des Hospital Engineering Magazin

AUSGABE 05
HOSPITAL
Engineering Magazin
Ressourcen im Blick:
Besser planen mit der
Krankenhausleitwarte
Interview
Lars Ganzhorn Knudsen über
Hospital Engineering XXL am
„Nye Universitetshospital“ in Aarhus
Thema
■■ Ressourcenmanagement
■■ Digitalisierungsstrategie für
Krankenhäuser
Hospital Engineering –
mehr als ein Magazin
Liebe Leserinnen und Leser,
zwei Jahre sind vergangen, seitdem das „Hospital Engineering Labor“ zum ersten Mal seine Pforten dem Publikum
öffnete. Groß war damals die Neugier, wie die Vision vom „Krankenhaus der Zukunft“ aussehen mochte und wie man
den gemeinsamen Weg dorthin gestalten könnte. Was jedoch von Anfang an fest stand: Zukunftsfähige Krankenhausinnovationen entstehen nicht beim „Forschen im stillen Kämmerlein“, sondern benötigen ein gutes Netzwerk und
einen intensiven Austausch aller Beteiligten der Gesundheitsbranche.
Heute ist klar: Das Hospital Engineering Labor hat sich als Diskussionsplattform und Ort für kreative Zusammenarbeit
bewährt. Es ist mehr als nur ein Miniaturnachbau, der alle Funktionsbereiche eines realen Hospitals abbildet. Es ist
einerseits eine ideale Testfläche, um Krankenhausinnovationen auszuprobieren, potenziellen Anwendern vorzustellen
und nach gemeinsamer Überprüfung in die Praxis zu überführen – das beweist das Interesse der zahlreichen Partner, die
sich mit ihren Dienstleistungen und Produkten einbringen. Gleichzeitig hat sich das Hospital Engineering Labor im Fraunhofer-inHaus-Zentrum als NRW-weit bekannte Adresse etabliert, wenn es um innovative Veranstaltungsformate für die
Gesundheitswirtschaft geht. So luden u. a. die Cluster der Gesundheitswirtschaft sowie der Kultur und Kreativwirtschaft
des Landes Nordrhein-Westfalen Ende April zum gemeinsamen Branchedialog CREATIVE.HEALTH nach Duisburg ein.
NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens war bei der Gelegenheit zum zweiten Mal Gast im HE-Labor und eröffnete
den Kongress.
IMPRESSUM
Ausgabe 05, September 2015
Darüber und welche neuen technologischen Entwicklungen Sie im Labor erwarten, möchten wir Sie in der vorliegenden
Ausgabe des Hospital Engineering Magazins informieren. Im Fokus dieses Heftes steht das Thema: Ressourcenmanagement. Darin berichten wir, wie durch die Zusammenführung bereits existierender Daten durch technische Unterstützung,
ein umfassender Überblick über die komplexen Vorgänge im Krankenhaus entsteht und dadurch die Ressourcenplanung
erleichtert werden kann. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Bau eines dänischen Super-Krankenhauses in den auch IT-Lösungen einfließen, die von unseren HE-Forschern entwickelt wurden. Lars Ganzhorn Knudsen, IT-Leiter des Projekts, beantwortet zudem im Interview Fragen zu den Herausforderungen eines solchen Mammutvorhabens.
Herausgeber:
© Fraunhofer-Institut für
Software- und Systemtechnik ISST
Emil-Figge-Straße 91
44227 Dortmund
Telefon: +49 2 31 9 76 77 - 0
Fax: +49 2 31 9 76 77 - 1 98
Bei der Lektüre dieser und aller weiteren spannenden Themen, wünschen wir Ihnen viel Spaß und freuen uns auch
weiterhin auf Ihre Anregungen!
[email protected]
Ihr
www.isst.fraunhofer.de
Redaktion:
Monika Zimmer, Daniela Albat
Satz / Layout: Peter Michatz
gefördert durch:
2 // Hospital Engineering Magazin
Dr. Wolfgang Deiters
Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST
Hospital Engineering Magazin // 3
Foto: Unbekannter Fotograf
EDITORIAL
INHALT
Impressum ...........................................................2
Editorial................................................................3
Hospital Engineering – mehr als ein Magazin
Inhalt ....................................................................5
Titelthema
Ressourcen im Blick ..........................................6-9
Besser planen mit der Krankenhausleitwarte
Thema
IT-gestützte Kapazitätsplanung ..................10-13
Effizienter Einsatz von Ressourcen im Krankenhaus
Neues Angebot des Fraunhofer ISST ..........14-15
Digitalisierungs-Check für Krankenhäuser
Entlastung der Pflegekräfte ........................16-17
Alternative Personalkonzepte im OP-Bereich
Hospital Engineering in the Large ..............18-21
Der Bau des Super-Hospitals in Aarhus
Interview.......................................................22-25
Lars Ganzhorn Knudsen über Hospital Engineering XXL
Repräsentant ................................................26-27
Fraunhofer-Institutsleiter aus Dortmund wird E-HealthRepräsentant in Dänemark
Partnernews .................................................28-29
Rückblick .......................................................30-34
Foto: Fraunhofer ISST
Termine ..............................................................35
4 // Hospital Engineering Magazin
Hospital Engineering Magazin // 5
TITELTHEMA
Ressourcen
Prozesse
Tranzparenzserver
rialien sollte im Idealfall so gering wie möglich gehalten
werden, ohne jedoch eine Unterbrechung des laufenden
Betriebs durch unvorhergesehene Ereignisse zu riskieren,
oder aber teure Direktbestellungen tätigen zu müssen. In
Bezug auf teures Equipment oder vorgehaltene Infrastruktur wie OP- oder Intensivkapazitäten muss eine kontinuierliche Auslastung gewährleistet sein, um eine Refinanzierung
des Investitionsaufwands sicherzustellen.
Auch für den Einsatz der personellen Ressourcen ist eine
bessere Planbarkeit von Vorteil für den laufenden Betrieb. So
wird etwa bei einer Vielzahl von pflegebedürftigen Patienten
auf einer Station oder vielen anstehenden Operationen mehr
pflegerisches Personal benötigt als bei nur leicht pflegebedürftigen Fällen und unkritischen Untersuchungen.
Aufgaben
Die Vogelperspektive fehlt
Kosten &
Erlöse
Ressourcen im Blick:
Besser planen mit der Krankenhausleitwarte
Z
ur Patientenbehandlung in einem Krankenhaus wird
eine Vielzahl verschiedener Ressourcen benötigt: Die
wichtigste und sicherlich auch teuerste Ressource ist
das Personal – und zwar nicht nur die medizinischen und
pflegerischen Mitarbeiter. Auch das Personal aus der Verwaltung, Technik und Medizintechnik sowie dem Service ist
für das Funktionieren des komplexen Systems Krankenhaus
unabdingbar. Weitere wichtige Ressourcen im Klinikbetrieb
stellen daneben diverse Gerätschaften und Medizintechnik,
räumliche Ressourcen wie OP-Räume, Intensivstation oder
Funktionsräume sowie Materialien wie zum Beispiel
6 // Hospital Engineering Magazin
Implantate und Medikalprodukte dar.
Viele dieser Materialien werden im Krankenhaus grundsätzlich vorgehalten, jedoch nicht ständig benutzt. Weil der
tatsächliche Verbrauch der Utensilien nur schwer lange im
Voraus geplant werden kann, verfällt immer wieder ein Teil
des bevorrateten Materials. Es muss dann entsorgt werden.
Um diesen Missstand lösen zu können, müsste der tatsächliche Verbrauch besser geplant werden. Eine optimierte
Lagerhaltung ist dabei schon aus rein finanziellen Gesichtspunkten sinnvoll: Der Lagerbestand der einzelnen Mate-
Das Wissen über alle zeitnah benötigten Ressourcen fehlt
in den meisten Krankenhäusern jedoch völlig. Jeder Ressourcenverantwortliche richtet oft nur den Blick auf seine
eigenen Verantwortlichkeiten. Am Gesamtüberblick im
Sinne einer Vogelperspektive mangelt es. Gerade weil keine
vorausschauende Planung der Patientenbehandlung umgesetzt wird, scheitert auch eine vernünftige Ressourcenplanung. Denn jeder Behandlungsschritt bedarf ganz bestimmter Ressourcen – vom durchführenden Arzt oder Pfleger, bis
hin zum geeigneten Behandlungsraum und den richtigen
Materialien wie OP-Besteck oder Medikamenten.
Dabei wäre es gar nicht so schwierig, das benötigte Wissen
für eine solche Planung bereitzustellen. Als hilfreiche Unterstützung dafür eignet sich ein technisches System, welches
mithilfe von Algorithmen zum Beispiel für eine optimierte
Raumauslastung sorgt, Materialbedarfe feststellt und wichtige Informationen zu geplanten Terminen an das Klinikpersonal weitergibt – also quasi die Vogelperspektive einnimmt
und alles Wichtige im Blick behält. Ein solches System übernimmt auf diese Weise notwendige Abstimmungsprozesse,
die normalerweise zeitaufwendig und kostenintensiv sind,
da sie Personalressourcen binden und auch zur Mitarbeiterunzufriedenheit beitragen.
Informationen intelligent bündeln
Wissenschaftler des Fraunhofer ISST entwickeln derzeit eine
solche Lösung: die Krankenhausleitwarte. Sie bündelt das
Wissen über alle wichtigen Informationen im Krankenhaus
und stellt es dem Personal zur Verfügung.
Eine verbesserte Ressourcenplanung durch eine technische
Unterstützung gelingt jedoch nur, wenn Mitarbeiter nicht
unnötig mit Informationen versorgt werden. Irrelevante Daten im Sinne eines „information overload“ müssen ausgeblendet werden. So möchte eine Pflegekraft auf der Station
beispielsweise nicht wissen, wie gut das Röntgengerät
ausgelastet ist, sondern nur, wann der nächste Patient zur
radiologischen Untersuchung angemeldet ist und welche
Vorbereitungen dafür noch zu treffen sind. Die Auslastungsinformation ist wiederum für den Finanzcontroller
interessant – oder auch für den Techniker, der möglicherweise anstehende Wartungsschritte organisieren muss.
Die Krankenhausleitwarte besteht deshalb aus mehreren
Modulen, die alleine, aber auch mit weiteren hausinternen
Systemen interagieren und Informationen auf einer Art
Dashboard je nach Anwendertyp sinnvoll zusammenstellen.
Auf diese Weise erhält jeder Mitarbeiter genau die – und
nur die – Information, die er für einen reibungslosen Ablauf
seiner Tätigkeit im Klinikalltag benötigt. Die komplexen Vorgänge im Krankenhaus werden so für den einzelnen Akteur
transparenter und überschaubarer.
