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FA C H B E I T R A G
Wolfgang Heinl
Trinkwassernachbehandlung:
Weichwasser-Komfort und Werterhaltung
Damit Trinkwasser-Installationen über die vorgesehene
Nutzungsdauer zum einen
ihre Funktion erfüllen und
zum anderen hygienische
Beeinträchtigungen der
Trinkwasserqualität vermieden werden, gilt es nach
den geltenden Regelwerken zu prüfen, inwieweit
die Wasserbeschaffenheit
auf Verkalkungsverhalten
und Korrosionswahrscheinlichkeit schließen lässt.
Beim Schutz vor Kalk und Korrosion ist
Vorbeugen besser als Sanieren. Grünbeck
Wasseraufbereitung gibt Hinweise für die
Wahl des geeigneten Verfahrens zur Trinkwassernachbehandlung.
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Anlagen zur Trinkwassernachbehandlung schützen Trinkwasser-Installationen
vor Kalkablagerungen und Korrosion.
Wässer haben je nach Zusammensetzung
und Inhaltsstoffen unterschiedliche Eigenschaften der Kalkausfällung sowie unterschiedliches Korrosionspotential. In vielen
Fällen kommt eine Trinkwassernachbehandlung erst zum Einsatz, wenn an der
Trinkwasseranlage bereits Schäden aufgetreten sind – zum Beispiel rostbraune Verfärbungen des Wassers oder Undichtheiten durch Lochfraß.
In älteren, bestehenden Installationen
mit verzinkten Stahlrohren ist rostiges
Wasser ein Anzeichen, dass das Wasser
korrosiv wirkt und die schützende Zinkschicht von der Rohrinnenwand abgelöst
wurde. In neueren Installationen mit Edel-
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stahl- oder Kunststoffrohrsystemen ist die Korrosionsgefahr weitaus geringer.
Hier kann allerdings das Problem auftreten, dass von
der Rohrwandung abgelöste Kalkablagerungen an bestimmten Stellen (zum Beispiel bei Umlenkungen oder
in Armaturen) den Durchgang verstopfen oder die
Funktion von Armaturen beeinträchtigen. Empfehlenswert ist deshalb, bei der Neuinstallation die passende
Nachbehandlungsmethode mit einzuplanen.
Hygiene und Komfort
durch Kalkschutz
Der Erhalt der Trinkwassergüte ist ein wichtiger Aspekt für den Einsatz von Maßnahmen zur Trinkwassernachbehandlung. Eine weitere Konsequenz aus
den Anforderungen an den Erhalt der Trinkwassergüte ist, dass Speicher-Trinkwassererwärmungsanlagen
gemäß DVGW-Arbeitsblatt W 551 stets im Temperaturbereich um 60 °C zu betreiben sind, sofern es sich
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zentralen Trinkwassererwärmungsanlage generell das
Augenmerk auch auf die Vermeidung von Steinbildung gerichtet werden.
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an gelösten Substanzen wie Nitraten oder Sulfaten sowie von
der Mediumtemperatur abhängig.
Beim Einsatz von metallenen Rohrwerkstoffen wie Kupfer
oder Edelstahl ist grundsätzlich der pH-Wert eine entscheidende
Größe für die Beurteilung der Korrosionswahrscheinlichkeit. Die
TrinkwV schreibt einen pH-Wert zwischen 6,5 und 9,5 vor. Liegt
der pH-Wert des Trinkwassers außerhalb dieses Bereichs, kann
dieser durch den Einsatz von Dosiertechnik angepasst werden.
Bei der Wahl von Kupferrohr für eine Trinkwasser-Installation ist
zunächst nach DIN 50930-6 zu prüfen, ob aufgrund der Wasserbeschaffenheit die Verwendung ohne Trinkwassernachbehandlung möglich ist.
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Kalkablagerungen erhöhen nicht nur den Energieverbrauch, sondern bergen durch ihre unebene OberƃÀEJGCWEJFCU4KUKMQFCUUUKEJ$CMVGTKGPWPF-GKOG
ansiedeln können. Die Vermeidung von Kalkablagerungen entzieht diesen eine Grundlage zur Vermehrung. Darüber hinaus sichert der Schutz vor Kalkablagerungen die Langlebigkeit der Trinkwasser-Installation
und vermeidet unnötigen Energieverbrauch in der
Warmwasserbereitung.
Schutzkriterien
nach Rohrwerkstoff
In zahlreichen Bestandsinstallationen aus Stahl- oder
Kupferrohr treten Korrosionserscheinungen auf, die
entsprechende Maßnahmen fordern. Doch auch in neu
errichteten Trinkwasser-Installationen mit weitestgehend korrosionsbeständigen Rohrwerkstoffen kann es
ratsam sein, Maßnahmen zum Schutz vor Korrosion
einzuplanen.
Ein Beispiel sind Rohrwerkstoffe aus Edelstahl, bei denen beispielsweise Flächenkorrosion praktisch zwar
nicht auftreten kann, da sich durch den Legierungsanteil Chrom im Regelfall eine dünne, fest haftende Passivschicht ausbildet. Dafür kann bei chloridhaltigen
Wässern die Gefahr von Lochkorrosion und Spaltkorrosion bestehen. Allgemein ist die Korrosionswahrschein-
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Mehrheitlich
höhere Wasserhärte
In mehr als der Hälfte bundesdeutscher
Haushalte strömt Wasser im mittleren bis
hohen Härtebereich durch die Leitungen.
