HORIZONT Popkultur HORIZONT (E - Popkultur in Freund für Deadpool wäre gros- sartig!) Mit diesen Worten äusserte sich Hollywoodstar Ryan Reynolds zúm Privatleben der Comicfigur <Deadpool>>, die er im gleichnamigen Kinof,lm mimt. Die Figur stammt aus dem Superheldenuniversum des Marvel-Verlags und gehörte einst der berühmten <X-Men>-Garde an. Das Interessante an Deadpool abgesehen davon, dass er reihenweise Bösewichte vermöbelt und mit Vorliebe derbe Sprüche klopft: Er ist der erste pansexuelle Superheld überhaupt. Und daraus wird auch kein Geheimnis gemacht, wie das Statement von Ryan Reynolds zeigt. Dieser wäre denn auch sofort dabei, wenn ihm in einer Fortsetzung ein Liebhaber zur Seite gestellt würde, wie er auf dem roten Teppich einer Premierenfeier er zählte. Deadpool Text: Markus Stehfe Wiccan und Hulkling, ein offen schwules Paar und Teil der <Young Avengersr. N¡cht hetero - na und? Diese offen kommunizierten amourösen Präferenzen des Protagonisten sind in der heutigen Filmwelt zwar noch aussergewöhnlich genug, um Aufmerksamkeit zu erregen. Der Popularität des Streifens taten sie aber keinen Abbruch. Bereits am bi, transgender oder asexuell sind. Die meisten von ihnen sind eher unbekannt und meist nur eingefleischten Comicfans ein Begriff. Zwei davon: <Wiccan> und <Hulklinp. Die beiden sind ein offen schwules paar und Teil dercYoungAvengers).DiesesteheninengerVerbindung zu den berühmten <Avengers>, denen tlet¿en wie Iron Man, Thor oder Captain America angehören und deren Abenteuer und ruhmreiche Taten in den letzten Jahren gleich in mehreren kommerziell erfolgreichen Hollywood-Adaptionen erzählt wurden. Bisher eher unbekannt, erfreuen sich Wiccan and Hulkling nun einer wachsenden Popularität: Nebst ihren Auftritten in den Comic-Heften werden sie zum Beispiel im neuen LegoVideogame <Marvel's Avengers> als spielbare Figuren eingeführt. Konservative Leserschaft Die grossen Verlage wagen es also zunehmend, ihre Heldinnen und Helden zu outen. Das ist insofern erfreulich, als die <Mainstream-Comics der gesellschaftlichen Ent- wicklung hinterherhinken, gerade im SuperheldenBereich>, sagt Kevin Clarke. Er hat zusammen im Februar Es wird befürchtet, ein moderner und offener brach umgang mit LGBT_Fragen mehrere Rekorde. ,";i'o# startwochenende lockte er das Publikum in scharen allzu vor die Leinwand, der Film rr mit sechs Co_Kuratorinnen und _kuratoren die Ausstellung <supereueeroes> konzipierr, die im <schwulen Munoch bis Ende :""i:,: le.rtin us-amerikani,.n".*,.,,.n;o,- könntãvieleComicfais',i:ilïiïiij'-T:,:::î,rοX; magazinForbeshat<Deadpool>>in übgrfordgrn. Kasten). <Die Leserschaft in den den Vereinigten Staatenunter anUSA ist zumTeil sehrkonservativ>, derem das erfolgreichste Kinodebüt aller bisherigen X-Men-Filme hingelegt, und Ryan Reynolds wirkte bis anhin noch in keinem Film mit, der am Eröffnungswochenende mehr Geld in die Kassen spülte. (Batmanund Robin im Bet[ das wäre der Durchbruch!> Batwoman ist lesbisch, Green Lantern schwul und Deadpool pansexuell. Seit mehreren |ahren werden in der Welt des Mainstream-Comics immer wieder Superhelden und -heldinnen geoutet. Es ist ein Trend, der nicht zuletztvon Hollywoods Topregisseuren befeuert wird. vielen 2016 eincanderesVerständnisvonsexualitäbvorherrsche.