Auf Akteursgruppen zugeschnitten: Die Module
der Leitwarte
Die Krankenhausleitwarte des Fraunhofer ISST hilft dabei,
Ressourcen besser zu planen und auf diese Weise die Abläufe im Klinikalltag zu optimieren. Damit alle Akteure im
Krankenhaus von der Leitwarte profitieren können, ohne in
einer Informationsflut unterzugehen, wird die Komplexität
des Systems durch einzelne Module reduziert und separiert.
Sie sind als lernende, sich weiterentwickelnde Systeme konzipiert, die eine Echtzeit-Überwachung ermöglichen und die
Zusammenhänge zwischen Ressourcen, Auswirkungen auf
die Kosten und die Tätigkeiten des Einzelnen verstehen.
Folgende Module sollen die Informationsbedarfe der einzelnen Akteursgruppen im Krankenhaus bedienen: Care Plan
Cockpit, Cost & Revenue Cockpit, Task Manager, Hospital
Ressource Manager und Transparenzserver. Erst die Komposition dieser Module ermöglicht die gewünschte Echtzeit-Ressourcensteuerung sowie eine optimale Transparenz
des gesamten Klinikbetriebs. Jedes Modul kann aber auch
schon einzeln eingesetzt einen bedeutenden Mehrwert in
der jeweiligen Fachabteilung bieten.
Hospital Engineering Magazin // 7
TITELTHEMA
Transparenzserver: Das Fundament der Leitwarte
Der Transparenzserver bildet das Fundament der diversen
Module der Leitwarte. Viele Informationen, die im Rahmen
des Leitwarten-Projektes benötigt werden, sind bereits in
diversen IT-Systemen des Krankenhauses vorhanden: Die
Aufnahme eines Patienten ist durch das Anlegen seines
Falles im Krankenhaus Informationssystem (KIS) terminiert,
die Dokumentation eines CTs wird im Radiologie Informationssystem (RIS) abgeschlossen. Doch oft mangelt es an
der Kommunikation zwischen den Systemen, sodass keine
Zusammenhänge hergestellt und daraus Konsequenzen gezogen werden könnten. Der Transparenzserver übernimmt
diese Kommunikation. Er dient als Schnittstelle zwischen
den existierenden Systemen des Krankenhauses sowie den
Elementen der Leitwarte des Fraunhofer ISST und kann die
gesammelten Informationen regelbasiert verarbeiten.
Care Plan Cockpit:
Der individuelle Pfad des Patienten
Das Care Plan Cockpit ermöglicht eine anwendergerechte
Modellierung von individuellen Behandlungsplänen für den
Patienten. Dabei kann der Anwender auf bereits vordefinierte Maßnahmen zurückgreifen und diese per „Drag &
Drop“ in den Behandlungspfad des Patienten einfügen.
Für jede Maßnahme können die benötigten Ressourcen
wie Personal, Räume und Materialien bereits mitgeplant
werden. Berücksichtigt werden auch die einer Maßnahme
vor- und nachgelagerten Schritte. So sind Transportzeiten,
besondere pflegerische Maßnahmen nach einer Operation,
zum Beispiel nach einer Herzkatheteruntersuchung, bereits
fest eingeplant. Dadurch erhält der Anwender eine maximale Übersicht mit minimalem Aufwand pro Fall.
Mehr Zeit für Kernaufgaben
Zu einer effizienten Patientenversorgung gehört auch,
dass die Pflegekraft zum Beispiel die benötigte Vakuumpumpe nicht erst suchen und dafür bei mehreren Stationen nachfragen muss. Der Verleih von Geräten zwischen
benachbarten Stationen ist gelebte Realität, aber wird in
der Regel nicht dokumentiert. Dabei hilft ein gutes Ressourcenmanagement an vielen Stellen: Die Pflegekraft kann
am Stations-PC oder mit ihrem mobilen Endgerät direkt
sehen, auf welcher Station sich ein Gerät befindet und in
welchem Status es ist: einsetzbar, defekt oder zum Beispiel
in Wartung. Eine Ausrüstung mit Barcodes an den Geräten
ermöglicht den situationsbezogenen Zugriff auf relevante
Gerätedaten: Die Pflegekraft scannt und kann das Gerät
mit einem Klick als defekt oder verliehen melden oder aber
einen Blick auf die Kurzanleitung werfen. Der Techniker
kann auf dieselbe Weise ein Gerät für den Wartungspro-
Ob Krankenpfleger, Mediziner, Techniker, Logistiker oder
Verwaltungsangestellter – die einzelnen Module der Leitwarte sind in der Lage, die jeweiligen Informationsbedarfe
des Personals sinnvoll abzudecken. Dargestellt werden die
relevanten Daten auf übersichtlichen Dashboards, die Informationen in Echtzeit zur Verfügung stellen. Die Krankenhausleitwarte hat dabei nicht das Ziel, sämtliche Prozesse
im Krankenhaus zu automatisieren und dabei den Menschen zu vergessen – im Gegenteil: Final geht es darum,
jedem Mitarbeiter des Krankenhauses die Unterstützung
zukommen zu lassen, die er benötigt, um seine Aufgabe
bestmöglich zu erfüllen – und ihm unnötigen, zeitraubenden Mehraufwand zu ersparen. Denn die Hauptaufgabe
eines Krankenhauses liegt letztendlich in der medizinisch
und pflegerisch hochwertigen Patientenversorgung. Und
die kann mit den Modulen der Leitwarte reibungsloser
gelingen.
Der Taskmanager ermöglicht eine verbesserte Aufgabenplanung verbunden mit klaren Zuordnungen, um zeitaufwendige Abstimmungsprozesse zu vermeiden. Mit dem
separaten Modul können Aufgaben direkt erstellt und
Personen oder Personengruppen zugewiesen werden. Eine
automatisch generierte Erinnerung verhindert, dass Aufgaben vergessen und Abläufe gestört werden.
HOSPITAL
Care Plan
Hospital
Cockpit Resource Manager
Aufgaben
Kosten &
Erlöse
r
ve
Ressourcen
er
Prozesse
zs
en
Weitere Vorteile bringt jedoch erst eine Anbindung an das
Care Plan Cockpit mit sich. Sind durch die modellierten
Behandlungspfade die Vorgänge auf den verschiedenen
Stationen bekannt, können viele der Nebenprozesse direkt
und automatisiert in Form von Aufgaben für das Personal
abgebildet werden: Der Transportauftrag, der direkt auf
dem mobilen Endgerät erscheint, oder der Hinweis auf die
nächste Umlagerung des immobilen Patienten: Eine situationsangepasste Erinnerung oder Auflistung in Form einer
To-do-Liste vereinfacht die Situation für den Anwender.
Wichtig ist hierbei aber auch, dass die Realität auf der Station abgebildet werden kann: Die gesammelte Übergabe von
Aufgaben am Ende der Schicht muss genauso einfach umzusetzen sein wie das Delegieren einzelner Aufgaben an die
Kollegen oder das Ablehnen einer Aufgabe, wenn einfach
ar
8 // Hospital Engineering Magazin
Hospital Ressource Manager:
Die Gerätenutzung vereinfachen
sp
Wenn alle Behandlungsmaßnahmen im Care Plan Cockpit
Taskmanager:
Die Aufgabenplanung besser gestalten
zess außer Betrieb nehmen oder die technischen Daten
einsehen. Dass auch die Medizintechnik davon profitiert,
zu wissen wo die Geräte sich in der Regel befinden – zum
Beispiel um eine Neuverteilung auf die einzelnen Stationen
oder Neubeschaffungen bei erkannten Engpässen anzustoßen – versteht sich von selbst.
an
Cost & Revenue Cockpit:
Die Kosten im Blick behalten
Wie genau die Kosten berechnet werden sollen, kann das
Krankenhaus selbst definieren: Von festen Kostensätzen
pro Behandlungsschritt bis hin zur genauen Zuordnung
von Personenzeiten und Kosten je nach Qualifikationsgrad
des Personals und der tatsächlich verwendeten Materialien
sind verschiedene Detailgrade möglich. Die Einführung des
Moduls ermöglicht dadurch eine verbesserte finanzielle
Übersicht über die einzelnen Behandlungsfälle.
keine Kapazitäten mehr verfügbar sind. Dass auch nicht
pflegerelevante Kleinigkeiten wie eine defekte Glühbirne
direkt vom mobilen Gerät mit wenigen Klicks als Aufgabe
an die Technik gemeldet werden können und nicht mehr im
allgemeinen Stress verloren gehen, entspannt die Lage auf
der Station zusätzlich.
Tr
Das Care Plan Cockpit kann zu Beginn als eigenständiges
Modul genutzt werden. Eine Anbindung an die weiteren
Module bringt jedoch einen klaren Mehrwert. So wird
durch die Verbindung mit dem Task Manager etwa automatisch eine Aufgabe für die Pflegekraft generiert, wenn
eine Maßnahme neu geplant wird, der eine pflegerische
Tätigkeit wie eine Rasur vorausgeht. Dabei werden zeitliche
Abhängigkeiten und Qualifikationsgrade (Wer darf was?)
berücksichtigt.
eingetragen sind, was liegt da näher, als diese auch für eine
Kalkulation der Kosten auf Basis der eingeplanten Ressourcen zu verwenden? Mit dem Cost & Renvenue Cockpit
können jeder Maßnahme direkt die jeweiligen Kosten
zugeordnet werden. So kann in Echtzeit ein Abgleich zur
DRG (Diagnosis Related Group) erstellt und der tatsächliche
Erlös im Auge behalten werden: Wie viele Kosten sind bereits entstanden, welche Kosten fallen aufgrund der vorab
geplanten Maßnahmen für die weiteren Behandlungsschritte noch an und wie hoch ist der erwartete Gewinn? Oder
kurz gesagt: Ist es sinnvoller, das CT noch heute durchzuführen, damit der Patient zeitnah entlassen werden kann,
oder hat die Untersuchung Zeit bis morgen?
Task
Manager
Cost & Revenue
Cockpit
Hospital Engineering Magazin // 9
THEMA
IT-gestützte
Kapazitätsplanung
Effizienter Einsatz von
Ressourcen im Krankenhaus
Ausgangssituation
D
ie Arbeitsabläufe der stationären und ambulanten
Patientenversorgung in den rund 2.000 deutschen
Krankenhäusern sind sehr komplex und stark arbeitsteilig. Außerdem weisen sie viele Schnittstellen mit internen
und externen Organisationseinheiten auf. Denn Behandlungsprozesse werden in Zusammenarbeit einer Vielzahl von
Abteilungen wie Stationen, Funktionsbereichen, zentralen
Versorgungseinrichtungen und Dienstleistern erbracht.
