Wegen eines Kreuz bandrisses im rechten Knie verpasst die

medicalsports
network
ZKZ 73944 | 8,00 €
Prävention, Diagnostik, Therapie,
Rehabilitation & Medizintechnik 07.15
Wegen eines Kreuz­
bandrisses im rechten
Knie verpasst die deutsche
Mehrkampf­Meisterin
Kim Bui Ende Oktober die
WM in Glasgow.
in
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Osteoporose und Sport
Dr. med. Peter Keysser
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1 Pavelka K et al. Osteoarthritis Cartilage 2010, vol.18 n.2 Suppl.
2 Benazzo F et al. OsteoArtrosi. 2013;3:8-11
3 Finelli I et al. Biorheology, 2011; 48(5):263
4 Finelli I et al. Macromol Biosci 2009; 9: 646-653
Editorial
Guad schaust aus
Nein, wir sind kein bayrischer Verlag und auch unsere Mitarbeiter kommen nicht aus dem Freistaat im Süden
Deutschlands. Aber nach fünf Rekordtoren in 8:59 von Robert Lewandowski und weil das Oktoberfest in
München begonnen hat, dürfen wir die Überschrift dieses Editorials durchaus einmal auf bayrisch verfassen.
Denn gut sah die Gala des polnischen Nationalstürmers gegen den
VfL Wolfsburg aus und gut sehen, zumindest noch am Anfang, auch die
Besucher des größten Volksfestes der Welt aus. Mit 1,85m ist Lewandowski
nicht der größte Stürmer der Bundesliga, mit seinen mittlerweile 99
Bundesligatoren (74 für den BVB und 25 für Bayern, das Spiel in Mainz
fand nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe statt) ist er allerdings aktuell
der „Größte Stürmer“ in Deutschland, vielleicht sogar in Europa. Bei
dem Münchner Oktoberfest spielt die Größe natürlich auch eine entscheidende Rolle. Nicht nur bezüglich der beeindruckenden Besucher(2014: 6,3 Mio.) und Umsatzzahlen (2014: 1 Mrd. Euro), sondern auch
wegen der „Größe“ des Bieres mit einer Stammwürze von mindestens
13,5 % und den vermeintlichen „Größen“, die sich im Dirndl zur Schau
stellen. Die Größe ist nicht alles, aber „Groß“ sein kann schon sehr guad
ausschauen. Und dabei geht es nicht immer um die Größe, die man mit
Zahlen beschreiben kann. Wahre Größe zeigen jeden Tag gerade die
vielen kleinen Helden des Alltags, aber im Rahmen der aktuellen Flüchtlingskrise auch fast schon das ganze Land. Wer hätte solch eine große
Hilfsbereitschaft in Deutschland erwartet?
Und wenn wir schon einmal dabei sind, all die Größe zu loben und
wertzuschätzen, so darf man natürlich auch nicht die Entwicklungen auf
dem Gebiet der Sportmedizin verschweigen. Was sich auf diesem Gebiet in
den vergangenen Jahren getan hat, ist enorm. Die Betreuung und Versorgung von Patienten und Sportlern hat sich, auch dank innovativer Neuheiten aus der Industrie, extrem verbessert. Dies funktioniert aber nur, weil es
eine Menge Personen gibt, die mit Herzblut bei der Sache sind. Ärzte,
Physiotherpeuten, Trainer und Betreuer. Ohne all diese Personen, ohne
Sie, wären diese Entwicklungen überhaupt nicht möglich, davon profitiert
letztendlich der Patient und Sportler. Auch das ist „Groß“.
Und falls es Ihnen noch nicht aufgefallen ist, auch die medicalsportsnetwork ist größer geworden und wir finden, auch das sieht gut aus. Nach fast
neun Jahren war es an der Zeit, uns einen neuen Schliff zu geben. Neudeutsch nennt man das Relaunch. Auch im Innenteil unseres Magazins
werden Sie einige Änderungen finden, wir hoffen sehr, dass Ihnen unser
neues Format und die gestalterischen Änderungen zusagen. Gleichzeitig
können wir Ihnen versichern, dass sich an der Qualität der Inhalte nichts
verändern wird. Auch „ausgepackt“ muss es schließlich guad ausschaun.
Foto: © wikipedia.org | Rufus46
07.15 medicalsportsnetwork
1
Foto: © istockphoto.com | funnybank
Viel Vergnügen mit der neuen medicalsportsnetwork,
Ihr Masiar Sabok Sir
Inhalt
01 Editorial
Guad schaust aus
Masiar Sabok Sir
06 Kardiologie
Kranker Herzmuskel
Dr. med. Walter Oskar Schüler
10 Forschung
Back on track
Prof. Dr. med. Philipp Niemeyer,
Adrian Tassoni,
Prof. Dr. Peter Woias,
Prof. Dr. med. Norbert Südkamp,
Martin Zens
13 Praxis
Achtsame Kommunikation
Burkhard Günther
14 Diagnostik
Individuell auf den
Athleten abgestimmt
Prof. Dr. med. Markus Scheibel
22 Therapie
Schmerzursache
Muskel und Faszie
Dr. med. Hannes Müller-Ehrenberg
26 Therapie
Ab auf die Rolle!
Alexander Mohr
30 Rehabilitation
Muss der Knochen
erst brechen?
Dr. med. Peter Keysser
34 Ernährung
Sonniger Sommer – und dann?
Dr. med. Frank Weinert
44 Vorschau
Foto: © istockphoto.com | POMACHKA
Dr. med. Robert Percy Marshall,
Jonas Schaerk
16 Therapie
Die Schulter
2
medicalsportsnetwork 07.15
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Herausgeber
Jörg Peter Matthes ( JPM)
Objektleiter
Masiar Sabok Sir (MSS)
[email protected]
Anzeigenverkauf
Oliver Michaut (OM)
[email protected]
Heiko Rothmann (HR)
[email protected]
Niels Vossel (NV)
[email protected]
Beirat
Dr. med. Thomas Ambacher
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie,
­Chirurgie, ­Sportmedizin. Ärztlicher Direktor und
Leitender Arzt A
­ RCUS Klinik, Pforzheim
Prof. Dr. med. Peter Angele
sporthopaedicum Straubing/Regensburg,
­Universitätsklinikum ­Regensburg, Vize-Präsident
AGA, FIFA Medical Centre Regensburg
PD Dr. med. Matthias Brem
Oberarzt und Funktions­­bereichsleiter ­Orthopädische
­Sportmedizin, Klinikum Nürnberg
Dr. med. Andree Ellermann
Facharzt für Orthopädie, Sport­medizin, Chirotherapie. Ärztlicher ­Direktor und ­Leitender Arzt ­ARCUS
Sportklinik, Pforzheim
Dr. med. Jens Enneper
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie,
Sport­medizin und ­Chirotherapie Orthopädie und
Sport/Köln
Dr. med. Andreas Gösele-­Koppenburg
Facharzt für ­Orthopädie, Sportmedizin, ­
Ärztlicher D
­ irektor Crossklinik Basel
Kathrin Witteborg (KW)
[email protected]
Prof. Dr. med. Wilhelm Haverkamp
Komm. Klinikdirektor der Medizinischen Klinik
mit Schwerpunkt Kardiologie, ­Charité Berlin
Konzeption, Layout
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Sven Kruse
Sportphysiotherapeut des DOSB und Gründer/
Inhaber
der MediVital Rehazentren, Hemer
Felisa Sánchez
[email protected]
Helen Voigt
[email protected]
Dr. med. Werner Krutsch
Universitätsklinikum Regensburg,
FIFA Medical Centre R
­ egensburg,
Beratungsarzt Bayrischer Fußballverband
Redaktion
Masiar Sabok Sir, Leitung
[email protected]
Dr. med. Walter Oskar Schüler
Leitender Arzt Kardiologie/Innere Medizin
ARCUS Sportklinik, Pforzheim
Dr. med. Thomas Ambacher (TA)
Jörg Peter Matthes ( JPM)
Dr. Gerhard Schilling (GS)
Kathrin Witteborg (KW)
Druck
Frotscher Druck GmbH
[email protected]
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Preis
Einzelheft: 9,50 E incl. Versand
Jahresabo (8 Ausgaben)
Deutschland:
76 E incl. Versand, zzgl. MwSt.
Europäisches Ausland:
91,50 E, incl. Versand
Prof. Dr. Mario Thevis
Leiter des Zentrums für Präventive
Dopingforschung an der DSHS Köln
Dr. med. Frank Thormählen
Facharzt für Orthopädie und Unfall­chirurgie,
­Sportmedizin, ­Medizinische Trainingstherapie,
­Physikalische Therapie,
Chirotherapie, Hamburg
Prof. Dr. Thomas Wessinghage,
Ärztlicher Direktor der Medical Park Kliniken im Tegernseer Tal
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­Abbil­dungen sind ur­heberrechtlich geschützt. Nachdruck – auch
aus­zugsweise – ist nur mit schrift­licher Genehmi­gung und
­Quellenangabe gestattet. Der Verlag hat das Recht, den redak­
tionellen Beitrag in unveränderter oder bearbeiteter Form für
alle ­Zwecke, in allen Medien weiter zu nutzen. Für unverlangt
eingesandte Bilder und Manus­­kripte über­nehmen Verlag und
­Redaktion sowie die Agentur keinerlei Gewähr. Die namentlich
­gekennzeichneten ­Beiträge stehen in der Verantwortung des
­Autors.
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64293 Darmstadt
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Netzwerk für
Sportmedizin
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Kongress
Der medicalsportsnetwork-Kongress hat sich zu dem Treffpunkt für
Sportmediziner entwickelt. Auch in diesem Jahr konnten wir wieder
renommierte Fachleute als Referenten gewinnen, welche die aktuellen
Themen aus dem Bereich der Sportmedizin vortragen:
PD Dr. med. Jürgen Scharhag
Teamarzt U21-Nationalmannschaft
Dr. med. Marco Campo dell Orto
Leiter Abteilung Kardiologie /
Innere Medizin, Sportklinik Bad Nauheim
Dr. med. Sanjay Weber-Spickschen
Teamarzt deutsche Nationalmannschaft
Leichtathletik (DLV)
Dr. med. Hardy Hüttemann
Stv. Chefarzt Bürgerspital Basel
PD Dr. med. Peter Balcarek
Leitender Arzt ARCUS Sportklinik
Pforzheim
Prof. Dr. med. Horst Rieger
Chefarzt Klinik für Unfallchirurgie,
Orthopädie, Handchirurgie und
Sportmedizin, Clemenshospital Münster
Dr. Jürgen Siegele
Sportphysiotherapeut der deutschen
Leichtathletiknationalmannschaft
Prof. Dr. med. Christian Fink
Teamarzt Österreichischer Skiverband
(ÖSV)
Wir freuen uns sehr, auf unserer Podiumsdiskussion beim
6.medicalsportsnetwork-Kongress mit unseren Special-Guest
Marc Girardelli über seine Erfahrungen aus dem Profisport zu sprechen.
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Kardiologie
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Kranker
Herzmuskel
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Primäre Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathien) bilden eine
sehr heterogene Gruppe von Veränderungen des Herzmuskels, die
sowohl in der Ausprägung und damit der klinischen Relevanz als auch
in der jeweiligen Lokalisation am Herzmuskel ganz unterschiedliche
Erkrankungsmuster zeigen und entsprechend differenziert zu führen
sind. Dies gilt im diagnostischen Ansatz wie auch für ganz unterschiedliche therapeutische Konsequenzen.
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Kardiologie
Walter Oskar Schüler
Abb. 1: Ventrikuläre Tachykardien
„„
Internist, Kardiologe, Sportmediziner
„„
Leitender Arzt der ARCUS Sportklinik
„„
Privatpraxis für Kardiologie
„„
Lehrbeauftragter für Kardiale Bildgebung im
Studiengang Medizintechnik der FH Pforzheim
Network
„„
Mitglied Sektion Sportkardiologie der
Dt. Gesellschaft für Kardiologie (DGK)
„„
Mitglied im Nukleus der Sektion Sportkardio­
logie des Berufsverbandes der Niedergelassenen
Kardiologen (BNK)
„„
Fachkunde Magnetresonanztomografie
des Herzens (Level III / DGK u. ESC)
Abb. 2: Ruhe-EKG
[email protected]
Es handelt sich zum einen um genetisch determinierte Veränderungen des Herzmuskels, die
häufig und über einen langen Zeitraum ohne
klinische Symptomatik im Vorfeld zu fatalen
Herzrhythmusstörungen führen können (Abb. 1).
Es können aber mit gleicher Folge auch erworbene Schädigungen (Virusinfekte/Alkohol/
Drogen/Anabolika) oder sogenannte Systemerkrankungen zu Kardiomyopathien führen.
Nicht immer gelingt die diagnostische Zuordnung auf Anhieb, da die klinische Symptomatik
bisweilen auch zur Fehldiagnose einer Durchblutungsstörung des Herzens (koronare Herzer­
krankung/KHK) verleitet – dies insbesondere
bei älteren Patienten.
Folgende Formen der Kardiomyopathien sind
für den Sportmediziner wichtig und müssen
unterschieden werden:
„„ hypertrophe Kardio­myopathien
„„ dilatative Kardiomyopathien
„„ Non-­Compaction-Kardiomyopathien
„„ arrhythmo­gene rechtsventrikuläre
Kardiomyopathien
8
Neben der Anamnese und dem EKG ist immer
die Echokardiographie (Herzultraschall) sinnvoll, um eine erste Verdachtsdiagnose zu stellen.
Schwindelgefühle
während des Ballwechsels
Ich werde versuchen, Ihnen anhand verschiedener
Fälle diese Erkrankungen und die Bedeutung
für den einzelnen Patienten zu erläutern.
Zunächst sehen wir einen Tennisspieler auf
Bundesliganiveau. Er wird seit Jahren wegen
Vorhofflimmern mit Antiarrhythmika therapiert. Der inzwischen ca. 60-jährige, immer
noch sehr sportliche Patient berichtet aus der
Vergangenheit, dass er immer gezwungen war,
den Ballwechsel zwingend nach drei Seitenwechseln zu verwandeln, da ihm ansonsten
schwindlig würde und er das Gefühl bekäme,
gleich umzufallen. Bei genauer Betrachtung
erkennt man im Oberflächen-EKG keine
g ravierenden Veränderungen, abgesehen vom
­
sogenannten Vorhofflimmern (Abb. 2). Mit
­dieser atrialen Rhythmusstörung (Vorhof­ebene)
ist der Patient vor vielen Jahren erstmalig auf­
ge­fallen. Dieses wurde zunächst als Folge eines
Bluthochdrucks gewertet und im Sinne einer
Frequenzstabilisierung medikamentös versorgt,
worunter es ihm auch besser ging und er so
seinen sportlichen Herausforderungen wieder
besser nachgehen konnte.