Die Hauptursache für hohe Wasserhärte
ist ein hoher Anteil an Calcium und Magnesium. Die beiden gängigsten Verfahren
sind die Wasserenthärtung mittels Ionenaustauschverfahren und die Härtestabilisierung mittels Dosiertechnik:
Die Weichwasseranlage
„softliQ:SC18“ von Grünbeck
fügt sich durch elegantes
Design platzsparend in das
Wohnumfeld ein. Moderne
Enthärtungsanlagen schützen
die Trinkwasser-Installation
vor Kalk und bieten eine
komfortable Bedienbarkeit.
(Werkfotos)
r Für den Einsatz von Enthärtungsanlagen ist zu unterscheiden, ob der Kalk
vollständig zu entfernen ist oder ob
eine Resthärte verbleiben soll. Die klassische Enthärtung arbeitet nach dem
Ionenaustauschverfahren mittels eines
mit Natriumionen beladenen Austauscherharzes. Weiches Wasser liefert
diese Aufbereitungstechnik durch den
Austausch der Calcium- und Magnesiumionen gegen Natriumionen. Zur Reduzierung der Wasserhärte um 1 °dH
werden 8,2 mg/l Natriumionen benötigt. Entgegen der verbreiteten Meinung erhöht sich dadurch jedoch nicht
der Salzgehalt im Trinkwasser: Bei
Kochsalz handelt es sich um Natriumchlorid, während sich durch die Enthärtung lediglich der Natriumgehalt im
Wasser erhöht. Beim Durchströmen
des mit Austauscherharz befüllten
Druckbehälters wird das Wasser voll
enthärtet, so dass für die Trinkwasserverwendung nach der Enthärtung über
eine Verschneideeinrichtung wieder
unbehandeltes Trinkwasser zugemischt
werden muss. Die aktuelle Fassung
der Trinkwasserverordnung schreibt
keinen Grenzwert vor; empfohlen wird
eine Resthärte von 3 - 6 °dH. Für
spezielle Anwendungszwecke kann
eine Vollentsalzung erforderlich sein,
beispielsweise für die Wasserversorgung von Gläserspülmaschinen in der
Gastronomie.
r Zur Vermeidung von Steinbildung ist
nicht immer das Verfahren der Wasserenthärtung erforderlich. In vielen Fällen genügt eine Kalkstabilisierung mittels Dosierung. Beim Verfahren der
Dosierung geschieht die Härtestabilisierung nicht durch eine chemische
Umsetzung, sondern durch die Ablagerung des Dosierwirkstoffs an der
Oberfläche der Härtebildner. Als Dosierwirkstoffe werden Polyphosphate
oder Silikate eingesetzt. Im unbehandelten Wasser bilden sich Kristalle aus
Calciumcarbonat, die schließlich zu einer festen Oberfläche aus Kalkstein
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führen. Polyphosphate lagern sich an
den Kalkkristallen aus Calciumcarbonat ab und stören somit den Kristallaufbau. Die Kalkkristalle können dadurch mikroskopisch klein gehalten
werden, bleiben im Wasser in Lösung
und werden mit dem Trinkwasser ausgeschwemmt. Silikathaltige Dosierlösungen sorgen zusätzlich für eine
Anhebung des pH-Wertes. Mit einer
Mischung aus Polyphosphaten und
Silikaten wird in Kaltwasserleitungen
(aus verzinkten Stahlrohren) Rostwasserbildung verhindert und gleichzeitig in Warmwasserleitungen Kalkausfällung vermieden. Für die exakte
mengenproportionale Zudosierung sorgt
bei den von Grünbeck angebotenen
Exados-Dosieranlagen ein integrierter
Kontaktwasserzähler.
Weiches Wasser als Komfortaspekt
In vielen Fällen erlauben die Eigenschaften des jeweiligen Trinkwassers auch
den Verzicht auf eine Trinkwassernachbehandlung, wenn das Wasser aufgrund
seiner Parameter beispielsweise keine
Kalkausfällung erwarten lässt. Viele Endkunden wünschen sich jedoch aus Komfortgründen weiches Wasser. Es ist daher
empfehlenswert, mit dem Kunden zu
klären, welche Eigenschaften dieser vom
Trinkwasser erwartet.
Die Auswahl des Verfahrens richtet
sich danach, ob Armaturen, Sanitärobjekte, Küchengeräte und -spülen sowie
Warmwasserspeicher und Rohrleitungen
frei von Kalkablagerungen bleiben sollen
oder ob auch spürbar weiches Wasser
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Fazit
Der Schutz vor Kalk und Korrosion ist
durch den Einsatz von korrosionsbeständigen Rohrwerkstoffen etwas in den
Hintergrund gerückt, erhält aber durch
die verschärften Anforderungen an die
Trinkwasserhygiene wieder stärkeres Gewicht. Trinkwasser-Installationen, die frei
von Kalkablagerungen und Korrosionsprodukten sind, erschweren Bakterien
und Erregern die Ansiedelung und damit
die ungestörte Vermehrung.
Die aktuell verfügbaren Methoden zur
Trinkwassernachbehandlung sowie auch
die klassischen Aufbereitungsverfahren
wie Enthärtung oder Dosierung unterstützen den Erhalt der Trinkwassergüte
und sichern die Langlebigkeit der TrinkQ
wasser-Installation.
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