Trotz der zahlreichen Abhängigkeiten bestimmt im Klinikalltag in vielen Bereichen abteilungsorientiertes Handeln die
Entscheidungsfindung. Nicht selten führt das zu Problemen
– insbesondere an den Schnittstellen zwischen einzelnen
Abteilungen. Die Leidtragenden sind Patienten und das
Personal. So beklagen klinische Mitarbeiter immer wieder
Ineffizienzen in ihrem Arbeitsumfeld. Gleichzeitig bekommen sie zu spüren, dass der wirtschaftliche Druck stetig
steigt, und damit die Anforderungen, sich im Wettbewerb
möglichst gut zu positionieren.
Foto: VILevi - Fotolia
Parallel nehmen auch die Ansprüche an Leistung, Qualität
und Dokumentation der medizinischen und pflegerischen
Versorgung kontinuierlich zu. Reibungslose Abläufe im Klinikalltag wären in dieser Situation das A und O. Doch dafür
bedarf es abteilungsübergreifendem, prozessorientiertem
Planen und Handeln sowie geschicktem Ressourcenmanagement – genau daran fehlt es in den meisten deutschen
Kliniken und Krankenhäusern.
10 // Hospital Engineering Magazin
Eine besondere Herausforderung stellt in diesem Kontext
die enorme Komplexität des Systems Krankenhaus dar: Die
Aufnahme eines Patienten zieht eine Vielzahl medizinischer,
pflegerischer und administrativer Leistungen nach sich, die
von einer Vielzahl von Abteilungen, Stationen und Funk-
Hospital Engineering Magazin // 11
THEMA
Fachabteilungen im Krankenhaus können pro Tag oder
Schicht nur eine begrenzte Anzahl von Leistungen erbringen – sie sind also hinsichtlich ihrer Ressourcen beschränkt.
Die Mehrzahl der Krankenhäuser weiß dabei nicht oder nur
rudimentär über die Menge der verschiedenen Leistungen
Bescheid, die sie von den Abteilungen insgesamt pro Tag
benötigen. Das versetzt die Häuser unausweichlich in ein
Dilemma: Anfordernde Abteilungen beauftragen Leistungen
spontan, also erst unmittelbar bei Bedarfsentstehung.
Hierdurch entsteht eine Konkurrenz um Ressourcen.
Leistungsbringende Abteilungen müssen demzufolge zur
Gewährleistung der Versorgungssicherheit so viele Ressourcen vorhalten, dass möglichst viele Leistungen bearbeitet
werden können – falls sie denn notwendig werden. Dieses
Verhalten führt zu zwei Extremen: Werden mehr Ressourcen
vorgehalten als tatsächlich benötigt werden, kommt es zu
Leerläufen. Bei zu wenig vorgehaltenen Ressourcen können
hingegen Lastspitzen entstehen, die zu Mehrarbeit, Stress
und qualitativen Einbußen bei der medizinischen Versorgung führen.
Dadurch kommt es besonders an den Schnittstellen
zwischen Funktions- und Fachbereichen immer öfter auch
zu Verzögerungen und Wartezeiten im Patientendurchlauf.
Problemursachen
Die Ursache dieser Problematik ist klar zu identifizieren.
Sie liegt in der fehlenden Prozessorientierung und der
mangelnden Planung begründet. Dabei ist mit der Aufnahme der meisten Elektivpatienten (die z. B. für eine geplante
Operation ins Haus kommen) der Bedarf nach den einzelnen
Leistungen der diversen Fachabteilungen eigentlich schon
festgelegt. Denn Behandlungsstandards im Haus, die explizit
oder implizit „dokumentiert” sind, legen dies fest. Selbst
bei Notfallpatienten herrscht nach erfolgter Erstversorgung
12 // Hospital Engineering Magazin
und Abstimmung der weiteren Behandlung in der Regel
Klarheit über die nachfolgenden Schritte. Das Kernproblem
ist also nicht eine per se fehlende Planbarkeit, sondern das
Fehlen einer zentralen Sicht „aus der Vogelperspektive”,
die die Leistungsbedarfe aus den Fallplanungen heraus an
die Fachabteilungen kommuniziert, koordiniert und final
optimiert.
Insbesondere immer kürzere Verweildauern und komplexere
Krankheitsbilder sowie die Konkurrenz zwischen elektiven
und Notfallpatienten erschweren die Kapazitätsplanung
und erfordern eng verzahnte Prozesse. Diese können jedoch
häufig nicht realisiert werden, weil es an den entscheidenden Werkzeugen fehlt: IT-Systeme, die dazu in der Lage
sind, Transparenz über alle Abläufe im Haus zu schaffen und
so eine effizientere Gestaltung des Klinikalltags zu ermöglichen.
Unser Konzept
Zur Lösung der aktuellen Problemsituation entwickelt das
Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST
deshalb eine Softwarelösung für Krankenhäuser. Mit diesem Werkzeug soll die Ressourcenauslastung in einzelnen
Fachabteilungen anhand von Kennzahlen gemessen und
optimiert werden können. Das wird dadurch erreicht, dass
medizinische Leistungen verschiedener Fachabteilungen in
Behandlungsplänen erfasst werden und die zu erwartende
Last der Fachabteilungen automatisch ermittelt wird. Durch
Anpassungen der Behandlungspläne und Umplanungen der
einzelnen Maßnahmen im Rahmen der medizinischen Freiheitsgrade und einer Optimierung in den Leistungsstellen,
lassen sich Leerstände und Lastspitzen vermeiden.
Unsere Lösung
Illustration: keko-ka - Fotolia
tionsbereichen wie zum Beispiel dem OP erbracht werden
müssen. Ohne diese Leistungen kann der Genesungsprozess
des Patienten nicht voranschreiten. Sie stellen somit den
klinischen und zugleich kritischen Pfad eines Patienten
durch das Krankenhaus dar. Für jede einzelne Leistung auf
diesem Pfad werden Ressourcen benötigt – für eine Operation müssen beispielsweise Personal, Geräte (z. B. C-Bogen),
Räume (z. B. OP-Saal) und Material (z. B. Sterilgut, Medikalprodukte) zur Verfügung stehen.
THEMA
In Schritt zwei werden die Systeme schließlich in den
Stationen und Funktionsabteilungen eingeführt. Hierdurch
bekommt das Personal Werkzeuge in die Hand, die den
Klinikalltag transparenter machen und auf diese Weise
eine verbesserte Planung ermöglichen. Mit den einzelnen
Leitwartenmodulen werden unter anderem die durch den
Ressourceneinsatz verursachten Kosten sowie die darauf
bezogenen Erlöse in Echtzeit transparent (Modul Cost &
Revenue Cockpit CoRe) und Behandlungsprozesse lassen
sich maßnahmen- und ressourcenorientiert planen und steuern (Modul Care Plan Cockpit). Zudem kann die Aufgabenplanung effizienter gestaltet werden, weil Aufgaben direkt
erstellt und mit klaren Zuordnungen zugewiesen werden
können, ohne dass zeitaufwendige Abstimmungsprozesse
nötig werden (Modul Task Manager).
Kontakt:
Dipl.-Inf. Sebastian Meinecke
Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung „eHealth”
am Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST
Telefon 0231 / 97 6 77-429
[email protected]
Das Haus erhält somit in zwei Schritten eine umfassende Leitwarte, die einen Gesamtüberblick im Sinne einer
Vogelperspektive ermöglicht – und mit der Ressourcen,
von Räumen und Geräten bis hin zu Leistungen von Funktionsabteilungen, effizient verwaltet und überwacht werden
können.
Nach der Analyse der relevanten Abläufe und Abhängigkeiten der betroffenen Prozesse des zu optimierenden Bereichs,
werden Prozesse und Ressourcenabhängigkeiten durch das
Fraunhofer ISST in einer am Institut entwickelten „Krankenhaus-Leitwarte” abgebildet: Diese Leitwarte besteht aus
verschiedenen Modulen für die Aufgaben-, Kosten, Ressourcen- und Prozessplanung, die alle wichtigen Informationen
des Krankenhausbetriebes prozessorientiert auswerten.
Das so entstandene Wissen kann den Mitarbeitern individuell gebündelt zur Verfügung gestellt werden – entsprechend
ihren Anforderungen nach Tätigkeits- und Aufgabenbereich.
Hospital Engineering Magazin // 13
THEMA
THEMA
Illustration: Fraunhofer ISST
Hilfe eines systematischen Katalogs alle Krankenhausbereiche, in denen Digitalisierung derzeit eine Rolle spielt und
zukünftig spielen wird.
NEUES ANGEBOT DES FRAUNHOFER ISST:
DIGITALISIERUNGS-CHECK FÜR KRANKENHÄUSER
Die Digitalisierung von Informationen, Geräten und anderen Objekten ist allgegenwärtig.
Google, SmartWatches, Navigationsgeräte – wenn eine Information fehlt, ist sie in Sekundenschnelle da. Welches Krankenhaus kann da wie gut Schritt halten?
N
atürlich ist heute kein Krankenhaus mehr ohne IT
denkbar. Aber elektronische Patientenakten, im besten Fall mobil am Krankenbett verfügbar, sind schon
die Ausnahme. Arztbriefe werden häufig noch gefaxt,
Materialressourcen zeitraubend telefonisch bestellt. Generell ist der Umgang mit Ressourcen wie Personal, Räumen,
Geräten etc. eher selten elektronisch unterstützt. Digitalisierung ist natürlich kein Selbstzweck. Gerade Gesundheitseinrichtungen müssen mit Blick auf ihre knappen Budgets
genau prüfen, wo eine Umstellung bestehender Prozesse
auf digitale Alternativen sinnvoll ist – für die Geschäftsführung eines Hauses keine leichte Aufgabe, die Handlungsfel-
14 // Hospital Engineering Magazin
Die Analyse umfasst:
■■ Behandlungspfade und Workflow Management in
Pflege- und Untersuchungsprozessen,
■■ Patientendaten und Patientenkommunikation,
■■ IT-Management / technische Infrastruktur (inkl. Wartung, Betrieb, Lokalisierung und Nutzung technischer
Geräte),
■■ Belegungsmanagement / Kapazitätssteuerung,
■■ Intersektorale Kommunikation,
■■ Aufgaben- und Wissensmanagement,
■■ Logistik- und Ressourcenmanagement (z. B. Medikalprodukte, Bettenlogistik, Speisenversorgung),
■■ Mobile Kommunikation,
■■ Berichtswesen / Pflege-, Medizin-, Finanzcontrolling.
Darauf aufbauend erhält das Krankenhaus eine Kurzanalyse
über den Status quo der Digitalisierung, eine Bewertung
der Stärken und möglicher Verbesserungspotenziale. Hier
fließen die Erfahrungen des Fraunhofer ISST aus zahlreichen
eHealthcare-Projekten (z. B. zur elektronischen FallAkte, zur
Kapazitäts- und Belegungssteuerung, zur Krankenhauslogistik oder im Bereich Telemedizin) mit ein.
