 140 Jahren.
Es wird in den einzelnen Kapiteln Wissen vermittelt, das die Leser, die sich
nicht von Berufs wegen mit dem Konstruieren, Produzieren und Verkaufen
von Stühlen beschäftigen, zunächst überfordert. Diese Gefahr haben wir
in Kauf genommen, um dem Fachmann Informationen über die Stühle der
Firma Stoll zu bieten.
Dem interessierten Besucher und Leser, der sich nicht für einen Fachmann
für Bürostühle hält, soll durch ein Verzeichnis von Fachbegriffen (ab Seite 47)
die Lektüre erleichtert werden.
Museum und Katalog haben nach unserer Meinung ihre Aufgabe erfüllt, wenn
diesen Besuchern als Käufer und Nutzer von Sitzmöbeln bewusst wird, dass
für das Sitzen nicht jede Sitzgelegenheit gleichermaßen geeignet ist.
Die Auswahl der richtigen Stühle und Sessel für bestimmte private und berufliche Zwecke sollte daher unter Beachtung einer Reihe von Auswahlkriterien
vorgenommen werden.
Es ist noch möglich alle Mitarbeiter zu nennen, die das Zustandekommen
dieses Kataloges wesentlich mit Rat und Tat gefördert haben.
Frau Christine Böhling hat die Schreibarbeiten übernommen und die vielen
Korrekturen und Ergänzungen eingearbeitet.
Herr Andreas Spieß hat einen Großteil der Unterlagen ausgewertet, die alle
Themen außer den technischen Beschreibungen der Epochen und Exponate
umfassen.
Herr Manfred Flum, ehemals Leiter der technischen Organisation in den Jahren
von 1968 bis 2010 in der Entwicklungsabteilung der Sedus Stoll AG, hat die
Geschichte der Entwicklung der Stühle vom Bugholzstuhl bis zu den heutigen
Modellen und die Beschreibung der die Epochen prägenden Modelle erstellt.
Ihnen allen gebührt der Dank für das Zustandekommen dieses Kataloges.
Sofern die Darstellung noch Unzulänglichkeiten und Fehler enthält, geht dies
zu meinen Lasten.
Waldshut, im April 2015
Stoll VITA Stiftung
Klaus Tillmann
Vorwort | 9
Albert Stoll I.
Der Sessel aus der Gründer-Generation
Der Firmengründer
Geboren 1836 in Stuttgart-Bad Cannstatt und gestorben am 30.08.1897 in Basel.
Im Jahr 1871 gründet Albert Stoll I. gemeinsam mit Max Klock als zweitem Teilhaber in Waldshut eine Stuhlfabrik „Stoll & Klock“. Nachdem Klock im Jahre 1879
aus der Firma ausscheidet, nennt sich das Unternehmen „Albert Stoll“.
Ungefähr zwei bis drei Dutzend Arbeiter stellen in diesem Betrieb Stühle aus
gebogenem Holz her. Waldshut bietet gute Produktionsbedingungen. Der wichtigste Rohstoff Buchenholz wächst im Rheintal gerade vor der Haustür. In dieser
kaum industrialisierten Gegend findet Albert Stoll I. Arbeitskräfte in ausreichender
Zahl. In den umliegenden Dörfern gewinnt er mühelos und für vergleichsweise
geringe Entlohnung Heimarbeiterinnen für die Fertigung von Flechtrohrsitzen.
Waldshut ist seit 1856 (Basel – Waldshut) und 1859 (Turgi – Waldshut) an die im
Aufbau begriffenen Eisenbahnnetze angeschlossen. Dies ist eine Voraussetzung
für den Vertrieb der Produkte, solange es noch keinen raschen, leistungsfähigen
und kostengünstigen Straßentransport gibt.
Das Verfahren, das Stoll und Klock anwenden, um Holz unter Wasserdampf zu
biegen, ist zuvor um 1830 von Michael Thonet entwickelt worden.
Als der Firmengründer 1897 im Alter von 61 Jahren stirbt, hinterlässt er Ehefrau,
drei Töchter und den 15-jährigen Sohn Albert Stoll II.
Die Ehefrau des Verstorbenen, Bertha führt den Betrieb als erfolgreiche
Geschäftsfrau, was ihr im Volksmund den Namen „die Sesselmacherin“ einträgt.
Modell-Nr. 463
Hergestellt um 1890
• Bugholz-Vierfuß
• Säulenverstärkte Gewindespindel-Aufnahme
aus vier gebogenen Fußabstützungen,
gebogener Unterzug mit Holzgleiter,
gedrechselte Säule mit Gewindeeinsatz
für die Höhen- und Dreh-Verstellung
• Die Gewindemutter mit Trapez-InnenGewinde und die Trapez-Gewindespindel
werden in Deutschland als Serienware
hergestellt.
• An der Gewindespindel-Oberseite ist die
Platte zur Befestigung des Stuhloberteils.
• Die Sitzplatte mit Lederpolster-Einlage
wurde später repariert.
Christof Stoll verwies damit auf die
Sparsamkeit der Vorväter.
• Der Sitz hat eine leicht geformte Sitzmulde.
• Die Sitzunterseite ist für die zentrale
Krafteinleitung sinnvoll verstärkt.
• Die Armstütze bildet gleichzeitig die obere
Befestigung der ovalen Rückenlehne aus
Rohrgeflecht.
• Der Armstützenbügel besteht aus einem
Stück.
Markenzeichen
• Der Prägestempel zeigt
die Anfangsbuchstaben für:
S = Stoll
K = Klock
W = Waldshut
10 | Albert Stoll I.
Albert Stoll I. | 11
Albert Stoll II.
Das erfindertypische Benutzermodell
Der Erfinder
Geboren am 25.06.1882 in Waldshut und gestorben am 16.02.1937 in Glarus (CH).
Albert Stoll II. macht in Waldshut das Abitur und studiert in Karlsruhe
Maschinenbau. 1910 geht er zu Studienzwecken in die USA.
Ab 1912 werden in Waldshut Sprossenstühle produziert. Diese Modelle unterscheiden sich markant von den bisher bekannten Bugholzstühlen und bestehen
nur noch aus wenigen gebogenen Teilen. Waagrechte und senkrechte Sprossen
geben dem Stuhl, der den Namen „Rekord-Stuhl“ erhält, seine Stabilität und
tragen die Rückenlehne. Seine Einzelteile werden auf Spezialmaschinen hergestellt, die Albert Stoll II. in den USA gekauft hat. Hierdurch kann auf viel zeitintensive Handarbeit verzichtet werden.
Albert Stoll II. verbessert den amerikanischen Bürostuhl und entwirft einen
Drehstuhl den er „Federdreh“ nennt. Auf der Leipziger Messe 1926 bringt er seine
Neuentwicklung erstmals an die Öffentlichkeit. Es handelt sich um den weltweit
patentierten „Federdreh“, den ersten Drehstuhl mit einer drehbaren Säulenfederung.
Mit dem Namen Albert Stoll II. verbindet man die Entwicklung und Herstellung
des „Rekord-Stuhles“ und des „Federdrehs“.
Albert Stoll II. war aus heutiger Sicht Vorreiter der modernen Bürostuhl-Technik.
Modell-Nr. 6610
Hergestellt um 1935
• Massivholz-Vierfuß
• Zugriegelmechanik zur Höhenverstellung,
und die NEREG-Mechanik zur Verstellung
der Sitzneigung sind Erfindungen von
Albert Stoll II.
• Der Sattelsitz enthält eine ca. 12 mm dicke
Filzauflage.
• Die Sprossen und die Rückenlehne mit
Armauflagen werden im Bugholzverfahren
hergestellt.
• Dieses Modell trägt auf der Rückseite der
Rückenlehne eines der drei Warenzeichen.
Albert Stoll II. ist überzeugt: „… dass der Stuhl als Arbeitsgerät immer mehr
an Bedeutung gewinnt. Die in den letzten Jahren angestellten Versuche (Marktforschung) haben den Nachweis erbracht, dass das Sitzgerät nicht nur zur
Erhaltung des Arbeiters von größter Bedeutung ist, sondern dass auch dessen
Leistung durch Benützung eines entsprechenden Stuhles in überraschender
Weise gesteigert werden kann.“ (*)
Albert Stoll II. stirbt am 16. Februar 1937 im Alter von 54 Jahren unerwartet.
Nachrufe würdigen den Verstorbenen, „als eine Persönlichkeit von größter
Tatkraft und scharfem Weitblick“ sowie als „vorbildlichen Betriebsführer, dem
das Wohl seiner Mitarbeiter stets am Herzen lag“. (*)
Von seinen vier Söhnen führen drei Söhne anschließend die Stuhlfabriken weiter.
