ms deutschland° Atlantik Surferparadies: Der raue Atlantik im Südwesten Frankreichs mit seinen berühmt-berüchtigten Wellen zieht Surfer aus aller Welt an. Am Strand von Hendaye üben Jugendliche unter den Fittichen der MS Deutschland, die hier auf Reede liegt. Traum ) h e r (-D am Atlantik Fotos: Susanne Schaeffer, ZDF Zum 30-jährigen Jubiläum der ZDF-Erfolgsserie drehte das „Traumschiff “-Team auf der MS Deutschland auf der Reise entlang den malerischen Küsten des Atlantiks nach Lissabon. AZUR war mit an Bord. 2 °azur.de azur.de 3° ms Deutschland° Atlantik „Die MS Deutschland ist ein sehr familiäres Schiff. Ich kann mir vorstellen, hier eine Lesung zu halten“, resümiert der Entertainer. StURmsicher verpackt: In Deauville (Normandie) trotzen die Sonnenschirme und Liegen am Strand den teils heftigen Spätsommerwinden. Alle Zeichen stehen auf Saisonende. 4 °azur.de pflichtprogramm: das Hieronymus-Kloster in Lissabon mit seinem wunderschönen Kreuzgang. Premiere: Hape Kerkeling ist erstmals auf See. Fotos: Susanne Schaeffer Pool-Polonaise: Beim obligatorischen Frühschoppen mit Freibier, Schweinshaxe und Kartoffelsalat tanzen die Gäste ausgelassen über das Sonnendeck. azur.de 5° ms Deutschland° Atlantik „Die MS Deutschland und die ‚Traumschiff‘Crew sind nach 30 Jahren ein eingespieltes Team.“ Gourmetmeile: In Honfleur finden Feinschmecker in jeder Gasse Spezialitätenläden wie diesen mit regionalen Köstlichkeiten. Klappe, bitte Ruhe: Wird gedreht, müssen alle still sein. Zwischen den Aufnahmen dürfen die Gäste aber auch fotografieren oder durch die Filmszenen laufen. Traumschiff-Besuch: mit Francis FultonSmith (hinten l.) und Gerit Kling (2. v. l.) als Gaststars. Fotos: Susanne Schaeffer Nostalgisch, flippig, modern und doch dörflich: Lissabons Stadtteile lassen sich leicht zu Fuß entdecken, doch den schönsten Ausblick hat man vom Castelo de São Jorge aus. 6 °azur.de azur.de 7° „Ich war als Statistin bei Hape Kerkeling im Kino dabei. Das war sehr aufregend!“ i Achtung, Kamera: Auf dem Weg zur nächsten Filmszene geht’s auch am Pooldeck vorbei. 8 °azur.de als Dr. Meeresbiologe hat, will sie auf jeden Fall unter den Zuschauern sitzen. „Ich habe ihn noch gar nicht zu Gesicht bekommen – wo ist er eigentlich?“ Nicht nur er – wo ist die gesamte „Traumschiff“-Crew? Nur wer wirklich Ausschau hält, entdeckt sie unter den rund 350 Gästen: Schiffsarzt Nick Wilder stemmt rücklings auf der Bank Gewichte, Fitness-Trainerin Inka Bause schmökert im Schatten auf der Liege in einem Buch, Hostess Heide Keller schaut sinnend von der Reling aufs Meer. Und wer mittags im „Lido Café“ am Buffet zulangt, kann hier auch Entertainer Harald Schmidt auf einen schnellen Happen artig in der Schlange stehen sehen. Abends sitzen alle meist im gemütlichen „Alten Fritz“ mit Produzent Wolfgang Rademann auf einen Drink zusammen. Oder sie gehen wie die übrigen Gäste an Land. In Le Havre zum Beispiel, dem nächsten Stopp, haben die Schauspieler drehfrei, genießen ebenso Camembert, Calvados und die malerische Klippenküste. Durch den größten Containerhafen Frankreichs geht es zunächst vom Schiff über die Seine-Brücke Pont de Normandie. 856 Meter der insgesamt über 2100 Meter langen Schrägseilbrücke hängen frei. Durch diese eine von insgesamt nur drei Brücken über die Seine verkürzt sich die Fahrtzeit nach Honfleur auf 15 Minuten. Honfleur – ein einzigartiges Schmuckstück in seiner Mischung aus weltoffenem Künstlerflair und heimeliger Kleinbürgerlichkeit. In dieses malerische Fischerdörfchen pilgerten einst die französischen Impressionisten, von denen der Künstler Eugène Boudin 1824 sogar hier geboren wurde. Angelockt wurden sie vom klaren Licht und den romantischen Sujets, die sich zwischen Fischerbooten