Mister Winzerfest tritt ab

Mittwoch, 30. September 2015
Vor dem Winzerfest-Wochenende
Mister Winzerfest tritt ab
Schon am ersten Winzerfest stand er auf einem Wagen, später baute er
sie selber. Ab 1996 war er im Vorstand tätig und die letzten acht Jahre
amtete er als Präsident. Nun dankt Herbert Schneider ab.
DÖTTINGEN (ac) – Am Freitag beginnt
bereits das 64. Winzerfest, das Grösste
der deutschsprachigen Schweiz. Zum
letzten Mal wird Herbert Schneider dabei als Präsident des Vereins Winzerfest
fungieren. Er blickt auf das Fest zurück,
mit dem er aufgewachsen ist.
Wagen als Hingucker
Das Fest biete Attraktionen für alle Altersgruppen, sagt Schneider. «Ausserdem
finde ich, dass der Kontrast von Jung und
Alt dem Winzerfest sehr gut tut.»
Auch wenn er heute nicht mehr Wagen baut oder selber darauf steht, ist er
noch immer fasziniert, wie aufwendig
die Wagen jeweils gestaltet sind. Dieses
Jahr werden 55 Sujets am Umzug zu bewundern sein. Dies sei schon immer eine
grosse Stärke des Döttinger Winzerfests
gewesen. Auch in Krisenzeiten haben immerhin respektable 40 Wagen den Weg
an den Umzug gefunden.
Des Vaters Konkurrent
Herbert Schneider blättert seine Fotoalben der Winzerfeste durch.
Das erste Mal auf einem Wagen stand
Herbert Schneider schon bei der Erstausgabe des Winzerfests im Jahe 1950. Keine
vier Jahre alt war er damals.
Zum Winzerfest kam er dank seinem
Vater. Früher habe er ihm geholfen, die
Wagen zu bauen. «Später konkurrierten
wir uns», sagt Schneider lachend. Für den
elften Umzug 1962 baute er als 16-Jähriger seinen ersten Wagen. Zusammen mit
Kollegen, aber «natürlich hat der Vater
auch noch mitgeholfen.»
Blumen von zu Hause
In mehreren Fotoalben bewahrt Herbert
Schneider die besten Bilder jedes Umzugs auf. Mehr als einmal entfährt ihm
das Wort «gewaltig», als er in Erinnerung
an alte Tage schwelgt. Die Wagen waren
tatsächlich extrem aufwendig gestaltet,
seine seien immer mit besonders vielen
Blumen geschmückt gewesen. «Wir hatten zu Hause 300 Dahlienstöcke im Garten», erklärt er. Diese hätten sie immer
genutzt, um die beiden Wagen zu schmücken.
te er indes nicht. «Ich wurde aber immer
wieder angefragt», sagt Schneider. Deshalb habe er dann bei der Gründung des
Vereins Winzerfest 1996 doch zugesagt.
Er übernahm das Ressort Finanzen, Daniel Dietiker war damals Präsident. Im
Jahr 2007 übernahm er dann selber das
Präsidentenamt und führte es bis heute erfolgreich. Unzählige Stunden hat er
schon für das Winzerfest gearbeitet, aus
purer Freude! Dem neuen, designierten
Präsidenten Otto Zimmermann wünscht
er gutes Gelingen. Er betont: «Man muss
natürlich schon viel Herzblut geben für
dieses Fest.» Aber da habe er auch bei
Zimmermann, dem heutigen Vizepräsidenten, keine Bedenken.
cher nach Döttingen kommen. Viele Leute, die nicht mehr in der Region wohnen,
kämen fürs Winzerfest zurück, erzählt
Schneider. Es sei für ihn teilweise «wie
eine Klassenzusammenkunft».
Den Kontakt zu den Menschen schätzt
er sehr. Gerade deshalb war er in den
letzten Jahren für das Sponsoring zuständig. Mit den Leuten, die den Anlass
finanziell unterstützen, trinke er während
den Festtagen gerne ein Glas Wein und
überzeugt sie dann gleich davon, auch im
nächsten Jahr wieder zu sponsoren. Der
Mister Winzerfest verrät sein Rezept:
«Man muss mit den Leuten reden, Stubenhocker gewinnen nicht.»
Zukunftsmusik
Das für ihn persönlich beste Winzerfest
kann er nicht küren. Es seien alle schön
gewesen. Jedes Fest habe seinen eigenen
Charakter.