Albert Stoll III. leitet den Koblenzer Betrieb. Christof und Martin Stoll leiten
gemeinsam die Waldshuter Firma bis 1958.
Markenzeichen
• Markenzeichen von Albert Stoll II.
eingeführt mit dem Federdreh
auf der Rückenlehne ab 1926
• Markenzeichen auf dem Lehnenstab
und an der Sitzrückseite,
keine Datierung
(*) “5mal80 Jahre“, Albert Stoll Giroflex, Koblenz (Schweiz), Seite 33 und 37
12 | Albert Stoll II.
• Markenzeichen auf dem Lehnenstab
und an der Sitzrückseite,
keine Datierung
Albert Stoll II. | 13
Christof Stoll
Der Bürodrehsessel eines Firmeninhabers
Der Begründer der Mitarbeiterbeteiligung und Wegbereiter für
den Standort Dogern und für die europaweite Expansion
Geboren am 28.06.1912 und gestorben am 07.05.2003 in Waldshut.
Christof Stoll führt 1953 die Beteiligung der Mitarbeiter am Betriebsergebnis ein.
Christof und Martin Stoll teilen 1958 das Familienunternehmen Albert Stoll OHG
in zwei Firmen auf. Sie führen das Unternehmen in der Form von zwei neuen
Firmen fort, nämlich als Christof Stoll KG in Waldshut und Martin Stoll, FederdrehStuhlfabrik in Tiengen.
In Folge des Unternehmenswachstums wird ab 1969 in den nächsten Jahren
die Produktion schrittweise an den neuen Standort nach Dogern verlegt.
Christof Stoll richtet 1970 erstmals eine eigene Entwicklungs- und Versuchsabteilung ein. Er engagiert mit Theo Hartmann den ersten Diplom-Designer.
Bis 1987 werden insgesamt acht Vertriebsgesellschaften in Europa gegründet.
Das Ehepaar Stoll hat sich seit Jahrzehnten in der Firma und auch privat eingesetzt
für die Verbreitung gesunder Ernährungsweisen, des Ökologischen Land- und
Gartenbaus und der Förderung der Ganzheitsmedizin.
Sichtbares Zeichen ist u. a. die Einrichtung einer Betriebskantine, in der – unter
Verwendung von biologischen Erzeugnissen – nach den Regeln der VollwertErnährung gekocht wird.
Modell-Nr. 4815 L
Hergestellt ab 1938
• Der Sessel repräsentiert eine hohe Qualität
und Ressourcenschonung.
• Massivholz-Vierfuß aus Eiche,
vier Einzelausleger, vorn gerundet,
kleine ungebremste Sedus-Rolle
• Zugriegelmechanik zur Höhenverstellung
• Die Säule mit der Federdrehtechnik und
NEREG-Mechanik
• NEREG 2 = technisch überarbeitete
Federeinstellung zur Härteverstellung
der Sitzneigung mit Seitenhebel
• Sitz und Rückenlehne aus Holz
• Stoffpolster aus Poly-Schaumauflage
Für diese in früheren Jahren bundesweit einmalige Einrichtung wird Emma Stoll
1976 die Georg-Michael-Pfaff-Gedächtnis-Medaille von der gleichnamigen Stiftung
in Kaiserlautern für besondere Verdienste um die Volksgesundheit verliehen.
Christof und Emma Stoll gründen am 8. März 1985 die gemeinnützige Stoll VITA
Stiftung und übertragen ihr Vermögen, das auch die Mehrheitsbeteiligung an der
seit 1995 als Sedus Stoll AG firmenden Familiengesellschaft umfasst, auf diese
Stiftung.
Im Bereich Büromöbel-Produktion der Firma Stoll werden die neuesten umweltschonenden Produktionsmethoden und Anlagen eingesetzt. Das Produkt
„Bürostuhl“ entspricht damit den neuesten arbeitsmedizinischen Erkenntnissen.
Aufgrund seiner Verdienste als Unternehmer erhält Christof Stoll 1986 das Bundesverdienstkreuz.
Für sein Engagement im betrieblichen Umweltschutz wird Christof Stoll 1993 von
der Zeitschrift Capital und der Umweltstiftung WWF Deutschland mit dem Preis
„Öko-Manager des Jahres 1993“ ausgezeichnet.
Nach dem Willen der Stifter soll die Stiftung als ihr „unsterblicher“ Rechtsnachfolger
ihre Gedanken zum richtigen Leben und zur richtigen Unternehmensführung auch
in der Zukunft verwirklichen.
Ihre Vorstellungen zur Unternehmensführung richten sich auf konkrete Sachverhalte und sind 2000 dokumentiert in den „Grundelementen der Unternehmensverfassung“, um den Fortbestand und die wirtschaftliche Unabhängigkeit des
Unternehmens zu sichern.
Außerhalb der Firma wollen sie ihre Vorstellungen verwirklichen durch Förderung
der Wissenschaft, Gesundheit, Bildung und des Umwelt- und Naturschutzes.
14 | Christof Stoll
Markenzeichen
• Christof Stoll führt 1958 mit der
Aufteilung der Familiengesellschaft
in die beiden Firmen Christof Stoll
und Martin Stoll zur Unterscheidung
seiner Produkte das Markenzeichen
Sedus ein.
Christof Stoll | 15
Die Gestaltung des Stoll Stuhl-Museums
1987
2015
Zum bevorstehenden 75. Geburtstag des Herrn Christof Stoll am 28. Juni 1987
überlegen seine Mitarbeiter, ob sie ihm ein Geschenk machen könnten, das
ihn vielleicht überraschen und erfreuen könnte. Das Präsent soll ein Museum
mit ausschließlich eigenen Produkten werden.
2015 werden die 54 Exponate im Interesse einer größeren Klarheit umgruppiert.
Ihre technischen Eigenschaften werden herausgestellt und alle Stühle in sieben
Generationen („Epochen“) von jeweils vier bis neun Modellen ihrer Generation
präsentiert.
Die Modelle stammen aus dem eigenen Fundus, den die Mitarbeiter der
Entwicklungsabteilung Josef Wassmer und Manfred Flum im Laufe der Jahre
gesammelt haben.
Die Schautafeln informieren über technische Funktionen. Darstellungen zu
Betriebsfeiern aus der Firmengeschichte werfen ein Licht auf die Belegschaft.
Das Museum als Geschenk an Herrn Christof Stoll
Das Museumsgebäude wird dann unter Leitung von Hanns Ebner, Geschäftsführer Technik (*), über Monate mit Hilfe örtlicher Handwerker um- und ausgebaut.
Am Geburtstagstermin gelingt den Akteuren aber nur eine teilweise Überraschung,
denn ein Handwerker hatte Christof Stoll auf der Kaiserstraße schon Wochen
vorher offenbar unbeabsichtigt „aufgeklärt“ mit der Bemerkung: „Gell, Herr Stoll,
nun haben Sie auch ein eigenes Museum!“.
Jedenfalls freuen sich Geburtstagskind und Mitarbeiter gemeinsam über das
Präsent und ergänzen es später durch weitere Exponante.
Neuordnung der Exponate
Der Fachbesucher kann jetzt die ausgestellten Modelle besser vergleichen mit
anderen ihm bekannten Modellen.
Allen übrigen Besuchern sollen durch den Besuch des Stoll Stuhl Museums
Kenntnisse vermittelt werden, um die Merkmale eines guten Stuhles und das
richtige Sitzen besser kennen zu lernen.
2010
Das Museum wird verlegt in das Haus der Stiftung
Im Laufe der Jahre werden im Zuge des Firmenwachstums immer mehr Abteilungen
nach Dogern verlagert bis ab 2009 nur noch die Vertriebsabteilung in Waldshut
verbleibt.
Aus diesem Grund hat die Stoll VITA Stiftung 2008 das Firmengelände von der
Sedus Stoll AG erworben und nutzt es seitdem zur Verwirklichung der Stiftungszwecke.
Durch die Überlassung von Gebäuden, in denen das Museum untergebracht ist,
an die Stadt Waldshut zur Errichtung einer Kindertagesstätte muss das Museum
umziehen. Der neue Standort ist ab 2010 im ersten Obergeschoss des ehemaligen
Entwicklungsgebäudes.
Aus diesem Anlass wird die Ausstellung ergänzt vor allem um eine Darstellung
der Firmengeschichte und der Unternehmensziele, die Christof und Emma Stoll im
Jahr 2000 als Auftrag an die folgenden Generationen gaben.
