Leben können. Sterben dürfen

Leben können. Sterben dürfen
PALLIATIVE GERIATRIE
gestern – heute – morgen
Marina Kojer
Wie es begann...
Marina Kojer
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Pflegeheim Lainz vor 40 Jahren...
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Unerträglicher Geruch
„Stuhltage“
Riesengroße Dekubiti
Stumme PatientInnen
Wer im Bett liegt, der bleibt liegen
Mit dem Leintuch am Stuhl festgebunden
Warm, satt, sauber
Pflegende, ÄrztInnen: bis auf Ausnahmen
gleichgültig und unfähig
Marina Kojer
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KÜNDIGEN ODER KÄMPFEN?
Marina Kojer
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Wer sind die Menschen, die wir
betreuen, was brauchen sie,
was wünschen sie sich?
Marina Kojer
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UNSERE PATIENTINNEN
•  Hochbetagte Menschen mit je einmaligen
Lebensgeschichten
•  Multimorbid, mit:
–  Nicht heilbaren, progredienten Erkrankungen
–  Einschränkungen und Behinderungen
–  Schmerzen und quälenden Beschwerden
–  Begrenzter Lebenserwartung
Marina Kojer
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„Wieso machen Sie jeden Tag
mehr als zwei Stunden Visite?“
„Ich spreche mit meinen
Patientinnen.“
Marina Kojer
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Was wünschen sich unsere PatientInnen?
•  Ich verstehe und werde verstanden
•  Ich werde stets wahr- und ernstgenommen
•  Ich erfahre Respekt und Wertschätzung
•  Ich darf mich wertvoll und wichtig fühlen
•  Meine Schmerzen und quälenden Beschwerden
werden gelindert
•  Ich werde bis zuletzt kompetent und liebevoll
betreut
Marina Kojer
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VISION ODER TRUGBILD?
Marina Kojer
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1989-2003 Gründung und
Weiterentwicklung der
Abteilung für Palliative
Geriatrie
Marina Kojer
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Studie 1993
Angehörige und Freunde begleiten
PatientInnen bis zu ihremTod
Marina Kojer
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Geriatriezentrum am Wienerwald
Ort des Lebens, des Leidens, des Sterbens
für mehr als 2500 Menschen
Marina Kojer
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PATIENTINNENHIERARCHIE
1.  Akutgeriatrische Pat. (~2%)
2.  Rehabilitierbare Pat. (~15%)
3.  „Vorzeig-Demente“( verhaltensauffällig,
gehfähig, in körperlich gutem Zustand) auf
zwei Vorzeig-Stationen (~2%)
4.  Fortgeschritten multimorbide, demenzkranke,
behinderte Hochbetagte (~80%)
Marina Kojer
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Modellversuch Sterbebegleitung
(1995-1997)
•  Mitarbeiterschulung
–  Informationsveranstaltungen und Vorträge
–  Multiprofessionelle Seminare
•  Schwerstkranke und Sterbende begleiten
•  Palliative Care (Lebensbegleitung für Sterbende)
–  Schmerztherapie
•  Modell-Stationen
•  Schmerzambulanz
•  „Die Brücke“
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EIN ORT UM ZU LEBEN?
•  Hoher medizinischer und pflegerischer
Standard
•  Schlechte Wohnqualität:
-  7 und 8-Bettzimmer
-  Keine Intimsphäre
-  Lange Gänge
-  Weit entfernte Toiletten
-  Strikte Heimordnung
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PALLIATIVE GERIATRIE
•  Kommunikation
–  mit schwerkranken Hochbetagten
–  mit Demenzkranken
–  Mit erschwert Kontaktierbaren
–  mit Angehörigen
–  Im interprofessionellen Team
•  Laufende Überprüfung des persönlichen Verhaltens
•  Einfühlsame Begleitung im Leben und im Sterben
•  Das Repertoire von Palliative Care
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Einfühlsame Kommunikation
ist der Schlüssel zum hilflosen
alten Menschen. Alles Fachwissen
bleibt vergeblich, solange wir seine
Schmerzen, seine Wünsche und
Bedürfnisse nicht erkennen.
Marina Kojer
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Die erste Anerkennung!
Palliative Geriatrie bekommt einen
fixen Platz im 1. österreichischen
Palliativlehrgang (1997/98).
Marina Kojer
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2004 – 2015
WANDERPREDIGERTUM
Marina Kojer
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Brauchen hochbetagte,
multimorbide, demenzkranke
Menschen Palliative Care?
Marina Kojer
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Palliative Geriatrie oder
Palliative Care in der Geriatrie?
Marina Kojer
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Palliative Geriatrie = End of Life
Care für alte Menschen!!!
Marina Kojer
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IMMER MEHR SAMEN GEHEN AUF
•  Institut für Palliative Care und
OrganisationsEthik der IFF
•  Rode Kors Sykehjem Bergen/Norwegen
•  Curriculum Palliative Praxis
(Robert Bosch-Stiftung)
•  Kompetenzzentrum Palliative Geriatrie
(Unionhilfswerk Berlin)
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IMMER MEHR SAMEN GEHEN AUF
•  Forum Palliative Praxis Geriatrie
(Wien, Kardinal König Haus)
•  Curriculum Palliative Geriatrie
(Dachverband Hospiz Österreich)
•  EAPC Palliative Geriatrie goes Europe
•  1. Professur für Palliativmedizinische Geriatrie
(Lausanne, ausgeschrieben)
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Kompetenzzentrum Palliative Geriatrie
•  Fortbildungsprogramm für haupt- und
ehrenamtliche Mitarbeiter
•  Universitätslehrgang Palliative Care und
Demencia Care (Wien – Berlin)
•  Ehrenamtlicher Hospizdienst
•  Netzwerk Palliative Geriatrie
•  Palliativgeriatrischer Konsiliardienst
(Pilotprojekt ab 2015)
•  Jährliche Fachtagung
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Curriculum Palliative Geriatrie
•  An einen OE-Prozess gekoppelt
•  Für alle MitarbeiterInnen von Pflegeheimen
•  Förderung der professionellen, respektvollen
und wertschätzenden Haltung
•  Förderung der „kleinen Ethik“ für jeden Tag
•  Vermittlung von Basiskenntnissen
•  Verbesserung der interprofessionellen
Kommunikation
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Eine wunderbare
Erfolgsgeschichte?
Marina Kojer
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Ein sorgenvoller Blick
in die Zukunft...
Marina Kojer
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Einbettzimmer für alle
pflegebedürftigen Hochbetagten?
Marina Kojer
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Es wird immer mehr am
Personal gespart.
Marina Kojer
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Moderne Pflegeheime sollen
„wirtschaftlich“ = gewinnbringend
geführt werden.
Marina Kojer
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Das neue österreichische
Pflegeausbildungsgesetz sieht vor,
dass die am besten ausgebildeten
Pflegekräfte weder in der Langzeitpflege noch in der ambulanten
Pflege eingesetzt werden.
Marina Kojer
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Mitmenschlichkeit?
Marina Kojer
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Wenn die Menschen einen Schritt vorwärts
tun wollen zur Beherrschung der äußeren
Natur, dann müssen sie vorher drei Schritte
der ethischen Vertiefung nach innen getan
haben.
Novalis
Marina Kojer
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trotzdem.....
Marina Kojer
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Ich glaube an die Sonne,
auch wenn sie nicht scheint.
Ich glaube an die Liebe,
auch wenn ich sie nicht spüre.
Ich glaube an Gott
auch wenn ich ihn nicht sehe.
Jüdische Inschrift im Warschauer Ghetto
Marina Kojer
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