Das Highlight sei aber zweifelsohne
immer der Sonntag mit dem Umzug. Der
Samstagabend kam vor etwa 35 Jahren
hinzu, der Freitagabend gar erst um die
Jahrtausendwende. Eine Ausdehnung
auf vier Tage sei indes nicht geplant.
«Wir wollen diesen Standard beibehalten.»
Tief beeindruckt zeigt sich Schneider von
der jüngeren Generation. «Im Vorstand
haben wir gerade auf dieses Jahr hin eine
Verjüngung erfahren.» Er bewundert den
Elan, die die neuen Vorstandsmitglieder
an den Tag legen und ist für die Zukunft
zuversichtlich. «Die Zukunft muss man
in den Jungen suchen und finden.» Sie
werden nach und nach komplett in ihre
Aufgaben hineinwachsen und so dafür
sorgen, dass das Fest in Döttingen noch
jahrelang Bestand haben wird.
Unglaubliches Wachstum
Besonders stolz ist der Mister Winzerfest
aber auf die Anzahl der Aktivmitglieder
und Gönner. In 15 Jahren haben sie über
3000 Leute davon überzeugen können,
dem Verein Winzerfest beizutreten. Alleine in der letzten Woche seien dank den
sozialen Medien und weiteren Werbeanzeigen im Internet 60 Neumitglieder verzeichnet worden. «Es freut mich unglaublich, dass wir in all den Jahren stetig gewachsen sind.»
Stubenhocker im Nachteil
Auch in diesem Jahr sollen über die drei
Tage verteilt wieder bis zu 50 000 Besu-
Weiterhin drei Festtage
Bald ohne Verpflichtungen
«In der Wylaube», war Schneiders Antwort auf die Frage, wo er während des
Festes am ehesten anzutreffen sei. Dort
werde er sich vor allem mit den Sponsoren unterhalten und ihnen auch den
neuen Präsidenten, Otto Zimmermann,
vorstellen. Denn dieser werde das Ressort Sponsoring übernehmen.
Wenn die drei Tage in Döttingen wieder passé sind, wird sich der Mister Winzerfest darüber freuen, dem nächsten
Fest ohne irgendwelche Verpflichtungen entgegenfiebern zu können. Trotzdem wird er auch die 65. Ausgabe nicht
verpassen. Und auch seinen Spitznamen
wird er nicht mehr los.
Mikado, Schmetterling und Weltkugel
Das Motto seines ersten Wagens 1962
war die moderne Rebspritzung. Zuoberst
auf dem Wagen stand ein Helikopter, der
eigens von einem Spengler angefertigt
wurde. Schneider zeigt auf einen jungen
Mann im Cockpit des Helikopters. «Das
bin ich. Ich war der Pilot!» Ein Lachen
huscht dabei über sein Gesicht.
Aber auch an das Mikado-Sujet anno
1973, an einen Schmetterling und die
Weltkugel, die beide später folgten, erinnert sich Schneider gerne.
Für das Winzerfest daheim
Etwa 20 Jahre habe er Wagen gebaut,
aber nicht in Folge. Eine Zeit lang arbeitete er auch in der Westschweiz und
hatte daher keine Zeit, noch einen aufwendigen Wagen auf die Beine – oder
besser gesagt auf die Räder – zu stellen.
Aber er sei für das Fest immer nach Hause gekommen. «Ausser einmal, da konnte ich nicht, weil ich im Ausland war.»
Es sei quasi ein Pflichttermin gewesen,
«wie die Weihnachtsfeier mit der Familie.» Schneider lacht.
Neuer Präsident schon bekannt
Herbert Schneider sitzt als Pilot im Helikopter (Winzerfest 1962).
64.
Grösstes Deutschschweizer
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Freita g, 3. Okt., Uhr, 64. W
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Sams g, 4. Okt.,
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In den Vorstand des Winzerfestes woll-
Der Wagen von Herbert Schneiders Vater anno 1962.
