namen merken - Gregor Staub

gedächtnistraining
namen merken
»Hallo, Frau äh ...« – wie heißt die neue Kollegin noch mal?! Hier lesen Sie,
wie Sie Ihrem Namensgedächtnis auf die Sprünge helfen.
Von gregor staub
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G&G • TRAINER 1/08
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nverhofft läuft Ihnen ein Kunde,
­Bekannter oder Geschäftspartner in
der Stadt über den Weg – und der Name
fällt Ihnen einfach nicht ein! Sie wissen
genau: »Den kenne ich. Aber ich habe kei­
ne Ahnung, woher, oder wie er heißt.« Pa­
nik steigt auf, Sie geraten ins Schwitzen.
Verzweifelt suchen Sie nach einer Aus­
rede, warum Sie dringend weiter müssen.
Zwischen einem »Was für eine nette Über­
raschung, Sie wiederzusehen!« und »Wie
geht es denn so?« zermartern Sie sich den
Kopf: Ist das womöglich ein Kunde? Was
war dann seine letzte Bestellung?
Erinnern Sie sich trotz allem nicht,
müssen Sie – peinlich, peinlich – nachfra­
gen, woher man sich kennt. Beinahe noch
schlimmer ist es in solchen Situationen,
den falschen Namen gespeichert zu ha­
ben. Ihr Gegenüber korrigiert Sie mit
leicht gerunzelter Stirn, und Sie spüren
förmlich, wie die Stimmung abrupt ab­
kühlt. Damit das künftig nicht mehr pas­
siert, verrate ich Ihnen nun einige Tipps
zum Thema »Namen merken«.
Sie können zum Beispiel die phone­
tische Methode nutzen und sich Esels­
brücken über Klangähnlichkeiten bauen.
Etwa so: »Herr Müller ist wirklich ein
Knüller« oder »Frau Kranz ist keine dum­
me Gans«. Effektiver finde ich jedoch das
Prinzip, die Namen mit Bildern zu ver­
knüpfen. Hier ein paar bewährte Vor­
schläge für häufige Nachnamen:
Koch:Kochtopf
Meier:Eier
Müller:Mühlstein
Schily:
Chili
Schmid:
Schmiedehammer
mit weichem Griff
Schmitt:
Schmiedehammer
mit zwei Tassen Tee
Schneider:
Schere
Je einfacher die Namen, desto ein­
facher meist auch die Bilder. Längere Na­
men lassen sich oft leicht aus zwei Begrif­
fen zusammensetzen, zum Beispiel:
Baumgartner: Sennhauser:
Gedächtnisgalerie
Um Namen und Gesichter zuverlässig
abzuspeichern, sollte man die Perso­nen
mit einprägsamen Bildern verknüpfen.
www.gehirn-und-geist.de
ein Baum im Garten
ein Senner in seinem
kleinen Haus auf der Alm
Hat jemand einen wirklich schwie­
rigen Namen wie Unizyleck, dann ist es
sinnvoll, das Wort aufzuteilen. In diesem
Fall wäre das Uni – zy – leck. Man sucht in
den einzelnen Silben etwas Bekanntes,
das phonetisch gleich oder ähnlich klingt.
Uni erinnert etwa an die Universität, zy
an das Gift Zyankali und leck an das Verb
lecker. Man stellt sich hier also eine Uni­
versität vor und einen Professor, der in
der Vorlesung den Studenten euphorisch
erklärt, Zyankali wäre gar nicht giftig – sie
sollten es mal probieren, wirklich lecker!
Am besten prägen Sie sich noch etwas
Markantes ein, das mit der betreffenden
Person in Verbindung steht. Vielleicht hat
Frau Unizyleck wunderschöne blonde
Haare – doch sobald sie in der Universität
das Zyankali für lecker befindet, verfär­
ben sich diese und werden giftgrün.
