Geisteswissenschaft Daniel Gräber Die Bravo als Mitgestalter der Teenagerkultur Studienarbeit Die BRAVO als Mitgestalter der Teenagerkultur Ende der 50er Jahre am Beispiel der Steffi-Tagebuchaufzeichnungen und Kolumnen INHALSTVERZEICHNIS 1. Einleitung......................................................................................................................... 1.1. Die Steffi-Kolumnen in dem Teenagermagazin BRAVO............................................ 1.2. Ursprünge und Kennzeichen der Teenagerkutur..................................................... 3 3 4 2. Steffi als Figur der 50er-Jahre-Gesellschaft..................................................................... 2.1. Steffis familiäres Umfeld............................................................................................ 2.2. Erwähnung politischer Themen bei Steffi.................................................................. 2.3. Die politische Gleichgültigkeit der Teenager............................................................. 2.4. Steffis Stellungnahme zu Faschismus und Nationalsozialismus.............................. 5 6 6 7 7 3. Leitmotive in den Steffi-Kolumnen 3.1. Familiäre Werte............................................................................................................ 3.2. Aufrichtigkeit................................................................................................................ 3.3. Verantwortungsbewusstsein...................................................................................... 8 9 4. Ursachen für den Erfolg der Figur Steffi........................................................................... 4.1. Leserreaktionen.......................................................................................................... 4.2. Identifikationsmöglichkeit.......................................................................................... 4.3. Erzeugung eines Gemeinschaftsgefühls................................................................... 11 11 12 13 5.Schluss................................................................................................................................. 15 Bibliografie.............................................................................................................................. 17 9 10 3 1. Einleitung Die Teenagerkultur hat als eine der ersten Jugendkulturen, die sich in Einklang mit einem kommerziellen Kulturbetrieb und unter dem Einfluss moderner Massenmedien entwickelte, mein Interesse geweckt. Im Gegensatz zu vorigen Jugendbewegungen, die vor allem schichtsspezifischen Mustern verhaftet blieben, bildete sich bei der Teenagerkultur eine Generationsgemeinschaft heraus. Ich entschloss mich, die Teenagerkultur aus der Perspektive eines Massenmediums kennenzulernen. Die BRAVO, die sich 1957, ein Jahr nach der ersten Ausgabe, zu ihrer jugendlichen Leserschaft bekannte (siehe 1.1.), erschien mir als die passende Grundlage, um meinen Untersuchungsgegenstand zu finden. Ich entschied mich für die Steffi-Beiträge. Steffi ist ein fiktiver Teenager und präsentiert sich in Tagebuchaufzeichnungen und Kolumnen zu verschiedenen Themen als Sprachrohr ihrer Generation. Diese Zweiseitigkeit der Figur, die von einem/r erwachsenen/r Verfasser/in erfunden wurde und gleichzeit ig beansprucht, die Interessen der Teenager zu vertreten, schien mir geeignet, um den Beitrag eines Mediums an der Gestaltung des jugendlichen Habitus zu untersuchen. Ich versuche also anhand den Steffi-Tagebuchaufzeichnungen und Kolumnen, festzustellen, wie, mit welchen Methoden und Botschaften, auf die jugendlichen Leser Ende der 50er Jahre Einfluss ausgeübt wurde. Ich erwarte eine Wechselbeziehung zwischen der jugendkulturellen Realität, das heißt den generationsspezifischen Inhalten und Verhaltensweisen, und dem jugendlichen Ideal aus der konservativ-tradititionellen Sicht erkennen zu können. Den Hauptteil meiner Arbeit habe ich in drei Punkte gegliedert: Zunächst widme ich mich am Beispiel der gesellschaftlichen und politischen Reflexion in den Steffi-Beiträgen der rein inhaltlichen Ebene. Im zweiten und dritten Teil versuche ich dann Regelmäßigkeiten in Inhalt und Form herauszuarbeiten. 4 1.1. Die Steffi-Kolumnen in dem Teenagermagazin BRAVO Steffi taucht das erste Mal in Heft 32/58 auf. Zu diesem Zeitpunkt gibt es die BRAVO schon zwei Jahre. Begonnen wurde als „Zeitschrift für Film und Fernsehen“ für die große „BRAVO-Familie“1, die alle Altersgruppen umfassen wollte. Doch schon 1957 firmierte die BRAVO vorübergehend als „Zeitschrift mit dem jungen Herzen“ und wurde von da an „zu einem der wichtigsten Protagonisten der aufkeimenden Jugend-Kultur“. Innerhalb des ersten Erscheinungsjahres stieg die Auflage der BRAVO von 30.000 auf 180.000 Stück. 1960 waren 65% der Leser zwischen 12 und 24 Jahren und zwei Drittel waren weiblich. 2 Steffis Beiträge erschienen zunächst in Form von zwei- bis dreiseitigen Tagebuchaufzeichnungen und ab 2/59 als einseitige Kolumne zu Themen, von denen angenommen wurde, dass sie für Teenager von Interesse sind. Schon bei der vierten Tagebuchaufzeichnung (35/58) wurde eine Postfachadresse in Wien für Leserbriefe angegeben, die regelmäßig beantwortet wurden. Die Kolumnen wurden bis 51/59 fortgesetzt.3 1.2. Ursprünge und Kennzeichen der Teenagerkultur Als Teenager gilt heute jeder Jugendliche von 13 bis 19 Jahren. Der aus den USA stammende Begriff wurde in Deutschland aber zum ersten Mal in den 50ern auf weibliche Jugendliche angewandt, für die eine spezielle „Teenagermode“ angeboten wurde.4 In den folgenden Jahren wurden diejenigen Jugendlichen, die sich in Verhalten, Auftreten und Interessen an USamerikanischer und einheimischer Popkultur orientierten, Teenager genannt. Kasper Maase, Bravo Amerika. S.107 Tommi Herrwerth, Partys, Pop und Petting. Die Sixties im Spiegel der BRAVO. Marburg 1997, S.13f. 3 Mich interessierte, wer hinter dem Pseudonym der Steffi steckt: ein Redakteur, ein freier Mitarbeiter, eine Autorengruppe, welches Alter und welches Geschlecht der oder die Verfasser hat/haben. Ich habe deshalb mit dem BRAVO-Verlag telefoniert (Gesprächspartner war Herr Roland Metz, Chef vom Dienst und ältester Mitarbeiter), habe aber leider keine Auskunft mehr erhalten können, lediglich Vermutungen, dass es eventuell die Redakteurin Hanni Bartenschlager gewesen sei. Ausgehend von Themenauswahl und Stil kann auch ich die Vermutung teilen, dass die Steffi-Kolumne von einer weiblichen Person verfasst wurde. 4 Maase: Amerika, S.162 1 2 5
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