(*) Michael Kläsener „Das alte und das neue Stoll Stuhl Museum“,
Festschrift zum 25-jährigen Stiftungsjubiläum 1985-2010
der Stoll VITA Stiftung, S. 127 ff
16 | Die Gestaltung des Museums
Die Gestaltung des Museums | 17
Aus dem Regelwerk der Konstruktion
...
Dreifach ist des Raumes Maß.
Rastlos fort ohn‘ Unterlaß
Strebt die Länge fort in‘s Weite;
Endlos gießet sich die Breite;
Grundlos senkt die Tiefe sich.
Dir ein Bild sind sie gegeben.
Rastlos vorwärts mußt du streben,
Nie ermüdet stille stehn,
Willst du die Vollendung sehn;
Mußt in‘s Breite dich entfalten,
Soll sich dir die Welt gestalten;
In die Tiefe muß du steigen,
Soll sich dir das Wesen zeigen.
Nur Beharrung führt zum Ziel,
Nur die Fülle führt zur Klarheit,
Und im Abgrund wohnt die Wahrheit.
Friedrich Schiller (1759-1805)
(aus Sprüche des Konfuzius)
Aus dem Regelwerk der Konstruktion | 19
Am Anfang steht das Holz
Modell-Nr. 14 Bugholzstuhl
Hergestellt von 1871 bis 1879 lt. Prägung
1871 bis 1911 – Bugholzstühle
Bugholz ist Werkholz, welches mittels eines von
Michael Thonet um 1830 entwickelten Verfahrens
unter Wasserdampf gebogen wird. Bugholz,
meist Ahorn- oder Buchenholz, wird insbesondere
zu Stühlen verarbeitet.
Die Produkte sind bereits in Cafés und Gaststätten
bekannt. Das hohe Qualitätsniveau der Stoll-Stühle
eröffnet neue Märkte im privaten Wohnbereich und
als Bürostühle. Der Preis ist, im Vergleich zu handwerklich gefertigten Stühlen, geringer.
Was wird gefertigt?
Bugholzstühle mit Vierfuß in allen Ausprägungen,
Bänke, Tische, Schaukelstühle, Schneeschuhe, Schlitten,
Blumenständer, Schirmständer, Garderobenständer,
Dreifußstühle, Barstühle mit Fußring, Kinderstühle,
Drehhocker und -stühle mit Gewindespindel und Skier
mit Bindungen.
Vierfuß-Modelle bestehen aus 2 Vorderbeinen und aus
einem Stück gebogenen Hinterbeinen mit geformter
Rückenlehne. Die Vierfüße werden mit einem Bugholzring versteift.
Die handwerkliche Kunst besteht in der Holzauswahl,
dem gleichmäßigen Bedampfen, Biegen und der Nachbearbeitung, damit optisch gleich aussehende Stuhlmodelle entstehen können. Ab 1890 gibt es Modelle
mit Gewindespindel-Höhenverstellung und einem dafür
gefertigten Bugholz-Vierfuß.
Die Sitzplatte aus gepresstem Sperrholz ist gelocht
und mit Relief verziert oder besteht aus Rohrgeflecht.
Rohrgeflechte aus Rattan werden in Heimarbeit auf
dem Lande hergestellt.
Die Rückenlehne wird mit einem eingesetzten Bugholzteil versteift. Der gesamte Stuhl besteht lediglich aus
16 Befestigungs- und 6 Holzteilen.
20 | Bugholzstühle
•
•
•
•
•
Vierfuß Bugholzstuhl
Fußversteifungsring
Sperrholz-Sitzplatte
Hinterbeine Bestandteil der Rückenlehne
Aus einem Stück gebogen
Modell-Nr. 18 Bugholzstuhl (Relief- Nr. 800)
Hergestellt nach 1879
• Vierfuß Bugholzstuhl
• Sitzplatte mit Reliefplatte
• Rückenlehne mit zusätzlicher Verbindung
zum Sitzrahmen
• Rückenlehnen-Versteifung am Sitzrahmen
befestigt
• Sehr stabile Ausführung
Modell-Nr. 461 Bugholzsessel mit
Gewindespindel
Baujahr ungefähr 1895
•
•
•
•
•
Vierfuß aus Bugholzteilen
Trapez-Gewindespindel aus Stahl
Drehspindel und Höhenverstellung
Sitz mit Rohrgeflecht gepolstert
Armauflagen in Bugholztechnik
Modell-Nr. 350 Bugholz-Schaukelstuhl
Hergestellt etwa 1885
• Schaukelstuhl aus Bugholz
• Sitz- und Rückenlehne mit Rohrgeflecht
• Armauflagen aus Bugholz
Bugholzstühle | 21
Maschinen bearbeiten das Holz
1912 bis 1925 – Rekord-Stühle
Albert Stoll II. beginnt im Jahr 1912 in Waldshut mit der
Produktion von Sprossenstühlen, die unter dem Markennamen „Rekord Stühle“ verkauft werden.
Das Angebot umfasst insgesamt:
• Sprossenstühle mit Vierfuß in vielfältigen Ausführungen,
• Stühle mit Gewindespindel-Höhenverstellung
und Drehbewegung,
• Sessel in Lizenz-Fertigung mit Metallteilen aus den USA,
• Hocker,
• Tische.
Neue Fertigungstechniken
Besonderheiten sind die aus Buche maschinell hergestellten Holz-Rundteile für Stuhlbeine, Stege, Rückenlehnen und Versteifungen.
In der Endmontage werden die Teile mit Knochenleim
verleimt; es werden fast keine Schrauben verwendet.
Die Sprossen werden mit Drechsel-Kopiermaschinen
gefertigt. Die Sitzflächenkontur („Sattelsitz“) wird mit Hilfe
einer Sitz-Fräs-/Hobelmaschine ausgefräst.
Modell-Nr. 9000 Rekord-Hocker
Hergestellt ab 1912
• Vierbeingestell mit gedrechselten Beinen
• Versteifungen (Stege) gedrechselt
• Hockersitz mit Sitzmulde gedrechselt
Modell-Nr. 1000 Rekord-Stuhl
Hergestellt ab 1912
• Beine gedrechselt, Hinterbeine verlängert
und dampfgebogen
• Sitzplatte als Sattelsitz gefräst
• Sprossen dampfgebogen
• Stäbchen gefräst
• Rückenlehnenversteifungen aus Bugholz
Modell-Nr. 1200 Rekord-Stuhl
Hergestellt ab 1919
• wie Modell 1000
• Rückenlehne wird aus 3 Bugholzsprossen
gebildet
Diese Spezialmaschinen werden von Albert Stoll II.
in den USA gekauft und sind noch bis in die 1970ger
Jahre im Einsatz.
Die maschinell gefertigten Teile können von ungelernten
Arbeitern in großen Stückzahlen, treu dem Namen
„Rekord“, hergestellt werden. Der große wirtschaftliche
Erfolg ermöglicht viele Investitionen im Unternehmen
am Standort Waldshut.
Markenzeichen
Modell-Nr. 2500 Rekord-Stuhl
Hergestellt ab 1920
•
•
•
•
Füße und Rückenlehne wie Modell 1000
Sitz mit austauschbarer Flechteinlage
Sprossen aus Bugholz und kopiergefräst
Knauf auf der Rückenlehne gedrechselt
• Firmenkennzeichnung
am Rekord-Stuhl,
Modell-Nr. 1000
Modell-Nr. 4100 Rekord-Drehstuhl
Hergestellt ca. 1924
• St W = Stoll Waldshut
am Rekord-Stuhl,
Modell-Nr. 1200
22 | Rekord-Stühle
•
•
•
•
Höhenverstellung mit Klappenmechanik
der Stuhl dreht auf der Säule
Unterteil und Metallteile importiert aus USA
Oberteil übernommen von Modell 1000
Rekord-Stühle | 23
Rekord-Stühle
Werbung aus dem Jahr 1915, Archiv Stoll Stuhl Museum
24 | Rekord-Stühle
Bewegliche Teile aus Stahl
1926 bis 1968 – Federdreh-Stuhl
1926 erfindet Stoll in Waldshut den ersten gefederten
und drehbaren Bürodrehstuhl der Welt. Er wird weltweit
patentiert.
Mit dieser Erfindung wird die Stuhlfabrik Stoll zu einer
spezialisierten Produktionsstätte von Bürodrehstühlen.
Die neue Beweglichkeit verdanken die Stuhlteile mehreren Stahlteilen am Modell. Hierfür muss die MetallteilFertigung mit Stanzmaschinen, Punktschweißgeräten
neu organisiert werden.
Das dynamische Sitzen entspricht ergonomischen
Erkenntnissen und wird weltweit nachgeahmt.
Was wurde neu entwickelt?
