LOKALSPIEGEL OBERSEE NACHRICHTEN Donnerstag, 23. April 2015 9 NACH PLÜNDERUNG DER PLEITE-GÄRTNEREI Ex-Chef wehrt sich gegen Vorverurteilung Das Chaos nach der Versteigerung des Feusisberger Gartencenters wird immer grösser. Die Polizei durchsuchte in Hütten das Haus eines Ex-Mitarbeiters und beschlagnahmte mutmassliches Diebesgut. Auch der Ex-Chef steht unter Verdacht. Am 8. April wurde Hütten von einem Polizei-Einsatz aufgeschreckt: Auf der Suche nach Diebesgut, das nach der Versteigerung des Feusisberger Gartencenters First geklaut worden war, glaubte man, in der 900-Seelen-Gemeinde fündig geworden zu sein. Die Beamten durchsuchten das Haus eines Verdächtigen und beschlagnahmten mutmassliches Diebesgut, darunter zwei Marmor-Löwen. Die ON-Leser erinnern sich: Mitte März hatte eine Betreibungsbeamtin im Gartencenter zwei rote Marmor-Löwen ersteigert. Weil die Skulpturen 600 Kilo wiegen, liess sie die Löwen über Nacht dort stehen. Am nächsten Tag waren sie weg. Wie andere Ware auch, welche die Käufer erst später abholen wollten. Zwei Löwen beschlagnahmt Laut Heinz Gartenmann, ehemaliger Inhaber des Gartencenters First, handelt es sich beim verdächtigten Hüttner um einen Ex-Mitarbeiter. Neben den beiden Löwen habe die Polizei auch 30 Pflanzen beschlagnahmt. «Das hat er alles bezahlt, wir können das mit Quittungen beweisen», sagt er. Die geklauten Löwen seien grösser als diejenigen, die man beschlagnahmt habe. Auch er selber habe vor der Versteigerung Ware Wer bezahlt die Kosten? Heinz Gartenmann im leergeräumten Gartencenter: «Weil ich gegenüber den Behörden das Maul aufgemacht habe, stellt man mich jetzt als Dieb hin.» Foto: Adrian Huber aus der Konkursmasse gekauft. «Das Konkursamt bestätigte mir, dass wir das dürfen.» Offenbar musste die Polizei-Aktion in Hütten schnell gehen. Der zuständige Staatsanwalt war direkt vor Ort und ordnete die Hausdurchsuchung mündlich an. Dies erlaubt das Gesetz nur in dringenden Fällen. Für Gartenmann ist der Fall klar: «Das ist derselbe Schnellschuss wie die Versteigerung.» Man habe seinen Ex-Mitarbeiter vorverurteilt und vor den Nachbarn als Dieb blossgestellt. «Ein Dieb würde die Löwen kaum in den eigenen Garten stellen.» Die Poli- zei habe zudem ein fehlerhaftes Mitnahmeprotokoll ausgehändigt und nur selber unterschrieben. «Das ist eine Retourkutsche» Auch gegen Gartenmann wird ermittelt. Über zwei Stunden wurde er von der Kantonspolizei Schwyz verhört. «Das ist eine Retourkutsche, weil ich das Maul aufgemacht habe», ist er sich sicher. Er hatte das Konkursamt in den Lokalmedien scharf kritisiert. Seiner Meinung nach wurde die Versteigerung komplett falsch aufgegleist (siehe Box unten). «Ich habe fünf Wochen gratis für die Versteigerung gearbeitet, obwohl ich nicht dazu verpflichtet gewesen wäre.» Es sei schwer zu akzeptieren, dass er und sein Ex-Mitarbeiter jetzt als Diebe dastehen würden. Gläubiger schauen in die Röhre Mittlerweile musste das Konkursverfahren mangels Aktiven eingestellt werden. Kurz: Die Versteigerung hat möglicherweise nicht einmal so viel abgeworfen, um die Verfahrenskosten zu decken. Die Gläubiger gehen leer aus. Für denjenigen, der das Konkursverfahren mit einem Vorschuss angestrengt hat, könnte es gar noch teurer werden (siehe Box). Zum laufenden Laut Gesetz haftet der Gläubiger, der das Konkursbegehren stellt – im vorliegenden Fall die Basler Versicherung – für die Kosten, die bis zur Einstellung des Konkurses mangels Aktiven oder bis zum Schuldenruf entstehen. Das Gartencenter wurde aber bereits versteigert und das Verfahren erst nachher eingestellt, weil die Versteigerung