Freitag, 2. Oktober
Samstag, 3. Oktober, ab 9 Uhr
Sonntag, 4. Oktober, 14 Uhr
ab 19 Uhr Festbetrieb in 23 Kellern
und Beizli, neun Weinstände
Markt
64. Winzerumzug
–
–
–
–
Florian Ast
SoulSelection
Astrid-Mäz, Baywatch
Grosser Lunapark
Gastgemeinde Tegerfelden
Festabzeichen Fr – So Fr. 10.– (Kinder frei)
5 Fr.-Taxi Freitag/Samstag, ab 22 Uhr
P+R ab Parkplatz Axpo (Sonntag)
mit über 100 Ständen
Rebbergbähnli
ShowBühne Altersheim
11.00 Futhark, Italien
12.00 Oldhouse Jazzband
16.00 Harmonie Royale,
Belgien
19.45 Kino Kino
22.15 The Liselottes
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Gaukle s Winzerma
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ShowBühne Salmen
12.00 Polizeimusik St. Gallen
14.00 Oldhouse Jazzband
15.00 Pfisterman‘s Friends
16.00 Polizeimusik St. Gallen
20.00 Christopher George
22.30 James Gruntz
55 prächtige Sujets mit vielen Blumen – fidele Rebleute
Musikalisch Mitwirkende: MG Döttingen/Leibstadt,
Majoretten Wauwil, Spielmannszug Waldshut, FriesenbergQuintett, Futhark (Italien), MG Tegerfelden/Würenlingen,
Polizeimusik St. Gallen, Harmonie Royale (Belgien),
Basler Kellerwäntele Zunft, Musik verein Urberg (D).
Nach dem Umzug diverse Platzkonzerte.
Festbetrieb bis in die Abendstunden.
www.winzerfest.ch
Vor dem Winzerfest-Wochenende
Die Botschaft
Vom Wagen, dem 100-Jährigen und dem Hund
Auf dem Wiegenhof wird seit über 50 Jahren der Winzerfestwagen der Weinbaugenossenschaft entworfen.
Nun schon in der dritten Generation.
DÖTTINGEN (ac) – Auf dem Hof der
Familie Stefani ist es ruhig an diesem Montagnachmittag, nur der
Hund kommt einem entgegen. In der
«Schüür» wird derweil dem Wagen der
letzte Schliff für den Auftritt am Sonntag verpasst.
Zwei oder drei Flaschen trinken
Auch wenn es nicht mehr lange geht,
bis das diesjährige Winzerfest beginnt,
kommt auf dem Wiegenhof keine Hektik auf. Dies erstaunt aber nicht sonderlich, denn die Wagenbauer sind routiniert.
Abgesehen davon ist das meiste schon
erledigt, da der Wagen schon am Eidgenössischen Volksmusikfest in Aarau am
Umzug teilnahm. Nur einige leere Weinflaschen fehlen vorne. «Die sind runtergefallen», erklärt Hanspeter Stefani. Aber
das sei halb so schlimm, das Problem sei
schnell gelöst «wenn wir noch zwei oder
drei Flaschen Wein trinken». Allgemeines
Gelächter erfüllt die «Schüür».
Sujet an Prachtsommer angelehnt
Sein Vater sei schon an der ersten Ausgabe des Festes mit einem Wagen dabei gewesen, erzählt Hanspeter Stefani.
Und diese Tradition wurde aufrechterhalten, in der Folge dann auch von ihm
selber.
Die Sujets habe damals noch Paul
Zumsteg entworfen, der die Weinbaugenossenschaft 20 Jahre lang präsidiert
hatte. Heute kommt diese Aufgabe Hans­
peter Stefani und Benno Wäger zu. In
diesem Jahr wird der Wagen unter dem
Motto «von der Sonne verwöhnt» gestaltet. «Ein wahrhaft prächtiger Sommer
war das heuer», blickt Hanspeter Stefani noch einmal zurück.
Tradition wird weitergeführt
Seit vielen Jahren darf die Weinbaugenossenschaft die «Schüür» auf dem Hof
der Familie Stefani benützen, um dort
den Wagen fertigzustellen. In vergangenen Jahren hat auch Vater Hans noch
aktiv geholfen, die Wagen zu gestalten.
Heute sei dies aber nicht mehr der Fall,
erzählt Sohn Hanspeter. Verständlicherweise aber, denn Hans Stefani werde
im nächsten Januar stolze 100 Jahre alt,
gibt Hanspeter weiter zu Protokoll. Dafür helfe nun wiederum sein Sohn Christoph mit und sei auch gewillt, die Tradition fortzuführen.
Nach dem Winzerfest in die Ostschweiz
Trotz aller Tradition habe sich der Charakter des Festes schon auch geändert.
Da sind sich die drei Bauenden einig.
Das sehe man schon an den Sujets. Benno Wäger sagt: «Als ich 1982 begonnen
habe mit dem Wagenbauen, hatten wir
meistens Sujets mit dem Thema Rebberg,
heute sind es eher Blumen.» Das sei halt
moderner.