• Massiver Holzfuß aus vier gleichen Holzteilen
• Befestigung der Holzteile mit dem Standrohr
• Stahlfuß mit vier gleichen Blechformteilen,
durch Punktschweißen am Standrohr befestigt
• Zentrale höhenverstellbare Drehsäule mit axialer
Federung
• Fußriegel-, Bowdenzug- und SchwenkriegelHöhenverstellung
• Lehnen-Neigeverstellung mit Federkraftanpassung
• NEREG-Mechanik zur Sitz-Neigeverstellung nach
vorne, hinten, rechts bzw. links
• Massive Sitzplatte mit Sattelfräskontur und
gleichzeitig als Mechanikträger ausgelegt
• Lehnenstab in Massivholz und als Blechformteil
• Höhenverstellbar, Federkraftverstellung für den
dynamischen Gebrauch
• Rückenlehne aus Bugholz mit separatem
Lehnenlager aus Stahl
• Erste Federdreh-Stühle mit Armlehnen
Was wird hergestellt?
• Federdreh-Stühle
• Federdreh-Sessel
• Rollboy
Markenzeichen
• „Stoll-Knopf“,
eingeführt ab 1926
26 | Federdreh-Stühle
Modell-Nr. 1725 Der Federdreh
Hergestellt ab 1926. Die Stuhlelemente bewegen sich,
im Fuß dreht die Spindel, die Feder dämpft das Absitzen,
der Sattelsitz kann in der Höhe verstellt werden, die Rückenlehne neigt sich und kann in der Höhe eingestellt werden.
Modell-Nr. 3725 Der Federdreh
Hergestellt ab 1927. Fußgestell wie Modell-Nr. 1725, die
Rückenlehne kann mit einer Hand in der Höhe verstellt werden,
die Rückenlehnen-Neigung kann voreingestellt werden,
ebenso der Anlehn-Widerstand.
Modell-Nr. 3507 Der Federdreh
Hergestellt ab 1929. Fußaufbau mit Einzelausleger aus Stahlblech, mit Punkt-Schweißen am Standrohr befestigt,
Bowdenzug Höhenverstellung, mit NEREG-Sitzmechanik,
Oberteil von der REKORD-Serie.
Modell-Nr. 6535 Der Federdreh
Nur 1934 hergestellt. „Ein Damensesselchen“, Unterteil von
Modell 1725, kleiner Sattelsitz, Bugholzlehne und RekordSprossen.
Modell-Nr. 3115 Bürodrehstuhl mit Armlehnen
Hergestellt ab 1932. Unterteil von Modell 3507, Sattelsitz,
Bugholz-Rückenlehne, Rückenlehne und Armstützen mit
kräftigen Beschlag-Teilen, die Armlehnenhöhe resultierte
aus den hohen Schreibmaschinen.
Modell-Nr. 3725 Der Federdreh in Eiche
Hergestellt ab 1939. Flacher Holz-Vierfuß mit Basic-Rollen,
Zugriegelmechanik, Sattelsitz und Bugholzlehne, Lehnenstab
aus Holz und mit einer einstellbaren Biegefeder als permanentkontakt Lehne benutzbar.
Modell-Nr. 6615 Der Federdreh-Sessel
Hergestellt ab 1946 bis 1958. Ein Flach-Vierfuß für den Sesselbereich, mit NEREG-Mechanik, Zugriegel-Höhenverstellung,
großer Sattelsitz, Bugholz-Rückenlehne, massive Armlehnen,
mit dem Sitz verdübelt, Sprossen-Rückenlehne.
Modell-Nr. 11 Der letzte Holz-Federdreh-Stuhl
Ende der Bugholzfertigung 1968. Modelle wurden mehrfach
neu gestaltet, flacher Holz-Vierfuß mit kleiner Sedus-Rolle,
Vertikaler Holzlehnenstab, Gummi-Feder mit Blechgehäuse.
Das ist das Ende einer 40-jährigen Modell-Reihe.
Modell-Nr. 21 Holzdrehstuhl
Hergestellt von 1965 bis 1968. Fuß mit Endstopfen als Gleiter,
Austausch gegen Rollen leicht möglich, Zugriegel Höhenverstellung, Sattelsitz, Bugholz-Rückenlehne und Sprossen.
Federdreh-Stühle | 27
Federdreh-Mechanik
Händlerinformation aus dem Jahr 1958, Archiv Stoll Stuhl Museum
28 | Federdreh-Stühle
Filigrane Stahlbauweise
Modell-Nr. 1326 Bürodrehstuhl
Hergestellt ab 1964
1964 bis 1974 – Bürodrehstühle
Etwa ab 1963 wird eine neue Art der Metallbearbeitung
mit verbesserten Stahl-Halbzeugen eingeführt. Die
Strukturen an Sitz- und Tischmöbeln können viel leichter
gebaut werden und werden neu entwickelt.
Sitz und Rückenlehne werden mit Stahlrohren und
geformtem Blech verbunden.
Das Design ändert sich grundlegend in Richtung
schlanker, „filigraner“ Modelle.
Auch Holzmöbel werden noch gefertigt – letztendlich
aber verdrängt.
Massivholz wird durch geformtes Sperrholz und später
durch Kunststoff ersetzt.
Diese neuen Modelle bringen einen großen wirtschaftlichen Aufschwung.
•
•
•
•
•
Modell-Nr. 1526 Bürodrehstuhl
Hergestellt ab 1964
Was wurde neu entwickelt?
• Pressstahl-Fußgestelle, Druckguss-Aluminium-Füße
• Vierkantrohr-Füße mit Endstopfen und integriertem
Rollenbolzenlager
• Vierfuß-Stahlrohr-Modelle
• Sedus-Rollen, gebremst/ungebremst, für weiche
und harte Böden
• Gleiter für weiche/harte Böden
• Säulenverkleidungen aus Kunststoff
• Zugriegel- und Raster-Mechanik
• Gasfeder und neue Zentrale-Sitzfederung
• Säulenführungen aus Kunststoff/Sintermetall
• Rund-, Trapez-, Dreiecks- und Träger-Mechanik,
Wippmechanik, NEREG
• Sitzplatte aus Sperrholz mit funktionaler Ausprägung
• Aktilord-Sitz aus Sperrholz
• Kantenschutz an Sitz und Lehne aus Kunststoff
• Rückenlehne aus Sperrholz oder Kunststoff
• Polsterplatte aus Kunststoff
• Rückenlehnen-Höhenverstellung
• Rückenlehnen-Arretierungen
• Rückenlehnen-Neigungs-und PermanentkontaktVerstellung
• Dynamische Rückenlehnen zusätzlich gefedert
mit Gummilagern
• Armlehnenauflage in Holz oder Integralschaum
• Fußstützen, Rollboy
30 | Bürodrehstühle
Pressstahl-Vierfuß mit kleinen Sedus-Rollen
Dreieck-Mechanik mit Zugriegel
Sitz aus Sperrholz formgepresst, Lehne aus Sperrholz
Einstellbare Rückenlehne, keine Permanentkontakt-Lehne
Rückenlehne mit Gummilagerung
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Stahl-Fünffuß (nachgerüstet) aus den 1970er Jahren
Rastermechanik
Lastabhängig gebremste Rollen
Trapez-Teller
Sperrholz-Sitz und -Rückenlehne jeweils mit
Kantenschutz
• Lehnenstab aus Vierkantrohr in Höhe und Neigung
verstellbar
• Permanentkontakt-Lehnen-Mechanik
Modell-Nr. 7326 Schulungsmodell
für den Fachhandel
Hergestellt ab 1974
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Fünffuß mit kleinen Sedus-Rollen aus Vierkantrohr
Endstopfen am Auslegerende für die Rollenlager
Trägermechanik mit Lehnenverstelloption
Sperrholz-Formsitzplatte mit Erläuterung der Sitzzonen
Lehnenstab aus Vierkantrohr
Lehne und Sitz mit neuen Außenkonturen
Modell-Nr. 6569 Bürodrehstuhl
Hergestellt ab 1975 bis 1983
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Hergestellt nach der Bürodrehstuhl-Norm von 1974
Aluminium-Fünffuß mit lastabhängig gebremsten Rollen
Säulenverkleidung mit Faltenbalg
Trägermechanik, Permantkontakt-Mechanik
Sperrholzsitz mit Kantenrahmen als Kantenschutz
Kunststoff-Rückenlehne, Höhenverstellung mit
Gewindespindel
• Polsterplatte aus Kunststoff, aufgeclipst
Bürodrehstühle | 31
Kunststoffe bringen neue Formen
1975 bis 1995 – Bürodrehstühle
In dieser Zeit sind die Produktentwicklungen geprägt
durch neue europaweite Normen für Büromöbel und
Büro-Arbeitsstühle, die ab 1974 in Kraft treten.
