Bewertungsfehler von Studierenden und Lehrenden bei der Korrektur von Biologiearbeiten: Der Reihenfolgefehler Sarah-Vivian Mühlhaus Hannah Pauly Betreuung durch: Prof. Dr. Margarete Imhof Psychologie in den Bildungswissenschaften Zusammenfassung Wer kennt es nicht: Das Gefühl, eine ungerechte Note erhalten zu haben? Ein möglicher Grund hierfür liegt in der Reihenfolge der korrigierten Arbeiten. Es wird allgemein angenommen, dass die Bewertung in naturwissenschaftlichen Fächern objektiver ist als in anderen. Die vorgestellte Studie vergleicht die Bewertung einer mittelmäßigen Biologiekursarbeit nach guter bzw. schlechter Referenzleistung. Studierende und Lehrende bewerteten die mittelmäßige Arbeit nach der Korrektur einer schlechten Arbeit deutlich besser als nach einer guten Arbeit. KONTAKT: [email protected] [email protected] Theoretischer Hintergrund Subjektive Wahrnehmungen beeinflussen die Korrektur (Sacher, 2009). Das Wissen um Bewertungsfehler hilft, diese zu verringern (Jürgens & Sacher, 2008). Erstmalig im lehramtsbezogenen Bachelorstudium an der JGU sind Bewertungsfehler Inhalt im Psychologieseminar “Normale und auffällige Lernprozesse”. Hypothesen (1) Eine mittelmäßige Arbeit wird besser/schlechter bewertet, wenn zuvor eine schlechte /gute Arbeit korrigiert wurde. (2) Studierende, die das Psychologieseminar besucht haben (a), zeigen einen geringeren Reihenfolgeeffekt als diejenigen, die das Seminar noch nicht besucht haben (b). Methode • Stichprobe: 22 Lehrende, 40 Studierende (20 hatten das Psychologieseminar aus Modul 3 bereits besucht) • Bewertung einer mittelmäßigen Biologiekursarbeit nach einer guten bzw. schlechten Referenzarbeit (Lösungsschlüssel mit maximal zu erreichenden Punkten [14] war gegeben) Ergebnisse (1) bessere bzw. schlechtere Bewertung • Unterschied ist innerhalb aller Gruppen signifikant (Lehrende und Studierende (a): p<.001, Studierende (b): p<.05). Mittelwerte der vergebenen Punkte Nach guter Arbeit Nach schlechter Arbeit Studierende (a) 6.15 (SD=1.54) 10.80 (SD=2.26) Studierende (b) 6.15 (SD=1.00) 8.05 (SD=2.24) Lehrende 6.00 (SD=0.63) 8.20 (SD=1.45) (2) Bewertungsunterschied zwischen Studierenden • ist nicht signifikant nach guter Referenzleistung (p>.05) • ist signifikant nach schlechter Referenzleistung (p<.05) Fazit Die Reihenfolge der Arbeiten kann auch in einer Naturwissenschaft entscheidend sein. Da Studierende vor dem Seminarbesuch anfälliger für einen Reihenfolgefehler waren, sollten die Ursachen weiter erforscht und in die Seminarinhalte aufgenommen werden. Literatur Jürgens, E. & Sacher,W. (2008). Leistungserziehung und pädagogische Diagnostik in der Schule: Grundlagen und Anregungen für die Praxis. Stuttgart: W. Kohlhammer. Sacher W. (2009). Leistungen entwickeln, überprüfen und fördern: Bewährte und neue Wege für die Primar- und Sekundarstufe (5. überarb. und erw. Aufl.). Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt.
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