Die Belastbarkeit in der Fahrradergometrie
ist bis 175 W gut ge­geben. Allerdings hatte er
zu einem Betablocker auch ein sogenanntes
Antiarrhythmikum bekommen, was zur Frequenzstabilisierung ­beigetragen hat. Die dann
neue Verdachtsdiagnose einer Herzmuskel­
erkrankung ergibt sich im Echokardiogramm
und wird schließlich beweisend im Cardio-MRT gestellt. Diese Herzmuskelwandver­
dickung kann zu unphysiologischen Druckverhältnissen im Herz führen. Das jetzt dauerhaft
bestehende Vorhofflimmern ist eine häufig vergesellschaftete, zunächst nicht primär gefährliche Herzrhythmusstörung, die allerdings eine
hämodynamische Relevanz bei körperlichen
Belastungen mit entsprechenden Frequenzanstiegen (in diesem Fall die Präsynkopen beim
Tennis) erfährt.
Therapie und Diagnostik
Neben einer optimalen medikamentösen Therapie
zur Frequenzkontrolle, bevorzugt mit einem
medicalsportsnetwork 07.15
verdickter
Herzmuskel
Abb. 3: Verdickter Herzmuskel im Cardio-MRT
intakter
Herzmuskel
(schwarz)
Narbengewebe
(Fibrose,weiß)
im Herzmuskel
Abb. 4: Fibrose im Cardio-MRT
Betablocker, muss ein erhöhter Blutdruck gut
eingestellt werden. Die sogenannten Antiarrhythmika müssen überdacht werden, da diese
Substanzen paradoxerweise zu gravierenden
und tödlichen Rhythmusstörungen führen
können (plötzlicher Herztod im Sport). Die
medikamentöse Einstellung muss aufgrund der
Nebenwirkungen gut überwacht werden, insbesondere unter der erforderlichen Belastungsfähigkeit. Hier bestehen allerdings Limitierungen, da im Einzelfall ein Verbot für den
Wettkampfsport ausgesprochen werden muss.
Diagnostisch ist z. B. die Ergometrie durch
einen zusätzlichen Laktattest hilfreich, um die
Frage nach optimalen und auch maximalen
Frequenzbereichen im Training oder Wettkampf beantworten und das Training besser
steuern zu können.
In jedem Einzelfall einer solchen Erkrankung ist zu klären, ob Gefahr durch maligne,
ventrikuläre Herzrhythmusstörungen besteht.
Diese Frage ist nicht immer eindeutig zu beantworten und erfordert neben diagnostischer Methodik z. B. auch eine intensive Familienanamnese. Es gibt zunehmend Hinweise, dass bereits
erkennbare Narben im erkrankten Herzmuskelgewebe die Grundlage für maligne, also
potenziell tödliche Herzrhythmusstörungen
®
Natürlich starke Abwehr
sind. Dies kann die cardiale Kernspintomographie gut beantworten, da verändertes, narbenartiges (fibrotisches) Herzmuskelgewebe zu einer
Signalanhebung führt (siehe Abb. 3 u. 4). Es
handelt sich um eine sogenannte hypertrophe
Kardiomyopathie vom apikalen Typ (Verdickung
betont in der Herzmuskelspitze).
Fazit
„
„
„
Kardiomyopathien sind heterogen
und können gefährlich sein
Differenzierte und zeitaufwendige
Diagnostik ist erforderlich
Neue bildgebende Verfahren können
entscheidend weiterhelfen
Im vorliegenden Fall wurde der Patient trotz
fehlender klinischer Symptomatik über die primärprophylaktische Defibrillator-Implantation
zur Vermeidung eines plötzlichen Herztodes beraten. Bislang ist der Patient bei weiter sehr guter
Belastbarkeit ohne klinische Symptome und
wird regelmäßig sportkardiologisch untersucht.
Wir werden Ihnen in weiteren Ausgaben noch
mehr interessante Fälle aus der Sportkardiologie
vorstellen.
Bild: © istockphoto.com | wildpixel
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1 ml entspricht 37 Tropfen. Warnhinweis: Enthält 37 Vol.-% Alkohol. Die Anwendungsgebiete leiten sich von den homöopathischen Arzneimittelbildern ab. Dazu gehören: grippale Infekte. Hinweis: Bei Fieber, das länger als 3 Tage anhält oder
über 39 °C ansteigt, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Gegenanzeigen: Nicht anwenden bei Alkoholkranken und bei Überempfindlichkeit (Allergie) gegen einen der Wirkstoffe. Bei Kindern unter 12 Jahren sowie in der Schwangerschaft und Stillzeit
nur nach Rücksprache mit dem Arzt anwenden. Nebenwirkungen: Keine bekannt. meta Fackler Arzneimittel GmbH, Philipp-Reis-Straße 3, 31832 Springe, Telefon: 05041 9440-10, Telefax: 05041 9440-49, E-Mail: [email protected].
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Forschung
Christoph Gawlik, Düsseldorfer EG, zog
sich bei einem Vorbereitungsspiel einen
Riss des vorderen Kreuzbandes zu.
Alle sechseinhalb Minuten reißt in Deutschland ein Kreuzband. Bei 97 % der Fällen ist es
das vordere Kreuzband.
Back on track
Erste deutsche Apple Research Kit zum Thema Kreuzbandruptur
Prof. Dr. med. Philipp Niemeyer1, Adrian Tassoni2, Prof. Dr. Peter Woias3,
Prof. Dr. med. Norbert Südkamp1, Martin Zens3
Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Freiburg
2
Studienzentrum der Universität Freiburg
3
Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK) der Universität Freiburg
1
10
medicalsportsnetwork 07.15
Medizinische Forschung braucht Daten, um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten und Behandlungs­
methoden zu verbessern. Doch leider ist es oftmals
schwierig, Studienteilnehmer zu finden. In Zeiten
mobiler zunehmender Datenerfassung über das
­Internet und der weltweiten Verbreitung mobiler
Endgeräte unterliegt auch die epidemiologische
­Forschung im Bereich der Medizin einem Wandel.
So erlaubt die Datenerfassung mithilfe EDV-basierter Eingabesysteme
eine orts- und zeitunabhängige Eingabe von medizinischen und epidemiologischen Daten ohne persönlichen Patientenkontakt, was wiederum
neue Möglichkeiten in der Verteilung und auch in der potenziellen
Ausweitung klinischer Studien möglich erscheinen lässt. Im März
­dieses Jahres stellte Apple mit ResearchKit ein Tool zur Erstellung von
medizinischen Forschungs-Apps vor. Das Open-Source-Framework erlaubt die einfache Erstellung von medizinischen Studien für das iPhone
und andere Apple-Geräte. Die in einer Beta-Phase erstellten Apps
konnten sich innerhalb weniger Wochen über tausende Nutzer freuen.
ResearchKit ermöglicht es Forschern und Epidemiologen im Sinne eines
Baukastensystems, auf Basis von Grundelementen individuelle Applikationen zu erstellen und dabei auf wiederkehrende „Bausteine“, wie z.B.
die Möglichkeit einer rechtskräftigen Einwilligung zurückzugreifen.
Dies und die Möglichkeit, die Daten außerhalb der Server-Struktur der
Firma Apple unter eigener Kontrolle auf unabhängigen Servern zu speichern, bieten hier auch in Bezug auf Datenschutz und Patientensicherheit
neue Möglichkeiten.
BEST
PRACTICE
}
SDC -
Y
M
E
D
ACA
.COM
Optimale Anwendungsmöglichkeit
Auf der Suche nach einer optimalen Anwendungsmöglichkeit spielt
auch die Zielpopulation eine essenzielle Rolle, da davon auszugehen ist,
dass die Verfügbarkeit über mobile Endgeräte und auch die Bereitschaft,
diese für innovative wissenschaftliche Projekte zu nutzen, in der
Be­
­
völkerung nicht homogen verteilt ist. Verletzungen des vorderen
K reuzbandes gehören als klassische Sportverletzung zu einer Ver­
­
letzungsentität, die in der internetaffinen Generation zwischen dem
20. und 40. Lebensjahr überrepräsentiert ist und sich somit schon ­a lleine
aus epidemiologischer Sicht gut als Pilotprojekt für eine solche Appli­
kation eignet. Zudem erscheint die Diagnose recht eindeutig und auch
wenn Kombinationsverletzungen existieren und möglicherweise zu einer
Verzerrung des Bildes der vorderen Kreuzbandruptur führen könnten,
so erscheint die Diagnose dennoch recht eindeutig und somit für den
Patienten nachvollziehbar. Dies sind aus Sicht der Autoren Grund­
voraussetzungen, sofern eine Diagnoseeingabe durch den Patienten
selbst über sein mobiles Endgerät und eine individuelle Bestätigung der
Ein- und Ausschlusskritierien einer solchen Studie möglich erscheint.
Aus inhaltlicher Sicht können weltweit (die App ist bereits in Deutsch
und Englisch verfügbar, Versionen in Französisch und Spanisch sind in
Planung) Patienten mit akuten Verletzungen des vorderen Kreuzbandes
teilnehmen (Unfallzeitpunkt kürzer als drei Monate zum Studien­
einschluss). Ziel der App ist es, Informationen über die durchgeführte
Diagnostik und Entscheidungsfindung im Hinblick auf das therapeu­
tische Vorgehen zu generieren, da hier auch internationale und k­ ulturelle
Unterschiede zu erwarten sind. Ist die Therapie festgelegt, wird der
Studienteilnehmer dann in Bezug auf seine (Sport-)aktivität und die
Funktion seines Gelenkes in Form von Fragebogen, die ihm per
Push-Nachricht zugestellt werden, nachverfolgt. Somit können dann
longitudinale Daten des einzelnen Patienten, aber auch Querschnitts-
07.15 medicalsportsnetwork
11
JETZT MIT SPEZIALTRAINING
DER RADIALEN STOSSWELLENTHERAPIE IM PROFI-FUSSBALL
Forschung
Philipp Niemeyer
Martin Zens
analysen der Gesamtpopulation zu unterschiedlichen Zeitpunkten generiert werden.
Fazit
Ziel des vorliegenden Pilotprojektes ist es aber
auch, die Validität der erfassten Daten zu untersuchen und somit die methodische Gültigkeit
von mittels Research Kit erhobenen Daten zu
untersuchen. So können Faktoren wie ein Selektions-Bias durch eine Präselektion des Patientengutes in Bezug auf Patienten mit mobilen
Endgeräten (im vorliegenden Fall ist ein
iOS-Gerät quasi Grundvoraussetzung für die
Qualifikation für die Studie) sowie eine diagnostische Unsicherheit ein wichtiges Thema, das
es in Bezug auf die Validität und damit Aussagekraft der Daten zu untersuchen gilt, bevor auf
Basis dieser Daten Rückschlüsse zu ziehen sind.
„
1995 ­ 2002: Studium der Humanmedizin
an der Universität des Saarlandes und der
Albert­Ludwig­Universität Freiburg
„
2000: Auslandsaufenthalt an der
Stanford­University, Palo Alto, USA
Network
„
2002 bis 2003: Orthopädische Universitäts­
klinik Heidelberg
„
2004 ­ 2009: Studium des Wirtschaftsingenieur­
wesens an der Universität Karlsruhe (heute: KIT)
„
2009: Diplomarbeit am Lehrstuhl für Kon­
struktion von Mikrosystemen, IMTEK,
Albert­Ludwigs­Universität Freiburg
„
2009 ­ 2015: Studium der Humanmedizin an
der Albert­Ludwigs­Universität Freiburg
„
Auslandsaufenthalte am University College
London (UCL), UK, James Cook University,
Australien und Medizinische Universität
Innsbruck, Österreich
„
seit 2004 Department für Orthopädie und
Traumatologie, Universitätsklinikum Freiburg
„
aktuell: Leiter der Sektion Kniegelenks­ und
Knorpelchirurgie der Klinik für Orthopädie
und Unfallchirurgie
„
seit 2015 parallele Tätigkeit an der Ortho­
pädischen Chirurgie München (OCM)
2002 ­ 2013: Gründer und Geschäftsführer
der DESIGN­IT GmbH, Frankfurt
„
seit 2012 wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Lehrstuhl für Konstruktion von Mikrosystemen,
IMTEK, Albert­Ludwigs­Universität Freiburg
„
seit 2013 parallele Tätigkeit im Aufsichtsrat
der IQ Fluids AG, Kirchberg a. d. Murr
„
Bild: © www.pixathlon.de
Interessierte Ärzte und Patienten können
„Back on Track“ direkt und kostenfrei aus
dem App Store laden (https://itunes.apple.
com/de/app/back-on-track-kreuzbandriss/
id1016535765?mt=8).
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[email protected]
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12
medicalsportsnetwork 07.15
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Kommunikation
Burkhard Günther
Bedeutung und Wirkung in der Arztpraxis
Burkhard Günther, DeeF communication (Berlin)
„
Autor, Wirtschafts­Mediator,
zertifizierter Fachberater und Coach
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Trainiert, coacht und berät Ärzte und
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Bereichen Kommunikation und Konflikt­
management individuell in ihren Praxen
„
Durch Mediationen in medizinischen
Einrichtungen führt er Konfliktparteien
zu tragfähigen und nachhaltigen Lösungen
Achtsames Kommunizieren ist heute für Arztpraxen unverzichtbar.
Denn Berufe im medizinischen Kontext benötigen vor allem kommunikative
Fähigkeiten. Auch Praxen kommunizieren ständig. Deshalb ist es wichtig,
sich darüber Gedanken zu machen, wie eine Praxis insgesamt aufgestellt
und ausgestaltet ist, wie sie sich den Patienten gegenüber präsentiert.
Jede Praxis hinterlässt beim Kunden bleibende Eindrücke.
[email protected]
Sitzen die Angestellten hinter hohen Tresen oder
einlassen kann. Nur so kann eine gemeinsame
aktiv einfließen. Achtsam und professionell zu kom-
offen gestaltete Praxisarchitektur frei fließen? Ist
den entsprechende kommunikative Tools benötigt.
miteinander umzugehen, die Bedürfnisse anderer zu
kann die Kommunikation durch entsprechend
durch die Anordnung des Interieurs der Daten-
Arbeitsebene (Compliance) entstehen. Dafür wer-
schutz gesichert oder hört jeder alles mit? Muss sich
Erster Eindruck
Hotelgäste werden empfangen – warum gibt es
erfolgt meist über das Telefonat. Sind die Ange-
der Kunde anmelden oder wird er empfangen?
Der erste Kontakt des Patienten mit der Praxis
(noch) keine Ärzte-Gäste? Muss das so sein, nur
stellten darin geschult, ökonomisch und trotzdem
weil es immer so war? Werden die Patienten durch
Verbotsschilder sofort darauf hingewiesen, was
alles in der Praxis nicht erwünscht ist – oder ist
man an mündigen Kunden interessiert? Wie ist der
Wartebereich gestaltet? Wird Kundenfreundlichkeit durch entsprechend attraktive Angebote ge-
währleistet? Gibt es eine offene Sitzordnung oder
sind die Patienten verpflichtet, dicht gedrängt bei-
einanderzusitzen? Wird der Ansteckungsgefahr
dabei Rechnung getragen? Wird Wartezeit als be-
sonders wertvolle Lebenszeit Kranker wahrgenom-
men? Werden Grundbedürfnisse wie frische Luft,
Essen oder Trinken, Informationslust gesichert?