<Die bekannten Verlage machen sich bisweilen Sorgen um die Loyalität dieser Leserinnen und Leser.> Es wird beftirchtet, Deadpool - einer von ein allzu moderner und offener Umgang mit LGBT_Fragen Deadpool ist prominentes und jüngstes Beispiel in einer könnte viele Comicfans überfordern und vergraulen. Ein immer länger werdenden Reihe von Mainstream-Comic- Beispiel für diese Angst sieht Kevin in der teils stiefmütHelden und -Heldinnen, deren sexuelle Orientierung terlichen Behandlung des Themas durch die Fachpresse, der Heteronorm abweicht. Vor rund vier ]ahren auch in deutschsprachigen Gefilden. <Führende deutsche Beispiel schaffte es <Green Lantern> in die Schlagzeilen, Comiczeitschriften haben anfangs weder unsere der bekannte Star aus dem Verlagshaus DC. <Coming- <SuperQueeroes>-Ausstellung noch die ganzensuperhelout eines Superhelden> odercGreen Lantern ist ab sofort den-Outings derletztenJahre behandelu, sagtder 49-lähschwul>> titelten etwa Spiegel Online oder der Tages- rige. Die Mainstreammedien hätten diesbezüglich sehr Anzeiger, nachdem Autor James Robinson ohne grosses viel weniger Berührungsängste gezeigt und auf unBrimborium angekündigt hatte, Green Lantern werde komplizierte Art und Weise über das Thema berich- von zum Green Lantern in der Neuauflage der Serie <einfach schwul sein>. Mit tet. (Batwoman) ist eine weitere berühmte DC-Heldin homosexuell. Im Comicalltag heisst sie Kate Kane, zoo6 wurde sie als lesbisch geoutet. Bereits r99z outete sich Marvel-Held <Northstar> und im Jahr zotz führte er in Nummer 5r der <Astonishing X-Men>-Serie seinen Freund gar vor den Traualtar. Northstar wurde damit zum ersten Mainstream-Superhelden, der seinen gleichgeschlechtlichen Partner ehelichen durfte. Im Marvel-Universum tummeln sich zahlreiche weitere LGBT-Charaktere. Auf der Internetseite marvel.wikia.com werden in eigens eingerichteten Kategorien sämtliche Figuren aufgelistet, die schwul, lesbisch, +2 April erklärt Kevin. Die Grosszahl der Fans lebe im mittleren Westen und damit in Gebieten des Landes, in denen noch Wachsender Rückhalt Die Sorgen um eine Abkehr der konservativen Leser wirkten sich lange Zeit auch auf die Comicmessen aus. In den Ausstellungshallen der sogenannten <Comic Cons> hätten queere Comics bis vor Kurzem nichts verloren, sagt Kevin. Erst in jüngster Vergangenheit entwickle sich die Szene langsam dahingehend, dass auch Anbieter von LGBT-Werken mit ihren Ständen an den Comic Cons vertreten seien. <Immer mehr Fans stehen zu diesem Teil der Community, lassen queere Inhal- te zu oder heissen sie gar willkommen), erklärt Kevin. April 2016 43 HORIZONT - PoPkullur Einer seiner Co-Kuratoren, der US-amerikanische Comicexperte Justin Hall, sagte es gegenüber queer'de so: <Die amerikanische Comicindustrie hat die queeren Superhelden nicht sofort mit offenen Armen aufgenommen.