Christoph Stefani, Hanspeter Stefani und Benno Wäger beim Wagenbau in der «Schüür».
Nach dem Winzerfest geht es für den
Wagen noch weiter, selbstverständlich an
einen traditionellen Anlass. Er darf an
der OLMA in St. Gallen mitwirken.
Ein Glas für den Jasser
Die Vorfreude auf das Winzerfest ist natürlich auch in diesem Jahr wieder gross.
«Wir hoffen, das Wetter spielt mit!», sagt
Hanspeter Stefani. Am Samstag werde
der Wagen dann von einem Blumengeschäft aus der Region noch mit Pflanzen
geschmückt und verziert.
Als noch ein Foto geschossen werden soll, taucht die Frage auf, wo denn
Vater Hans sei. «Der ist am Jassen, der
hat keine Zeit», gibt Hanspeter Stefani
Auskunft. «Wir trinken dafür für ihn mit,
wenn wir fertig sind.»
Bei der Verabschiedung läuft noch einmal der Hund über den Weg, der auf dem
Hof scheinbar ein Herrenleben führt und
sich als Einziger nicht für den Wagenbau
zu interessieren scheint.
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Vor dem Winzerfest-Wochenende
Die Botschaft
Erntehelfer Fredi Häller und Winzer Walter Deppeler mit dem frisch geernteten Blauburgunder.
Es gibt noch viel zu tun. Links die abgeernteten, in der Mitte die noch voll behangenen Reben.
Freudige Weinlese
Michael Kaben, Geschäftsführer der Weinbaugenossenschaft Döttingen, misst
beim Eingang zur Trotte den Öchsle-Grad.
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Seit rund zwei Wochen werden
frühe Sorten wie Pinot Gris, Riesling-Sylvaner oder SauvignonBlanc abgelesen. Der Jahrgang
2015 ist vielversprechend.
ckenheit hat an einigen Lagen dazu geführt, dass die Rebstöcke schon ein paar
gelbe Blätter zeigen. Mitte September
hat man im «Alten Berg» mit der Ernte von Pinot Gris angefangen, diese Woche wurde unter anderem noch Cabernet Dorsa und Sauvignon Blanc gelesen.
DÖTTINGEN/TEGERFELDEN (chr) –
Reifegrad ist wichtig
«Eine wahre Freude» sei die Weinlese
dieses Jahr, sagt Erntehelfer Fredi Häller.
Nicht nur wegen des schönen Herbstwetters, auch weil die meisten Reben sehr
gut gewachsen sind. «Das Blattwerk ist
sehr schön für Trauben in diesem Reifestadium», sagt Walter Deppeler vom
Döttinger Weingut Alter Berg über den
Pinot Noir in seinem Rebberg. Gestern
hat er mit einer Truppe von Helfern neun
Reihen abgeerntet und direkt in Kistchen gelegt. Diese werden, nach Amarone-Methode, vor dem Pressen noch
getrocknet und später im Barrique-Fass
zu einem besonderen Cuvée ausgebaut.
Es sei kein Vergleich zu den Verhältnissen im Vorjahr, wo die Kirschessigfliege
einige Sorten fast ganz zerstört hat und
bei anderen Sorten ein riesiger Aufwand
für das Entfernen der befallenen Beeren
anfiel, sagt Deppeler. Lediglich die Tro-
Auch bei der Weinbaugenossenschaft in
Döttingen ist man mit der bisherigen Ernte zufrieden, wie Geschäftsführer Michael
Kaben bestätigt. Hier sind weisse Trauben
wie Sauvignon Blanc oder Riesling-Sylvaner bereits im Keller, ebenso wurden bereits frühe rote Sorten wie Dunkelfelder
gelesen. Die Öchsle-Grade seien vielversprechend, wobei man diese nicht überbewerten solle. «Ein hoher Öchslegrad alleine macht noch keinen guten Wein», erklärt Winzer Manfred Widmer, «es kommt
auch darauf an, ob die Traube ganz ausgereift ist.» Heute Mittwoch werden noch
Trauben gelesen, ab morgen Donnerstag
gilt der volle Einsatz der Mitarbeiter dem
Winzerfest, an dem die Weinbaugenossenschaft nicht nur mit einem Umzugswagen
und einem Degustationsstand vertreten
ist, sondern auch die Festwirtschaften mit
Döttinger Wein versorgt.
13
Felix Knecht von der Weinbaugenossenschaft im Einsatz mit dem Traktor.
