leitfaden für gelungene gespräche

ver.di Jugend
Tarif bewegung
201 6
REDE
DRÜBER!
LEITFADEN FÜR
GELUNGENE GESPRÄCHE
BESSER UNBEQUEM
LEITFADEN FÜR
GELUNGENE GESPRÄCHE
Die Tarifrunde steht im nächsten Jahr an. Jetzt geht es darum, Diskussionen für die
Forderungsfindung in Gang zu setzen. Welche Probleme hat jede_r Einzelne in eurem
Betrieb? Was wünschen sich Auszubildende und junge Beschäftigte?
Eine Hilfestellung, wie du am besten ins Gespräch einsteigst, findest du im Downloadbereich unter www.jugend-macht-tarif.info.
Wichtig ist: Alle Meinungen sind gefragt! Denn nur zusammen können wir unsere
Zukunft gestalten. Wir sitzen alle gemeinsam in einem Boot! Besser unbequem!
Weshalb ist es entscheidend, dass sich jede_r bei der Forderungsfindung beteiligt?
Überzeuge die Leute am besten im Eins-zu-Eins-Gespräch. Erkläre dabei, warum es sich
lohnt, ganz eigene Vorstellungen einzubringen. Klopf ab, was sie persönlich bereit
wären zu investieren, wenn es um eine Aktion oder einen Streik geht. Und wenn du
merkst, dass jemand Vorurteile gegen Gewerkschaftsarbeit hat, versuch diese systematisch zu entkräften.
Bei welcher Gelegenheit sprichst du die Kolleg_innen und jungen Beschäftigten am
besten an? Du kannst zum Beispiel bei einem Betriebsrundgang auf sie zugehen und
ein paar Themen anschneiden, über die ihr redet. Bring allen auch den Flyer zur Forderungsfindung mit. So könnt ihr gleich loslegen und in die Diskussion einsteigen!
ERSTMAL KENNENLERNEN –
GESPRÄCHE AUFNEHMEN UND VERTRAUEN SCHAFFEN
Das Eins-zu-Eins-Gespräch ist gut geeignet, um genau zu erfahren, wo andere der Schuh drückt oder um
sie mit Argumenten zu überzeugen. Stell dich persönlich vor und erkundige dich nach dem Arbeitsalltag
der anderen.
Womit beschäftigten sich die Auszubildende und jungen Beschäftigten gerade? Hör gut zu und signalisiere dein persönliches Interesse. Durch Nähe entsteht Vertrauen. Und Vertrauen ist Voraussetzung für ein
offenes Gespräch.
Ganz wichtig: Bring Zeit mit, wenn du jemanden in eurem Betrieb besuchst. Ständig auf die Uhr zu
schauen ist nicht die richtige Grundlage für einen guten Kontakt.
Leitfaden für gelungene Gespräche
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NICHT NUR DER MUND SPRICHT –
AUCH MIT KÖRPERSPRACHE ÜBERZEUGEN
Du stehst gebeugt, versteckst deine Hände und machst dich klein? So wirst du niemanden überzeugen können.
Auch wenn du deine Arme verschränkst, signalisierst du Abwehr, also das Gegenteil von Nähe und Interesse.
Besser ist: Öffne deine Haltung, nimm einen festen Stand ein. So wirkst du selbstbewusst und interessiert. Es wird dir leichter fallen, mit anderen in Kontakt zu kommen.
Auch die Stimme spielt eine wichtige Rolle: Du wirst mehr Aufmerksamkeit erhalten, wenn du in einer
angeheizten Diskussion zwar selbstsicher argumentierst, aber dabei nicht überzogen laut sprichst. Denn
schließlich kommt es auf die Inhalte an.
FÜR GEMEINSAME ZIELE EINSETZEN –
ANDERE INFORMIEREN UND AKTIVIEREN
Informiere die Leute in eurem Betrieb erstmal darüber, dass bald die wichtige Tarifrunde ansteht und erkläre
ihnen, dass große Ziele nur gemeinsam erreicht werden können.
Die Tarifrunde steht und fällt mit denjenigen, die hinter den Forderungen stehen. Darum ist die Beteiligung
jeder und jedes Einzelnen gefragt! Besser unbequem!
Aktiv werden und für Ziele einstehen – das ist wichtig, wenn es um Verbesserungen im Tarifvertrag geht. Es
geht schließlich um ganz persönliche Vorteile. Denn jede_r Auszubildende oder junge Beschäftigte merkt
ganz direkt, wenn sich Bedingungen am Arbeitsplatz verbessert haben.
Überzeuge ganz konkret mit Fakten und nenne dazu ein bis zwei Beispiele, die leicht verständlich sind:
Mehr Urlaub für Auszubildende oder mehr Geld für Ausbildungsmittel? Klar, das wollen doch alle!
Natürlich kannst du an dieser Stelle keine Versprechungen machen, ob sich solche Forderungen wirklich
durchsetzen lassen. Aber anschauliche Argumente sind gut nachvollziehbar und eignen sich, zu motivieren!