Der Digitalisierungs-Check des Fraunhofer ISST versteht sich
als Einstiegsanalyse. Mit geringem Eigenaufwand erhalten
Krankenhäuser wertvollen, neutralen Input für ihre persönliche Digitalisierungsstrategie. Dieser berücksichtigt die
besonderen Anforderungen an digitale Daten in Gesundheitseinrichtungen – vom Datenschutz bis hin zur Individualität, die es trotz Leitlinien und klinischen Pfaden weiterhin
geben wird. Die Identifikation möglicher „Quick-Wins”
durch Technologie liegt im Fokus.
WARUM MIT FRAUNHOFER?
Die Fraunhofer-Gesellschaft arbeitet als größte Forschungseinrichtung Europas herstellerneutral und kreativ. Fraunhofer-Institute gestalten Technik, entwerfen Produkte, verbessern Verfahren, bieten umfassende Beratungsleistungen an
und eröffnen neue Wege – im Auftrag ihrer Kunden und
am Puls der Zeit.
Das Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST kennt den Markt der Gesundheitstechnologien
aus diversen Projekten und Perspektiven, zum Beispiel als
Forschungspartner des Bundesgesundheitsministeriums im
Rahmen der Entwicklung von Anwendungen für die Elektronischen Gesundheitskarte oder als technischer Partner
des Vereins Elektronische FallAkte e. V., in dem sich Kliniken
aus ganz Deutschland mit einer Vision für eine Verbesserung der intersektoralen Kommunikation zusammengeschlossen haben (www.fallakte.de). Das Institut ist darüber
hinaus Leiter der „Hospital Engineering Initiative”, in der
sich mehr als 80 Wirtschafts- und Anwendungspartner aus
dem stationären Sektor gemeinsam der Entwicklung eines
„Krankenhauses der Zukunft” und eines entsprechenden
Labors verschrieben haben (www.hospital-engineering.org).
Auch international bestehen Erfahrungen, zum Beispiel als
Begleiter und Reviewer internationaler Krankenhausprojekte wie z. B. des Baus eines zentralen Großkrankenhauses
für eine ganze Region im dänischen Aarhus. Das Fraunhofer ISST arbeitet auch als Analyst für Prozessoptimierungen
in Krankenhäusern z. B. mit Blick auf die gesamte Ressourcensteuerung und als als Entwickler telemedizinischer,
mobiler Lösungen für spezielle Patientengruppen (z. B.
Adipositas-App).
VOM CHECK ZUR INNOVATION
Kontakt:
der mit dem größten Leidensdruck und eine dazu passende
tragfähige technologische Lösung zu identifizieren.
DER CHECK – KURZ, SCHNELL, UMFASSEND
Der Digitalisierungs-Check des Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik ISST setzt hier an: Entscheider im
Krankenhaus erhalten in kurzer Zeit einen aktuellen Status
der Digitalisierung in allen Kernbereichen des Krankenhauses. In einem Workshop mit den Verantwortlichen (Geschäftsleitung, IT- und Technische Leitung, Ärztlicher Dienst,
Pflegedienstleitung) untersuchen die Wissenschaftler mit
Über den Check-up hinaus bietet das Fraunhofer ISST auch
die Begleitung und Umsetzung konkreter Innovationsprojekte an. Das Dienstleistungsangebot umfasst die Konzeption sicherer IT-Lösungen unter Berücksichtigung notwendiger Anforderungen und geltender Rahmenbedingungen,
die Standardisierung von Schnittstellen auf IT-Ebene (durch
IHE / HL 7), Software-Entwicklung für individuelle Lösungen
sowie dem Aufbau von Kompetenz-Netzwerken (Think
Tanks). Ein Digitalisierungs-Check ist auch kurzfristig
möglich.
Dipl.-Inf. Sebastian Meinecke
Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung „eHealth”
am Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST
Telefon 0231 / 97 6 77-429
[email protected]
Hospital Engineering Magazin // 15
THEMA
THEMA
D
as definierte Aufgabenfeld des Pflegepersonals im
Krankenhaus liegt im Bereich der Grund- und Behandlungspflege. Im Zuge des personellen Mangels
übernehmen Pflegekräfte allerdings vermehrt ärztliche und
pflegefremde Tätigkeiten, so dass der Anteil der Pflegetätigkeiten am Patienten abnimmt. Somit entsteht die Notwendigkeit, das Pflegepersonal zu entlasten, indem man
pflegefremde Tätigkeiten an andere Berufsgruppen weiterleitet, um weiterhin eine gesicherte Patientenversorgung
zu gewährleisten. Dabei werden patientenferne, stationsinterne Tätigkeiten aus dem Bereich der Beschaffung und
Logistik (z. B. Bestellung und Verräumung von Artikeln) und
stationsübergreifende Tätigkeiten wie beispielsweise der
Patientenbegleitdienst von anderen qualifizierten Kräften,
wie von Versorgungsassistenten, übernommen.
ten wird die OP-Pflege wesentlich entlastet. Dies führt zu
einer Verdichtung der anfallenden Tätigkeiten aufgrund von
Kapazitätserhöhungen sowie zu einem optimierten Einsatz
der vorhandenen Personalressourcen im OP-Bereich.
Kontakt:
Dipl.-Oec. Dominika Dragon
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am
Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML
Foto: ©Tyler Olsen, www.fotolia.de
Telefon 0231 / 97 43 -355
Entlastung der Pflegefachkräfte durch
alternative Personaleinsatzkonzepte im
OP-Bereich
Der Fachkräftemangel ist ein bedeutendes Problem in Krankenhäusern mit erheblichen Auswirkungen auf den OP-Bereich. Nach Expertenmeinungen ist dadurch die Sicherheit der Patientenversorgung bedroht. Ein Lösungsansatz kommt aus dem Bereich der Logistikplanung. Mit neu
entwickelten Personaleinsatzkonzepten wird diesem Problem entgegengewirkt.
16 // Hospital Engineering Magazin
Während in vielen Krankenhausstationen bereits die Pflegekräfte, durch Weiterleitung von pflegefernen Tätigkeiten an
qualifizierte Mitarbeiter, entlastet werden, stellt der OP-Bereich noch eine Ausnahme dar. Innerhalb des OP-Bereichs
gilt es somit Versorgungsassistenten zur Unterstützung des
OP-Pflegepersonals einzusetzen. Tätigkeiten wie die Bewirtschaftung des OP-Lagers, Bereitstellung von OP-Materialien
oder das Richten der Instrumentarien für die Operation
werden nicht mehr vom OP-Pflegepersonal übernommen.
Die Übertragung solcher logistischen Tätigkeiten kann unter
Berücksichtigung aller Prozessabhängigkeiten insbesondere
zu einer Verkürzung der Wechselzeit führen. Damit einhergehend sind eine Reduktion der Saallaufzeit (Erhöhung der
Operationszahl), Reduktion von Überstunden und Senkung
der Betriebskosten. Der Einsatz von zusätzlichem Personal
rechnet sich dementsprechend durch eine höhere OP-Auslastung und einer effektiven Nutzung der genannten Ressourcen im OP-Bereich.
[email protected]
Im Rahmen der Ressourcenplanung wird hierzu zunächst
ein Tätigkeitsprofil mit allen dazugehörigen Prozessen
erstellt. Dabei können den Versorgungsassistenten auch
weitere Aufgabenbereiche wie das Ein- und Ausschleusen
der Patienten oder Aufräumtätigkeiten im OP zugeschrieben werden. Die Projekterfahrung zeigt, dass eine frühzeitige und ganzheitliche Betrachtung von bestehenden
und neu strukturierten Prozessen bei der Einführung von
Versorgungsassistenten unumgänglich ist. Nur so kann eine
prozess-, zeit-, sowie bedarfsorientierte Personalkalkulation
entwickelt werden. Dazu werden bestehende Prozessabläufe hinterfragt und optimiert sowie eine optimale Nutzung
der im Krankenhaus zur Verfügung stehenden Ressourcen
gewährleistet. Durch den Einsatz von Versorgungsassisten-
Hospital Engineering Magazin // 17
THEMA
THEMA
Hospital Engineering in the Large
Der Bau des Super-Hospitals in Aarhus
Hospital Engineering findet nicht nur in Deutschland statt. Werfen wir einen Blick über
den Zaun zu unseren nördlichen Nachbarn nach Dänemark. In Sachen Innovationen im
Gesundheitswesen gilt das Land als Vorreiter in Europa: elektronische Patientenakten
– bei uns noch stark in der Diskussion – sind dort bereits seit zehn Jahren etabliert, Telemedizin oder Lösungen zum Ambient Assisted Living finden gerade den Weg in die Regelversorgung. Dass Dänemark Deutschland in diesem Bereich so weit voraus ist, hat vor
allem mit seiner Größe zu tun. Als kleines Land kann es einfachere Strukturen aufbauen
– verbunden mit kurzen und klaren Entscheidungswegen, die ein konsequentes, strategisches Vorgehen erleichtern.
Das neue Zentralhospital im dänischen Aarhus umfasst ein Gelände von 380.000 m²
Gebäude wie diese werden künftig die medizinische Versorgung von 1,1 Millionen Patienten pro Jahr beherbergen
D
änemark hat circa 5,5 Millionen Einwohner, von denen im Großraum Kopenhagen etwa 1,3 Millionen
Menschen leben. Die zweitgrößte Stadt Arhus weist
eine Einwohnerzahl von ca. 250.000 auf. Das Gesundheitssystem ist staatlich organisiert und wird über eine zentrale
Abgabe der Bevölkerung finanziert, die mehrheitlich in
Kleinstädten mit bis dato jeweils eigenen Krankenhausstrukturen lebt. Aufgrund der Erkenntnis, dass eine qualitativ hochwertige und finanziell tragfähige Gesundheitsversorgung der Bevölkerung mit diesen Strukturen auf Dauer
jedoch nicht aufrecht zu erhalten ist, entschied sich der
Staat zum Aufbau eines grundlegenden strukturverändernden Krankenhaussystems.
Mit einem Volumen von insgesamt sieben Milliarden Dollar
wurde ein Programm aufgesetzt, um in einem Zeitraum bis
2020 einige der bestehenden Krankenhäuser zu renovieren
und insgesamt fünf neue, sogenannte Super-Hospitäler zu
bauen. Mit der Errichtung zentralisierter, großer Einheiten
sollen zum einen eine Qualitätssteigerung (z. B. durch die
Steigerung von Fallzahlen) sowie die Unterstützung größerer Spezialisierungen erreicht werden, zum anderen eine
Reduzierung der effizienten Verweildauer für den Patienten. Verbunden mit dem Neubau von Einrichtungen ist der
Abbau von circa 20 Prozent der Krankenhaus-Bettenkapazität landesweit.