Die fertigungstechnischen Möglichkeiten der Kunststoff-Verarbeitung entwickeln sich rasant und erlauben
die Entwicklung neuer Formen und preisgünstiger
Modelle unterschiedlicher Ausführungen.
Werkzeugauslegungen werden optimiert, die CNCgesteuerten Werkzeug-Maschinen für alle Stuhlhersteller
erschwinglich.
Was wird neu hergestellt?
32 | Bürodrehstühle
Modell-Nr. C800-C4 London 5 mit Kopfstütze
Hergestellt ab 1982 bis 1990
Aluminiumfuß, pulverbeschichtet, lastabhängig gebr. Rollen,
Teleskop-Säulenabdeckung, Similarmechanik integriert in
die Sitzabdeckung, Sitzplatte aus Kunststoff, Rückenlehne
mit Höhenverstellung, Rückenlehnentragplatte aus Sperrholz,
Polsterplatte aus Kunststoff, Kopfstütze aufgesetzt,
Polsterstoff in der typischen Farbe der 1980er Jahre.
Modell-Nr. C911-E9 Paris 14
Hergestellt ab 1988, über Eine Million Mal verkauft
Stahlauslegerfuß mit Aluminiumabdeckung, Doppelrolle,
Teleskop-Säulenabdeckung, modellspezifische Similarmechanik,
Sperrholz-Sitzplatte mit aufgeclipster Polsterplatte, Rückenlehne
mit Höhenverstellung, Rückenlehne mit dorsokinetischer
Lagerung, Tragplatte aus Sperrholz, Polster aufgeclipst,
Armlehnen aus Massiv-Kunststoff.
• Fünffuß mit Stahlausleger; Kunststoff- oder
Aluminium-Abdeckung
• Aluminium-Druckguß-Füße für Stühle und Sesselmodelle
• Fünffuß-Gestelle mit lastabhängig gebremsten
Rollen für alle Modelle
• Modellgebundene Similarmechanik
• Sedoliftmechanik für die Höhenverstellung
• Sitz und Rückenlehne mit Sperrholzplatte
• Rückenlehne mit dorsokinetischer Lagerung
• Polsterplatten aus Sperrholz, Kunststoff umschäumt
mit PU-Schaum
• Armlehnen aus Massiv-Kunststoff und oder
Integralschaum
• Armauflage in Integralschaum und lederbezogen
• Technische Arbeitssitzmöbel
Modell-Nr. U250-U2-08 London 1
Kennzeichen/Markenzeichen
Modell-Nr. B811-U9 Nova Plus
• Das Fertigungsdatum ist an der Modellunterseite
zu finden. Alle Kunststoffteile werden mit der
verwendeten Kunststoff-Teile-Nummer und dem
Herstelldatum gekennzeichnet. Dies dient als
Sortierhilfe beim Recycling.
• Erstmals wird das Winkel-Logo Sedus Stoll
im Kunststoffteil verwendet.
Hergestellt ab 1982-1990
Stahl-Auslegerfuß mit Kunststoffabdeckung, lastabhängig
gebr. Rollen, Teleskopabdeckung, Sitzplatte aus Sperrholz mit
Kantenrahmen (Kantenschutz), Trägermechanik mit Sedolift,
Rückenlehne in 7 Stufen einstellbar, höhenverstellbar,
Rückenlehnenplatte aus Sperrholz mit Polster, LehnenAbdeckung aufgeclipst.
Modell-Nr. WI-100 in hellgrau Wien
Hergestellt ab 1996
Stahl-Auslegerfuß mit Kunststoffabdeckung, lastabhängig
gebr. Rollen, Teleskopabdeckung, modellspezifische Similarmechanik, Sedolift, Sitzplatte aus Sperrholz mit Polster,
Mechanikabdeckung, Polsterplatte aus Kunststoff mit Polster,
Rückenlehnenabdeckung mit Fließ aufgeclipst.
Erste Modellreihe mit CAD konstruiert.
Hergestellt ab 1980 bis 1988
Aluminium-Fünffuß, lastabhängig gebr. Rollen, FaltenbalgSäulenabdeckung, Trägermechanik, RastermechanikHöhenverstellung, Kunststoff-Blasschale mit aufgeclipsten Polster,
Armlehnen aus Integralschaum mit Stahleinleger.
Design: Theo Hartmann
Modell-Nr. B811-U9 Nova Super Plus
Hergestellt von 1982 bis 1988
Aluminiumfuß pulverbeschichtet, mit permanent gebr. Rollen,
Faltenbalg-Säulenabdeckung, Wippmechanik von Fa. Stantek,
Gasfeder-Höhenverstellung, Prebregschale aus Faserverbundwerkstoff, Polster auf Sperrholz eingehängt.
Design: Theo Hartmann
Bürodrehstühle | 33
Permanent-Contact-Mechanik
Imageprospekt aus dem Jahr 1984, Archiv Stoll Stuhl Museum
34 | Drehstuhl London
Mit Polster zum Sessel
1938 bis 1973 – Bürodrehsessel
Nach dem 2. Weltkrieg erholen sich Wirtschaft und
Kaufkraft kontinuierlich in allen Bereichen. Ein großer
Nachholbedarf besteht auch bei Sesselmodellen der
gehobenen Preisklasse.
Die Sesselmodelle werden für Dauersitz-Arbeitsplätze
mit hohem Sitzkomfort und in großer Vielfalt entwickelt.
Die Sessel können mit den vorhandenen Maschinen
rationell gefertigt werden. Die Polstermethoden werden
ständig verbessert.
Die Modelle werden sehr voluminös gebaut.
Das Qualitätskonzept von Stoll und die besondere NEREGWippmechanik werden vom Markt gut aufgenommen.
Was wurde entwickelt?
• Fußkreuze, vergrößert und den großen Sesseloberteilen
angepasst
• Aluminiumfüße, Seitenteile, Stoll-Rollen
• Edelstahl-Rundfuß (Tulpenfuß) mit Rollen und Kipprand
• Stahlrohr-Modelle im Drehstuhlformat
• Gasfeder-Höhenverstellung
• NEREG-Verstellung
• Wippmechanik
• Sitz mit Massivholzrahmen und gleichzeitig
Sitz mit Federkern-Polsterung/Polyschaum
• Rückenlehne mit Massivholzrahmen oder später
aus Sperrholz
• Armlehnen und Rückenlehnenträger
• Armauflage in Holz oder Lederbezogen
Modell-Nr. 3318L Federdreh-Sessel
Hergestellt ab 1938 bis 1960. Massivholz-Vierfuß, flache
Ausführung mit Auslegerschutz aus Stahl, Zugriegelmechanik,
Sitz aus Massivholzrahmen mit Federkernpolster, gleichzeitig
über die Rohrseitenteile, Rückenlehnenträger, Armauflagen
Lederpolster auf Holzträger.
Modell-Nr. 90 Schreibtischsessel
Hergestellt ab 1964 bis 1968. Massivholz-Vierfuß, ZugriegelRaster-Höhenverstellung mit Blechknopf, Sitz mit Massivholzrahmen, Federkern Polster, Seitenteile aus Massivholz als
Rückenlehnenträger und Armstützenträger, Lehne mit PolySchaum-Polster, Armauflagen aus Holz.
Modell-Nr. 32 Schreibtischsessel
Hergestellt ab 1950 bis 1960. Aluminiumfuß mit (nachgerüsteten)
Sedus-Rollen, Zugriegel-Raster-Mechanik, NEREG-Mechanik,
Sitz aus Massivholzrahmen mit Federkernpolster, Seitenteile
als Rückenlehnenträger aus Aluminium mit lederbezogenen
Armauflagen, Rückenlehne mit Poly-Schaum-Polster
(Vorläufer von Modell: 32, bis 1973).
Modell-Nr. 4358 Federdreh-Sessel
von Herrn Christof Stoll
Hergestellt ab 1949 bis 1960. Massivholz-Vierfuß mit (nachgerüsteten SECURA-Rollen), Zugriegel-Raster-Höhenverstellung
mit NEREG, Massiver Sitz-, Lehen- und Seitenteilrahmen,
Federkernsitzpolster, Lederpolster, Armauflagen in Leder.
Modell-Nr. 676 Schreibtischsessel (Doppelschale)
Hergestellt ab 1962 bis 1968. Massivholzfuß mit Sedus-Rollen,
Zugriegelmechanik, NEREG, Sitz und Lehne aus Sperrholz mit
angeformter Armauflage, Polyschaum, Sitzpolsterkissen, Beginn der
Schalenstühle aus Sperrholz. Design: Prof. Hans-Theo Baumann
Modell-Nr. 3466 Bürosessel
Hergestellt ab 1962 bis 1978. Stahl-Vierkant-Rohrfuß mit
Sedus-Rollen, Endstopfenlager und Raster-Höhenverstellung,
PAG-Holzschale (Melaminharz getränktes Furnier) mit aufgeschraubten Polsterplatten, Armstützenträger aus Vierkantrohr,
wie Fuß verchromt, Armauflagen aus Massivholz.
