25 Jahre im ASD

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ASD Fachtag „Soziale Arbeit im ASD – eine professionelle
Herausforderung“
Thomas Zurborg: 25 Jahre im ASD – Anspruch und Wirklichkeit
(1989 – 2015)
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Für mich ist dieser Fachtag ist ein Meilenstein.
Ein Meilenstein deshalb, weil wir uns, also der ASD auf Initiative von Prof. Neuffer sich selbst
in den Focus nimmt, Fachlichkeit auf den Prüfstand stellt und das allgemein empfundene
Dilemma, das jedenfalls in einigen ASD Abteilungen stattfindet, auf andere Art hinterfragt, als
wir es tagtäglich erleben, nämlich durch Krisenmanagement.
Ich will ihn meinem Vortrag auf einige Dinge hinweisen, die mir aufgefallen sind, will
versuchen, sie neu und anders zu beleuchten und Zusammenhänge aufzeigen, die mich
erstaunt haben, als ich sie begriffen habe, wenn ich sie denn überhaupt begriffen habe.
Ich hoffe, daß ich damit ein klein wenig Motivation und Vorfreude auf den heutigen Fachtag,
seine Themen und die Arbeitsgruppen entfachen kann und wir einen spannenden Tag haben
werden.
Ein Hinweis noch, ich war nicht 25 Jahre im ASD, wie die Überschrift suggerieren könnte,
sondern meine Zeit im ASD umspannt 25 Jahre.
Als ich 2008 nach 15 Jahren zurück in den ASD kam, ich war von 1989 bis 1993 schon
einmal dort und hatte in der Zwischenzeit- ausgerechnet- in einer Beratungsstelle
gearbeitet, war ich an einigen Stellen doch ziemlich erstaunt.
Nicht, daß Computer den Einzug in den ASD gehalten hatten, nein, das war damals ganz
normal, auch wenn, das darf man nicht übersehen, die Computer natürlich in einer ersten
Stufe Mehrarbeit brachten, weil sie, neben der Papierakte als zweites
Dokumentationssystem, von Computer- unerfahrenenen Sozialpädagogen bedient, noch
keine wesentliche Entlastung brachten.
Nein was mich einigermaßen verblüffte waren Situationen, auf Dienstbesprechungen oder in
Mittagspausen, in denen junge Kolleginnen mir mit größter Selbstverständlichkeit erklärten,
Beratung werde im ASD nicht mehr gemacht, das sei outgesourct.
Beratung könne man sich in einer Erziehungsberatungsstelle abholen, nicht aber im ASD.
Auch Menschen, die in die Dienststelle kamen, wurden so, wie ich es empfand, abgekanzelt,
Beratung? OK eine Erziehungsberatungsstelle könne man aufsuchen oder, wenns mehr sein
soll, dann eben eine ambulante Hilfe bekommen, aber Beratung im ASD, das geht nicht.
Keine Beratung mehr, keine Beziehungsarbeit im ASD? Ich konnte es nicht glauben.
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Das konnte doch nur ein Mißverständnis sein.
Ich versuchte am Anfang, dagegen an zu argumentieren.
Die Beratungsarbeit sei ein originärer Bestandteil der ASD Arbeit, sagte ich, es sei grotesk,
diese outzusourcen, versuchte ich einem für mich zentralen Teil des ASD Wirkens wieder
das Verständnis zuteilwerden zu lassen, das er aus meiner Sicht verdient hatte.
Wie sonst, dachte ich, als durch Beziehungsarbeit kann man Verständnis darüber erlangen,
wie es Menschen geht, kann man Vertrauen aufbauen, sich ein Recht erarbeiten, auch mal
unangenehme Wahrheiten auszusprechen.
Ich dachte an die gute alte Zeit zurück, dachte, na klar, wir hatten damals Zeit, es gab mehr
Personal, wir haben damals Konzepte gelesen, sie teilweise sogar selbst geschrieben.
Haben Projekte angeschoben, neue Methoden diskutiert, vor allem aber waren wir in Kontakt
mit den Familien, haben kontinuierliche Unterstützung geboten, waren für einige der Familien
der Fels in der Brandung. Nun sollte also genau das alles nicht mehr gemacht werden…?