Wird der Patient insgesamt als Kunde gesehen?
Heilung trotz begrenzten Zeitbudgets
Praxen haben heute mehr administrative Aufgaben
zu erledigen und dadurch ein immer begrenzteres
Zeitbudget. Trotzdem steht Heilung im Vorder-
grund und braucht weit mehr als das Verabreichen
patientenfreundlich – also serviceorientiert – zu
telefonieren? Ist die Hardware für die Anzahl der
eingehenden Telefonate ausgelegt oder verlieren
setzung dafür ist der Aufbau einer tragfähigen
Beziehungsebene zum Patienten, damit dieser ver-
trauen und sich auf den Arzt und die Therapie
07.15 medicalsportsnetwork
nehmen, Wünsche hinter möglichen Vorwürfen zu
identifizieren sowie zu allen eine gute und tragfähige
Beziehungsebene herstellen zu können. Dazu gehört
auch ein positives Konfliktverständnis.
Widerständen und Kritik umgehen? Gibt es in der
fältig: der Gewinn des Patientenvertrauens, grö-
Die Vorteile achtsamer Kommunikation sind viel-
Praxis ein geregeltes Beschwerde-Management,
ßere Heilungschancen und Patientenbindung,
weiß das Personal genau, was zu tun ist, wenn Be-
schwerden von den Patienten geäußert werden?
Wird Kritik als Geschenk für die Weiterentwick-
lung der Praxis angesehen oder wird sie übel genommen und abgewehrt? Können die Angestellten
sachlich und trotzdem überzeugend und wertschät-
zend Konflikte moderieren? Sind sie darin ausgebildet oder geschult? Können sie deeskalieren und
lösungsorientiert verhandeln? Sind solche Prozesse
höhere Arbeitszufriedenheit ebenso wie Arbeits-
gesundheit, weniger Reibungsverluste in allen
Praxis-Prozessen durch weniger Missverständnis-
se. Damit einher geht eine deutliche Steigerung
der Arbeitseffizienz. So werden die Wettbewerbs-
fähigkeit und der ökonomische Erfolg einer Praxis
langfristig und nachhaltig gesichert.
eingeübt und im Qualitätshandbuch einer Praxis
Das vorliegende Buch Achtsame Kommunikati-
Praxisleitbild folgt das gesamte Personal? Hat
mationen. Der Autor berät Praxisinhaber zur
festgeschrieben? Welchem gemeinsam erarbeiteten
Patientenorientierung oberste Priorität? Welche
gibt es im architektonischen wie zwischenmensch-
hören, verstehen und behandeln können. Voraus-
verschenken zu können, Kritik als Geschenk anzu-
Warteschleifen? Können die Angestellten mit
dizinische Expertise hinaus ein sehr viel weiter
formieren, überzeugen, beraten, unterstützen, zu-
Partner einzustellen, gut zuhören und Empathie
Fazit
Fehler- und Lobkultur wird in der Praxis gelebt
gefächertes Anforderungsprofil. Sie sollten in-
berücksichtigen, sich in der Kommunikation auf den
sich potenzielle Patienten erst einmal in langen
von Medikamenten und Verordnen von Therapien.
Ärzte und deren Angestellte haben über ihre me-
munizieren heißt, wertschätzend und respektvoll
und kommuniziert? Welche Präventivmaßnahmen
lichen Bereich, so dass Beschwerden eher die Aus-
nahme bleiben und sich die Kunden angenommen,
wohl- und gut aufgehoben fühlen?
Achtsame Kommunikation sollte gerade bei
knapp bemessenen Zeitbudgets in der Praxis ein
ständiges Thema sein und in die Praxisphilosophie
on in der Arztpraxis vermittelt wertvolle InforThematik und führt direkt in den Praxen punktgenaue Trainings und
Workshops mit den
Teams durch.
MWV Medizinisch
Wissenschaftliche
Verlagsgesellschaft
mbH & Co. KG 2015
ISBN: 978-3-95466-198-5
19,95 €
13
Diagnostik
Individuell auf den
Athleten abgestimmt
Moderne Methoden der differentiellen Leistungsdiagnostik
Dr. med. Robert Percy Marshall und Jonas Schaerk
UKE Athleticum, Universitäres Kompetenzzentrum
für Sport- und B
­ ewegungsmedizin, Hamburg
Die Methodik einer differentiellen Leistungsdiagnostik setzt sich aus
mehreren Anwendungsmöglichkeiten zusammen. Um anthropometrische
und leistungsphysiologische Charakteristika von Athleten zu ermitteln,
wird eine Vielzahl von Diagnostikmöglichkeiten angewandt. Hierzu
­zählen die Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) zur Bestimmung
der Körperzusammensetzung, die Ausdauerleistungsdiagnostik und die
Kraftdiagnostik zur Ermittlung verschiedener Leistungsmerkmale.
Die ermittelten Daten erlauben die Möglichkeit,
­Körperzellen, genauer gesagt, von ihrer gesamten
Um eine Analyse der Körperzusammensetzung
dem Zustand des Zellinneren ab. Das elektro­
ein deskriptives Profil von Sportlern zu erstellen.
durchzuführen, wird die Segmentzusammensetzung des Körpers mittels einer Acht-Punkt-Im­
pedanzanalyse durchgeführt. Die Messphase be-
trägt einige Sekunden und nach Eingabe der
persönlichen Daten zu Alter und Geschlecht steht
eine Vielzahl von Ergebnissen zur Verfügung: Im
Bereich Sportmedizin wird oftmals die absolute
und relative Fettmasse betrachtet. In Kombination
mit dem Muskelanteil für jedes Segment (Arme,
Beine, Rumpf) und dem Vergleich mit Normal­
bereichen bieten diese Parameter eine gute
Grundlage für die Leistungsdiagnostik. Zudem
können ohne hohen Zeit- und Kostenaufwand
Oberfläche, der Integrität der Zellmembran und
lythaltige Wasser im Körper, intra- und extra­
zellulär, bedingt einen einfachen elektrischen
(=Ohm‘schen) Widerstand, der umso höher ist,
je ausgetrockneter der Organismus ist und umgekehrt. Interessant ist diese Messmethode im professionellen Fußball. Mittels BIA kann die indivi-
duelle Körperkonstitution schnell und vor allem
nichtinvasiv erfolgen. Somit ist die Ermittlung der
Fett- und Muskelmasse im Saisonverlauf möglich.
Nach einer Verletzung können diese Daten herangezogen werden, um den Sportler wieder auf sein
Ausgangsniveau zu trainieren.
Messungen wöchentlich wiederholt werden, um
das Training zu kontrollieren. Weitere wichtige
Evaluierung der
Ausdauerleistungsfähigkeit
Informationen bieten das Körperwasser sowie der
sogenannte Phasenwinkel, der Hinweise zum Er-
Die Evaluierung der Ausdauerleistungsfähigkeit
nährungszustand und zum Funktionsstatus gibt.
benötigt einen höheren Zeit- und Messaufwand,
liefert dafür aber eine Vielzahl an Daten zum
Wie M. Clausse et al. (2013) beschrieben haben,
ist eine vitale Körperzelle auf Grund ihrer Bio-
membran in der Lage, Ionen auf ihrer Oberfläche
Thema Ausdauerleistungsfähigkeit. Hierzu sind
eine Messung der (maximalen) Sauerstoffaufnahme
(VO2max), der CO2-Abgabe und die Berechnung
zu speichern. Eine gesunde, optimal hydrierte
des respiratorischen Quotienten notwendig. Dies
hohe elektrische Kapazität. Die Kapazität eines
daten werden während des gesamten Testablaufs
Zelle hat eine große Oberfläche und damit eine
Organismus hängt somit von der Menge der
14
Abb. 1: Körperzusammensetzungsmessung
mittels Bioimpedanzanalyse
findet mithilfe einer Spirometrie statt. Die Mess-
kontinuierlich (breath-by-breath) ermittelt und
Abb. 2: Leistungsdiagnostik mit Spiroergometrie,
Laktat- und Blutdruckmessung
medicalsportsnetwork 07.15
Robert Percy Marshall
„„
„„
UKE Athleticum, Universitäres Kompetenz­
zentrum für Sport- und Bewegungsmedizin
Ambulanzzentrum des UKE GmbH
Jonas Schaerk
„„
Sportwissenschaftler, M.Sc.
„„
UKE Athleticum, Universitäres Kompetenz­
zentrum für Sport- und Bewegungsmedizin
Network
„„
Sportmedizinische Leitung Nachwuchs­
leistungszentrum Hamburger SV (HSV)
„„
Stellv. Mannschaftsarzt HSV Fußball-­
Bundesliga
[email protected]
gemittelt. Die Analyse der Daten erfolgt durch die
gruppen mittels Gerätschaften getestet, die für die
zahl von Testvarianten. Bei jedem Testverfahren
schen Kraftmessung geeignet sind. Die komplexe
Interpretierung der Rohdaten. Es gibt eine Vielkommt es zu leicht unterschiedlichen Ergeb­
nissen. Somit ist es notwendig, jeden Test mit dem
Athleten zu besprechen und diesen auf seine
­Bedürfnisse abzustimmen.
Jedoch ist nicht nur die Ermittlung der VO2max
von Bedeutung, auch die Bestimmung der Herzfrequenz, korrespondierend zu den ventilatorischen Schwellen (VT1, VT2), ist für die Trainingsplangestaltung von Bedeutung. VT1 und
VT2 werden genutzt, um drei Intensitätszonen zu
ermitteln. Die VT1 wird definiert als Anstieg der
V E•VO2-1, verglichen mit einer Unterbrechung des
Durchführung einer standardisierten isometriKraftdiagnostik besteht aus einem isometrischen
Testverfahren. Dies birgt positive Eigenschaften
wie die hohe Reliabilität und Anwendbarkeit. Die
Erkenntnisse, die durch diese Messung gewonnen
werden, dienen der Erfassung etwaiger muskulä-
rer Dysbalancen. Doch nicht nur ein isometrischer
Test wird durchgeführt, denn auch wenn die iso-
metrische Kraftdiagnostik als Diagnosewerkzeug
anerkannt ist und die individuelle Maximalkraft
reliabel reproduziert werden kann, ist die Beziehung
zur dynamischen Leistung jedoch fragwürdig.
Um nun eine qualifizierte Aussage über die
linearen Anstiegs der VE, aber ohne einen An-
­dynamische Leistungsfähigkeit geben zu können,
Anstieg der V
­ E•VCO2 . Anhand dieser Daten ist
zählen der „Functional Movement Screen“ (FMS)
stieg der V E•VCO2-1. Die VT2 wird definiert als
-1
zum einen eine detaillierte Aussage über die
Leistungs­fähigkeit möglich und zum anderen er-
lauben die Daten die Erstellung eines individuellen Trainingsplans.
Kraftleistungsfähigkeit
Der dritte Teil einer differenziellen Diagnostik
untersucht die Kraftleistungsfähigkeit eines Athleten. Die erhobenen Kraftparameter geben wichtige Auskünfte über den konditionellen Istzustand
eines Athleten. Bei der Ermittlung der aktuellen
physiologischen Leistungsfähigkeit spielt die dif-
ferenzielle Kraftdiagnostik eine entscheidende
Rolle. Es werden vor allem die großen Muskel-
07.15 medicalsportsnetwork
gibt es weitere Kraftdiagnosewerkzeuge. Hierzu
nach G. Cook, der „One Repetion Maximum“-Test
(1RM) sowie der „Klatt -, Wobbleboard - , Rocker­
board- und „Sit Fit-Test“ nach C. Poliquin.
Fazit
Wie wollen Sie es
optimal therapieren,
wenn Sie es nicht
messen können?
Präziser kontrollieren, Reha verkürzen.
Unser Label: Genauigkeit. Unser Anspruch:
Goldstandard. Unsere Expertise: die medizinisch valide Analyse von Fett, Muskelmasse
und Wasser. Unser Ziel: die optimale Unterstützung bei der Diagnose und Therapiekontrolle. Oder kurz: der seca mBCA.
Für eine optimale Betreuung eines Athleten ist
eine differentielle Leistungsdiagnostik notwendig.
Diese muss individuell auf jeden Sportler abgestimmt werden. Denn jede Sportart verlangt eine
auf sie angepasste Diagnostik. Des Weiteren ist es
notwendig, die Tests regelmäßig zu wiederholen.
Die Häufigkeit der Tests wird durch die Komplexität der einzelnen Diagnostiktools bestimmt.
15
mBCA.seca.com
Therapie
Die Schulter
Rotatorenmanschettenläsionen bei Leistungsturnern
Prof. Dr. med. Markus Scheibel
Markus Scheibel
„„
Leitender Arzt Sektion Schulter- und
Ellenbogenchirurgie Centrum für
Muskuloskeletale Chirurgie (CMSC) und
Centrum für Sport­w issenschaft und
Sportmedizin (CSSB);
­Charité-Universitätsmedizin Berlin und
­Humboldt-Universität Berlin
„„
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
Netzwerk
„„
Schulterchirurgisches Referenzzentrum
des Deutschen Turner-Bundes (DTB), des
Deutschen Judo-Bundes (DJB) und des
Sportclub Berlin e.V.
[email protected]
16
medicalsportsnetwork 07.15
2. ARTZT Symposium
Prävention und Rehabilitation
aus interdisziplinärer Sicht Best Practice
In den letzten Jahrzehnten haben die Schwierig­
keitsgrade der Übungen im Geräteturnen deutlich
­zugenommen. Um mit dieser Leistungsexplosion
und dem Weltniveau mithalten zu können, ist ein
­diszipliniertes und zeitaufwendiges Training not­
wendig. Dieses beginnt häufig bereits im Alter von
fünf bis sechs Jahren und kann im Juniorenbereich
24-26 und im Seniorenbereich 32-35 Wochen­
trainingsstunden in Anspruch nehmen.
27.02. / 28.02.2016
Klaus Eder
Grundsätzlich muss bei der Betrachtung möglicher Gefahrenquellen für
Verletzungen des Bewegungsapparates im Turnsport zwischen Turnerinnen und Turnern unterschieden werden, da unterschiedliche Geräte
verwendet und verschiedene Turnelemente durchgeführt werden. Bei
Turnerinnen werden insbesondere die unteren Extremitäten und der
Rumpf aufgrund eher bodengebundener Aktivitäten mit den Diszi­
plinen Sprung, Stufenbarren, Schwebebalken und Boden belastet. Im
Gegensatz dazu sind die Geräte der Turner – also Boden, Pauschenpferd, Ringe, Sprung, Barren und Reck – derart konstruiert, dass der
Sportler überwiegend keinen Kontakt zum Boden hat und somit die
oberen Extremitäten symmetrisch das Körpergewicht halten müssen.
Somit betreffen Läsionen beide Schultern, unabhängig von der Dominanz (Abb. 1).