Design: Paul Klahn
Modell-Nr. 3846 Bürosessel mit Rundfuß (Tulpenfuß)
Hergestellt ab 1968 bis 1973. Edelstahl-Rundfuß mit Schwenkrollen, Kipprand, Raster-Höhenverstellung, drehbares Oberteil,
Sedus-Sperrholzschale, aufgeschraubte Polsterplatten,
Armlehnenträger aus Flachovalrohr verchromt, Bakelit-Armauflagen.
Design: Maszak, München
36 | Bürodrehsessel
Bürodrehsessel | 37
Neues Design
Modell-Nr. 32 Sessel
Ab 1984 bis heute – Bürodrehstühle und -sessel
Das Design und die neuen Werkstoff Technologien
erlauben neue Sitz- und Sehgewohnheiten.
Auch der einfache Bürodrehstuhl wird noch komfortabler.
Die Fertigungstechnik wird umfassender auf die
Modellreihen abgestimmt.
Die Leitidee des Recyclings wird in allen Fertigungsbereichen konsequent eingeführt.
Verbundwerkstoffe bringen Neuerungen bei den
Rückenlehnenträgern.
Die Lehnenträger und die Lordosenstützen werden
in das Stuhl-Design integriert.
Die Möglichkeiten, Membranen und Gewirke einzusetzen,
werden systematisch genutzt und führen zu preisgünstigen Modellen in neuer Ausformung.
Was wurde neu entwickelt?
• Fünffuß-Gestelle aus Kunststoff und Aluminium
• Lastabhängig gebremste Rollen mit 65 mm
Durchmesser
• Sedolift-Entwicklung mit Gas- und Öldämpfer,
ab 2015 im Programm
• Modellspezifische Similarmechaniken in kleinen
effizienten Bauweisen führen zu montagefreundlichen
Baugruppen
• Modellbezogene multifunktionale Sitzverstellungen
• Polsterplatten aus Kunststoff, umschäumt mit
PU-Schaum und mit Schnittschaum konfektioniert
• Sitzpolsterbefestigung ohne das Tackern
• Armlehnen aus Massiv-Kunststoff und oder
Integralschaum mit Gel-Auflagen
• Armlehnen mit 3-dimensionaler Verstellung
• Beistellstühle 4-Fuß oder Freischwinger mit
Stahlrohrgestelle
• Beistellmöbel im passenden Design
Markenzeichen
38 | Bürodrehstühle und -sessel
• Das Sedus-Fähnchen wird seit 1996
an allen Sitzpolsterkanten eingenäht.
Hergestellt ab 1966 bis 1973. Aluminium-Druckgußfuß
(Keulenfuß), permanent gebremste Rollen, NEREG 3-Mechanik,
Sitz und Lehne vom Vorgängermodell, Sitz- und Lehnenverbindung mit Aluminium-Seitenteilen mit aufgesetzter
Armauflage, Armauflage mit Lederpolsterung, Ende der
NEREG-Herstellung.
Modell-Nr. D415-F4 Locarno
Hergestellt ab 1984 bis 1993. Similarmechanik, Schichtholzfuß
in Sessel-Ausführung. Die Similarmechanik wurde zur
Standardanwendung bei Sedus, Sitztiefenverstellung über
die Similarmechanik, Sitz und Rückenlehne mit Stoff/Leder
bezogen, Schichtholzkantenschutz, mit CNC-gesteuerten
Fräsmaschine gefertigt.
Modell-Nr. C101-E2 Chicago
Hergestellt ab 1993 bis 1999. Aluminiumfuß, Doppelrolle
D = 50 mm, Sedoliftmechanik mit Säulenabdeckung, ChicagoSimilar-Mechanik mit Kurbelgelenk-Rückenlehnenanbindung,
Sperrholz-Sitztragplatte mit Polsterauflage; Rückenschild
aus Sperrholz mit integrierter Lordosenverstellung, Armlehnen
aus Massiv-Kunststoff.
Modell-Nr. up-103 open up
Hergestellt ab 2000 bis heute. Modellbezogener AluminiumFünffuß mit Doppelrolle, Gasfeder-Höhenverstellung,
Similarmechanik, zwei unterschiedliche Sitztiefen ohne
Verstellung, Sitzplatte aus Kunststoff, Aluminium-Lehnenträger,
Rückenlehne mit Membranbespannung oder mit Flachpolster,
Kopfstütze verstellbar.
Modell-Nr. mw-100 my way
Hergestellt ab 2003. Mit modellgebundener Similarmechanik,
prägt und zeigt die technischen Kompetenzen von Sedus;
Similarmechanik-Neuentwicklung mit externer Fertigung,
dynamisch anwendbare Chefsessel; der jeweilige Modellerfolg
hat die Markt-Relevanz bestätigt.
Modell-Nr. bd-102 black dot net
Hergestellt ab 2010 bis heute. Modellspezifischer Aluminiumfuß,
Doppelrolle, Sedolift oder Gasfeder, Similarmechanik mit
integriertem Schiebesitz, Aluminium-Sitzplatte, Sitzpolster mit
Kederlösung, Polsterbefestigung ohne Tackern, Dorsokinetische
Lehnen-Befestigung, 3D-Armlehnen, Kopfstütze nachrüstbar.
Bürodrehstühle und -sessel | 39
Produktfamilie Porto
Prospekt 1986, Archiv Stoll Stuhl Museum
40 | Drehsessel Porto
Schnittmodelle: Mechanik sichtbar machen
1930 bis 1995 – Epochenübergreifend
Schnittmodelle sind Anschauungsmodelle, die als Unikate
für folgende Zwecke angefertigt werden:
• für interne Schulungen mit technischen Erläuterungen
• für externe Schulungen von Fachhändlern und
Verkäufern, bei denen das „Innenleben“ und die
Bedienungsabläufe gezeigt werden können.
Was wird dargestellt?
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Gasfederführung
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Aluminium-Fußkreuze
Stahlfüße mit Kunststoffabdeckung
Zentrale Sitzfederung
Sedus-Rollen, gebremst / ungebremst /
lastabhängig gebremst
Fußriegelmechanik, Rastermechanik, Sedolift ab
1981 bis 2014
Neue Sedolift ab 2015
Gasfeder
Similarmechanik (1 bis 10)
Sitzplatten aus Sperrholz, als Teil der Stuhlmechanik
Sperrholz-Sitze 3-dimensional gepreßt
Kunststoff-Sitze mit und ohne Tiefenverstellung
Multifunktionale Sitzabdeckung
Rückenlehne aus Sperrholz oder Kunststoff
Rückenlehnen-Höhenverstellung
Rückenlehnen-Neigungsverstellung
Rückenlehnen-Arretierung
Stahlrohr-Rückenlehnen Träger
Rohrrahmen-Rückenlehnen mit Nosag-Federn
Aluminium-Rückenlehnenträger
Lordosenverstellungen
Dorsokinetik Rückenlehnen-Lagerung
Membranbespannungen der Rückenlehnen
Kunststoff-Rückenlehnenträger
Armauflage in Integralschaum / Lederbezogen
Schalenstühle aus Sperrholz oder Kunststoff
Stahlrohr-Modelle
Modell London 6
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Similarmechanik mit Sitztiefenverstellung
Armlehnenanbindung
Lehnen-Federvestellung
Bedienelemente
Rückentragplatte
Ausformungen der Kunststoffteile
Modell Porto groß
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Porto-Similarmechanik
Bedienelemente für Federverstellung, Lordosenhöhe u. -tiefe
Rohrtragrahmen mit Nosag-Unterfederung
Sperrholz-Tragteile der Rückenlehne
Modell Roma
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Polster-Teilschnitt ges. in der Transversalen
Similar-Ursprungs-Mechanik
Federverstellung
3D-Sperrholz-Tragteile
Modell London 2
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Lehne und Trägermechanik, Eins. Teil-Geschnitten
Sitz- und Lehnenpolster im Teilschnitt
Mechanikablauf der Permanentkontakt-Mechanik
Rollenaufnahme
Modell London 4
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Mit Plexi-Sitzplatte
London-Similarmechanik
Teilschnitt der Rückenlehne
Lehnenmechanik und Tragplatte, Armlehnenbefestigung
Schnitt Rollenaufnahme
Similarmechanik
• early bird, jeweils mit Rückenlehnenträger
und teilweise mit Bedienelementen
Mechanik und Feder
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42 | Schnittmodelle
Mechanik 1930
Gasfeder
rot = zentrale Sitzfeder
Raster-Mechanik
Schnittmodelle | 43
Technik im Drehstuhl
Prospekt 1982, Archiv Stoll Stuhl Museum
44 | Technik im Drehstuhl
Die Similar-Technik im Reposo Sessel
1974 bis 2003
Fachbegriffe
A bis C
Die Chefsessel-Reihe ist eine anspruchsvolle Modellreihe, die in allen Details den jeweils neuesten ergonomischen Erkenntnissen folgt. Sie entspricht den hohen
Ansprüchen des Benutzers in Bezug auf Qualität und
Sitzkomfort. Der Bezugsstoff ist vorwiegend aus Leder.