Vor kurzem ist auf private Initiative eines ehemaligen ASD Mitarbeiters - Eckhard Peter
Günther heißt der Mann- die Zusammenfassung eines außergewöhnlich engagierten
Projektes in Altona erschienen, daß den Titel „Psychosoziale Betreuung im ASD“ trug und
geradezu das Gegenteil verkörperte, was wir heute erleben, nämlich von 1985 bis 1998 eine
intensive, am Klienten orientierte Beratungs- Beziehungs- und Betreuungsarbeit leistete.
Diese Dokumentation ist eine schöne Bestätigung dafür, wie sehr sich Kolleginnen und
Kollegen damals als Institution verstanden haben, die eng am Klienten arbeiten.
Und ich freue mich, daß Herr Günther heute auch als Ehrengast dabei ist!
Meine Kollegin Jean Muche und mein ehemaliger Kollege Thomas Hohn haben mir nach
meiner Rückkehr in den ASD oft darüber berichtet, daß damals auch aus ihrer Erinnerung
vieles möglich war im ASD und richtig Spaß gemacht hat.
Es gab noch eine weitere Merkwürdigkeit, die mir auffiel. Diese ambulanten Hilfen, die, als
ich zurückkehrte so zentral, so mächtig im ASD geworden waren, diese Hilfen, die es zu
meiner ersten Zeit im ASD, 1989 bis 1993 gar nicht gegeben hatte, diese Hilfen liefen aus
dem Ruder, nein sie waren schon aus dem Ruder gelaufen, sie waren explodiert.
Doch dazu später.
Seit dieser Zeit meiner Rückkehr in den ASD ist viel geschehen.
Die Neuorientierung das ASD haben wir erlebt, ein Prozeß, in dem sich Teams auf allen
Hierarchieebenen mit Beratungsfirmen zusammengesetzt und hinterfragt haben, ein
sagenumwobener Anlagenband entstand, für den sich mehr als ein Dutzend Arbeitsgruppen
jahrelang getroffen haben, ein Prozeß, in dem sich viele KollegInnen engagiert haben.
Begriffe wie Schnittstellenregelungen, Eingangs-, Fall- und Netzwerkmanagement wurden
durch engagierte Kollegen mit Leben gefüllt, diskutiert, abgewogen, verschriftlicht.
Dann kam die Sozialpädagogische Diagnostik. Jeder Kollege, jede Kollegin ging für 9 Tage
in den Südring, 350, vermutlich weit mehr ASD Mitarbeiter wurden geschult, mehr, weil von
den frisch geschulten welche frustriert kündigten als sie sahen, was im ASD los war, so daß
dann die Nachrückenden geschult werden mußten, also , ob es dann letztlich 400 oder 500
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waren, ich weiß es nicht, aber, wenn man allein diese Arbeitszeit zusammenrechnet, die in
die Sozialpädagogische Diagnostik geflossen ist, dann entspricht das weit mehr als der
Arbeitsleistung einer kompletten ASD-Abteilung im Jahr. Dafür konnten wir dann
Genogramme, szenisches Fallverstehen, Chronologien und Ressourcenkarten.
Wir lernten, die richtigen Kreuze zu setzen im Diagnoseinstrument KWG, welches wir beim
Verdacht auf Kindeswohlgefährdung benutzen sollten und das sich nur erschloss, wenn man
den entsprechenden Katalog mit einer Bedienungsanleitung studiert und dabei hatte.
Ich will das alles nicht klein reden, ich weiß noch, daß ich durchaus angetan war von der
Diagnostik ja, das könnte vielleicht an der einen oder anderen Stelle mal hilfreich sein, habe
ich gedacht, wenn man sich unsicher ist, wie eine Familienkonstellation einzuschätzen ist,
warum nicht, nur daß ich das Gefühl hatte, das man diese Methoden auch in sehr viel
kürzerer Zeit hätte lernen können und, das war mir, das war uns allen klar, diese schönen
neuen Methoden würden wir im Alltag einer Brennpunktabteilung kaum regelhaft anwenden
können, gehetzt von Krisenfällen, die mit einem kleinen Kernteam abgearbeitet werden
mußten, weil Krankheit, Kündigung oder der Welpenschutz neuer Kolleginnen und Kollegen,
das Personal drastisch reduziert hatte.
Es ging weiter.
