DJ Richy Herold verstorben - Johannes-Kepler

Nordbayerischer Kurier
Dienstag, 21. Juli 2015
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Nach dem Feierwochenende:
Anwohner vom Lärm genervt
Missbrauch: Nacktchatter muss
sechs Monate länger in Haft
Mit GPS: Schnitzeljagd rund um
das Festspielhaus
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Von Tag zu Tag
Bloß keine Hektik
S
chreib das auf! So lautet ein geflügelter Journalistenspruch. Ja,
man sollte sich vieles aufschreiben,
was sonst leicht in Vergessenheit
geraten könnte: Die beruflichen
Termine, den Zettel vor dem Einkaufen, den durchschnittlichen
Spritverbrauch des Autos auf die
Quittung an der Tankstelle. Schreib
das auf!, das hört sich so einfach an.
Aber manchmal gibt es nichts
zum Aufschreiben. Weil nichts
Neues geschieht, weil sich die Erde
bei den tropischen Temperaturen
etwas langsamer zu drehen scheint,
weil in Bayreuth einfach nichts
passiert. In ein paar Wochen
kommt der Sommerurlaub, dann
wird sich die Welt noch ein bisschen langsamer drehen. Der Terminkalender wird in der Schublade
verschwunden sein, ein Leben ohne
Raum und Zeit wird seinen Lauf
nehmen. Im ganzen Land wird
sommerliche Ruhe herrschen, die
Leute werden entspannt sein, keiner regt sich auf, keiner verbreitet
Hektik, alle sind entspannt. Die
Menschen werden mit Sonnenhut
am Roten Main sitzen und das kleine Rinnsaal langsam an sich vorbeiplätschern lassen. Das Städtchen wird in sich ruhen, ebenso die
Leute, die dort leben. Endlich Ruhe
zum Nachdenken. Träumen statt
schreiben, lautet die Devise.
Erst nach dem Urlaub wird es
wieder heißen: Schreib das auf!
Peter Engelbrecht
Aber schnell!
Heute in Bayreuth
Die Zukunft des Lernens
Prof. Peter Baptist nennt es „die Zukunft des Lernens“, die in der Johannes-Kepler-Realschule schon Einzug
gehalten hat. Die Uni Bayreuth, die For-
schungsstelle Mobiles Lernen mit digitalen Medien und die Realschule arbeiten zusammen. Die Schüler arbeiten in
Geometrie mit dem Programm Sket-
chometrie, können auf Tablets und Mobiltelefonen mit Gesten geometrische
Formen darstellen und damit experimentieren. Rektor Peter Thumann be-
obachtet die Schülerinnen Melissa
Bannert (links) und Lilian Beller beim
partnerschaftlichen Arbeiten mit der
Software. Ô Seite 10 wah/Foto: Eric Waha
DJ Richy Herold verstorben
Stadionsprecher von Bayreuth Tigers und EV Pegnitz war nach Autounfall schwer verletzt
WEIDEN/BAYREUTH
Von Kerstin Fritzsche
und Moritz Kircher
„
MIT
KIRCHENMUSIK-STUDENTIN
JOHANNA SEITZ
Ich spiele heute um 20 Uhr
ein Orgelkonzert im Rahmen
meiner Abschlussprüfung an der
Hochschule für evangelische Kirchenmusik. Dafür trage ich Stücke
von Bach, norddeutschen und französischen Komponisten vor. Ende
Juli endet mein Studium hier, und
ich werde mich auf Kirchenmusiker-Stellen in Deutschland bewerben. Ich habe in der letzten Zeit
viel geübt und freue mich, dass viele Bekannte unter den Gästen sein
werden und ich mich musikalisch
von ihnen verabschieden kann. Besonders freue ich mich auf den ersten Satz aus der 3. Orgelsymphonie von Vierne, der zum Abschluss
hai/Foto: privat
erklingen wird.“
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Der Bayreuther DJ Richard „Richy“
Herold ist gestern Morgen verstorben sein. Auf der B 22 im Landkreis
Tirschenreuth ereignete sich am frühen Morgen des 13. Juli ein schwerer Verkehrsunfall, bei dem Herold
auf der Beifahrerseite des völlig demolierten Wagens saß. Es ist der
zweite tragische Todesfall in der Familie binnen weniger Jahre.
Richy Herolds Bruder Gerd war in derBayreuther Nachtszene gut bekannt.
Der Betreiber des Sophie’s in der Sophienstraße starb im Januar 2012 –
wenige Tage vor seinem 55. Geburts-
tag. Auch in seinem Fall waren die Umstände tragisch. Es soll sich um eine
verschleppte Grippe gehandelt haben,
an der der beliebte Bayreuther Gastronom früh verstorben war.
Der Unfall, bei dem Richy Herold
nun schwerste Verletzungen erlitten
hatte, ereignete sich zwischen Waldeck und Schönreuth. In Richtung
Kemnath kam der Wagen, in dem Herold als Beifahrer saß, von der B 22 ab
und knallte gegen mehrere Bäume.
Rettungskräfte brachten den 50-Jährigen nach Weiden ins Klinikum, wo
Ärzte mehrere Tage um sein Leben
kämpften – vergeblich. Wie es zu dem
Unfall kam, ist noch immer ungeklärt.
