Eine einzigartige Erfolgsgeschichte

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Lokales extra
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NR. 155 . MITTWOCH, 8. JULI 2015
Tochter des Hauses und musikalischer Star des Abends: Die Sopranistin Florentine Schumacher (links) bezauberte die über 400 Gäste mit Werken von Luigi Arditi, Kurt Weill und Johann Strauss (am Klavier: Hedayet Djeddikar). Auch
Fotos Julia Hilgeroth-Buchner:
der MGV Liederkranz 1921 Eichelhardt war am musikalischen Programm beteiligt. Durch den Abend führte als Moderator Bernd Brüggemann, dessen Stimme in WDR 4 zu hören ist.
Eine einzigartige Erfolgsgeschichte
Porträt Beim „Empfang
der Wirtschaft“ zeigt
Fred Schumacher den
Aufstieg der „Group
Schumacher“ auf
M Eichelharrdt. Welch ein Aufstieg:
vom Ein-Mann-Betrieb zu einem
Global Player. Die „Group Schumacher“, Gastgeber für den „Empfang der Wirtschaft“ im Kreis Altenkirchen (die RZ berichtete), ist
der führende Anbieter von Komponenten und Systemen für Erntemaschinen, wie der Geschäftsführer
der Gebr. Schumacher GmbH, Fred
Schumacher, in Eichelhardt vor
über 400 Gästen in einer der großen
Werkshallen ausführte. „Wir kümmern uns um Halme; Halme, die bei
der Getreideernte geschnitten werden müssen, um das Korn vom
Acker zu holen; Halme, die gehäckselt werden müssen, wenn das
Stroh auf dem Acker verbleibt; Halme, die geborgen, also in Ballen gepresst und umwickelt werden, wenn
sie transportiert und gelagert werden, um weiter genutzt zu werden.“
So einfach ist das Betätigungsfeld.
Was inzwischen zu einem rund
um den Globus tätigen Unternehmen mit Dependancen in Brasilien,
den USA und Russland geworden
ist, hat seinen Ursprung auf einem
Bauernhof in Eichelhardt. Schneiden und Dreschen von Getreide:
Das war das Metier von Gustav
Schumacher, dem Vater des heutigen Geschäftsführers Fred Schumacher. Als „Chef“ eines landwirtschaftlichen Betriebes hatte er sich
zunächst auf das Dreschen in
Scheunen, später auf den sogenannten Lohndrusch mit einem
Mähdrescher spezialisiert. Aus diesen Kenntnissen heraus entwickelte
er den ersten Ährenheber, auf den
er 1965 ein Patent anmeldete. Ein
Jahr später verkaufte Gustav Schumacher beinahe Knall auf Fall Tiere
und Gerätschaften und gründete
Nicht ohne Stolz sprach Geschäftsführer Fred Schumacher über die Gründungsväter der „Gebr. Schumacher GmbH“, die Brüder Gustav (hinten
links), Freds Vater, und Günter Schumacher (hinten rechts).
den Ur-Betrieb. Fred Schumacher
erinnerte sich: „Ich sehe heute noch
meine Mutter am Küchentisch weinen, als mein Vater ihr den Verkauf
eröffnete und sie praktisch am
nächsten Tag arbeitslos war, weil
sie keine Kühe mehr melken konnte.“
Am 1. Januar 1968 stieß Gustavs
Bruder Günter hinzu, ein gelernter
Maschinenschlosser – die Firma
Gebr. Schumacher war am Markt.
1978 wurde ein Unternehmen hinzugekauft, das fortan als EWM (Eichelhardter Werkzeug- und Maschinenbau) firmiert. „Wichtig für
das Geschäftswachstum war die
Spezialisierung und Entwicklung
weiterer Verbesserungen für Mähdrescherschneidwerke, die zur da-
maligen Zeit schon revolutionär
waren“, blickte Fred Schumacher
zurück und nannte die Zahl von
über 300 Patenten bis heute. Als
weiteren Meilenstein bezeichnete
er die Übernahme der in die Insolvenz gegangenen Firma Rasspe mit
rund 1000 Mitarbeitern im Jahr
2000. Mit deren Produkten wie
Garnknoter, Strohhäckselmesser
und landwirtschaftlichen Ersatzteilen bauten die Schumachers ihre
Marktposition im Bereich Schneiden und Stroh bergen weltweit aus.
1994 kam das Standbein in den
USA, 1995 das in Brasilien und 2001
das in Russland hinzu.
Welchen Drive die Entwicklung
in den vergangenen Jahren nahm,
verdeutlichte Fred Schumacher an
Zahlen: „In den späten 1950er-Jahren schafften Mähdrescher zwei bis
fünf Tonnen pro Stunde. Heute sind
es bis zu 60 Tonnen pro Stunde.“ Bei
der Unternehmensgründung waren
die Schneidwerke 1,80 bis 2,10 Meter breit: „Das längste Schneidwerk
mit unserer Ausstattung fährt in
Brasilien mit 16 Metern!“
Ein ganz besonderes Lob hatte
Fred Schumacher für die Mitarbeiter parat: „Auf diese sind wir ganz
besonders stolz. Der Stamm ist in
der Region verwurzelt.“ Die nachrückende Generation lernt bei
Schumacher. „Derzeit haben wir in
technischen und kaufmännischen
Berufen eine Ausbildungsquote von
10 Prozent. Und viele haben gute
Chancen, übernommen zu werVolker Held
den.“
Y
Ministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (rechts) gehörte zu den begehrten
Gesprächspartnern beim geselligen Beisammensein.