> Bis zu den vielen Coming-outs der jüngsten Vergangenheit sei es ein langer Weg gewesen' Hollywoodregisseuren und X-Men sei Dank Ein Weg, der nicht zuletzt von Hollywoodregisseuren geebneiwurde. Einer von ihnen ist der offen bisexuelle áryan Singer, der bei mehreren X-Men-Filmen Regie dass führte. In Interviews hat er schon mehrfach betont' zeneine Bisexueller und als Jude seine eigene Identitât Minderheiten' mit Umgang den trale Filmthematik, stark geprägt habe. Im Gespräch mit dem US-amerika- er die nicht verschiedensten Paralleluniversen>, erklärt Funktionsund Gesetze verstehenden zu ganz einfach nischen Moderator Charlie Rose zum Beispiel sagte Singer, in den Filmen gehe es nebst <all den Kostümen und Spass> ur-,J Kämpfen sowie dem ganzen Spektakel Vorschädliche Um Fragen' um wichtige philosophische Aussenseiter ein Gefühl, urteile zum Beispiel, um das zu sein, und um die blinde Angst mancher Leute vor Unbekanntem. Viele junge Menschen, die ihren Platz in der Welt suchen, würden von diesen Themen angesprochen. Gerade auch LGBT-Teenager de-ln Disein Prinzip, das sich zum Beispiel auch in vielen in ney-Zeichentrickfilmen findet (Mannschaft berichtete ist der Kasder Septemberausgabe). Klassisches Beispiel der unverfroren>' ,.rlr.hlug.. <Die Eiskönigin - Völlig Gabe' die über sich um Prinzessin Elsa dreht' Sie verfügt verlangen Eis, Frost und Schnee zt erzeugeî' Ihre Eltern vervon ihr, dass sie ihre Zauberkraft unterdrückt und Mitmenihren borgen hält, was Elsa zunehmend von schen isoliert - bis sie, als Erwachsene, aus dem elterlichen Schloss entflieht und ihre Kräfte endlich raus- und zulässt. Die Parallelen zu einem Coming-out liegen auf der Hand' Test bestanden - vorerst Trotz implizit queerer Botschaft, der Erfolg der X-Men-Serie blieb nicht aus und auch die Lantern öffentlichen Outings von Deadpool, Green worden' oder Batwoman seien gut aufgenommen dürfte sagt Kevin. Auf die grossen Comicverlage dies ermutigend wirken' LanWobei: Gerade das Coming-out von Green tern muss laut Kevin Clarke etwas relativiert betrachtet werden. <Es gibt verschiedenste Versionen in und Varianten des Green Lantern, und das erst noch 44 April 20Ìô von LGBTI * -C om ic -Held f - innen>> Batman grosse, kommerzielle Publikum für einen bekannten Ichwulen Superhelden schon bereit wäre, kann gemäss Kevin noch nicht mit Sicherheit gesagt werden' <Singer zeigte den Verlagen, dass man LGBT-Themen ansprechen und behandeln kann, ohne dies exPlizltzutun.> können sich mit den Problemen Letzteren der X-Men identifizieren, handelt es sich bei wäh<sich Kräfte doch um Menschen, deren besonderen Welt der vor sie die rend der Pubertät entwickeln und beschreibt' Hall verheimlichen müssen>, wie es Justin auf Es fällt nicht schwer, dieses Konzept der X-Men Verden zeigte <Singer queere Art und Weise zu lesen' und behanlagerr, dass man LGBT-Themen ansprechen Dies ist Kevin' so tun), kann, ohne dies explizit zu Batwoman auch auf del der letzten Jahre und die zunehmende Akzeptanz das Homosexualität zurückzuführen' Und trotzdem: Ob DerAnlass bist Du. <SuperQueeroes - Unsere erklärt welsen der Comicwelt' Als offiziell schwul zorr der Lantern' Green derjenige wurde nicht flaKinoleinwände die über publikumslvirksam Helgrünen des Frühfassung eine ckerte, sondern Neuaufladen, den nur wenige kannten' Für eine einfach nun Figur diese wurcle ge des Comics <Beim dargestellt' homosexuell verjüngt und gewissich es handelt Lantern schwulen Green sermassen