Auch der 44 Jahre alte Fahrer, der zunächst im Auto eingeklemmt war, wurde beim Unfall schwer verletzt.
Neben seiner Tätigkeit als DJ war Herold jahrelang auch als Stadionsprecher beim Eishockey tätig. Zuerst beim
EHC Bayreuth, zuletzt beim EV Pegnitz. Bei den Vereinen zeigt man sich
geschockt von der Nachricht. Auf den
Facebookseiten der Clubs finden sich
zahlreiche Genesungswünsche, in die
sich immer mehr Beileidsbekundungen mischen, als sich die Nachricht von
Herolds Ableben verbreitet. „Er hat
mich als Stadionsprecher beerbt“, sagt
Richard Hagen, stellvertretender Vorsitzender beim EVP, im Gespräch mit
dem Kurier. „Wir haben uns gefreut,
dass er uns unterstützt hat.“ In der
Sprecherkabine und bei Vereinsfeiern,
bei denen Richy Herold als DJ auflegte. Die Nachricht vom Tode Herolds habe den Verein „hart getroffen“.
Für den EHC Bayreuth war Herold
ab 2006 sieben Jahre lang Stadionsprecher. In jüngerer Vergangenheit
war er als Fan bei den Spielen der Tigers. „Kämpfe und kehre hoffentlich
bald zu uns zurück“, hatte der Verein
noch am vergangenen Sonntag auf seiner Facebookseite geschrieben. Vereinssprecher Alexander Vögel ist geschockt von der Todesnachricht: „Der
EHC nimmt Anteil an seinem Schicksal, gerade vor dem Hintergrund, dass
vor wenigen Jahren sein Bruder verstorben ist.“
Ein Sprecher der Polizeiinspektion
Kemnath bestätigte den Tod Herolds
am Montagabend auf Anfrage. Zuerst
war die Polizei noch auf der Suche
nach Angehörigen, die informiert werden mussten.
Pfarrer in der Kirche beklaut
Dieb stiehlt während des Gottesdienstes den Geldbeutel von Hannes Schott aus Sakristei
BAYREUTH
Von Frank Schmälzle
Ein Dieb in der Sakristei: Als Pfarrer
Hannes Schott am Sonntag zwischen
9 und 10.15 Uhr Gottesdienst in der Katharina-von-Bora-Kirche in Meyernberg hält, stiehlt ihm ein unbekannter
Täter den Geldbeutel. Schott sagt: „Ich
dachte, es gäbe noch ein paar Orte,
die tabu sind.“
Am Tag danach reagiert Schott auf
Facebook auf ganz besondere Art. Er
schreibt an den Dieb, hofft, dass er ihn
auf diesem Weg erreicht: „Die paar Euro, die drin waren, kannst Du gern behalten. Ich würde mich freuen, wenn
Du sie in was Sinnvolles investierst.
Gern hätte ich meine ganzen Plastikkarten und Ausweise (besonders den
„historischen“ rosa Führerschein von
1998, auf dessen Bild ich noch Haare
habe), mit denen Du eh nichts anfan-
Pfarrer Hannes Schott wurde während des Gottesdienstes in der Katharina-von-Bora-Kirche der Geldbeutel
gestohlen.
Foto: Andreas Harbach
gen kannst, wieder. Die Geldkarten sind
gesperrt, der Rest ist für Dich uninteressant. Bitte wirf mir das Zeug so bald
wie möglich wieder in den Briefkasten
an der Katharina-von-Bora-Kirche. Das
erspart mir viel Aufwand. Geärgert habe ich mich schon genug.“
Noch hat Hannes Schott seinen
Geldbeutel, seine Karten und seinen
Führerschein nicht wieder. Er braucht
Ersatz. Die Behörden, bei denen er am
Montag anrief, haben alle freundlich
und zuvorkommend reagiert, sagt
Schott. Um die 30 Euro, die im Geldbeutel waren, geht es ihm nicht. Mehr
schon, um die Frage, ob er naiv gehandelt habe.
Die Sakristei war nicht verschlossen, irgendjemand muss sich dort eingeschlichen haben. Ob er die Tür künftig abschließen wird? Schott sagt: „Ja,
das werde ich tun. Ich will ja niemanden mehr in Versuchung führen. Und
ich habe auch meinen Pfarrerskollegen dazu geraten. Nicht, dass durch
meinen Facebook-Post jemand auf
dumme Gedanken kommt.“
Übrigens: Am Sonntag hielt Pfarrer
Schott noch einen Taufgottesdienst.
Leicht verspätet, weil er seinen Geldbeutel gesucht hatte. „Ich hoffe, die Gemeinde hat nichts gemerkt.“
„Wir hatten schon eine Serie von Opferstockaufbrüchen in Kirchen. Wir
hatten Täter, die gezielt während Bestattungen Wohnungen aufgebrochen
haben. Und wir hatten es auch schon,
dass Schiedsrichter Wertsachen aus
den Kabinen wegkamen, während sie
Fußballspiele leiteten“, sagt PolizeiSprecher Harald Stadter. Einen Sakristei-Dieb gab es allerdings noch nicht.
„Ich hoffe, es bliebt bei diesem Einzelfall.“ Dass eine Diebstahlserie daraus wird, kann aber auch Stadter nicht
ausschließen.