gedächtnistraining namen merken »Hallo, Frau äh ...« – wie heißt die neue Kollegin noch mal?! Hier lesen Sie, wie Sie Ihrem Namensgedächtnis auf die Sprünge helfen. Von gregor staub 14 G&G • TRAINER 1/08 U nverhofft läuft Ihnen ein Kunde, Bekannter oder Geschäftspartner in der Stadt über den Weg – und der Name fällt Ihnen einfach nicht ein! Sie wissen genau: »Den kenne ich. Aber ich habe kei ne Ahnung, woher, oder wie er heißt.« Pa nik steigt auf, Sie geraten ins Schwitzen. Verzweifelt suchen Sie nach einer Aus rede, warum Sie dringend weiter müssen. Zwischen einem »Was für eine nette Über raschung, Sie wiederzusehen!« und »Wie geht es denn so?« zermartern Sie sich den Kopf: Ist das womöglich ein Kunde? Was war dann seine letzte Bestellung? Erinnern Sie sich trotz allem nicht, müssen Sie – peinlich, peinlich – nachfra gen, woher man sich kennt. Beinahe noch schlimmer ist es in solchen Situationen, den falschen Namen gespeichert zu ha ben. Ihr Gegenüber korrigiert Sie mit leicht gerunzelter Stirn, und Sie spüren förmlich, wie die Stimmung abrupt ab kühlt. Damit das künftig nicht mehr pas siert, verrate ich Ihnen nun einige Tipps zum Thema »Namen merken«. Sie können zum Beispiel die phone tische Methode nutzen und sich Esels brücken über Klangähnlichkeiten bauen. Etwa so: »Herr Müller ist wirklich ein Knüller« oder »Frau Kranz ist keine dum me Gans«. Effektiver finde ich jedoch das Prinzip, die Namen mit Bildern zu ver knüpfen. Hier ein paar bewährte Vor schläge für häufige Nachnamen: Koch:Kochtopf Meier:Eier Müller:Mühlstein Schily: Chili Schmid: Schmiedehammer mit weichem Griff Schmitt: Schmiedehammer mit zwei Tassen Tee Schneider: Schere Je einfacher die Namen, desto ein facher meist auch die Bilder. Längere Na men lassen sich oft leicht aus zwei Begrif fen zusammensetzen, zum Beispiel: Baumgartner: Sennhauser: Gedächtnisgalerie Um Namen und Gesichter zuverlässig abzuspeichern, sollte man die Personen mit einprägsamen Bildern verknüpfen. www.gehirn-und-geist.de ein Baum im Garten ein Senner in seinem kleinen Haus auf der Alm Hat jemand einen wirklich schwie rigen Namen wie Unizyleck, dann ist es sinnvoll, das Wort aufzuteilen. In diesem Fall wäre das Uni – zy – leck. Man sucht in den einzelnen Silben etwas Bekanntes, das phonetisch gleich oder ähnlich klingt. Uni erinnert etwa an die Universität, zy an das Gift Zyankali und leck an das Verb lecker. Man stellt sich hier also eine Uni versität vor und einen Professor, der in der Vorlesung den Studenten euphorisch erklärt, Zyankali wäre gar nicht giftig – sie sollten es mal probieren, wirklich lecker! Am besten prägen Sie sich noch etwas Markantes ein, das mit der betreffenden Person in Verbindung steht. Vielleicht hat Frau Unizyleck wunderschöne blonde Haare – doch sobald sie in der Universität das Zyankali für lecker befindet, verfär ben sich diese und werden giftgrün. Es ist verblüffend, wie leicht und dau erhaft solche Bilder im Gedächtnis haf ten bleiben. Stellen Sie jetzt eine eigene Namensliste zusammen. Nehmen Sie dazu zehn Nachnamen aus Ihrem Ge schäfts- oder Privatleben und überlegen Sie sich dazu jeweils passende Bilder: Nachname: Bild: ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… Mit Vornamen geht man genauso um. Sie lernen eine Julia kennen, die immer eine Hochsteckfrisur trägt? Stellen Sie sich dazu doch einfach einen Balkon vor, der oben auf ihren Haaren thront. Auf diesem steht sie dann und blickt hinab zu Romeo, der ihr gerade seine große Liebe offenbart. Weiter: Wenn Sigrid eine erfolgreiche Geschäftsfrau ist und immer siegesgewiß lächelt, stellen Sie sich vor, wie sie nach einem guten Geschäftsabschluss auf ihr Pferd steigt und mit einem triumphie renden Grinsen fortreitet (»Siegritt«). Und da Thomas Brillenträger ist, malen Sie sich aus, dass er statt der Sehhilfe Tomaten auf den Augen hat. Sie müssen sich dabei nicht jedes Mal neue Szenarien ausdenken, sondern können auf bereits Bewährtes zurück greifen. Wenn ich zum Beispiel einen 15 gedächtnistraining Gerhard kennen lerne, verbinde ich ihn in Gedanken immer mit dem ehema ligen Bundeskanzler. Haben Sie eine Nachbarin, die Monika heißt, dann kön nen Sie sie als Bild für alle Monikas neh men, die Sie in Ihrem Leben treffen. An sonsten nehmen Sie eben eine Ziehharmonika zu Hilfe. Um nicht ähnliche Namen durchei nanderzubringen und überlegen zu müs sen, ob die neue Kollegin jetzt Brigitte, Britta oder Birgit heißt, ist es hilfreich, ein Bild für die entscheidende Silbe zu finden. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, dass Brigitte immer Tee trinkt, während Britta mit einem Pritt-Klebestift eine Tas se wieder zusammenleimt und Birgit ei nen großen Schluck Bier trinkt, um gleich darauf »Igitt!« zu sagen. Hier noch ein paar Beispiele zum Mer ken von Vornamen: AnnemarieAnanas mit einer Mariafigur darauf BarbaraRhabarber ChristofKreuz aus Stoff Georg Drachentöter Herbert Herr mit Bart Josef Jogurt mit Senf Kurt Gurt Margit Blick aufs Meer (mare) durch ein Gitter Peter schwarzer Peter RitaRiss in einer Tasse Susanne Suppe mit Sahne Wolfgang ein Wolf, der durch einen engen Gang schleicht Verknüpfen Sie jetzt zur Übung wie der zehn Ihnen geläufige Namen mit sol chen Bildern. Nachname: Bild: ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… ……………………………… 16 Als Nächstes geht es darum, die Na men mit den richtigen Gesichtern zu ver binden. Das Wichtigste dabei ist, sich ei nen bestimmten Aspekt bei dem betref fenden Menschen ganz genau zu merken. Wenn also eine bisher unbekannte Per son auf Sie zukommt, fragen Sie sich: Was fällt mir als Erstes auf? Vielleicht eine rote Krawatte, eine runde Brille, dunkle Haare mit einer Farbsträhne? Das nutzen Sie dann, um Namen und Gesicht zusam men im Gedächtnis zu verankern. Nehmen wir an, der Mann mit der ro ten Krawatte heißt Steiner. Dann stellen Sie sich vor, dass seine Krawatte aus Stein wäre, sich jedoch anfühlt wie ein Nerz mantel. So können Sie sicher sein, dass Sie nicht aus Versehen »Herr Stein« sa gen, sondern »Herr Steiner«. Bei all diesen Bildern ist es wichtig, dass sie Ihnen spontan einfallen. Schließ lich stehen Sie unter Stress: Sie begrüßen einander mit freundlichem Händeschüt teln, stellen sich vor, der andere nennt seinen Namen, man sagt sich gegenseitig ein paar Nettigkeiten. Und währenddes sen sollen Sie sich anhand einer ein leuchtenden Geschichte oder Szene den Namen merken, und zwar so, dass Sie auch noch nach Wochen oder Monaten wissen, welches Gesicht dazugehört. Die Bilder müssen also einfach sein, aber gleichzeitig skurril genug, um sich dauer haft einzuprägen. Ein kleines Beispiel: Ein Brillenträger heißt Philip. Hier können Sie sich ausden ken, dass in die Brille noch eine kleine Le selampe eingebaut ist, und diese stammt von der Firma Philips. Wenn Sie den nächsten Philip, der jedoch keine Brille trägt, kennen lernen, platzieren Sie die imaginäre Glühbirne einfach an seinem Hosenbund. So können Sie beide auseinanderhalten. Nun gibt es Situationen, in denen Sie das Gesicht des Gegenübers nicht sehen können, zum Beispiel am Telefon. Hier können Sie andere Dinge als Anker zum Merken verwenden – etwa Sachen, die auf Ihrem Schreibtisch liegen, wie Schere, Ku gelschreiber, Tastatur. Angenommen, Sie blicken beim Tele fonieren gerade auf Ihre Tastatur und hö ren den Namen Steiner. Jetzt stellen Sie sich vor, dass die Tastatur aus Steinen be steht. Müssen Sie sich gleich mehrere Per sonen einprägen, können Sie von links nach rechts die Objekte auf Ihrem Schreib tisch abklappern. Jeder Anker kann dabei prinzipiell mehrmals verwendet werden, allerdings nicht am selben Tag. Zuletzt stellt sich noch die Frage, wie Sie all die Namen ins Langzeitgedächtnis bekommen. Schließlich wollen Sie diese Leute, die Sie gestern kennen gelernt ha ben, auch in drei Monaten noch mit Na men ansprechen können. Dazu müssen Sie diese zwangsläufig wiederholen. Gehen Sie dazu während der nächs ten vier bis fünf Tage die Namen einmal pro Tag durch. Konzentrieren Sie sich da bei auf die Anker (Brillengläser, rote Kra watte) und die Namen (Philip, Herr Stei ner), und lassen Sie das Treffen Revue passieren. Verknüpfen Sie die Gesichter mit den Namen. Wenn Sie das in den nächsten Tagen durchexerzieren, haben Sie die Zusammenhänge dauerhaft ge speichert. Vielleicht erscheint Ihnen diese Me thode anfangs etwas umständlich, wenn Ihre Fantasie noch nicht daran gewöhnt ist, skurrile Bilder zu kreieren. Aber mit etwas Übung geht das in Sekunden schnelle fast automatisch – und Sie wer den sehen: Ihre Kunden freuen sich, wenn Sie ihren Namen parat haben, und viele werden Sie für Ihr gutes Gedächtnis be wundern. Haben Sie auch keine falsche Scheu, falls Ihnen die Bilder albern oder abstrus erscheinen. Denn niemand kann in Ihren Kopf blicken – und schlussend lich zählt das Ergebnis und nicht der Weg dorthin. Ÿ Gregor Staub ist Gedächtnistrainer in Erlenbach (Schweiz). Literaturtipp Staub, G.: Der Mega Memory Selbstlehrgang Premium Edition. Besteht aus 12 CDs und einem Begleitbuch; erhältlich unter www.megamemory.ch weblink www.gregorstaub.ch Internetseite des Autors mit weiterführenden Hinweisen G&G • TRAINER 1/08
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