Überschäumende Freude in Nottwil - Tri

Regionalsport
Sonntag, 21. Juni 2015 / Nr. 25 Zentralschweiz am Sonntag
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Überschäumende Freude in Nottwil
FUSSBALL Die Aufsteiger in
die 2. Liga regional sind eruiert.
Kleine Überraschung: Mit
Nottwil und Triengen haben es
die beiden Vertreter der «Landgruppe» der 3. Liga geschafft.
RENÉ BARMETTLER
[email protected]
Als der Schlusspfiff auf dem Nottwiler
Bühlwäldli ertönt, gibt es kein Halten
mehr. Die Treicheln werden noch lauter
als während des Spiels, die Trommler
strapazieren die Trommelfelle aller Anwesenden, Nottwil-Goalie Daniel Bussmann öffnet die XXL-Sektflasche: überschäumende Freude beim FC Nottwil.
Anschliessend werden eilends die
T-Shirts mit der Aufschrift «Aufsteigerjungs» übergezogen, zahlreiche kleine
Buben und Mädchen verlangen nach
Autogrammen ihrer «Helden», danach
gings zur Zeremonie des Innerschweizerischen Fussballverbandes. Schliesslich können nicht nur Medaillen abgeholt werden: Nottwil darf als einer der
beiden Aufsteiger noch den Pokal des
3.-Liga-Meisters entgegennehmen.
Bussmanns schwere Knieverletzung
Mittendrin, und das ist wohl die spezielle Geschichte dieses Moments: der
eingangs erwähnte Goalie «Bugi» Bussmann (kleines Bild). Der 33-Jährige zeigte sich beim Freudenfest hemmungslos.
Noch im vergangenen August schien er
hingegen am Boden zerstört. Das Drama
nahm in der 1. Hauptrunde des Schweizer Cups gegen Köniz (Promotion
League) seinen Lauf: Stürmer Abdoulaye
Koné lief auf Bussmann zu. Ohne dessen
Einwirkung verletzte sich der Torhüter
beim Herauslaufen. Diagnose: Kreuzband und Innenband gerissen. Der Meniskus musste geklebt werden. Manch
einer in diesem Alter hätte wohl die
Fussballschuhe an den Nagel gehängt.
Nicht so Bussmann: Er schuftete fünf
Monate und zwei Wochen für sein
Comeback. Viermal wöchentlich fand
er den Weg ins Fitnesscenter und zweimal zum Physiotherapeuten. Unfassbar,
aber wahr: Bussmann stand im ersten
Rückrundenspiel in Wauwil wieder zwischen den Pfosten. «Das war ein unbeschreibliches Gefühl», sagte er inmitten der Aufstiegsfeier sichtlich gerührt. Vor anderthalb Jahren stand es
auch mit dem Team nicht zum Besten.
«Wir entschieden, uns von den auswärtigen Spielern zu trennen und den
Trainer zu wechseln. Das schweisste die
Truppe schliesslich zusammen.» Und
mündete gestern im hoch verdienten
Aufstieg. Der abschliessende 3:0-Sieg
Das Fest kann beginnen: Nottwil-Goalie Daniel Bussmann beglückt
seine Teamkollegen mit einer Bierdusche aus dem Meisterpokal.
Bilder Nadia Schärli
gegen den FC Emmenbrücke musste
nicht gerade erzittert werden. «Doch der
Match stand zu Beginn auf des Messers
Schneide», befand Nottwil-Trainer Hasan Özoglu. «Aber nach dem 3:0 fühlte
ich eine riesige Erleichterung.» Er gab
zu, vor dem Spiel unter enormem Druck
gestanden zu sein: «Ich war die ganze
Zeit nervös.»
Triengen: Mit einem souveränen 4:1Sieg in Schattdorf sicherte es sich den
zweiten Aufstiegsplatz. Etwas überraschend setzten sich die beiden Aufstiegsrunden-Teilnehmer aus der Gruppe 3
durch. «Diese Gruppe hat aufgeholt»,
bestätigt Özoglu, «die dritte Liga ist inzwischen sehr ausgeglichen.»
Gemeindepräsi befiehlt Freinacht
AUFSTIEG 3./2. LIGA
Die Freude der vielen Zuschauer
steckte offenbar auch Nottwils Gemeindepräsident Walter Steffen an. In einer
kurzen Ansprache verordnete er seiner
Gemeinde eine Freinacht. Dies stiess
naturgemäss auf offene Ohren. «Aber
sicher werde ich diese Freinacht geniessen», versprach Özoglu. Und Daniel
Bussmann, der sich selber als «nicht
mehr der Jüngste bezeichnet», sagte:
«Um durchzufeiern, dafür bin ich noch
nicht zu alt. Aber vor dem morgigen Tag
habe ich schon Respekt.»