zu wenig einbrachte – was eher selten vorkommt. Ob die Basler Versicherung auch für diese Verfahrenskosten geradestehen muss, ist mehr als fraglich. Laut Urs Kaufmann, Leiter des Konkursamts Höfe, besteht die Haftung vermutlich nur bis zum Schuldenruf. Ab dann müsste der Staat bezahlen. Kaufmann zufolge wird es aber kaum zu einem Haftungsprozess kommen. Er geht davon aus, dass die Versteigerung gerade so viel eingebracht hat, um die Kosten zu decken. Und falls es am Schluss doch zu einem kleinen Fehlbetrag kommt, sagt er: «Wir haben noch fast immer eine Lösung ohne Prozesse gefunden.» (hua) Verfahren nehmen weder die beiden Kantonspolizeien noch die Staatsanwaltschaft Höfe Einsiedeln Stellung. Es gilt die Unschuldsvermutung. Adrian Huber DAS CHAOS NACH DER VERSTEIGERUNG Die Käufer beklauten sich gegenseitig Die Versteigerung des Gartencenters First ging zünftig in die Hose. Nicht nur, dass deren Erlös vielleicht nicht einmal die Verfahrenskosten decken. Am Tag danach, als einige Käufer ihre Neuwert: Fr. 8000.–. Diese zwei Marmor-Löwen wurden geklaut. Ware abholten, brach ein regelrechtes Chaos aus. Ex-Chef Heinz Gartenmann spricht von «Plünderungsszenen wie im Wilden Westen». Neben den zwei Marmor-Löwen, die eine Betreibungsbeamtin für gut 2000 Franken ersteigert hatte, verschwand Ware im Wert von mehreren Tausend Franken. «Bestohlene Käufer klauten einfach die Ware von anderen Käufern», so Gartenmann. Das Konkursamt habe es versäumt, Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Und er kritisiert die Stossrichtung der Versteigerung: Mit den grossen Losen habe man nur Berufsleute angesprochen. «Ein Verkauf an Private wäre erfolgreicher gewesen.» Versteigerung und Einzelverkäufe ha- ben nur rund 22 000 Franken eingebracht. Derweil schlagen allein die Heizkosten des Gartencenters während des mehrwöchigen Verfahrens mit gegen 15 000 Franken zu Buche. Hinzu kommen neben weiteren laufenden Kosten die Aufwendungen des Konkursamts. Nach der Versteigerung musste das Amt das Konkursverfahren mangels Aktiven einstellen. zelverkauf an Private wäre laut Kaufmann «absolut illusorisch» gewesen, vor allem auch aus Zeitgründen. Der Räumungstermin sei per Ende März festgesetzt gewesen. «Man kann die- Amt wäscht Hände in Unschuld Dennoch würde Amtsleiter Urs Kaufmann «in der gleichen Ausgangslage wieder gleich vorgehen. Ich muss die Versteigerung innerhalb weniger Stunden über die Bühne bringen, sonst laufen die Leute davon.» Ein Ein- Geplünderte Ware wurde teils am Strassenrand wieder entsorgt. WOHLFÜHLWOCHEN 20% Gratis-Lieferung Gratis-Montage Zürcherstrasse 68 | 8730 Uznach | Telefon 055 285 88 77 www.moebelabubernet.ch EuroWährungsvorteil Noch nie waren die neuesten Möbeltrends so günstig wie jetzt. Wir haben die Preise für unsere neuen Möbel aus der EU nach unten angepasst. Überzeugen Sie sich selbst – wir freuen uns auf Sie! ses Inventar im Konkurs nur auf diese Weise verwerten – oder gar nicht.» Dass am Tag danach chaotische Zustände herrschten, hat auch er mitbekommen. Er sagt, es sei abgemacht gewesen, dass sich Gartenmann am Josefstag und am Samstag um die Herausgabe der ersteigerten Ware kümmere. Zudem habe man in den Steigerungsbedingungen klar kommuniziert, dass die Käufer zwar vier Tage Zeit zum Abholen hätten, das Amt aber nach dem Verkauf nicht für die Ware hafte. «Die Diebstähle sind ärgerlich», so Kaufmann, «liegen aber nicht in unserer Verantwortung. Eine andere Frage ist, wer die Diebstähle begangen hat.» (hua) 10% Jetzt Rabatt auf -Möbel* * Ausnahme: Netto-Artikel
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