Regionalsport Sonntag, 21. Juni 2015 / Nr. 25 Zentralschweiz am Sonntag 29 Überschäumende Freude in Nottwil FUSSBALL Die Aufsteiger in die 2. Liga regional sind eruiert. Kleine Überraschung: Mit Nottwil und Triengen haben es die beiden Vertreter der «Landgruppe» der 3. Liga geschafft. RENÉ BARMETTLER [email protected] Als der Schlusspfiff auf dem Nottwiler Bühlwäldli ertönt, gibt es kein Halten mehr. Die Treicheln werden noch lauter als während des Spiels, die Trommler strapazieren die Trommelfelle aller Anwesenden, Nottwil-Goalie Daniel Bussmann öffnet die XXL-Sektflasche: überschäumende Freude beim FC Nottwil. Anschliessend werden eilends die T-Shirts mit der Aufschrift «Aufsteigerjungs» übergezogen, zahlreiche kleine Buben und Mädchen verlangen nach Autogrammen ihrer «Helden», danach gings zur Zeremonie des Innerschweizerischen Fussballverbandes. Schliesslich können nicht nur Medaillen abgeholt werden: Nottwil darf als einer der beiden Aufsteiger noch den Pokal des 3.-Liga-Meisters entgegennehmen. Bussmanns schwere Knieverletzung Mittendrin, und das ist wohl die spezielle Geschichte dieses Moments: der eingangs erwähnte Goalie «Bugi» Bussmann (kleines Bild). Der 33-Jährige zeigte sich beim Freudenfest hemmungslos. Noch im vergangenen August schien er hingegen am Boden zerstört. Das Drama nahm in der 1. Hauptrunde des Schweizer Cups gegen Köniz (Promotion League) seinen Lauf: Stürmer Abdoulaye Koné lief auf Bussmann zu. Ohne dessen Einwirkung verletzte sich der Torhüter beim Herauslaufen. Diagnose: Kreuzband und Innenband gerissen. Der Meniskus musste geklebt werden. Manch einer in diesem Alter hätte wohl die Fussballschuhe an den Nagel gehängt. Nicht so Bussmann: Er schuftete fünf Monate und zwei Wochen für sein Comeback. Viermal wöchentlich fand er den Weg ins Fitnesscenter und zweimal zum Physiotherapeuten. Unfassbar, aber wahr: Bussmann stand im ersten Rückrundenspiel in Wauwil wieder zwischen den Pfosten. «Das war ein unbeschreibliches Gefühl», sagte er inmitten der Aufstiegsfeier sichtlich gerührt. Vor anderthalb Jahren stand es auch mit dem Team nicht zum Besten. «Wir entschieden, uns von den auswärtigen Spielern zu trennen und den Trainer zu wechseln. Das schweisste die Truppe schliesslich zusammen.» Und mündete gestern im hoch verdienten Aufstieg. Der abschliessende 3:0-Sieg Das Fest kann beginnen: Nottwil-Goalie Daniel Bussmann beglückt seine Teamkollegen mit einer Bierdusche aus dem Meisterpokal. Bilder Nadia Schärli gegen den FC Emmenbrücke musste nicht gerade erzittert werden. «Doch der Match stand zu Beginn auf des Messers Schneide», befand Nottwil-Trainer Hasan Özoglu. «Aber nach dem 3:0 fühlte ich eine riesige Erleichterung.» Er gab zu, vor dem Spiel unter enormem Druck gestanden zu sein: «Ich war die ganze Zeit nervös.» Triengen: Mit einem souveränen 4:1Sieg in Schattdorf sicherte es sich den zweiten Aufstiegsplatz. Etwas überraschend setzten sich die beiden Aufstiegsrunden-Teilnehmer aus der Gruppe 3 durch. «Diese Gruppe hat aufgeholt», bestätigt Özoglu, «die dritte Liga ist inzwischen sehr ausgeglichen.» Gemeindepräsi befiehlt Freinacht AUFSTIEG 3./2. LIGA Die Freude der vielen Zuschauer steckte offenbar auch Nottwils Gemeindepräsident Walter Steffen an. In einer kurzen Ansprache verordnete er seiner Gemeinde eine Freinacht. Dies stiess naturgemäss auf offene Ohren. «Aber sicher werde ich diese Freinacht geniessen», versprach Özoglu. Und Daniel Bussmann, der sich selber als «nicht mehr der Jüngste bezeichnet», sagte: «Um durchzufeiern, dafür bin ich noch nicht zu alt. Aber vor dem morgigen Tag habe ich schon Respekt.» Es ging also bunt zu und her in der Luzerner Landschaft. Nicht nur in Nottwil war der Bär los, sondern auch in Estermann an die Latte ab. 65. Laumann schiesst an den Aussenpfosten. 