1 Königstag München, 28. April 2015 Meine Damen und Herren, vor

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Königstag München, 28. April 2015
Meine Damen und Herren,
vor einigen Wochen bezeichnete der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte Limburg als
das 'Bayern der Niederlande'.
Er verlieh uns diesen 'Ehrentitel', nachdem ich ihn zu einer kurzen Reise durch unsere
Wirtschaftslandschaft mitgenommen hatte.
Es war eine Reise, auf der er sah, wie sehr unsere Unternehmer, Bildungseinrichtungen und
staatlichen Stellen ihre Kräfte bündeln und so zusammen einen großen Innovationsvorsprung
gegenüber dem Rest des Landes realisieren.
Ein Erfolgsrezept, das Ihnen hier in Bayern bekannt vorkommen wird.
Und gerade aufgrund dieses ehrenvollen Vergleichs bin ich erfreut, dass ich mich heute hier in
München mit einer kurzen Ansprache an Sie wenden darf.
Übrigens auch im Namen von Bert Pauli, dem hier anwesenden geschäftsführenden Kommissar
des Königs von Nordbrabant.
Unsere Nachbarprovinz, die das Prädikat „Bayern der Niederlande“ ebenso verdient wie wir.
Denn es gelingt uns gemeinsam, diese große Innovationsstärke für die Niederlande zu
generieren.
Zusammen stehen wir für 70 Prozent der Erfindungen in unserem Land.
Ebenso wie Bayern Vorreiter bei Innovationen in Deutschland ist, sind Nordbrabant und
Limburg dies in den Niederlanden.
Dies ist ein Ansatz für eine schöne Verknüpfung zwischen uns.
Verknüpfungen, die wir meiner Ansicht nach in Europa dringend benötigen. Auf jeden Fall,
wenn wir einen bedeutenden Beitrag zur Weltwirtschaft leisten möchten.
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Und diese Verknüpfungen stellt man doch am einfachsten mit Partnern her, mit denen man
etwas gemeinsam hat.
Und das ist bei uns gewiss der Fall, auch in anderen Bereichen als dem Innovationsvorsprung,
den wir in unseren Ländern haben.
So haben sich beide Regionen eindrucksvoll gewandelt. Bayern hat eine arme
Agrarvergangenheit. Eine Vergangenheit, die es sicher mit der Provinz Limburg teilt.
Als wir erst später definitiv zum Königreich der Niederlande hinzukamen, fragte man sich im
Norden des Landes wörtlich noch, was man anfangen sollte mit „diesem rückständigen Streifen
Land“.
Und dies, meine Damen und Herren, höre ich die Leute heutzutage nicht mehr sagen.
Außerdem sprechen wir anders als die Menschen im Norden der Niederlande: viel weicher und
melodiöser.
Und je weiter diese Einwohner in Richtung des südlichen Landesteils unterwegs sind, desto
unverständlicher erscheint ihnen unsere Sprechweise.
Kommt Ihnen das bekannt vor?
Auch kulturell weisen Bayern und der Süden der Niederlande größere Parallelen auf als es mit
anderen Gegenden in unserem Land der Fall ist.
Die Niederlande 'unterhalb der großen Flüsse', wie man bei uns sagt, sind nicht so calvinistisch
ausgerichtet wie das Gebiet oberhalb.
Wir teilen einen Lebensstil, in dem Traditionen eine große Rolle spielen. Auch viele
vergnügliche und musikalische Traditionen.
So sollten Sie ruhig wissen, dass eine limburgische Gemeinde wie Sittard eine Ihrer
bekanntesten festlichen Traditionen voller Überzeugung übernommen hat. Ich spreche hier
vom Oktoberfest ...
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Und so kann ich mit dem Bier, das bei diesem Fest ausgeschenkt wird, direkt eine schöne
Brücke zu einer anderen Parallele in unserer Wirtschaftsstruktur schlagen.
Es geht hier um familiär geführte und dadurch starke Mittel- und Kleinbetriebe.
