Erntedank-Gottesdienst am 04. Oktober 2015 | Predigt von Th.Enzner

Erntedank-Gottesdienst am 04. Oktober 2015 | Predigt von Th.Enzner
Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich! – Psalm 136,1
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Ihr habt Jesus Christus als euren Herrn angenommen; nun lebt auch in der Gemeinschaft mit ihm. Wie ein
Baum in der Erde, so sollt ihr in Christus fest verwurzelt bleiben, und nur er soll das Fundament eures Lebens sein.
Haltet fest an dem Glauben, den man euch lehrte. Für das, was Gott euch geschenkt hat, könnt ihr gar nicht
dankbar genug sein….
Lasst die Botschaft von Christus ihren ganzen Reichtum bei euch entfalten. Unterweist und ermahnt euch
gegenseitig mit aller Weisheit, und dankt Gott von ganzem Herzen mit Psalmen, Lobgesängen und Liedern, die
euch Gottes Geist schenkt. Ihr habt doch Gottes Gnade erfahren! All euer Tun – euer Reden wie euer Handeln –
soll zeigen, dass Jesus euer Herr ist. Weil ihr mit ihm verbunden seid, könnt ihr Gott, dem Vater für alles danken.
(Kolosser 2, 6-7 und 3, 16-17: Hoffnung für alle – Übertragung)
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Lobe den Herrn, meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.
Psalm 103, 2
Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott
kundwerden! –
Philipper 4, 6
Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus
Jesus an euch. –
2.Thessalonicher 5, 16-18
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Predigtgedanken:
- Gott sei Dank!! > ‚Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn....‘
-‚Bleiben wir am Danken, bleibt Gott am Segnen‘ - (Fr.v.Bodelschwingh) – Dankbarkeit als Lebensstil
- Mein Beitrag für die ‚Dank-Stelle‘: …..
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Liebe Gemeinde,
der Erntedanktag ist ein guter Anlass über unsere Dankbarkeit nachzudenken.
Zuerst eine Frage: Sind Sie dankbar?
Wenn Sie sich auf einer Skala von minus 3 bis plus 3 einordnen müssten, - wo würden Sie ihre momentane Haltung
platzieren?
(minus 3 für sehr undankbar, minus 2 für undankbar, minus 1 für etwas undankbar, 0 für mal so und mal
so, also halb-halb, plus 1 für etwas dankbar, 2 für dankbar und 3 für sehr dankbar )
Die Frage nach unserer Dankbarkeit macht uns etwas verlegen – weil wir zunächst unsre momentanen Gefühle
abfragen: Bin ich dankbar?
Ach ja, gestern gab es eine dicke Rückzahlung auf die Jahresstromrechnung.
Oder: Ach nein, der Chef hat mir die Tage richtig heftig Arbeit reingewürgt. Wie soll ich das schaffen?
Aber die Frage zielt natürlich tiefer, sie zielt auf meine innere Haltung. Ist da tief drinnen im Herzen eine
Dankbarkeit, die dann auch nach außen strahlt und sich im Alltag niederschlägt, auch wenn mal der Rücken weh
tut oder die Arthrose zu schaffen macht oder wenn es einfach nicht so rund läuft…
Sind wir dankbare Menschen?
In unserem Botenmagazin haben wir es zum Schwerpunktthema gemacht.
Hier sind einige Fakten und Berichte zu diesem Thema zusammengetragen:
- Eine Pille Dankbarkeit – als Themaanzeige.
- Kurz nachgedacht: der Gegensatz zum Nörgelei. ‚Wir sind ein Volk der Nörgler und Jammerer?‘
- Erntedank – Gott sei Dank > mit der Zettelaktion, die wir am Ende der Predigt gleich machen wollen
- Einer kehrte um und dankte > die Geschichte, wie Jesus die 10 Aussätzigen heilt, aber nur einer dankte! > Ein
freier Kasten lädt zu eigenen Gedanken ein: Das war schön/Hierfür bin ich dankbar..
- Fakten zur Dankbarkeit: Kellnerbeispiel > Es gibt eine Untersuchung, wonach ca. 11% mehr Trinkgeld gegeben
wird, wenn der Kellner handschriftlich auf die Rechnung ‚Dankeschön‘ schreibt. / Frauen empfinden mehr
Dankbarkeit und drücken diese auch öfter aus / Dankbarkeit kann das Risiko psychischer Erkrankung mildern
- 10.000 Gründe dankbar zu sein – von einem Ehepaar, die täglich 3 Gründe zum Danken finden wollen
- die dankbare Inge Müller mit ihren 90 Jahren …
- letzte Seite kritisch: Unser dahingesagtes Sprachfüllsel: Nagozzeidang
Wir merken dabei, dass Dankbarkeit sehr mit einer tiefen inneren Haltung zu tun hat. Wenn wir von Herzen ‚Gott
sei Dank‘ sagen können.