Allen Ausstellungsbesuchern wird im Flur vor dem
Stoll Stuhl Museum mit dem durchsichtigen Seitenteil
des Modells „Reposo“ die erste modellgebundene
Similar-Mechanik gezeigt.
Was wurde neu entwickelt?
Modelle REPOSO
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Die Sesselserie im Techniklook
Aluminiumfuß groß
Großer Rundfuß mit fünf Rollen, D. = 50 mm
Modellbezogene, in die Seitenteile integrierte
Similarmechanik Reposo
Integrierte Bedienelemente im Seitenteil,
wie bei den Sitzen von Flugzeugen oder Zügen
Sitz und Rückenlehne mit Nosag-Unter-Federung
Sitz- und Rückenpolster mit Polyschaumauflage
Polsterteile knopfverziert
Vorwiegend in Leder gefertigt
A
Aktilord-Sitz
Diese Sitzform dient der Abstützung und Aufrichtung der Wirbelsäule durch die nach oben gebogene
Sitzfläche im hinteren Bereich der Sitzfläche.
Armlehne
Armlehnen stützen die Unterarme und helfen hierdurch beim ergonomisch richtigen Sitzen. Sie können
bis zu vierfach verstellbar sein: in der Höhe, in der Breite, in der Länge und in der Neigung.
Asynchronmechanik und Permanentkontaktmechanik
Bei der Asynchronmechanik sind Sitzfläche und Rückenlehne einstellbar. Dies ermöglicht eine
individuelle Anpassung der Neigungswinkel von Rückenlehne und Sitzfläche. Ist die Rückenlehne entriegelt, so wird sie durch eine Feder permanent in Kontakt mit dem Rücken des Benutzers gehalten.
B
Basic-Rollen
Markenname für Rollen, die in den USA erfunden und z.B. unter Bürodrehstühlen montiert wurden.
Bowdenzug- und Zugriegel-Höhenverstellung
Durch diese Kraftübertragungselemente wird die Stuhlsäule entriegelt und damit in der Sitzhöhe
verstellbar.
Bürostuhl
Der klassische Bürostuhl wird zur Arbeit an einem Schreibtisch- oder Bildschirm-Arbeitsplatz verwendet.
Markenzeichen
• Die Stempel an der Modellunterseite,
seit ca. 1945, bedeuten:
BH – Bernauer Hans-Peter = Stuhlmonteur
8104 – April 1981
Bugholz
Bezeichnet Stuhl- oder Möbelteile aus Holz (meist Buchenholz), die nach einer Vorbehandlung mit
heißem Wasserdampf gebogen und in Form gebracht werden. Dieses Verfahren, Holz biegsam zu
machen, wurde von Thonet um 1830 entwickelt und revolutionierte den Möbelbau weltweit.
C
Chefsessel
Chefsessel sind meist etwas größer als herkömmliche Bürostühle. Die Polsterung ist für Dauerarbeitssitzplätze ausgelegt. Neben Stoff wird häufig auch ein Bezug aus Leder oder Kunstleder angeboten.
46 | Reposo Sessel
Fachbegriffe | 47
Fachbegriffe
Fachbegriffe
D bis G
H bis L
D
H
Dorsokinetische Rückenlehnenlagerung
Besteht aus einem beweglichen Lagerelement z.B. aus Gummi. Die Rückenlehne folgt in beschränktem
Umfang der Benutzerbewegung und bringt mehr Dynamik beim Sitzen.
Halbzeuge
Sind vorwiegend aus Metall und stehen als „halbfertiges Material“ am Beginn der weiteren maschinellen Verarbeitung. Sie sind ein wichtiges Element einer rationellen und kostengünstigen Fertigung.
Dreieck-Mechanik mit Zugriegel
Ist ein Blechteil in dreiecksähnlicher Form mit eingeschweißter Spindel oder Rohr. Das Spindelrohr ist
Träger der Verstelleinheit z.B. für die Sitzhöhe.
Hemdauszieheffekt
Wenn man sich beim Sitzen an der Rücklehne zurücklehnt, so zieht eine starre Rückenlehne das Hemd
hoch. Dieser „Hemdauszieheffekt“ kann durch konstruktive Maßnahmen im Bereich der Sitzfläche
vermieden werden.
Druckguss
(englisch High Pressure Die Casting (HPDC)) ist ein industrielles Gussverfahren für die Serienproduktion
von Konstruktionsteilen. Druckgießteile besitzen glatte, saubere Flächen und Kanten.
E
Ergonomie, ergonomisch
Der Begriff „Ergonomie“ wurde bereits 1857 geprägt für die Wissenschaft von den Gesetzmäßigkeiten
menschlicher bzw. automatisierter Arbeit. Ziel der Ergonomie ist es unter anderem, Arbeitsgeräte so zu
verbessern und an die körperlichen Gegebenheiten des Menschen anzupassen, dass die arbeitenden
Menschen möglichst wenig ermüden oder gar geschädigt werden, auch wenn sie die Arbeit über Jahre
hinweg ausüben.
F
Federdreh
Die Bezeichnung für einen Bürodrehstuhl, erstmals 1926 durch die Firma Stoll in Waldshut gebaut.
Der Sitz ist gefedert und gleichzeitig drehbar.
Folge(-verbund)-Werkzeug
Im Folgeverbundwerkzeug wird ein Blechstreifen solange durch das Werkzeug geführt und bearbeitet
bis die letzte Station erreicht ist.
G
Gasfeder
Sie ist eine in der Höhe stufenlos verstellbare Stuhlsäule, deren Höhenverstellung und Federung mit
Hilfe von Stickstoff-Gas erreicht wird, das in einem Kolben in der Stuhlsäule zusammengepresst wird.
I
Integralschaum
Ist PU-Schaum mit einem höheren Anteil an Treibmittel, womit eine dickere Außenhaut mit Oberflächenstruktur (Narbung) und einem federnden Innenkern erreicht wird.
K
Kantenschutz
Der Kantenschutz am Stuhl ist eine Maßnahme, die verhindert, dass eine Kante (in unserem Falle der
Bezugstoff) beschädigt, zu stark abgenutzt wird oder anderen Möbeln oder Personen Schaden zufügt.
Kipprand
Der Kipprand bei den Rundfüßen soll ein Umkippen des Stuhles verhindern.
Klappenmechanik
Die Klappenmechanik besteht aus sehr massiven Stahlteilen, welche durch Drücken mit der Fußspitze, das gesperrte Gegenstück der Klappe, Spindel genannt, freigeben. Der Stuhl kann hierdurch in
der Höhe verstellt werden.
L
Lastabhängig gebremste Rollen
Im unbelasteten Zustand wird das Rad der Rolle gegen ein Bremselement gedrückt und gebremst.
Das Rad hat eine Bremse mit definiertem Widerstand. Bei Belastung des Stuhles wird die Bremse
aufgehoben, das Rad läuft frei.
Gleiter
Ein Bodenaufstandsteil an Stelle der Rollen.
48 | Fachbegriffe
Fachbegriffe | 49
Fachbegriffe
L bis P
Leder
Leder ist eine durch Gerbung chemisch haltbar gemachte Tierhaut. Am häufigsten wird Rindsleder,
seltener Kalbsleder („Nappaleder“ oder „Ecraséleder“) verwendet.
Das Leder besteht aus der Papillarschicht, sie gibt dem Leder seine glatte Oberfläche, und der
Retikularschicht, die dem Leder die mechanische Festigkeit gibt.
Leder als Bezugsstoff für Sitz und Rückenlehnen hat gegenüber allen anderen Bezugsstoffen den
Vorteil, dass man die Sitzposition leichter durch „Rutschen“ verändern kann.
Lordose
Ist die nach vorne (zur Bauchseite) geneigte Wölbung der menschlichen Wirbelsäule im Bereich der
Lende und auf der Höhe des Halses.
