Glaube und Leben vom 24.01.2016

Nummer 4 · 24. Januar 2016
Bistum
13
GL
Tallitot im Wohnzimmer einer Christin
Zur Person
Dank für besonderes Engagement
Irmgard Frings näht Gebetsschals für Rabbiner und lernt dabei das Judentum näher kennen
Irmgard Frings
mit zwei
selbstgenähten
Tallitot über den
Schultern.
Foto: Sara
Mierzwa
Die 76-jährige Irmgard Frings ist
keine Schneiderin, sondern medizinische Assistentin. Früher nähte
sie Kleidung für sich selbst und
ihre vier Kinder. Sie trifft sich jede
Woche mit zwei anderen Frauen
vom Päpstlichen Missionswerk
der Frauen (PMF) in der MariaWard-Schule in Mainz und näht
Tallitot. Das sind Gebetsschals für
Juden.
Bahnfahrt mit einem
Rabbiner
Das interreligiöse Projekt begann 2004. Monika PankokeSchenk, damals Präsidentin des
PMF, unterhielt sich auf einer
Bahnfahrt mit dem Rabbiner
Walter Homolka und erzählte von
der Tradition, dass einige Frauen
aus dem PMF liturgische Gewän-
Zur Sache
Der jüdische
Gebetsschal
 Der Tallit ist Teil der Gebetskleidung von Juden.
 Er ist ein rechteckiges Stück
Tuch, das vier Schaufäden
(Zizijot) an den Ecken hat.
 Der Tallit wird beim Gebet
getragen, damit Juden sich an
die Gesetze Gottes erinnern.
 Die Mehrzahl von Tallit ist
Tallitot.
 Im liberalen Judentum
können auch Frauen Tallitot
tragen.
der nähen. Der Rabbiner fragte,
ob auch Tallitot gefertigt werden
könnten. Die Frauen vom PMF aus
dem Bistum Mainz übernahmen
gerne diese Aufgabe.
Wenn sie sich wöchentlich zum
Nähen in der Maria-Ward-Schule
treffen, reden sie über Kirche und
tauschen Zeitungen aus. Sie gehen zusammen Stoffe einkaufen,
schneiden sie zu und stecken die
Zierstreifen auf. Für die Männer
schneiden sie große Rechtecke,
für die Frauen kleinere. Die Stoffe
müssen für die Juden koscher sein,
das heißt, kein Mischgewebe, sondern nur reine Wolle oder Seide.
Elisabeth Paeßens, die mit näht,
hat eine jüdische Freundin und
erzählt manchmal von Bräuchen
der anderen Religion. Irmgard
Frings und Johanna Bäßler nähen die Tallitot zuhause an ihren
Nähmaschinen fertig. An einem
Tallit arbeitet Irmgard Frings etwa
sechs bis sieben Stunden.
Einer anderen Religion näher
kommen
Dann senden sie die Tallitot
direkt an das Abraham Geiger
Kolleg in Potsdam. Von dort kommen auch die Aufträge von den
Rabbiner-Absolventen. Irmgard
Frings ist für eine Amtseinführung der neuen Rabbiner bis nach
Berlin gefahren. Es war schön für
sie zu sehen, wie die Gebetsschals
das erste Mal getragen wurden.
Das Kolleg ist das erste Rabbinerseminar in Zentraleuropa nach
dem Holocaust und wurde 1999
gegründet.
Spenden für Frauen-Projekte
im Ausland
Pro Tallit bezahlen die Rabbiner rund 200 Euro. Der Erlös
geht über das PMF an Projekte für
Frauen: Häuser für Witwen, Nähstuben oder Schulprojekte in vielen Ländern Afrikas wurden von
dem Geld bezahlt. Irmgard Frings
ist sei etwa 15 Jahren bei dem
Hilfswerk. „Mission bedeutet für
mich, mit Menschen aus anderen
Ländern eine Verbindung halten,
sie unterstützen und beispielhaft
vorleben, was christlicher Glaube
ist“, sagt Irmgard Frings.
