Übung: Die Soziologie des fairen Handels

Übung: Die Soziologie des fairen Handels
Zeit und Ort:
Dozent:
Kontakt:
Donnerstag, 12:15 bis 13:45 Uhr, AND-2-48
Patrick Schenk, Soziologisches Institut, AND 5.82
[email protected], www.suz.uzh.ch/schenk
Inhalt:
Das Thema des fairen Handels erlebte in den letzten zwei Jahrzehnten sowohl im öffentlichen als auch
im wissenschaftlichen Diskurs eine wachsende Aufmerksamkeit. Fairer Handel zielt darauf ab,
konventionelle Strukturen und Praktiken des internationalen Handels umzugestalten und dadurch
die Lebensumstände der Bauern und Arbeiter im globalen Süden zu verbessern.
Sowohl für die Wirtschafts- als auch für die politische Soziologie zeigt sich der faire Handel als
ertragsreicher Forschungsgegenstand, denn er kann erstens als eine Form der politischen Partizipation
betrachtet werden, basiert zweitens auf einem komplexen internationalen Produktions- und
Handelssystem und widerspiegelt drittens das steigende ethische Bewusstsein von Konsumentinnen
und Konsumenten.
Die Übung folgt daher einer thematischen Dreiteilung: Zu Beginn des Kurses wenden wir uns den
historischen und politischen Dimensionen des fairen Handels zu. Im zweiten Teil soll die
Angebotsseite, also die Organisation der globalen Warenkette des fairen Handels analysiert werden.
Im dritten Teil widmen wir uns der Erklärung der Nachfrage nach diesen Produkten. Auf diese Weise
erlangen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gleichermassen wichtige Erkenntnisse über den fairen
Handel als auch über Theorien aus der Wirtschaftssoziologie, der politischen Soziologe und der
Sozialpsychologie.
Erwerb von Kreditpunkten
1. Teilnahme
Eine regelmäßige Teilnahme, die Lektüre und Vorbereitung der Grundlagentexte (mit „G“
gekennzeichnet) sowie die Beteiligung an der Übungsdiskussion werden verlangt.
2. Referat
Für den Erwerb von Kreditpunkten muss ein 15 bis 20 minütiges Referat zum Referatstext (mir „R“
gekennzeichnet) gehalten werden. Es ist verlangt, dass die Studierenden ein bis zwei
Diskussionsfragen entwickeln, die eine kritische Diskussion der Thematik erlauben. Zudem soll ein
Handout von genau einer Seite angefertigt werden. Das Referat muss im Vorfeld mit dem Dozenten
abgesprochen werden. Die Folien und das Handout müssen dem Dozenten bis spätestens 09:00 Uhr
des Vortrags der Sitzung zugeschickt werden. Die Bewertungskriterien sind den Folien der ersten
Sitzung zu entnehmen.
3. Essays
Die Studierenden müssen zwei kurze Essays zu zwei ausgewählten Sitzungen von einer Länge von ca.
4 Seiten verfassen. Die Sitzungen für die Essays dürfen nicht mit der Referatssitzung zusammenfallen.
Im Essay sollen im ersten Teil beide Texte der Sitzung (Grundlagentext und Zusatztext, respektive
Referatstext, mir „R“ gekennzeichnet) zusammengefasst (ca. 3 Seiten) und im zweiten Teil
argumentativ kritisiert werden (ca. 1 Seite). Das Essay ist zu Beginn der Sitzung abzugeben, zu der es
geschrieben wurde. Beachten Sie die formalen Anforderungen (Schriftgrösse 12, 1 ½ Zeilenabstand,
korrekte Zitierweise). Die Bewertungskriterien sind den Folien der ersten Sitzung zu entnehmen.
0 Einführung
1. Sitzung (19.2.): Moral und Markt, Administratives, Überblick
I Grundlagen zum fairen Handel
2. Sitzung (26.2.): Funktionsweise und Struktur des fairen Handels
(G) von Hauff, Michael und Katja Claus. 2012. Fair trade. Ein Konzept nachhaltigen Handelns, Bd.
3671. Konstanz: UVK. 93-141.
(R) Wilkinson, John. 2007. Fair Trade: Dynamic and Dilemmas of a Market Oriented Global Social
Movement. Journal of Consumer Policy 30:219–239.
3. Sitzung (5.3.): Geschichte des fairen Handels
(G) Kalt, Monica. 2010. Triermondismus in der Schweiz der 1960er und 1970er Jahre. Von der
Barmherzigkeit zur Solidarität. Bern: Peter Lang. 490-523.
(R) Lang, Tim, und Yiannis Gabriel. 2010. A Brief History of Consumer Activism. In The Ethical
Consumer, Hrsg. Rob Harrison, Terry Newholm und Deidre Shaw, 39-53. London/Thousand
Oaks/New Delhi/Singapore: SAGE.
4. Sitzung (12.3.): Auswirkungen des fairen Handels
(G) Le Mare, Ann. 2008. The Impact of Fair Trade on Social Economic Development: A Review of the
Literature. Geography Compass 2:1922–1942.
