Text zum Bilderbuch

Meggie, das kleine Riesenfaultier
Text zum Bilderbuch
Bilderbuch vergriffen, in «Meggie-Tasche» vorhanden
Idee: Regula Frei
Text: Stephan Teuwiesen
Illustration: Simone Fecker
Das ist Meggie.
Meggie ist ein kleines Riesenfaultier.
Am liebsten isst Meggie Blätter. Sie frisst jeden Tag ganz viele davon. Aber das Laub der Bäume
hängt sehr hoch. Also stellt sich Meggie auf die Hinterbeine und zieht mit ihren Krallen die Zweige zu
sich herab.
Das jedoch ist anstrengend und Meggie jammert: «Ach, wir Faultiere haben es echt nicht leicht!
Immer Zweige herunterziehen, die so hoch hängen und manchmal ist der Baum ganz weit weg... Das
ist anstrengend und wir Faultiere sind doch so schnell müde...»
An einem heissen Tag reichte es Meggie: «So, mir reicht es! Jawoll, wenn es mir reicht, dann reicht
es mir! Dieses ständige von Baum zu Baum Gehen, das ist nichts für mich. Hm. Aber wer trägt mich?
Wer?» Da hopst ein gut gelauntes Känguru vorbei. «Das Känguru!», ruft Meggie freudig, «Das trägt
mich bestimmt! Aber, he... Wohin ist es jetzt, das Känguru? Ah, dort! Oh nein, hops, wo...» Und
schon ist es weg das Känguru!
Also geht Meggie zur Giraffe.
«Guten Tag, liebe Giraffe», sagt Meggie.
Die Giraffe stellt den Kopf etwas schräg und antwortet: «Ja, hallo, Meggie, du kleines grosses Faultier,
wie geht es dir denn so?»
Meggie wackelt mit dem Kopf und fragt schnell und verlegen: «Liebe Giraffe, trägst du mich bitte auf
deinem Rücken von Baum zu Baum? Wäre das etwas? Ich fresse gerne Blätter, aber das
Hinaufklettern ist soooo anstrengend...»
«Ach Meggie!», lacht die Giraffe, «Ich fresse doch auch Blätter! Wenn ich dich trage, frisst du mir alle
Blätter weg! Ich kenne dich doch, du kleines grosses Faultier! Und dann bekommen wir Streit. Und
das wäre gar nicht gut, nicht wahr?» «Nein...», meint Meggie, «Streit, das wäre nicht gut.»
«Finde ich auch», nickt die Giraffe.
«Am besten fragst du ein anderes Tier.»
Da sieht Meggie das Känguru wieder, dort! Meggie ruft: «He, Herr Känguru, ich – !» Aber schon hüpft
das Känguru vergnügt weiter! Meggie seufzt: «Ach, muss das toll sein, einfach so herumhüpfen zu
können und schnell zu sein...»
Müde schleppt sich Meggie weiter.
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Gegen Mittag trifft sie den Eisbären. Sie denkt: «Der Eisbär frisst keine Blätter. Er mag Fisch. Ich mag
keinen Fisch. Toll, wir bekommen bestimmt keinen Streit. Ja, der Eisbär, der hilft mir!»
Meggie begrüsst den Eisbären: «Guten Tag, lieber Eisbär, trägst du mich bitte auf deinem Rücken
von Baum zu Baum? Ich esse keinen Fisch und du keine Blätter, wir bekommen also bestimmt
keinen Streit!» «Liebe Meggie!», brummt der Eisbär freundlich, «Ich trage dich gerne. Die Sache ist
nur, ich wandere tagelang über das Eis oder tauche durch das kalte Wasser. Ich bin eben ein Eisbär.
Gefällt dir das denn, Eis und kaltes Wasser?»
Meggie gibt verlegen zu: «Eis und kaltes Wasser? Oh nein, das klingt nicht gut. Ich mag es warm und
gemütlich. Und Tauchen, das klingt auch anstrengend...»
Der Eisbär brummt: «Meggie, warum fragst du nicht das Känguru? Dort hinter dir!» Meggie dreht sich
um, aber hops – schon ist das Känguru wieder weiter gehopst.
Am Nachmittag lümmelt Meggie im Wald herum.
Sie hat vor, den grossen Hirsch zu fragen. Mitten im Wald ruft sie laut: «He, Herr grosser Hirsch! Hier
ist Meggie, das kleine Riesenfaultier! Herr grosser Hirsch, ich bin sooo müde, hätten Sie vielleicht
Lust, mich zu tragen?» Der grosse Hirsch antwortet aber nicht. Dafür sieht Meggie den Rehbock.
«Oh!», ruft Meggie entzückt aus, «Ist der schön, und zierlich und fein...» Meggie steht mit offenem
Mund und gafft und gafft und gafft... und vor lauter Gaffen vergisst sie den Rehbock anzusprechen...
Später, es ist jetzt schon fast Abend, erblickt Meggie oben am Berg den Steinbock. Tapfer klettert sie
hinauf. Oben angekommen ist Meggie ganz ausser Atem. «Guten – stöhn – Abend, lieber – stöhn –
Steinbock», schnauft sie erschöpft, «würdest du mich – stöhn – bitte – stöhn – auf deinem Rücken –
stöhn – von Baum zu Baum tragen?» «Hi, hi, liebe Meggie!» kichert der Steinbock, «Ich trage dich
gerne, aber ich lebe in den hohen Bergen. Die Berge hier haben Nadeln, viele Nadeln.»
«Oh, schade...», stöhnt Meggie, „Ich mag nur Bäume mit Blättern. Blätter sind lecker. Nadeln
schmecken mir nicht. Die pieksen im Hals.»
«Hab ich mir doch gedacht», kichert der Steinbock und springt behände davon.
Allmählich ist es dunkel geworden. Meggie ist müde und gähnt. Sie schleicht sich zu einem ruhigen
Ort. Und, hops, wer erscheint dort? Das Känguru! «Guten Abend, hopsendes Känguru», gähnt
Meggie, «trägst du mich – gäaaahn – bitte auf deinem Rücken von Baum zu – gäaaahn –»
«Liebe Meggie», staunt das Känguru und hopst: «Hops! Du bist doch viel zu schwer! Hops! Mit dir auf
dem Rücken kann ich gar keine Sprünge mehr machen! Nein, tut mir leid. Ich trage dich nicht. Hops!
Hops!»
«Oh», sagt die schläfrige Meggie, „wen könnte ich denn jetzt noch bitten? Das ist so anstrengend, all
diese Tiere zu fragen... Fast noch anstrengender, als von Baum zu Baum zu gehen und Blätter zu
fressen...»
Meggie gähnt laut und legt sich unter einen schönen Baum. «Morgen suche ich weiter...», murmelt
sie kurz bevor sie einschläft. Und jetzt liegt Meggie unter einem Baum, schnarcht gemütlich vor sich
hin und träumt von vielen vielen Blättern...
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