Der aktuelle Bauschaden Holz ist intelligent – es weiß, wann es

Der aktuelle Bauschaden
Holz ist intelligent – es weiß, wann es aufgeben muss
Das Wort Intelligenz kommt aus dem Lateinischen und bedeutet: intellegere „verstehen“, wörtlich
„wählen zwischen“ von lat. inter „zwischen“ und legere „lesen, wählen“. Eigentlich sollte der
Mensch das intelligenteste Lebewesen sein, das auf einer Baustelle zu finden ist. Dass es manchmal
anders ist und der Baustoff ihn übertrifft, zeigt folgender Schadensfall.
Vor 12 Jahren wurden auf der schönen Sonneninsel Usedom
zwei Ferienhäuser erbaut. Das heiß, erbaut wurde natürlich noch
viel mehr, aber hier geht es nur um diese zwei Häuser.
Die zweigeschossigen, ca. 10 × 20 Meter großen Gebäude
wurden in moderner Holzrahmenbauweise errichtet. Nachdem
sich die Eigentümer und Bewohner dieser Gebäude knapp zehn
Jahre sorglos dort aufgehalten und erholt hatten, wurde die
Freude aufgrund eines Durchfeuchtungsschadens an der Decke
einer Wohnung im Erdgeschoss eines der beiden Häuser je
getrübt. Ein hinzugezogener Architekt stellte dann fest, dass man die aus Kunststoffrohren
bestehende Fallleitung der Dachentwässerung in der Außenwand verlegt hatte und aufgrund einer
Undichtigkeit an den Muffen Wasser in die Konstruktion eingedrungen war.
Nach Öffnungsarbeiten wurde außerdem festgestellt, dass
zahlreiche Holzbauteile sichtbar geschädigt waren. Der
daraufhin zugezogene Sachverständige musste nach einer
vollständigen Freilegung der betreffenden Außenwände sowie
der Dachterrassen feststellen, dass aufgrund eines vermutlich
jahrelangen Eintrags von Niederschlagswasser in die
Holzbalkendecken und die Außenwände die tragenden
Holzbauteile stark geschädigt waren. Es wurde ein
ausgedehnter Befall mit Blättlingen und Weißen Porenschwamm
festgestellt. Zahlreiche Deckenbalkenköpfe und Stiele in den Außenwänden waren durch
Braunfäule nahezu völlig zerstört. Die Kosten für die Sanierung wurden damals auf rund 25 000 Euro
geschätzt.
Zum gleichen Zeitpunkt erfolgte durch den Sachverständigen eine Begutachtung der Holzbauteile
der Balkonanlagen. Auch dort wurden an den tragenden Bauteilen starke Schäden durch
Braunfäule und ein Befall mit Blättlingspilzen festgestellt, die die Tragfähigkeit stark beeinträchtigten.
Ursache dieser Schäden waren die allseits aus anderen Schadensfällen bekannten wie:
 ein mangelhafter Schutz der Holzbauteile gegen dauernde Befeuchtung
 ein mangelhafter baulich-konstruktiver Holzschutz
 kein chemischer Holzschutz
 die Verwendung einer für den Außenbereich nicht geeigneten Holzart (Fichte)
Nachdem man im zweiten Gebäude bereits drei Jahre zuvor die hölzernen Balkonanlagen teilweise
durch Teilkonstruktionen ersetzt hatte, wurde nun entschieden, dies für alle anderen Balkone
umzusetzen.
Als ein Jahr später die Fundamente über die neuen Stahlbalkone gegossen wurden, wurden auf
Veranlassung des Sachverständigen die Außenwände im erdberührten Bereich freigelegt. Dabei
bestätigte sich die Vermutung, dass die Fußschwelle der Außenwände zum Teil unterhalb des
Geländeniveaus lag.
Als „Abdichtung“ dieses erdberührten Bereichs der Holzwände wurde ermittelt:

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vor den Holzschwellen stand eine 2 cm starke zementöse Bauplatte, die auf der
Fundamentplatte aufstand,
davor befand sich eine mit Rauhputz verputzte Polystyrolpatte von ca. 3 cm;
diese Platte war für eine Wärmedämmung im erdberührten Bereich nicht zulässig und
untauglich (mangelnde Druckfestigkeit und Wasserdichtheit),
unter den Fußschwellen (ohne einen chemischen Holzschutz) lag eine deutlich unter 1 mm
starke PE-Folie, die als Querschnittsabdichtung gegen aufsteigende Feuchtigkeit dienen
sollte
Das heißt, es gab keinerlei Abdichtung im erdberührten Bereich
und im Sockel des Gebäudes, die diesen Namen verdient hätte.
Es wurde daraufhin an jedem Gebäude an sechs Stellen die
Fußschwelle
freigelegt.
Von
diesen
insgesamt
12
Untersuchungspunkten waren vier (zwei je Gebäude) stark
schadhaft, d.h. die Fußschwelle war durch Braunfäule zerstört
und nicht mehr tragfähig, erkennbar war auch der aufsitzende
Stiel im Fuß analog geschädigt, an einer weitere Stelle war die
Holzoberfläche leicht durch Braunfäule angegriffen. Die
Schäden zeigten sich ausschließlich auf den Gebäudeseiten, wo aufgrund von
Geländeregulierungen durch den Garten- und Landschaftsbau die Fußschwellen unter der Erde
verschwanden.
Damit kamen auf die Eigentümer der Wohnungen und Gebäude weitere Instandsetzungsmaßnahmen in Höhe weiterer mehrerer 10 000 Euro zu. Wären die Planer und Baufirmen
vor 12 Jahren intelligenter gewesen und hätten diese Mängel vermieden, dann hätte nicht der
Baustoff Holz seine Intelligenz unter Beweis stellen müssen und zu diesem Zeitpunkt aufgegeben.