Ostergrüße als pdf-Datei - Kirchengemeinde St. Marien und St. Josef

Der Herr ist wahrhaft auferstanden!
Miilya, den 2.4.2016
Ihr Lieben,
nach langer Zeit setze ich mich einmal wieder, um Euch allen zu schreiben. Die Tage vergehen sehr
schnell und sind gefüllt mit Begegnungen und Aktivität, aber auch mit Nachdenklichkeit und Suche
danach, was wohl der Weg Gottes in dieser ganz konkreten Zeit für mich und uns als Gemeinschaft
darstellt.
Seit September ist Paula, die Mitschwester, die die letzen Jahre mit mir zusammen hier in Miilya war,
noch einmal in Jordanien, um noch die ihr fehlenden Arabischkurse zu belegen. Mit ihr zusammen ist eine
neue Mitschwester aus Polen, die mit der Sprache erst anfängt und der noch mehr als ein Jahr bevorsteht.
Für uns war es eine wichtige Entscheidung, diese Anstrengung zu machen, denn die Sprache ist die Basis,
auf der unsere Sendung hier steht. In der Zwischenzeit ist eine Mitschwester hier bei mir, die zu ihrem
Sabbatjahr hier im Heiligen Land ist. Normalerweise lebt sie in Japan. Es ist ein Reichtum, dadurch auch
mehr von einer so fremden Kultur wie der japanischen mitzubekommen.
Diese Zeit ist eine Zeit, in der die Verunsicherung das Land hier ergreift. Misstrauen wächst zwischen den
Menschen unterschiedlicher Religionen. Vor einigen Tagen hatten wir Besuch von einem jüdischen
Reiseleiter, der Ausflüge anbietet, damit seine (jüdischen) Kunden die Schönheit und Wahrheit der
anderen Kulturen und Religionen hier im Land kennen lernen. Er erzählte uns, dass die Unwissenheit über
Christentum unter der jüdischen Bevölkerung sehr groß ist. Und er sagte, dass sich die Angst und das
Misstrauen sehr tief in den Köpfen der Menschen verankert hat, selbst bei Personen, die in ihrem Denken
eine große Offenheit leben. Er sagte: "Wenn ich einem Menschen begegne, kann ich zuerst oft nicht
wissen, ob er jüdisch oder arabisch ist. Wenn er aber beginnt (Hebräisch) zu sprechen, höre ich sofort am
Akzent, dass er Araber ist. Und dieser Akzent verursacht automatisch in mir eine Hab-Acht-Stellung". Und
er meinte, dass sich das nur durch Begegnung verändern lässt. Unser Priester erzählte eine Erfahrung, die
das bestätigt. Die Priester hier tragen immer Soutane, so dass sie sofort kenntlich sind. Er war in einem
öffentlichen Gebäude eines hebräischen Nachbarstädtchens und betrat den Aufzug. Eine Frau, die in der
Ecke des Aufzugs stand, erschreckte sich zu Tode, als sie ihn sah. Erst durch seine beschwichtgenden
Worte ließ sie sich beruhigen.
Wie traurig ist es, dass Begegnung derart untergraben wird, und sich ein ganzes Volk gebrandtmarkt
fühlen muss.
Wenn Ihr mich fragt, was in dem letzten Jahr neu ist, dann würde ich sagen, dass wir den Menschen näher
gekommen sind. Sicherlich auch durch die Sprache bedingt können wir uns näher an die
Lebenswirklichkeit der Menschen wagen. Und die Leute haben mehr Vertrauen. Einige Personen, die uns
näher kennen, reden über ihre Erfahrung und empfehlen Menschen zu uns zu kommen. Für mich ist es
wie ein neues Angesicht des noch heute leidenden Christus zu entdecken. Hier im Dorf gibt es eine ganze
Generation von Männern, die mit Drogen und vielen anderen sehr schwierigen Dingen zu tun haben. Aber
es gibt eine Bewegung unter ihnen, das Leben ändern zu wollen. Es sind lange Leidensgeschichten,
Geschichten von Ausgestoßensein, wo das von außen auferlegte Leiden zur Falle wird und Menschen ihr
Leben verbauen. Aber immer bleibt da die Flamme der Hoffnung. Da ist etwa der junge Mann, dessen
Frau lange Jahre hindurch schweigsam seine Gewalt ausgehalten hat, bis am Ende das Fass überlief und
sie beschloss, sich von ihm zu trennen. Das erschütterte ihn so sehr, dass er sich entschloss, ein neuer
Mensch zu werden. Plötzlich erscheint er in der Kirche und sofort wird er von einem aufmerksamen
Menschen angesprochen, ob er Hilfe braucht. Dadurch kommt er zu uns und gemeinsam versuchen wir,
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Der Herr ist wahrhaft auferstanden!
diesen Neuanfang auf reale Füße zu stellen. Das alles ist nicht einfach und immer wieder sage ich dem
Herrn wir Moses: Wenn Du nicht mit uns ausziehst, dann gehe ich nicht.
Meine Erfahrung ist, dass wenn wir uns im Vertrauen auf Gott verlassen, der die Wege öffnet, dann
kommt Er uns entgegen und sendet uns auch die Menschen, die an unserer Seite stehen und mitgehen.
In dieser Gesellschaft gibt es viel Leiden – mit und ohne Schuld des Einzelnen. Angesichts dessen verstehe
ich, dass es nicht die erste Frage ist, wer dieses Leid verschuldet hat. Es geht zunächst darum, die Türe zu
finden, die einen Weg nach vorn möglich machen kann. Barmherzigkeit – das ist das große Geschenk
Gottes für jeden einzelnen der Menschen, die zu uns kommen. Barmherzigkeit Gottes, die Wunden heilt
und Zukunft öffent, die vergibt und aufrichtet. Und die Barmherzigkeit unter uns. Wie viele Urteile gibt es,
die die Menschen voneinander trennen. Nicht jeder ist bereit jedes Haus zu betreten.
