Datum Predigerin Predigttext 20.03.2016 Pastor Siek Postma Matthäus 7, 12 „Was willst du denn mit diesem Opi?“ sagte mir vor einigen Wochen jemand, als er hörte, dass ich dieses Video einspielen will. „Was willst du denn mit diesem Opi?“ Na ja, wenn ich mit diesem Opi nichts mehr werden kann, dann sollte ich auch langsam daran denken selber abzutreten, denn ich werde langsam auch zum Opi. Dieser Opi, den wir gesehen haben, Pete Seeger, ist zu dem Zeitpunkt, wo dieses Video aufgenommen wird, 91 Jahre alt. Das ist 6 Jahre her. Das Lied, das er geschrieben hat, wie er so viele in seinem Leben geschrieben hat, dieses Lied ist entstanden nach der „Deepwater-Horizon-Katastrophe im Golf von Mexico. Wer erinnert sich nicht an die brennende Ölplattform, die nach 2 Tagen in die Tiefen des Meeres versunken ist, aber das Öl, es floss weiter. Und sorgte für die größte bislang bekannte Umweltkatastrophe, die in diesem Geschäft denkbar gewesen wäre. Und darauf reagiert Pete Seeger, wie so oft in seinem Leben, in seinem langen Leben, und schreibt dieses Lied. Wenn, so heißt es in einer Strophe, das mit dem Bohren schief geht, dann ein großes Chaos daraus wird, dann erinnere dich daran, Gott zählt auf dich, Gott zählt auf mich. Pete Seeger, damals 91 Jahre alt, ist inzwischen verstorben, vor 2 Jahren. Viele werden von ihm noch nicht gehört haben, manchen ist das eine oder andere bekannt. Er ist sein Leben lang ein Mensch gewesen, der dem US-amerikanischen Folk verbunden war, ein Folkmusiker, ein Singer-songwriter, er war ein politischer Aktivist, er hat Umweltschutz durchbuchstabiert. 1965 bereits, als andere dieses Wort noch nicht kannten, geschweige denn, es hätten durchbuchstabieren können. Er hat mit seinen Liedern die Friedensbewegung geprägt, er hat gewerkschaftlich organisierte Arbeiter unterstützt, so wie die Bürgerrechtsbewegung, Freiheitsbewegungen in den USA und weit darüber hinaus. Da muss ich glatt auf meinen Zettel kucken, damit ich nicht eines vergesse. Und zwar ein Leben lang. Das ist für ihn nicht unproblematisch gewesen, denn es gab eine Ära in den USA, da war alles, was irgendwie sozial angehaucht war, des Kommunismus verdächtig. Die berühmt-berüchtigte McCarthy-Ära. Das hat für ihn dazu beigetragen, dass er von 1961 bis 1962 im Knast gesessen hat. Man hätte hier vielleicht formuliert: wegen sozialdemokratischer Umtriebe. Aber dort galt er als Kommunist, obwohl er kein Mitglied dieser Partei war. Aber wie sagt ein Wegbegleiter: Er stand für Gerechtigkeit. Und er hatte mächtige Feinde, die darauf aus waren, dass diese Stimme der Gerechtigkeit verschwindet. Aber er hielt stand und sang weiter. Das ist Pete Seeger; dieser Opi. Was ich beeindruckend finde an Pete Seeger ist dieses lebenslange ungebrochene Vertrauen, trotz allem, was er gesehen, trotz allem, was er erlebt hat, trotz allem, was ihm widerfahren ist. Dass da ein Fundament in seinem Leben ist, das ihm offensichtlich zu keiner Zeit genommen werden konnte. Ich finde es beeindruckend, dass ein Mensch so kontinuierlich über Jahrzehnte seinen Weg gehen kann, und dass dieses Grundvertrauen, das offensichtlich da ist, dass dieses nicht wirklich nachhaltig erschüttert werden kann. Und beeindruckend finde ich auch die Formulierung in diesem Lied, wenn er sagt: Gott zählt auf mich, Gott zählt auf dich. Bei jeder einzelnen Strophe, wieder und wieder: Gott zählt auf dich, Gott zählt auf mich. Er bringt damit in Worte, er formuliert das, was ihn treibt, nämlich, dass er davon überzeugt ist, dass Gott uns Menschen etwas zutraut. Dass Gott davon ausgeht, dass wir zu etwas in der Lage sind, zum Guten in dieser Welt und für andere Menschen. Ganz gleich, worum es geht. Gebt nicht auf, gebt nicht klein bei. Gott zählt auf dich, und Gott zählt auf mich. Das, was wir jetzt in dieser Zeit tun, hat Auswirkungen für die Ewigkeit. Gott zählt auf mich, Gott zählt auf dich. Wenn etwas total schief geht, wenn etwas total in die Hose geht: Gott zählt auf dich, und Gott zählt auf mich. Und bei diesen Worten dieses Liedes höre ich andere Worte, nämlich die Worte Jesu aus der Bergpredigt. Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch. Jesus traut seinen Jüngern und Jüngerinnen, Jesus traut den Menschen etwas zu. Er traut ihnen das Gute zu. Es fallen nicht Blitze vom Himmel, es wird nicht die Erde erschüttert, weil da irgendjemand zornig sein könnte auf diese Welt und ihre Menschen. Sondern da ist einer, der traut dieser Welt und ihren Menschen etwas zu, bei allem Chaos, das es geben mag. Und das ist es, liebe Konfirmandinnen, lieber Konfirmand, was wir euch mit geben möchten: Gott traut euch etwas zu. Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch! Und das ist ein aktiver Lebensstil. Das bedeutet, darüber nachzudenken, was ist für andere gut? Was ist für mich wichtig? Was wünsche ich mir für mich? Was tut mir gut? Und wenn ich darüber nachdenke für mich, und dann auch im Blick auf andere, dann gerät etwas in Bewegung. Dann geschieht etwas. Dann ereignet sich Gutes. Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch! Uns, euch, wird zugetraut, dass ihr etwas tun könnt. Dass ihr wisst, was euch gut tut, und damit auch wisst, was für andere gut ist. Euch wird zugetraut, dass ihr reagieren könnt, wie es in diesem Lied beschrieben wird von Pete Seeger, auf die Dinge, die in dieser Welt geschehen, auf das, was sich um euch herum abspielt, und dass ihr auf eine ganz eigene Art und Weise die Dinge anpackt und neu vorantreibt. Anders als eure Eltern und Großeltern, in manchen Punkten vielleicht auch besser. Es wird euch auf jeden Fall zugetraut. Gott zählt auf euch, Gott traut dir etwas zu. Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch. Mit dem heutigen Tag werdet ihr zum einen daran erinnert, dass ihr auf dem alles entscheidenden Fundament steht, nämlich auf dem Fundament, das Gott in Christus für euch alles getan hat, dass er alles Gute euch hat zukommen lassen. Und dass das ein Fundament ist, das euch ein Leben lang tragen kann. Ein Fundament, auf dem ihr Vertrauen wagen könnt. Und von diesem Fundament aus könnt ihr so reden, denken und handeln, wie Jesus es formuliert: Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch! Oder, um es mit den Worten von Pete Seeger zu sagen: God´s counting on me, bad God´s also counting on you! AMEN.
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