und Fachwerkhäusern bis heute noch zahlreich finden. Trafen sich im heutigen Gasthof „Saint Simeon“, in dem auch der Schriftsteller Baudelaire abstieg. Heute lockt der alte Hafen „Vieux Bassin“ jeden Sommer Zehntausende Touristen mit seinen Restaurants in den schmalen Schindelhäusern am Quai. Doch die Hauptsaison ist am Besuchstag der MS DeutschlandGäste vorbei. Man kann entspannt durch die Gassen schlendern, ins älteste Viertel „Enclos“ den Hügel hoch zur Kirche Sainte-Catherine. Die 400 Jahre alte Kirche wurde von Schiffszimmerleuten ganz aus kunstvollem Holzwerk und Schnitzereien in Form zweier Schiffsrümpfe gebaut. Sehenswert. D ie Fahrt geht weiter – vorbei an normannischen Herrenhäusern – in den vornehmsten Badeort der „Côte Fleurie“, der Blumenküste, nach Deauville. 1860 von einem Herzog und Halbbruder Napoleons III. gegründet, wo just an diesem letzten Sonntag im August der „Grand Prix“ der Pferderennen ausgetragen wird – das letzte und sportliche Hauptereignis der traditionsreichen Saison. Denn das Seebad der Reichen und Schönen ist bis heute Pflichtziel der feinen Pariser Gesellschaft. Entspre- Fotos: Susanne Schaeffer, Dirk Bartling/ZDF ch habe ein Schreiben vom ZDF bekommen, dass ich mich hier an der Treppe um halb drei einfinden soll, in normaler Alltagskleidung“, erzählt Brigitte Kollenberg (64) aus Oberhausen aufgeregt und steht etwas verloren auf der Terrasse vor der Bar „Zum Alten Fritz“ auf Deck 9. Sie hat sich auf Anfrage bereiterklärt, als Statistin bei den Filmaufnahmen zum „Traumschiff“ mitzuwirken. „Das macht die Reise hoffentlich noch abwechslungsreicher und interessanter“, glaubt die alleinstehende Sachbearbeiterin. Eigentlich hatte sie mit ihrem erst kürzlich verstorbenen Vater nach Grönland kreuzen wollen, nachdem die beiden auf einer Mein Schiff 1Fjordreise Gefallen an der Schifffahrt in nördliche Länder gefunden hatten. „Nun bin ich allein unterwegs, wollte lieber Süden und Sonne. Aber vor allem: Ich musste einfach raus“, erzählt sie, als gerade der Aufnahmeleiter des Filmteams erscheint und den Drehtermin verlegt. Brigitte Kollenbergs erster TV-Auftritt fällt buchstäblich ins Wasser – wegen Regen. Die MS Deutschland verlässt noch am selben Nachmittag die Diamanten- und Rubens-Stadt Antwerpen mit Kurs in die Normandie. Am nächsten Außendrehtag kommen andere freiwillige Gäste an die Reihe. Doch Brigitte Kollenberg hofft auf eine neue Chance: Wenn Hape Kerkeling im Kino seinen Auftritt Souvenir: Cidre ist der beliebte Apfelwein aus der Normandie. chend viele Edelkarossen, Oldtimer und Cabrios korsieren im Schneckentempo die Uferstraße entlang. Wer die Beobachtung des nicht minder Jetset-geprägten Strandlebens bevorzugt, spaziert vom Casino aus auf „les planches“, den Holzplanken, am Meer entlang. Vorbei an den Umkleidekabinen, die mit den Namen berühmter Leinwandstars versehen sind. Ungesichert ist, ob diese „ihre“ Kabine wirklich jemals benutzt haben, gleichwohl der eine oder die andere durchaus im September zum alljährlichen Filmfestival in der Stadt gesichtet werden. Ganz real sind auf jeden Fall Dutzende Kinder mit ihren bunten Drachen auf dem breiten Sandstreifen und in der Ferne in den kühlen Wellen die vereinzelten Badenden! Der Geruch von Salz steigt in die Nase, Sylt-Feeling macht sich breit. Nur die Reetdachhäuser sind hier Prachtvillen in vielfältigsten Architekturstilen mit Türmchen, Erkern und Veranden. Gelungene Abrundung dieses Ausflugs durch die Belle Époque Frankreichs bildet später das Abendprogramm an Bord. Der Künstler Nikolai Tokarev bezaubert in seiner „Zeitreise durch die Klavierliteratur“ mit Werken aus dem Barock, der Romantik und Moderne. Jeden Abend findet im elegant in Dunkelrot gehaltenen „Kaisersaal“ das Haupt-Entertainmentprogramm statt: Neben Klassikkonzerten und Gesangsdarbietungen von vornehmlich jungen Nachwuchskünstlern tritt das Imperio Showballett auf, das Tanzpaar Kathy Stefanowicz & Phi- Film-Hostess Heide Keller mit Gast Brigitte Kollenberg, die als Komparsin an Bord mitspielte. lipp Schultz oder das Akrobaten-Duo Anna Abrams & Arne Tilgen. An einem Abend steht auch der Shantychor der Crew auf der Bühne, eine weitere Tradition, auf die viele Stammgäste sich immer wieder freuen. Und so lässt sich auch der Unterhaltungsteil an Bord charakterisieren: Beständig und bewährt ist es, immer auf sehr gutem, wenn auch nicht höchstem Niveau. Die Reihen im Saal sind dennoch stets sehr gut gefüllt. Die MS Deutschland hat ein dankbares Publikum, die Gäste klatschen ausdauernd, fotografieren eifrig bei jedem Auftritt der Künstler. D as Tagesprogramm auf der Kabine kündigt erneut Dreharbeiten am folgenden Seetag an. Ausreichend Zeit also, den großen TVTrubel zu beobachten. Trubel? Erstaunlich unauffällig bewegt sich das Filmteam an Bord. Immerhin 50 Mann stark ist die Truppe inklusive Darsteller. Sechs bis sieben Tonnen Material sind für den Dreh aufs Schiff transportiert worden. Darunter die Lichttechnik mit rund 30 Scheinwerfern, Tontechnik, Requisite mit Kostümen sowie bis zu drei Kameras. Gelagert wird alles auf Deck 3 in zwei Räumen, die die Schiffs-Crew extra geräumt hat. Je nach Drehort kommt das benötigte Material an die entsprechenden Positionen. Hier unten in den „Katakomben“ werden die Stars auch geschminkt und gepudert. Auf insgesamt drei Reisen sind die Mitarbeiter der Hamburger Filmgesellschaft Polyphon für den TV-Dreh an Bord. Die Landaufnahmen finden wie immer vorab statt, dieses Mal in New York, Savannah (Georgia/USA) und Brasilien. Produktionsleiter Manuel Schröder, seit acht Jahren dabei, erzählt in einer Kaffeepause: „Wir versuchen uns möglichst in den Parallelgängen und Treppenhäusern zu bewegen, um die Gäste so wenig wie möglich zu stören. Wir wissen um die Abläufe, stimmen unseren Drehplan mit den Verantwortlichen des Hotel- und Nautikbereichs ab. Denn der Schiffsbetrieb geht immer vor.“ Das heißt konkret: Morgens wird z. B. im Salon „Lili Marleen“ oder im Restaurant „Vierjahreszeiten“ gefilmt, wenn sich hier kein Gast aufhält, am Poolbereich möglichst nur an Hafentagen. Gedreht wird immer noch auf Film Super 8 mm und nicht auf modernem HD. „Das Verhältnis ist 9 zu 1“, so Schröder. „Das heißt, wir haben neun Minuten Material, aus dem eine Minute sendefähiger Film geschnitten wird.“ Das „Traumschiff“-Team und die MS Deutschland-Crew sind nach 30 Jahren Zusammenarbeit wie ein altes Ehepaar: harmonisch und perfekt aufeinander eingespielt. Mal gibt der eine nach, mal der andere. Und so stoppt der allseits beliebte Kapitän Andreas Jungblut für die ZDF-Leute kurzerhand auf dem Weg nach Hendaye für eine Szene die Schiffsmotoren. Die oft raue Biscaya macht mit und präsentiert sich spiegelglatt. Schröder erklärt: „In der Story nehmen wir ein in Seenot geratenes Segelboot auf. Dazu fährt gleich das Tenderboot hinaus aufs ▼ Felsen-Durchblick: vom Felseninselchen Rocher de la Vierge aus auf Biarritz. azur.de 9° Hamburg DEUTSCHLAND Antwerpen ms Deutschland° Atlantik BELGIEN Le Havre k 200 km FRANKREICH i 0 10 °azur.de W eiter geht es ins Baskenland, den äußersten Südwesten Frankreichs mit seinen endlos weiten Atlantikstränden, Kiefern- und Pinienwäldern. Die MS Deutschland liegt auf Reede in Hendaye, der letzten Bastion vor der Grenze zu Spanien. Ausgangspunkt für eine 90-minütige Fahrt nach Bilbao ins weltberühmte Guggenheim-Museum. Zwei Stunden kann man um und in diesem einzigartigen schiefen Würfel-Bau aus Titan, Stahl und Beton