Sei kreativ und engagier dich! So gewinnst du andere leichter dafür, sich an Diskussionen zu beteiligen.
ÄUSSERUNGEN ENTLOCKEN –
DEIN GEGENÜBER PERSÖNLICH „PACKEN“
Wie bringst du euren Austausch über eigene Anliegen und Forderungen in Gang? Logisch, im Flyer für die
Forderungsfindung stehen schon ein paar Inhalte, über die ihr sprechen könnt. Aber nicht jede_r kriegt
sofort die Zähne auseinander oder er findet das Thema erst einmal zu abstrakt.
Jetzt gilt es, dein Gegenüber so richtig zu „packen“. Beschränke dich bei deiner Argumentation nicht auf
die bloße Aufzählung von Fakten. Besser funktioniert es, wenn du eine persönliche Geschichte darstellst.
Mach ein Problem richtig greifbar: Was hast du mal erlebt? Gab es einen Konflikt mit Vorgesetzen, von
dem du berichten kannst?
Wenn du ein persönliches Erlebnis beschreibst, kann sich dein Gegenüber besser in eine bestimmte Lage
versetzen und eigene Gedanken leichter äußern.
So seid ihr schnell mittendrin in der Diskussion, zum Beispiel über brennende Themen wie „Stimmen Ausbildungsqualität und Vergütung?“ oder „Ist die Übernahme geregelt?“.
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VOLL UND GANZ DABEI –
DIE EIGENE EINSATZBEREITSCHAFT ERFRAGEN
Nun habt ihr schon Probleme diskutiert und möglicherweise verschiedene Wünsche oder Forderungen sogar
konkret auf den Punkt gebracht.
Jetzt kannst du einen Schritt weitergehen und dein Gegenüber fragen, ob er oder sie bereit ist, sich persönlich zu engagieren und aktiv für bestimmte Ziele zu kämpfen.
Zum Beispiel bei Aktionen im Betrieb: Die müssen vorbereitet und durchgeführt werden – manchmal auch
in der Freizeit. Kann der- oder diejenige sich vorstellen, Gewerkschaftsmitglied zu werden? Wie ist die
Meinung zu ver.di bzw. zu Gewerkschaften allgemein?
Dadurch verschaffst du dir ein Stimmungsbild „an der Basis“. Vorurteile und falsche Informationen solltest du
gleich an der Wurzel packen und ihnen den Wind aus den Segeln nehmen. Am besten mit klugen Argumenten.
GEGENARGUMENTE ENTKRÄFTEN –
SCHLAU UND SYSTEMATISCH ARGUMENTIEREN
Gerade wenn es um Aktionen oder Streiks im Betrieb geht, gibt es oft Vorbehalte oder falsche Annahmen: „Auszubildende sind keine Arbeitnehmer_innen und dürfen deshalb auch nicht streiken!“ Meist sind
es Vorgesetzte, die mit solchen Falschinformationen kommen, um Auszubildende von der Teilnahme an
Streiks abzuhalten.
Wenn dein Gegenüber sich so äußert, frag konkret nach, ob es sich um die eigene Überzeugung handelt
oder wie diese Meinung zustande gekommen ist. Und nenne inhaltliche Fakten, die solche Argumente
schnell entkräften. Auf die gängigsten Vorurteile solltest du dich gut vorbereiten, beispielsweise mit unserem Streik 1x1, das du als Mitglied im Downloadbereich unter www.jugend-macht-tarif.info findest. So
bist du gewappnet und kannst schlagfertig und spontan reagieren.
EINE PAUSE EINLEGEN –
GESAGTES ERSTMAL „SACKEN“ LASSEN
Manchmal macht es Sinn, eine Diskussion für eine bestimmte Zeit zu unterbrechen. Zum Beispiel wenn euch
nichts mehr einfällt oder ihr inhaltlich in eine Sackgasse geraten seid.
Dann wirken Pausen manchmal Wunder. Geht erstmal Kaffee trinken und eine Runde spazieren. Oder verschiebt das Gespräch auf den nächsten Tag. So können alle Beteiligten ihre Gedanken ordnen.
Mit neuer Energie könnt ihr dann eure Diskussion fortsetzen. Vielleicht seid ihr zwischenzeitlich auf ein
paar neue Ideen gekommen? Oder ihr seid euch darüber klar geworden, wo es für euch langgehen soll?
Das Wichtigste ist: Eure Gespräche für die Forderungsfindung sollen Spaß machen – auch wenn es
um ernsthafte, wirklich sinnvolle Ziele geht. Setzt euch gemeinsam ein. So könnt ihr was bewegen! Alle
zusammen in einem Boot! Besser unbequem!
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Impressum
ver.di Jugend
Paula-Thiede-Ufer 10
10179 Berlin
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Konzeption, Text, Redaktion
und Gestaltung
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in Zusammenarbeit mit
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