Die Unterschiede der Übungen und Geräte im Turnsport zwischen
weiblichen und männlichen Athleten werden am Verhältnis der akuten
und chronischen Verletzungen deutlich. Turner hatten in der Studie von
Dixon et al. 2,5-mal häufiger chronische und 1,5-mal häufiger akute
Läsionen der oberen Extremität im Vergleich zu Turnerinnen. Im
­Bereich der Schulter war insbesondere die Rotatorenmanschette be­
troffen. Obwohl in dieser Studie ähnlich viele akute und chronische
Verletzungen der Rotatorenmanschette gefunden wurden, fanden
Silvij et al. ausschließlich chronische Läsionen bei den untersuchten
italienischen Hochleistungsturnern.
Epidemiologie
Insgesamt gibt es wenige Studien, die Schulterläsionen bei männlichen
Turnern evaluieren. Dennoch wurde in den letzten Jahren eine
Zu­
nahme von Schulterbeschwerden beobachtet. Im Turnerkader
(A-, B- und C-Kader) aus den Jahren 2010 bis 2013 wiesen 69 % der
Senioren und 27 % der Junioren zumindest temporär Schulterprobleme
auf. Daten aus den Jahren 2007 bis 2009 brachten ähnliche Ergebnisse
hervor. Frühere Untersuchungen am Bundeskader der Turner aus den
Jahren 1988 bis 1996 zeigten lediglich einen Anteil von 28,5 %. In einer
MRT-basierten Untersuchung beurteilten De Carli et al. 36 Schultern von
21 männlichen Leistungsturnern (durchschnittliches Alter 25,2 Jahre,
24–36 Jahre), die seit mindestens zehn Jahren kontinuierlich trainieren
und an mindestens einem internationalen Turnier (z. B. Europa-, Weltmeisterschaft) teilgenommen hatten. Diese Ergebnisse wurden mit einer
altersentsprechenden Kontrollgruppe verglichen. Von den 21 Sportlern
gaben 15 an, bereits therapiebedürftige Schulterbeschwerden gehabt zu
haben. In allen untersuchten Schultern der Leistungsturner fanden sich
pathologische Veränderungen, wohingegen lediglich 20 % der Kontrollgruppe Pathologien aufwiesen. Diese beinhalteten Veränderungen des
Labrums glenoidale (83 %) und hier insbesondere des posterosuperioren
und anterosuperioren Quadranten als auch degenerative Veränderungen
der superioren Rotatorenmanschette (75 %).
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Therapie
Ätiopathogenese
Grundsätzlich scheinen verschiedene Aspekte
für die Entstehung von Schulterläsionen beim
männlichen Turner ursächlich zu sein. Im
funktionellen Bereich finden sich bei zahl­
reichen Turnern Defizite der Beweglichkeit
sowie muskuläre Dysbalancen. Eine Unter­
­
suchung an Kaderathleten zeigte in 85 % Verkürzungen der scapulo-humeralen Muskulatur,
Kraftdefizite der Scapulastabilisatoren in 80 %
und Einschränkungen der BWS-Extension in
51 % (unpublished data). Gerade muskuläre
Dysbalancen der Rotatorenmanschette sowie
Defizite der skapulothorakalen Stabilisatoren
können zu Belastungen der Sehnenstrukturen
und somit zu Schmerzen führen. Zusätzlich
können alleine aufgrund der hohen und repetitiven Belastungen der Schultergürtel beim
männlichen Turner chronische Läsionen auftreten. Seit den 1990er-Jahren werden die
Belastungen der Athleten während unter­
schiedlicher Übungselemente sportmedizinisch
evaluiert. Die höchsten einwirkenden Kraft­
momente wurden dabei für die Schultern
g­ emessen. Diese erreichten das 6,5- bis 9,2-Fache
des Körpergewichts, wenn der Körper des
­Turners bei Durchführung z. B. einer Riesenfelge oder einer Tkatchev-Grätsche die verti­
kale Position erreicht und sich damit in der
Schwungphase befindet. Gerade in dieser
­Phase, an der die Belastungen auf die musku­
lären und ligamentären Strukturen der Schulter
am höchsten sind, scheint die muskuläre
­A ktivität des Schultergürtels am geringsten zu
sein. Caraffa et al. untersuchten Leistungs­
turner mittels EMG bei der Durchführung
unterschiedlicher statischer Stützpositionen
wie auch bei der Durchführung einer Riesenfelge am Reck und an den Ringen. Die muskuläre Aktivität von Musculus pectoralis major,
Musculus deltoideus, Musculus biceps brachii,
Musculus triceps brachii, Musculus trapezoideus
und Musculus latissimus dorsi wurde mithilfe
von Oberflächenelektroden abgeleitet. Alle
evaluierten Muskeln zeigten eine hohe Akti­
vität in den meisten Phasen der Riesenfelge.
­A llerdings fiel diese plötzlich auf ca. 10 % der
muskulären Aktivität ab, kurz bevor der Körper
eine vertikale Position erreichte. Diese Ergebnisse können vermutlich auch auf Übungselemente an Barren und Ringe übertragen werden.
Ein weiterer denkbarer Grund könnte in der
Reduktion der Innenrotationsfähigkeit (Gleno­
humerales InnenRotationsDefizit - GIRD) zu
­suchen sein. In einer eigenen Untersuchung an
35 Leistungsturnern mit einem durchschnitt­
lichen Alter von 13,1 (8–24) Jahren konnte eine
bilaterale Einschränkung der hohen Innenrota­
tion (hIRO) beobachtet werden. Nach Einteilung
des Kollektivs in verschiedene Altersgruppen
konnte eine signifikante und altersabhängige
Abnahme der hIRO gesehen werden. So zeigte
die jüngste Gruppe (n=11, Alter 8–10 Jahre)
­eine durchschnittliche hIRO von 53,3° wohingegen die älteste Gruppe (n=6, Alter 17–24)
lediglich eine hIRO von 11,2° aufwies. Die
­
hohe Außenrotation zeigte tendenziell eine
Abnahme zwischen den Altersgruppen, dies
war jedoch nicht statistisch signifikant. Dies
resultiert in einer Einschränkung der gesamten
hohen Rotationsfähigkeit. Im Gesamtkollektiv
berichteten 37 % (n=13) bereits über therapie­
Abb. 1: Repetitive bilaterale Stütz- und Schwung­
elemente beim Leistungsturnen können mit chronischen Belastungsschäden der Schulter einhergehen.
18
medicalsportsnetwork 07.15
bedürftige Schulterbeschwerden, die wiederum bei älteren Turnern
häufiger anzutreffen waren. In der Altersgruppe 17–24 Jahre waren bei
fünf der sechs Sportler bereits arthroskopische Interventionen not­
wendig geworden. Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass die bilaterale
Reduktion der hohen Innenrotation bei Turnern im Verlauf der
­Trainingsjahre ein Risikofaktor für die Entstehung von Schulterpathologien ist. Möglicherweise führt diese erworbene Einschränkung der
Innenrotation mit kontrakter posteriorer Gelenkkapsel, ähnlich wie bei
Überkopfsportarten mit unilateraler Belastung (Wurfsportarten), zu
einer posterosuperioren Verlagerung des Rotationszentrums und ge­
gebenenfalls zu Läsionen des Bizepssehnenankers wie auch der
­superioren Rotatorenmanschettenanteile.
Diagnostik und Therapie
In Abhängigkeit von Alter bzw. von der Trainingsdauer sowie den
­Leistungslevels eines Turners ist mit pathologischen Veränderungen des
Schultergelenks zu rechnen. Die Beschwerdesymptomatik lässt sich
nicht selten bilateral nachweisen. Neben einer ausführlichen Anamnese
ist die klinische Untersuchung insbesondere unter Berücksichtigung des
Bewegungsausmaßes und der klinischen Untersuchungsmanöver für die
anterioren und superioren Schultergelenksstrukturen (Kapsel-­LabrumKomplex, SLAP-Komplex, lange Bizepssehne, Supraspinatussehne)
zielführend. Hinsichtlich der bildgebenden Diagnostik bieten sich eine
Standardröntgenbildserie wie auch die sonographische Evaluation an.
Allerdings ist eine kernspintomographische Evaluation mit direkter
Arthrogrhie und Positionierung der Schulter in der sogenannten
ABER-Position empfehlenswert, um strukturelle Läsionen der Rotatorenmanschette und tiefer liegende Strukturen wie die lange Bizepssehne zu
beurteilen.
Abgesehen von akuten traumatischen strukturellen Läsionen wie
vollschichtige Rotatorenmanschettenläsionen oder Kapsel-Labrum-­
Läsionen nach primärtraumatischer Luxation wird initial eine konservative Therapie eingeleitet. Ziel ist hierbei die Schmerzreduktion, Wiederherstellung der freien Beweglichkeit, Korrektur von Kraftdefiziten, das
Wiedererlangen einer synchronen Muskelaktivität und damit die
schrittweise Heranführung an das vorbestehende Leistungsniveau durch
sportspezifische Rehabilitationskonzepte. Bei persistierender und unveränderter Symptomatik nach einem Zeitraum von acht bis zwölf
Wochen sollte jedoch eine arthroskopische Abklärung und entsprechende
Therapie durchgeführt werden. Caraffa et al. führten bei vier
Leistungsturnern eine arthroskopische SLAP-Rekonstruktion, eine
­
­Resektion eines labralen Flaps und bei einem semiprofessionellen Turner
ein Debridement eines degenerativen Labrumrisses durch. Alle bis auf
den Letztgenannten erreichten das präoperative sportliche Level wieder.
Gendre et al. präsentierten die Ergebnisse von 24 operierten Leistungsturnern, wobei drei Patienten bilateral versorgt wurden. Acht Schultern
wurden bei Instabilität, neun bei instabiler, schmerzhafter Schulter
(unstable painful shoulders – UPS) und acht bei Supraspinatusläsion
arthroskopisch versorgt. Zehn Patienten wiesen Läsionen der langen
Bizepssehne auf, die in sechs Fällen mittels Tenodese und in vier Fällen
mittels SLAP-Repair therapiert wurden. Einer dieser Patienten hatte
eine isolierte Läsion der LBS, die tenodesiert wurde. Nach einem durchschnittlichen Nachuntersuchungszeitraum von fünf Jahren (2–14 Jahre)
verbesserte sich der Constant Score signifikant von 77 auf 94 Punkten.
Das ursprüngliche Leistungsniveau wurde von 21 Patienten wieder
­erreicht. 15 der 17 Patienten, die eine Schulterstabilisierung erhalten
hatten, und alle Patienten nach LBS-Tenodese konnten die gewohnte
sportliche Aktivität wieder durchführen. Allerdings war dies nach
SLAP-Repair nur in der Hälfte der Fälle möglich. Die Autoren schlussfolgerten, dass eine Tenodese der langen Bizepssehne eine adäquate
07.15 medicalsportsnetwork
19
BERLIN
International Charité
Shoulder Course
2016
April 07–09
Current Controversies in
Shoulder Surgery
Scientific Lectures, Invited Special Guest Lectures,
Mini Battles, Video Demonstrations, Live Surgeries,
Ultrasound Workshops, Cadaver Workshops
International scientific committee
Stephen S. Burkhart, USA
Emilio Calvo, Spain
Alessandro Castagna, Italy
Philippe Hardy, France
Bernhard Jost, Switzerland
Anthony A. Romeo, USA
Hiroyuki Sugaya, Japan
Philippe Valenti, France
Scientific Organizer
Department of Shoulder and Elbow Surgery
Center for Musculoskeletal Surgery
Charité - Universitaetsmedizin Berlin
Markus Scheibel, Germany
Conference Center
InterContinental Berlin | Budapester Strasse 2 | 10787 Berlin | Germany
Meeting Dates
April 07–09, 2016
Organizer, Registration and Information
Congress Compact 2C GmbH | Thomas Ruttkowski
Joachimsthaler Strasse 10 | 10719 Berlin | Germany
Phone +49 30 32708233 | Fax +49 30 32708234
E-Mail [email protected]
www.berlin-shoulder-course.com
Therapie
Abb. 2: Arthroskopisches Bild einer hoch­
gradigen artikularseitien Supraspinatus­
partialläsion mit transtendinöser Faden­
anker-Refixation.
Therapieoption für einen Leistungsturner darstellt. Dennoch kann der Schulterschmerz oder
die Notwendigkeit einer operativen Interven­
tion für etwa 30 % der Patienten das frühzeitige
Karriereende bedeuten.
Im eigenen Patientenkollektiv wurden bei
acht Kaderturnern mit einem Durchschnitts­
alter von 21 (17–23) Jahren arthroskopische
Eingriffe durchgeführt, wobei bei drei P
­ atienten
eine beidseitige Intervention erforderlich war.
Insgesamt bestanden bei sechs der elf operierten Schultern artikularseitige Supraspinatus­
läsionen, die in einem Fall debridiert, in einem
Fall mit Seit-zu-Seit-Nähten, und in vier Fällen
mittels arthroskopischer transtendinöser Supra­
spinatussehnenrekonstruktion therapiert wurden
(Abb. 2). Begleitend zur Supraspinatuspartialläsion zeigte ein Patient eine SLAP-IIb-Läsion,
die rekonstruiert wurde. Ein weiterer Patient
wies als Begleitverletzung eine Teilruptur der
langen Bizepssehne (LBS) auf, sodass diese
mittels Tenodese versorgt wurde. Ein Patient
wies eine partielle Subscapularisläsion auf, diese
wurde im Sinne einer Seit-zu-Seit-Naht versorgt. In diesem Kollektiv wiesen zwei Patienten
isolierte SLAP-Läsion auf. Eine Typ IIb-­
Läsion wurde mittels Faden-Anker rekonstruiert
und bei einer Typ III-Läsion wurde der Korbhenkel reseziert und das Labrum debridiert.
Rückblick 46. Deutscher Sportärztekongress
Die wichtigste wissenschaftliche Veranstaltung der deutschen Sportärzte
war für zwei Tage auf dem Campus der Goethe-Universität in Frankfurt
am Main zu Gast und fand mit mehr als 600 Teilnehmern wieder
große Resonanz. Das wissenschaftliche Programm, organisiert von der
Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP), stand
unter dem Motto „Sportmedizin – Innovationen und Positionen“ und
­dokumentierte in Schwerpunkt-, Übersichts- und Plenarvorträgen die
­aktuellen Strömungen der wissenschaftlichen Sportmedizin.
Aufgrund einer schmerzhaften Osteolyse der
lateralen Clavicula wurde bei einem weiteren
Patienten eine Resektion der lateralen Clavicula
durchgeführt.
Fazit
Männliche Leistungsturner zeigen eine hohe
Prävalenz an Schulterpathologien. Diese betreffen überwiegend die kranialen und artikularseitigen Anteile der Rotatorenmanschette,
den SLAP-Komplex und die lange Bizepssehne. Aufgrund der symmetrischen Belastung des
Schultergürtels sind Pathologien potenziell
­bilateral zu erwarten. Hierbei scheinen rezidivierender Belastung bzw. Überlastung ursächlich für die Entstehung chronischer Läsionen
zu sein. Das Phänomen eines bilateralen De­f izits
der hohen Innenrotation bedarf weiterführender
Untersuchungen. Konservative Therapie­
maß­
nahmen und ggf. eine arthroskopische Intervention sollten frühzeitig eingeleitet werden, um eine
schnelle und sichere Rückkehr zum vorbestehenden Leistungsniveau zu ermöglichen.