des Architekten Frank O. Gehry umherwandeln. Immer neue Perspektiven eröffnen sich von jeder Seite. Ein Muss für Kunstfans! Wer diesen Ganztagsausflug nicht unternehmen will, hat Alternativen: so beispielsweise den malerischen Fischerort Saint-Jean-de-Luz zu besuchen, in dessen Kirche, der größten im Baskenland, Ludwig XIV. 1660 die spanische Infantin Maria Theresia ehelichte und damit den Frieden zwischen beiden Ländern besiegelte. Die Häuser, in denen jeder für sich bis zur Trauung wohnte, stehen noch am geschützten Hafen. Biarritz, bis Ende des 19. Jahrhunderts das Seebad des europäischen Hochadels, ist die zweite Alternative zu Bilbao. Mondän ist es heute noch mit seinen Edelboutiquen und Gourmet-Tempeln, aber auch sportlich-lässig. Und besonders in diesen Nachsaisontagen entspannt. Ein herrliches Panorama bietet sich vom Leuchtturm auf der Pointe SaintMartin an diesem strahlend-blauen, klaren Augusttag – bis hin zu den Pyrenäen im Süden und der Côte d’Argent hoch im Norden. Und auf die Bucht, in der die Surfer sich mutig den Wellen entgegenwerfen, eingerahmt von historischer Kulisse: Das rote „Hôtel du Palais“ dominiert die Szenerie. Es ist die ehemalige Villa Eugenie, die Sommerresidenz der Frau von Kaiser Napoleon III., durch deren Ferienaufenthalte hier der Ort Weltruhm erlangte. Heute kommen die Touristen vor allem wegen seiner kilometerlangen Sandstrände und optimalen Wellen. Biarritz ist das Surf-Mekka Frankreichs. Unbedingt zu empfehlen ist der Gang auf das Felseninselchen Rocher de la Vierge, mit imposanten Steinformationen. Besonders im Spätsommer hat man freie Wege und freie Aussicht. Leider viel zu kurz ist die Begegnung mit Biarritz. Keine Zeit bleibt für den Bummel entlang der eleganten Geschäfte – für den Kauf der berühmten Gänseleberpastete, der feinen Schokolade, des duftenden Bayonner Schinken und Armagnac. Beachtime in Hendaye am Nachmittag nach einem leichten Lunch auf der Lido-Terrasse: Der mit 22 Grad noch sehr warme Atlantik lockt zu einem Bad in den Wellen. Manche „Traumschiff“-Schauspieler sind ebenfalls getendert, genießen das friedliche Treiben der französischen Familien an der Strandpromenade. Der nächste Seetag bringt wieder viel Sonnenschein. „O’zapft is“ heißt es deshalb um 11 Uhr am Pooldeck beim „Frühschoppen mit Freibier“. Auch so eine MS Deutschland-Tradition! Der Neuling an Bord stellt sich derweil die Frage, wie offensichtlich jeder außer ihm grad mal eine Stunde nach dem Frühstück schon wieder herzhaft in Weißwürste, Brezeln, Schweinshaxe und Radi beißen kann und dabei bewusst ernsthafte Probleme in der Bauchnabelgegend einkalkuliert. Die Stimmung ist zünftig mit steigender Tendenz. Nach ein paar Maß Bier wird Polonaise um den Pool getanzt. Von der fröhlichen Sause unbeeindruckt macht die Filmcrew ihren Job. Nur Heide Keller huscht da grade am Buffet vorbei und schiebt sich eine Frikadelle in den Mund. Die sind scheinbar sehr lecker! Ach ja, es wird ja auch gedreht: Morgens um acht im Restaurant „Vierjahreszeiten“, dann im CrewBereich, ab 13.30 Uhr unter den Augen der Gäste auf dem Peildeck und danach auf der Brücke. Dezent, konzentriert. Ist die Kamera aus, dürfen Gäste passieren, fotografieren. Heißt es „Ruhe bitte, wir drehen!“, erstarren alle zur Salzsäure. D ie MS Deutschland fährt weiter durch den Golf von Biscaya ins spanische Galicien. Der Herkulesturm, ein römischer Leuchtturm aus dem 2. Jahrhundert, weist den Weg in den Hafen von La Coruña. Start von hier aus zum nahe gelegenen Wallfahrtsort Santiago de Compostela, zum Grab des Apostel Jakobus. 24 Gäste der MS Deutschland wollen zehn Kilometer auf dem berühmten Jakobsweg laufen. Auch Brigitte Kollenberg ist unter den SchnupperPilgern. „Diese Reise hat sich schon gelohnt, und nun noch diese Wanderung“, berichtet sie. „Ich konnte gestern auf die Brücke, traf dort Heide Keller und machte ein Erinnerungsfoto.