Schutz und Unterstützung für Flüchtlingskinder in Deutschland UNICEF schätzt, dass etwa 30 Prozent aller Flüchtlinge, die im vergangenen Jahr nach Deutschland kamen, Kinder unter 18 Jahren sind. Diese Kinder besser zu schützen und zu unterstützen ist das Ziel der „Initiative zum Schutz von Kindern und Frauen in Flüchtlingsunterkünften“ des Bundesfamilienministeriums und UNICEF. Regierung, Kommunen, Organisationen und Freiwillige leisten bei der Versorgung der Flüchtlinge vorbildliche Arbeit. Angesichts der großen praktischen Herausforderung, so viele Menschen unterzubringen und mit den Nötigsten zu versorgen, werden die besonderen Bedürfnisse und Rechte von Kindern allerdings vielfach kaum beachtet. Vor allem in Erstaufnahmeeinrichtungen leben die Mädchen und Jungen oft für viele Monate in einer nicht dauerhaft für Kinder geeigneten Umgebung. Auch gibt es bisher keinen bundesweit verbindlichen Standard für den Schutz vor Gewalt und Missbrauch. UNICEF hat weltweite Erfahrung in der Versorgung und dem Schutz von Flüchtlingskindern – beispielsweise in Syrien und seinen Nachbarländern, in Afghanistan oder vielen Ländern in Afrika. Eine wichtige Rolle spielen dabei einfache Spiel- und Lernangebote, um den Kindern einen gewissen Alltag und Normalität zu geben. So unterstützt UNICEF zum Beispiel „Kinderfreundliche Orte“ („childfriendly spaces“) mit Spiel- und Betreuungsangeboten für Kinder. Diese internationale Erfahrung bringt UNICEF jetzt auch in Deutschland ein – damit gesichert wird, dass Flüchtlingskinder und Frauen in Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften gut geschützt, versorgt und betreut sind. So hilft UNICEF in Deutschland: Kinderschutz überall verbindlich machen: In den meisten Flüchtlingsunterkünften gibt es heute zwar Spielzimmer. Ehrenamtliche und Vollzeitkräfte achten vielerorts auch besonders auf Familien und Frauen und kümmern sich persönlich um die Kinder. Allerdings gibt es hierfür keinen einheitlichen Standard. Wie gut die Kinder kindgerecht betreut und versorgt werden, hängt zu einem großen Teil vom Zufall ab. Auf Basis internationaler Erfahrungen und Standards koordiniert UNICEF die Erstellung verbindlicher Richtlinien zum Schutz von Frauen und Kindern in Erstaufnahmeeinrichtungen sowie Gemeinschafts- und Notunterkünften in Deutschland. Dazu gehören auch entsprechende Schulungen für die örtlichen Träger der Einrichtungen, um diese kinder- und frauenfreundlicher zu gestalten. So will UNICEF beispielsweise dazu beitragen, dass verbindliche Kinderschutzstandards fester Bestandteil der Wohnungsbauprogramme des Bundes zum Neuund Umbau von Flüchtlingsunterkünften sind. Diese praxisnahen Richtlinien beinhalten auch Regeln, wie gefährdete Kinder besser identifiziert und fachliche Hilfen bekommen können. Dazu gehören auch Schulungen und Verhaltensempfehlungen für Personal zu Kinderrechten und geschlechtsspezifischen Themen, sowie die Organisation von Maßnahmen zur Vorbeugung von Gewalt und Missbrauch (zum Beispiel vertrauliche Ansprechpartner). Kinderfreundliche Orte einrichten: UNICEF will dafür sorgen, dass in möglichst vielen Unterkünften sogenannte „kinderfreundliche Orte“ entstehen. Dies sind Räumlichkeiten, in denen die Kinder unbeschwert spielen können und entsprechend betreut werden. Hierzu erstellt UNICEF beispielsweise ein Handbuch zur Einrichtung solcher Angebote und schult die Mitarbeiter der Einrichtungen darin, strukturierte Lern- und Spielmöglichkeiten für Kinder zu schaffen. Solche Orte eröffnen auch die Chance, Zugang zu den Kindern zu bekommen, ihnen Entlastung zu verschaffen und gegebenenfalls besonders hilfsbedürftige Kinder zu identifizieren. Durch Schulungen und den Einsatz der in ähnlichen Umständen bewährten „UNICEFKindergartenkiste“ möchte UNICEF zudem für Angebote zur frühkindlichen Bildung in Erstaufnahmeeinrichtungen und anderen Unterkünften aufbauen. Jede Kiste enthält Material zum Spielen, Basteln und Lernen für 50 Mädchen und Jungen. Geplant ist auch, das zu den Kisten gehörende didaktische Material für den Bedarf in Deutschland zu adaptieren. Lage der Kinder beobachten: Bis heute fehlen verlässliche und systematisch gesammelte und zusammengeführte Daten und Informationen zur Situation der Kinder und Jugendlichen unter den Flüchtlingen in Deutschland. Erfahrungen in anderen Flüchtlingsprogrammen weltweit zeigen, dass die systematische Beobachtung der Situation der Kinder Voraussetzung dafür ist, wirksam zu helfen und gefährdete Kinder frühzeitig identifizieren zu können. UNICEF berät daher die Bundesregierung bei der Verbesserung ihrer Informationssysteme, damit kinderspezifische Daten und Informationen zusammengeführt werden und als Grundlage für politische Entscheidungen für Kinder dienen können. All das können das Bundesfamilienministerium und UNICEF nicht alleine erreichen. Wir arbeiten daher im Rahmen der gemeinsamen „Initiative zum Schutz von Kindern und Frauen in Flüchtlingsunterkünften“ eng mit den jeweiligen Regierungsstellen sowie unseren Partnern der Zivilgesellschaft zusammen. „Flüchtlingskinder haben Krieg, Verfolgung und eine schreckliche Reise hinter sich. Sie mögen in ihrem Zielland Deutschland angekommen sein, aber es ist der Beginn einer neuen Reise für sie. Wir müssen ihnen zur Seite stehen.“ Marie-Pierre Poirier, UNICEF-Koordinatorin für die Flüchtlingskrise in Europa Mehr Informationen unter: www.unicef.de/flüchtlingskinder Stand: März 2016
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