18 // Hospital Engineering Magazin
Eines dieser Neubauprojekte ist der Bau des Großkrankenhauses in Skejby bei Aarhus. Hier wird seit circa zwei Jahren
ausgehend von dem bereits existierenden Universitätskrankenhaus ein neuer, erweiterter Gebäudekomplex errichtet.
Zu den bereits heute bebauten 180.000 m2 werden weitere
300.000 m2 bebaut. Damit soll eine Kapazität für jährlich
100.000 Patientenaufnahmen und 900.000 Tagespatienten
geschaffen werden, die von circa 10.500 Beschäftigten
betreut werden. Das Projektvolumen beträgt mehr als 1,3
Milliarden Dollar. Der gesamte Krankenhauskomplex wird
autobahnähnlich angebunden (35.000 erwartete Transportbewegungen täglich zu / vom Krankenhaus) und
ähnelt in seinen Strukturen einer dänischen Kleinstadt
(Wegstrecken bis zu 1,5 km). Bereits im Sommer 2015
sollen die ersten Patienten behandelt werden.
Die gesamte Bauzeit wird sich allerdings noch bis zum
Jahr 2019 hinziehen, das Krankenhaus soll dann 40 bis
50 Prozent der Krankenhausaktivitäten in Zentraljütland
übernehmen.Die Bewirtschaftung einer derartig großen
Einrichtung, wie auch die mit dem Bau verbundenen Ziele
der Effizienzsteigerung, lassen sich nur durch einen massiven Technikeinsatz erreichen. Dabei stehen Lösungen zur
Transparenz des Krankenhausbetriebs, zur effizienten Abwicklung von medizinischen Prozessen und unterstützenden Sekundär-Betriebsprozessen, zur effizienten Ressour-
Hospital Engineering Magazin // 19
THEMA
THEMA
cennutzung aus Betriebssicht und vor
allem zur nutzerorientierten Versorgung
aus Patientensicht im Vordergrund. Es
ist daher nicht verwunderlich, dass viele
Ansätze des Hospital Engineerings im
Rahmen des Projektes intensiv diskutiert
und zur Anwendung gebracht werden.
So wird zum Beispiel dem Thema einer
effizienten Ressourcennutzung durch
den Aufbau einer Infrastruktur Rechnung getragen, die auf einem „Tracing
und Tracking” aller Personen, Geräte
und Objekte beruht. Auf dieser Infrastruktur werden Dienste aufgesetzt,
die es beispielsweise erlauben, medizintechnische Geräte (etwa ein mobiles
Ultraschall-Gerät) zu lokalisieren und
diese zeitnah an den Ort, an dem sie
Aktuell wird an vielen Stellen noch gebaut, aber schon im Sommer 2015 werden die ersten
benötigt werden, zu bringen bzw. die
Patienten in einem der Neubauabschnitte behandelt
Behandlung eines Patienten direkt für
den Raum zu planen, in dem das für die
der Tracing und Tracking-Infrastruktur und erster darauf
Behandlung notwendige medizintechnische Gerät verfügaufbauender Dienste entwickelt. Ein Hauptaugenmerk liegt
bar ist. In Notfällen kann zum Beispiel der Arzt, der einem
dabei auf der Entwicklung eines offenen Systems, das flexiNotfallort am nächsten ist, informiert und angewiesen
bel erweiterbar und möglichst anpassbar an sich verändernwerden, sich um das aufgetretene Problem zu kümmern.
de Anforderungen ausgelegt ist. Das Fraunhofer-Institut
für Materialfluss und Logistik IML hat in der Zwischenzeit
Prozesse, die notwendig sind, um die benötigten bzw. verdie Aufgabe übernommen, verschiedene Logistikprozesse
fügbaren Ressourcen effizient nutzen zu können, können
zu analysieren und auf ihre Optimierung hin zu bewerten.
auf der Basis derartiger Informationen etabliert werden
(etwa ein Bettenmanagement, das auf Basis von LokalisieIm Rahmen des Neubauprojektes lassen sich durch die
rung freier Betten, eine Verwaltung der Ressourcen überkomplexen Fragestellungen und Herausforderungen in
nimmt, eine Steuerung von Reinigungs- und Desinfektionsbesonderer Weise die Kompetenzen einbringen, die die
prozessen übernimmt oder Wartungsprozesse organisiert).
Dies trägt zu einer möglichen Reduktion von RessourcenkaFraunhofer-Institute für ein Hospital Engineering erarbeitet
pazitäten (Abbau von Puffer-Ressourcen) und zu einer mög- haben. Auf der anderen Seite werden durch die Größe und
lichst hohen effektiven Nutzungszeit der Ressourcen bei.
Komplexität dieses Projekts weitere Herausforderungen
Auf der Basis solcher Dienste zum Finden von Personen
erkennbar, die neue Impulse geben und helfen, das Thema
Hospital Engineering weiter zu entwickeln.
oder Objekten, zur Organisation und Abwicklung von
Aufgaben, zur logistischen Steuerung der Versorgung (Medikalprodukte, Speisen etc.) oder auch zum Bettenmanagement werden weitere Funktionen zum Management und
zur Automatisierung von Prozessen etabliert.
20 // Hospital Engineering Magazin
Bilder: www.dnu.rm.dk
Das Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik
ISST begleitet dabei seit mehr als einem Jahr das Projektteam, das den Krankenhausneubau vorantreibt. Zu den
Aufgaben des Fraunhofer ISST gehört dabei die Unterstützung und das kritische Review des Projektkonsortiums, das
im Rahmen einer EU-weiten Ausschreibung den Aufbau
Hospital Engineering Magazin // 21
INTERVIEW
Lars Ganzhorn Knudsen
(r.) im Gespräch mit Dr.
Wolfgang Deiters vom
Fraunhofer ISST
Der Bau des Großkrankenhauses
in Aarhus ist ein Mammutprojekt.
Warum hat sich der dänische Staat
entschieden, ein Krankenhaus in
dieser Dimension zu bauen?
Der Bau des Zentralkrankenhauses
in Aarhus ist Teil einer
umfangreichen Restrukturierung
des dänischen Krankenhaussystems.
Übergeordnetes Ziel der dänischen
Regierung ist die Konzentration von
Krankenhauskapazitäten und um
dieses Ziel zu erreichen, gibt es zur
Zeit eine ganze Reihe von Umbauund Neubauprojekten in Dänemark,
von denen eines der Bau des neuen
Universitätsklinikums (DNU) in
Aarhus ist. Der dänische Staat und
die Regionen investieren insgesamt
sieben Milliarden Dollar für die
Renovierung von elf und den Neubau
von fünf Krankenhäusern, davon
alleine 50 Millionen Dollar für neue
IT-Lösungen.
Im Interview:
Lars Ganzhorn Knudsen über
Hospital Engineering XXL am
„Nye Universitetshospital“ in Aarhus
Die dänische Krankenhauslandschaft wird derzeit im Zuge einer strategischen Neuausrichtung grundlegend neu gestaltet. Ein wesentliches Element ist die Konzentration von Krankenhaus-Gesundheitsdienstleistungen in den jeweiligen dänischen Regionen in Großkrankenhäusern. Insgesamt fünf Krankenhausneubauten sind geplant bzw. im Bau, einer davon ist
„Det Nye Universitetshospital“ in Aarhus. Lars Ganzhorn Knudsen, Chief Information Officer
am Universitätshospital und IT-Projektleiter der Bezirksregierung Midjylland für das Großprojekt, sieht in dieser Aufgabe eine spannende Herausforderung, die nur mit Ansätzen eines
systematischen Hospital Engineerings zu meistern ist, um effiziente und schlagkräftige Prozesse für einen reibungslosen Krankenhausbetrieb sicher zu stellen.
22 // Hospital Engineering Magazin
Was ist das Ziel dieses grundlegenden
Umbaus des stationären Gesundheitssystems?
Die Kosten für die stationäre
Versorgung der Patienten sind
explodiert, daher war Dänemark
gezwungen, neue Wege zu finden,
um die Effektivität der Behandlung
zum Beispiel durch ein besseres
Patientenmanagement zu steigern.
Doch nicht nur die Effektivität,
sondern auch die Qualität ist ein
Argument für eine Konzentration
der Spitzenmedizin an wenigen
Orten: Je größer die Fallzahlen
einer Behandlungen an einem
Ort sind, desto größer ist auch
die Erfahrung. Die Maßnahme ist
auch eine Vorbereitung auf den
demographischen Wandel.
Können Sie uns die Dimension anhand einiger Zahlen verdeutlichen?
Gerne, denn die Zahlen sind
wirklich beeindruckend und ein
guter Beleg für die Größe dieses
Projektes: Das Areal für das neue
Zentralkrankenhaus in Aarhus ist
1,25 Millionen Quadratmeter groß.
Auf diesem Gelände entstehen
Neubauten mit einer Gesamtgröße
von 300.000 Quadratmetern. Die
neuen Gebäude werden integriert in
einen bereits 180.000 Quadratmeter
großen existierenden Altbau. Für die
Anbindung an die Infrastruktur werden
alleine 2,5 Kilometer neue Autobahn
mit zwei bis vier Spuren gebaut. Es
wird 4500 Parkplätze geben.
Bis zu 1200 Menschen arbeiten derzeit
gleichzeitig an der Fertigstellung des
DNU. Nach Fertigstellung werden dort
9000 Angestellte rund eine Million
Patienten pro Jahr versorgen – 90
Prozent davon werden Tagespatienten
sein. Damit wird das DNU dann 40 bis
50 Prozent aller Behandlungen in der
Region Mittel-Jütland abdecken.
Und wann ist die Fertigstellung
geplant?
Mitte dieses Jahres werden die ersten
Patienten im ersten Neubauabschnitt
behandelt. Die Fertigstellung des
gesamten Komplexes ist für 2019
geplant.
Was ist die größte Herausforderung
bei einem Funktionsgebäude dieser
Art?
Für mich lässt sich diese Frage mit
zwei Worten beantworten: Effizienz
und Logistik – wobei Logistik explizit
auch die Informationslogistik meint.
Dabei sehe ich verschiedene Bereiche:
Zum einen die klinische Logistik,
also die Patientensteuerung und
die Organisation auf den Stationen
bzw. zwischen Stationen und
Funktionsbereichen. Der zweite
Bereich ist die Servicelogistik, also das
Management der Betriebsprozesse.
Dazu setzen wir auf auf eine
Lokalisierung aller Objekte wie
beispielsweise Betten, Medizintechnik,
Patienten oder Ärzte und bauen
eine entsprechende Middleware zur
Verwaltung aller Objekte mit Tools
wie etwa „Task Management”, „Bed
Management”, „Trolley Management”
oder „General Search” auf.
Bedenken Sie, dass an dem neuen
Krankenhaus täglich 35.000
Transporte ankommen werden.
