Ostdeutsche Liedermacher Gliederung 1. 2. 3. 4. Zum Begriff Liedermacher Liedermacher in der DDR Gerhard Schöne: Unterm Dach Herman van Veen: Ich hab’ ein zärtliches Gefühl 5. Hans-Eckardt Wenzel: Tausend Tode Begriff Liedermacher Übers.: sangskriver singer / songwriter • ”handgemachte” Chansons • akustische Minimalform (Stimme, Gitarre) • grenzt sich von anderer ”volkstümlicher” Musik ab, z.B. von Rock / Pop und Schlager Traditionen / Genre • • • • Volkslied Folk (Folksmusik – folk music) Mittelalter: fahrender Sänger Chanson Liedermacher in der DDR • Ersatzöffentlichkeit • Umschiffen der Zensur • zwischen spezifischer Gesellschaftskritik und universaler Zivilisationskritik Gerhard Schöne: Unterm Dach Das ist mein Zimmer unter dem Dach da singt manchmal der Wind, hält der Regen dich wach. Du wirst mit der Liebsten von Mondlicht bedeckt und früh von den Spatzen und Tauben geweckt. Ausgetretene Stufen führ `n dich bis zur Tür, von Namensschilder vernarbt, keiner wohnt lange hier, das Klo halbe Treppe, das Wasser im Flur, der Komfort dieser Bleibe ist and`rer Natur. Das ist mein Zimmer… Unterm Dach 2 Der Korb mit dem Tee und den Gläsern darin, das Brett mit den Zetteln und Fotografien. Der Balken mit Nagel und Handtuch daran, die Stifte, die Pinsel, der Strauß Löwenzahn. Das ist mein Zimmer .... Am Abend wenn`s schwül wird, flieh`n wir das Gemach und steigen durch`s Fenster hinaus auf das Dach, dann schauen wir nach unser`m Dachkräuterbeet, in die Dachrinne haben wir Schnittlauch gesät. Unterm Dach 3 Da sitzen wir manchmal und spielen eins auf, vom Fluß klingt das Tuten der Schlepper herauf, Am Güterbahnhof werden Züge rangiert, ein Alter führt unten den Hund durch`s Geviert. Das ist mein Zimmer ... Die hölzernen Dielen sprechen zu Dir, in den Schränken riecht man noch das Mottenpapier. Vaters alte Maschine tippt immer noch treu, auch das Bett hat Geschichte, nur das Laken ist neu. Unterm Dach 4 Der Duft hier nach Tabak und manchmal nach Wein, das Zimmer kann Zuflucht und Arbeitsplatz sein. Die schrägen Wände - ein bergendes Zelt, das Fenster zum Himmel die Türe zur Welt. Das ist mein Zimmer .... Herman van Veen: Ich hab’ ein zärtliches Gefühl Ich hab' ein zärtliches Gefühl für jeden Nichtsnutz, jeden Kerl der frei herumzieht ohne Ziel der niemands Knechts ist, niemands Herr Ich hab' ein zärtliches Gefühl für den, der seinen Mund auftut der Gesten gegenüber kühl und brüllt, wenn's ihm danach zumut' Zärtliches Gefühl 2 Ich hab' ein zärtliches Gefühl für den, der sich zu träumen traut der, wenn sein Traum die Wahrheit trifft noch lachen kann - wenn auch zu laut Ich hab' ein zärtliches Gefühl für jede Frau, für jeden Mann für jeden Menschen, wenn er nur vollkommen wehrlos lieben kann Hans-Eckardt Wenzel: Tausend Tode Es ist der Mond, es ist die Nacht die ferne ich tanz und trinke, bis sich alles dreht. Mein Herz geht fremd und träumt sich neue Sterne bis mir mein schwerer Sinn von selbst vergeht. Und war ich schließlich aus dem Koma aufgewacht schmeckte der Speichel nach Blut mir und Gin. Für mich sind tausend Tode ausgedacht, es ist ein Wunder, dass ich noch am Leben bin, ... dass ich am Leben bin. …… Tausend Tode 2 Wer wirft das Los und wer bestimmt die Nieten, wo du geboren wirst, mit wieviel Geld. Träumst du im Feuersturm von einem Frieden, dass du willkommen wärst auf diesem Stern Ich hab noch keine Hungersnot mit durchgemacht und keine Seuche raffte mein Kind hin Für mich sind tausend Tode ausgedacht, es ist ein Wunder, dass ich noch am Leben bin, ... dass ich am Leben bin. Tausend Tode 3 Ein kahler Schädel alter deutscher Prägung betrachtet in der Straßenbahn mein Haar. Es gröhlt die Selle von der Volksbewegung und dass es werden wird wie es einst war. Ich spür den harten Hass, der mir entgegenlacht So hart wie seine Faust, hart wie sein Kinn Für mich sind tausend Tode ausgedacht, es ist ein Wunder, dass ich noch am Leben bin, ... dass ich am Leben bin. Tausend Tode 5 Es war November und du warst gegeangen. Dein Mantel fehlte und auch dein Geruch. Mir war an allem fast der Sinn vergangen Ich ging nicht aus und es kam kein Besuch. Ich stand am Fenster, schaute lange in die Nacht. Die Autos fuhren endlos her und hin. Für mich sind tausend Tode ausgedacht, es ist ein Wunder, dass ich noch am Leben bin, ... dass ich am Leben bin. Tausend Tode 6 Lass Gott meine Feinde sich selber lieben Sie nahmen mir die Lust auf diesem Stern. Oh strafe sie mit schönsten Hämorrhoiden und halt' sie von meinen Freunden fern. Mit diesem Pack hab ich längst meinen Schluss gemacht. Wo Dummheit blüht hat Nachsicht keinen Sinn. Sie haben für mich tausend Tode ausgedacht, es ist ein Wunder, dass ich noch am Leben bin, ... dass ich am Leben bin. es ist ein Wunder, dass ich noch am Leben bin, ... dass ich am Leben bin. (2x)
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