Der Mystiker Meister Eckhart sagte einmal: Wäre das Wort ‚Danke‘ das einzige Gebet, das du je sprichst, so würde
es genügen…
Der tiefe Dank ist Antwort an ein Gegenüber, an den Schöpfer, der uns versorgt und segnet.
Wissen Sie, unser schnell dahingesagtes Gott-sei-Dank ist manchmal so ein Erleichterungsseufzer, der aber
eigentlich kein Gegenüber hat, nicht an Gott gerichtet ist. Nach dem Seufzer beschäftigt man sich wieder mit den
schweren Problemen und Klagen des Alltags und ist nach wie vor dem Hunger nach Mehr und Besser und Schöner
und Schöner ausgeliefert. Der Neid auf das, was wir nicht haben, treibt uns die Dankbarkeit aus und treibt uns
ungut an…
Ein Mann besaß ein schönes Grundstück mit einem hübschen, wohnlichen Haus darauf. Aber er träumte
von einem noch besseren Haus. Schließlich wurde er so unzufrieden, dass er beschloss, sein Anwesen zu verkaufen
und sich nach seinem Traumhaus umzusehen. Mit dem Verkauf beauftragte er einen Makler.
Nun machte er sich auf die Suche nach einem geeigneten neuen Haus. Eines Tages entdeckte er in der
Zeitung ein wunderbares Angebot. Alle Angaben entsprachen seinen Vorstellungen. Als er die näheren Unterlagen
anforderte, musste er mit Verwunderung feststellen, dass es sich um sein eigenes Grundstück handelte. (Kühner,
Überlebensgeschichten, S.235)
Genügsamkeit ist die kleine Schwester der Dankbarkeit. Es ist doch eigentlich genug, was wir haben.. Und wenn
wir immer noch etwas dazu bekommen, dann ist das doch so ein Bonus, eine Zugabe, die uns einmal mehr dankbar
machen kann.
In ärmeren Regionen und anderen Kulturen ist die Dankbarkeitskultur anhaltender, tiefer – eben weil die
Menschen dort weniger haben, weil sie genügsamer sind.
Die Massais drücken den Dank sehr demütig aus und verbeugen sich bis zur Erde, das meint: ‚Mein Kopf
ist im Schmutz‘; bei anderen Stämmen ist es eine symbolische Sitzung bzw. Wache vor der Hütte des andern, was
bedeutet: Ich sitze vor dir auf der Erde..‘. Ihr Dank beschämt uns manchmal…
Wenn wir das verinnerlichen, was wir im Erntedanklied vorhin gesungen haben:
Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn …, > dann ist das ‚Gott-sei-Dank‘ gefüllt, ehrlich..
Es gibt ja viele, viele Gründe für die Dankbarkeit … (Lied: 10.000 Gründe..)
Danke für Essen, Trinken, die Gaben auf dem Altar, die Beziehungen, die Freunde, die Gemeinde, die Ordnungen
des Staates, - Danke für die Deutsche Einheit vor 25Jahren!!
Wenn man einmal damit anfängt, kann man unendlich viele Gründe für dieses ehrliche Gott-sei-Dank finden …
Das sollen wir gelegentlich benennen und erinnern und darüber Gott die Ehre geben.
Darum: Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Diesen Satz habe ich groß im
Foyer draußen aufgehängt.
In der Lesung (Kolosser 2, 6-7 und 3, 16-17) hörten wir, dass allein Dank die angemessene Antwort auf Gottes
Erlösungswerk ist..
Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott
kundwerden! –
Philipper 4, 6
Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus
Jesus an euch. –
2.Thessalonicher 5, 16-18
Dankbarkeit ist das Echo auf Gottes Heilshandeln … - manchmal auch in schwerer Zeit, trotz Widrigkeiten! – Darum
spricht die Bibel an manchen Stellen vom Dank-Opfer!
Wer Dank opfert, der preist mich, und da ist der Weg, dass ich ihm zeige das Heil Gottes. – Psalm 50, 23
Wir müssen noch ein Zweites benennen, etwas ganz Praktisches, Psychologisches.
Wenn uns die Dankbarkeit abhanden kommt, dann wird es ziemlich riskant im Leben und der Alltag kann leicht in
eine Negativspirale kommen, bis hin zu Krankheiten, weil der Blick nur von Problemen und Nöten gebannt ist.
Darum ist es so wichtig, dass wir einen Lebensstil der Dankbarkeit haben.
Dazu einige Zitate, die sie auch draußen auf dem infotisch auf einem Blatt nachlesen können:
- Dankbarkeit ist der Wächter am Tor der Seele gegen die Kräfte der Zerstörung. - Gabriel Marcel (07.12.1889 bis
08.10.1973), französischer Philosoph und Dramatiker
-Dankbarkeit steckt an. Es ist einfach unmöglich, gleichzeitig dankbar und voller Groll zu sein.
(27.04.1934 - 12.04.2013), amerikanischer Autor
- Dankbarkeit ist die Zündschnur zur Motivation.
