Was ist mein Leben wert?

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Was ist mein Leben wert?
(Tanja heult sich in den Armen ihrer Mutter aus, und die Mutter versucht sie zu trösten. Auf
dem Wohnzimmertisch türmen sich die Taschentücher)
Tanja(verzweifelt): Es hat alles keinen Sinn mehr. Ich bin hoffnungslos verloren. Nichts geht
mehr.
Frieda: Tanja, mein armes Kind, was hast du denn? Sag es mir doch, sonst muss ich auch
gleich weinen.
Tanja: Niemand versteht mich, niemand versteht mich.
Frieda: Sag mir doch endlich deinen Kummer, ich bin doch schließlich deine Mutti!
Tanja: Thomas hat mit mir Schluss gemacht. Was soll ich denn jetzt tun? Es hat alles keine
Sinn mehr!
Frieda: Ach, beruhige dich doch erst mal. Es geht schon vorbei.
(Tanja schnäuzt sich)
Frieda: Ist schon besser?
Tanja: Ja
(Paul kommt rein)
Paul: Hallo! Was ist denn hier los?! Nie freut sich jemand, wenn ich nach Hause komme! Der
Müller von nebenan kriegt immer einen Kuss von seiner Frau, wenn sie ihn an der
Haustür empfängt. Das solltest du auch machen, Frieda!
Frieda: Aber wie stellst du dir denn das vor, ich kenne diesen Herrn Müller doch gar nicht.
Paul: Ach nee, ach nee. Opa, was steht denn heute so in der Zeitung? Das muntert mich
vielleicht auf.
Opa: Hier, ganz groß auf der Seite: “Junges Mädchen wollte sich aus Liebeskummer das
Leben nehmen.
(Tanja fängt wieder an zu heulen)
Frieda: Also, Opa! Du benimmst dich wie ein Elefant im Porzellanladen!
Paul: Hat unser Fräulein Tochter etwa Liebeskummer?
Frieda: Ja, der Thomas hat mit ihr Schluss gemacht.
Paul: Kopf hoch! Du bist noch jung und hast das ganze Leben vor dir. Genieße deine Freiheit,
schau mich an!
Tanja: Aber ohne Freund ist man doch nur halb so viel wert! Alle meine Freundinnen haben
einen.
Opa: Wie, selbst diese kleine Betti mit den vielen Sommersprossen und der dicken
Zahnspange?
Tanja: Ja… selbst die! (heult wieder los) Niemand mag mich… ich bin nichts wert…
Opa: Natürlich bist du etwas wert! Mit keinem andern spiele ich so gern Mühle wie mit dir.
Frieda. Und keiner hilft mir so gut beim Abspülen wie du.
Paul: Und keiner stört mich so schön bei der Sportschau wie du.
Tanja: Für euch bin ich immer noch die kleine Tanja. Ich bin aber schon sehr erwachsen!
Opa: Erwachsene heulen nicht.
Tanja: Ich heule auch nicht, sondern ich bin nur wütend!
Frieda: Natürlich hast du nicht geheult, du hast dich nur mal kräftig geärgert.
Tanja: Genau.
Frieda: Genau.
Paul: Genau.
Opa: Genau.
Tanja(heult wieder los): Aber mit wem soll ich heute Abend auf die Fete gehen?
Frieda: Nimm doch den Klaus mit, der ist doch so nett!
Tanja: Was!! Dieses Muttersöhnchen, der heult doch sogar!
Paul: Na gut, dann komme ich eben mit.
Tanja: Wie, du!? Quatsch, wie sieht das denn aus!
Paul: Na gut, dann gehe ich eben allein.
Tanja: Alleine!! Man kann doch nicht alleine auf eine Fete gehen!
Frieda: Ja, warum denn nicht?
Tanja: Da komme ich mir ja vor wie eine halbe Portion.
(Telefon klingelt, Paul geht ran)
Paul: Hier Ewing. Ja, die ist da, einen Augenblick. Du Tanja, da ist anscheinend noch so eine
halbe Portion am Telefon und möchte dich sprechen.
Tanja: Für mich? Wer denn? (nimmt den Hörer) Ja, hallo… Ja, klar, warum denn nicht… na
gut…bis gleich. (legt auf) Oh, Mann, jetzt muss ich mich aber beeilen, ich wird gleich
zur Party abgeholt.
Frieda: Etwa von Thomas?
Tanja: Thomas? Wer ist denn das? Ich werde gleich von Andreas abgeholt, der Typ ist echt
toll! Tschüß!
(Tanja geht, der Rest bleibt verdutzt da)
Ende