Dr.-Ing. Thomas Niendorf

Verleihung des
Heinz Maier-Leibnitz-Preises 2015
Laudatio auf den Preisträger
Dr.-Ing. Thomas Niendorf
Berlin, 5. Mai 2015
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DFG
Verleihung des Heinz Maier-Leibnitz-Preises 2015
Laudatio auf Dr.-Ing. Thomas Niendorf
Berlin, 5. Mai 2015
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Ob in der Luftfahrttechnik, dem Automobilbau oder für moderne Implantate in der Biomedizin
– Metalle in die richtige Form zu bringen, ist in vielen Industrien elementar. Doch ebenso
wichtig ist es, dass die eingesetzten Werkstoffe dann auch „in Form“ bleiben. Das ist nicht
immer der Fall, wenn man beispielsweise an Blechschäden bei Autos denkt. Wie sich Metalle verformen, ist das zentrale Thema des Preisträgers Dr. Thomas Niendorf – doch es
geht ihm weniger um das Wirken roher Kräfte als um schleichende Prozesse. Angesiedelt in
den Ingenieurwissenschaften und der Werkstofftechnik arbeitet Herr Niendorf zu zyklischen
Ermüdungsbelastungen an einzelnen Bauteilen. Dazu analysiert er die daran beteiligten Mikrostrukturen und versucht sie mit passgenauen Fertigungstechnologien und Prozesstechniken so zu optimieren, dass sie „schadenstolerant“ werden.
Thomas Niendorf hat von 1999 bis 2005 Maschinenbau in Paderborn studiert und entschied
sich im Anschluss für eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Werkstoffkunde der Universität Paderborn. In diesem Kontext beschäftigte er sich mit ultrafeinkörnigen Werkstoffen und deren mechanischen Eigenschaften. Innerhalb von knapp fünf Jahren
hat er dann mit Auszeichnung zum Thema „Ermüdungseigenschaften ultrafeinkörniger kubisch raumzentrierter Werkstoffe – Einfluss der Mikrostruktur“ promoviert. Nach dem Wechsel seines damaligen Chefs Professor H. J. Maier von Paderborn nach Hannover hat er für
ein gutes halbes Jahr vertretend den Lehrstuhl geleitet, ehe er im April 2014 an die TU Bergakademie Freiberg kam. Am Freiberger Institut für Werkstofftechnik leitet er nun die Emmy
Noether-Nachwuchsgruppe „Funktional gradierte Strukturen auf Basis hochmanganhaltiger
Eisenbasiswerkstoffe – Vom TWIP-Effekt zur Superelastizität“.
Direkt nach der Promotion hat Herr Niendorf sein erstes eigenes DFG-Projekt zum Ermüdungsverhalten von hochmanganhaltigen TWIP-Stählen eingeworben. Dieser Erfolg ist vermutlich einerseits auf die sehr gute Schule zurückzuführen, in der Herr Niendorf das wissenschaftliche Arbeiten gelernt hat, andererseits aber auch auf seine bereits zu diesem Zeitpunkt anerkannte Expertise auf dem Gebiet der Materialermüdung. Dazu haben unter anderem zahlreiche Veröffentlichungen in internationalen Zeitschriften und auch Patentanmeldungen beigetragen. Er wird national und international als ausgewiesener Experte für das Ermüdungsverhalten von metallischen Werkstoffen geschätzt.
Dabei schlägt das wissenschaftliche Herz von Thomas Niendorf nicht nur für die Ermüdung
metallischer Werkstoffe, sondern auch für Formgedächtnislegierungen, Werkstoffe und Bauteile, die additiv verarbeitet und gefertigt werden. In diesem Gebiet ist Herr Niendorf in doppelter Weise perfekt aufgestellt, da er einerseits an Eisen-basierten Legierungen forscht, die
kostengünstig auch für eine breite Anwendung hergestellt werden können, und andererseits
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an Hochtemperatur-Formgedächtnislegierungen wie Titan-Tantal- oder kurz Ti-Ta-Legierungen, die sich offenbar besonders gut für kompakte, funktionale Bauteile mit Anwendung im
Hochtemperaturbereich eignen. Für diese Legierungen hat Herr Niendorf einen zuvor unbekannten Selbstheilungsmechanismus erforscht und erstmalig erklären können.
Nahezu spielerisch und mit großem Erfolg wandelt Herr Niendorf zwischen der eher grundlagenwissenschaftlich orientierten Welt der Metallphysik und Werkstofftechnik und dem eher
anwendungsorientierten Maschinenbau. Bei seiner Grundlagenforschung verliert er die technologischen Aspekte und Anwendungen nicht aus dem Blick, die ingenieurwissenschaftlich
hoch relevant sind.
Mit dem Heinz Maier-Leibnitz-Preis an Herrn Dr. Thomas Niendorf würdigt die Deutsche Forschungsgemeinschaft sein bisheriges wissenschaftliches Wirken im Fachbereich der Werkstofftechnik und seine herausragenden Arbeiten zur Ermüdung metallischer Werkstoffe und
zu Formgedächtnislegierungen.
Ihnen, lieber Herr Niendorf, gilt mein herzlicher Glückwunsch zu dieser Auszeichnung!