Ehrenamt gehört für sie zum
Christsein. Sie näht auch Messge-
Nackenheim (pm). Kardinal Karl Lehmann hat Klaus
Böhm (Foto links) aus Nackenheim für sein ehrenamtliches Engagement in der Pfarrgemeinde St. Gereon die
Medaille „Dank und Anerkennung des Bistums Mainz“
verliehen. Der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Gerhard
Kiefer überreichte ihm die Medaille. Böhm ist seit vielen
Jahren Mitglied im Verwaltungsrat, seit 1992 stellvertretender Vorsitzender. 2007 startete er das Projekt „Donnerclub“, ein außerschulisches Angebot für Jugendliche
mit Handicap, das er bis heute fortführt. Zudem ist er seit
2012 Trägervertreter für den Gemeindekindergarten.
wänder für ihre Kirche St. Franziskus in Mainz. „Leider engagieren
sich immer weniger Frauen in
der Gruppe“, sagt sie. Bei ihren
Töchtern sieht sie, wie schwierig
heutzutage ehrenamtliche Arbeit
ist: Müttern mit Job und Kindern
bleibt kaum Zeit dafür. Irmgard
Frings wird weiter nähen, solange
es ihre Hände mitmachen.
Drei neue Ärzte am kkm
Mainz (pm). Das Katholische Klinikum Mainz
(kkm) verstärkt die Abteilung Urologie. Seit Anfang
des Jahres stehen den
Patienten drei weitere Fachärzte als Ansprechpartner
zur Verfügung. Neben dem
langjährigen Belegarzt
Dr. Thomas Schärfe ergänzen mit Dr. Jörg Schede und
Dr. Johannes Fritsch zwei
Experten das Angebot um
das gesamte Spektrum der
uro-onkologischen Chirurgie, der endoskopischen Urologie sowie der medikamentösen Tumortherapie. Komplettiert wird die Abteilung durch die Privatpraxis von
Kooperationsarzt Universitäts-Professor Joachim Thüroff
(Foto). Er ist Spezialist im Bereich der Urologischen Onkochirurgie, Uro-Gynäkologie, Rekonstruktiven Urologie
und Kinderurologie. Das Klinikum reagiert damit auf die
demografische Entwicklung und die steigende Nachfrage.
Stichwort
Päpstliches
Missionswerk
Das Frauenmissionswerk gibt
es seit 1893. Damals war das
Hauptziel, Frauen aus der Sklaverei zu befreien. Heute unterstützt es benachteiligte Frauen
weltweit, fördert Begegnung
und setzt sich für Geschlechtergerechtigkeit ein. Es hat 13 000
Mitglieder in 18 Diözesen. Im
Bistum Mainz gibt es noch rund
300 Mitglieder.
FBS-Leiterin in Ruhestand verabschiedet
www.frauenmissionswerk.de
20 750 Euro an Spenden sind bei der Bischofsweihe zusammengekommen
Mainz (mbn). Bei seiner
Bischofsweihe im September
hatte Weihbischof Udo Bentz
auf Geschenke verzichtet und
stattdessen um eine Spende
gebeten. 20 750 Euro kamen
dabei zusammen.
Bentz unterstützt mit dem Geld zu
gleichen Teilen den Flüchtlingsfonds des Bistums und ein Projekt
des Internationalen Katholischen
Missionswerks Missio zur Priesterausbildung.
Über den Flüchtlingsfonds
des Bistums kommen die Spenden den Wohngemeinschaften
für Flüchtlingsfrauen und ihre
Kinder zu Gute, die der Sozialdient katholischer Frauen (SkF)
in Mainz-Mombach Ende vergangenen Jahres eingerichtet hat.
Bei einem dreistündigen Besuch
Besuch beim Vorstand des SkF in Mainz (von links): Inge Schilling, Geistlicher
Beirat Alfred Mertens, Gabriele Hufen, Weihbischof Udo Bentz, Hildegard
Eckert und Susanne Heinrigs
Foto: Tobias Blum
informierte sich der Weihbischof
im Hildegard-Haus in Mainz
ausführlich über die Arbeit des
SkF. Dort führte er Gespräche mit
dem SkF-Vorstand und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
des Hauses. Die Vorsitzende des
SkF-Vorstands Gabriele Hufen
bezeichnete die Spende als „eine
wundervolle Geste“, die bei der
aktuell anstehendenden Einrichtung des zweiten Hauses für
Flüchtlingsfrauen in Mombach
eine große Hilfe sei.
Mit der anderen Hälfte der
Spenden unterstützt Weihbischof
Bentz ein Projekt des Internationalen Katholischen Missionswerks
Missio zur Priesterausbildung.
