REGION Bote der Urschweiz | Donnerstag, 22. Oktober 2015 Ziegler Chef der «Zuger Zeitung» SCHWYZ/ZUG red/sda. Der Schwyzer Harry Ziegler (Bild) wird Chefredaktor der «Neuen Zuger Zeitung». Der 52-Jährige tritt das Amt am 1. Januar 2016 an. Der heutige Chefredaktor Christian Peter Meier wechselt als Leiter Reportertool zur «Neuen Luzerner Zeitung». Beide Zeitungen gehören zur «NZZ»Mediengruppe. Harry Ziegler ist wohnhaft in Schwyz und ist seit Februar 2015 stellvertretender Chefredaktor in Zug. Ziegler hatte erste journalistische Erfahrungen im Ressort Stadt der «Zuger Zeitung» gemacht, wie die NZZ-Mediengruppe gestern mitteilte. Ab 2000 arbeitete er bei der «Neuen Schwyzer Zeitung», deren Redaktion er ab 2005 für knapp zehn Jahre leitete. Plakate für eine gesunde Psyche SCHWYZ see. Im ganzen Kanton sind Grossplakate mit zwei neuen Sujets zur Arbeitswelt zu sehen. Die Kampagne «Wie gehts dir?» will zur Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen beitragen, für das Thema sensibilisieren und dazu ermutigen, im Alltag über psychische Probleme zu sprechen. Die Kampagne widmet sich dem Themenschwerpunkt «Arbeitswelt» und richtet sich an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. «Dass die IV-Berentung aufgrund psychischer Erkrankungen heute bei 43 Prozent aller Renten liegt, ist beunruhigend und verdeutlicht, wie wichtig die Enttabuisierung ist», heisst es in einer Mitteilung der Gesundheitsförderung und Prävention «Gesundheit Schwyz». Dinge offen anzusprechen, sei wichtig, «weil nur dann gemeinsam nach guten Lösungen gesucht werden kann». Aufgrund der Tabuisierung werden auch heute noch viele psychische Erkrankungen nicht oder zu spät behandelt. Denn gerade bei psychischen Erkrankungen sei das Reden oder Ansprechen oft mit Ängsten verbunden, heisst es in der Mitteilung weiter. Die Kampagne ermutige, das Thema anzusprechen und zuzuhören. In Cafés, Coiffeursalons und Fitnesscentern werden Schoggitaler verteilt. Auf das Thema der psychischen Gesundheit wird auch mit Broschüren und Kleinplakaten aufmerksam gemacht. Paul Schorno schrieb über die Grossen seiner Zeit SEEWEN/BASEL Paul Schorno aus Seewen, seit vielen Jahren in Basel, hat ein Buch veröffentlicht. Eines, das man nicht in einem Zug liest. SILVIA CAMENZIND Nichts ist älter als eine Zeitung von gestern. Paul Schorno würde da vehement widersprechen. Für den pensionierten Lehrer und Kulturjournalisten sind Zeitungsartikel Sammelobjekte. Schorno hat Beiträge aufbewahrt und geordnet abgelegt. «Je älter sie werden, umso mehr können sie zum Beispiel den Charakter einer Chronik annehmen», ist der Sammler überzeugt. Er nimmt gerne vergilbte Zeitungsartikel hervor. Beim Durchlesen hat er vergnügliche Aha- und Oho-Erlebnisse. Prominenz getroffen Nun soll es auch seinen Leserinnen und Lesern so ergehen: Paul Schorno hat eigene Texte in einem Buch veröffentlicht. «Beim Wort genommen» heisst es. Es ist ein Sammelsurium von Beiträgen, die sich bei Schorno, Jahrgang 1930, während Jahren angehäuft haben. Darunter sind Kindheitserinnerungen, Gedanken zur Bildung, seine Lyrik, Theaterkritiken und Porträts berühmter Zeitgenossen. Schorno war in Basel nicht nur Lehrer, sondern auch Kulturjournalist. Er hat für Beiträge Jean Tinguely getroffen, Maria Becker, Erich von Däniken oder Adolf Muschg. Im Haus das WC vergessen Der Autor wuchs in Seewen in einem Chalet bei den Eisenbahnschienen auf. Über zahlreiche Kindheitserinnerungen kann man aus heutiger Sicht schmunzeln: Die Architektur steckte damals in den Kinderschuhen. Als Schornos Mutter kurz vor dem Einzug das neue Haus von oben bis unten besichtigte, stellte sie mit Schrecken fest, dass die Toilette fehlte. Dem Architekten habe es den Atem verschlagen. Nachträglich musste zwischen Küche und