So kommt das Bier, das Sie hier trinken, von einem solchen erfolgreichen
Familienunternehmen, der Gulpener Bierbrauerei aus Limburg.
Eine Brauerei, die voriges Jahr zum besten Familienunternehmen der Niederlande ausgerufen
wurde - und zum nachhaltigsten.
Außerdem floriert auch unsere Produzierendes Gewerbe, unsere moderne Produzierendes
Gewerbe.
Hier kann ich übrigens auch ein Beispiel anführen, das uns verbindet. Es ist nämlich der
nordbrabanter Autohersteller VDL Nedcar, der den Mini für Ihr bayrisches Unternehmen BMW
baut. Und dieser Bau geschieht in Limburg.
Unser König Willem-Alexander - dessen Geburtstag wir hier heute feiern - hat diese Autofabrik
vorigen Sommer persönlich eröffnet.
Vor allem aber sind im Süden der Niederlande viele wissenschaftliche Einrichtungen
angesiedelt.
Mit zwei renommierten Universitäten - in Eindhoven und Maastricht - können wir die
notwendigen Campusse mit unterschiedlichen Fokussen anlegen:
von Hightech-Systemen & Smart Industries auf dem High Tech Campus in Eindhoven
bis hin zu Chemie & Materialien und anderseits Gesundheit, Ernährung & Logistik auf den
Campussen in Limburg ...
Besonders zu erwähnen ist, dass die Wissenschaftler und Unternehmer bei ihrer
Zusammenarbeit neben diesem klaren Fokus auch den Blick für 'Cross-overs' zwischen den
einzelnen Fachgebieten wahren.
So kann es vorkommen, dass ein Maastricht Health Campus Schlagzeilen in der Weltpresse
macht mit der Entwicklung eines Kunstfleisch-Burgers.
Und dass ein Chemie-Campus Knorpel entwickelt, mit dem sich Menschen wieder besser
bewegen können.
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Diese 'Cross-overs' gibt es übrigens nicht nur zwischen den Campussen und Fachgebieten im
Süden der Niederlande.
Angesichts unserer zentralen Lage ist es klar, dass wir auch 'Cross-overs' zu Universitäten in
der Nähe schaffen, etwa zur jahrhundertealten Universität im belgischen Löwen und zur
berühmten RWTH in Aachen.
Sicher für eine Provinz wie Limburg - die mit Deutschland und Belgien eine viel längere Grenze
teilt als mit dem eigenen Land - ist eine solche grenzüberschreitende Zusammenarbeit ganz
normal.
Ein schönes Beispiel ist hier die vorbildliche Zusammenarbeit zwischen der RWTH und der
Universität von Maastricht.
Sie haben zusammen auf dem niederländischen Chemiecampus Chemelot ein biobasiertes
Forschungsinstitut gegründet. Dort sollen gemeinsam hochwertige Kunststoffmaterialien
entwickelt werden.
Meine Damen und Herren, wir feiern hier heute zusammen den Königstag, weil man Feste in
beiden Regionen schätzt.
Aber auch, weil wir überzeugt sind, dass ein 'Cross-over' zwischen dem echten Bayern und
dem Bayern der Niederlande beste Erfolgsaussichten hat.
Vor allem, weil wir so viel gemeinsam haben.
Ich freue mich somit auch, dass wir - im Namen von Nordbrabant und Limburg – einen
Beobachter hierhin entsenden können. Zu diesem Generalkonsulat in München.
Außerdem freue ich mich, dass Limburg im Juni dieses Jahres eine Gruppe bayrischer Beamter
zu einem einwöchigen Besuch empfangen kann.
Die Besucher - und Sie alle - sind herzlich willkommen.
Dann können die Beamten - und Sie - persönlich feststellen, ob unser Ministerpräsident Mark
Rutte uns zu Recht als das Bayern der Niederlande bezeichnet hat.
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Also, meine Damen und Herren, ich würde sagen: Bis bald im Süden der Niederlande.
Sie werden sich dort ebenso zuhause fühlen wie wir Nordbrabanter und Limburger hier!