Ein dramatischer Vorfall, der Tod der kleinen Chantal erschütterte uns alle und Professor
Schrapper, der kurz zuvor noch die Sozialpädagogische Diagnostik geschult hatte, rollte mit
großem Team an, um die ASD Mitarbeiter, die Vorgesetzten, Regional- und Amtsleiter und
die Fachbehörde zu befragen, Schwachstellen zu identifizieren und Lehren aus dem Drama
zu ziehen. In der Folge tauchten Begriffe wie Risikomanagement auf, Qualitätsmanagement
und Qualitätsentwicklung, eine Jugendhilfeinspektion wurde ins Spiel gebracht, die, kaum
gegründet, die ASD-Arbeit untersuchte nach einem weiteren tragischen Todesfall, dem von
Yagmur und die, für uns schwer aushaltbar, die Arbeit dreier ASD Abteilungen, die Abläufe,
Übergänge und Hilfeprozesse im Fall haarklein nachzuvollziehen versuchte und die Frage
nach der Verantwortung, nach Versäumnissen und Fehlern suchte wie später auch ein
Untersuchungsausschuß und ein Gericht.
In der Folge des Anlagenbandes wurden Netzwerkstellen geschaffen, Kollegen eingestellt,
die Bedarfe bei den Familien statt mit Hilfen zur Erziehung durch niedrigeschwellige
Unterstützungen bedienen und damit die Preisexplosion bei den Hilfen zur Erziehung
drücken sollten. Ich hatte so ein seltsames Gefühl damals, da war doch schon mal was,
dachte ich, diese neuen SAE und SHA-Angebote, die den ASD unterstützen sollten, das war
doch nicht wirklich was neues, solche Hilfen hatte es auch schon in den Achtzigern gegeben,
damals hießen sie Stadtteilarbeit und hatten viele unterstützende Angebote bereitgehalten
bis sie dann wieder, aus Kostengründen ja, das muß man sich auf der Zunge zergehen
lassen, aus Kostengründen eingestampft oder zurückgestrichen wurden.
Nun also Netzwerk reloaded.
Ein Nebenaspekt der Schaffung von Netzwerkstellen und der Aufstockung der Stellen für
Amtsvormünder war, daß ausgerechnet den angespannten ASD Abteilungen Personal
entzogen wurde.
Weil Viele wohl das Gefühl hatten, im Netzwerk oder als Vormund besser arbeiten zu
können als im ständig gehetzten ASD, wechselten sie die Seiten und brachten dem ASD
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dadurch eine Personalkrise, die letztlich erst heute einigermaßen überwunden ist. Ungefähr
100 Mitarbeiter, so hat es mal ein Personalrat beziffert, sollen dem ASD damals
verlorengegangen sein.
Ich bin noch die zweite Merkwürdigkeit schuldig, die ich am Anfang benannt hatte. Zwei
Zahlen waren bei mir haften geblieben, die damals genannt wurden, als wir, es muß 2011
gewesen sein, über Netzwerk, Anlagenband, und ein demnächst anstehendes neues
Computerprogramm diskutierten.
Zwei Zahlen, die es in sich hatten und die so eindrucksvoll waren, daß sie einen heute noch
den Kopf schütteln lassen:
238 Millionen Euro wurden im Jahr 2010 für HzE ausgegeben. Innerhalb dieser knappen
Viertelmilliarde Euro war der Posten für ambulante Hilfen von 2005 bis 2010 um 100
Millionen Euro – pro Jahr! - gestiegen.
100 Millionen, eine schwindelerregende Summe für Hilfen, die es 15 Jahre Jahre vorher, in
meinem ersten Leben das ASD-Mitarbeiter, noch gar nicht gegeben hatte.
Hundert Millionen. Was für eine Zahl.
Wenn man mal überschlagsmäßig die Kosten für das damalige ASD Personal
zusammenrechnet, also von 350 Mitarbeitern damals ausgeht die etwa 30 bis 40.000 € im
Jahr verdienen, kommt man auf ungefähr 10 bis 15 Millionen im Jahr. Das heißt, das ASDPersonal kostet grob gesagt ein Zehntel dessen, die jedes Jahr allein für ambulante Hilfen
ausgegeben werden.
Das kann doch nicht stimmen dachte ich und hab noch mal nachgerechnet. Dann stimmte es
doch und ich dachte, das stimmt vielleicht, aber das darf doch nicht wahr sein.
Ich fragte mich, wie diese Kosten zu standen kommen. Also klar, wir wissen alle, daß sie
technisch der Preis für eine Dienstleistung in Form vom Betreuung und Begleitung von
Familien oder Kindern und Jugendlichen ist, das ist nicht die Frage, sondern mal inhaltlich zu
hinterfragen, wieso der ASD diese Unmengen an Hilfen braucht.