Viele Gäste, viele Namen: Die „Group Schumacher“ zeigte sich beim Empfang der Wirtschaft bestens vorbereitet.
Mehr Fotos unter www.rheinzeitung.de/ak-land
Das ist die „Group Schumacher“
Die „Group Schumacher“
ist ein Unternehmensverbund, der sich vom landwirtschaftlichen Betrieb
zum weltweit agierenden
Unternehmen entwickelt
hat. Für den Zusammenschluss arbeiten über 450
Menschen, in Eichelhardt
sind es 170. Zur „Group
Schumacher“ zählen:
Gebr. Schumacher GmbH,
EWM Eichelhardter Werkzeug- und Maschinenbau
GmbH (beide Sitz in Eichelhardt), Rasspe Sys-
temtechnik GmbH (Wermelskirchen) und Schumacher. plus GmbH (Eichelhardt), die nur für den
Vertrieb zuständig ist.
Geschäftsführer sind –
Gebr. Schumacher: Fred
Schumacher; EWM:
Heinz-Günter Schumacher; Rasspe: Michael
Flanhardt und Fred Schumacher; Schumacher.plus: Fred Schumacher, Heinz-Günter
Schumacher, Arno Dittmar
und Michael Flanhardt. vh
Häppchen mit internationalem Flair wurden gereicht – ein Symbol für die
weltweit ansässigen Niederlassungen der „Group Schumacher“.
Industrie 4.0: Ein Blick in eine neue Zukunft
Vortrag Johann Hofmann sprach über Chancen und Möglichkeiten
Kreishandwerksmeister Hans Peter Vierschilling überreichte eine Urkunde
an die Gastgeber, Fred und Heinz-Günter Schumacher (rechts), und dankte
allen, die den Abend gestaltet hatten.
M Eichelhardt. Kein Zweifel: Dieser Mann ist ein absoluter Meister
seines Fachs und ein Visionär, dessen Anziehungskraft sich kaum jemand entziehen kann. Das spürten die Zuhörer, die Zeugen des
eindrucksvollen Referats von Johann Hofmann wurden. „Industrie
4.0 – Auf dem Weg zur digitalen
Fabrik“, das ist das (Lebens-)Thema des Diplom-Ingenieurs, der
den Bereich „ValueFacturing“ der
„Maschinenfabrik Rheinhausen“ in
Regensburg leitet und 25 Jahre
Praxiserfahrung vorweisen kann.
Mit unverkennbar bayrischem
Kolorit entführte Hofmann in seine
Welt, und da hieß es „aufgemerkt
und mitgedacht“, denn der Experte ließ es nicht an Tempo und
Anspruch mangeln. Anhand zahlreicher Beispiele erläuterte Hofmann das Konzept „4.0“, hinter
dem letztlich die nachhaltige Sicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen
Industrie steht. Die künftig noch licher Vorbereitung immer ungestärker erforderliche Individuali- wiss sei. Die Anwendung von Mesierung von Erzeugnissen werde thoden und Verfahrensweisen zur
durch eine flexible und schlanke effizienten Gestaltung von ArProduktion ermöglicht, so Hof- beitsprozessen (LEAN-Prinzip) wämann. Das Herausforren der erste Schritt
derungsprofil in Unhin zur Fabrik der Zuternehmen ließe sich in
kunft.
drei Stufen differenZwölf von Hofmann
zieren: einfach, schwiedefinierte „Enabler“ zur
rig und kompliziert. Die
Erreichung der Vision
nochmalige Steigerung
bildeten den Kernsei dann als „komplex“
punkt des Referates.
zu bezeichnen, und „Beschäftigen
Interdisziplinarität
während die Lösungs(Verbindung von vonsuche bis einschließlich Sie sich mit Aseinander unabhängi„kompliziert“ mit ge- sistenz-Systegen Fachrichtungen),
nügend Fachwissen gut men!“
Social Media (hohe Zuzu schultern wäre, sei Dipl.-Ingenieur Johann
gänglichkeit,
größtKomplexität nicht vor- Hofmann
mögliche Aktualität),
hersehbar.
„Mobile Computing“
„Exakte Planung für ein kom- (Computerarbeit von Menschen an
plexes System ist pure Illusion“, mobilen Geräten), Virtualisierung
mahnte Hofmann, der den Vor- (virtuelle Simulation von Vorgängang mit einem Fußballspiel ver- gen) und „Smarte Objekte“ (Einglich, dessen Ausgang trotz gründ- fügung von Datenspeichern in
Werkstücke oder Gegenstände)
wurden angesprochen. Aber auch
Begriffe wie „Big Data“ (Nutzung
des weltweit vorhandenen Datenvolumens), „Analyse, Optimierung
und Vorhersage“, das „Internet
der Dinge“ (Einbindung von Objekten in ein universales digitales
Netzwerk) und das „Internet der
Dienste“ (Teil des Internets, der
Dienste und Funktionalitäten als
webbasierte Dienstleistung anbietet) kamen zur Sprache.
Außer den „Cyber-physical Systems“ (Systeme, bei denen Rechner mit physisch vorhandenen Geräten kommunizieren) und der
„Smart Factory“ (Fabrik, in der
Mensch, Maschine und Bauteil
kommunizieren und nur das produziert wird, was benötigt wird) erläuterte Hofmann ausführlich die
Bedeutung der eingangs vorgestellten „Assistenz-Systeme“. Der
Rat des Profis zum Schluss des eindrücklichen Vortrags: „Jeder muss
sich aus dieser Wunderkiste das
raussuchen, was für seine Fabrik
Julia Hilgeroth-Buchner
passt!“