Vor dem Winzerfest-Wochenende
Mittwoch, 30. September 2015
Die Botschaft
14/15
Hier entsteht echter roter Döttinger «Suuser»
Meinrad und Monika Keller produzieren seit Jahrzehnten aufs Winzerfest hin rund 1000 Liter roten Sauser. Sie sind
inzwischen die einzigen, die das machen, und sie machen es auch, wenn der Traubensaft eine Woche vor dem Winzerfest
einen Öchslewert von 105 aufweist – zum Glück aller Besucher.
DÖTTINGEN (tf) – Der Sauser. Er steht
am Anfang der Winzerfest-Tradition in
Döttingen. Als in den Trotten Anfang der
1950er-Jahre die «Weinabholet» anstand,
da haben die Döttinger Winzer den Leuten auf der Strasse ihren «Suuser» angeboten und mit ihnen auf eine gelungene
Ernte angestossen – und vielleicht ein
wenig Werbung gemacht für ihren jungen Wein.
Meinrad Keller kippt die Trauben in die Abbeermaschine, wo die Beeren von den
Rappen getrennt und mit Walzen gequetscht werden.
Schläuche und Messgeräte garantieren,
dass alles nach Plan läuft.
Für roten Sauser muss der Traubensaft mit gequetschten Beeren drei bis vier Stunden bei 60 Grad stehen.
Fertig abgefüllter Döttinger Sauser –
bereit fürs grosse Winzerfest.
Sausertradition in Döttingen
Für den diesjährigen Suuser stehen beste Trauben mit Oechslewerten von 105 zur Verfügung.
Das ist jetzt an die 65 Jahre her. Aus der
Weinabholet ist inzwischen das dreitägige und grösste Winzerfest der Deutschschweiz geworden. Der Sauser, der an
den meisten Orten im Angebot steht,
ist einheimisch, wird aber nicht mehr im
Zurzibiet, sondern woanders im Aargau
produziert. Die Ausnahme, die die Regel
bestätigt, sind die Döttinger Meinrad und
Monika Keller. Als einzige Zurzibieter
und seit Jahrzehnten bieten sie am Döttinger Winzerfest ihren roten Sauser an
– hergestellt aus waschechten Döttinger
Trauben.
Sauser ist nicht gleich Sauser
Sauser, in Mundart einfach «Suuser», das
ist – vereinfacht gesagt – unvergorener,
frisch gepresster Traubensaft, weiss oder
rot, in dem der Gärprozess erst gerade begonnen hat. Nicht mehr, aber auch nicht
weniger. Es erfordert viel Erfahrung und
das richtige «Gspüri», damit am Winzerfest ein guter Sauser auf die Tische
kommt. Bei der Herstellung, etwa fünf
Tage vor dem Winzerfest, müssen die Kellers die richtige Balance finden zwischen
nicht zu süss und nicht bereits zu stark
vergärt. Ein guter «Suuser», so Meinrad
Keller, sei im Geschmack noch süsslich,
aber bereits ganz leicht prickelnd.
Prickelt er noch nicht, ist er also noch
zu süss, dann redet die Fachwelt auch
Eine Stichprobe für die Oechslemessung: Meinrad Keller in seiner Trotte in Döttingen.
Vreni und Georg Erne (links) unterstützen Monika und Meinrad Keller bei der Ernte der Trauben für den Sauser.
von «Goofesuuser», ist er bereits zu sauer und hat einen Alkoholgehalt von über
vier Prozent, dann nennt sie ihn «Herresuuser». Der gewünschte «Suuser»
ist folglich der «Wiibersuuser», bei dem
der Zuckergehalt die Säure immer noch
übertüncht. Er hat einem Alkoholgehalt
zwischen ein und vier Prozent und ist
richtig spritzig.
zwei Stunden. Einmal in der Trotte werden die grossen Chessi abgeladen, gewogen und anschliessend die Öchsle mit
dem Refraktometer gemessen. In diesem
Jahr zum ersten Mal mit Selbstdeklaration, das heisst ohne Vertreter des Kantons. Ist das getan, werden die Beeren abgemahlen und von den Rippen getrennt.
bensaft auf rund 60 Grad. «Danach müssen wir ihn während drei bis vier Stunden stehen lassen, damit der Sauser von
den Beerenhäuten seine rote Farbe erhält.» Nach diesen rund vier Stunden
wird der Saft in die Presse eingefüllt.