Die Antwort ist – heute, rückblickend - einfach.
Heute würde dieselbe Kollegin, die mir in einer Dienstbesprechung erklärt hat, daß der ASD
keine Beratung mehr macht, daß dies der Arbeitsbelastung geschuldet sei, daß man zu viel
Personal abgebaut habe nach diesen offenbar so goldenen Achzigern, und auch Eckhard
Peter Günther würde mir dies bestätigen, daß man damals, Ende der Neunziger Jahre
Personal abgebaut und Mehrarbeit und PROUGA eingeführt habe, was dazu führte, daß
man heute eben nicht mehr genug Personal habe, um die zeitraubende Beratung selbst
durchzuführen. Und man deshalb den Familien eine Erziehungsberatungsstelle oder eben
eine ambulante Hilfe, eine Sozialpädagogische Familienhilfe oder eine
Erziehungsbeistandsschaft anbiete.
Und das hat dann dazu geführt wo wir heute sind:
Der Sozialpädagoge, die Sozialpädagogin hat keine Zeit für pädagogische Gespräche, und
richtet daher Hilfen ein, die zusammengenommen zehn mal so viel kosten wie der ganze
Personalkörper des ASD.
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Verrückt genug, aber nicht nur das. Natürlich wollen diese Hilfen auch noch verwaltet
werden. Ein HzE-Antrag muß her, der auch noch begründet sein soll, ein Hilfebegründender
Bericht, eine Prüfung der örtlichen Zuständigkeit, eine kollegiale Beratung muß gemacht,
eine schriftliche Vorlage dafür erstellt werden und danach ein Protokoll.
Dann die Einladung für ein Hilfeplangespräch, die Durchführung desselben mit einer
Auflistung der Hilfeziele, das Hilfeplanprotokoll, die Verfügung, die Mitteilung an den Träger,
der Bescheid an die Eltern, wem sag ich das ihr macht das täglich.
Für all das braucht man in der Bearbeitung, na, was meint ihr, vielleicht 5, vielleicht aber
auch 10 Stunden oder mehr, je nach Erfahrung und Routine wenn, ja wenn man ein
Computerprogramm hätte, daß uns optimal unterstützt.
Ok, das haben wir jetzt nicht.
Wir haben Jus-It, um das schmerzliche Wort noch mal auszusprechen, die Geißel des
Hamburger ASD, davor hatten wir PROJUGA, das war auch nicht toll, aber irgendwie
übersichtlicher.
Ich habe in Meinem Vortrag einige der neuen Errungenschaften des ASDs genannt,
Sozialpädagogische Diagnostik und Qualitätsmanagement. Natürlich kann eine Liste
möglicher Gefährdungen im Diagnoseelement Kindeswohlgefährdung helfen, sich zu
vergewissern, daß man nichts vergessen hat. Natürlich schafft ein Genogramm eine schöne
Übersicht über ein Familiensystem und eine Chronologie kann helfen, komplexe Fallverläufe
darzustellen. Aber all diese Instrumente sind Hilfsmittel, die gute Fallarbeit, und das ist für
mich erst mal gute Beziehungsarbeit, unterstützen können. Bei der Qualitätsentwicklung, die
eigentlich Strukturqualitätsentwicklung heißen müßte, weil die Qualität der Arbeit ja im
Wesentlichen in der Fachlichkeit des ASD Mitarbeiters liegt, werden ASD-Arbeitsabläufe in
Flußdiagrammen dargestellt, die eine Art optimale Fallbearbeitung darstellt, was schön wäre,
wenn wir es so tun könnten, aber, wie wir alle leidvoll wissen, in der Praxis nicht immer
möglich ist. Und es werden erfreulicherweise auch Arbeitsanteile benannt, die in vielen
Abteilungen von ASD Mitarbeitern durchgeführt werden, obwohl sie eigentlich reine,
nichtpädagogische Tätigkeiten sind, die von Verwaltungsmenschen erledigt werden könnten
und in Zukunft auch sollen.