Es ist verblüffend, wie leicht und dau­
erhaft solche Bilder im Gedächtnis haf­
ten bleiben. Stellen Sie jetzt eine eigene
Namensliste zusammen. Nehmen Sie
dazu zehn Nachnamen aus Ihrem Ge­
schäfts- oder Privatleben und überlegen
Sie sich dazu jeweils passende Bilder:
Nachname:
Bild:
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Mit Vornamen geht man genauso um.
Sie lernen eine Julia kennen, die immer
eine Hochsteckfrisur trägt? Stellen Sie
sich dazu doch einfach einen Balkon vor,
der oben auf ihren Haaren thront. Auf
diesem steht sie dann und blickt hinab zu
Romeo, der ihr gerade seine große Liebe
offenbart.
Weiter: Wenn Sigrid eine erfolgreiche
Geschäftsfrau ist und immer siegesgewiß
lächelt, stellen Sie sich vor, wie sie nach
einem guten Geschäftsabschluss auf ihr
Pferd steigt und mit einem triumphie­
renden Grinsen fortreitet (»Siegritt«).
Und da Thomas Brillenträger ist, malen
Sie sich aus, dass er statt der Sehhilfe
­Tomaten auf den Augen hat.
Sie müssen sich dabei nicht jedes Mal
neue Szenarien ausdenken, sondern
können auf bereits Bewährtes zurück­
greifen. Wenn ich zum Beispiel einen
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gedächtnistraining
Gerhard kennen lerne, verbinde ich ihn
in Gedanken immer mit dem ehema­
ligen Bundeskanzler. Haben Sie eine
Nachbarin, die Monika heißt, dann kön­
nen Sie sie als Bild für alle Monikas neh­
men, die Sie in Ihrem Leben treffen. An­
sonsten nehmen Sie eben eine Ziehharmonika zu Hilfe.
Um nicht ähnliche Namen durchei­
nanderzubringen und überlegen zu müs­
sen, ob die neue Kollegin jetzt Brigitte,
Britta oder Birgit heißt, ist es hilfreich,
ein Bild für die entscheidende Silbe zu
finden. Stellen Sie sich zum Beispiel vor,
dass Brigitte immer Tee trinkt, während
Britta mit einem Pritt-Klebestift eine Tas­
se wieder zusammenleimt und Birgit ei­
nen großen Schluck Bier trinkt, um gleich
darauf »Igitt!« zu sagen.
Hier noch ein paar Beispiele zum Mer­
ken von Vornamen:
AnnemarieAnanas mit einer
Mariafigur darauf
BarbaraRhabarber
ChristofKreuz aus Stoff
Georg
Drachentöter
Herbert
Herr mit Bart
Josef
Jogurt mit Senf
Kurt
Gurt
Margit
Blick aufs Meer
(mare) durch ein Gitter
Peter
schwarzer Peter
RitaRiss in einer Tasse
Susanne
Suppe mit Sahne
Wolfgang
ein Wolf, der durch einen
engen Gang schleicht
Verknüpfen Sie jetzt zur Übung wie­
der zehn Ihnen geläufige Namen mit sol­
chen Bildern.
Nachname:
Bild:
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Als Nächstes geht es darum, die Na­
men mit den richtigen Gesichtern zu ver­
binden. Das Wichtigste dabei ist, sich ei­
nen bestimmten Aspekt bei dem betref­
fenden Menschen ganz genau zu merken.
Wenn also eine bisher unbekannte Per­
son auf Sie zukommt, fragen Sie sich: Was
fällt mir als Erstes auf? Vielleicht eine
rote Krawatte, eine runde Brille, dunkle
Haare mit einer Farbsträhne? Das nutzen
Sie dann, um Namen und Gesicht zusam­
men im Gedächtnis zu verankern.
Nehmen wir an, der Mann mit der ro­
ten Krawatte heißt Steiner. Dann stellen
Sie sich vor, dass seine Krawatte aus Stein
wäre, sich jedoch anfühlt wie ein Nerz­
mantel. So können Sie sicher sein, dass
Sie nicht aus Versehen »Herr Stein« sa­
gen, sondern »Herr Steiner«.