Kellerabgang ein kleiner Raum eingebaut werden. Doch es kam noch schlimmer. Drei Wochen nach dem Einzug brach der Zweite Weltkrieg aus. Die Familie hatte vier Offiziere aufzunehmen. Genau so viele, wie sie Zimmer im zweiten Stock hatte. Die Kinder mussten im Keller schlafen. Knickerbocker und nie wieder Schorno erzählt von ersten Schreibversuchen, vom Theatervirus seines Vaters, der ihn in Aufführungen mitschleppte, von den vielen Tatzen, die während des Unterrichts verteilt wurden. Er berichtet von der Sitte, Kinder während des gesamten Gottesdienstes im Mittelgang stehen zu lassen, nur weil sie sich angeblich schlecht benommen hatten. Er zeigt ein Bild von sich in seinen ersten Knickerbockerhosen, die er, nachdem er von den Kindern ausgelacht worden war, nie mehr tragen wollte. Später macht er sich Gedanken über die Autorität des Lehrers. Hinter manch lustiger Geschichte eines kauzigen Lehrers stünden tragische und komische Gestalten. Er, der selber Lehrer war, meinte, dass diese oft dem Druck gesellschaftlicher Normen nicht standhielten. Der Autor will verführen Das Buch gibt Einblick ins Leben eines intensiven Schreibers und Sammlers, in seine Reflexionen, seine Lyrik. Der Autor hofft, Leute zum Lesen zu verführen, denn «Beim Wort genommen» ist kein Buch, das man auf Anhieb ausgelesen hat. Schorno, der Schwyz noch immer als seine Heimat sieht, hat als Untertitel «Schreiben als selbstverständliche Lebensäusserung» gewählt. Schreiben war sein Leben, seit er realisierte, dass Erwachsene, nachdem sie Zeitungen oder einen Brief gelesen hatten, offenbar mehr wussten als vorher. Das wollte er auch erleben. Motivator war später der Schwyzer Paul Kamer, der ihn ermunterte, «Eigenes» zu schreiben. Auch ein harter Theaterkritiker THEATER sc. Als Paul Schorno 1959 nach Basel zog, begann seine Laufbahn als Theaterkritiker. 30 Jahre lang erschienen seine fundierten Rezensionen. Und da war er nicht zimperlich. Schorno muss bei den Schauspielern gefürchtet worden sein. Er kritisierte jede einzelne Leistung der Hauptdarsteller hart. Bei einer Spielerin meinte er, «sie müsste wieder einmal ab Ausgangspunkt null bei der Entwicklung einer Rolle begleitet werden». Ein Hauptdarsteller spielte nach Schornos Ansicht etwa «allzu routiniert und festgefahren». Er besprach Komödien von Hansjörg Schneider und Dürrenmatts «Romulus der Grosse». Paul Schorno, in Seewen geboren und seit Jahren in Basel zu Hause, schreibt seit seiner Jugend. Bild pd Vater und Sohn L etzhin hatte ich einen fürchterlichen Streit mit meinem 12-jährigen Sohn. Ich war weder darauf vorbereitet noch hatte ich es darauf angelegt. prozess. Natürlich sollte der auch bei mir einsetzen. Tat er aber nicht. Stattdessen schämte ich mich. Ich hatte mich mit meinem Kind gestritten und es zurechtgewiesen. Ich las ihm die Leviten und befahl ihm, dass man so nicht mit Erwachsenen sprechen dürfe und schon gar nicht mit seinen Eltern. Schliesslich sind wir es, die sein Essen machen, seine Kleider kaufen, seine Schlagzeug- oder Fussballstun- FORUM Padi Bernhard Es kam ganz plötzlich, entzündete sich an einem kleinen Funken und mündete in voller Wucht in einem lauten Streit, worauf mein Sohn mir schlussendlich lärmend befahl, sein Zimmer sofort zu verlassen. Ich dachte zuerst, ich hätte mich verhört. Seit wann befiehlt mir mein Sohn, was ich zu tun habe? Ich verliess dann sein Zimmer. unter anderem auch, um unsere beiden erhitzten Gemüter wieder runterzukühlen. N 4 atürlich zeigte er mir dann die kalte Schulter und ging zu Bett, ohne mir eine gute Nacht zu wünschen. Natürlich kam jetzt der Schmoll- den bezahlen, seine Spielsachen kaufen, sein chaotisches Leben ein wenig regeln, und deshalb dürften wir doch auch etwas Respekt und Dankbarkeit verlangen. Oder? U nd noch während