Was in Flußdiagrammen nicht dargestellt wird, ist, daß im Wesentlichen die Entscheidung
darüber, welche Hilfe eine Familie braucht, welche Intervention notwendig ist oder ob ein
Sachverhalt eine Kindeswohlgefährdung darstellt, im Zwiegespräch zwischen den
professionellen Helfern und den betroffenen Familien stattfindet, dort also die eigentliche
Qualität verortet sein muß und die wäre am besten gepflegt und entwickelt, wenn sie in Form
alltäglicher Beratung und Begleitung stattfinden würde. Wer eine gute Beziehung zu seinen
Klienten hat, kann auch ohne Mühe einen Diagnosebogen ausfüllen oder ein Genogramm
zeichnen, wer aber, besonders in einer Krise, darauf nicht zurückgreifen kann, weil er die
Familie gar nicht kennt, hat dann auch mit dem Diagnosebogen ein Problem, weil er oder sie
nicht weiß, wo das Kreuz zu machen ist oder sich mühsam die Informationen für sein
Genogramm zusammensuchen muß.
Ich habe am Anfang darauf hingewiesen, daß ich die Beratung der Familien als zentrale
Ausgabe des ASD ansehe. Marie Conen, die wir zu diesem Fachtag eingeladen haben, die
aber leider nicht kommen konnte, wie auch unser Gastgeber, Professor Neuffer, aber auch
Professor Schrapper und diverse andere Menschen weisen unaufhörlich darauf hin, daß
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Beziehungs- und Bindungsarbeit das zentrale Element effizienter Hilfe ist und wir alle wissen
aus therapeutischen Prozessen, daß es Beziehung ist, die heilt, keine Kreuze auf Zetteln
und ich finde es daher fatal, daß ausgerechnet dieses Angebot – jedenfalls in Teilen des
ASDs - nicht mehr oder nur eingeschränkt angeboten wird. Wir können es uns einfach nicht
leisten, den Kontakt zu den Familien zu verlieren, wenn wir es nicht schon haben.
Dieses, die Rückbesinnung auf Beratungs- und Beziehungsarbeit im ASD ist nicht eine
Verweigerung modernen Arbeitens sondern gerade das, was man heute Best Practice nennt,
das Lernen aus guter Arbeit, und da haben wir in Hamburg einiges vorzuweisen, es sind
viele gute Projekte gelaufen über die Jahre und vielleicht sollten war mal, wie es eine
Kollegin auf der letzten Teilpersonalversammlung ausgedrückt hat, nicht immer das Rad neu
erfinden, sondern nachsehen, was aus den Erfahrungsschätzen früherer Zeiten noch zu
gebrauchen ist.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, dieser Fachtag hat einiges zu bieten.
Wer während meines Vortrags gedacht hat, Mensch man müßte tatsächlich irgendwie einen
Dreh daran kriegen, die Beratung wieder in den ASD zu holen wird erstaunt feststellen, daß
in Bergedorf genau das seit kurzem gemacht wird. Und in Wilhelmsburg hat sich ein weiteres
Projekt auf den Weg gemacht, den Kontakt zwischen den Familien und uns wieder mehr in
den Focus zu nehmen. In den Workshops wird es Gelegenheit geben, sich mit diesen
Projekten auseinanderzusetzen. Gegen Ende des Fachtags können wir auf einer
Abschlußrunde diskutieren, wo wir uns im ASD sehen und wo wir wollen, daß die Reise
hingeht.
Ich habe gehört, daß auch Vertreter freier Träger hier sind, die das, was ich gesagt habe,
vielleicht nicht so gern hören und innerlich schon argumentativ die Messer wetzen, dann
lassen Sie uns diskutieren. Dazu ist dieser Fachtag da.
Zum Schluß möchte ich eine Vision aussprechen, entgegen der Empfehlung von Helmut
Schmidt, wer Visionen habe, solle zum Arzt gehen.
Ich stelle mir vor, daß zunächst, wie es sich ja schon andeutet, die
Stabilisierungsprogramme des ASD greifen und Abteilungen, die teilweise schon Jahre lang
ihre Fälle nicht mehr auf Stand hatten, endlich zur Ruhe kommen.
Daß Bugwellen abgetragen werden können und nach und nach all die interessanten
Instrumente, die ich erwähnt habe, angewendet werden und ihre Wirkung entfalten können.
Ich stelle mir vor, wie hocheffiziente Geschäftszimmer die Arbeiten erledigen, die nicht
pädagogisch sind und wir wieder im engen Kontakt zu unseren Familien stehen, dadurch
ambulante Hilfen und die durch sie ausgelöste Bürokratie und die immensen Kosten
abgebaut werden können und wir unsere Arbeit mit einer effektiv funktionierender Software
dokumentieren, wodurch wieder Spielräume entstehen, neue, vielleicht auch alte, aber
zukunftsweisende Projekte anzugehen.
Wie gesagt, eine Vision.