Literatur beim Autor
Hierfür konnten hochkarätige Referenten aus
dem In- und Ausland gewonnen werden. Ergänzt wurde das Programm durch Workshops,
bei denen praktische oder weiterbildende
­Aspekte im Vordergrund standen. Ein Programmaspekt wurde vom Tagungspräsident Prof. Kai
Röcker von der Fakultät Gesundheit, Sicherheit,
Gesellschaft, Angewandte Gesundheitswissenschaften der Hochschule Furtwangen besonders
herausgestellt: Die gesellschaftliche Positionsbestimmung der Sportmedizin im wechsel­
haften Umfeld des Sportbetriebs und der Gesundheitssysteme. Zusätzlich angeboten wurde
ein Trainerseminar, das sich an Trainer,
Übungsleiter und Therapeuten richtete und die
neuesten sportwissenschaftlichen und sport­
medizinischen Trends vorstellte. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten des Kongresses zählten:
„„
„„
„„
„„
„„
„„
Sportmedizinische Aspekte
der paralympischen Sportarten
Diagnostik in der Gesundheitsförderung
Hüfte und Sport
Sportassoziierte Kopfverletzungen
Aktivitätsbezogene Prävention – wie
­K inder aktiv werden
Sporttherapie bei chronischen
­Lungenerkrankungen
www.dgsp.de
Bildunterschrift: Niels Vossel, Masiar Sabok Sir und Heiko Rothmann
schauten sich für medicalsportsnetwork auf dem 46. Deutschen Sportärztekongress in Frankfurt am Main um.
20
medicalsportsnetwork 07.15
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Orthopädischen Privatpraxis in Münster seit April 2004
„
Münster­Marathon 2010 (3:34 Std.)
Network
22
„
1. Vorsitzender der Medizinischen Gesellschaft
für Myofasziale Schmerzen (MGMS e.V.)
„
Mitglied folgender Lehrerkollegien:
1. ISMST and DIGEST (ESWT)
2. MGMS and IMTT (myofasziale Triggerpunkt­Therapie)
3. Trainerakademie des deutschen olympischen
Sportbundes (DOSB) Köln
medicalsportsnetwork 07.15
Schmerzursache
Muskel und Faszie
Was macht der Sportmediziner?
Dr. med. Hannes Müller-Ehrenberg, Orthopädische Privatpraxis Münster
Myofasziales Gewebe (myo von griech. mys: „Muskel“, faszial von lat. fascia „Band“, „Bündel“) ist als Nozigenerator
in der Grundlagenforschung schon länger bekannt, in der Beurteilung durch den Mediziner ist es als schmerz­
ver­ursachendes Gewebe meist nicht aus­reichend berücksichtigt [Mense, Langevin, Schleip]. Gründe hierfür sind
­sicherlich die technischen Schwierigkeiten der a­ pparativen Untersuchung, myofasziale Strukturen einfach
­darzustellen, aber vor allem ein Mangel an Wissen über Muskeln und Faszien.
Die klinische Erfahrung hat gezeigt, dass gerade bei den typischen
­Schmerzen des Sportlers (Ansatztendinosen, Überlastungssyndrome und
sogenannte funktionelle Beschwerden) myofasziale Strukturen in den
meisten Fällen an den Beschwerden des Athleten beteiligt sind. Der
­
einfache Blick auf pathologisch veränderte Strukturen mithilfe der
­
­herkömmlichen bildgebenden Diagnostik reicht bei Weitem nicht aus, um
die Beschwerden der Athleten zu verstehen. Bekanntermaßen sind viele
Veränderungen, die von dem Radiologen als pathologisch be­schrieben werden, auch bei unsymptomatischen Probanden in einer ­Vielzahl vorhanden.
Piezo-Stoßwellentherapie
Punkt- und NEU linienförmig fokussiert
Faszie und Muskulatur sind
strukturell und funktionell eine Einheit
Die Muskulatur, die mit ca. 40 % Anteil am Körpergewicht (beim
­Sportler mehr) das größte Organ des menschlichen Körpers darstellt, ist
von der Anatomie und der Funktion her gut erforscht und bekannt. Dass
die Muskeln auch ohne neurologische Pathologie häufig krankhaft
gestört sein können und ein Grund für Schmerzen des Bewegungs­
­
apparates sind, ist vielen Medizinern nicht gegenwärtig. Nachdem das
Fasziengewebe früher in den anatomischen Betrachtungen keine Rolle
gespielt hat (meist auch wegpräpariert), hat es in den letzten Jahren einen
regelrechten Boom an Beachtung in der medizinischen Welt gefunden.
Faszien sind ein elastisches, bindegewebiges Netz, das den Körper
­oberflächlich und in der Tiefe durchzieht. Sie bestehen aus kollagenen
parallelen Fasern und umhüllen und durchziehen u.a. Muskeln, Knochen
und Organe. Als Teil des Stützapparates sind Faszien sehr anpassungs­
fähig. Nervenenden und Rezeptoren der Faszien signalisieren Schmerzen
und registrieren Veränderungen von Druck, Schwingung, Bewegung,
Temperatur s­ owie Veränderungen des chemischen Milieus. Überlastung
und Fehlhaltung, aber auch Bewegungsmangel können zu kleinen Rissen
führen und lassen dieses Netz verdicken und verkleben. Dies kann zu
Verspannungen, Reizungen und Beschwerden an vielen Regionen des
07.15 medicalsportsnetwork
ESWT Extrakorporale
Stoßwellentherapie
MyACT Myofascial
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Wundmanagement
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Ludwig-Wolf-Str. 6
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23
Rubrik
Therapie
Körpers führen. Da Faszien auch anatomisch über verschiedene Gewebeschichten mit der Muskulatur verbunden sind, stellen beide strukturell
und funktionell eine Einheit dar. Mit dem Wissen um myofasziale
Strukturen lassen sich die meisten Gelenkschmerzen des Sportlers oder
sogenannte funktionelle Störungen erklären.
Untersuchung von myofaszialen Strukturen
Für die Diagnostik von Muskel und Faszie sind esoterisch orientierte
Untersuchungsansätze, wie sie in einigen osteopathischen Kursen
Verbreitung finden, weder erforderlich noch hilfreich. Gefordert ist eine
systematische Untersuchung, die eine gut reproduzierbare klinische
Diagnostik liefert, wie sie bereits in mehreren Interrater-Studien auf lokale
Schmerzhaftigkeit myofaszialer Strukturen (Triggerpunkt, engl. to trigger
– auslösen) wissenschaftlich festgestellt wurden [Gerwin, Licht, Myberg].
Eine wichtige Voraussetzung für die guten reproduzierbaren Ergebnisse
(mit exzellenten Kappa-Werten) war die Durchführung der Diagnostik
von erfahrenen Untersuchern.
„Dann langt’s halt ma’ hie“
Gefordert ist, dass der medizinische Untersucher zunächst myofasziale
Strukturen mit in die diagnostischen Überlegungen einbezieht und
anschließend „Weichteilgewebe“ systematisch (Tab. 1) palpiert. Diesbezüglich sollte eine gewisse Fertigkeit in speziellen Fortbildungen
erlangt werden.
Tabelle 1:
Palpation n. Greenman (1989)
Der Therapeut soll in der Lage sein:
„ veränderten Gewebecharakter festzustellen,
„ symmetrische Stellung von Strukturen taktil und visuell zu prüfen,
„ Veränderungen von Bewegungsumfang sowie Qualität jeglicher
Bewegung an den Enden zu erfassen,
„ seine eigene Position und die des Palpierten im Raum zu spüren,
„ Veränderungen der Palpationsbefunde im Zeitverlauf zu erfassen.
Tabelle 2:
3. Wiedererkennung des Schmerzes (Recognition)
4. Charakteristischer ausstrahlender Schmerz (Reffered Pain)
5. Lokale Zuckungsreaktion (Local Twitch)
Zusätzlich werden die Diagnosekriterien der myofaszialen Triggerpunkte
mit in das Untersuchungsprotokoll einbezogen (s. Tab. 2). Des Weiteren
wird in der Anamnese und bei den etablierten Standarduntersuchungen
beurteilt, ob durch Dehnung oder Muskelaktivität ein nozizeptiver Input
aus myofaszialen Strukturen ausgelöst wird. Dem Mediziner stehen
zusätzlich zur Palpation die Informationen, die man mit einer sehr
spezifischen Triggerpunkt-Reizung mit Nadeln oder mit fokussierten Stoßwellen (fok. ESWT) erzielen kann, zur Verfügung. Hier hat sich vor allem
die fok. ESWT als besonders geeignet erwiesen, die wichtigen Diagnosekriterien der „Recognition“ (Wiedererkennung) und des „referred Pain“
(Übertragungsschmerz) zu reproduzieren.
Therapie
Aus jedem Palpieren kann eine direkt angewandte manuelle Behandlung
erfolgen. In der Regel werden von Medizinern aber die zum Teil weniger
zeitaufwändigen ärztlichen Methoden des „Needling“, mit oder ohne
Infiltration eines Wirkstoffes, und die fok. ESWT eingesetzt. Es handelt
sich hierbei um sehr spezifische Stimuli, die sowohl funktionellen
Therapieansätzen folgen, als auch eine unmittelbare mechanische
Wirkung im Gewebe als Effekt haben. Die Wirksamkeit dieser Methoden
ist bereits in zahlreichen Studien belegt.
Fazit
Zu einer umfassenden sportmedizinischen Untersuchung gehört eine
anatomisch-funktionell orientierte Betrachtung, die myofasziale Strukturen mit einbezieht. Sowohl die radiologische Diagnostik als auch die
etablierten Standarduntersuchungen des Bewegungsapparates sollten in
die Interpretation myofasziale Strukturen als Schmerzursache mit einbeziehen, da es sonst gerade bei der Untersuchung der Gelenkstrukturen
häufig zu falsch positiven Ergebnissen kommt und dadurch eher die
Indikation zu nicht erforderlichem operativen Eingriff gestellt wird.
Diagnosekriterien des myofaszialen Schmerzes n. Travell/Simons
1. Muskulärer Hartspannstrang (Taut Band)
2. „Knötchen“ auf dem Hartspannstrang mit Druckschmerz
(Tender Nodule)
24
medicalsportsnetwork 07.15
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Lonza Cologne GmbH, Nattermannallee 1, DE-50829 Köln
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Therapie
Ab auf die Rolle
Fragen und Antworten zur Wirkung und Wirksamkeit
Alexander Mohr, Institut für Myologik, Niefern
Abb. 10: Praktischer Einsatz der Rolle
Ob Black Roll, Faszien-Rolle, Foam Role usw., immer
mehr Patienten und Fitnessbegeisterte rollen sich
mehr oder weniger schmerzhaft über die unterschiedlichsten Schaumstoffrollen. Doch welche ist gut,
welche ist schlecht, welche ist die optimale Rolle für die individuelle
Person? Welchen Effekt haben die Rollen eigentlich und vor allem:
Auf was sollte beim Kauf einer Rolle geachtet werden?
Wir am Institut für Myologik bekommen fast
jede Woche Mails von Menschen, die gerne
mehr über diese effektiven Rollen erfahren
möchten. Aus diesem Grund möchte ich hier
die meist gestellten Fragen wiedergeben und
versuchen, sie zu beantworten.
„Aus welchem Stoff
bestehen diese Rollen?“
Schon seit den 90er-Jahren gibt es „Selfmassage
Foam Roles“ und „Pilates Rolles“. Es sind spezielle Hartschaumstoffrollen, die es heutzutage
in verschiedensten Härtegraden, Farben, Mustern und Oberflächen gibt (Abb. 2-5).
„Welcher Härtegrad ist
der individuell richtige?“
Um darauf zu antworten, schauen wir uns erst
einmal an, wie und auf welche Strukturen die
Rollen Einfluss nehmen. Hierzu gibt es momentan interessante Erklärungsmodelle. Wir vom
Institut für Myologik richten unseren Fokus im
Moment auf den „myofaszialen Bereich“ und
hier vor allem auf die „dynamische Hydration“.
26
Bei der Funktionalität der Faszien spielt Wasser
eine wichtige Rolle. Zu hohe oder einseitige
Belastungen und Bewegungsmangel führen zu
einer Dehydration (Entwässerung) des Gewebes.
Mikrobewegungen sowie Druck und Zug auf
das Gewebe stimulieren den Blut-Lymph-Fluss
und regen die lokale Hydration an. Gesunde
Faszien sind feucht und im regen Austausch mit
dem umgebenden flüssigen Gewebe. Treten
wir einen Schritt zurück und schauen uns den
gesamten Organismus an, so finden wir ein
unendliches Gewebekontinuum, das von einer
elementaren Flüssigkeit durchtränkt wird – der
Grundsubstanz oder Matrix. Eine zähflüssige
Substanz, die der Konsistenz rohem Eiweiß
ähnlich ist. Im gesunden Gewebe ist die Beschaffenheit der Matrix ständig in Fluss und
Bewegung (siehe dazu Abb. 6 u.7). Wie zuvor
beschrieben ist es wichtig, durch Bewegung,
Druck und Zug das Gewebe zur „Rehydration“
anzuregen (Abb. 8). Viele physiotherapeutische
und osteopathische Behandlungen basieren auf
dieser Annahme wie z. B. „myofasziale Tech­
niken“ oder „Rolfing-Techniken“. Dadurch wird
– aber wo
gibt es viele
Abb. 1: Rollen
ede?
die Unterschi
liegen
Abb. 2: EVA-Rollen (Ethylen Vinyl Acetat)
medicalsportsnetwork 07.15
die natürliche Durchfeuchtung der Gewebe
angeregt und eine freie Gleitbeweglichkeit
unterschiedlicher Schichten wieder möglich.
Entsprechend gibt es im ReCore- Faszientraining, in dem der Teilnehmer selbst aktiv wird,
spezifische Hilfsmittel wie einen „Faszien-Ball“
oder eine feste Schaumstoffrolle (Faszien-Rolle).
Diese ersetzen den Druck der Hand oder des
Ellenbogens des Therapeuten.
„Wie viel Zeit benötigt
der Körper für die Rehydration?“
Nach ein bis zwei Minuten haben sich die
Faszien bereits wieder mit Wasser gefüllt. Dennoch braucht der Körper länger, um vollständig
zu regenerieren. Nicht nur Faszien brauchen
Zeit. Andere Prozesse wie der Kollagenauf bau
und - abbau oder der Gewebe Turn Over der
Muskulatur benötigen 24-72 Stunden. Deshalb
empfehlen wir, täglich drei- bis viermal pro
Woche zu rollen. Die Zeit ist notwendig, um die
bestmögliche Regeneration zu gewährleisten.
Woher kennen wir
diese 24-72 Stunden?
