Das sind alles nette Kerle - Artikel Friedberger Allgemeine 19.08.2015

19.08.2015
„Das sind alles nette Kerle“
Die Mannschaft des TSV Friedberg III besteht aus Asylbewerbern aus dem
Senegal und Syrien – und die sagten nun bei zwei Vereinen „Danke“. Am
Sonntag folgt beim TSV Friedberg dann ein ganz besonderes Fest.
Von Peter Kleist
Es war eine nette Aktion der Asylbewerber, die auf dem Autefa-Gelände in Friedberg
untergebracht sind: Mit einem großen Transparent sagten sie in der Halbzeit des
Kreisligaspiels zwischen dem BC Rinnenthal und dem TSV Friedberg „Danke“.
„Danke BCR + TSV“ stand auf dem großen Transparent, das vor dem BCRSportheim gezeigt wurde. „Das mit dem Transparent war meine Idee, schließlich
helfen uns die beiden Vereine, seit die Flüchtlinge in Friedberg sind – und meine
Jungs haben sofort begeistert mitgemacht“, erklärte Jürgen Pfennig. Der 56 Jahre
alte Versicherungskaufmann betreut die Asylbewerber aus dem Senegal und Syrien,
seit sie Ende 2014 nach Friedberg gekommen sind. Und mittlerweile ist er auch ihr
Fußballtrainer – gemeinsam mit seinem Co. Klaus Lohmann. „Wir haben schon im
Winter angefangen, beim BCR in der Halle in Eurasburg ein bisschen zu kicken, seit
dem Frühjahr durften wir dann beim TSV in den Kraftraum und in Halle – und seit
Juni trainieren wir regelmäßig im Freien, beim TSV und auch bei der BCR-AH“, so
Pfennig. Zudem haben die Asylbewerber Fußballschuhe vom BCR und TSV
gespendet bekommen.
Pfennig ist fußballerisch „vom Fach“, war AH-Leiter und Jugendtrainer beim BCR und
trainiert nun also die Truppe, die aus Senegalesen und Syrern besteht. „Uns ist
natürlich im Juli der Ramadan ein bisschen in die Quere gekommen – da konnten wir
nicht trainieren. Und das merken wir auch, denn in den Spielen geht uns noch ein
bisschen die Kraft aus – aber das wird sich ändern“, ist Pfennig überzeugt. Der TSV
III ist übrigens die einzige Fußballmannschaft in Bayern, die nur aus Asylbewerbern
besteht – und bundesweit „gibt es nur zwei solcher Teams“, erklärt Pfennig.
Am Wochenende stand der erste „offizielle“ Auftritt an – in der Reserverunde spielt
man beim BC Aresing II und verlor mit 2:5. „Zur Pause stand‘s aber noch 2:2“, betont
Pfennig.
Er und seine Spieler machten in Aresing erstmals auch eine negative Erfahrung mit
rassistischen Äußerungen. „Das habe ich dann auch dem Verband gemeldet“, so
Pfennig, der mit seinen Akteuren bislang nur gute Erfahrungen sammeln konnte.
„Das sind alles ganz nette Kerle, höflich, zuvorkommend und es ist wirklich ein
angenehmes Arbeiten mit ihnen“, erklärt der 56-Jährige. Allerdings ist es nicht immer
ganz leicht, denn gerade, was Zeitgefühl und Pünktlichkeit betreffe, gebe es
manchmal kleinere Probleme. „Du musst die vor dem Spiel schon eine Stunde vor
Treffpunkt zusammentrommeln. Sie kicken unwahrscheinlich gern, aber selbst wenn
du ihnen am Tag vorher sagst, dass morgen gespielt wird, kann es sein, dass mal ein
paar nicht da sind“, erzählt Pfennig.
Verständigt wird sich mittlerweile auf Deutsch und Englisch – französisch kann
Pfennig nicht. „Das klappt mittlerweile ganz gut, die bemühen sich sehr“, weiß der
Versicherungskaufmann. Pfennig organisiert auch das nötige Equipment und hilft bei
den Behördengängen. „Die Autefa stiftete Trainingsanzüge. Von der Sportarena
gibt es neue Schuhe zum Sonderpreis, dafür muss der jeweilige Empfänger dann
aber auch zehn Euro bezahlen. Wir wollen, dass sie das wertschätzen und das tun
sie auch“, erklärt er. Fußballschuhe könne man jedenfalls immer gebrauchen und
man sei für Spenden aller Art dankbar.
Die Integration der Flüchtlinge sei bislang problemlos verlaufen und Pfennig hofft,
dass das auch so weiter geht. „Mein Wunsch wäre es, dass es der eine oder andere
schafft, in die erste Mannschaft des TSV zu kommen – und das vielleicht auch mal
einer vom TSV II bei uns spielt“, sagt er. Mit Djibrie Sene ist einem der Sprung nach
oben schon gelungen.
Mehr als angetan ist auch Fußball-Abteilungsleiter Marcus Mendel: „Das klappt echt
bestens mit den Asylbewerbern, alles läuft reibungslos.“
Am Sonntag steht auf dem TSV-Gelände dann ein großes Willkommensfest an – da
spielen alle drei TSV-Teams zu Hause. „Und dann werden die Asylbewerber
afrikanisch und syrisch kochen, wir haben zwei, drei gelernte Köche dabei. Und da
kann dann jeder kommen“, so Pfennig. Der würde sich wünschen, dass noch ein
bisschen mehr junge Leute zu den Senegalesen und Syrern kommen – und vielleicht
den einen oder anderen, der ihn bei Auswärtsfahrten unterstützt.
Doch eines ist auch Jürgen Pfennig klar – seine Mannschaft wird so nicht auf Dauer
Bestand haben. „Wir haben ihnen auch klar gesagt, dass wohl nur wenige werden
bleiben dürfen. Das hat ihnen schon ein bisschen einen Knacks gegeben, aber wir
hoffen auch auf ein Wunder.“, meint Pfennig. Diejenigen, deren Antrag positiv
beschieden wird, dürften dann aber jedenfalls gut integriert sein, da ist sich Jürgen
Pfennig sicher.