Gefrorenes Naturschauspiel auf dem stillgelegten Rheinlauf bei Diepoldsau SG. Wasserschloss Schweiz Alles im Fluss Wasser kann als Schnee vom Himmel fallen, zu Eis gefrieren oder tosend eine Felswand hinunterstürzen. Kein Wunder, ist Fotograf Roland Gerth von diesem Element fasziniert. Fotos Roland Gerth Text Christine Zwygart 72 73 Wasser, Eis und Schnee – eine Materie in drei Gestalten 74 Einer der schönsten Wasserfälle der Schweiz: Der Berglistüber ist von der Klausenpassstrasse aus zu erreichen. Dies ist der mittlere der drei Fälle des Fätschbachs, und er liegt auf Glarner Boden. 75 Die glatte Wasseroberfläche verdoppelt das Naturschauspiel 76 Morgenstimmung oberhalb der Göscheneralp im Kanton Uri: Im namen- losen Tümpel s piegelt sich die Dammakette. 77 «Am Computer veredle ich Fotos, aber verändere sie nicht» REISEN UND FOTOGRAFIEREN 78 Auf der Berner Seite des Sustenpasses liegt der Steinsee. Über ihm strahlen die Felsen des Sustenhorns im Sonnenlicht, dazwischen sucht sich der Steingletscher seinen Weg. Die allererste Kamera hat Roland Gerth von seinem Grossvater erhalten – «ein uraltes Ding mit einem Balgen und mit Rollfilmen». Das Fieber hat den Buben damals sofort gepackt: eine aussergewöhn liche Perspektive suchen, den Bild ausschnitt geschickt wählen und etwas festhalten, das beim Betrachten ein Gefühl auslöst. Bis im Jahr 2001 unterrichtete er als Lehrer an der Mittelstufe in Thal SG, dann wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit und machte sein Hobby zum Beruf. Seine Landschafts bilder verkauft der Fotograf heute an Magazine, Firmen und Verlage. So sind aus seinen Arbeiten bisher unter anderen 33 Fotobände und mehr als 100 Kalender entstanden. Seine Reisen finanziert Roland Gerth selber. Zehn bis zwölf Wochen pro Jahr ist er irgendwo auf der Welt unterwegs, fotografiert faszinierende Fotograf in Action. Roland Gerth liebt es, in der Natur unterwegs zu sein und sein Sujet ins Visier zu nehmen – wie hier beim Klusbach in Appenzell Ausser rhoden. Mehr Informationen: www.rolandgerth.ch Meeresküsten, brodelnde Lavaflüsse oder dampfende Dschungel. «In meinem Archiv fehlen einzig noch Bilder aus Südamerika», erzählt er. Eine entsprechende Exkursion ist für dieses Jahr geplant, sodass er dann von allen Kontinenten Fotos im Angebot hat. LICHT UND EMOTIONEN Ein Bild ist für Roland Gerth dann gut, wenn es das Auge zum Verweilen einlädt. «Gerade bei einem Kalender ist es wichtig, dass das Sujet dem Betrachter einen Monat lang etwas bietet – und nicht bereits nach dem ersten Blick lang weilig wirkt.» Gerth will Emotionen auslösen, nicht nur schöne Land schaften dokumentieren. Dabei ist ihm ein guter Aufbau des Motivs wichtig. Vordergrund, Mitte, Hinter grund – alles muss stimmen. Sein Markenzeichen sind spektakuläre Lichtverhältnisse, die er mit seiner Canon EOS-1Ds Mark III festhält. Wenn ein Foto – scheinbar zufällig – idyllisch oder mystisch aussieht, steckt in der Regel viel Arbeit und Erfahrung dahinter. «Ich kenne in der Schweiz geeignete Standorte weitab der üblichen Touristenpfade und weiss, wann das Licht dort ideal ist.» Oft macht sich Roland Gerth bereits am Abend vorher auf den Weg, übernachtet in seinem Camper, im Zelt oder unter freiem Himmel, damit er für prächtige Foto Nathalie Gerth E r ist seit Jahren auf der ganzen Welt unter wegs, um die Einzig artigkeit der Natur mit seiner Kamera einzufangen. Zurück in der Heimat, kommt Roland Gerth immer wieder ins Staunen – und Schwärmen: «Die Schweiz ist zwar ein kleines Land, aber enorm vielfältig.» Die Bergwelt in Graubünden, die Weite des Juras, das südländische Flair im Tessin: Die Unterschiede der Regionen sind gross. Und somit auch der Reichtum an Sujets, die der 59-Jährige sozu sagen vor der Haustür realisieren kann. Besonders ein Element hat es dem St. Galler angetan: «Wasser fasziniert mich in all seinen Formen.» Unbekannte, überraschende Perspek tiven von Seen, Flüssen, Tümpeln, Gletschern und Wasserfällen hat er für sein Buch «Faszination Berg wasser» (AS-Verlag) fotografiert. Ent standen ist daraus eine Art visuelle Liebeserklärung an das Wasserland Schweiz. Morgenstimmungen rechtzeitig vor Ort ist. «Wenn mir ein wirklich gutes Bild gelingt, spüre ich das immer sofort. Dann kribbelt es im Bauch.» Nicht zu unterschätzen ist der Aufwand, der nach dem eigentlichen Fotografieren ansteht: die Bearbei tung der Bilder am Computer. Seine Devise ist dabei: veredeln, nicht verändern. «So wie ich das Sujet in Erinnerung habe, so bearbeite ich die digitalen Daten auch.» ABENTEUER UND HEIMAT Wer oft in der Wildnis unterwegs ist, erlebt natürlich auch aben teuerliche Momente. Auge in Auge mit giftigen Schlangen in Tasmanien, eine Autopanne in einem abgelegenen Teil des Death Valleys in Kalifornien oder ein Schritt zu viel rückwärts direkt in das kochende Wasser eines Geysirs in Island – «wichtig ist, auch in Ausnahmesituationen immer einen kühlen Kopf zu bewahren». Und so hat Gerth bis jetzt immer Lösungen in brenzligen Situationen gefunden. Sein Traumprojekt? «Die vier Elemente.» Wasser, Erde, Luft und Feuer – dazu realisiert der Fotograf im Moment weltweit Bilder für einen aufwendig gestalteten Kunden kalender. Bereits im Mai erscheint sein neuster Fotoband, der einmal mehr die Schönheit der Schweiz ins Zentrum rückt: faszinierende Wälder und Bäume. C 79
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