“ Bescheiden fügt sie hinzu: „Das wollte ich eigentlich nicht, aber sie hatte gar keine Star-Allüren, war sehr nett.“ Start ist in Lavacolla, der traditionell letzte Pilgerhalt vor Santiago, wo man seine letzte Waschung durchführte. Auf einem asphaltierten, kurvigen Weg geht es zunächst eine Zeitlang bergauf, Autos fahren in beiden Richtungen vorbei. Nicht die erhoffte Naturidylle. Führerin Monica erklärt: „Diese letzte Strecke war schon immer bewohnt, daher wandern wir auch nicht einsam inmitten der Natur.“ Die Gäste holen zwei ältere Frauen aus Saarbrücken mit Walking-Stöcken ein. Wie alle Pilger sind sie offen und extrem auskunftsfreudig: Am schwierigsten sei der steile Marsch hinunter aus den Pyrenäen gewesen. Schlimmer als ▼ S pätabends hätte sie mehr Glück gehabt. Da saß der 46-jährige Entertainer im Halbdunkeln vor der „Adlon Lounge“, bei einem Gläschen Wein. Ganz entspannt nach erfolgreicher Arbeit und an seinem letzten Abend an Bord auch in Plauderstimmung. „Es war meine erste Kreuzfahrt, und es hat mir sehr gut gefallen. Die Zeit ging viel zu schnell vorbei“, resümiert er seine Tage an Bord. „Das ist ein sehr familiäres Schiff. Die Crew und auch die Gäste sind alle sehr nett. Ich würde gerne wiederkommen“, überlegt er. „Ich könnte eine Lesung abhalten und mein zweites Buch vorstellen.“ Da hat sicher niemand an Bord etwas dagegen, Herr Kerkeling! Die MS Deutschland-Gäste inklusive Brigitte Kollenberg werden den Entertainer dann feiern wie FilmKapitän Siggi Rauch (79). Das Urgestein der „Traumschiff“-Stars gibt wie auf jeder auch auf dieser Tour am Abend sein obligatorisches JazzKonzert im Salon „Lili Marleen“. Eine Stunde lang singt er, begleitet vom Deutschland-Duo und den Musikern des Orchesters Ambros Seelos, seine Lieblingssongs. Wenn er seine Frank Sinatra-Evergreens ins Mikro schmachtet, schwärmen die Damen mit glänzenden Augen, wippen die Herren mit dem Stock. Es ist nach 23 Uhr. Der 79-Jährige wirkt topfit: „Eigentlich bin ich aber um diese Uhrzeit schon immer müde“, gesteht er. Doch welcher Darsteller verzichtet schon gerne auf seine Ernte namens Applaus? Fotos: Fotolia, Susanne Schaeffer, Infografik: www.AxelKock.de für AZUR Wasser.“ Über eine Stunde lang können die Gäste von den Decks aus die Aufnahmen mitverfolgen. Auch Brigitte Kollenberg will ein paar Fotos schießen. Und sie berichtet über ihre Erlebnisse: „Ich bin noch ganz aus dem Häuschen, war als Komparse tatsächlich im Kino mit dabei.“ Professionell sei Hape Kerkeling hier gewesen, erzählt sie, und zum Schieflachen komisch. „Er stand am Pult, hat den Augenaufschlag der Meeresschildkröten imitiert. Ich musste mir ein Taschentuch vor den Mund halten, um nicht loszuprusten. Wir mussten nämlich mucksmäuschenstill sein während der Aufnahme.“ Ein Autogramm hat sie nicht ergattert. Schnell war der Star wieder in seiner Kabine verschwunden. l A t a n t Hendaye La Coruña Viana do Castelo S PA N I E N Lissabon PORTUGAL Normandie, Galizien und Lissabon Die schönsten Touren entlang der Atlantikküste für jeden Geschmack. Highlights Le Havre (Normandie): Wanderung vom Seebad Étretat aus auf dem Wanderweg „Falaise d’Aval“ entlang der Küstenklippe mit ihren ausgefallenen Kreideformationen (83 Euro). Historikfans fahren durch die „Straße der Abteien“ nach Rouen, auf dessen Martkplatz die berühmte Jungfrau von Orléans 1431 verbrannt wurde (117 Euro). Bustour nach Honfleur und Deauville (43 Euro). Hendaye (Baskenland): Tagestour ins GuggenheimMuseum im spanischen Bilbao (119 Euro). Nach Biarritz und Saint-Jean-deLuz, wo die größte Kirche