Aus der Trainingswissenschaft, denn genau so
viel Zeit sollten wir unserem Körper nach
intensivem Training gönnen. Hier schließt sich
der Kreis aus Faszienforschung und Trainingswissenschaft und es öffnen sich neue Türen, um
den Körper differenziert und mehrschichtiger
zu betrachten. Um die funktionellen Zusammenhänge besser zu verstehen, ist es wichtig,
das System Mensch nie ohne das faszinierende
Netz aus festen und flexiblen Strukturen zu
betrachten; das ist logisch-myologisch.
Alexander Mohr
„Mit welchem Härtegrad
erreicht man diesen Effekt?“
Hierzu laufen momentan, wie wir von Dr. Robert
Schleip, dem führenden Faszienforscher in
Deutschland, wissen, genauere Untersuchungen.
Nur so viel – Schmerzen stimulieren unser
sympathisches Nervensystem. Ist der Schmerz
über einer bestimmten Schwelle, schüttet unser
Körper Stresshormone aus. Diese Stresshormone bewirken, dass unsere Faszien straffer
und rigider werden. Also nicht unbedingt der
Effekt, den wir uns wünschen. Im Allgemeinen
sollte der Schmerz auf einer Faszienrolle
nicht den Wert 5 (VAS-Skala) überschreiten.
Wir wählen diese visuellen Analogskala bewusst um den Menschen und sein individuelles
(Schmerz-) Erleben mit ein zu beziehen. Das
Institut für Myologik hat zwei hilfreiche und
bewährte Indikatorenmuskeln gefunden, durch
welche der Rollenhärtegrad einfach ermittelt
werden kann.
1. Indikatormuskel: m. tensor und tractus latae
2. Indikatormuskel: m. quadriceps
Rollt der Patient über den seitlichen Oberschenkel und ist der Schmerz so stark, dass er
nicht bis zum Knie runterrollen kann, ist der
Härtegrad wohl zu hoch. Genau diesen Test
empfehlen wir den meisten Interessenten, die
sich nach dem Härtegrad oder der Oberflächenbeschaffenheit erkundigen.
„
Institut für Myologik, Niefern
„
Seit 1999 Physiotherapeut; diverse
Weiterbildungen im Rahmen der
Physiotherapie und Sportwissenschaft
„
2001 Fachlehrer für medizinische
Trainingstherapie
„
2003 – 2009 fachliche Leitung der
ambulanten REHA – Kamen
„
Seit 2010 leitender Physiotherapeut
rehamed (Arcus Sportklinik)
Network
„
Referent und Autor myofasziale
Trainingstherapie, ReCore­Training,
myofasziale Triggerpunkttherapie
„
2008 Physiotherapeut, Rehabilitations­
und Athletiktrainer des
Mädchenfußballinternats zur Eliteförderung
des FLVW im Sport­Centrum
Kamen­Kaiserau
„
Ausbilder für Pino Faszientherapie/Taping
[email protected]
Abb. 5: PU-Rollen
Abb. 3: EPP-Rollen (expandiertes Polypropylen)
Abb. 4: EPE-Rollen (expandiertes Polyethylen)
07.15 medicalsportsnetwork
Abb. 6: Faszienmatrix
27
Therapie
Somit ist die Geschwindigkeit beim Warm-up
über die Rolle hoch. Als Cool Down oder zur
Regeneration ist es ratsam, langsam und geschmeidig über die Rolle zu gleiten. Gründe
hierfür sind die Rehydration und eine weitere
Rezepotorenart, die Ruffinis. Wir erreichen
diese durch langsam haltenden Druck. Wichtig:
Es sollte jetzt kein unangenehmer Schmerz erzeugt werden, da wir eine Senkung der Sympathikusaktivität erreichen wollen. Eine harte
Rolle ist hier kontraproduktiv. Um die Kollagendichte zu erhöhen empfiehlt sich ruckartig
stimulierendes kräftiges Rollen. Ziel ist es hierbei den Tonus und die Festigkeit des Bindegewebes zu steigern.
Eine ganz wichtige Frage, zu der es im Internet
kaum Antworten gibt, lautet:
„Gibt es auch Kontraindikationen
für das Rollen?“
Abb. 7: Rehydration
Abb. 8: Durch Bewegung, Druck und Zug wird
das Gewebe zur „Rehydration“ angeregt.
Test 1:
Test 2:
Der Patient sollte es schaffen, mit gestreckten
Beinen über den seitlichen Oberschenkel zu
rollen. Ein angenehmer Schmerz wird toleriert.
Auf einer VAS- Schmerzskala darf maximal
der Wert 5 auftauchen (Abb. 10).
Es sollte möglich sein, mit gestreckten Beinen
über den m. quadriceps zu rollen (Abb. 11).
Danach sollte die rechte gegenüber der linken
Seite getestet und verglichen werden. Ein angenehmer Schmerz wird toleriert. Auch hier
sollte der VAS-Wert maximal 5 betragen.
Wichtig: Sollte der Wert auf der Schmerzskala
über 5 und unangenehm sein, muss sich für ein
weicheres Rollenmodell entschieden werden.
„Wie schnell sollte man rollen?“
Abb. 9: Prakt ischer Einsatz der Rolle
Abb. 11: Praktischer Einsatz der Rolle
28
Wir empfehlen die Prinzipien der Sportphysiotherapie. Eine Vorwettkampfmassage wird in
der Regel schnell durchgeführt. Ziel ist es, den
Sympathikus, die Durchblutung und den Stoffwechsel anzuregen, um den Körper auf den
Wettkampf vorzubereiten. Innerhalb der Faszien existieren sensible Mechanorezeptoren. Zu
diesen Geweberezeptoren gehören die sogenannten „Pacini“-Rezeptoren. Sie werden beim
Rollen durch rasche Druckwechsel stimuliert.
Natürlich gibt es Kontraindikationen, z. B. :
Akute Verletzungen
„ Muskelkater
„ Hämatome/Neigung zu Hämatomen
„ Patienten, die Blutverdünner einnehmen
(z. B. Marcumar)
„ Akute Entzündungen (Erysipel/Wundrose)
„ Frische tiefe Venenthrombosen
„ Thrombophlebitis
„ Strahlenschäden
„ Hauterkrankungen
„ Schwere Herzinsuffizienz
„ Venöse Insuffizienz
„ Maligne Tumore
„ Osteoporose
„ Schleimbeutelentzündungen
(z. B. bursitis trochanterica)
„
Fazit
Wir empfehlen im Allgemeinen weichere Rollen
– ganz nach dem Prinzip von Laotse: „Auf der
Welt gibt es nichts, was weicher und dünner ist
als Wasser. Doch um Hartes und Starres zu
bezwingen, kommt nichts diesem gleich. Dass
das Schwache das Starke besiegt, das Harte
dem Weichen unterliegt, jeder weiß es, doch
keiner handelt danach.“
INFO: Das Institut für Myologik ist
eine Fortbildungseinrichtung des
„Deutschen Netzwerks für Sport &
Medizin“, welche maßgeblich die verschiedenen Berufsgruppen Medizin,
Physiotherapie, Sportwissenschaft
und Fitness seit Jahren zusammenführt. Untersucht werden seit 2005
u. a. die Wirkung und die Wirksamkeit der unterschiedlichsten Rollen.
www.myologik.de
medicalsportsnetwork 07.15
Rehabilitation
Muss der Knochen
erst brechen?
Osteoporose und Sport
Dr. med. Peter Keysser, Chefarzt, Klinik Oberammergau,
Zentrum für Rheumatologie, Orthopädie und Schmerztherapie,
­Osteologisches Zentrum (DVO), Abteilung Rehabilitation –
Orthopädie und Rheumatologie, Waldburg-Zeil-Kliniken
Aufgrund der demographischen Entwicklung unserer Bevölkerung einerseits sowie der z­ unehmenden a­ ktiven
Freizeitgestaltung ä­ lterer Menschen andererseits nimmt die Häufigkeit von Frakturen im Alter zu. Man kann
derzeit davon ausgehen, dass etwa 5 bis 6 Mio. Menschen in Deutschland die K
­ riterien für die ­Diagnose einer
­Osteoporose erfüllen.
Abb. 2: Mediale Schenkelhalsfraktur
30
medicalsportsnetwork 07.15
Die „Lebenswahrscheinlichkeit“ einer Frau für eine oder mehrere
Wirbelkörperfrakturen beträgt ca. 30 %, für eine proximale Femur­
­
fraktur ca. 15 %. Es wird ein Anstieg von Schenkelhalsfrakturen in der
Europäischen Union von derzeit ca. 150.000 jährlich auf ca. 270.000
im Jahre 2050 erwartet. Insofern ist es aus sportmedizinischer Sicht
notwendig, Menschen mit erhöhtem Frakturrisiko aufgrund einer
­Osteoporose zu identifizieren und leitliniengerecht zu behandeln sowie
sportmedizinisch zu beraten. Auch wenn die sportliche Aktivität und
insbesondere die unter Sonnenlichtexposition wie z. B. nordischer oder
alpiner Skisport zwar einerseits durch die Faktoren körperlicher Be­
lastung und Sonnenlichtexposition als protektive Faktoren zu werten
sind, sind dies andererseits auch Sportarten mit erhöhtem Verletzungsund damit Frakturrisiko, insbesondere bei Vorliegen einer Osteoporose.
Retrospektive Analyse
Im Rahmen einer retrospektiven Analyse unserer eigenen Patienten
haben wir über den Zeitraum von sechs Monaten alle Patienten erfasst,
die mit einer ICD-Hauptdiagnose zur Anschlussheilbehandlung auf­
genommen wurden, welche Hinweis für eine osteoporotische Fraktur
sein könnte. Es wurden Männer und Frauen ab dem 60. Lebensjahr
eingeschlossen und Daten zu Unfallmechanismus, Frakturtyp, operative
bzw. konservative Therapieform im Akutkrankenhaus sowie der vor­
bestehenden Diagnostik und/oder Therapie bezüglich einer Osteoporose erfasst. Darüber hinaus wurde abgefragt, ob im Akutkrankenhaus
eine solche Diagnostik durchgeführt wurde. Wenn nicht, erfolgte diese
einschließlich der Einleitung einer leitliniengerechten Therapie bzw.
einer entsprechenden Empfehlung dazu im Rahmen der Anschluss­
heilbehandlung. In der Mehrzahl der Fälle handelte es sich um
­Niedrigrasanz-Traumata, also typische osteoporotische Frakturen des
älteren Menschen. Allerdings sehen wir in unserer Region an den Alpen
auch häufig 70- und 80-jährige Patienten, die sich beim alpinen Ski­
fahren, beim zunehmend zur Trendsportart werdenden Tourengehen,
beim Mountainbiken oder gar beim Gleitschirmfliegen entsprechende
Knochenbrüche zugezogen haben.
In unsere Studie konnten 87 Patienten eingeschlossen werden. Dabei
dominierten die hüftgelenksnahen Frakturen mit 42, gefolgt von Wirbelkörperfrakturen mit zwölf, proximalen Oberarmfrakturen sowie peripheren Extremitätenfrakturen mit jeweils elf Fällen, das Durchschnitts­
alter der Patienten betrug 76,3 Jahre (Frauen 75,96, Männer 77,88).
70 % waren weiblich, 17 % männlich. Vor dem Trauma war bei 18 % der
Patienten eine Osteoporose bekannt, im Akutkrankenhaus erfolgte bei
8 % der Patienten eine Osteoporosediagnostik mittels DXA-Methode.
Im Rahmen der hier durchgeführten stationären Behandlung wurden
bei 37 weiteren Patienten Knochendichtemessung sowie die osteolo­
gische Basisdiagnostik durchgeführt, bei 20 Patienten wurde eine
­spezifische Osteoporosetherapie begonnen. (siehe Diagramme S.4)
Aus diesen Daten geht hervor, dass sehr häufig der Knochenbruch erst
Anlass gibt, an eine Osteoporose zu denken bzw. diese zu diagnosti­
zieren. Dies erfolgt häufig nicht im Bereich der Akutmedizin, da hier
wohl nicht zuletzt vor dem Hintergrund des sogenannten „DRG- oder
Verlegungsdrucks“ die osteologische Diagnostik nicht durchgeführt
wird. Dies soll an folgenden Fallbeispielen exemplarisch darstellt werden.
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La Crosse;
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Mark Verstegen
Marco Suvilaakso
Der Fitnessexperte
berühmter Profisportler und Teams,
Gründer und
Präsident, EXOS
Leiter Produktmanagement, Polar Oy
Fall 1
Eine 58-jährige Patientin, die nach osteosynthetischer Versorgung einer
medialen Schenkelhalsfraktur im Rahmen der Anschlussheilbe­handlung
behandelt wurde, bietet folgende Risikofaktoren: Bodymassindex (BMI)
von 18,9 (Untergewicht), Zustand nach Mammakarzinom 2010 und
bekannte Polyneuropathie, Zustand nach Nikotin- und fraglichem
07.15 medicalsportsnetwork
31
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Rehabilitation
Hüftgelenksnah
Wirbelfraktur
prox. Humerus
periph. Extremitäten-#
Becken
Sonstige
Abb. 1: Stufenbildung im Bereich des
Corticalisreflexes
50
Osteosynth.
40
TEP
30
20
Kypho-/Vertebroplastie
10
Konservativ
0
40
35
Osteoporose bekannt
30
25
im KH
20
15
AHB
10
5
0
Osteoporose
bekannt
AHB
Alkoholabusus, Zustand nach Bulimie, frühe
Menopause. Frakturanamnese: Schenkelhalsfraktur rechts 1989 (Sturz auf Eisplatte),
Sacrum- und Oberarmfraktur 1998 (Skiunfall),
Schambeinfraktur 2000 (Rodelsturz), Unterarmfraktur 2012 (banales Anstoßen an einem
Türrahmen) sowie jetzt aktuell mediale Schenkelhalsfraktur links nach „Stolpersturz“. In der hier
erstmals durchgeführten osteologischen BasisDiagnostik ergaben sich keine Hinweise für eine
sekundäre Osteoporose, in der Knochendichtemessung mittels DXA-Methode zeigte sich ein
T-Score gesamt an der rechten Hüfte von -3,05.
Es wurde eine Therapie mit einem Bisphosphonat und Vitamin-D eingeleitet.
32
Abb. 3: Implantation einer zementfreien
Hüft-TEP
An einem zweiten Fallbeispiel aus unserer
rheumatologischen Ambulanz soll gezeigt
werden, dass auch bei offensichtlichen Risikofaktoren für eine Osteoporose häufig erst bei
Vorliegen einer Fraktur die Diagnostik erfolgt.
Fall 2
Es stellt sich eine 73-jährige Patientin mit
Hüftgelenksschmerzen beidseits vor, die im
Rahmen einer Polymyalgia rheumatica seit
einem halben Jahr mit Prednisolon behandelt
wird, zuletzt mit 7,5 mg täglich. Die 73-jährige
ansonsten gesunde Patientin ist körperlich aktiv
und unternimmt Bergwanderungen von mehreren Kilometern. 14 Tage vor der ambulanten
Untersuchung in unserem Hause habe sie nach
einer etwa 5 km langen Wanderung ohne
Trauma Schmerzen am rechten Hüftgelenk
bemerkt. Die Patientin kommt alleine zu Fuß
und ohne Hilfsmittel in die Ambulanz.