um eine Testversion, die aufzeigen soll, wie das Publikum einen homosexuellen Helden aufnimmt>, fasst Kevin zusammen' Immerhin, der Test verlief gut' Das ist sicherlich Wanden bemerkenswerten gesellschaftlichen Die Fledermaus darf noch nicht faus Bei keinem Geringeren als Batman, einem der ganz grossen Wonderwoman and HornY DYke, O 201 1 Helena Janecic BAT Comic-Helden, böte sich ein solches Coming-out jedenfalls an' Seit Jahrzehnten wird darüber wohl schwul sei Fledermausmann debattiert, ob der nach getaner auch Robin Gehilfen und mit seinem im wahrsten stecke Decke einer Heldenarbeit unter Sinne des Wortes. Vor ein paar Jahren setzte Grant Morrison' seit zoo6 offizieller Batman-Autor, diesen Diskussionen im Prinzip ein Ende. In einem vielbeachteten Interview mit dem Playboy äusserte sich Morrsion dahingehend' nicht dass Batman <sehr, sehr schwul ist>, wobei das zu nicht einfach sei Vielmehr sei. abschätzig gemeint schwul vollkommen <<ganzeKonzept leugnen, dass das ist>. Tatsächlich ist mit Blindheit geschlagen, wer dies hinvon der Hand weisen will: Bruce Wayne, der Mann Zeitam seine der ter Batman, ist ein ewiger Junggeselle, jungen liebsten mit seinem älteren Butler sowie dem jeden anliegenden' eng Mann verbringt und in einem ihn das um Kostüm, Muskel zur Geltung bringenden Nacht für Nacht beneidet, jeder Fetischparty-Besucher hat auf Schurkenjagd geht. Trotz alledem: Der DC-Verlag bestätigt' nicht immer Batmans Homosexualität noch Batman und Robin offiziell als schwul geoutet <Dass Kevin werden, ist die Urangst vieler Comicfans>' sagt zusamRobin und Clarke. Für ihn steht fest: <Batman men im Bett, das wäre der Durchbruch'> Wann dieser Durchbruch erfolgt - und ob er überhaupt erfolgt -, ist unklar. Doch die Zeichen stehen gut' dass auch Batman bald einmal zu seiner gleichgeschlechtlichen Orientierung stehen darf. Nach all den Jahren und all den guten Diensten, die er der Welt erbrachte, hätte er es mehr als verdient. @ wr¡n 4 .t Batman, Archiv Schwules Museum* 7HE Noch bis Ende Juni zeigt das <schwule Museum'u Berlin in einer Sonderschau dìe Geschichte queerer ComicHeldinnen und -helden. Dieser Begriff wird dabei bewusst weìt gefasst: uDie Ausslellung soll zeigen, dass mit Superheldencor¡ics nìcht nur die US-amerikanischen Klassiker gemeint sind, sondern dass auch Alltagsgeschichten vot-l LGBTI-Personen Heldengeschichten sein könnenr, sagt Kevin Clarke, Vorstandsmitglied des Schwulen Museums und Co-Kurator der Ausstellung' queerer Cor¡ics So werden zr-rm Beispiel auch die Autoren wichtige LGBTI-Thenur nicht Arbeit ihrer in ciie vorgesteìlt, viel nren ansprechen und diskutieren, sondern oft auch gegen Vorurteile tind sich um benÖtigten, Mut urrcl Kraft von Diskriminierung durchzusetzen Nebst den Arbeiten auch die weniger bekannten Cornicschaffenden werden etwa gezeigt' queeren Comicszene Werke von Stars cier Japaners diejenigen des Fintretr Tom of Finland' des Ralf König' Gengoroh Tagame oder des Deutschen mehrköpfiges Team von Hinter der Ausstellung sleht e¡n aus Ländern wie Spanien' Kuratorinnen und Kuratoren' die Schweiz stammen Deutschland, den USA oder der www.schwulesmtlseum de www.rhomberg.ch/acg
© Copyright 2025 ExpyDoc