Hier erst werden Saft und Beerenhäute getrennt.
In acht Schritten ans Ziel
Erwärmung auf 60 Grad
Hinunterkühlen und enzymieren
Weil Meinrad Keller roten und nicht
weis­sen Sauser herstellt, muss er nun
einen Zwischenschritt einlegen. Er erwärmt den noch nicht gepressten Trau-
Der Saft wird nun wieder auf zehn Grad
hinuntergekühlt und enzymiert. Es geht
darum, den «Trueb» absetzen zu lassen
– und mit Enzymen geht das schneller.
Für guten roten Sauser braucht es acht
Schritte. Tags zuvor werden die Trauben
im Rebberg geerntet, das dauert rund
Eine Nacht lang wird der Saft stehen gelassen. Tags darauf wird der klare Traubensaft vom Trueb getrennt. Diesen sogenannten ersten Abstich setzt Meinrad
Keller mit Reinzuchthefe an – 20 Gramm
Hefe pro 100 Liter Saft garantieren eine
kontinuierliche Gärung – und füllt ihn
dann in Dutzende von 25-Liter-Ballonflaschen. Zum Schluss landet der Saft bei
zwischen null bis zwei Grad im Kühlwagen. Drei Tage später, am Donnerstag,
liefert Keller den Sauser in die Döttinger
Restaurants, am Freitagmorgen dann an
die Vereine.
Eine gute Portion Idealismus
Weil viel Leidenschaft und Erfahrung
drin steckt im Döttinger «Suuser»,
kommt er sehr gut an bei den Gästen
am Winzerfest. Er hat den Ruf, immer
ein «Top-Suuser» zu sein. Ein grosses
Geschäft ist die Herstellung trotzdem
nicht. Mit einem Verkaufspreis von
6.20 Franken pro Liter ist die Sauserproduktion eine Nullrunde für die
Kellers­.
Im roten Döttinger «Suuser» steckt
eine gute Portion Idealismus. Denn: Gemessen wurden im Traubensaft bei Mein-
D
Elektroanlagen • Telematik • Haushaltgeräte • Photovoltaikanlagen
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rad Keller in der Trotte gestern 105 Öchsle. Ein Spitzenwert, vergleichbar mit
dem grossen Sommer 2003. Im letzten
Jahr kam keine einzige Messung an die
100 Öchsle heran. Und obwohl der diesjährige Wert absolut top ist, hält Meinrad Keller daran fest, auch in diesem Jahr
roten Sauser aus Döttingen zu machen.
«Meine Vorfahren würden sich im Grab
umdrehen, wenn sie wüssten, dass ich aus
Trauben mit 105 Öchsle reinen Sauser
mache, aber für mich gehört es dazu. Ich
halte diese Tradition in Döttingen hoch
– auch in Zukunft.»
Vor dem Winzerfest-Wochenende
Die Botschaft
16
In der Schwarzwäldertorten-Fabrik
Georg Erne und Edi Keller vom Kochclub bei der Übergabe des Checks.
Ein Check für einen guten Zweck
DÖTTINGEN (ge) – Am letzten Winzermarkt hat der Kochclub Rebstock einen
schönen Reingewinn erwirtschaftet. Dieser Gewinn wird traditionsgemäss einer
in Not geratenen Bergbauern-Familie
gespendet. Nach kurzer Zeit konnte mit
Hilfe von Coop-Patenschaft eine geeignete Familie gefunden werden, um den
Erlös aus dem Verkauf der Reispfanne – ein Check über 1000 Franken – zu
übergeben. Die Familie Gisler aus Haldi
bei Schattdorf im Kanton Uri, die schwere Schicksalsschläge verkraften musste
und einen Bauernbetrieb bewirtschaftet,
nahm den Check überaus dankbar entgegen. Herrn Gisler ist vor einem Jahr
die Frau verstorben, welche an Krebs
erkrankt war. Nun musste der Hausherr
alleine den Betrieb führen und die drei
Kinder versorgen, die noch zur Schule
gehen. Es braucht immense Kraft und finanzielle Unterstützung, um diesen Betrieb auf 1500 Meter über Meer alleine
weiterzuführen. Der Vater möchte einmal dem mittleren Sohn einen intakten
Betrieb übergeben. Er glaubt, dass er es
mit vereinten Kräften und der Hilfe seiner Kinder schaffen kann. Eine Haushalthilfe steht ihm noch für das Nötigste
wie Wäschewaschen, kochen oder Reinigungsarbeiten zur Seite. Es ist zu hoffen,
dass der Kochclub mit seiner Unterstützung der Familie das Leben ein bisschen
leichter machen konnte.