Informationen darüber, was
Hospital Engineering Magazin // 23
INTERVIEW
INTERVIEW
Sie haben extrem komplexe und
extrem viele Prozesse, die durch die
technische Infrastruktur gesteuert
werden. Was passiert, wenn die Technik ausfallen sollte? Wie können Sie
die Sicherheit gewährleisten?
Wir arbeiten in der Tat heute schon
sehr technikorientiert. Wir können
bei einem Krankenhaus dieser
Größe und den erforderlichen
Effizienzsteigerungen auch gar nicht
anders. Insofern begreifen wir die
Technik zunächst einmal als Chance
und nicht als Problem. Natürlich sind
wir aber auch entsprechend abhängig
vom Funktionieren der technischen
Unterstützung und müssen dies mit
Sicherheit gewährleisten. Wir setzen
dazu auf Redundanz: So werden
zum Beispiel alle IT-Systeme doppelt
verfügbar und gespiegelt betrieben
werden. Fällt ein System aus, kann auf
die Kopie umgeschaltet werden, ohne
dass der Nutzer dies merkt.
Natürlich haben wir aber auch
Notfallroutinen und Fall-Back-Prozesse,
um im Fall der Fälle noch einen
Minimalbetrieb aufrecht erhalten zu
können.
Was ist Ihr persönliches Highlight an
diesem Neubau? Was fasziniert Sie
am meisten?
Ein Objekt dieser Größe zu
gestalten, ist mit Sicherheit eine
Herausforderung. Mich reizt vor allem,
dass es zu weiten Teilen ein kompletter
Neubau ist, der die Gelegenheit bietet,
komplett umzudenken und Prozesse
24 // Hospital Engineering Magazin
von Grund auf neu zu gestalten und
zu unterstützen.
Sie haben sich mit Fraunhofer eine
externe Begleitung beim Aufbau der
technischen Infrastruktur aus dem
Ausland mit ins Boot geholt. Warum?
Dänemark ist ein kleines Land. Wir
wollten über den Tellerrand blicken
und nicht betriebsblind sein. Ich
habe dann vom Hospital Engineering
Labor der Fraunhofer-Gesellschaft
gehört und mich vor Ort von der
Forschungsarbeit überzeugt. Danach
war ich mir sicher, dort den richtigen
Partner mit einem fundierten Blick von
außen gefunden zu haben.
Glauben Sie, dass eine derartige
Zentralisierung von medizinischen
Leistungen, wie Sie sie mit dem neuen Universitätskrankenhaus in Aarhus
Das kann ich nicht wirklich
beurteilen. Ich kann nur sagen, dass
wir in Dänemark mit dem zentral
organisierten Gesundheitssystem und
einer großen Innovationsbereitschaft
sehr gute Erfahrungen machen.
Was ist – ganz allgemein – Ihre Vision
für eine Gesundheitsversorgung der
Zukunft?
Ich kenne vor allem den Bereich
der Krankenhausorganisation, also
würde ich auch gerne ein Beispiel aus
diesem Segment wählen: Ich denke,
wir brauchen eine Fokussierung
auf Prozesse, und damit meine ich
nicht nur die Behandlungsprozesse,
sondern auch die Betriebsprozesse
bzw. logistische Prozesse. Ich
glaube, dass durch konsequente
Prozessoptimierung und einen
massiven Einsatz von IT-Technologie
zur Prozesssteuerung und -planung
die größten Effizienzsteigerungen zu
erreichen sind.
Zur Person
Lars Ganzhorn Knudsen
ist CIO des Umbauprojekts am „Det Nye Universitetshospital“ im dänischen Aarhus. Der 54-Jährige
studierte Geophysik und Wirtschaft und arbeitete
zunächst im Rahmen wissenschaftlicher Expeditionen
in Dänemark und Norwegen, bevor er als CIO an das
Skejby Hospital in Aarhus kam. In seiner jetzigen Rolle am Universitätshospital ist er verantwortlich für die Bereiche Innovation, Informationstechnologie und Logistik.
Hospital Engineering Magazin // 25
Fotos: Fraunhofer ISST / DNU Aarhus
gerade wo verfügbar ist und wohin
muss, sind die alles entscheidende
Grundlage, damit der Betrieb
funktionieren kann.
einführen, auch in anderen Ländern,
beispielsweise bei uns in Deutschland,
möglich und sinnvoll wäre?
REPRÄSENTANT
REPRÄSENTANT
Prinzessin Mary ernennt
die Repräsentanten für
„Healthcare Denmark”.
Links neben der Prinzessin:
Prof. Dr. Jakob Rehof, Leiter des
Dortmunder Fraunhofer-Instituts für
Fotos: Kristian Brasen
Software und Systemtechnik ISST.
Fraunhofer-Institutsleiter aus Dortmund
wird E-Health-Repräsentant in Dänemark
Hohe Ehre für einen gebürtigen Dänen: Prof. Dr. Jakob Rehof, Institutsleiter des Dortmunder
Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik ISST, wurde von Ihrer Königlichen
Hoheit Kronprinzessin Mary von Dänemark zum Internationalen Repräsentanten für die
dänische Gesundheitswirtschaft ernannt.
Die Organisation „Healthcare Denmark”, deren Patronin
die Kronprinzessin ist, arbeitet im Auftrag des Landes
Dänemark und privater dänischer Industrieunternehmen
an der internationalen Vermarktung dänischer Lösungen
für das Gesundheitswesen. Ziel ist es nicht, einzelne
Produkte im Ausland zu verkaufen, sondern generell
26 // Hospital Engineering Magazin
die Innovationskraft der dänischen Gesundheitsbranche
gebündelt darzustellen. Um diesen Auftrag noch
besser erfüllen zu können, hat Healthcare Denmark
nun ein Komitee aus insgesamt zwölf internationalen
Repräsentanten aus Großbritannien, den USA und
Deutschland ernannt. Unter ihnen ist auch Professor
Jakob Rehof, der seit 2006 das Dortmunder FraunhoferInstitut für Software- und Systemtechnik ISST leitet.
Das Fraunhofer ISST arbeitet seit Jahren an innovativen
IT-Lösungen für das Prozessmanagement im
Gesundheitswesen zum Beispiel durch die Einführung
Elektronischer Fallakten für einrichtungsübergreifende
Behandlungen oder das Projekt „Hospital Engineering”
zur Verbesserung klinikinterner Prozesse. Auch eine
bessere Einbindung der Patienten durch telemedizinische
Lösungen wird erforscht. Rehof, selbst gebürtiger Däne,
ist daher ein intimer Kenner sowohl der deutschen
als auch der dänischen Gesundheitsbranche, denn
sein Institut führt inzwischen in beiden Ländern
Forschungsprojekte durch und begleitet Unternehmen
und Krankenhäuser in Innovationsprozessen. Unter
anderem ist das Fraunhofer ISST wissenschaftlicher
Ratgeber bei einem Krankenhausneubauprojekt in
Aarhus.
Alle zwölf Repräsentanten, unter denen sich neben
Rehof mit Jan Neuhaus (Geschäftsführer des Dezernats
IT, Datenaustausch und eHealth bei der Deutschen
Krankenhausgesellschaft) auch ein weiterer früherer
Mitarbeiter des Fraunhofer ISST befindet, sind Vordenker
in einem speziellen Bereich des Gesundheitswesens.
In ihrer neuen Rolle werden sie Lösungen, Systeme,
Know-how und Innovationen des dänischen
Gesundheitssektors, der als einer der besten und
effizientesten der Welt gilt, bekannt machen und ihre
internationalen Erfahrungen zurück nach Dänemark
spiegeln.
Hospital Engineering Magazin // 27
PARTNERNEWS
Integriertes Videokolposkop mit Full-HD für
mehr Diagnosesicherheit
E
ine Weltneuheit präsentiert der Medizintechnikhersteller
Schmitz u. Söhne in diesen Tagen: Als ideale Ergänzung zu
den bewährten Untersuchungsstühlen der Serie medi-matic
wurde für den Bereich Gynäkologie das Videokolposkop vidan®
entwickelt. Erstmals werden hier ein integriertes Videokolposkop mit Full-HD und ein 21,5 Zoll-Monitor auf innovative Weise
miteinander kombiniert.
Der angenehm große Monitor erlaubt eine komfortable Betrachtung des Untersuchungsfeldes. Die herausragende Bildqualität
unterstützt die Entscheidungsfindung
des Arztes und sorgt
für eine verbesserte
Diagnosesicherheit.
Spezielle Ansichten
können bei Bedarf
stufenlos 4- bis 30-fach
vergrößert werden. Eine
lichtstarke, zweistufige
LED-Beleuchtung dient
als Untersuchungs-
Dank vidan® kann der Arzt den Untersuchungsvorgang in einer
ergonomisch aufrechten Haltung durchführen. Das Videokolposkop ist frei schwenkbar und kann bei Nichtbenutzung in
eine seitliche platzsparende Position gebracht werden. Der
ebenfalls schwenkbare Monitor für Kamerabild und zweite
Videoquelle (z. B. Ultraschallbild) ermöglicht die Einbeziehung
der Patientin in die Untersuchung und trägt somit zu einer
entspannten und offenen Gesprächsatmosphäre bei.
Die äußerst übersichtliche Anordnung der Bedienfunktionen
erleichtert die intuitive Handhabung des Videokolposkops. Befunde werden durch Betätigen der Foto- und Videofunktionstaste schnell und einfach dokumentiert. Die im Lieferumfang
enthaltene Schmitz-Software ermöglicht über eine Netzwerkanbindung die Speicherung von Bildern und Videos und das
Anlegen von Verzeichnissen auf dem PC. Zusätzlich lassen viele
Arztinformationssysteme eine Übernahme der Bilddaten und
Videos auch in die Patientenakte zu.
Weitere Informationen: www.schmitz-soehne.com
Kusch+Co stattet Pflege- und
Seniorenheime in Belgien aus
Krankenhausweite Termin- und Ressourcenplanung für
maximale Kosteneffizienz
D
ie Anforderungen an die Ressourcenplanung und Terminvergabe in Krankenhäusern haben sich in den letzten
Jahren drastisch verändert. Kliniken sind hoch spezialisierte
und komplexe Dienstleistungsunternehmen, die pro Jahr mehrere
hunderttausend Termine durchführen. Dabei finden sich häufig
vertikal organisierte Planungssysteme – das heißt, jede Abteilung
plant innerhalb ihrer eigenen Terminvergabestrukturen.