84. Platzverweis Gion Caduff und Emmenbrücke-Trainer Sandro Waser wird des Feldes verwiesen. Schattdorf - Triengen 1:4 (0:3) Grüner Wald. – 290 Zuschauer. – SR Dahinden. – Tore: 32. Stefan Guedes 1:0. 37. Patrick Guedes 2:0. 42. Patrick Guedes 3:0. 49. Stefan Guedes 4:0. 87. Imholz 4:1. – Schattdorf: Aschwanden; Baumann (64. Stampfli), Arnold, Schürpf, Mahrow (72. Imhof), Loretz (56. Gamma), Gabriel, Gisler, Imholz, Aschwanden, Schelbert. – Triengen: Lisebach; Brütsch, Nagbe (86. Marashi), Schmid, Stefan Guedes, Pizzo, Schwarzentruber, Manuel Berisha, Patrick Guedes, Gashi (80. Weber), Martin Berisha (65. Rudaj). Letzte Runde: Baar - FC Luzern Futuro 3:1. Nottwil - Emmenbrücke II 3:0. Schattdorf - Triengen 1:4. Rangliste (alle 4 Spiele): 1. Nottwil 10 Punkte (8:2 Tore). 2. Triengen 8 (8:4). 3. Baar 5 (6:5). 4. FC Luzern Futuro 4 (9:11). 5. Emmenbrücke II 4 (5:7). 6. Schattdorf 1 (5:12). – Nottwil und Triengen steigen in die 2. Liga regional auf. Nottwil - Emmenbrücke 3:0 (1:0) Bühlwäldli. – 800 Zuschauer. – SR Liniger. – Tore: 21. Bislimi 1:0. 63. Piazza 2:0. 82. Egli 3:0. – Nottwil: Bussmann; Marc Estermann, Bühlmann, Imgrüt, Vasanthanathan; Bislimi (80. Trüssel), Furrer (86. Basler), Salatino, Egli; Christian Estermann, Peter (61. Piazza). – Emmenbrücke: Omlin; Kläntschi (66. Yilmaz), Hadzic (46. Gion Caduff), Iglesias Gomez, Marco Caduff (61. Izzo); Gonzales Gomez, Jusovic, Hrgota, Mete, Laumann, Draganovic. – Bemerkungen: 2. Omlin wehrt Schuss von Christian Baar - FC Luzern Futuro 3:1 (2:0) Lättich. – 350 Zuschauer. – SR Vidic. – Tore: 28. Sylejmani 1:0. 44. Sylejmani 2:0. 59. Mile Sucic 2:1. 92. Bulut 3:1. – Baar: Zimmermann; Stutz, Ward, Imbach, Mazenauer; Ammann, Weiss (65. Can), Bulut; Mehidic, Schenker (53. Marano), Sylejmani. – FC Luzern: Bruhnsen; Mile Sucic, Kunz, Steinmann, Fässler; Cesar (81. Martins), Nesimi, Batista, Morina (72. Eric); Metolli, Fischer (56. Weibel). Bussmann freut sich schelmisch nach seinem «Bierüberfall». HINWEIS Mehr zum Aufstieg von Triengen im Sportjournal vom Dienstag. Annen legt in Mexiko den Grundstein für Rio de Janeiro TRIATHLON Jolanda Annen wird immer schneller, besser, zäher. Rio de Janeiro hat sie bereits gebucht. Für 2015. Und 2016, an den Olympischen Sommerspielen, will die heute 22-Jährige auch dabei sein. Gestern schwamm, lief und radelte sie am traditionsreichen Zytturm-Triathlon in Zug, der – betont Jolanda Annen – für sie nicht die Bedeutung eines Formtests hatte. «Ich habe eine intensive Woche hinter mir, ich bin noch immer ein bisschen müde. Aber für mich war klar, dass ich in Zug, in der Nähe meiner Heimat, starten will. Das bin ich meinen Fans, meinen Sponsoren schuldig.» Wenn die Schattdorferin Ja sagt, dann ist sie indes auch parat, in jedem Rennen ein Topresultat abzuliefern: So auch gestern am frühen Abend in Zug, wo sie das kleine Feld der Pro-League (Sprint Circuit: 0,6 km Schwimmen, 10 km Rad, 4 km Laufen) souverän mit über einer Minute Vorsprung gewann. 