Ein großes Geschenk ist es, dass unser Bischof in unserer Kirche eine "Tür der Barmherzigkeit" geöffnet
hat – ein äußeres Zeichen, dass die vergebende und annehmende Liebe Gottes für jeden Menschen offen
steht. An uns ist es, das sichtbar und erfahrbar zu machen. Eine der Ideen zur Gestaltung dieses Jahres
war es, sogenannte "Sahraat Injeeliya" anzubieten, das sind Treffen in den Häusern der Leute, in denen
wir über eine Bibelstelle reden und die Leute danach alle ihre Fragen aussprechen können. Vor allem
wollen wir (das ist unser Priester, ich als die Schwester und einige Leute aus unserer Gebetsgruppe) die
Häuser von Menchen besuchen, die nicht in der Kirche auftauchen. Die ersten Erfahrungen waren sehr
positiv. Alle, die wir besucht haben, waren sehr froh. Und aus jedem dieser Häuser haben wir danach
Personen im Gottesdienst wahrgenommen. Glaube braucht eben Berührung und menschliche
Bindungen.
Seit etwa einem halben Jahr arbeiten wir in einer Nachbarpfarrei. Es ist ein mehrheitlich drusisches Dorf.
Das schlägt sich im Glaubenswissen der Kinder nieder. Hier in Miilya als christlichem Dorf haben wir
Religionsunterricht in der Schule und viele Aktivitäten in Kindergarten und Schule, die über den Glauben
sprechen. Aber in Hurfeish, so heißt dieses Dorf, ist die einzige Quelle der Glaubenserziehung die Kirche
und die Familie. Es ist nicht verwunderlich, dass da die Basis des Glaubens erst noch gelegt werden muss.
Eine Mutter erzählte uns, dass die Kinder das Kreuzzeichen machten und dabei sagten: "In Namen Gottes
des Allbarmherzigen", die drusische und muslimische Einleitungsformel jeglicher Rede. Aber es ist schön
zu sehen, dass diese Menschen wirklich den Glauben kennen lernen möchten. Wir haben einige junge
Mädchen, die als Gruppenleiterinnen mit den Kindern arbeiten. Auch sie müssen zuerst am eigenen
Glauben arbeiten. Aber das geschieht alles zur gleichen Zeit. Und sie setzen sich mit viel Energie und
Freude für die Kinder ein.
Vor drei Jahren haben wir begonnen, mit einer neuen Art die Katechesen zur Kommunionvorbereitung zu
geben. Wir haben Unterlagen aus Deutschland überarbeitet, übersetzt und an unsere Lage, Mentatlität
und byzantinische Liturgie angepasst. Jedes Jahr haben wir die Texte neu überarbeitet, und sind jetzt ganz
zufrieden mit dem Ergebnis. Unsere Mitschwestern, die in Jordanien studieren, haben dem Priester von
unseren Unterrichtsstunden erzählt und der bittet uns um Hilfe bei der Ausbildung der Leiter. Da
kommen mir immer wieder die Worte Jesu in den Sinn: "Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenige
Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter in seinen Weinberg zu senden." Wir würden gerne
vieles tun, aber unser Kapazitäten sind doch sehr begrenzt. Gott weiß darum, und Er muss uns zeigen, wo
wir uns einsetzen und wo wir es einfach in Seiner Hand lassen.
Die Ostertage waren wie immer hier ein großes Geschenk. Die Leute leben die Tage sehr intensiv. Dieses
Jahr gab es eine ganze Reihe von Leuten, die zum ersten Mal an all den Liturgien teilgenommen haben.
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Der Herr ist wahrhaft auferstanden!
Sie haben entdeckt, wie man innerlich Ostern erleben kann. Es sind bewegende Momente, wenn etwa
am Karsamstag Morgen zum ersten Mal die Osterbotschaft verkündet wird: "Er ist nicht hier. Er ist
auferstanden!" Der Satz wird dreimal wiederholt und die Glocken werden geläutet. Da wird die Freude
der Auferstehung spürbar – wenn auch die tiefe Frage bleibt nach Auferstehung für all unsere verfolgten
Brüder und Schwestern ganz in unserer Nähe. Es bleibt die Anfrage, die am Karfreitag vor dem
aufgerichteten Kreuz gesungen wird: "Christus, wir verehren Dein Leiden, aber wo ist deine glorreiche
Auferstehung?"
Wir können nur mit der Zuversicht auf die Verheißung unseres Gottes voranschreiten. Wir wissen, dass Er
allein all den Tod besiegen kann und wird. An uns ist es, nur das kleine Geringe zu tun, das in unserer
Macht steht, wie die Heilige Teresa von Avila es ausdrückt.
Euch allen wünsche ich eine ganz mit Lebenskraft gesegnete nachösterliche Zeit. Wir sind ganz verbunden
und ich bitte Euch, für uns hier und dieses Land und den Nahen Osten zu beten.
Mit ganz lieben Grüßen
Dies ist unsere Gebetsgruppe beim Besuch unseres Bischofs
Marienverehrung ist sehr verwurzelt in den Herzen der
Menschen. Hier vor dem Haus unseres Priesters, wo im
Sommer jeden Abend eine Gruppe von Leuten, Kinder,
Jugendliche und Erwachsene, den Rosenkranz beten.
Mit den Kindern der Vorschule bereiten wir uns auf Ostern
vor.
Ein Besinnungstag am Meer mit Elias und Rosario
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