Kinder müssen Dinge begreifen, nicht nur drüber wischen

Kinder müssen Dinge begreifen,
nicht nur drüber wischen
Hirnforscher und Buchautor Prof. Dr.
Manfred Spitzer aus Ulm regte 600 Gäste
auf dem Jahresempfang der Sparkasse
Harburg-Buxtehude zum Umdenken an.
Heinz Lüers sprach den mehr als 600 Gästen
im großen Saal des Privathotels Lindtner in
Heimfeld aus der Seele. „In so kurzer Zeit
habe ich noch nie so viel gelernt“, sagte der
Vorstandsvorsitzende
der
Sparkasse
Harburg-Buxtehude. Das Lob galt Prof. Dr.
Manfred Spitzer, dem Gastredner auf dem
Jahresempfang 2016 der Sparkasse HarburgBuxtehude. Mit seinem 80-minütigen Vortrag
wusste der bekannte Hirnforscher und
erfolgreiche Buchautor Kunden der Sparkasse
sowie Persönlichkeiten aus Politik und
Verwaltung, Wirtschaft, Kunst, Kultur und
Medien in seinen Bann zu ziehen. Er
informierte sie auf äußerst unterhaltsame,
anschauliche und oft auch nachdenklich
stimmende Art und Weise über Auswirkungen
der digitalen Medien auf das Gehirn.
Um es vorweg zu nehmen, Spitzer ist kein
Freund von Google, Smartphone und Tablet.
Er ist speziell bei Kindern und Jugendlichen
sogar ein entschiedener Gegner. „Wir klicken
uns das Gehirn weg“, lautet eine plakative
Aussage. Spitzer kenne keine einzige Studie,
die belege, dass der Einsatz digitaler Medien
an Schulen positive Auswirkungen habe. Das
werde uns von der von Google, Apple und Co.
protegierten Lobby nur oftmals zu vermitteln
versucht. „Ein Kind lernt, wenn es mit Dingen
umgeht, nicht wenn es drüber wischt“, sagte
der Ärztliche Direktor der Psychiatrischen
Universitätsklinik Ulm und einer der
führenden
Hirnforscher
im
deutschsprachigen Raum.
Helmut Schmidt, Richard von Weizäcker,
Tom Buhrow, Klaus Töpfer, Antonia Rados
und Martin Kind waren schon Gäste
„Das Gehirn ist unser wichtigstes Organ. Es
arbeitet ständig, es verändert sich ständig“,
sagte Prof. Dr. Manfred Spitzer. „Je mehr Sie
das Gehirn benutzen, desto besser können
Sie neue Informationen verarbeiten“, rief er
den Gästen im Saal zu. Durchschnittlich 7,5
Stunden pro Tag, die deutsche Jugendliche
heutzutage mit digitalen Medien verbringen,
sind viel zu viel. „Wir müssen unsere Hände
benutzen, um die Dinge im wahrsten Sinne
des Wortes begreifen zu können“, sagte
Spitzer
und
ergänzte:
„Tablets
in
Kindergärten sind ein aktiver Beitrag zur
Verdummung kleiner Kinder.“ Da könne man
das Geld auch gleich in den Kamin stecken.
Jahr für Jahr im Januar bereichern schillernde
Persönlichkeiten den Jahresempfang der
Sparkasse Harburg-Buxtehude mit ihrer
Ausstrahlung, ihrem Know-how und ihren
zum Teil provokanten Thesen. Manfred
Spitzer tritt in eine Reihe mit dem im
vergangenen Jahr verstorbenen Altkanzler
Helmut Schmidt und dem ebenfalls
verstorbenen ehemaligen Bundespräsidenten
Richard von Weizäcker sowie Dr. Antonia
Rados, Prof. Dr. Klaus Töpfer, Dr. Richard
David Precht, Tom Buhrow und Matthias Horx,
die in den vergangenen Jahren dem regional
verankerten Finanzdienstleister einen Besuch
abgestattet hatten. Vor einem Jahr zeigte
Martin Kind, Präsident von Hannover 96 und
Hörgeräte-Unternehmer, Parallelen zwischen
Wirtschaft und Leistungssport auf.