- Brennan Manning
- Urs Aebersold
- Dankbarkeit ist wie Brausepulver. Durchs Danken bekommt unser Leben Farbe und fängt an zu sprudeln. - Ulla
Schaible (1943 - ), deutsche Schriftstellerin
- Der Prüfstein allen Glückes ist die Dankbarkeit.
- Gilbert Keith Chesterton (29.05.1874 bis 14.06.1936), englischer Schriftsteller,
- Wir müssen unsere Seelen mit Dankbarkeit impfen, damit wir gegen die heimtückischen Viren der Resignation
gewappnet sind.
Das heißt: Dankbarkeit trägt wesentlich zur Gesundung bei. Sie ist eine Art Königsweg zum Glück.
Auf den Punkt gebracht hat es ein Friedrich von Bodelschwingh, der viele Gründe gehabt hätte, zum Klagen und
Problematisieren. Er sagte das bekannte Wort: Bleiben wir am Danken, bleibt Gott am Segnen. So einfach ist das!
Wir brauchen ein Klima der Dankbarkeit – nicht nur den Dank denken und wollen, sondern auch sagen und tun.
Manchmal ist eine Klima-veränderung nötig. Klimaziel: nicht Reduktion von CO2, sondern Dankbarkeit und
Wertschätzung zu anderen, die zB so selbstverständlich ihren Job machen…
z.B. Dankepostkarte.. ‚Gott sei Dank, dass es dich gibt!‘
Danke-Blumen, Danke-Gruß, Danke-Brief …
Sie wissen es selbst, was für eine positive Macht davon ausgeht, wenn sie ein ehrliches Dankeschön bekommen…
Ein Arzt, der in seinem Beruf über Jahrzehnte Erfolg hatte, setzte sich eines Tages hin und schrieb einen Dankesbrief
an seine ehemalige Lehrerin, die ihn damals so sehr ermutigt hatte, als er in ihrer Klasse war.
Eine Woche darauf erhielt er eine mit zittriger Hand geschriebene Antwort. Der Brief lautete: „Mein lieber
Willi, ich möchte, dass Du weißt, was mir Dein Brief bedeutet hat. Ich bin eine alte Frau in den Achtzigern, lebe
allein in einem kleinen Zimmer, koche mir meine Mahlzeiten selbst, bin einsam und komme mir vor wie das letzte
Blatt an einem Baum. Vielleicht interessiert es Dich, Willi, dass ich 50 Jahre lang Lehrerin war, und in der ganzen
Zeit ist Dein Brief der erste Dank, den ich je erhalten habe. Er kam an einem kalten, blauen Morgen und hat mein
einsames, altes Herz erfreut, wie mich in vielen Jahren nichts erfreut hat!“ (Kühner, Eine gute Minute, S.27)
Zum Schluss: ich lade Sie in, jetzt auf diese gelben Klebezettel (Post-Its) ihren Dank zu schreiben… : Wofür sind Sie
dankbar? Wofür sagen Sie von Herzen Gott-sei-Dank?
(2 Minuten, dabei Musik u. Melodie: Nun danket alle Gott..)
Sie kleben diese Zettel anschließend auf die Foyerwand. …
Wir wollen damit sichtbar machen, dass es viele, viele Gründe für den Dank gibt…
Alles unter der Überschrift: Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat! - >> Das ist
unsre Dank-Stelle!
Was sie noch draußen vorfinden – auf unserem Info-Tisch: Ein Magazin zum Mitnehmen ‚Dankbar leben‘
Ich schließe mit einem Hinweis auf das Danke-Lied, was wir gleich singen werden:
Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen,
der große Dinge tut an uns und allen Enden,
der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an
unzählig viel zugut bis hierher hat getan.
Martin Rinckart hat es 1630 gedichtet. Er war Musiker und Pfarrer in der Stadt Eilenburg, in der Nähe von Leipzig.
Diese Stadt hat besonders heftig den 30-jährigen Krieg erlebt. Von beiden Seiten, den kaiserlichen Truppen und
den Schwedentruppen belagert, bedrängt, mit Flüchtlingen vollgestopft, hat dieses Lied eine besondere historische
Bedeutung bekommen..
Die Leute in der Stadt haben Pestseuche und Hungersnot in dramatischer Weise erlebt.
Rinckart hat manchmal pro Tag 10 Leute beerdigen müssen… auch seine Frau..
Nach der Pest kam der Hunger, sodass die Chronik schreibt, dass sich um eine tote Krähe dutzende Leute
prügelten, nur um etwas zum Essen zu haben..
Das Lied ‚Nun danket alle Gott‘ war zunächst ein Tischlied, dann aber ein Lied, was sich schnell ausbreitete und
schließlich auch nach zum Kriegsende, nach dem Friedensschluss gesungen wurde. (Übrigens auch ein Lied, was
bei der deutschen Wiedervereinigung spontan von vielen Menschen gesungen wurde). Lasst uns nun dankbar
dieses Lied singen… Amen.