Es ging also bunt zu und her in der
Luzerner Landschaft. Nicht nur in Nottwil war der Bär los, sondern auch in
Estermann an die Latte ab. 65. Laumann schiesst
an den Aussenpfosten. 84. Platzverweis Gion Caduff
und Emmenbrücke-Trainer Sandro Waser wird des
Feldes verwiesen.
Schattdorf - Triengen 1:4 (0:3)
Grüner Wald. – 290 Zuschauer. – SR Dahinden. –
Tore: 32. Stefan Guedes 1:0. 37. Patrick Guedes 2:0.
42. Patrick Guedes 3:0. 49. Stefan Guedes 4:0.
87. Imholz 4:1. – Schattdorf: Aschwanden; Baumann (64. Stampfli), Arnold, Schürpf, Mahrow
(72. Imhof), Loretz (56. Gamma), Gabriel, Gisler,
Imholz, Aschwanden, Schelbert. – Triengen: Lisebach; Brütsch, Nagbe (86. Marashi), Schmid, Stefan
Guedes, Pizzo, Schwarzentruber, Manuel Berisha,
Patrick Guedes, Gashi (80. Weber), Martin Berisha
(65. Rudaj).
Letzte Runde: Baar - FC Luzern Futuro 3:1. Nottwil - Emmenbrücke II 3:0. Schattdorf - Triengen 1:4.
Rangliste (alle 4 Spiele): 1. Nottwil 10 Punkte (8:2
Tore). 2. Triengen 8 (8:4). 3. Baar 5 (6:5). 4. FC
Luzern Futuro 4 (9:11). 5. Emmenbrücke II 4 (5:7).
6. Schattdorf 1 (5:12). – Nottwil und Triengen steigen
in die 2. Liga regional auf.
Nottwil - Emmenbrücke 3:0 (1:0)
Bühlwäldli. – 800 Zuschauer. – SR Liniger. – Tore:
21. Bislimi 1:0. 63. Piazza 2:0. 82. Egli 3:0. – Nottwil: Bussmann; Marc Estermann, Bühlmann, Imgrüt,
Vasanthanathan; Bislimi (80. Trüssel), Furrer (86. Basler), Salatino, Egli; Christian Estermann, Peter
(61. Piazza). – Emmenbrücke: Omlin; Kläntschi
(66. Yilmaz), Hadzic (46. Gion Caduff), Iglesias Gomez, Marco Caduff (61. Izzo); Gonzales Gomez, Jusovic, Hrgota, Mete, Laumann, Draganovic. – Bemerkungen: 2. Omlin wehrt Schuss von Christian
Baar - FC Luzern Futuro 3:1 (2:0)
Lättich. – 350 Zuschauer. – SR Vidic. – Tore: 28. Sylejmani 1:0. 44. Sylejmani 2:0. 59. Mile Sucic 2:1.
92. Bulut 3:1. – Baar: Zimmermann; Stutz, Ward,
Imbach, Mazenauer; Ammann, Weiss (65. Can), Bulut; Mehidic, Schenker (53. Marano), Sylejmani. –
FC Luzern: Bruhnsen; Mile Sucic, Kunz, Steinmann,
Fässler; Cesar (81. Martins), Nesimi, Batista, Morina
(72. Eric); Metolli, Fischer (56. Weibel).
Bussmann freut sich schelmisch
nach seinem «Bierüberfall».
HINWEIS
Mehr zum Aufstieg von Triengen im Sportjournal
vom Dienstag.
Annen legt in Mexiko den Grundstein für Rio de Janeiro
TRIATHLON Jolanda Annen wird immer schneller,
besser, zäher. Rio de Janeiro hat sie bereits gebucht.
Für 2015. Und 2016, an den Olympischen Sommerspielen, will die heute 22-Jährige auch dabei sein.
Gestern schwamm, lief und radelte
sie am traditionsreichen Zytturm-Triathlon in Zug, der – betont Jolanda Annen – für sie nicht die Bedeutung eines
Formtests hatte. «Ich habe eine intensive Woche hinter mir, ich bin noch
immer ein bisschen müde. Aber für mich
war klar, dass ich in Zug, in der Nähe
meiner Heimat, starten will. Das bin ich
meinen Fans, meinen Sponsoren schuldig.» Wenn die Schattdorferin Ja sagt,
dann ist sie indes auch parat, in jedem
Rennen ein Topresultat abzuliefern: So
auch gestern am frühen Abend in Zug,
wo sie das kleine Feld der Pro-League
(Sprint Circuit: 0,6 km Schwimmen, 10
km Rad, 4 km Laufen) souverän mit
über einer Minute Vorsprung gewann.