(R) Lyon, Sarah. 2006. Evaluating fair trade consumption: politics, defetishization and producer
participation. International Journal of Consumer Studies 30:452–464.
II Die Politik des fairen Handels
5. Sitzung (19.3.): Politischer Konsum
(G) Micheletti, Michele. 2003. Political Virtue and Shopping. Individuals, Consumerism, and
Collective Action. New York: Palgrave Macmillan. 1-36.
(R) Willis, Margaret M., und Juliet B. Schor. 2012. Does Changing a Light Bulb Lead to Changing the
World? Political Action and the Conscious Consumer. The ANNALS of the American Academy of
Political and Social Science 644:160–190.
6. Sitzung (26.3.): Fairer Handel als soziale Bewegung
(G) Koos, Sebastian. 2015. Marketizing Solidarity: The Fair Trade Movement, Product Labeling and
Fair Consumption in Western Europe 1997-2009. Working Paper.
(R) Balsiger, Philip. 2010. Making Political Consumers: The Tactical Action Repertoire of a Campaign
for Clean Clothes. Social Movement Studies 9:311–329.
III Die Organisation des fairen Handels
7. Sitzung (2.4.): Standards in Märkten für fair gehandelte Produkte
(G) Gourevitch, Peter. 2011. The Value of Ethics: Monitoring Normative Compliance in Ethical
Consumption Markets. In The Worth of Goods. Valuation and Pricing in the Economy, Hrsg. Jens
Beckert und Patrick Aspers, 86-105. Oxford/New York: Oxford University Press.
(R) Bezençon, Valéry, und Sam Blili. 2009. Fair Trade Managerial Practices: Strategy, Organisation and
Engagement. Journal of Business Ethics 90:95–113.
8. Sitzung (16.4.): Die globale Warenkette des fairen Handels
(G) Ponte, Stefano. 2002. The 'Latte Revolution'? Regulation, Markets and Consumption in the Global
Coffee Chain. World Development 30:1099–1122.
(R) Muradian, Roldan, und Wim Pelupessy. 2005. Governing the coffee chain: The role of voluntary
regulatory Systems. World Development 33:2029–2044.
9. Sitzung (23.4.): Markt oder Solidarität? Qualitätskonventionen im Fairhandelsfeld
(G) Renard, Marie-Christine. 2003. Fair Trade: Quality, Market and Conventions. Journal of Rural
Studies 19:87–96.
(R) Ponte, Stefano, und Peter Gibbon. 2005. Quality standards, conventions and the governance of
global value chains. Economy and Society 34:1–31.
IV Der Konsum fair gehandelter Produkte
10. Sitzung (30.4.): Wie viel ist ein fair gehandeltes Produkt wert? Zahlungsbereitschaft
für fair gehandelte Produkte
(G) De Pelsmacker, Patrick Liesbeth Driesen, und Glenn Rayp. 2005. Do Consumers Care about
Ethics? Willingness to Pay for Fair-Trade Coffee. The Journal of Consumer Affairs 39:363–385.
(R) Basu, Arnab K. und Robert L. Hicks. 2013. Poverty Alleviation through Social Labeling Programs?
Information Valuation and Willingness to Pay for Fair Trade Coffee. Working Paper.
11. Sitzung (7.5.): Der Kauf fair gehandelter Produkte als rationale Wahl oder soziale
Praxis?
(G) Sunderer, Georg, und Jörg Rössel. 2012. Morality or economic interest? The impact of moral
motives and economic factors on the purchase of fair trade groceries. International Journal of
Consumer Studies 36:244–250.
(R) Wheeler, Kathryn. 2012. The Practice of Fairtrade Support. Sociology 46:126–141.
12. Sitzung (21.5.): Identität und der Konsum fair gehandelter Produkte
(G) Varul, Matthias Zick. 2009. Ethical Consumption: The Case of Fair Trade. In Wirtschaftssoziologie,
Hrsg. Jens Beckert und Christoph Deutschmann, 366-385. Wiesbaden: VS Verlag für
Sozialwissenschaften.
(R) Hudson, Mark, Ian Hudson, und Jason D. Edgerton. 2013. Political Consumerism in Context: An
Experiment on Status and Information in Ethical Consumption Decisions. American Journal of
Economics and Sociology 72:1009–1037.
13. Sitzung (28.5.): Welche Faktoren erklären den Konsum fair gehandelter Produkte am
besten? Ein Theorienvergleich zum Konsum fair gehandelter Produkte
(G) Andorfer, Veronika. A., und Ulf Liebe. 2013. Consumer Behavior in Moral Markets. On the
Relevance of Identity, Justice Beliefs, Social Norms, Status, and Trust in Ethical Consumption.
European Sociological Review 29:1251–1265.
(R) Andorfer, Veronika A., und Ulf Liebe. 2012. Research on Fair Trade Consumption - A Review.
Journal of Business Ethics 106:415–435.