Klinisch zeigten sich ein Leistendruckschmerz,
keine nennenswerte Bewegungseinschränkung
im Bereich des rechten Hüftgelenkes, eine
Beugung beidseits bis 125° sowie eine Innenrotation/Außenrotation 25-0-30°. In der Arthrosonographie zeigt sich kein vermehrtes
intra- oder periartikuläres Volumen, jedoch
eine Stufenbildung im Bereich des Corticalisreflexes (Abb. 1). Die daraufhin durchgeführte
Röntgenaufnahme zeigt eine mediale Schenkel-
medicalsportsnetwork 07.15
Peter Keysser
„
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Zusatzbezeichnung
„
Sportmedizin
„
Chirotherapie, Physikalische Therapie, Sozialmedizin
„
Fachkunde Rettungsdienst
„
Klinik Oberammergau
„
Zentrum für Rheumatologie, Orthopädie und Schmerztherapie,
Osteologisches Zentrum (DVO)
„
Chefarzt
„
Abteilung Rehabilitation ­ Orthopädie und Rheumatologie
„
Waldburg­Zeil­Kliniken
Network
„
Betreuung von Patienten aus den Sportarten Tennis, Gebirgs­ und
Wintersport in sportmedizinischer Sprechstunde
„
Mitgliedschaften in folgenden Fachgesellschaften: DGOOC, DGOU,
BVOU, VLOU, VSOU, DEGUM, ALKOU
[email protected]
halsfraktur (Abb. 2). Die DXA-Messung ergab den Wert einer Osteoporose (T-Score LWS gesamt -3,45). Nach Implantation einer zementfreien
Hüft-TEP (Abb. 3) wurde die Patientin zwei Wochen postoperativ auf
ein Bisphosphonat und Vitamin-D-Substitution eingestellt. Am Ende
der Anschlussheilbehandlung war sie hilfsmittelfrei voll mobilisiert.
Fazit
Die beiden Fälle zeigen beispielhaft, dass auch bei Vorliegen offensichtlicher
Risikofaktoren häufig erst ein Knochenbruch, im ersten Fall sogar erst
wiederholte Knochenbrüche dazu führen, dass eine leitliniengerechte
Diagnostik und Therapie der Osteoporose durchgeführt wird. Dies ist
insbesondere bei älteren Patienten, die sportlich aktiv sind, als hoch
problematisch anzusehen. Es ist daher aus orthopädischer und osteologischer sowie aus sportmedizinischer Sicht zu fordern, dass auch und gerade
körperlich aktive Senioren ab dem 60. Lebensjahr bzw. Seniorinnen mit
Eintritt in die Menopause in der sportmedizinischen Praxis auf Risikofaktoren hin überprüft werden und gegebenenfalls eine osteologische
Diagnostik und Therapie eingeleitet wird. Dies umso mehr bei Patienten
bzw. älteren Sportlern, die Risikosportarten wie alpinen Skisport und
Kontaktsportarten betreiben.
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Vitamin D nimmt unter den Vitaminen eine Sonderstellung ein. Es muss
nicht ausschließlich über die Nahrung aufgenommen werden, sondern
kann vom Körper in ausreichenden Mengen selbst produziert werden.
Die beiden wichtigsten Formen sind Vitamin
D3 (Cholecalciferol) und Vitamin D2 (Ergocalciferol). Während Vitamin D3 in der Haut aus
7-Dehydrocholesterol unter Einwirkung von
UV-B-Licht gebildet sowie aus ausgewählten
tierischen Quellen über die Nahrung aufgenommen wird, stammt Vitamin D2 aus pflanzlichen
Lebensmitteln, die jedoch kaum zur Vitamin
D-Versorgung beitragen. Vitamin D wird in der
Leber zu 25-Hydroxyvitamin D (Calcidiol),
danach in der Niere in die aktive Form
34
1,25-Dihydroxyvitamin D (Calcitriol) umgewandelt [24, 31, 32, 40, 69, 76]. Vitamin D übt
über Vitamin D-Rezeptoren (VDR), die in fast
jedem Gewebe des Körpers nachgewiesen
wurden, spezifische Wirkungen auf Zellen aus
und reguliert die Aktivität von über 6.000 Genen [7, 33, 47]. Aufgrund der chemischen
Struktur und der beschriebenen Eigenschaften
wird Vitamin D im engeren Sinne eher den
Steroidhormonen als den Vitaminen zugeordnet. Neben der Regulation des Kalzium- und
Phosphatstoffwechsels ließen die VDR-vermittelten Wirkungen von Vitamin D auf Muskelkraft, Leistungsfähigkeit, Entzündungsmarker
und Immunsystem das Interesse an diesen
Mikronährstoffen von Sportmedizinern und
Athleten in den letzten Jahren deutlich ansteigen
[49]. Zusätzlich wird eine präventive Wirkung auf
unterschiedliche chronische Erkrankungen (arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus, Autoimmunerkrankungen und bestimmte Krebsarten) postuliert [6, 13, 24, 33, 34, 40, 56, 57]
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reichende UV-B-Strahlung ist zudem abhängig
von der Tageszeit des Trainings. Morgens ist
z. B. eine längere Sonnenexpositionsdauer notwendig als mittags. Auch die Bewölkung und
Höhenlagen spielen entscheidende Rollen. Die
Verwendung von Sonnencremes (Lichtschutzfaktor 15 reduziert die endogene Vitamin
D-Synthese um 98 %), die Art der Kleidung
(Grad der Körperbedeckung, integrierter
UV-Filter) und ein dunkler Hauttyp beeinträchtigen die Vitamin D-Bildung. Zudem
nimmt die endogene Vitamin D-Synthese mit
dem Alter ab [31]. Daher kann ein Vitamin
D-Mangel auch bei Sportlern in Breitengraden
mit optimaler ganzjähriger UV-B-Intensität
südlich des 37. Breitengrades und bei Outdoor-­
Sportarten auftreten, z. B. beim American
Football oder bei Fußballspielern in England
und Katar [25, 27, 36, 44, 59].
Die Nahrung trägt mit 10-20 % zur Vitamin
D-Versorgung bei. Bei unzureichender endo­
gener Vitamin D-Synthese nimmt die Ernährung einen höheren Stellenwert ein. Doch über
die übliche Ernährung wird kein angemessener
­Vitamin D-Spiegel erreicht. Zusätzliche negative Effekte auf den Vitamin D-Spiegel zeigen
sich bei Sportlern in gewichtssensiblen Sportarten, bei Essstörungen und bei Vegetariern
sowie Veganern [24, 30, 33]. Eine Vielzahl von
Effekten ist bekannt, dazu liegen für Sportler
aber noch wenig Studiendaten vor.
Knochen/Stressfrakturen
Vitamin D-Versorgung
Der Mangel an Vitamin D ist ein weltweites
Phänomen, das nicht nur die Bevölkerung insgesamt, sondern auch Sportler im gleichen
Ausmaß betrifft. Studien zeigen, dass bei
26-94 % aller Sportler weltweit ein Vitamin
D-Mangel (<20 ng/ml) vorliegt [10, 14, 15, 16,
22, 27, 38, 41, 42, 47, 72, 74]. Die Vitamin
D-Versorgung ist abhängig von einer ausreichenden Bildung des Vitamins in unserer Haut
unter Einwirkung von UV-B-Licht. 80-90 %
unseres Bedarfes werden über diese endogene
Produktion abgedeckt, diese ist jedoch von
zahlreichen Faktoren abhängig. Das erklärt
z. T. das hohe Risiko einer unzureichenden
­Vitamin D-Versorgung bei Indoor-Sportarten
wie z.B. Basketball, Turnen oder Ballett. In der
endogenen Vitamin D-Synthese spielt die geografische Lage eine wesentliche Rolle. Nördlich des 37. Breitengrades (nördlich von Sizilien
oder San Francisco) reicht aufgrund des
f lacheren Einstrahlwinkels der Sonne die
­
­U V-B-Strahlung in den Wintermonaten nicht
aus, um ausreichende Mengen an Vitamin D in
der Haut zu produzieren. In Deutschland ist
dies der Zeitraum von Oktober bis März. Aus-
36
Über die Regulation des Kalzium- und
Phosphatstoffwechsels beeinflusst Vitamin D
die Knochenmineralisation bzw. -matrix. Ein
Vitamin D-Mangel steht in direktem Zusammenhang mit niedriger Knochendichte und
dem erhöhten Risiko für Stressfrakturen [68].
Bei Rekruten erhöhte sich das Risiko von
Stressfrakturen bei Vitamin D-Spiegeln unter
30 ng/ml. Bei weiblichen Jugendlichen zeigte
sich ein direkter Zusammenhang zwischen der
Vitamin D-Aufnahme und der Entwicklung
von Stressfrakturen in High-impact-Sportarten
[37, 57, 63, 65].
Muskulatur
Mit der Entdeckung des Vitamin D-Rezeptors
in der Muskulatur wurden verschiedene
­Wirkungen von Vitamin D auf das Muskelgewebe beschrieben, so die Erhöhung der muskulären Proteinsynthese oder die Regulation des
intrazellulären Kalziumstoffwechsels. In Studien konnte gezeigt werden, dass Vitamin
D-Mangel mit einer Myopathie (proximale
Muskelschwäche) sowie einer atrophischen Veränderung der Typ-II-Muskelfaser assoziiert ist.
Dies wurde bislang lediglich bei älteren Personen und Nichtsportlern beschrieben [5,11, 23].
Verletzungsrate und Effekte
auf die Heilung
Bei Footballspielern war die Rate an Muskelverletzungen invers mit dem Vitamin D-Spiegel
korreliert. Auch bei Balletttänzerinnen war ein
höherer Vitamin D-Spiegel mit einer niedrigeren allgemeinen Verletzungsrate verbunden
[55, 59]. Dieser Einfluss auf die Häufigkeit von
Sportverletzungen konnte auch bei gesunden
Erwachsenen nachgewiesen werden [18]. Zudem
unterstützen aktuelle Daten die Annahme, dass
Vitamin D die Heilungszeit bei Muskelverletzungen über eine Förderung von Zellwachstum
und -differenzierung sowie Inhibition der
Apoptose verkürzen kann [64].
Regeneration
Vitamin D-Supplementierung schützt im Tiermodell die Muskulatur unter hochintensiver
Belastung. Beim Menschen konnte darunter
eine verbesserte Regeneration des Muskelgewebes nach intensiver Belastung nachgewiesen
werden. Eine Vitamin D-Supplementierung zur
besseren Regeneration wird in Abhängigkeit des
Vitamin D-Spiegels des Sportlers empfohlen
[1, 3, 4, 12, 26, 49, 51]. Nach operativem Ersatz
des vorderen Kreuzbandes waren niedrige Vitamin D-Spiegel mit einer verzögerten Entwicklung der Muskelkraft in der Rehabilitation verbunden [2]. In diesem Zusammenhang ist es
wichtig zu wissen, dass die überwiegende Zahl
aller Patienten in einer orthopädischen Klinik,
unabhängig von Alter und Operationsindika­
tion, einen Vitamin D-Mangel aufwies [43].
Leistungssteigerung
Während einzelne Studien einen positiven
Einfluss von Vitamin D auf Reaktionszeit,
­
Balance, Maximalkraft, Sprintvermögen und
VO2max nachweisen konnten, zeigen mehrere
aktuelle Studien keinerlei Effekte einer V
­ itamin
D-Substitution auf Muskelkraft und -funktion.
Positive Effekte einer Vitamin D-Supplementierung auf die Muskulatur sind im Wesent­
lichen abhängig von der ausge­wählten Gruppe an
Sportlern, vor allem jedoch vom Ausgangswert
des Vitamin D-Spiegels [9, 19, 39, 21, 46, 70].
Die Therapie mit Vitamin D3 bei ausge­prägtem
Vitamin D-Mangel (<5 ng/ml) wirkt gegen eine
vorzeitige m
­ uskuläre Erschöpfung über die
Verbesserung der mitochondrialen oxidativen
Phosphory­wlierung [61].
Infektrate
Bei amerikanischen College-Sportlern war die
Infektrate umso niedriger, je höher der Vitamin
D-Spiegel lag. Bei finnischen Rekruten zeigte
sich bei einem Vitamin D-Spiegel von >40 ng/ml
eine signifikant geringere Anzahl an Fehltagen
durch obere Atemwegsinfekte [25, 29, 53, 54].
medicalsportsnetwork 07.15
Bei gesunden Erwachsenen halbierte sich das Risiko für Infekte der oberen
Atemwege, die Zahl von Fehltagen war deutlich geringer bei einem Vitamin D-Spiegel von über 38 ng/ml [58].
Optimale Vitamin D-Spiegel im Sport
Während das Institute of Medicine einen Vitamin D-Spiegel von >20 ng/
ml als ausreichend betrachtet, um das Auftreten von Rachitis bzw. Osteomalazie zu verhindern, treten viele positive Effekte für den Sportler bei
deutlich höheren Konzentrationen auf. Für die (Stress) Frakturprophylaxe und optimale Knochengesundheit gelten Wert von >40 ng/ml. Eine
optimale neuromuskuläre Funktion wird bei Konzentrationen von 50 ng/
ml angenommen [6, 52, 60]
Vitamin D-Substitution
Geeignete Messzeitpunkte für den Vitamin D-Spiegel sind Ende
September/Anfang Oktober (Maximalwert nach dem Sommer) oder
­
Ende März, dem Zeitpunkt des ohne Substitution erreichten ­Tiefpunkts
des Vitamin D-Spiegels. Dabei sollte die Konzentration von 25-OH-D
(Calcidiol) im Serum bestimmt werden. Die Speicherform gibt mit einer
Halbwertszeit von 19 Tagen wesentlich besser über den aktuellen Vitamin D-Status Auskunft als die aktive Form 1,25- Dihydroxyvitamin D
(Calcitriol) mit einer Halbwertszeit von lediglich wenigen Stunden. Ausgangswerte von 48 ng/ml 25-OH-D sind z. B. bei Fußballern im Bereich
des 37. Breitengrades notwendig, um am Ende des Winters – ohne Supplementierung von Vitamin D-Werte von 30 ng/ml aufzuweisen. (20) Um
dauerhaft einen Serumspiegel zwischen 30-60 ng/ml zu erreichen, wird es
in Abhängigkeit von Ausgangswert, Sportart und Trainingsort über den
­»UV-B-Winter« oder teilweise ganzjährig notwendig sein, Vitamin D zu
substituieren. Dabei sollte Vitamin D3 dem aus pflanzlichen Quellen
stammenden Vitamin D2 vorgezogen werden [8, 29, 66, 76]. In mehreren
Studien wurden bis zu 5.000 I.E./Tag Vitamin D3 über einen Zeitraum
von acht Wochen ergänzt, um einen Spiegel von 40 ng/ml zu erreichen.