Bei all diesen Bildern ist es wichtig,
dass sie Ihnen spontan einfallen. Schließ­
lich stehen Sie unter Stress: Sie begrüßen
einander mit freundlichem Händeschüt­
teln, stellen sich vor, der andere nennt
seinen Namen, man sagt sich gegenseitig
ein paar Nettigkeiten. Und währenddes­
sen sollen Sie sich anhand einer ein­
leuchtenden Geschichte oder Szene den
Namen merken, und zwar so, dass Sie
auch noch nach Wochen oder Monaten
wissen, welches Gesicht dazugehört. Die
Bilder müssen also einfach sein, aber
gleichzeitig skurril genug, um sich dauer­
haft einzuprägen.
Ein kleines Beispiel: Ein Brillenträger
heißt Philip. Hier können Sie sich ausden­
ken, dass in die Brille noch eine kleine Le­
selampe eingebaut ist, und diese stammt
von der Firma Philips. Wenn Sie den
nächsten Philip, der jedoch keine Brille
trägt, kennen lernen, platzieren Sie die
imaginäre Glühbirne einfach an seinem
Hosenbund. So können Sie beide auseinanderhalten.
Nun gibt es Situationen, in denen Sie
das Gesicht des Gegenübers nicht sehen
können, zum Beispiel am Telefon. Hier
können Sie andere Dinge als Anker zum
Merken verwenden – etwa Sachen, die auf
Ihrem Schreibtisch liegen, wie Schere, Ku­
gelschreiber, Tastatur.
Angenommen, Sie blicken beim Tele­
fonieren gerade auf Ihre Tastatur und hö­
ren den Namen Steiner. Jetzt stellen Sie
sich vor, dass die Tastatur aus Steinen be­
steht. Müssen Sie sich gleich mehrere Per­
sonen einprägen, können Sie von links
nach rechts die Objekte auf Ihrem Schreib­
tisch abklappern. Jeder Anker kann dabei
prinzipiell mehrmals verwendet werden,
allerdings nicht am selben Tag.
Zuletzt stellt sich noch die Frage, wie
Sie all die Namen ins Langzeitgedächtnis
bekommen. Schließlich wollen Sie diese
Leute, die Sie gestern kennen gelernt ha­
ben, auch in drei Monaten noch mit Na­
men ansprechen können. Dazu müssen
Sie diese zwangsläufig wiederholen.
Gehen Sie dazu während der nächs­
ten vier bis fünf Tage die Namen einmal
pro Tag durch. Konzentrieren Sie sich da­
bei auf die Anker (Brillengläser, rote Kra­
watte) und die Namen (Philip, Herr Stei­
ner), und lassen Sie das Treffen Revue
passieren. Verknüpfen Sie die Gesichter
mit den Namen. Wenn Sie das in den
nächsten Tagen durchexerzieren, haben
Sie die Zusammenhänge dauerhaft ge­
speichert.
Vielleicht erscheint Ihnen diese Me­
thode anfangs etwas umständlich, wenn
Ihre Fantasie noch nicht daran gewöhnt
ist, skurrile Bilder zu kreieren. Aber mit
etwas Übung geht das in Sekunden­
schnelle fast automatisch – und Sie wer­
den sehen: Ihre Kunden freuen sich, wenn
Sie ihren Namen parat haben, und viele
werden Sie für Ihr gutes Gedächtnis be­
wundern. Haben Sie auch keine falsche
Scheu, falls Ihnen die Bilder albern oder
abstrus erscheinen. Denn niemand kann
in Ihren Kopf blicken – und schlussend­
lich zählt das Ergebnis und nicht der Weg
dorthin. Ÿ
Gregor Staub ist Gedächtnistrainer in
Erlenbach (Schweiz).
Literaturtipp
Staub, G.: Der Mega Memory Selbstlehrgang Premium Edition.
Besteht aus 12 CDs und einem Begleitbuch;
erhältlich unter www.megamemory.ch
weblink
www.gregorstaub.ch
Internetseite des Autors mit weiterführenden Hinweisen
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