KULTURBEUTEL ...................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... Ein „voller Prolet“, der das Publikum berührt Michael Dietmayer überzeugt mit seinen Party-Songs und auch den ernsten Tönen – Viel Applaus im übersichtlich besetzten „U 1“ Garmisch-Partenkirchen – Der Musiker und Kabarettist Michael Dietmayr wird oft missverstanden. Eine Künstlerkollegin nennt ihn „voller Prolet“ – weil er das Edith-Piaf-Chanson „Milord“ nur in der Ballermann Version „Das rote Pferd“ kennt. Andere beschreiben ihn wiederum als „Münchens bekanntesten Bier-Barden“. Dietmayrs Themen sind nun mal Klischees über Frauen, Männer, Fußball und Marathon-Biertrinken. Statt der meditativen Übung der „fünf Tibeter“ macht er halt lieber „die drei Franziskaner“. Mit seinem Soloprogramm „solosdsislebn“ bewies er auch auf der Kulturbeutel-Bühne „U 1“ in Garmisch-Partenkirchen, dass sein Weltbild weitaus differenzierter ist. Dietmayr verstand es – ganz unproletenhaft – diverse Klischees geschickt und humorvoll auf die Schippe zu nehmen. Mit seinen kabarettistischen Liedern begeisterte er seine Zuhörer, die zwar in relativ übersichtlicher Zahl erschienen waren, dafür aber aus dem Lachen kaum mehr herauskamen. Interaktion war gefragt. Immer wieder forderte der Künstler sein Publikum auf, bei seinen Werken mitzusingen. Bei einem Stück über das typische Gehabe von Männern und Frauen entstand sogar ein zweistimmiger Chor, bei dem die Damen – wieder ganz Klischee – „Hunger-Pipi-Kalt“ und die Herren „FuaßboiSchweinsbrodn und a hoibe Bier“ zum Besten gaben. Begeistert war Dietmayr vom musikalischen Engagement der Garmisch-Partenkirchner: „Man sieht, dass es keine Masse braucht, wenn die Leute gut drauf sind.“ Humorvoll drehte Dietmayr auch die gängigen Geschlechter-Verhältnisse um. In seinem Lied „Schatz, bitte nicht jetzt“ ist es die Frau, die Bier trinkt und Fußball schaut, während der Mann kocht und sich missverstanden fühlt. Neben seinen „PartySongs“ und den einen oder anderen derben Witz, stimmte Dietmayr mit gekonntem Gitarrenspiel und seiner beeindruckenden, rockigen Stimme aber auch ernstere Töne an. Mitunter ging es dabei auch politisch zu, wobei der Sänger an den bayerischen Liedermacher und Aktivisten Hans Söllner erinnerte. In seinem Lied „Fruchtbarer Boden“ kritisiert er Fremdenhass und „de Bledn“ die „mitlaffn“. Fast poetisch wirkte es, als er in bayerischer Mundart sang „Warum samma ned glücklich und frei – es kannt ois so einfach sei.“ Auch Dietmayrs Lied „Jessica“, bei dem er von einem neunjährigen, aidskranken Mädchen sang, berührte. Dietmayr fühlte sich bei seinem Auftritt in GarmischPartenkirchen sichtlich wohl. „Einmal hat der liebe Gott die Welt geküsst – der Ort heißt Garmisch-Partenkirchen“, Vor keinem Klischee macht Michael Dietmayr halt und sorgt damit für viel Heiterkeit beim Publikum. FOTO: KORNATZ lautete eines der Komplimente, das er augenzwinkernd seinem Publikum machte. Sein Auftritt in der Marktgemeinde habe ihm „einfach total vui Spaß gmacht“. Auch das ehrenamtliche Team vom Kulturbeutel wurde von dem studierten Sozialpädagogen sehr gelobt. „De san ned nur engagiert, sondern außerdem noch superfreindlich“ Um den runden Abend abzuschließen, kündigte er an, dass er für gewünschte Zugaben auf der Bühne stehen bleiben wird. Immerhin sei er nach Abgang von der Bühne schon mal erwartungsvoll zurückgekehrt und habe statt begeisterter Konzertbesucher nur die „unbeeindruckte Putzfee“ vorgefunden. Mit zwei stimmungsvollen Zugaben verabschiedete er sich schließlich von seinen Zuhörern und versprach „bald wiederzukommen“. Ein Versprechen, dass vom U1-Publikum mit lauten Applaus gefeiert wurde. MAGDALENA KRATZER
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