Das Winzerfest steht nun kurz vor der
Türe und die Kochclub-Mitglieder sind
am Planen der nächsten Aktion. Der
Reingewinn in diesem Jahr soll wieder
einer Not leidenden Person, Familie oder
einer Institution zugutekommen. Der
Stand am Winzermarkt vom 3. Oktober
befindet sich zwischen den Restaurants
Blume und Central. Das Menü, chinesische Reispfanne, wird von zirka 11 bis
16 Uhr (so lange Vorrat) für einen angemessenen Preis angeboten. Ein Gläschen
Wein wird ebenfalls dazu serviert. Selbstverständlich kann man auch nur etwas
trinken oder die Kasse mit einer kleinen
Spende füttern. Auch dieses Jahr können
die Besucher das Rezept in Papierform
mit nach Hause nehmen.
DÖTTINGEN – Wie jedes Jahr kurz vor
dem Winzerfest trafen sich die Turnerinnen der Damenriege anstatt in der Turnhalle für einen Abend in der Küche. In
der Schulküche wurde natürlich nicht wie
sonst üblich geturnt, sondern die Kochschürzen übergezogen und zur Schwarzwäldertortenproduktion übergegangen.
Dieses Jahr ist es bereits das vierte Mal,
dass so rund 35 Torten hergestellt wurden, und man merkte die schon routinierten Handgriffe. Da wurden fleissig
Kirschen geschnitten, Tortenböden zerteilt, Rahm steif geschlagen, Kirschwasser aufgekocht und mit dem Spachtel liebevoll die Torten fertiggestellt. Zu guter
Letzt durften natürlich die Schokospä-
ne auf der Torte nicht fehlen. Die ganze
Produktion der Torten kam einer Fabrikarbeit sehr nahe, da jede Turnerin genau wusste, welchen Produktionsschritt
sie auszuführen hatte. Natürlich war auch
Spass dabei: Es wurde viel gelacht und
diskutiert während der Herstellung. Am
Ende verpackten die fleissigen Bäckerinnen die Torten einzeln in Schachteln,
und mittels einer Grosstransportlieferung wurden diese in die Döttinger Eishöhle gebracht. Dort ruhen sie nun, bis
sie in rund einer Woche in der StadtgassBeiz der Damenriege und des Turnvereins angeboten werden.
Die Damenriege und der Turnverein
freuen sich darauf, viele Besucherinnen
und Besucher am kommenden Winzerfest in ihrer Kaffeestube mit einem feinen Stück Schwarzwäldertorte und einer Tasse Kaffee zu verwöhnen. Wie jedes Jahr gibt es natürlich nicht nur die
Schwarzwäldertorten, sondern rund
80 weitere Kuchen, Cakes, Wähen, Muffins und Torten zu geniessen. Die Auswahl ist gross, und es wird bestimmt für
alle etwas dabei haben.
Nach dem Winzerfest wird dann auch
wieder fleissig geturnt, und wer sich nun
angesprochen fühlt, darf gerne unverbindlich vorbeikommen. Die Damenriege trainiert jeweils am Dienstagabend
von 20.15 bis 22 Uhr in der neuen Turnhalle.
Musikgesellschaft
aktiv am Winzerfest
darf ein Glas (oder auch zwei) vom vorzüglichen Döttinger Wein oder Sauser
nicht fehlen.
Am Umzug präsentiert sich der Verein
als Spielgemeinschaft mit der Musikgesellschaft Leibstadt in origineller Aufmachung. Die Tambouren der Polizeimusik
Zürich-Stadt sowie die Majoretten aus
Wauwil bereichern den Winzerumzug.
Die jüngeren Mitglieder des Vereins geben dem Winzerumzugs-Sujet «Döttin-
ger Wein bringt Glück zu eim» den letzten Schliff.
Das traditionelle Herbstkonzert mit
Theater findet am Samstag, 31. Oktober,
statt. Mit Elan erarbeiten die Musikanten
der Spielgemeinschaft Döttingen/Leibstadt und die Theatergruppe die Darbietungen vom letzten Samstag im Oktober.
Weitere Informationen erfahren Interessierte auf der Homepage www.mg-doettingen.ch.