Anschließend wird eine Erhaltungsdosis von 1000-2000 I.E./Tag
­gegeben [39, 14, 42].
Fazit
Die überwiegende Anzahl an Sportlern weist eine unzureichende V
­ itamin
D-Versorgung auf, unabhängig von Sportart und Aufenthaltsort [10, 14,
15, 16, 22, 27, 38, 41, 42, 47, 72, 74]. Die kosten­effektivste Methode, um
einen Vitamin D-Mangel zu verhindern, ist die adäquate Sonnenlichtexposition. In Deutschland ist dies praktisch jedoch nur von Mitte April bis
Anfang Oktober möglich. Bei unzu­
reichender endogener Vitamin
D-Synthese kann ein ausreichender Vitamin D-Spiegel über die übliche
Ernährung nicht sichergestellt werden. Es ist eine Vielzahl von positiven
Effekten von Vitamin D bei Sportlern belegt. Eine direkte leistungssteigende Wirkung konnte bislang jedoch – ausgenommen in Situation mit
ausgeprägtem V
­ itaminmangel – nicht gesichert werden. Optimale Spiegel von Vitamin D liegen für den Sportler bei 40-60 ng/ml [6, 60]. Häufig ist es notwendig, Vitamin D in Form von Vitamin D3 zu substituieren, wobei Dauer und Dosis von individuellen Faktoren abhängen. Auch
weitere Mikronährstoffe wie z. B. Vitamine, Mineralstoffe und essenzielle Fettsäuren können bei Sportlern ergänzend sinnvoll sein. E
­ mpfohlen
wird, dass jeder Sportler zumindest einmal im Jahr seinen 25-OH-DSpiegel bestimmen lässt. Der ideale Testzeitpunkt dafür ist der frühe
Herbst.
Literatur beim Autor und bei seinem Artikel auf www.medicalsportsnetwork.de
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vorbehalten. Das ist nun Geschichte. Mit dem
4E medical-System wird das medizinisch- therapeutische Training kompakter, zuverlässiger und
effizienter.
Größter Vorteil: Erstmals ist ein vollautomatisches Trainingssystem mit Isokinetik auch in
medizinischen Trainingseinrichtungen implementierbar, die in der Lage sind, ihre Leistungen über die Krankenkasse abzurechnen. Die
Entwicklung von 4E medical ist ein Wendepunkt in der Geschichte des medizinischtherapeutischen Trainings und setzt neue Maßstäbe. Nach einem vergleichbaren Konzept
haben Therapeuten und Patienten bisher vergeblich gesucht. Was praktisch revolutionär ist:
Alle Geräte ermöglichen das Training mit vier
unterschiedlichen Widerständen – isometrisch,
isotonisch, höher-exzentrisch und, ganz ohne
Umbaumaßnahmen, auch isokinetisch. „Die
neue Serie verbindet das unvergleichliche
gym80-Trainingsgefühl mit neuesten Erkenntnissen der Medizin-Therapie“, sagt Arie van
Winkelhof, Geschäftsführer des Gelsenkirchener
Kraftgeräteherstellers gym80. „4E macht das
medizinisch-therapeutische Training so verlässlich vielseitig und einzigartig wie nie zuvor.“
Grundidee & Herzstück
Es ist die Suche nach dem perfekten Widerstand, die Therapeuten, Mediziner und Produktentwickler schon immer beschäftigt hat.
Die Grundidee: Der Widerstand soll während
des Trainings so verändert werden, dass der
Kraftaufwand praktisch gleich bleibt. Das erhöht den Reha- und Trainingserfolg, ohne die
Muskeln zu überlasten. Sobald der Patient in
der Lage ist die Schwerkraft zu überwinden,
greift die Therapie auf das 4E-System. Herzstück der neu entwickelten Geräteserie des
Gelsenkirchener Kraftgeräteherstellers gym80
ist die patentierte ETFM-Motorentechnologie.
38
Das intelligente System erkennt im IsokinetikModus die Leistungsfähigkeit des Patienten
und reguliert die Widerstände in Echtzeit. Die
Muskelkraft wird gleichbleibend in jeder
Winkelstellung optimal ausgeschöpft. Der
Motor stellt Sitz- und Hebelarmpositionen
innerhalb von Sekunden genau ein, Trainingsintensität und Widerstandsart werden vollautomatisch abgerufen. Dies geschieht in
Kombination mit der gym80-Software für Trainingsplanung, -dokumentation und -begleitung,
die in enger Zusammenarbeit mit der Firma
aktivKONZEPTE AG entwickelt wurde. Das
System bietet auch Therapeuten ganz neue
Möglichkeiten. „Mit 4E sind die Voraussetzungen dafür gegeben, dass der Therapeut nach
eigenem Ermessen sogar mehrere Patienten
gleichzeitig betreuen kann.“, sagt Karsten
Jahns, Produktmanager bei gym80 „Damit ist
die Serie auch wirtschaftlich hoch interessant.“
Natürlich erfüllen alle Geräte aus der 4E-Serie
auch die Anforderungen des Medizinproduktegesetzes. Sie bieten ein vollautomatisiertes, abwechslungsreiches Training, was über die
Krankenkassen abgerechnet werden kann. „4E
wird die Welt des medizinisch- therapeutischen
Trainings nachhaltig verändern“, sagt auch
Arie van Winkelhof. Da war sich auch die Jury
des „Plus X Award“ sicher, die 4E im Jahr 2015,
nicht nur mit fünf Plus X-Gütesiegeln, sondern
auch als „Produkt des Jahres“ ausgezeichnet
hat. Mit zehn motorisierten Trainingsstationen
bietet 4E medical Vorteile für alle Beteiligten.
Die neue Serie besteht aus bis zu zehn motorisierten Trainingsstationen. Dazu zählen: Kniebeuger, Kniestrecker-sitzend, Bauchmaschine,
Rückenstrecker, Rudern sitzend, Rumpfstemme,
Bizeps, Stützstemme, Funktionsstemme und
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Patienten profitieren vom unvergleichlichen
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Erfolge im Wettkampf, nicht zuletzt im
Mannschaftssport, sind kein Zufall, sondern
das Ergebnis präziser Leistungsentwicklung
eines jeden einzelnen Spielers. Deswegen
setzen immer mehr Trainer und Sportmediziner
auf die Unterstützung elektronischer FitnessTracking-Systeme.
Waldläufe? Medizinbälle? Oder Buddha-Statuen
im Vereinsheim? Wie man Mannschaften am
besten zu Höchstleistungen bringt, darüber streiten sich Experten und Fans nur zu gern; egal ob
beim Fußball, Volleyball, Basketball oder Eishockey. Unstrittig ist hingegen, dass zu modernen Trainingsmethoden im Spitzensport heute
elektronisches Gerät gehört, mit dem die Leistungsentwicklung einzelner Spieler und ganzer
Teams sehr genau gemessen werden kann.
Nebenbei geben die auch Auskunft darüber, wie
effizient die Lieblingsübungen mancher Trainer
wirklich sind. Medizinwissenschaftliche Untersuchungen und technisches Gerät haben bereits
seit einiger Zeit Einzug in Fußball- und Football-Stadien, Eishockey-Hallen und Basketball-Arenen gehalten. Zu Recht: Denn für die
Planung eines möglichst effektiven Trainings
ist die Unterstützung durch objektive Messdaten äußerst hilfreich – sowohl zum Erreichen
des besten Input-Output-Verhältnisses als auch
zum Schutz der einzelnen Leistungssportler,
40
die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Denn
wer kann schon beurteilen, wie viele Trainingseinheiten zwischen eng getakteten Wettbewerben wirklich sinnvoll und noch leistungsfördernd sind? Wer kann vorhersagen, an welchem
Punkt in der Saison ein weiteres Verschieben
der Belastungsgrenze in eine Überforderung
umkippt? Und wer übernimmt die Verantwortung dafür, ob und wann ein verletzter oder erkrankter Spieler schon wieder voll einsatzfähig
ist? Fragen wie diese müssen Coaches, Fitnesstrainer und Mediziner glück licherweise heute
nicht mehr aus dem Bauch heraus beantworten.
Denn Fitness-Tracking-Tools gibt es mittlerweile nicht nur für Einzelathleten, sondern auch
für viele Mannschaftssportarten. Systeme wie
Polar Team Pro können die Leistung gesamter
Teams während des Trainings erfassen, sodass
der Trainerstab die Fitnesskurven der Spieler
sowohl in den laufenden Einheiten auf dem iPad
verfolgen als auch anschließend im Detail am
Rechner analysieren kann.
Sportler als Kabelträger?
Nicht mehr nötig!
Um Profile physischer Fitness zu erstellen, sind
heute keine Kabel oder zusätzlichen Trainingswesten mehr erforderlich. Es genügt ein
38-Gramm-leichter All-in-one-Sensor, der
weltweit kleinste seiner Art, den die Spieler an
einem schmalen Soft-Brustgurt tragen. Diese
kleine Power-Station ist vollgepackt mit leistungsstarker Hochtechnologie: Neben dem
GPS-Empfänger für die Lokalisierung zählen
zur Grundausstattung ein Bewegungssensor
mit Accelerometer (Beschleunigungsmesser),
Gyroskop (Kreiselstabilisator) und digitalem
Kompass sowie ein Herzfrequenzmesser, um
die erforderlichen Daten zur Leistungsmessung
zu erfassen.
Intelligentes und effektives Training
Aus dem Zusammenspiel dieser Soft- und
Hardware ergibt sich ein aussagekräftiges Bewegungs- und Belastungsprofil jedes einzelnen
medicalsportsnetwork 07.15
Buchtipps
Spielers: Wie weit ist er insgesamt gelaufen? Welche Laufwege hat er
genau genommen? Wie oft hat der Sportler dabei zu Sprints angesetzt?
Wie schnell konnte er auf einer bestimmten Distanz beschleunigen?
Wie schnell erholen sich die einzelnen Teammitglieder nach Höchstbelastungsphasen? Welche Hinweise gibt mir die jeweilige Herzfrequenz im Verhältnis zu den verschiedenen Trainingseinheiten auf den
aktuellen Fitnesszustand? Fragen, die selbst ganze Trainerstäbe unmöglich beantworten könnten, hätten sie nicht die objektiven Daten
schon während des Trainings direkt vor sich auf dem iPad. Auf dem
Tablet werden mit der Team Pro App die Echtzeit-Daten von bis zu
60 Spielern – übrigens indoor wie outdoor mit einer Reichweite von
200 Metern – sofort zusammengespielt. So können die Verantwortlichen unvorhergesehene Überbelastungen einzelner Spieler oder des
gesamten Teams vermeiden und den Trainingsverlauf umgehend anpassen, um Verletzungsrisiken zu begrenzen. Eine gute Investition,
wenn man bedenkt, wie leicht der Ausfall eines Spielers ja nicht nur für
den Sportler selbst, sondern auch für den Verein zu wirtschaftlichen
Einbußen führen kann.
Team Pro Web Service für tiefergehende Analysen
Im Anschluss an die Übungseinheiten auf dem Platz steht in der Regel
die detaillierte Auswertung der Daten am Laptop oder PC auf dem
Programm. Der von Polar zur Verfügung gestellte Team Pro Web Service bietet die Möglichkeit, verschiedenste Berichte bequem über Filteroder Suchfunktionen abzurufen, zu erstellen und mit anderen zu teilen.
Das können wöchentliche oder monatliche Berichte sein, aber auch
Reports der gesamten Saison zu ausgewählten oder allen Spielern.
Herzschlag frequenz und Geschwindigkeitsprofil werden als Linienbzw. Kurvendiagramm dargestellt oder in einer Excel-Tabelle ausgegeben, während die Bewegungs- bzw. Laufprofile am eingängigsten auf
den mehr farbigen Wärmebildern zu erkennen sind. In der individuell
gewünschten Tiefenschärfe erhalten Fitness- und Ausdauercoaches sowie das medizinische Personal einen genauen Überblick darüber, ob die
angestrebten Verbesserungen und Leistungssteigerungen erreicht wurden, welcher Spieler noch Defizite hat und ob die Erholungsphasen
ausreichend lang waren. Letztendlich lassen sich auf dieser Basis sogar
leichter Entscheidungen fällen, wenn es um den Einsatz von zwei subjektiv betrachtet gleichwertigen Spielern beim nächsten Match geht.
Und der einzelne Sportler kann anhand der objektiven Messgrößen
gegebenenfalls leichter nachvollziehen, warum der Trainer jemand anderem den Vorzug gibt. So sorgen Systeme wie Polar Team Pro nicht
nur für größere Effizienz, sondern auch für mehr Transparenz nach der
Kurzformel: Messen, um sich zu messen. Ein durchaus positiver Nebeneffekt: Denn wer den Aktiven während oder nach dem Training direkt
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Functional Fitness – That’s it!
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Functional Training ist eine revolutionäre neue Trainingsmethode aus
den USA – mit uralten Wurzeln. Schon im antiken Griechenland und
in Rom wurde es in Sport, Militär und sogar bei der Gladiatorenausbildung eingesetzt. Vor allem, weil man es speziell auf die jeweilige Anforderung maßschneidern konnte. Das moderne Functional Training hat
seine Wurzeln in der Rehabilitation und ist das beste Training für Ihr
tägliches Leben. „Functional Training“ enthält Übungen, die direkt auf
diejenigen Aktivitäten ausgerichtet sind, die Sie in ihrem täglichen
Leben brauchen, um gesund, fit und erfolgreich zu sein. Egal ob Sie ein
vielbeschäftigter Geschäftsmann sind, dem Beruf schon adieu gesagt
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durch jahrzehntelange Trainertätigkeiten
selbst erarbeitet hat.
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Enthesiopathien II
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Mit „Enthesiopathien II“ ist die sechste Publikation in der Reihe
„Stoßwellentherapie in der Praxis“ erschienen. Ärzte, Physiotherapeuten
und Sportwissenschaftler erhalten darin wertvolle Hinweise und
Anregungen für die tägliche Arbeit am Patienten. Im Vergleich zum
Vorgängerband „Enthesiopathien“ ist der Schwerpunkt des neuen Buches
die Behandlung von Enthesiopathien/Tendinopathien speziell mit der
radialen Stoßwellentherapie (RSWT). In einem umfassenden Praxis-Teil
informiert „Enthesiopathien II“ über Indikationen und Therapieempfehlungen zur radialen Stoßwellentherapie. Zahlreiche farbige Abbildungen
und Grafiken tragen zum besseren Verständnis bei und veranschaulichen
einzelne Aspekte. Darüber hinaus vermittelt
das Buch wichtiges Hintergrundwissen:
Behandelt werden u. a. Themen wie der
Wirkmechanismus von Stoßwellen, Studienlage, diagnostische Sonografie, Auswirkungen mechanischer Einflussnahme auf den
Muskel-Sehne-Komplex sowie Kontraindikationen. In einem abschließenden Sonderkapitel werden detailliert ergänzende Übungen zur Stoßwellentherapie beschrieben.
Level10 Verlag 2015
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