des Baskenlandes steht. Nordic Walking zum Schloss Abbadie (6 km, 29 Euro). La Coruña (Galizien): Jakobsweg und Lunch im „Parador de los Reyes Católicos“ (129 Euro). Radtour zum Herkulesturm in La Coruña (20 km, 59 Euro). Viana do Castelo: Die Stadt an der Flussmündung des Lima ist bekannt für seine Handarbeiten und farbenfrohen Trachten. Von hier aus geht’s nach Porto, alte Hafenstadt am Douro, und dort in eine TraditionsKellerei zur Weinverkostung (39 Euro). Lissabon: Bustour mit allen Highlights, inkl. Vorort Belém mit Stopp am Denkmal „Heinrich der Seefahrer“, am Wachturm Torre de Belém am Tejo sowie Besuch des Hieronymus-Klosters. Hier 60 Minuten Halt: Sehenswert teilweise identisch mit der Einfahrt der MS Deutschland. Restaurant-Tipp fürs Overnight: US-Star John Malcovich hat sein Restaurant „Bica do Sapato“ nur ein paar hundert Meter rechts vom Anlegekai gelegen. Hohe Promi-Dichte! Bummel durchs Szeneviertel Bairro Alto. Shoppen im trendigen Viertel Chiado. Hier bietet sich ein bunter Mix aus originellen Läden mit heimischen Produkten, Trend-Boutiquen und Designer-Shops. Shopping Am Tejo: modernes Denkmal mit Heinrich dem Seefahrer. sind der Kreuzgang, die Steinmetzkunst des Hauptportals der Kirche sowie das Grab des Entdeckers Vasco da Gama beim Westportal. Alternativ: Besuch des Expo-Geländes von 1998. Achtung: Die „Flussfahrt auf dem Tejo“ (63 Euro) ist Regionale Käsespezialitäten, Calvados, Portwein, Fleischpasteten. Eierkuchen Madeleines (Normandie), die Maronen-Kekse Marones (Südfrankreich), Puddingtörtchen Pasteles de Belém (Lissabon). Beste Reisezeit Juni bis September, wobei im Sommer mit vielen Urlaubern zu rechnen ist. lesen Städteführer Lissabon, DuMont (9,95 Euro) infos Jakobsweg: Schilder für Pilger auf dem Weg zur Kathedrale. www.franceguide.com www.visitportugal.com www.visitlisboa.com azur.de 11 ° ms Deutschland° Atlantik U nd dann nach 90 Minuten stehen die zwei Dutzend Kreuzfahrer auf dem Monte do Gozo, dem, „Berg der Freude“, blicken auf das wolkenverhangene Santiago unter ihnen und versuchen ein wenig die Glücksmomente eines Hape Kerkeling und all der jährlich rund zwei Millionen Pilger nachzuvollziehen, wenn sie endlich nach wochenlangen Strapazen erstmals ihre Endstation im Visier haben. „Nun sind es noch etwa vier Kilometer. Wir sind viel zu schnell“, bremst Monica den Elan der Gruppe. „Lassen Sie sich Zeit.“ Doch irgendwie hat ein Sog eingesetzt: Man wird unweigerlich schneller. Immer schneller. Je näher man das Ende zu ahnen glaubt. Nach zweieinhalb Stunden, die erstaunlich schnell vergangen sind, 12 °azur.de stehen die ersten Deilmänner auf den Stufen der Kathedrale. Geschafft! Stolz sind sie, auch wenn diese zehn Kilometer grade mal ein Zehntel des notwendigen Weges wären, um im Pilgerbüro neben der Kirche die begehrte Urkunde zu bekommen. Insgeheim liebäugelt so mancher schon mit der doppelten Strecke, der dreifachen – und dem Kerkeling-Spruch „Ich bin dann mal weg“. D och erst mal ist diese „Tr au m sc h i f f “-K r eu zfahrt dran. Und was wäre schöner, als sich zur Belohnung für diese Anstrengung ein Dinner im Restaurant „Vierjahreszeiten“ zu gönnen. Das exzellente 8-Gänge-Menu mit Jakobsmuscheln, Peterfisch und vor allem dem aufmerksamen Service des allseits beliebten Giovanni? In Viana do Castelo, dem nächsten Stopp, beginnt der Tag wie er endet. Regnerisch, kühl, windig. Ideal für eine Pause an Bord, um sich im Spa die lädierten Muskeln massieren zu lassen oder sie im Kraxenofen zu lockern. Die „Traumschiff“-Crew erholt sich an diesem Tag ebenfalls: Abends hatte sie sich bei der Schiffsmannschaft mit einer Party auf dem Crew-Deck für die erneute gute Zusammenarbeit bedankt – bis früh um drei Uhr zapften Nick Wilder