Wirtschaftliche
Reinigung
D
K
28 // Hospital Engineering Magazin
Enterprise Scheduling
Kautschukböden
ermöglichen
Rundumbetrieb in Kliniken
Kusch+Co
usch+Co baut seine Expertise im Bereich Senioren- und
Pflegeheime aus: Das kürzlich renovierte Pflegezentrum
WZC De Waterdeam stattete seine Einrichtung in enger
Zusammenarbeit mit Kusch+Co mit dem Sesselmodell 3000
Njord mit gelben Sitzauflagen sowie den Programmen 3500 Yara
und 2200 ¡Hola! in frischen Grüntönen aus. In Kombination mit
dem Tischprogramm 3050 sorgen die Sitzmöbel für eine gemütliche Atmosphäre. Im WZC Rustenhove, Legedem wurden
die Tische 1750 Pinta mit voll umpolsterten Stühlen 3500 Yara
in bunter Farbvielfalt für den Speise- und Aufenthaltsbereich
gewählt. Im WZC de Ril in Middelkerke vertraut man ebenfalls
auf den Sitzkomfort aus Hallenberg. Das moderne Pflegezentrum stattete den Speiseraum mit Sitzmöbeln 2080 uni_verso
sowie mit Tischen 6100 san_siro aus. Mehrere Sitzgruppen sowie
Einzelbänke aus den Programmen 7750 Fjola und 3700 Palato,
ergänzt durch die Tische 1500 Luca sowie 1750 Pinta, schmücken die Einrichtung. Das WZC De Zathe in Nieuwpoort bietet
Bewohnern und Besuchern höchsten Komfort: helle Sitzgruppen
aus dem Programm 7750 Fjola verleihen dem Aufenthaltsbereich ein gemütliches Ambiente. Hier kommen die Tische und
Stühle des Programms 1500 Luca zum Einsatz, während weitere
Räumlichkeiten mit Hochlehnen aus dem Programm 5050 Vega
ausgestattet sind. Im Pflegeheim WZC Oase Campus schaffen
die freundlich hellen Sessel und Tische aus dem Programm 1500
Luca Wohlfühlambiente im Essbereich und in den Zimmern. Sessel mit niedrigem und hohem Rücken aus dem Programm 5050
Vega setzen weitere Wohlfühlakzente. Analog hierzu führt das
WZC OASE Campus in Aarschot diesen angenehm wohnlichen
Einrichtungsstil mit den gleichen Programmen aus dem Werkstoff Holz fort.
Wenn eine Zusammenarbeit zwischen Abteilungen erforderlich
wird, zeigen sich deshalb immer wieder dieselben Unstimmigkeiten, was komplexe Harmonisierungsprozesse erforderlich
macht. Hier müssen neue, horizontale und fachübergreifende
Strukturen umgesetzt werden, mit dem Ziel, die Gesamteffizienz der Termin- und Ressourcenplanung abteilungsübergreifend zu optimieren. Als intelligentes Planungssystem speichert
Enterprise Scheduling sämtliche Regeln hinsichtlich der Planung
und wendet sie reibungslos an. Gleichzeitig ist die Lösung einfach mit verschiedenen Abteilungssystemen wie RIS/PACS oder
OP-Management zu integrieren.
leuchte und sorgt für eine realistische Farbdarstellung. Zur
besseren Beurteilung der Gefäßstrukturen und zur Kontraststeigerung ist ein Grünfilter zuschaltbar.
ie Nutzbarkeit von Flächen ist ein großes Thema,
wenn es um den wirtschaftlichen Betrieb von Gesundheitseinrichtungen geht. Vor allem in Krankenhäusern ist es immer schwierig, Bereiche für Sanierungsarbeiten vorrübergehend stillzulegen. Daher entscheiden
sich viele Klinikbetreiber beim Bodenbelag für Kautschukböden von nora systems, da hier die sonst übliche
Oberflächenbeschichtung nicht erforderlich ist. Das spart
nicht nur Zeit und Geld, sondern ermöglicht auch einen
Rundumbetrieb – 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der
Woche. Gerade in Operationssälen ist das extrem wichtig,
tragen diese doch maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg
einer Klinik bei.
Aufgrund ihrer extrem dichten Oberfläche sind nora
Bodenbeläge außerordentlich widerstandfähig, lassen sich
vollständig desinfizieren und leicht reinigen. Zu einer Kostenreduktion tragen auch die nora Pads bei, die bereits in
vielen Kliniken weltweit zum Einsatz kommen. Mit diesen
Reinigungsscheiben, die mit mikroskopisch kleinen Diamanten bestückt sind, kann der Boden ganz einfach gereinigt werden – nur mit Wasser und ganz ohne Chemie.
Der Wegfall chemischer Reinigungsmittel ist aber nicht nur
ein Kostenvorteil, sondern zugleich gut für die Gesundheit
von Patienten und Personal sowie für die Umwelt. Weil
gereinigt werden kann, während sich die Patienten im
Zimmer befinden, gilt auch hier: nora Kautschukböden
gewährleisten, dass alle Flächen jederzeit nutzbar sind.
Weitere Informationen: de.kusch.com
Weitere Informationen: www.nora.com/de
Enterprise Scheduling bietet die Möglichkeit, Ressourcen
besonders flexibel zu planen, um den Anforderungen sämtlicher Abteilungen und Kliniken gerecht zu werden. Die Lösung
ist webbasiert und einfach mit anderen KIS-Komponenten
integrierbar. Zudem können Hausärzte oder andere Spezialisten
ihre Patienten – unter Berücksichtigung spezifischer Vorgaben –
online überweisen.
Weitere Informationen: www.i-solutions.de
Einloggen, Ausdrucken, Aufklären
Aufklärungsbögen von Thieme Compliance ab
sofort im Online-Portal verfügbar
E
inen schnellen und bedarfsbezogenen Zugriff
auf Aufklärungsbögen
ohne spezielle Programme
installieren zu müssen – das
bietet „E-Consent“, das
Online-Portal für Patientenaufklärung. Die Bögen sind
juristisch und medizinisch
immer auf dem neuesten
Stand – dafür sorgt ein
Expertenteam aus über 400 Autoren, Redakteuren, Herausgebern
und Juristen. Das Portal bietet mit mehr als 2.000 Bögen aus über
30 verschiedenen Fachgebieten, für jeden Eingriff den passenden
Bogen. Das vielfältige Sprachangebot erleichtert Ärzten auch die
präzise Aufklärung fremdsprachiger Patienten.
Thieme Compliance richtet sich mit „E-Consent“ vor allem an
kleinere Kliniken sowie Praxen, die nur eine überschaubare Anzahl
von Bögen benötigen oder die Portallösung ergänzend zu einem
bestehenden Printsortiment einsetzen möchten. Der Zugang zum
Online-Portal erfolgt über eine einmalige Registrierung. Kunden
können aus Paketen von 100, 200 oder 300 Aufklärungsbögen
auswählen, diese bequem per Kreditkarte oder Lastschrift bezahlen und gleich ausdrucken. Innerhalb eines Pakets ist die Auswahl
von Bögen aus verschiedenen Fachgebieten möglich. Für den
Ausdruck werden diese mit Patienten- und Einrichtungsdaten sowie Praxis- oder Kliniklogo individualisiert. Das Webportal verfügt
über eine verschlüsselte Verbindung und ermöglicht dadurch eine
sichere Datenübertragung. Die Nutzung des Portals ist mit allen
gängigen Versionen der Browser Firefox und Internet Explorer
möglich, eine lokale Installation ist nicht notwendig.
Fotolia © chagin
Weltneuheit vidan®
PARTNERNEWS
www.thieme-compliance.de/econsent
Hospital Engineering Magazin // 29
RÜCKBLICK
RÜCKBLICK
Fotos: Fraunhofer ISST
IT-Compliance im Krankenhaus
A
m 25. Februar 2015 lud das Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST gemeinsam mit der KPMG AG zu
einer Veranstaltung rund um das Thema IT-Compliance im Krankenhaus. Knapp 30 Teilnehmer folgten der Einladung ins
Fraunhofer-inHaus-Zentrum in Duisburg, um sich mit dieser komplexen Thematik auseinanderzusetzen, die Krankenhäuser
immer wieder vor enorme Herausforderungen stellt. So gehört Compliance – also die Einhaltung gesetzlicher und regulatorischer
Vorgaben – zwar nicht zu den primären Geschäftszielen, ist aber dennoch zwingend erforderlich und für den Erfolg des Unternehmens unabdingbar.
Vor dem offiziellen Teil der Veranstaltung nutzte Dr. Wolfgang Deiters, Leiter Business Development Digital Health, jedoch
zunächst die Gelegenheit, Interessierte durch das Hospital Engineering Labor zu führen. Nach einer kurzen Stärkung mit
Kaffee und Kuchen stiegen die Teilnehmer dann mit einer Reihe von Vorträgen in das Thema Compliance ein. Dabei wurde
die Materie zum einen aus Sicht des Fraunhofer ISST als Forschungseinrichtung, zum anderen aus Sicht der KPMG als Prüfungs- und Beratungsunternehmen beleuchtet. Die Vortragenden erläuterten schwerpunktmäßig verschiedene Optionen
beim Aufbau eines Risikomanagements. Abschließend berichtete der Vizepräsident der Fachvereinigung Krankenhaustechnik, Wolfgang E. Siewert, als Vertreter der Krankenhausseite über seine Erfahrungen mit dem erfolgreichen Aufbau eines
Risikomanagementsystems.
KrankenhausZUKUNFT HEUTE: Connected Labs – Der Mensch im Mittelpunkt
E
inen Patienten durch das Krankenhaus der Zukunft begleiten: Das Fraunhofer ISST und die Zentrum für Telematik und
Telemedizin GmbH (ZTG) luden am 24. November 2014 zu einem Rundgang durch das Hospital Engineering Labor im
Fraunhofer-inHaus-Zentrum in Duisburg ein.
Innovationen rund um die gesundheitliche und pflegerische Versorgung von Patientinnen und Patienten anschaulich und
praxisnah demonstrieren – dieses Ziel haben sich das Anwenderzentrum eGesundheit (ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH) und das Hospital Engineering Labor (Fraunhofer ISST) auf die Fahnen geschrieben. In einer gemeinsamen
Veranstaltung boten sie Interessierten die Chance, einen Patienten auf seinem Weg durch die unterschiedlichen Stationen
des Krankenhauses zu begleiten und dabei neue Informations- und Kommunikationstechnologien kennenzulernen, die
die Versorgung in Medizin und Pflege effizient und nutzerorientiert unterstützen können – vom Patientenarmband, über
Telemonitoring-Lösungen für die Schlaftherapie, bis hin zu IT-basierten Logistiklösungen.
Mit einem angeregten Austausch unter Fachkollegen und Spezialisten klang der Abend schließlich bei Fingerfood aus,
bevor sich alle Teilnehmer auf den Weg nach Hause machten – mit aktualisierten Kenntnissen zu Regeln und Normen
sowie Tipps für Lösungs- und Good Practice-Ansätze im Gepäck.