Das Geld geht an das Priesterseminar der Yarumal-Missionare
in Kibera, einem riesigen Elendsviertel in Kenias Hauptstadt Nairobi. Die kolumbianische Ordensgemeinschaft zählt vor allem
die Erstevangelisierung und den
Dienst an den Armen zu ihren
Aufgaben.
Bentz betonte, dass ihm beide
Projekte „wichtig und lieb“ seien.
Er wolle mit dem Aufteilen der
Spende an zwei Projekte ein Bewusstsein dafür schaffen, dass
neben der akuten Hilfe im eigenen
Land auch Unterstützung in den
Herkunftsländern von Flüchtlingen notwendig sei.
Selztal-Gemeinden neu strukturiert
Filialgemeinden haben Verwaltungsräte zusammengelegt – Vesper am 31. Januar in Schwabenheim
Schwabenheim (pm). Im Selztal
sind die vier Verwaltungsräte,
die bis Ende 2015 innerhalb der
Schwabenheimer Pfarrei St. Bartholomäus bestanden, zusammengeführt worden. Im September
hatte sich der gemeinsame Pfarrgemeinderat von St. Bartholomäus für eine Wiedereingliederung
zum 1. Januar 2016 entschieden. Zur Pfarrei St. Bartholomä-
us gehören die Filialgemeinden St. Remigius in Bubenheim,
St. Walburga in Stadecken-Elsheim, und St. Johannes Evangelist
in Großwinternheim.
Da die Pfarrgemeinde St. Bartholomäus historisch gesehen im
Vergleich zu den anderen Gemeinden über den längsten Zeitraum als eine Gemeinde Bestand
hat, spricht das Bischöfliche Ordi-
nariat in diesem Fall von Wiedereingliederung.
Für die Pfarrgemeinde werde
es erst einmal keine große Umstellung sein, teilt Pfarrer Thomas Winter mit. Die Gemeinden
arbeiteten schon seit Jahren auf
pastoraler Ebene zusammen. Jedoch sei es für den neuen Verwaltungsrat eine Herausforderung,
alle Pfarrzentren und Kirchen auf
dem Pfarrgebiet zu verwalten. Am
31. Januar feiern die Selztaler Katholiken die Wiedereingliederung
mit einer Vesper in der Kirche
St. Bartholomäus in Schwabenheim unter dem Leitwort „Sein
wandernd Volk will leiten der
Herr in dieser Zeit“. Generalvikar
Dietmar Giebelmann wird predigen und die Urkunde des Bischofs
überreichen.
Foto: Sigi Wagner
Geld für Flüchtlingsfrauen und Priester
Großen-Buseck (pm). Vor 34 Jahren hatte Helga Schmitz
(65) die Stelle als Leiterin der Katholischen Familienbildungsstätte (FBS) in Großen-Buseck angetreten. Zu ihrer
Verabschiedung stellten die Kolleginnen ein Programm
mit Fotorückblick und „musikalischen Tönen, um den
Abschied zu verschönen“ zusammen. Dem Empfang in
den Räumen der FBS ging ein Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Marien voraus. Der oberste Dienstherr der
FBS-Leiterin, Domkapitular Jürgen Nabbefeld, hielt die
Predigt. „Sie waren für viele Menschen in ihrer beruflichen Tätigkeit ein wahrer Segen“, sagte er.
„Wenn durch einen Menschen
ein wenig mehr Liebe und
Güte, ein wenig mehr Licht
und Wahrheit in der Welt war,
dann hat sein Leben einen Sinn gehabt“
Alfred Delp SJ
Im Glauben an Jesus Christus ging am
3. Januar 2016 unser Ehrenmitglied
Erich Schreiber
am 28. Juli 1928 geboren,
heim in sein himmlisches Jerusalem.
Erich Schreiber begleitete viele Jahre wichtige Funktionen im
Vorstand des Diözesanverbands der Bläserchöre im Bistum Mainz
und hat sich mit Umsicht und großem Engagement nachhaltig für die
Entwicklung des Verbandes und der Kirchenmusiken eingesetzt.
Die Musikerinnen und Musiker des Diözesanverbandes
werden sein Vermächtnis in Ehren halten.
Peter Höflich
Pfarrer Erhard Schmitt
Präsident
Diözesanpräses
Foto: kkm
45 jüdische Gebetsschals
hat Irmgard Frings seit 2004
genäht. Dafür trifft sie sich
wöchentlich mit zwei anderen
Frauen vom Päpstlichen Missionswerk der Frauen.
Foto: St. Gereon/Nackenheim
Von Sara Mierzwa