DÖTTINGEN – Am diesjährigen Win-
zerfest beteiligt sich der Verein mit unterschiedlichen Aktivitäten. Einerseits
führt die Musikgesellschaft den «Trompetenkeller» am gewohnten Standort.
Kulinarisch werden die bekannten, würzigen «Grillraketen» angeboten. Dazu
DONG 2000 TCM GmbH
für Traditionelle Chinesische Medizin
Ich berate Sie gerne in deutscher Sprache.
Termine nur nach Vereinbarung.
Krankenkassen (mit Zusatzversicherung)
anerkannt.
Vor dem Winzerfest-Wochenende
Die Botschaft
17
Gemeindenachrichten
FC-Taverne
DÖTTINGEN – Alle Mannschaften des
Fussballclubs haben über das Winzerfest
spielfrei und freuen sich, auch Sie bewirten zu dürfen. Wie immer in den letzten
Jahren befindet sich die FC-Taverne gegenüber der Metzgerei Baumann. Neu
servieren die Fussballer den Gästen
sehr gerne eine Portion «Chili con carne». Dazu gibt es feine Döttinger Weine.
Danach empfehlen die Verantwortlichen
einen Kaffee und dazu hausgemachten
Lebkuchen. An der Aussenbar werden
sich zudem gute Gelegenheiten ergeben,
um über Gott und die Welt zu diskutieren. Beachten Sie bitte auch das Inserat
in der «Botschaft». Der FC Döttingen
freut sich über Ihren Besuch.
Döttingen
Personelles: Aus mehreren Bewerbungen wurde Noemi Leubin, Würenlingen,
als neue Lernende im Beruf Kauffrau
bei der Gemeinde Döttingen gewählt.
Noemi Leubin wird ihre Lehre im August 2016 beginnen. – Anfangs August
haben Stefan Bless, Lernender Kaufmann, und Jan Kleiner, Döttingen, Lernender Fachmann Betriebsunterhalt,
Fachrichtung Hausdienst, ihre Lehre
bei der Gemeinde Döttingen begonnen. – Als neue stellvertretende Leiterin Steuern wurde Rahel Frei, Würenlingen, mit Stellenantritt per 1. November gewählt. Sie wird die Nachfolge von
Corinne Wächter antreten, welche sich
nach vierjähriger Tätigkeit in Döttingen
per 30. September einer neuen Herausforderung zuwendet. Da sich die Leiterin Einwohnerkontrolle, Cé­cile Fedier,
Ende Oktober einer Operation am Fuss
mit längerer Genesungszeit unterziehen muss, wird die ehemalige Lernende Iris Huber für drei Monate mit einem 80-Prozent-Pensum aushelfen. Im
Oktober wird sie die Personalvakanz
auf dem Steueramt überbrücken und
im November/Dezember das Team der
Gemeindekanzlei/Einwohnerkontrolle
unterstützen.
Ohne Motorradclub
Der Motorradclub unteres Aaretal wird dieses Jahr leider nicht am Winzerfest teilnehmen. Aufgrund zu weniger Helfer können
wir unser Beizli nicht mehr betreiben. In
gegenseitiger Absprache mit dem Vorstand
des Vereins Winzerfest, kamen wir zu diesem schweren Entschluss. Wir möchten all
unseren treuen Gästen sowie auch allen,
die uns immer unterstützt haben, herzlich
danken für diese schöne Zeit.
Glarner Alpkäse, gefertigt von Döttinger Hand
DÖTTINGEN (tf) – Geschäftsführer
der Weinbaugenossenschaft ist er nicht
mehr, dem Winzerfest bleibt er dennoch
treu. Benno Wäger ist auch nach seiner
Pensionierung für die Organisation des
Winzerfest-Umzugs vom Sonntag zu-
ständig. Ergänzend dazu ist er in diesem Jahr mit einem Sonderauftrag ausgestattet: Er hat unzählige Kilo Glarner
Alpkäse an den Mann oder die Frau zu
bringen.
Alpkäse, den er selbst gemacht hat
während seines zehnwöchigen Aufenthalts auf der Alp Nüenhütten-Mittlist
oberhalb Schwanden (GL). Ob man einen Hauch Zurzibiet schmeckt in diesem
Glarner Alpkäse? Nur eine Kostprobe
kann Klarheit bringen.
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Toni Nuot
Wegweiser zeigen, wo die verschiedenen Lokalitäten zu finden sind.
Es grüsst der MCUA und wünscht allen ein
schönes Fest.
076 411 21 02
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���������������
• Sanitärservice
• Boilerentkalkung
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