22-Jährige diese Bestätigung am letzten Wochenende in Mexiko. In Huatulco holte sich die Urnerin hinter der Chilenin Valentina Carvalho Rang 2 – so überzeugend hatte sich in den letzten Jahren keine Schweizerin, natürlich ausser Spirig, in der absoluten Weltelite eingenistet. «Das ist mein wertvollstes Karriereresultat», erklärt sie, «und es gab keine einzige Sekunde, in der ich dem verpassten Sieg nachgetrauert hätte. Rang 2 bei einem derart gut besetzten Weltcup-Anlass, dafür hätte ich jederzeit unterschrieben. Ich habe gespürt, dass ich in Form bin, traute mir eine Platzierung in den Top Ten zu. Aber Platz 2? Fantastisch, einfach fantastisch!» «Fantastisch, einfach fantastisch» Mexiko war für Annen ein «Riesenerlebnis»: «Ich habe ein wunderbares Land mit unglaublich freundlichen Leuten kennen gelernt. Diese Eindrücke haben mich überwältigt.» Und dann gab es noch einen respektablen Check, der Annen ist im aktuellen Ranking der Schweizer Triathlon-Frauen die Nummer 2. Hätte es für diese Verfolgerposition hinter Nicola Spirig noch eine Offizialisierung benötigt, so lieferte die 6000 Dollar – abzüglich Spesen Kann zuversichtlich in die Zukunft blicken: Jolanda Annen aus Schattdorf. Bild Patrick Hürlimann Ehrenplatz wurde mit 6000 Dollar be- muss ich Bestätigungen für das gute lohnt. Tönt nach viel Geld, doch die Resultat in Mexiko abliefern.» Aufsteigerin relativiert: «Wenn man die Flugkosten und einige andere Spesen Ein kleines Geheimnis bleibt abzieht, dann ist es kein grosses Geschäft Eine Frage ist ungeklärt. Wer genau mehr.» Macht nichts: «Der Triathlon ist steckt, nebst dem kompetenten Trainermeine Passion, ich bestreite ihn nicht, und Betreuerstab, hinter der sintflutum in erster Linie Geld zu verdienen.» artigen Leistungssteigerung von Annen? Sie verkneift sich ein Nun, wenn Jolanda Lachen: «Nein, nein, Annen auf ihrem aktuellen Niveau verviel zu früh, um etwas «Das ist mein harrt und in Zukunft zu verraten», sagt sie noch einige Leisgeheimnisvoll. Imwertvollstes tungsprozente zumerhin ist schon fast Karriereresultat.» sätzlich abrufen in Stein gemeisselt: J O LA N DA A N N E N kann, dann könnte es Er wird 2016, wenn auch pekuniär doch es in Rio de Janeiro noch richtig schön um Medaillen und «einschenken». Mit den in Mexiko ge- olympische Diplome geht, an der Stresammelten Qualifikationspunkten rückt cke «seine Jolanda» anfeuern. Und eines sie der Selektion für die grossen Spiele weiss sie heute schon: «Rio wird 2016 in Brasilien schon heute sehr nahe: «Die einen harten Triathlon-Parcours präsenSelektion erfolgt erst im Mai 2016», er- tieren.» So wie in Mexiko. Exakt zugeklärt das Mitglied des Tri-Team Schatt- schnitten auf eine Urnerin, die auszog, dorf, «aber wenn ich die Leistungen der um die Triathlon-Welt zu erobern. letzten Monate bestätigen kann, dann ROLAND BUCHER darf ich mir beste Chancen ausrechnen.» [email protected] Für Jolanda Annen gehts nun Schlag auf Schlag weiter. Im Juli findet die EM HINWEIS in der Westschweiz statt, dann stehen Zytturm-Triathlon in Zug. Programm von heute: Hamburg und Rio, wo vorolympisch Ab 8.00 Frauen- und Männerkategorien (Start und getestet wird, auf dem Programm. Und Ziel beim Landsgemeindeplatz). Alle Resultate, schliesslich der Trip nach Ungarn: «Jetzt Infos und Zeitplan unter: www.zytturmtriathlon.ch
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