22-Jährige diese Bestätigung am letzten
Wochenende in Mexiko. In Huatulco
holte sich die Urnerin hinter der Chilenin Valentina Carvalho Rang 2 – so
überzeugend hatte sich in den letzten
Jahren keine Schweizerin, natürlich ausser Spirig, in der absoluten Weltelite
eingenistet. «Das ist mein wertvollstes
Karriereresultat», erklärt sie, «und es gab
keine einzige Sekunde, in der ich dem
verpassten Sieg nachgetrauert hätte.
Rang 2 bei einem derart gut besetzten
Weltcup-Anlass, dafür hätte ich jederzeit
unterschrieben. Ich habe gespürt, dass
ich in Form bin, traute mir eine Platzierung in den Top Ten zu. Aber Platz 2?
Fantastisch, einfach fantastisch!»
«Fantastisch, einfach fantastisch»
Mexiko war für Annen ein «Riesenerlebnis»: «Ich habe ein wunderbares
Land mit unglaublich freundlichen Leuten kennen gelernt. Diese Eindrücke
haben mich überwältigt.» Und dann gab
es noch einen respektablen Check, der
Annen ist im aktuellen Ranking der
Schweizer Triathlon-Frauen die Nummer 2. Hätte es für diese Verfolgerposition hinter Nicola Spirig noch eine
Offizialisierung benötigt, so lieferte die
6000 Dollar – abzüglich Spesen
Kann zuversichtlich in die
Zukunft blicken: Jolanda
Annen aus Schattdorf.
Bild Patrick Hürlimann
Ehrenplatz wurde mit 6000 Dollar be- muss ich Bestätigungen für das gute
lohnt. Tönt nach viel Geld, doch die Resultat in Mexiko abliefern.»
Aufsteigerin relativiert: «Wenn man die
Flugkosten und einige andere Spesen Ein kleines Geheimnis bleibt
abzieht, dann ist es kein grosses Geschäft
Eine Frage ist ungeklärt. Wer genau
mehr.» Macht nichts: «Der Triathlon ist steckt, nebst dem kompetenten Trainermeine Passion, ich bestreite ihn nicht, und Betreuerstab, hinter der sintflutum in erster Linie Geld zu verdienen.» artigen Leistungssteigerung von Annen?
Sie verkneift sich ein
Nun, wenn Jolanda
Lachen: «Nein, nein,
Annen auf ihrem aktuellen Niveau verviel zu früh, um etwas
«Das ist mein
harrt und in Zukunft
zu verraten», sagt sie
noch einige Leisgeheimnisvoll. Imwertvollstes
tungsprozente zumerhin ist schon fast
Karriereresultat.»
sätzlich
abrufen
in Stein gemeisselt:
J O LA N DA A N N E N
kann, dann könnte es
Er wird 2016, wenn
auch pekuniär doch
es in Rio de Janeiro
noch richtig schön
um Medaillen und
«einschenken». Mit den in Mexiko ge- olympische Diplome geht, an der Stresammelten Qualifikationspunkten rückt cke «seine Jolanda» anfeuern. Und eines
sie der Selektion für die grossen Spiele weiss sie heute schon: «Rio wird 2016
in Brasilien schon heute sehr nahe: «Die einen harten Triathlon-Parcours präsenSelektion erfolgt erst im Mai 2016», er- tieren.» So wie in Mexiko. Exakt zugeklärt das Mitglied des Tri-Team Schatt- schnitten auf eine Urnerin, die auszog,
dorf, «aber wenn ich die Leistungen der um die Triathlon-Welt zu erobern.
letzten Monate bestätigen kann, dann
ROLAND BUCHER
darf ich mir beste Chancen ausrechnen.»
[email protected]
Für Jolanda Annen gehts nun Schlag
auf Schlag weiter. Im Juli findet die EM HINWEIS
in der Westschweiz statt, dann stehen
Zytturm-Triathlon in Zug. Programm von heute:
Hamburg und Rio, wo vorolympisch Ab 8.00 Frauen- und Männerkategorien (Start und
getestet wird, auf dem Programm. Und Ziel beim Landsgemeindeplatz). Alle Resultate,
schliesslich der Trip nach Ungarn: «Jetzt Infos und Zeitplan unter: www.zytturmtriathlon.ch