N
NEREG (-Sitzmechanik)
Siehe Wippmechanik
Netzstoff
Bei Sitz und Rückenlehnen kommen in neuerer Zeit Bezüge aus Netzstoffen zum Einsatz.
Sie erlauben eine bessere Luftzirkulation und fühlen sich somit frischer an als Stoffbezüge.
Nosag-Federn
Es handelt sich um eine Firmenbezeichnung für eine spezielle Unterfederung von Sitzmöbeln mit Hilfe
von Flachfedern, die vornehmlich in Sitzflächen von Sesseln und Sofas mit hohem Sitzkomfort
anzutreffen sind.
P
PAG-Holzschale
Ist Firmenname für eine gepresste Formschale aus in Melaminharz getränkten Furnierteilen.
Sie wird vor allem bei Rückenlehnen und -schalen verwendet.
Permanentkontakt
Die Permanentkontaktmechanik ist eine bewegliche Rückenlehne, die mit dem Rücken des Benutzers
in jeder Stellung zwischen aufrechter und zurückgelehnter Haltung in Kontakt bleibt.
Siehe auch Asynchronmechanik.
Polyschaumauflage / Rückenlehenpolster
Es sind Schaumstoffplatten in der jeweiligen Größe des Sitzes oder der Rückenlehne. Sie lassen sich
federnd zusammendrücken.
50 | Fachbegriffe
Fachbegriffe
P bis R
Prepreg-Schale
Prepreg ist die Kurzform für preimpregnated fibres, zu deutsch „vorimprägnierte Fasern“.
Prepregs sind maschinell zu stabilen Formen von hoher Qualität verarbeitbar und werden daher
hauptsächlich in automatisierten Prozessen eingesetzt.
Pressstahl-Fußgestell
Eine Drehstuhlbasis, die aus einzelnen Blechformteilen verpresst und durch Schweißpunkte stabilisiert
wird.
PU-Schaum
Polyurethan-Schaum (treibmittelhaltiger Kunststoff) wird in eine Form gegeben und unter Wärme zum
Aufschäumen gebracht. Damit lassen sich beliebige Formteile herstellen wie z.B. Sitz-Formschaumteile.
R
Rattan
Der Begriff Rattan stammt aus dem Malaiischen und bezeichnet ein reißfestes Pflanzenmaterial, das in
Südostasien aus dem Spross von Rotang-Palmen gewonnen wird.
Aus diesem „Rohr“, auch „Peddigrohr“ genannt werden in aufwändiger Handarbeit Sitzflächen oder
Rückenlehnen geflochten.
Referenz-Sitzhaltungen
Sind mit Schablonen definierte Sitzgrundstellungen, die bei der Entwicklung neuer Stuhlmodelle
verwendet werden.
Reliefplatte
Ist eine mit Ornamenten verzierte Sitzplatte bei Bugholzstühlen. Das in Sperrholz geprägte Bild oder
Ornament wird nach dem Beizen erst durch Beischleifen weiß und als Bild erkennbar.
Rollboy
Der Rollboy ist ein rechteckiger, durch 4 Rollen fahrbarer Behälter. Zwei der Rollen können durch eine
Feststellmechanik das Wegrollen verhindern. Der Behälter kann z.B. Akten aufnehmen.
Der Rollboy wurde ab 1970 durch Roll-Container mit Schubladen abgelöst.
Rollen
Sie unterscheiden sich grundsätzlich in Härte der Laufflächen.
Es gilt folgendes leicht merkbares Auswahlprinzip:
− harte Rolle für weichen Boden (z.B. Teppichboden)
− weiche Rolle für harten Boden (z.B. Holzboden).
Fachbegriffe | 51
Fachbegriffe
S bis T
S
Schnurzugpolster
Bei kostengünstigen Polstermethoden wird ein Schnurzug in den Stoffrand eingenäht und auf der
Polster-Gegenseite zusammengezogen und verknotet. Das aufwändigere Tackern entfällt.
SECURA-Rollen
Sind eine Bauart der lastabhängig gebremsten Rollen, und zwar aus der Sedus Premiumklasse.
Sedolift
Ist eine patentierte, Sedus spezifische Gas-Raster-Höhenverstellung der Sitzfläche. Siehe Gasfeder.
Sitzdauer
Bürostühle werden je nach Eignung für die Zeit der täglichen Benutzung in zwei Klassen unterteilt:
Jene mit einer empfohlenen Sitzdauer von etwa 4 Stunden am Tag für den privaten Einsatz oder für das
Home Office und von etwa 8 Stunden am Tag für den Büroalltag.
Fachbegriffe
T bis W
Transferwerkzeug
Im Transferwerkzeug werden zuerst einzelne Blechstücke in der Trennstation abgetrennt und dann
mittels Greifern von Arbeitsschritt zu Arbeitsschritt transportiert.
Trapez-Innen-Gewinde / Trapez-Gewindespindel
Dies sind Teile zur Verstellung der Stuhl-Höhe bzw. zum Drehen der Sitzfläche; sie bestehen aus einem
Innen- oder Außengewinde in Trapez-Form.
W
Wippmechanik
Bei einer Wippmechanik sind Sitzfläche und Rückenlehne fest gekoppelt, so dass sich beim Zurücklehnen stets die Sitzfläche und die Rückenlehne im gleichen Winkel und als Ganzes neigen.
Sitzpolster mit Kederlösung
Ein Keder ist die Randverstärkung eines Tuchs oder einer Polsterkante, die meist aus Kunststoff oder
stoffumhülltem Leder besteht. Siehe auch Kantenschutz.
Sitztiefenverstellung
Horizontale Sitzverstellung von vorne nach hinten zur Verringerung der Sitztiefe oder auch umgekehrt
zur Vergrößerung der Sitztiefe.
Stoff
Stühle mit einem Bezug aus Stoff sind stets gepolstert und bieten ein weiches und wärmeres
Sitzempfinden.
Synchronmechanik bzw. Similarmechanik
Die Synchronmechanik koppelt die Neigung der Rückenlehne mit der Sitzfläche. Beim Zurücklehnen
weitet sich der Winkel zwischen Oberkörper und Oberschenkel, so dass die Gelenke bewegt,
der Körper gestreckt und auch die Durchblutung erleichtert werden. Der Rücken wird dauerhaft
vor Fehlhaltungen geschützt.
Die Similarmechanik heutzutage spezifisch für das jeweilige Stuhlmodell separat entwickelt wird.
T
Teleskopabdeckung
Besteht aus Rohren, die durch Ineinanderschieben und Längenänderung das Tragteil, eine innenliegende Säule, abdecken.
52 | Fachbegriffe
Impressum
Herausgeber:
Stoll VITA Stiftung
Brückenstraße 15, 79761 Waldshut-Tiengen
Telefon 07751 84-220, Fax 07751 84-313
E-Mail [email protected]
Text und Redaktion:
Stoll VITA Stiftung
Fotografie, Gestaltung, Satz:
hecht visuell GmbH, 79713 Bad Säckingen
Weitere Abbildungen:
Archiv Stoll Stuhl Museum
Herstellung:
druckerei trefzer gmbh, 79804 Dogern
Fachbegriffe | 53
Zitate aus dem Gästebuch
„Wir sind begeistert von der schönen, umfangreichen SitzmöbelAusstellung und die informativen Ausführungen unseres Museumsführers
Manfred Flum.“
26.04.2007 – Baier, Rieger, Adams, Bächle, Ebner, Steffen, Jehle,
Nußbaumer (Mitarbeiter des Werkzeugbaues der Sedus Stoll AG)
„Die Firma Sedus Stoll habe ich als ein interessantes und innovatives
Unternehmen mit sozialer Kompetenz erleben dürfen, einschließlich
dieser eindrucksvollen historischen Schau.“
26.08.2008 – Dr. Uwe Löser, Universität Leipzig
„Traditionen zu pflegen, Gemeinwohl als Lebensziel zu haben und
beharrlich einen Ort „reich“ zu machen ist eine höchst beeindruckende
Geschichte.“
ohne Datum (etwa im Frühjahr 2009) – Volker Gerstenberger
Dreifach ist der Schritt der Zeit:
Zögernd kommt die Zukunft hergezogen,
Pfeilschnell ist das Jetzt entflogen,
Ewig still steht die Vergangenheit.
...
Friedrich Schiller (1759-1805)
(aus Sprüche des Konfuzius)
„Der Stuhl ist ein wichtiges Möbel, wird häufig in seiner Bedeutung
unterschätzt. Hut ab vor den hier dokumentierten Entwicklungen.“
20.09.2014 – Ontras Gastransport GmbH, Leipzig
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Zitat | 55