Der 57 Jahre alte Prof. Dr. Manfred Spitzer
studierte
Medizin,
Psychologie
und
Philosophie in Freiburg, wo er sich auch zum
Psychiater weiterbildete und die Habilitation
für das Fach Psychiatrie (1989) erlangte. Zwei
Gastprofessuren an der Harvard-Universität
und ein weiterer Forschungsaufenthalt am
Institut for Cognitive and Decision Sciences
der Universität Oregon prägten seinen
Forschungsschwerpunkt im Grenzbereich der
kognitiven
Neurowissenschaft
und
Psychiatrie. Neben seiner Lehrstuhltätigkeit
für Psychiatrie gründete Manfred Spitzer
2004
das
Transferzentrum
für
Neurowissenschaften und Lernen (ZNL).
Sparkasse will mit dem Landkreis für mehr
bezahlbaren Wohnraum sorgen
In seiner Begrüßung blickte Heinz Lüers, der
Vorstandsvorsitzende
der
Sparkasse
Harburg-Buxtehude, auf das abgelaufene
Geschäftsjahr. Trotz der erstmals seit 2006
erfolgten Leitzins-Erhöhung in den USA sei
ein Ende der historisch niedrigen Zinsen in
Europa nicht absehbar. „Daher bin ich sehr
zufrieden, dass wir es im vergangenen Jahr
geschafft haben, entgegen dem Trend den
Zinsüberschuss deutlich zu steigern“, sagte
Heinz Lüers. Mittelfristig werde sich die
Sparkasse Harburg-Buxtehude diesem Trend
aber nicht entziehen können.
„Wir haben im Vergleich zum Vorjahr sowohl
das Kundenkreditvolumen um zwei Prozent
als auch die Kundeneinlagen um 4,5 Prozent
steigern können. Beim Provisionsergebnis
konnten wir eine Steigerung um etwa fünf
Prozent erreichen. Das ist im umkämpften
Hamburger Markt eine herausragende
Entwicklung, die wir in den kommenden
Jahren konsequent fortsetzen werden“, sagte
Lüers weiter.
Auch auf die unzureichende Verfügbarkeit
von bezahlbarem Wohnraum ging der
Vorstandsvorsitzende ein. Allein im Landkreis
Harburg
fehlten
mehrere
tausend
Wohnungen in diesem Sektor. Heinz Lüers
richtete eine Botschaft an Landrat Rainer
Rempe: „Wir, die Sparkasse HarburgBuxtehude,
stellen
uns
unserer
gesellschaftlichen Verantwortung. Wir sagen
Ihnen unsere volle Unterstützung auf der
Suche nach einer Lösung zu, um zeitnah und
effektiv Abhilfe zu schaffen.“
Lüers schlug den Bogen zum Thema des
Abends, ging auf die ständige Verbesserung
des Online-Angebots und den Wandel zur
digitalen Bank ein. Der Sparkasse HarburgBuxtehude sind drei Punkte wichtig: „Erstens
muss sich der digitale Wandel ganzheitlich
vollziehen. Das heißt, er wirkt auf unsere
gesamte interne und externe Kommunikation
und damit verbundene Prozesse. Zweitens
realisieren wir jede digitale Neuerung nur,
wenn sie Vorteile für unsere Kunden mit sich
bringt. Und drittens ist entscheidend, dass
die Veränderung zum Geschäftsmodell
unserer Sparkasse passt. Dazu gehört, dass
wir uns unserer eigenen Stärken bewusst sind
und diese bewahren.“
Im Anschluss an den Vortrag von Prof. Dr.
Manfred Spitzer hatten alle Beteiligten beim
gemeinsamen Imbiss in stilvoller Umgebung
Gelegenheit zum regen Meinungsaustausch.
Sehr gut angenommen wurde die Premiere
der sogenannten Speakers Corner, in der die
Besucher mit dem Dozenten ins Gespräch
kommen und offene Fragen klären konnten.
Gesprächspartner und Themen gingen an
diesem sehr interessanten und informativen
Abend jedenfalls nicht aus.