ich diese Gedanken aneinanderreihe, merke ich, dass ich mich wie mein eigener Vater anhöre, als er mir damals erklärte, wie es die Regeln im Leben zu spielen galt. Unglaublich. Auch wir hatten Streitgespräche oder stritten, aber musste sich das unbedingt hier und jetzt wiederholen? Wie hiess es denn noch gleich: «Behandle jeden so, wie du selbst behandelt wurdest.» Nein, natürlich nicht. Ausserdem wurde ich zu keinem Zeitpunkt schlecht behandelt. Zumindest nie von meinen Eltern. Im Gegenteil: Mein Vater schaffte es sogar, seine Vaterrolle abzulegen und zu einem echten Freund zu werden. Vermutlich sogar zu meinem besten Freund. Zumindest kennt mich keiner so gut und so lange wie er. Ich weiss, dass er immer zu mir stehen würde, egal was passiert. Genau das sind doch die Freunde, die man echte Freunde nennt. I n meinem Fall sieht das im Moment aber noch ganz anders aus. Ich muss noch Vater sein und nach all den Regeln leben, die man selber ständig vorgibt. Man will ja ein gutes Vorbild sein. Anstand und Respekt sollen allem voranstehen. Doch so ein Streit zwischen einem Vater und seinem Sohn ist keine einfache Angelegenheit. Er ist zumindest niemals fair. Der Vater muss die Oberhand behalten, und der Sohnemann muss die Regeln einhalten, sonst gibts entsprechende Konsequenzen. Dabei wollte ich doch nur klarmachen, dass man nicht immer noch seine freche Schnauze dranhängen muss, wenn es bereits zu viel des Guten ist. Besonders wenn es gilt, die Regeln einzuhalten. Das geht doch einfach nicht, und ein 12-jähriger Junge muss doch noch tun, was er zu tun hat. Oder nicht? N atürlich. Aber trotzdem verlangt man dann von ihm auch, dass er sich so langsam «wie ein junger Mann» benehmen solle, schliesslich sei er ja kein Zweitklässler mehr. Damit meint man also: Sei also langsam etwas erwachsener, doch unterlasse deine eigene Meinung. Unterdrück dein eigenes Ego und gehorche! Iss deinen Salat, räum dein Zimmer auf, mach deine Hausaufgaben, trödle nicht rum, lass deine Schwester in Frieden und werde jetzt langsam, aber sicher erwachsen. Und zwar so, wie wir es von dir verlangen! Anständig, respektvoll und dankbar. Aber wie soll das gehen? W ie soll er eigenständig werden, wenn er das machen muss, was wir verlangen? Wie soll er lernen, selbstständig zu werden, wenn er es selber nicht tun darf? Wenn er nicht mal im Streit gewinnen kann? Recht dafür bekommt, für seine Sicht der Dinge? Wie soll er stark werden, wenn er ständig verliert oder zurechtgewiesen wird? Wie soll er wachsen, wenn er ständig wie eine Bonsaipflanze zurechtgestutzt wird? Vielleicht wächst er erst, wenn wir Freunde werden? Wenn ich ihn begleite, unterstütze und ihn wachsen und gedeihen lasse, damit er ein eigenständiger Mensch werden kann. Ein Gewinner. Ein erwachsener, anständiger, dankbarer und kluger Mensch, der dann später auch einmal Vater wird, der dann wiederum zum Freund seines Sohnes werden kann, wenn er verstanden hat, dass alle Väter selber auch mal Söhne und deren Väter auch mal Söhne waren … Padi Bernhard gehört zur Spitze der Schweizer Mundart-Rock-Szene. Seit 1993 ist er Lead-Sänger der Band «mash», die mit dem Überhit «Ewigi Liäbi» einen Dauerbrenner produziert hat. 2010 veröffentlichte er seine Solo-CD «Bernhard», mit der er bis 2012 unterwegs war. Im Herbst 2010 stiess er mit seinem «BernHeart»-Chor ins Finale des «Kampfs der Chöre» des Schweizer Fernsehens vor. Padi Bernhard ist im Hauptberuf Lehrer an der Primarschule Goldau und wohnt in Brunnen. red. Im «Bote»-Forum schreiben regelmässig prominente Schwyzerinnen und Schwyzer. Sie sind in der Themenwahl frei und schreiben autonom. Der Inhalt des «Bote»-Forums kann, aber muss sich nicht mit der Redaktionshaltung decken.
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