In zwei Kurzvorträgen berichteten Dr. Thomas Königsmann, Fraunhofer ISST, und Christian Suelmann, ZTG, zunächst über Projekte
und Ziele der Hospital Engineering Initiative sowie des Anwenderzentrums eGesundheit, bevor es zu dem praktischen Teil überging.
Im Hospital Engineering Labor führten die Experten die Entwicklungen in einer realen Krankenhausumgebung live vor und standen
für anregende Diskussionen über die Potenziale innovativer IKT für die Krankenhausversorgung der Zukunft bereit.
30 // Hospital Engineering Magazin
Fotos: Fraunhofer ISST
A
uf dem Branchentreff für Krankenhauslogistik, der med.Logistica, präsentierte sich das Fraunhofer ISST dieses Jahr gemeinsam mit dem Fraunhofer
IML. An einem Gemeinschaftsstand stellten die beiden Institute mit dem
Thema „DRG Target Costing” ein Ergebnis ihrer engen Kooperationsarbeit vor:
einen Lösungsansatz für die IT-gestützte Prozesssteuerung und betriebswirtschaftliche Bewertung von Prozessen im Krankenhausbetrieb. Außerdem zeigte das
Fraunhofer ISST mit der Krankenhausleitwarte eine institutseigene Lösung, die eine
effiziente Ressourcenplanung ermöglicht. Gemeinsam mit dem HE-Partner Kemas
gestaltete das Institut zudem eine Vortragsreihe zum Thema „Mehr Transparenz
in den Krankenhausprozessen”. Dabei sprachen die Experten unter anderem über
innovative RFID-basierte Übergabesysteme, berichteten über die Einführung eines
solchen Systems zur Optimierung der Wäschelogistik in der Klinik Region Hannover
und informierten über die Forschung im Hospital Engineering Netzwerk.
Foto: Leipziger Messe GmbH / Martin Klindtworth
Hospital Engineering auf der med.Logistica
Hospital Engineering Magazin // 31
RÜCKBLICK
Fotos: Fraunhofer ISST
RÜCKBLICK
CREATIVE.HEALTH 2
N
ach dem Erfolg des ersten Branchendialogs CREATIVE.HEALTH folgte in diesem Jahr die Fortsetzung: Am 21.
April 2015 trafen beim Kongress „CREATIVE.HEALTH 2” erneut zwei Wachstumsmotoren der nordrhein-westfälischen Wirtschaft zusammen: Gesundheits- und Kreativwirtschaft. Im Duisburger Fraunhofer-inHaus-Zentrum trafen sich ausgewählte Fachteilnehmer, um gemeinsam neue Märkte zu erobern – dieses Mal mit einem Fokus auf Design
und Architektur. Auch NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens war als prominenter Gast mit dabei.
Das Ziel der Veranstaltung: Anstöße für die Nutzung kreativwirtschaftlicher Impulse, Prozesse und Strategien in der Gesundheitswirtschaft geben und dabei die Potenziale aufzeigen, die die Kreativindustrie für Innovationen in Wirtschaft und
Gesellschaft bietet. Durch Wissenstransfer und eine produktive branchenübergreifende Diskussion sollen auf diese Weise
gemeinsam Antworten auf drängende Zukunftsfragen im Gesundheitswesen gefunden werden.
Auch dieses Jahr gaben die geladenen Vortragenden dazu wichtige Denkanstöße und sorgten anschließend für einen
anregenden Austausch rund um neue Produkte, Konzepte und Dienstleistungen. So referierte Prof. Dr. Marc Hassenzahl
von der Folkwang Universität der Künste in Essen etwa über die Rolle von Ästhetik und Design für das Wohlbefinden des
Patienten. An einer Reihe von Beispielen diskutierte Hassenzahl, wie aktuelle Ansätze wie das „Experience Design” oder
„Positives Design” das psychologische Wohlbefinden der Menschen in den Mittelpunkt stellen und das Erlebnis
Krankenhausaufenthalt für den Patienten zu einem Wohlfühlerlebnis werden lassen – und somit ein echter Zugewinn für
32 // Hospital Engineering Magazin
die Gesundheitswirtschaft sein können.
Um das Wohlbefinden des Patienten ging es auch im Vortrag von Dr. Holger Sauer vom Klinikum Westfalen. Er stellte das
Projekt „Angstfreier Operationssaal” (AFRO) vor, das sich die gezielte Reduktion von Angst und Stress im Operationsumfeld zum Ziel gesetzt hat. Dabei sollen unter anderem technische Innovationen sowie architektonische Besonderheiten den
Patienten gegenüber exogenen Stressfaktoren abschirmen und gleichzeitig über die Sinnesorgane ein positives Gegengewicht zu den Angst erzeugenden endogenen Stressfaktoren bilden.
Für das Fraunhofer ISST stellte Dr. Wolfgang Deiters unter dem Titel „Hospital Engineering: Kreative Lösungen für Krankenhäuser und die Gesundheitsversorgung durch kreative Umgebungen” das Hospital Engineering Labor vor. Deiters
betonte dabei die besondere Bedeutung von Nutzerorientierung für den Erfolg von Innovationsprojekten und erläuterte,
wie das Labor sowie das darum entstandene Netzwerk Wissenschaftlern dabei hilft, den Blick für die Realität vor Ort und
die tatsächlichen Probleme und Wünsche der Krankenhausmitarbeiter zu öffnen. Die Demonstrations- und Testumgebung für technologische Innovationen, die im Fraunhofer-inHaus-Zentrum auf rund 350 m2 alle Funktionsbereiche eines
Krankenhauses realitätsnah abbildet, konnten die Teilnehmer dann auch im Rahmen einer Führung besichtigen.
Hospital Engineering Magazin // 33
RÜCKBLICK
RÜCKBLICK
SYMPOSIUM KRANKENHAUSLOGISTIK AUF DEM ZUKUNFTSKONGRESS LOGISTIK
A
Fotos: Fraunhofer ISST
m 9. 9. September gaben Wissenschaftler der Fraunhofer-Institute für Materialfluss
und Logistik IML und für Software- und Systemtechnik ISST auf dem »Zukunftskongress Logistik« in Dortmund Einblicke in Technologien und Lösungen, um aktuelle
Veränderungsprozesse in Krankenhäusern zu unterstützen. Zunehmend wird klar, dass eine
funktionierende Logistik und darauf abgestimmte IT-Lösungen dabei eine bedeutende Rolle
spielen. Deshalb widmeten sich Experten diesem Thema im Rahmen des Kongresses in einem gesonderten Symposium
»Krankenhauslogistik«. Diskutiert wurden Betriebskonzepte, fallbasierte Materialerfassung und OP-Logistik. Darüber
hinaus wurde im Rahmen eines „Blicks über die Landesgrenzen hinaus“ von einem zukunftsträchtigen Krankenhausprojekt
in Dänemark berichtet. Hier werden im Zuge der Umstrukturierung des dänischen Krankenhaussystems und dem Neubau
ogenannter Super-Hospitäler schon heute innovative Hospital Engineering Ansätze umgesetzt.
TERMINE
ConhIT 2015
W
ie kann IT die Prozesse im Krankenhaus besonders effektiv unterstützen? Einige Antworten auf diese Frage präsentierte
das Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST auf der diesjährigen ConhIT in Berlin. Im Rahmen eines
Gemeinschaftsstandes zusammen mit dem Fraunhofer FOKUS, dem Verein Elektronische FallAkte und der Healthcare
IT Solutions GmbH zeigte das Institut vernetzte EFA-Anwendungen und Hospital Engineering-Innovationen wie die Krankenhausleitwarte – ein System, das den Klinikalltag transparenter macht und so die Ressourcenplanung optimiert. Gemeinsam mit dem
telemedizinischen Dientsleister Sanvartis war das Fraunhofer ISST zudem auf dem Gemeinschaftsstand des Landes NRW vertreten
und präsentierte dort neue digitale Versorgungskonzepte am Beispiel des Adipositas-Konzepts mit integrierter App .
Konferenz der Kommission „Digitale Nephrologie”
W
elche Möglichkeiten bietet E-Health 2.0 für die klinische Versorgung
chronisch kranker Patienten? Diese Frage wurde auf der ersten Konferenz der Kommission „Digitale Nephrologie” am 13. Juni erörtert. In
Münster trafen sich Experten aller Interessensgruppen, um neue digitale Versorgungskonzepte zu diskutieren. Ein besonderes Augenmerk galt dabei der zunehmenden Digitalisierung, durch die sich für behandelnde Ärzte eine Vielzahl neuer
Möglichkeiten in der Diagnostik und Therapie von nephrologischen Patienten
ergeben – von der interoperablen Kommunikation über Telemonitoring bis hin zu
Alertsystemen, die Laborprogrammen hinterlegt werden können. Das Fraunhofer
ISST beteiligte sich als Kooperationspartner an der Veranstaltung: Dr. Wolfgang
Deiters beleuchtete als Vertreter des E-Health-Teams in einem Impulsreferat insbesondere die technischen Aspekte des Themas.
34 // Hospital Engineering Magazin
HOSPITAL ENGINEERING AUF DER MEDICA
DÜSSELDORF, 16. BIS 19. NOVEMBER 2015
2015
DÜSSELDORF GERMANY
A
www.medica.de
uf der weltweit größten und bedeutendsten Fachmesse für Medizin, der Medica in Düsseldorf, vertritt das
Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik
ISST die Hospital Engineering Community. Das Institut wurde
eingeladen, auf dem Landesgemeinschaftsstand NRW das
Projekt „Hospital Engineering – Innovationspfade für das
Krankenhaus der Zukunft” vorzustellen. Ziel des vom Land
NRW geförderten Projekts war es, Innovationen rund um das
Krankenhaus bewertbar zu machen und Krankenhäuser auf
die komplexen Anforderungen der Zukunft vorzubereiten sowie sie in technischer als auch ökonomischer Hinsicht wettbewerbsfähig zu machen.
Die Ergebnisse des Projekts, die inzwischen im Hospital
Engineering Labor in Duisburg gezeigt werden, wie auch
die Vision vom Krankenhaus der Zukunft, die unter Leitung
des Fraunhofer ISST in der Hospital Engineering Initiative mit
Fraunhofer-Wissenschaftlern und Partnerunternehmen entwickelt werden, stehen im Mittelpunkt des Messeauftritts.
Die Initiative ist auch künftig weiter offen für kreative Ideen
und neue Partner aus dem Krankenhausumfeld.
Wir freuen uns deshalb auf Ihren Besuch in Halle 3,
Stand D91!
New
Showdays
from Mon
day
to Thursd
ay!
WORLD FORUM
FOR MEDICINE
BE PART OF IT!
Weitere Informationen zur Messe und zum Projekt:
www.medica.de
www.hospital-engineering.org
Veranstaltungsort
Messe Düsseldorf, Halle 03 / D91
Datum
16.11.2015 – 19.11.2015
Hospital Engineering Magazin // 35