und Kollegen für die Mannschaft Bier! „Das ist bereits Tradition und findet auf jedem Dreh einmal statt“, erzählt der sympathische TVSchiffsarzt. Höhepunkt und Abschluss der Reise: Lissabon, die Stadt auf gut zwei Dutzend Hügeln am Tejo, 15 Kilometer vom offenen Meer entfernt. Die MS Deutschland liegt ideal im neuen Terminal Santa Apolónia, zum Zentrum sind es nur ca. 15 Gehminuten. Die TV-Stars Gerit Kling und Francis Fulton-Smith sind zugestiegen, haben morgens am Pooldeck ihren ersten Dreh. Währenddessen gehen die Gäste der MS Deutschland auf Stadtbesichtigung, schlendern durch die Altstadt Alfama hinauf zum Castelo de São Jorge, von wo aus man einen grandiosen Blick auf die Stadtviertel Chiado, Bairro Alto und den Handelsplatz mit Reiterdenkmal hat. In Belém, etwa zehn Fahrminuten entfernt, gönnt man sich erst mal ein zweites Frühstück und probiert in der landesweit berühmten „Pastelaria de Belém“ die lauwarmen Puddingtörtchen, von denen in der angegliederten Bäckerei nach einem Geheimrezept der Mönche seit 1837 täglich 30.000 Stück produziert werden. Vom Törtchenhimmel sind es nur wenige Schritte ins göttliche Reich: Das Hieronymus-Kloster aus dem 16. Jahrhundert ist das Paradewerk des manuelinischen Baustils, besonders der Kreuzgang ist einen Rundgang wert. Weiter geht es zum Wahrzeichen Lissabons, dem Torre de Belém, der Seefahrern früher wie heute den Weg in den sicheren Hafen wies. Abends lockt noch einmal die Unterstadt oder die Altstadt – je nach Gusto –, denn die MS Deutschland liegt eine weitere Nacht in dieser Metropole. ★★★★★ Treffpunkt: Die Bar „Zum Alten Fritz“ lockt mit Frikadellen, Gurken und Würstchen den ganzen Tag lang. Mit dem Charme der groSSen Hotels der 20er Jahre Die MS Deutschland sorgt für persönlichen Rund-um-Service auf höchstem Niveau von daheim zum Schiff und zurück. A m nächsten Morgen steht Brigitte Kollenberg mit gepacktem Koffer an der Rezeption. „Ich hätte hier in Lissabon noch mal Statistin sein können, aber mein Tag war bereits mit zwei Ausflügen ausgebucht. Wie schade!“, bedauert sie, um gleich zu beschließen: „Ein Grund, zum nächsten ‚Traumschiff‘-Dreh wieder an Bord zu kommen.“ Doch zunächst geht für sie wie für alle anderen eine spannende Atlantik-„Traumreise“ mit dem schönsten Grand Hotel auf See zu Ende. Die MS Deutschland wird mit dem ZDF-Filmteam weiter nach Ibiza reisen. Die Einladungen an die neu Zugestiegenen, als Komparsen in der Jubiläums-Sendung des „Traumschiffs“ mitzuspielen, liegen schon bereit. Die nächste „Klappe“ fällt bestimmt auf der MS Deutschland. Text: Susanne Schaeffer schiff service ausflugsangebot Sie ist das „zweite Zuhause“ für viele ältere Gäste. Besonders alleinstehende Frauen, oft verwitwet, fühlen sich an Bord bestens umsorgt, finden immer ein offenes Ohr bei der Crew. Auch die An- und Abreise ist rundum betreut: Eine Hostess der Reederei begleitet die Flüge, Gehbehinderte erhalten auf Wunsch einen Rollstuhl zur Bewältigung langer Wege, z. B. auf den Flughäfen. Sehr persönlich, freundlich. Beonders das Stammpersonal. Bei neueren Servicekräften fehlt teilweise noch die Übersicht. Breites Angebot an Stadtführungen, Landschaftsfahrten, Besichtigungen im Bereich Kunst und Kultur, aber auch sportliche Alternativen für Aktive. Außerdem arrangiert ein Concierge auf Wunsch auch private Ausflüge (z. B. zum Fado-Abend in Lissabon). kabinen Fotos: Reederei Peter Deilmann, Susanne Schaeffer jede schwarze Piste beim Abfahrtski! Um die 20 Kilometer hätten sie täglich geschafft. Seien stolz, den inneren Schweinehund immer wieder besiegt zu haben. „Wenn wir heute ankommen, wird erst mal geduscht, fein gegessen, dann geschlafen, und morgen gehen wir hübsch angezogen zur Pilgerweihe.“ Noch ein Foto zu zweit wünschen sie sich von den Schnupper-Pilgern, dann fallen sie zurück. Wenig später: Ein Wanderer sitzt auf einem Betonpfeiler am Straßenrand, den linken Schuh und dazugehörigen Strumpf auf dem Boden daneben stehend. Er verklebt seine geschundenen Fersen mit Pflaster. Ein anderer weiter vorne humpelt bereits bedenklich. Eine junge Frau trägt nur noch weiche Espadrillos. Ohne Blessuren kommt wohl keiner hier zum Seelenheil! Noch erstaunlich stramm zu Fuß ist jedoch ein holländisches Frauen-Trio von etwa Mitte 20. Die drei Blondinen würdigen die grasenden Schäfchen auf der Weide und die sich dahinter öffnende Hügellandschaft keines Blickes. Ungefragt verkünden sie auf Englisch: „Kaufbeuren. Drei Monate. Job gekündigt.“ Alles klar! Respekt, Respekt! 294 Kabinen (70 innen) in neun Kategorien ab 12 m2 (innen) bis 19 m2 (außen). Manko: keine Balkone außer Grand Suite und Eignerkabine. Suiten-Gäste erhalten täglich frischen Obstkorb, Canapés, Minibar (Softdrinks) kostenlos. Wi-Fi (20 Euro/Stunde, 199 Euro/7 Tage). gastronomie 3 Restaurants: Jeweils drei Mahlzeiten im Hauptrestaurant „Berlin“ mit festem Tischplatz (eine Tischordnung) und „Lido Café“ (Buffet/Grill – wetterabhängig). Spezialitäten-Restaurant „Vierjahreszeiten“ nur abends. Gala-Dinner. Bars „Zum Alten Fritz“ und „Lili Marleen“. Kaffee/ Tee zu den Mahlzeiten inklusive. sport & wellness MS Deutschland Schiff18,0 Kabinen9,0 Gastronomie 20,0 Service 19,0 Sport & Wellness 7,6 Bordprogramm8,0 Ausflugsangebot 8,9 GESAMT Punkte 90,5 Bordsprache: Deutsch Passagiere/Crew: 520/280 Baujahr: 1998 Flagge: Deutschland BRZ: ca. 22.400 Länge/Breite: 175 m/23 m Fazit Deutschsprachiges Stammpublikum, viele alleinstehende Damen, sehr kontaktfreudig und vielgereist. Im Stil der 20er Jahre von der Reederei als „Klassisches Grandhotel auf See“ tituliert – mit sehr guter Küche (steigerungsfähig im Buffet-Restaurant „Lido Café“), großer Kabinenvielfalt, aber ohne zeitgemäßem Balkon für ab 300 Euro je nach Ziel. Überwiegend mit älterem deutschem Stammpublikum. bordprogramm shopping Info Abendprogramm mit Tanz- und Jazzmusik im „Kaisersaal“ und in den Bars. Küchenbesuch, elegante Teestunde in der Lido-Terrasse mit Pianomusik. Abschieds-Gala, Bingo, Kino (täglich neue Filme), literarische Lesungen mit Autoren wie Dr. Peter Prange, Lektorate über die Reiseziele, Gottesdienste mit Bordpastor. In den Kolonnaden Edel-Boutique, Juwelier H. Stern, Salon Udo Walz, Galerie. www.deilmann-kreuzfahrten.de Fitness-Studio, MeerwasserAußenpool, Spa mit Hallenbad (32 Grad), Kraxenofen (8 Euro/ 15 Minuten), Cleopatra-Bad, Rasul, Sauna, Dampfbad. Massagen (z. B. Ganzkörper 69 Euro/50 Minuten), Kosmetik (La Mer, San Vino), Putting Green, Golfabschlagplatz, Shuffleboard. Beliebt: Tanzdarbietung im „Kaisersaal“. publikum Trinkgeld Freiwillig. Empfohlen sind 8 Euro/ Tag/Person. highlights Gemütliches Ambiente und das große Herz der verlässlichen Stammcrew, die geduldig stets bereitsteht. Lobenswert sind auch die Küche und das Flair im Restaurant „Vierjahreszeiten“ und die urige Bar „Zum Alten Fritz“. Top-Angebot: n Süden Mit der Sonne ge d lan sch ut De S M f: Schif 2012 Termin: 3. bis 14.9. rdam ste Route: ab Kiel, Am rg (Frankou (Niederlande), Cherb Rochelle, La reich), St. Nazaire, ntander, Bilbao (Spanien), Sa rtugal) La Coruña, Porto (Po bis Lissabon 2650 Preise: DK innen ab ab n ße au Euro/P., DK Rückflug 3230 Euro/P., inkl. Maximale Punkte: Schiff: 20, Kabinen: 15, Gastronomie: 20, Service: 20, Sport & Wellness: 10, Bordprogramm: 10, Ausflugsangebot: 10, Gesamt: 105 Punkte: ★★★★★ 105-90 ★★★★★ 89-85 ★★★★ 84-75 ★★★★ 74-70 ★★★ 69-60 ★★★ 59-55 ★★ 54-45 azur.de azur.de13 13° °
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